-
Rund um die Welt mit dem Vizepräsidenten (4. Teil)Der Wachtturm 1957 | 15. Oktober
-
-
werden sollte, wurde wegen ihres schwierigen Textes der Ami-Dolmetscher durch Chen Ah Pang ersetzt. Der chinesischen Übersetzung Satz um Satz folgend, gab Bruder Chen auf Grund einer gedruckten japanischen Übersetzung den Inhalt der Resolution in der Ami-Sprache wieder. Ehe er ganz fertig war, ging das Licht aus, und alle Versammelten saßen im Dunkel einer mondscheinlosen Nacht. Doch sofort blitzten Taschenlampen auf und beleuchteten die Manuskripte, und Kerzen wurden auf dem Podium angezündet, und so ging die Darlegung der Resolution weiter und kam zu ihrem Ende. Bruder Chen stellte in der Ami-Sprache den Antrag auf Annahme der Resolution; der Bezirksdiener der Gesellschaft unterstützte als Kongreßdiener die Annahme. Der Vizepräsident stellte nun einer nicht mehr sichtbaren Zuhörerschaft die Frage hinsichtlich ihrer Annahme, und getreulich ertönten aus der Finsternis das laute Ja in der Ami-Sprache und auch herzhafter Beifall. Und niemand anders als die Polizei selbst schloß sich diesem an! Gut so! Nach einigen Minuten gab es wieder elektrischen Strom, doch bald wurde er wieder unterbrochen, nachdem die Menge zum Schluß einen Vers des Liedes „Begrüßet alle“ gesungen hatte. Das Schlußgebet wurde bei Kerzenlicht begonnen. Dann gab es bis 21 Uhr wieder elektrisches Licht, worauf der Strom nochmals ausging, da die Veranstaltung nicht über diese Zeit hinaus dauern sollte. Die große Zuhörerschaft ging in der Dunkelheit auseinander, aber wir wußten, daß alle in Sicherheit zu ihren Ruhestätten in die Häuser der Nachbarschaft geführt wurden.
Der Sonntag, der 20. Januar, dämmerte, und es war kühl und klar. Vor dem regulären Programmbeginn trat der Vizepräsident auf die Bühne und gab während etwa 20 Minuten für diejenigen, die schon auf ihren Plätzen saßen, ein Mundharmonikakonzert, indem er unter dem Beifall der erfreuten Kongreßteilnehmer Königreichslieder spielte. Der neue Zweigdiener, Paul Johnston, begann die Ansprachen dieses Tages mit einem guten Vortrag über „Gottes Königreichsvorhaben“. Hierauf folgte die Ansprache des Vizepräsidenten, durch die alle ermuntert wurden, in Jehovas Neuer-Welt-Gesellschaft zu verharren und in ihrem Herzen im Einklang mit seinem Vorhaben zu bleiben. Es waren nun 1964 Personen zugegen. Der öffentliche Vortrag „Der Friede einer neuen Welt in unseren Tagen — Warum?“ sollte am frühen Nachmittag um 14 Uhr stattfinden, damit der Redner noch mit dem Nachmittagszug nach Hualien zurückfahren konnte. Viele Kongreßteilnehmer waren von entfernten Teilen der Insel hergekommen, und auch sie mußten früh abreisen, um auf der Heimreise an jenem Tage noch ihre Anschlußzüge zu erreichen. Dessenungeachtet versammelten sich 1666 Personen; viele von ihnen waren Interessierte vom Orte, um sich zur angekündigten Stunde den öffentlichen Vortrag anzuhören.
Unter den Anwesenden befanden sich auch Stammesangehörige aus den Bergen. Diese Tatsache zeugte davon, daß die Königreichsbotschaft schließlich auch in das gefährliche Gebiet der Berge getragen worden war, zu dem die Regierung gegenwärtig den Zugang verbietet. Früher gab es unter den dortigen Bergbewohnern Kopfjäger, und es geschehen dort immer noch unerlaubte Dinge. Aber jetzt sind dort oben in den Bergen etwa dreißig Stammesangehörige in die Wahrheit gekommen, und Bruder Franz hatte nach seinem öffentlichen Vortrag das einzigartige Vergnügen, dreien von ihnen besonders vorgestellt zu werden.
