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  • Wir wollten dort dienen, wo Hilfe dringend not tat
    Der Wachtturm 1958 | 15. August
    • Wir wollten dort dienen, wo Hilfe dringend not tat

      Von einem Ehepaar auf einer pazifischen Insel

      IM Jahre 1951 hörten meine Frau und ich zum erstenmal etwas von dem großen Predigtwerk, das auf den Inseln des pazifischen Ozeans durchgeführt wurde. Wir entschlossen uns, weil voreingenommene Behörden christliche Missionare die Inseln zur Durchführung ihres Königreichsdienstes nicht betreten lassen wollten, diesen demütigen Leuten die gute Botschaft über Christus und sein Königreich zu bringen. Wir empfanden warme Liebe zu ihnen und nahmen uns aufrichtig vor, uns durch nichts daran hindern zu lassen, ihnen die Wahrheit zu Gehör zu bringen. Daher packten wir all unsere Besitztümer zusammen und richteten unsere Aufmerksamkeit auf die Inseln.

      Ich verbrachte zwei Monate damit, eine Stelle zu suchen. Ich versuchte es mit allen möglichen Mitteln, Agenten und Firmen. Nichts war erhältlich. Dann, eines Tages, stellte mich ein Beamter vom Departement des Auswärtigen einem Personalbeamten einer großen Organisation vor, die auf einer der Inseln tätig ist. Ich stellte mich als Radiotechniker vor, und nach zweistündiger schwerer Prüfung hatte ich das Versprechen in der Tasche, eine Stelle zu bekommen. Es erforderte aber ziemlich viel Zeit, bis ich den Posten beziehen konnte. Mittlerweile suchten wir alle unsere Dinge zusammen und brachten die Steuerpapiere in Ordnung. Auch unterzog ich mich einer ärztlichen Prüfung, die der Arzt der Firma durchführte; sie war überaus gründlich, denn der Arzt sagte, es sei für mich unweise, in die Tropen zu gehen. Ich erzählte ihm, wie schwer ich während der letzten paar Wochen gearbeitet hätte und daß ich mich pflegen würde, wenn ich erst einmal dort sei. Er sah, daß ich entschlossen war, dort hinzugehen, und so erklärte er mich dafür als tauglich.

      Dies hört sich alles ganz einfach an, doch war es in Wirklichkeit äußerst schwierig. Ich weiß, daß ich die Sache verschiedene Male hätte aufgeben können, wenn ich meine Anstrengungen nicht mit solcher Entschlossenheit fortgesetzt hätte. Da ich und meine Frau Pioniere waren, fragte ich mich, ob es denn auch richtig sei, eine einträgliche weltliche Beschäftigung aufzunehmen. Aber wir beide wußten, daß ‚Gehorsam besser ist als Opfer‘. Und nun, nach Verlauf vieler Jahre, danken wir Jehova immer wieder von ganzem Herzen für seine Leitung und für all die vielen erhaltenen Segnungen. Unser Freudenbecher ist bis zum Überfließen gefüllt worden, seitdem wir hier hergekommen sind.

      Ich reiste allein nach der Insel ab. Meine Frau wartete in Sydney, bis ich eine Unterkunft für uns gefunden hatte; und sie zu beschaffen war in der Tat sehr schwierig. Ja, dies ist immer noch ein schwieriges Problem hier. Aber die Entschlossenheit, verbunden mit Freundlichkeit, und auch Inserate halfen mit, schon in sechs Wochen eine nette, komfortable Wohnung zu finden. Meine Frau kam dann ebenfalls hier her, und wir zogen in eine Privatwohnung ein. Obwohl ich kein geringes Salär bezog, brauchten wir während der ersten vier Monate alles Verdiente für den Lebensunterhalt und für Miete. Aber was schadete das? Waren wir nicht auf einer der Inseln und sahen eine Menge Leute um uns her, von denen keiner ein Zeuge Jehovas war?

