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    Einsichten über die Heilige Schrift, Band 2
    • Der von Herodes wieder erbaute Tempel. Dieser Tempel wird in der Bibel nicht eingehend beschrieben. Eine wichtige Quelle ist Josephus, der ihn persönlich gesehen hat. In seinen Werken Geschichte des Jüdischen Krieges und Jüdische Altertümer berichtet er über dessen Erbauung. Zwei weitere Quellen sind die jüdische Mischna und die Archäologie. Die folgende Beschreibung stützt sich auf diese Quellen, die allerdings in dem einen oder anderen Punkt anfechtbar sein mögen (BILD, Bd. 2, S. 543).

      In dem Werk Geschichte des Jüdischen Krieges (1. Buch, Kap. 21, Abs. 1) schreibt Josephus, dass Herodes im 15. Jahr seiner Regierung den Tempel umbauen ließ; in dem Werk Jüdische Altertümer (15. Buch, Kap. 11, Abs. 1) dagegen sagt er, das sei im 18. Jahr seiner Regierung geschehen. Dieses Datum wird von den meisten Gelehrten akzeptiert, obwohl das Jahr des Herrschaftsantritts des Herodes nicht sicher nachzuweisen ist und man nicht weiß, wie Josephus es errechnete. Das Heiligtum selbst wurde in 18 Monaten erbaut. An den äußeren Bereichen, wie zum Beispiel an den Vorhöfen, wurde jedoch acht Jahre gebaut. Die Juden, die 30 u. Z. zu Jesus Christus sagten: „Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren gebaut worden“ (Joh 2:20), sprachen anscheinend von den Arbeiten, die bis zu jener Zeit an den gewaltigen Gesamtanlagen ausgeführt worden waren. Die Bauarbeiten wurden erst etwa sechs Jahre vor der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 u. Z. abgeschlossen.

      Die Juden waren so von Hass und Misstrauen gegen Herodes erfüllt, dass sie auf seinen Vorschlag, den Tempel umzubauen, erst eingehen wollten, wenn er alle Vorbereitungen dafür getroffen hätte. Aus demselben Grund galt dieser Tempel bei den Juden nicht als der dritte, sondern lediglich als der umgebaute Tempel; sie sprachen nur vom ersten und vom zweiten Tempel (dem Tempel Salomos und dem Tempel Serubbabels).

      Über die von Josephus angegebenen Maße heißt es in dem Dictionary of the Bible von Smith (1889, Bd. IV, S. 3203): „Er hat die Längen- und die Breitenmaße so genau angegeben, dass man vermuten könnte, er habe beim Niederschreiben einen Grundriss des Gebäudes aus dem Generalstabsquartier des Titus vor sich liegen gehabt. Diese Maße bilden einen merkwürdigen Gegensatz zu den Höhenmaßen, die, mit kaum einer Ausnahme, als übertrieben anzusehen sind – fast immer sind die Angaben verdoppelt. Weil aber alle Gebäude der Belagerung zum Opfer fielen, konnte man ihm in Bezug auf die Höhenmaße keine Fehler nachweisen.“

      Säulenhallen und Tore. Josephus schreibt, dass Herodes den Tempelbezirk um das Doppelte erweiterte, indem er rings um den Berg Moria eine große Steinmauer errichten und auf dem Berggipfel ein Gebiet einebnen ließ (Geschichte des Jüdischen Krieges, 1. Buch, Kap. 21, Abs. 1; Jüdische Altertümer, 15. Buch, Kap. 11, Abs. 3). In der Mischna (Middot 2:1) ist davon die Rede, dass der Tempelberg 223 m im Quadrat maß. An den Umfassungsmauern entlang liefen Säulenhallen. Der Tempel selbst stand wie schon die früheren mit der Front nach Osten. Auf der Ostseite befand sich auch die Säulenhalle Salomos. Sie bestand aus zwei Gängen mit Reihen von Marmorsäulen. In dieser Säulenhalle wurde Jesus einmal zur Winterzeit von Juden umringt, die wissen wollten, ob er der Christus sei (Joh 10:22-24). Auch im N und im W waren Säulenhallen, die klein erschienen im Vergleich zu der Königlichen Säulenhalle im S. Vier Reihen gewaltige korinthische Säulen, im Ganzen 162, teilten den Raum in drei Gänge. Die Säulen waren so dick, dass drei Männer mit ausgestreckten Armen sie eben umspannen konnten. Auch waren sie viel höher als die Säulen der übrigen Hallen.

      In das Tempelgebiet führten offensichtlich acht Tore: vier an der W-Seite, zwei an der S-Seite und je eines an der O-Seite und an der N-Seite. (Siehe TOR, TORWEG [Tempeltore].) Wegen dieser Tore diente der erste Vorhof, der Vorhof der Heiden, auch als öffentlicher Durchgang, denn die Leute ersparten sich so den Umweg um die Umfassungsmauern des Tempels.

      Vorhof der Heiden. Den großen Platz, den die Säulenhallen einrahmten, nannte man Vorhof der Heiden, weil auch die Heiden ihn betreten durften. Hier trieb Jesus zwei Mal – einmal kurz nach Beginn und einmal am Ende seines Dienstes auf Erden – die Händler hinaus, die das Haus seines Vaters zu einem Kaufhaus gemacht hatten (Joh 2:13-17; Mat 21:12, 13; Mar 11:15-18).