Der öffentliche Vortrag war nah und fern durch ein äußerst wirkungsvolles Bekanntmachungsmittel, nämlich durch das Wort von Mund zu Mund, bekanntgeworden. Die Anwesenden waren hocherfreut, maßgebende Beweise aus der Schrift zu hören, daß der Friede einer neuen Welt in unseren Tagen kommen wird. Obwohl tiefhängende Wolken mit Regenschauern drohten, saßen die Zuhörer aufmerksam auf den Bänken draußen im Freien und nahmen den Regenguß geistiger Wahrheiten begierig in sich auf. Die getreue Übersetzung der Ansprache durch die chinesische Schwester und den Bruder vom Ami-Stamm ermöglichte es ihnen, sie zu verstehen. Diese beiden Übersetzer waren unermüdlich am Werke gewesen, Gottes Botschaft vom Podium aus den Anwesenden in Sprachen zu übermitteln, die sie verstehen konnten. Umständehalber sprach der Redner des öffentlichen Vortrages auch die Schlußworte der Ermahnung und des Abschieds, denen ein Anflug von Traurigkeit anhaftete. Nach einem besonderen Schlußgebet blieben die Versammelten noch auf ihren Plätzen, während Bruder Franz, die fünf Missionare und die chinesische Übersetzerin, die jetzt mit ihm abreisen mußten, ihr Gepäck aus dem nahen Hause holten. Als sie dann an der Bühne vorbeigingen, um das Kongreßgelände zu verlassen, begannen alle Anwesenden Abschied zu winken. Es fiel schwer, wegzugehen, aber es war ein schönes Gefühl, zu wissen, daß diese Brüder, die dort in Chih Shang zurückgelassen wurden, ein fester Bestandteil der Neuen-Welt-Gesellschaft sind und sich in der Anbetung und im Dienste Jehovas mit uns eins fühlen.
Wir übernachteten in einem Hotel japanischen Stils in Hualien, und am Montagmittag flogen wir sieben nach Taipeh. Hier hatten wir noch Zeit, das Missionarheim zu besuchen, wo das neue Zweigbüro eingerichtet wird, und dann eine Rikscha zu nehmen, in der wir, um die Stadt zu besichtigen, eine Stunde lang durch Taipeh fuhren. Wir fuhren hauptsächlich durch die typischen Eingeborenenviertel dieser Hauptstadt. Am folgenden Morgen sagten der Bezirksdiener und der Vizepräsident den fünf Freunden am Flugplatz auf Wiedersehen und bestiegen das Flugzeug, um nach Japan zu fliegen. Es war eine herzerfreuende Nachricht, zu hören, daß vor etwas mehr als einer Woche im Rahmen einer Hilfsaktion 78 Kisten im Hafen von Kilung in der Nähe von Taipeh eingetroffen waren, die nahezu 7500 kg Kleider enthielten, welche an die bedürftigen Brüder auf Formosa verteilt werden sollten, damit sie die gute Botschaft des Königreiches auf angenehmere und wirkungsvollere Weise predigen können. Die Verpackungskisten selbst eignen sich gut zur Herstellung von Stühlen für den Königreichssaal usw.
OKINAWA
Von Taipeh, Formosa, bis Okinawa, jener historischen Insel, die vom zweiten Weltkrieg her bekannt ist, war die Reise nur ein Katzensprung, denn sie dauerte nur eine Stunde und vierzig Minuten. Wir flogen in einer Höhe von 2700 Metern über Formosas nördliche Gebirge, über ein Wolkenmeer und später über einige liebliche Inseln, und dann näherten wir uns auf unserem Wege nach Japan einem Zwischenlandeplatz. Unser Flugzeug berührte ungefähr ein Viertel nach 12 Uhr mittags, Okinawa-Zeit, den Boden. Es waren etwa zwanzig Brüder aus der Versammlung Okinawa hierher zum Flugplatz Naha gekommen, um den kurzen Aufenthalt des Vizepräsidenten der Watch Tower Society und des Bezirksdieners vom japanischen Zweigbüro, das die geistige Aufsicht über Okinawa innehat, angenehmer zu gestalten. Wir hofften, daß sie da sein würden, und sie enttäuschten uns nicht. Wir verbrachten etwa eine Stunde mit diesen viel Herzlichkeit an den Tag legenden Brüdern, die von verschiedener Nationalität waren und in jenem Inselgebiet ein vorzügliches Zeugnis geben. Die meisten Königreichsverkündiger sind Eingeborene von Okinawa, und während des vorhergehenden Monats, im Dezember, hatten die zwanzig Versammlungsverkündiger im Durchschnitt je 92 Zeitschriften in die Hände der Menschen gelegt, die sie in ihrem Felddienst antrafen. Vor kurzem traten auch drei Hausfrauen von Okinawa in den allgemeinen Pionierdienst ein und erleben große Freude in dieser Vollzeitverkündigung des Königreiches Gottes.