      Wir begannen fast gleich nach Ankunft meiner Frau mit dem Zeugnisgeben von Tür zu Tür. Zuerst predigten wir in dem europäischen Viertel. Ich begann, schon die erste Woche an meiner Arbeitsstätte Zeugnis zu geben, doch ist dies nicht immer weise. Gewöhnlich ist es besser, sich erst Freunde zu machen und sich etwas einzuleben, selbst wenn es drei oder mehrere Monate erfordern sollte. Während dieser Zeit kann man die Sprache erlernen, wenn man eine neue studieren muß. Auch wird man hier schnell krank. Dies widerfuhr auch uns. Daher muß man Vorsicht walten lassen. Unter der Woche arbeitete ich, und meine Frau tat allein Zeugnisdienst. An den Wochenenden konnten wir die meisten Leute zu Hause antreffen. Auch abends war die Zeit zum Zeugnisgeben günstig, denn hier gab es nicht so viele Gelegenheiten zu Vergnügungen, die die Leute ablenken. Es gab auch keine andere Wahl, als zu Fuß zu gehen, wenn wir den Bus verfehlten, und der Bus fährt selten oder überhaupt fast nie fahrplanmäßig. Wir hatten kein eigenes Fahrzeug. Alles interessierte uns. Wir fanden, daß die Leute uns freundlich begegneten, und wir konnten Schriften abgeben; aber unglücklicherweise zogen die Leute häufig um. Wir konnten nur drei Studien in Gang setzen. Jetzt aber haben sich die Dinge geändert. Die Leute werden hier allmählich seßhafter.

      EIN SCHEUES VOLK

      Wir haben viele verschiedene, beglückende Erfahrungen gemacht. Die Leute hier sind scheu, und es hielt zuerst überaus schwer, mit ihnen Studien abzuhalten. Wir verstanden ihre Sprache nicht, und sie verstanden wenig oder kein Englisch. Ein Mann war einmal anwesend, als wir ein Studium abhielten, und hörte zu, ohne jedoch etwas zu sagen. Wir vereinfachten unser Englisch auf eine Weise, daß der Übersetzer die vorgebrachten Wahrheiten verstehen und sie seinen Leuten vermitteln konnte. Wir studierten viele Monate mit ihm und mit vielen anderen, aber weil sie so scheu waren — das erkannten wir erst später —, stellten sie weder Fragen, noch gaben sie auf unsere Fragen Antwort. Das trieb uns fast zur Verzweiflung. Wir beschlossen indes, noch ein weiteres Studium abzuhalten, und wenn die Leute nicht ein Zeichen dafür gäben, daß sie etwas gelernt hätten, gedachten wir, das Studium aufzustecken und anderswo hinzugehen. Man stelle sich unsere Freude vor, als der erwähnte Mann uns von der Erklärung erzählte, die er jemandem über das schwierige Thema, nämlich das 12. Kapitel der Offenbarung, gegeben hatte. Er hatte die Antwort im Wachtturm gelesen. Auf Grund dieses Berichts wußten wir, daß alle etwas gelernt hatten. Das Haus des betreffenden Mannes wird nun als Mittelpunkt unserer gesamten Tätigkeit benutzt.

      Drei weitere Studiengruppen, die meine Frau in diesem Dorf zusammengebracht hatte, sind jetzt Dienstzentren geworden. Ein junger Mann von 17 Jahren hat sich als ein ausgezeichneter Übersetzer erwiesen. Ein beiläufiges Gespräch mit drei Jungen, die Pidgin-Englisch sprechen, hat zu einem Studium geführt, das in fünf Sprachen durchgeführt wurde. Einige der Beteiligten gehören nun zu einer der drei Versammlungen, die gegründet worden sind.

      Eines Tages, als eine große Konferenz der Räte sämtlicher Stämme im Gange war, kam ein Mann zu uns und bat uns, die Leute seines Dorfes die Bibel zu lehren. Wir trafen sogleich Anstalten hierzu, und innerhalb eines Monats konnte der erste Königreichssaal der Zeugen Jehovas in diesem kleinen Dorfe benutzt werden. Etwa dreißig Erwachsene waren darin versammelt. Bald wünschte dieser Mann, daß auch seine Leute droben in den Bergen dasselbe hören könnten. So machten wir uns auf den steilen Weg. Dieses Haus in den Bergen hat nun selbst einen Königreichssaal, in dem mehr als vierzig Zeugen Jehovas Platz finden. Mehr als fünfzehn Kilometer weiter, ebenfalls in den Bergen, wird ein anderer Königreichssaal benutzt. Aber dieser Interessierte hat es damit nicht bewenden lassen. Noch ein anderes Dorf hat eine Versammlung, der fast fünfzig Personen beiwohnen. Viele von diesen sind bereits getauft.

      KREISDIENER UND BELOHNUNG

      Eine unserer freudigsten Erinnerungen ist die Erinnerung an den Besuch unseres ersten Kreisdieners. Dieser Bruder brachte den Film „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ mit. Mehrere tausend Leute sahen ihn, freuten sich über den Film und erkannten auf diese Weise, daß Jehova eine Organisation von Menschen hat, die ihm dienen. Der beglückendste Teil dieser eintägigen Versammlung war der Augenblick, als die Täuflinge gebeten wurden, aufzustehen, und über siebzig aufstanden! Das war für uns ein sehr erhebender Anblick. Unsere Herzen quollen über vor Dankbarkeit, als wir die vierzig Brüder und dreißig Schwestern dem Dschungelfluß entlang stehen sahen, bereit, ihre Hingabe an Jehova zu symbolisieren. Viele dieser Leute haben die Wahrheit zwar gehört, doch noch nicht genügend davon, um schon zur Reife gelangt zu sein. Dessenungeachtet erzählen sie die gute Botschaft der Küste entlang, Hunderte von Kilometern weit, und warten begierig auf die Zeit, da reife Brüder freiwillig herkommen und ihnen Hilfe bieten werden. Hilfe tut dringend not!

      Wenn wir die Jahre zurückblicken, in denen wir hier gewesen sind, können wir sehen, welcher Segen auf dieser Predigttätigkeit hier auf der Insel geruht hat. Von einem Verkündiger, den es im September 1951 hier gab, ist die Verkündigerzahl bis April 1957 auf 175 gestiegen. Diese Schar setzt sich aus drei Versammlungen und zwölf Gruppen zusammen. Verbunden mit ihnen sind mindestens vierhundert Personen, die die Versammlungen besuchen, und außer diesen Hunderten weiterer Interessierter, die über die Insel hin verstreut leben. Während wir diesen Bericht schreiben, wissen wir, daß in mindestens sechs Dörfern der Küste entlang reife Brüder sogleich Versammlungen in Gang bringen könnten.

      Meine weltliche Arbeit hat es mir ermöglicht, ein eigenes Haus zu bauen, in dem ein Königreichssaal für die europäischen Brüder untergebracht ist. Auch gelang es uns, anderswo noch ein kleines Grundstück zu kaufen, das jetzt vier Sonderpioniere und einen Versammlungsverkündiger beherbergt. Außerdem sind wir direkt oder indirekt imstande gewesen, für acht weitere europäische Brüder, die jetzt mit uns arbeiten, Unterkünfte zu finden. Obwohl meine berufliche Arbeit mich etwa 200 Stunden im Monat beschäftigt hält, ist sie doch das Mittel gewesen, das mich instand gesetzt hat, das Werk hier zu erschließen, und Jehova hat seinen Segen gegeben, weil wir diese Arbeit mit diesem Ziel vor Augen unternommen hatten.

      Obwohl in etwas weniger als einem Jahr die Zahl unserer europäischen Brüder von acht auf achtzehn angestiegen ist, ist es uns nicht möglich, die viele Arbeit zu bewältigen, die hier noch getan werden sollte. Kürzlich bereisten wir die Insel und besichtigten das noch nicht zugewiesene Gebiet. Als wir an all die Leute in den verschiedenen Kleinstädten und Dörfern dachten, entrang sich uns ein Stoßseufzer um Hilfe.

      Wollt ihr euch nicht durch eure weltliche Arbeit helfen lassen, dort Königreichsdienst zu tun, wo Hilfe dringend not tut? Ihr könnt vieles gewinnen, wenn ihr diesen Schritt tut, und werdet bestimmt nichts verlieren. Sicherlich hat sich die Anstrengung gelohnt, die wir seit 1951 gemacht haben!

  • Die Alternative
    Der Wachtturm 1958 | 15. August
    • Die Alternative

      „Wenn unsere Religion nicht der Wahrheit entspricht“, sagte der Geistliche Richard Whately einmal, „dann müssen wir sie ändern; wenn sie aber der Wahrheit entspricht, dann müssen wir sie propagieren.“

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