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  • Was die Weltkriege meiner Familie angetan haben
    Erwachet! 1979 | 22. März
    • Was die Weltkriege meiner Familie angetan haben

      Ein junger amerikanischer Student erzählt von dem Leid, das seine Familie erlitten hat

      WÄHREND eines internationalen Konflikts können sich merkwürdige Dinge zutragen. Ein Beweis dafür ist das, was meine Angehörigen in den beiden Weltkriegen erlebt haben. Zuerst möchte ich einiges über meine beiden Urgroßväter Emil und Max erzählen.

      Emil, mein Urgroßvater mütterlicherseits, war der Sohn deutscher Einwanderer, die sich in einer Kleinstadt in Minnesota (USA) angesiedelt hatten. Im Ersten Weltkrieg wurde er im Alter von ungefähr 19 Jahren zum Wehrdienst einberufen. Er kam zur Infanterie und wurde nach Frankreich an die Front geschickt.

      Max, mein anderer Urgroßvater mütterlicherseits, wohnte in einem kleinen Dorf in Bayern. Marie, seine Frau, war an Tuberkulose gestorben und hatte ihm vier kleine Jungen von 10, 8, 6 und 4 Jahren hinterlassen, für die er nun allein sorgen mußte. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, mußte Max an die Front, obschon keine Mutter da war, die sich um die Kinder kümmerte. Max kam nach Frankreich — an den gleichen Ort, an dem Emil, mein anderer Urgroßvater, auf amerikanischer Seite kämpfte.

      Rudi, mein Großvater, war einer der vier Söhne von Max. Als Max nach Frankreich ins Feld zog, waren Rudi und seine drei jüngeren Brüder so ziemlich sich selbst überlassen; nur die Nachbarn schauten von Zeit zu Zeit nach ihnen. Da kein Vater da war, der für die Kinder sorgte, und es wegen des Krieges wenig zu essen gab, mußten die Jungen hungern. Sie begannen daher, Nahrungsmittel zu stehlen, um nicht verhungern zu müssen.

      In Frankreich kämpften meine Urgroßväter Max und Emil in ihren Schützengräben. Damals wurde Gasmunition verwendet. Der Schützengraben, in dem sich Emil befand, wurde mit solcher Munition beschossen, und viele kamen dabei ums Leben. Emil wurde in ein Krankenhaus überführt. Er erholte sich, doch solange er lebte — er starb ziemlich jung —, litt er unter den Nachwirkungen der Gasvergiftung. Die Frage bewegt uns immer noch: Haben sich Emil und Max auf dem Schlachtfeld je gegenübergestanden? Beide überlebten den Krieg, der angeblich den Zweck hatte, zu verhindern, daß es je wieder Krieg gab.

      Nach einer Reihe von Jahren trat in Deutschland Hitler auf den Plan. Die vier Jungen meines Urgroßvaters Max hatten inzwischen das wehrfähige Alter erreicht. Drei von ihnen mußten zur Wehrmacht. Der vierte, mein Großvater Rudi, war nach Amerika ausgewandert und hatte das Bäckerhandwerk erlernt. Er hatte sich in Minnesota niedergelassen, in der gleichen Kleinstadt, aus der Emil stammte, und er heiratete Emils Tochter, meine Oma.

      Schwere Zeiten

      Dann kam es zwischen Amerika und Deutschland erneut zum Krieg. Das war für meine Großeltern eine schwere Zeit. Sie hofften, daß mein Großvater Rudi nicht eingezogen würde und gegen seine eigenen Brüder auf der anderen Seite der Welt kämpfen müßte. Er wurde tatsächlich nicht einberufen, weil er als Bäcker, der die Gemeinde mit Brot versorgte, unabkömmlich war. Aber die ganze Zeit machte sich Rudi um seine Brüder in Deutschland Sorgen und fragte sich, ob sie wohl noch lebten.

      Als Amerika in den Krieg eintrat, war der Bruder meiner Oma 17 Jahre alt und stand kurz vor dem Abitur. Gleich nach dem Abitur wurde er zum Wehrdienst einberufen und mußte zur Grundausbildung. Würde er auch gegen Verwandte kämpfen müssen, von denen er zwar gehört, die er aber noch nie gesehen hatte?

