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„Herr, öffne dem König von England die Augen“Der Wachtturm 1982 | 15. März
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Schriften aufgenommen. Man bezeichnete sie als „gotteslästerliche und verderbliche englische Bücher“, die den Glauben verfälschen und umstürzlerisch wirken würden.
Von nun an wurden nicht nur Bücher verbrannt. In den folgenden zwei Jahren mußten 10 „Ketzer“, von denen einige Tyndale bekannt waren, auf dem Scheiterhaufen ihr Leben lassen. Andere beichteten, seine Bücher zu besitzen, widerriefen öffentlich und kamen mit einer Geldstrafe davon.
Im Jahre 1533 war Tyndale wieder in Antwerpen, wo er seine Ausgabe der Christlichen Griechischen Schriften revidierte und an einem weiteren Teil der Hebräischen Schriften arbeitete. Er stellte die Bücher Josua bis 2. Chronika in Manuskriptform fertig.
VERRAT, PROZESS UND TOD
Von England aus unternahm man viele Anstrengungen, Tyndale ausfindig zu machen und zu verhaften. Doch bis Mai 1535 waren sie alle vergeblich. Bei einem Essen mit Kaufleuten in Antwerpen machte Tyndale die Bekanntschaft von Henry Phillips. Er vermutete keine Gefahr und lud Phillips in das Haus ein, in dem er sich aufhielt, obgleich Thomas Poyntz, sein Gastgeber, der Sache sehr mißtrauisch gegenüberstand. Als Phillips Tyndales Vertrauen gewonnen hatte, unterrichtete er die Behörden. Es wäre indes unklug gewesen, Tyndale im Hause zu verhaften. Deshalb besuchte Phillips ihn und lud ihn zu einem Essen ein. Sie verließen gemeinsam das Haus und gingen durch eine enge Gasse, wobei sich Phillips hinter Tyndale hielt. Als sie aus der Gasse traten, deutete Phillips auf Tyndale, den die Beamten dann packten und festnahmen.
Tyndale wurde in die Zitadelle von Vilvoorde (etwa 10 Kilometer von Brüssel entfernt) gebracht, wo er 16 Monate in Haft war. Eine Sonderkommission verhörte ihn, was ihm Gelegenheit bot, für seine Glaubensansichten einzutreten, die er ausführlich mit der Bibel untermauerte. Es folgte eine lange Kontroverse mit Theologen der katholischen Universität von Löwen. Letzten Endes wurde er als Ketzer verurteilt. Unmittelbar bevor er erdrosselt und verbrannt wurde, sprach er die Worte: „Herr, öffne dem König von England die Augen.“
SEIN GEBET ERHÖRT
Tyndale konnte nicht ahnen, wie schnell sein letztes Gebet erhört und die Bibel dem einfachen Volk zugänglich gemacht werden sollte. Dann wurden auch die Augen vieler weiterer Menschen für die Wahrheiten der Bibel geöffnet.
Ein Jahr vor dem Tode Tyndales veröffentlichte Miles Coverdale die erste gedruckte vollständige englische Bibel, die teilweise auf der Arbeit Tyndales beruhte. Die Titelseite weist einen Holzschnittrand auf, der dem deutschen Maler Hans Holbein zugeschrieben wird und ganz oben den Namen Jehova in Form des hebräischen Tetragrammatons enthält. Tyndale war es, der den Namen „Jehovah“ in der englischen Sprache einführte, und zwar in seiner Übersetzung des Pentateuchs in 2. Mose 6:3.
Eine von John Rogers unter dem Namen Thomas Matthew angefertigte Revision (deshalb als Matthew-Bibel bekannt) wurde 1537 König Heinrich VIII. vorgelegt, der dafür die königliche Lizenz erteilte. Doch ironischerweise handelte es sich dabei größtenteils um die Übersetzung Tyndales, ja sie enthielt bis 2. Chronika seine Fassung. Am Ende des Buches Maleachi erscheinen seine Initialen „W. T.“ „So wurde [Erzbischof] Cranmer dazu verleitet, die als Gesamtheit unter einem Pseudonym veröffentlichten Übersetzungen anzuerkennen, die bei ihrem getrennten Erscheinen von der Synode verurteilt worden waren. Auf diese Weise erteilte der König die Lizenz für Werke, die er in früheren Proklamationen verurteilt hatte“ (History of the Church of England von R. W. Dixon, Band I, Seite 521).
Ein Jahr später gab der Generalvikar Thomas Cromwell eine Verfügung heraus, in der die Geistlichkeit verpflichtet wurde, in jeder Kirche für die Gläubigen eine Bibel in Großformat auszulegen, die an einer Kette befestigt werden sollte. Die Geistlichkeit sollte „jede Person ausdrücklich auffordern, anregen und ermahnen, dieselbe als das lebendige Wort Gottes zu lesen“. Diese Aufforderung wurde so gründlich befolgt, daß im Jahre 1539 eine weitere Proklamation herausgegeben werden mußte, um die Leute vom lauten Bibellesen während des Gottesdienstes in der Kirche abzuhalten. Offensichtlich waren die Geistlichen darüber aufgebracht, daß viele ihre Predigten ignorierten und sich lieber um jemand versammelten, der aus der Bibel vorlas.
SIND DIR DIE AUGEN GEÖFFNET WORDEN?
Tyndales letztes Gebet wurde insofern erhört, als die Bibel nun dem einfachen Volk zur Verfügung stand. Wie verhält es sich aber heute?
„Ich habe eine Bibel“, mögen viele sagen. Reicht das aber aus, damit einem die Augen aufgehen? „Sie haben Augen, doch können sie nicht sehen“, sagte Gott über sein Volk im Königreich Juda, das untreu geworden war (Jer. 5:21). „Sehen“ kann also sinnbildliches Sehen bedeuten, geistige Wahrnehmung. Es stimmt zwar, daß Millionen von Menschen eine Bibel zu Hause haben, doch ist sie in vielen Fällen nur ein Staubfänger im Bücherregal. Könnte man sagen, daß diesen Menschen die Augen geöffnet worden sind, um die biblische Wahrheit zu erkennen?
„Aber ich lese in meiner Bibel“, mögen einige entgegnen. Bedeutet, lediglich in der Bibel zu lesen, daß einem die Augen geöffnet werden? Nicht unbedingt. Viele lesen die Bibel nur aus rein literarischem Interesse. Doch in der Heiligen Schrift wird uns gesagt, daß die ‘Augen unseres Herzens’ aufgetan werden müssen (Eph. 1:18). Damit unsere Augen wirklich geöffnet werden, müssen wir das, was wir in der Bibel lesen, verstehen, es beherzigen und in unserem Leben anwenden.
Wie verhält es sich mit dir? Sind deine Augen wirklich geöffnet worden? Bist du davon überzeugt, daß das, was in der Bibel steht, lesenswert ist und es verdient, befolgt zu werden? Falls du dabei Hilfe wünschst, sind Jehovas Zeugen gern bereit, dir zu helfen.
Sind deine Augen einmal geöffnet worden, so mußt du sie offenhalten. In den Sprüchen heißt es: „Mein Sohn, merke doch auf meine Worte. Zu meinen Reden neige dein Ohr. Mögen sie nicht aus deinen Augen weichen. Bewahre sie im Innern deines Herzens“ (Spr. 4:20, 21).
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Kannst du dich noch erinnern?Der Wachtturm 1982 | 15. März
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Kannst du dich noch erinnern?
Hast du die letzten Wachtturm-Ausgaben aufmerksam gelesen? Wenn ja, dann wirst du dich zweifellos an die folgenden Gedanken erinnern:
● Warum gehört das Zungenreden heute nicht zum Christentum?
Weil die Gabe des Zungenredens nur den Christen im ersten Jahrhundert verliehen worden war, um zu beweisen, daß die Gunst Gottes nicht mehr auf der alten jüdischen Einrichtung lag, sondern auf der neugegründeten Christenversammlung (1. Kor. 13:8; Heb. 2:2-4) (15. 11. 81, S. 4—6).
● Was ist die in Zephanja 3:9 erwähnte „reine Sprache“?
Es ist das „Muster gesunder Worte“, durch das Jehova und seine in Verbindung mit Christus Jesus gefaßten gerechten Vorsätze gepriesen werden (2. Tim. 1:13) (15. 11. 81, S. 27).
● Wer nur kann wirklich zwischen Recht und Unrecht unterscheiden?
Personen, deren Sinn ständig durch Unterweisung aus Gottes Wort gestärkt wird. Diese Erkenntnis schärft ihr „Wahrnehmungsvermögen“ wodurch ihre Sinne geschult werden, so daß sie sich nicht leicht täuschen lassen (Heb. 5:14; 1. Mo. 8:21) (1. 10. 81, S. 9).
● Sind Krankheiten eine Strafe für Sünde?
Eine Krankheit kann direkt die Folge von Sünde sein.
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