TOKIO UND KIOTO, JAPAN
Kurz vor 13 Uhr saßen Bruder Franz und der Bezirksdiener Adrian Thompson wieder im Flugzeug. Etwa drei Stunden später erwachte in uns ein intensives Interesse, als der schneebedeckte Fudschi oder Fudschijama in der Ferne auftauchte und sich vom dunstigen Abendhimmel abhob. Aber noch ehe unser Flugzeug zu einer ihm direkt gegenüberliegenden Stelle kam, flogen wir über die Insel Oschima mit ihrem Vulkan Mihara, der in dem winterlichen Klima rauchte. Während die Sonne schnell unterging, hob sich die Silhouette des Fudschi vom dunkel werdenden Himmel ab. Unser Flugzeug landete kurz nach 17 Uhr auf dem internationalen Flugplatz von Tokio, der jetzt einer der modernsten der Welt ist. Etwa drei Stunden später befanden sich die beiden Reisenden schon wieder in einem anderen Flugzeug in der Luft, schauten hinab auf die weitverstreuten Nachtlichter der japanischen Hauptstadt und flogen eilends südwestwärts nach Osaka, dem geschäftlichen Zentrum des Landes. Diese Stadt zählt etwa 3,5 Millionen Einwohner. Da sie an Flüssen und Brücken reich ist, ist sie als das „japanische Venedig“ bekannt. Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden Fluges landeten wir auf dem Flugplatz von Osaka. Dort waren der japanische Zweigdiener und die Frau des Bezirksdieners zur Stelle und begrüßten uns freudig. In dieser späten Abendstunde war nun der erste Tag des Landeskongresses der Zeugen Jehovas in Kioto, 80 km weiter nördlich, beendet, und es waren 386 Zeugen und Menschen guten Willens zugegen gewesen. Dies war ein dreitägiger Kongreß, der mitten in der Woche, nämlich vom Dienstag bis Donnerstag, vom 22. bis 24. Januar, stattfand.
Wir reisten am Mittwoch, dem 23. Januar, zu vorgeschrittener Morgenstunde in einem Auto von Osaka ab. Ehe wir die interessante Stadt verließen, statteten wir dem Schloß in Osaka einen Besuch ab; es ist ein schönes Gebäude, das aus der Zeit der Feudalherrschaft Japans stammt. Dieses Schloß war die letzte Festung, die genommen wurde, als Japans Feudalkämpfe im Jahre 1615 endeten. Wir fuhren nach Kioto, wobei wir einen Umweg über Japans südöstlich gelegene alte Hauptstadt Nara machten, von wo aus das Land bis zum Jahre 794 regiert wurde. Hier nahm der Buddhismus, der zuerst von Korea herkam, in Japan seinen Anfang. Wir statteten dem Todai-ji einen kurzen Besuch ab. Dies ist ein Tempel, der im Jahre 752 errichtet wurde und der als der sogenannte Kathedrale-Tempel aller Provinz-Tempel von ganz Japan bekannt ist. In diesem mächtigen, hölzernen Bauwerk sitzt Daibutsu (der Große Buddha), ein Kolossalstandbild, das in Bronze gegossen ist und nahezu 500 Tonnen wiegt. Seine Daumen sind 1,63 Meter lang, und seine rechte Hand, größer als ein Mann, erhebt sich segnend, ähnlich wie der Papst der katholischen Kirche die Hand erhebt, wenn er seine religiöse Herde segnet. Das Eingangstor zu diesem Hauptgebäude oder Kondo wird von wildaussehenden Kriegerbildern (nio), Darstellungen von Dämonen, bewacht. Dieser grimmig aussehende Tempel ist jedoch von einem schönen Park umgeben, in dem viele Kirschbäume stehen und in dem Rehe friedlich äsen, die uns Besuchern sogar aus der Hand fraßen.
(Fortsetzung folgt)
-
-
Jehova wacht und sorgtDer Wachtturm 1957 | 15. Oktober
-
-
Jehova wacht und sorgt
● „Die Worte in dem Buche [Faith on the March — Der Glaube im Vormarsch] erinnern uns daran, daß unser großer Gott und Vater im Himmel die Szene beobachtet und die kennt, die ihm gehören, und daß er ihnen zu allen Zeiten ohne Fehl seine zarte Barmherzigkeit erweist und in Liebe für sie sorgt.“ — A. K., Washington, D. C.
-
-
New York City und die ReligionDer Wachtturm 1957 | 15. Oktober
-
-
New York City und die Religion
● Wie ist es um die Religion in der Stadt New York bestellt? In der Ausgabe vom 11. Februar 1957 gab die Zeitschrift Time die Antwort. Von den 8 000 000 Einwohnern New Yorks sind 27 % römisch-katholisch, 10,6 % Juden, 7,5 % Protestanten und 54,9 % sind mit keiner Religion verbunden.
-