      Man musste durch mehrere Vorhöfe gehen, bis man zum eigentlichen Tempel, dem Heiligtum, gelangte. Jeder Vorhof war heiliger als der vorangehende. Wenn man durch den Vorhof der Heiden ging, kam man zu einer drei Ellen (1,3 m) hohen Wand mit Öffnungen, durch die man hindurchtreten konnte. Darauf waren große Steintafeln angebracht, auf denen eine Warnung in griechischer und lateinischer Sprache geschrieben stand. Eine Übersetzung des griechischen Textes lautet: „Kein Fremdvölkischer soll hineingehen in die um das Heiligtum gezogene Schranke und Umfriedung. Wer aber (darin) ergriffen wird, der soll selbst schuld sein, weil darauf der Tod folgt“ (Biblisch-Historisches Handwörterbuch, herausgegeben von B. Reicke und L. Rost, Göttingen 1964, Bd. II, Sp. 675, 676). Einmal wurde der Apostel Paulus im Tempel von den Juden angegriffen, weil das Gerücht in Umlauf gesetzt worden war, er habe einen Heiden in den verbotenen Teil, hinter die Absperrung, gebracht. Auf diese Wand bezog sich Paulus, als er im übertragenen Sinn davon sprach, dass Christus die „Zwischenwand“, die Juden und Nichtjuden „voneinander abzäunte, vernichtete“ (Eph 2:14, Fn.; Apg 21:20-32).

      [Bild auf Seite 1106]

      Ein Hinweis an der Absperrung im Tempelvorhof (Soreg), der Heiden davor warnt, näher zu treten

      Vorhof der Frauen. Der Vorhof der Frauen lag 14 Stufen höher. Dieses Gebiet durfte von Frauen, die anbeten wollten, betreten werden. Unter anderem befanden sich darin Schatzkästen. Jesus saß einem Schatzkasten gegenüber, als er lobend über die Witwe sagte, sie habe alles gegeben, was sie besessen habe (Luk 21:1-4). Im Vorhof der Frauen gab es auch mehrere Kammern.

      Vorhof Israels und Vorhof der Priester. Fünfzehn breite halbkreisförmige Stufen führten zum Vorhof Israels, den nur Männer betreten durften, die rituell rein waren. An der Außenmauer dieses Vorhofs befanden sich Vorratskammern.

      Dann folgte der Vorhof der Priester, der dem Vorhof der Stiftshütte entsprach. Darin stand der aus unbehauenen Steinen erbaute Altar. In der Mischna wird die Größe seines Fundaments mit 32 Ellen (14,2 m) im Quadrat angegeben (Middot 3:1). Josephus nennt eine größere Zahl (Geschichte des Jüdischen Krieges, 5. Buch, Kap. 5, Abs. 6; siehe ALTAR [Altäre nach dem Exil]). Die Priester gelangten über eine Rampe auf den Altar. Der Mischna ist zu entnehmen, dass auch ein „Waschbecken“ in Gebrauch war (Middot 3:6). Dieser Vorhof war ebenfalls von verschiedenen Kammern begrenzt.

      Das Tempelgebäude. Wie schon beim früheren Tempel, so bestand auch dieses Tempelgebäude hauptsächlich aus zwei Abteilen, dem Heiligen und dem Allerheiligsten. Das Gebäude selbst stand 12 Stufen höher als der Vorhof der Priester. An den Seiten waren wie schon im salomonischen Tempel Gemächer angebaut, und es gab ein Obergemach. Am Eingang zum Heiligen war eine Tür mit zwei vergoldeten Flügeln von 55 Ellen (24,5 m) Höhe und 16 Ellen (7,1 m) Breite. Die Vorhalle des Tempels war breiter als der Tempel selbst; sie ragte beidseitig um je 20 Ellen (8,9 m) über das übrige Gebäude hinaus. Das Innere des Heiligen war 40 Ellen (17,8 m) lang und 20 Ellen breit. Im Heiligen befanden sich der Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar – alles aus Gold.

      Am Eingang zum Allerheiligsten war ein dicker, wunderschön gemusterter Vorhang angebracht. Als Jesus starb, zerriss dieser von oben bis unten, und man konnte sehen, dass im Allerheiligsten die Bundeslade fehlte. Ein Stein bezeichnete die Stelle, wo sie einst stand. Auf diesen Stein sprengte der Hohe Priester am Sühnetag das Blut (Mat 27:51; Heb 6:19; 10:20). Dieser Raum war 20 Ellen lang und 20 Ellen breit.

      Als 70 u. Z. die Römer Jerusalem belagerten, diente der Tempelbezirk den Juden als Zitadelle oder Festung. Sie selbst zündeten die Säulenhallen an, und entgegen den Wünschen des römischen Feldherrn Titus setzte ein römischer Soldat das Tempelgebäude in Brand. So erfüllte sich, was Jesus über die Bauten des Tempels gesagt hatte: „Keinesfalls wird hier ein Stein auf dem anderen gelassen, der nicht niedergerissen werden wird“ (Mat 24:2; Geschichte des Jüdischen Krieges, 6. Buch, Kap. 4, Abs. 5–7; 7. Buch, Kap. 1, Abs. 1).

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