Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • „Triumphierendes Königreich“ — Kongresse 1955
    Der Wachtturm 1956 | 1. Juni
    • der 49 Sonderzüge (mit der Sonderbezeichnung „Je“ und einer Zahl) etwa um 20.45 Uhr nach Saarbrücken ab; der letzte Zug (Je 148) fuhr um 2.50 Uhr am nächsten Morgen.

      Gemäß Zeitungsberichten scheint die Zeppelinwiese für ein künftiges Treffen der Zeugen Jehovas nicht mehr groß genug zu sein. Das anstoßende Märzfeld, eine Riesenanlage mit Türmen, die Hitler zu bauen begonnen hatte, sowie ein Kolosseum und ein mächtiger militärischer Exerzierplatz dürfte den Bedürfnissen eher entsprechen. Der Nürnberger Kongreß von 1955 wurde jedoch zum Gesprächsgegenstand in der Presse. Außer der für Jehovas Zeugen vorgesehenen Sonderausgabe veröffentlichten die dortigen Zeitungen Berichte und Bilder über den Kongreß in der Spaltenlänge von etwa 20 m. Da die Sonderausgabe selbst auch etwa 20 m Spaltenlänge ausmachte, wurden dem Kongreß, was positive Meldungen betraf, im ganzen genommen etwa 40 m Spaltenlänge gewidmet. Bei der Zusammenarbeit mit Redakteuren der örtlichen Zeitungen hörten die Mitglieder der Presseabteilung des Kongresses wiederholt, wie die „Schwarzröcke“ der beiden großen „Kirchen“ sich sehr bemüht hätten, die Redakteure zu beeinflussen, so wenig als möglich über den Kongreß zu berichten. Ein Chefredakteur sagte: „Was meinen Sie, wie die ‚Schwarzen‘ uns im Nacken sitzen!“ Die Zeitungsberichterstatter, die uns größtenteils freundlich gesinnt waren, drückten immer wieder ihre Verwunderung aus über die Art, wie der Kongreß so reibungslos vonstatten ging. Jemand fragte: „Sagen Sie mir doch: Haben Sie vorher Generalprobe gehalten, daß alles so reibungslos vor sich geht?“ Oft drückten diese Reporter ihre Verachtung vor der gegnerischen Propaganda der beiden großen Religionssysteme aus. — Die vielen Abgeordneten aus dem Auslande machten großen Eindruck auf sie.

      BERLIN, DEUTSCHLAND, 12. BIS 14. AUGUST 1955

      Die Waldbühne in Berlin ist schon die Stätte anderer Kongresse der Zeugen Jehovas gewesen. Bei einer dreitägigen Bezirksversammlung dort im Juli 1949 hatten die 17 232 anwesenden Zeugen eine Protestresolution gegen die kommunistischen Behörden von Ostdeutschland angenommen, und 33 657 Personen besuchten den öffentlichen Vortrag. Später, nämlich am 28. August 1951, wurde nach der großen Hauptversammlung von Westdeutschland in Frankfurt am Main ein eintägiger Kongreß in der Waldbühne abgehalten. Trotz dem Verbot der Zeugen Jehovas durch die Kommunisten versammelten sich 13 563 Personen, um den Präsidenten und andere Vertreter der Gesellschaft zu hören. Am folgenden Tag wurden 237 Personen getauft.

      Erkennend, daß unsere Brüder in der kommunistischen Ostzone Deutschlands nicht in der Lage sein würden, die Grenze leicht und sicher zu überschreiten, um nach Westdeutschland zu gelangen und beim internationalen Kongreß 1955 zugegen zu sein, veranstaltete die Watch Tower Society einen Kongreß in Westberlin, der während der letzten drei Tage gleichzeitig mit dem Nürnberger Kongreß tagte. Allerdings wagten es 4000 Ostdeutsche, die Grenze zu überschreiten, um nach Nürnberg zu kommen, aber die meisten überschritten die Grenze von Ostberlin nach Westberlin und erreichten so den schönen Kongreßplatz. Die Waldbühne ist ein großes, von schönem, grünem Wald umgebenes Amphitheater, das am Abhang eines Hügels erbaut ist. Sie liegt im britischen Sektor und in der Nähe des Olympia-Stadions, das Hitler für die Olympischen Spiele erstellt hatte. Der höchste Punkt der Emporenreihe des Amphitheaters befindet sich 28 m über der Grundfläche. Der Radius des Halbkreises mit den Sitzreihen mißt 110 m. Zusammen mit den gemieteten Stühlen, die im Spielfeld aufgestellt wurden, konnte die Waldbühne im oberen, mittleren und unteren Ring sowie auf dem Spielfeld und den Logenplätzen 21 500 Personen fassen.