      Wie erging es in dieser Zeit den Brüdern meines Großvaters Rudi in Deutschland? Einer war in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Ein anderer befand sich in einem amerikanischen Gefangenenlager in Frankreich. In einem Lager mußten die Gefangenen so hungern, daß mein Großonkel eines Tages eine Katze, die durch den Stacheldrahtzaun gekrabbelt war, tötete, enthäutete und das Fleisch roh aß. Gegen Ende des Krieges befand sich der dritte Bruder in einem Zug, der Truppen transportierte. Es war genau der Tag, an dem der Waffenstillstand bekanntgegeben wurde. Sein Zug wurde bombardiert, und er kam dabei ums Leben.

      In dem kleinen Dorf, wo die vier Brüder aufgewachsen waren, ereigneten sich in der Zeit des Zusammenbruchs ebenfalls furchtbare Dinge. Deutschland hatte den Krieg verloren, und deshalb wimmelte es überall von Besatzungstruppen. Da aber die meisten deutschen Männer noch nicht heimgekehrt waren, war nun niemand da, der Frauen und Kinder hätte beschützen können.

      Es wurde eingebrochen, geplündert, und Frauen wurden vergewaltigt. Wenn die Dorfbewohner erfuhren, daß die Soldaten kamen, nahmen sie ihre Töchter und verbargen sie in Heuhaufen auf den Feldern, damit ihnen nichts passierte.

      Der Krieg war vorbei, aber er hatte noch weitere Auswirkungen. Die Brüder meines Großvaters — außer dem, der in dem Zug umgekommen war — kehrten nach Hause zurück. Doch ihr Leben ist seither nie mehr so gewesen wie früher. Einer war bis zu seinem Tode — er starb ziemlich jung — laufend im Krankenhaus gewesen. Bernhard, der andere Bruder, kam vor kurzem nach Kalifornien, um uns zu besuchen. Sein Sohn hat bereits den Wehrdienst absolviert. Das gilt auch von meinen Onkeln hier in Amerika. Es ist alles so unbegreiflich. Wohin wird das noch führen?

  • Man sehnt sich nach Frieden — Doch wie steht es mit der Abrüstung?
    Erwachet! 1979 | 22. März
    • Man sehnt sich nach Frieden — Doch wie steht es mit der Abrüstung?

      NICHTS erweckt die Sehnsucht nach Frieden so sehr wie die Erinnerung an die Schrecken des Krieges. Im Vietnamkrieg wurden Millionen Menschen getötet oder auf entsetzliche Weise verstümmelt, aber das ist nicht alles. Sechs Monate nach ihrer Rückkehr ließen sich 38 Prozent der verheirateten US-Soldaten, die in Vietnam gekämpft hatten, scheiden, oder sie trennten sich von ihrer Frau. Rund 175 000 nahmen Heroin. Auch wird berichtet, daß etwa eine halbe Million seit ihrer Entlassung aus der Armee einen Selbstmordversuch gemacht haben (New York Times, 27. Mai 1975).

      Ein anschauliches Beispiel für die schrecklichen Folgen des Krieges ist der Fall Claude Eatherlys, der als Aufklärerpilot am Abwurf der Atombombe über Hiroschima beteiligt war. Claude wurde 1947 aus der Luftwaffe entlassen, nachdem psychiatrische Untersuchungen eine „schwere Neurose und große Schuldkomplexe“ ergeben hatten. Danach mußte er von Zeit zu Zeit eine psychiatrische Klinik aufsuchen. Claude starb im vergangenen Sommer. Nach der Beerdigung sagte sein Bruder, er könne sich erinnern, daß Claude Nacht für Nacht aufwachte und sagte, daß sein Gehirn brannte, daß er spüren konnte, wie diese Menschen brannten.

      Um sich von den Schrecken des Krieges einen Begriff machen zu können, sollte man sich das, was sich vor knapp 34 Jahren abspielte, vergegenwärtigen. Es war am 6. August 1945 morgens. Hoch oben in der Luft flog der B-29-Bomber „Enola Gay“; unten auf der Erde dehnte sich die blühende japanische Industriestadt aus, die damals 400 000 Einwohner zählte. Um 8.15 Uhr explodierte 580 Meter über dem Zentrum der Stadt Hiroschima die 13-Kilotonnen-Atombombe, deren Fall durch drei Fallschirme verlangsamt wurde. Rund 140 000 Bewohner wurden zerfetzt oder durch die Strahlen getötet oder verkohlten durch die Hitze sofort zu Asche. Noch heute gibt es Strahlenkranke, die elendiglich dahinsiechen.

      Die Schrecken der Explosion dieser Atombombe sowie der Atombombe, die drei Tage später über Nagasaki abgeworfen wurde, übersteigen jede Vorstellungskraft.

      Die Notwendigkeit des Friedens

      Knapp einen Monat danach — am 2. September 1945 — kapitulierte Japan. „Eine neue Ära ist für uns angebrochen“, erklärte General MacArthur bei jenem denkwürdigen Anlaß. Er fuhr fort: „Selbst jetzt, da wir uns über den Sieg freuen, sind wir tief besorgt über die Zukunft, Sicherheit und Erhaltung unserer Zivilisation. Die Zerstörungskraft des Kriegspotentials hat ... einen Punkt erreicht, auf dem das traditionelle Konzept des Krieges vollständig revidiert werden muß. Wir haben unsere letzte Chance. Wenn wir nicht ein größeres und besseres System entstehen lassen, wird der Tod an unserer Tür stehen.“

      Führende Staatsmänner haben diesen Gedanken des öfteren geäußert. Im Herbst des Jahres 1961 legte US-Präsident John F. Kennedy ein Programm für „allgemeine und vollständige Abrüstung“ vor. Er erklärte: „Die Menschheit muß dem Krieg ein Ende machen — sonst wird der Krieg der Menschheit ein Ende machen. ... Die mit der Abrüstung verbundenen Risiken verblassen neben den mit einem unbegrenzten Rüstungswettlauf verbundenen Risiken.“

      Haben die Völker seither begonnen abzurüsten?

      Fortschritte auf dem Weg zum Frieden?

      Kurz nachdem Präsident Kennedy deutlich auf die Notwendigkeit der Abrüstung hingewiesen hatte, ersuchte er den amerikanischen Kongreß um Erhöhung des Verteidigungshaushalts von 6 Milliarden Dollar. Und an dieser Verhaltensweise hat sich bis heute nichts geändert. Man spricht von Frieden und preist die Abrüstung, doch im nächsten Atemzug wird der Bau von Waffen, die noch größere Zerstörungskraft haben, gefordert. Obschon viele gute Vorschläge unterbreitet wurden — z. B. enthält ein neues Verzeichnis über Rüstungskontrolle und Abrüstung mehr als 9 000 Eintragungen —, ist kein wirklicher Fortschritt erzielt worden. Die Zeitung The Nation, Ausgabe vom 27. Mai 1978, schrieb:

      „Seit 1945 haben amerikanische, sowjetische und andere Diplomaten wenigstens 6 000mal über ,Abrüstung‘ und ihren illegitimen Sprößling, die ‚Rüstungskontrolle‘, konferiert, doch in 32 Jahren ist keine einzige Waffe aufgrund gegenseitiger Übereinkunft abgeschafft worden. Im Gegenteil, das Wettrüsten — im Bereich der konventionellen und der nuklearen Waffen, ganz besonders aber der nuklearen Waffen — hat unaufhörlich eskaliert.“

      Wie wenig Erfolg diesen Bemühungen beschieden ist, zeigt die Tatsache, daß man jetzt nicht mehr über eine „allgemeine Abrüstung“ diskutiert, sondern nur noch über eine „Rüstungskontrolle“. Doch die Rüstung läßt sich bereits nicht mehr kontrollieren. Das Gros der Bevölkerung hat jeglichen Glauben, daß noch ein annehmbarer Weg zur Bewältigung des Problems gefunden werde, verloren.

      Das zeigte sich auch bei der Sondersitzung

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