„Unser tägliches Brot“
„UNSER tägliches Brot gib uns heute.“ Man weiß sofort, daß diese Worte zu dem bekanntesten Gebet gehören, das jemals gesprochen wurde — zum sogenannten Vaterunser (Matthäus 6:9, 11, Perk). In Jesu Tagen war Brot in Israel das Hauptnahrungsmittel und diente daher als passendes Symbol für Nahrung im allgemeinen.
In den meisten Ländern spielt Brot bei einem Gericht nicht mehr die Hauptrolle. „Unser tägliches Brot“ ist heute oft nur eine Beilage. Trotzdem ist Brot weltweit für Millionen Menschen immer noch sehr wichtig.
In Mexiko bereiten Hausfrauen kleine flache Brote zu, die man Tortillas nennt. Um ein einfaches Brot zu backen, gießen äthiopische Frauen einen dünnen Brei in Drehbewegungen auf ein heißes Backblech. In westlichen Ländern wird Brot in Großbetrieben in erstaunlich vielen Größen und Formen hergestellt. Zahlreiche Hausfrauen in diesen Ländern erfreuen ihre Familie damit, daß sie verschiedene eigene Rezepte ausprobieren.
Wer hat den Duft von frischgebackenem Brot, das aus dem Ofen geholt wird, nicht gern? Dieser Duft kann Vorbeigehende in eine Bäckerei locken. Für viele ist damit die angenehme Erinnerung an ihr Zuhause und an eine beschützte Kindheit verbunden.
Es ist nicht bekannt, wer die Kunst des Brotbackens erfunden hat. Gemäß 1. Mose 3:19 wurde den ersten Sündern gesagt: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst.“ Hier wurde das Wort Brot offensichtlich als Symbol für Nahrung im allgemeinen verwandt. In 1. Mose 14:18, 19 steht jedoch, daß der Priester Melchisedek, „Brot und Wein“ herausbrachte, als er herauskam, um den Patriarchen Abraham zu segnen. Damit war zweifellos eine Brotart gemeint, die den Völkern in alter Zeit als Hauptnahrungsmittel diente. In einigen Teilen des Nahen Ostens hat sich daran bis heute nichts geändert.
Im alten Ägypten gab es den Beruf des Bäckers wie auch später in Griechenland und in Rom. Ende des 19. Jahrhunderts war die industrielle Revolution voll im Gange. Brot wurde nicht mehr zu Hause gebacken, sondern in Fabriken, wo es in Massen hergestellt wurde. Einige neue Erfindungen ermöglichten dies: Knetmaschinen, Förderbänder, automatische Backöfen sowie Schneide- und Verpackungsmaschinen. Das Brotbacken hatte sich von einer häuslichen Fertigkeit zu einer gewinnorientierten Wissenschaft entwickelt.
Ein beträchtlicher, wenn nicht sogar der überwiegende Teil des heute in Industrieländern verzehrten Brotes stammt aus Bäckereien. In vielen Kulturen ist es immer noch ein wichtiger Bestandteil der Nahrung. Was wäre ein Spaghettiessen ohne knuspriges italienisches Brot? Oder herzhaftes Sauerkraut ohne den dunklen, kernigen Pumpernickel? Wer kann an einem kalten Wintermorgen pancakes widerstehen? Das ist nichts weiter als schnell gebackenes Brot aus Mais-, Weizen- oder Buchweizenmehl.
Eine Brotart, die man mittlerweile in westlichen Ländern sehr gern ißt, ist die, die für italienische Pizzas verwendet wird. Es macht Spaß, bei der Brotzubereitung zuzusehen; sogar abgeklärte Erwachsene werden staunen wie Kinder, wenn der Pizzabäcker gleich einem Zirkusartisten die Teigscheibe schnell in der Luft dreht.
Ist Brot jedermanns Sache? Ja, wirklich! Brot genießt man jedoch am meisten, wenn man es selbst gebacken hat. Man wird wahrscheinlich erstaunt sein, wieviel Freude es bringt, mit den eigenen Händen zu arbeiten. Einer Hausfrau kann das Brotbacken das Gefühl vermitteln, etwas Kreatives zu tun, was beim Wäschewaschen oder Putzen nicht unbedingt der Fall ist.
Mit dem unten angeführten Rezept kann man ein Hefebrot backen, das in westlichen Ländern beliebt ist. Es kann Spaß machen, die Zutaten abzuwiegen und zu mischen. Und beim Kneten des Teiges kann man so richtig seinen Ärger abreagieren. Zu beobachten, wie der Brotteig aufgeht, ist ebenfalls interessant. Das Aufgehen hängt mit der Gärung zusammen. Wenn Hefe in den Teig kommt, entstehen Kohlendioxydbläschen, die den Teig porös machen. Nun wird er geknetet und in Laibe aufgeteilt; diese legt man in Brotformen und läßt sie vor dem Backen noch einmal gehen. Dann ab damit in den Ofen — welch köstlicher Duft erfüllt den Raum! Der Geschmack ist jedoch die Krönung. Nachdem man selbstgebackenes Brot probiert hat, wird man wahrscheinlich nur ungern Brot im Laden kaufen. Wenn man einmal weiß, wie das Brotbacken funktioniert, experimentiert man vielleicht gern mit verschiedenen Mehlsorten, wie zum Beispiel mit Weizen-, Gersten-, Roggen-, Mais-, Reis-, Kartoffel- oder Sojamehl.
Zugegeben, es mag durchaus bequemer sein, einige der verschiedenen Brotsorten zu kaufen. Ob man Brot nun gern backt oder gern ißt, ob es ein Hauptbestandteil der Nahrung ist oder einfach eine Beilage, wir sollten Brot nicht als selbstverständlich nehmen. Es ist nämlich Gott, der uns „unser tägliches Brot“ gibt.
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Brotrezept
2 Würfel Frischhefe (oder 3 Päckchen Trockenhefe) in 1 l warmem Wasser zerbröckeln
600 g Mehl hinzugeben (Vollkorn- oder Weißmehl)
An einem warmen Ort gehen lassen, bis der Teig doppelt so groß ist
2 gestrichene Teelöffel Salz, 100 g Zucker und 115 g Pflanzenfett hinzufügen
Gut vermischen
Knapp 500 g Mehl hinzugeben, um den Teig zu festigen
15 Minuten auf mehlbestäubter Unterlage kneten
Teig in gefetteter Schüssel gehen lassen, bis er doppelt so groß ist
Nur leicht kneten, in 4 Laibe aufteilen
Ein paar Minuten in den gefetteten Brotformen gehen lassen
Bei etwa 160 °C eine Stunde lang im Ofen backen