      Auf dem Rund der höchsten Emporenreihe, von dem vier Wege zum Spielfelde hinunterführten, hatte man verschiedene Kongreßabteilungen eingerichtet. Links von der Glockenturmstraße befand sich eine große Cafeteria-Einrichtung mit Küche und Geschirrspül-Abteilung sowie ein Speisezelt. Außerdem gab es überall auf den Anlagen verteilt Erfrischungsstände. Hinter dem Rednerpodium des Amphitheaters spielte ein Orchester, verdeckt von einem Gitter, auf dem der Jahrestext 1955 prangte. Hinter dem Orchester selbst stand eine große Wand, auf der auf weißem Hintergrund das Kongreßmotto „Triumphierendes Königreich“ abstach. Diese Wand war überragt von einer mächtigen Krone mit sieben Zacken ähnlich jener in Nürnberg. Der kennzeichnende Name „Jehovas Zeugen“ in freistehender weißer Schrift flankierte die mächtige Wand. Von der Höhe aus betrachtet, bot das Amphitheater einen schönen Anblick.

      In ganz Berlin gibt es rund 4400 Zeugen, doch etwa 2500 davon waren nach Nürnberg geflogen. So waren denn die meisten derer, die dem Kongreß in Berlin beiwohnten, aus der Ostzone Deutschlands gekommen. Trotzdem hörten 9122 Personen am Freitag morgen die Willkommensworte des Vorsitzenden, des Berliner Vertreters der Gesellschaft, der in dieser Eigenschaft diente. Am Nachmittag stieg die Zuhörerzahl auf 10 537 an. Diese hörten den Rechtsberater der Gesellschaft, H. C. Covington, über das Thema sprechen „Tätigkeit und Leben gegen Untätigkeit und Tod“. Er hatte die große Freude, ihnen vier neue Traktate freizugeben. Der Sekretär und Kassierer der Gesellschaft und der Schulsekretär, zugleich Unterweiser, von Gilead sprachen ebenfalls an jenem Abend. Am gleichen Abend wurde hier in Berlin wie auch in Nürnberg die Warnung vernommen, die von der Radiostation der kommunistischen Zone an die Zeugen Jehovas erging.

      Am Sonnabend morgen begannen die Tagesereignisse mit der Taufe von 870 Personen. Der Unterweiser Gileads für öffentliches Reden hielt die Taufansprache in Deutsch. Als Höhepunkt des Morgens hielt Präsident Knorr seine erste Ansprache. Am Ende dieser Rede hob er die Broschüre Grundlage für den Glauben an eine neue Welt empor. Nach Ansprachen des damaligen deutschen Zweigdieners, des kanadischen Zweigdieners und des Sekretärs des Präsidenten sprach Bruder Knorr zu 12 122 Zuhörern und hielt eine vernichtende Rede über den Spiritismus.

      Den Anfang des Abendprogramms kennzeichnete eine Viertelstunde Begrüßungsworte, kurz gesprochen von elf Delegierten, die aus der Stadt New York, aus England, den Virginischen Inseln, Hongkong, Kanada, Ägypten, Japan, Sudan, den Philippinen, aus Australien und von der Goldküste hergekommen waren. Diese reizvolle viertelstündige Darbietung leitete der Küchenchef des Bethels Brooklyn, der auch als Dolmetscher vom Englischen ins Deutsche diente. Die Berliner waren freudig erregt, Brüder von so verschiedener Farbschattierung zu sehen, und eine große Schar ungezügelter Jungen und Mädchen verließ ihren Platz und drückte sich durch die Menge bis vorn zur Bühne, einige sogar der Bühne entlang, direkt unter die Nase der sprechenden Delegierten und lauschten emporgerichteten Angesichts und mit großen verwunderten Augen. Am Abend waren 13 047 Berliner Zuhörer an der Reihe, sich zu freuen, als Bruder Knorr das Buch „Neue Himmel und eine neue Erde“ freigab. Fünftausend gebundene Exemplare, die in unserer Druckerei in Brooklyn gedruckt worden waren, waren vorrätig und gingen schnell weg. Den aus der Ostzone Gekommenen wurden sie kostenlos verabfolgt.

      Dies war der Höhepunkt der dritten und letzten Ansprache Bruder Knorrs an diesem Tage, aber angesichts seiner Rückkehr nach Nürnberg am darauffolgenden Morgen sprach er aus dem Stegreif Abschiedsworte, für die die Anwesenden sehr dankbar waren. Zur Steigerung ihrer Freude kündigte er an, daß gleich nachher der Film „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ zum Nutzen der Tausende Ostdeutscher gezeigt werden sollte, die ihn bis dahin noch nicht gesehen hatten. So wurde denn nach dem Schlußgebet vor dem Gitter hinter dem Podium eine Leinwand aufgestellt, und 7500 der Kongreßbesucher blieben noch da, um die Filmbilder mit anzusehen. Wiederholt klatschten sie Beifall.

      Um dem Erkanntwerden durch Spione zu entgehen, trugen die Brüder aus der Ostzone ihre Abzeichen ohne Angabe des Namens und der Versammlung. Da sie daheim keine Liederbücher hatten, sangen die Besucher aus der Ostzone die Königreichslieder in der Waldbühne aus dem Gedächtnis. Der Gesang wurde durch ein Orchester von 35 Musikern geleitet und war in diesem Amphitheater besonders klangvoll.

      Am Sonntag morgen flog das Sonderkongreßflugzeug nach Nürnberg zurück, aber der Vizepräsident und andere blieben noch in Berlin. Die Brüder strömten aus ihren Massenlagern im Olympia-Stadion und aus anderen Unterkünften für die Morgenveranstaltungen nach der Waldbühne. Die 11 114 Anwesenden, besonders die Leute aus der Ostzone, empfingen viel Trost und Kraft, als sie die einstündige Ansprache „Vorsichtig wie Schlangen inmitten von Wölfen“ anhörten.

      Der öffentliche Vortrag, den der Vizepräsident um 15 Uhr hielt, wurde durch Handzettel und andere Mittel gut bekanntgemacht, auch durch 48 Banner, die zwischen den für diesen Zweck aufgestellten Masten in ganz Westberlin aufgehängt worden waren. Die Entfaltung dieser Transparente wurde zuerst durch die Stadtbehörden bekämpft, aber durch das großmütige Argument eines Senatsmitgliedes wurde der Einwand gegen sie überwunden. Eine vorzügliche Darbietung durch das Orchester ergötzte die frühzeitig Gekommenen, und die Waldbühne füllte sich mit 17 729 Personen, die gekommen waren, um sich die Ansprache „Weltbesiegung nahe — durch Gottes Königreich“ anzuhören. Mit ununterbrochener höchster Aufmerksamkeit hörten sie der Ansprache bis zum Ende zu und gaben dann ihrer Spannung bei der Freigabe des Vortrages in Broschürenform lebhaften Ausdruck.

      Nun folgte eine Pause. Darauf wandte sich der Kongreßdiener an die 15 449 Versammelten, die noch dageblieben waren, und sprach über das Thema „Bleibe wach, stehe fest und werde kräftig“. Während er sprach, ballten sich über den Häuptern Sturmwolken zusammen. Etwa zehn Minuten, nachdem der Vizepräsident mit seinen ‚Schlußworten‘ begonnen hatte, wobei er seine Zuhörer auf eine schnelle Tour durch all die internationalen Kongresse des Jahres 1955 von Chikago bis hierher mitnahm, prasselte schwerer Regen nieder. Tausende der Anwesenden blieben im Regen sitzen. An den steilen Seiten des Amphitheaters liefen Regenbäche herunter und sammelten sich zwischen dem Podium und den niedrigeren Sitzen des Amphitheaters zu Teichen an. Gegen Ende seiner Ansprache nach 18 Uhr begann der Regen nachzulassen. Die dankbaren Zuhörer schienen mit Klatschen nicht aufhören zu wollen. Doch nun kam das letzte Lied, Nr. 91, „Glückliches Zion“, dann das Schlußgebet — und Gottes Königreich hatte einen weiteren Triumph in den deutschen Kongressen errungen! Die vereinte Zahl der am öffentlichen Vortrag in Nürnberg und Berlin Anwesenden (107 423 und 17 729) belief sich auf 125 152, und die Totalzahl der Getauften (4333 und 870) auf 5203.

      An jenem Abend begannen die Brüder aus der Ostzone ihre Heimreise über die Trennungslinie der vom Kriege heimgesuchten Stadt Berlin anzutreten. Auf der Kommunistenseite stand auf den Schildern „Anfang des demokratischen Sektors von Groß-Berlin“ zu lesen. Auferbaut und reich gestärkt kehrten sie in der Furcht vor Gott, dem Allmächtigen, nicht aber vor dem schwachen Menschen, zurück. Am folgenden Nachmittag begab sich der Vizepräsident in die Büros der amerikanischen Radiostation RIAS in Berlin (Rundfunk im amerikanischen Sektor). Dort ließ er eine 14 1/2 Minuten dauernde Ansprache in Deutsch über Gottes Königreich auf Tonband aufnehmen, in deren Schlußworten er sich direkt an die Brüder in Ostdeutschland wandte, um ihnen Mut zuzusprechen und ihnen zu versichern, daß wir in unseren Gebeten ihrer gedenken. Diese Ansprache sollte während der für die „Andacht“ eingeräumten Zeit am Sonntag, dem 18. September, über RIAS gefunkt werden. (Dies geschah auch. Sogar in Holland wurde diese vorzügliche Botschaft vernommen.) Zu dieser Zeit befanden sich 1400 Brüder in Ostdeutschland in Haft, und der erste Bruder, der von den kommunistischen Verfolgern im Jahre 1951 verhaftet worden war, war kürzlich zufolge der brutalen Behandlung in Treue gestorben. Am Sonnabend, dem 13. August 1955, brachte das 8 Uhr-Blatt in roten Schlagzeilen gleich oben auf der ersten Seite die Meldung: „Kesseltreiben auf Zeugen Jehovas“, darauf in schwarzer Fettschrift: „Terrorwelle in der Sowjetzone. Berlin, 13. August — Eine neue Terrorwelle gegen Anhänger der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas rollt über die Sowjetzone. Nach mehreren Monaten der Ruhe mehren sich in den letzten Tagen die Meldungen über neue Verfolgungen der Gläubigen. Man schätzt, daß sich über eintausend von ihnen in den sowjetischen Gefängnissen und Zuchthäusern befinden. Die meisten der Häftlinge müssen Zwangsarbeit leisten … [Seite 2:] Seit 1951 ist die Gesellschaft in der Sowjetzone von den kommunistischen Machthabern verboten … Trotz aller Verbote und Verfolgungen ist es den Machthabern in der Sowjetzone bisher nicht gelungen, den engen Zusammenhalt der Gläubigen zu zerschlagen, öffentliche Veranstaltungen sind ihnen nicht mehr möglich … Der Glaube und der Zusammenhalt gibt ihnen eine Kraft, die bisher von den Führern der SED nicht überwunden werden konnte … Es ist immer wieder erschütternd zu sehen, wie ganze Familien aus den entferntesten Dörfern in diesen Tagen ins freie Berlin kommen … Wiederholt hat der Staatssicherheitsdienst versucht, Spitzel und Agenten unter die Zeugen Jehovas zu schicken. Terrorprozesse sprechen eine deutliche Sprache. Der Glaube aber lebt weiter über Zuchthausmauern hinweg.“

      (Schluß folgt)

  • Gott oder Zufall?
    Der Wachtturm 1956 | 1. Juni
    • Gott oder Zufall?

      „Während wir mehr und mehr über unsere Welt kennenlernen, wird die Wahrscheinlichkeit, daß sie durch Zufall entstanden ist, immer geringer.“ — Aus The Human Meaning of Science von Arthur H. Compton, Seite 62.

Deutsche Publikationen (1950-2026)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen