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  • Frauen — Werden sie heute respektiert?
    Erwachet! 1992 | 8. Juli
    • Frauen — Werden sie heute respektiert?

      „WIE kann man nur solch eine Frage stellen!“ sagen einige Männer vielleicht überrascht. Betrachtet man jedoch, wie Frauen im Laufe der Geschichte behandelt wurden und heute noch weltweit behandelt werden, führen ein paar einfache Fragen zur Antwort.

      Wer ist in zwischenmenschlichen Beziehungen meistens das Opfer und wer der Unterdrücker? Wer wird in einer Ehegemeinschaft vorwiegend geschlagen? Männer oder Frauen? Wer wird sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten vergewaltigt? Wer wird in der Kindheit hauptsächlich mißbraucht? Jungen oder Mädchen? Wer wird häufig durch Verordnungen, die von Männern erlassen werden, zu Bürgern zweiter Klasse degradiert? Wem wird das Wahlrecht verweigert? Wer hat nur begrenzte Bildungschancen? Männer oder Frauen?

      Der Fragenkatalog könnte fortgesetzt werden, aber die Tatsachen sprechen für sich. Elisabeth Bumiller schreibt in ihrem Buch May You Be the Mother of a Hundred Sons, das sich auf Erfahrungen stützt, die sie in Indien machte: „Die ‚typische‘ Inderin lebt auf dem Dorf; das trifft auf etwa 75 Prozent der vierhundert Millionen Frauen und Mädchen Indiens zu. ... Obwohl sie gern möchte, kann sie weder lesen noch schreiben und ist selten weiter als 30 km von ihrem Geburtsort entfernt gewesen.“ Das Bildungsdefizit ist nicht nur in Indien ein Problem, sondern weltweit.

      In Japan werden wie auch in vielen anderen Ländern immer noch Unterschiede auf dem Gebiet der Bildung gemacht. Gemäß dem Asahi Yearbook für 1991 absolvierten 1 460 000 Studenten ein vierjähriges Studium an der Universität, wogegen sich die Zahl der Studentinnen auf 600 000 belief. Zweifellos können Frauen auf der ganzen Erde bezeugen, daß ihre Bildungsmöglichkeiten begrenzter sind. „Bildung ist etwas für Jungen“ — mit dieser Meinung sahen sie sich konfrontiert.

      Susan Faludi stellt in ihrem kürzlich erschienenen Buch Backlash—The Undeclared War Against American Women einige passende Fragen über den Status der Frauen in den Vereinigten Staaten. „Wenn Amerikanerinnen wirklich gleichberechtigt sind, warum machen sie dann zwei Drittel aller armen Erwachsenen aus? ... Wieso sind es immer noch bei weitem mehr Frauen als Männer, die in ärmlichen Verhältnissen leben, nicht krankenversichert sind, geschweige denn eine Rente beziehen?“

      Frauen müssen sehr viel mehr leiden als Männer. Sie sind zur Zielscheibe von Demütigungen, Beleidigungen, sexuellen Belästigungen und Verachtung seitens der Männer geworden. Die schlechte Behandlung beschränkt sich durchaus nicht auf sogenannte Entwicklungsländer. Der Rechtsausschuß des US-Senats stellte vor kurzem einen Bericht über Gewalt gegen Frauen zusammen. Er enthüllte erschütternde Tatsachen. „Alle 6 Minuten wird eine Frau vergewaltigt; alle 15 Sekunden wird eine Frau geschlagen. ... Keine Frau in diesem Land ist gegen Gewaltverbrechen gefeit. Von 4 Frauen werden 3 zumindest einmal Opfer eines Gewaltverbrechens.“ In einem Jahr wurden drei bis vier Millionen Frauen von ihrem Mann mißhandelt. Diese bedauernswerte Situation führte 1990 zur Einführung des „Violence Against Women Act“ (Gesetz über Gewalt gegen Frauen) (Senate Report, The Violence Against Women Act of 1990).

      Betrachten wir nun einige Situationen, in denen Frauen auf der ganzen Welt Mangel an Respekt seitens der Männer ertragen müssen. In den letzten beiden Artikeln dieser Serie wird schließlich behandelt, wie sich Männer und Frauen in jeder Lebenslage gegenseitig Respekt erweisen können.

  • Frauen — Werden sie in der Familie respektiert?
    Erwachet! 1992 | 8. Juli
    • Frauen — Werden sie in der Familie respektiert?

      „Eine nach der anderen fand einen grausamen Tod. ... Sie starben zwar auf verschiedene Weise, aber die Begleitumstände waren dieselben: Die Polizei in Quebec [Kanada] teilte mit, daß die Frauen von ihrem ehemaligen oder jetzigen Mann oder Geliebten getötet wurden. In diesem Jahr [1990] fielen insgesamt 21 Frauen einer ständig zunehmenden Gewalt in der Ehe zum Opfer“ (Maclean’s, 22. Oktober 1990).

      HÄUSLICHE Gewalt, von einigen die „Schattenseite des Familienlebens“ genannt, hinterläßt zerrüttete Familien und Kinder, die ein verzerrtes Bild von der Ehegemeinschaft haben. Sie sind hin und her gerissen, wem gegenüber sie loyal sein sollen, und versuchen herauszufinden, warum Vati Mutti schlägt. (Weniger häufig stellt sich die Frage, warum Mutti so gemein zu Vati ist.) Häusliche Gewalt zeitigt oft Söhne, die später selbst Frauen schlagen. Das väterliche Beispiel hat bei ihnen schwere psychologische Probleme sowie Persönlichkeitskonflikte bewirkt.

      In der Veröffentlichung der Vereinten Nationen The World’s Women—1970-1990 heißt es: „Häusliche Angriffe von Männern auf Frauen werden zu den am seltensten angezeigten Verbrechen gerechnet — teilweise deshalb, weil diese Art Gewalt als soziale Krankheit und nicht als Verbrechen betrachtet wird.“

      Welches Ausmaß hat die Mißhandlung von Ehepartnern in den Vereinigten Staaten angenommen? In dem Senatsbericht ist zu lesen: „Der Begriff ‚häusliche Gewalt‘ hört sich vielleicht harmlos an, doch das Verhalten, für das er steht, ist alles andere als das. Statistiken vermitteln ein erschreckendes Bild, wie schwerwiegend, ja sogar tödlich die Mißhandlung des Ehepartners sein kann. Jährlich sterben zwischen 2 000 und 4 000 Frauen aufgrund von Mißhandlungen. ... Im Gegensatz zu anderen Verbrechen ist die Mißhandlung des Ehepartners ein Fall von ‚chronischer‘ Gewalt. Es handelt sich um eine ständige Einschüchterung und wiederholte körperliche Schädigung.“

      Die Zeitschrift World Health schreibt: „Gewalt gegen Frauen existiert in jedem Land und jeder sozioökonomischen Schicht. In vielen Kulturkreisen wird es als Recht des Mannes angesehen, seine Frau zu schlagen. Nur allzuoft ist man der Meinung, wiederholtes Schlagen und Vergewaltigen von Frauen und Mädchen sei eine ‚Privatangelegenheit‘, die andere nichts angehe — seien es Rechtsvertreter oder Beschäftigte im Gesundheitswesen.“ Die Gewalt in der Familie kann schnell auf die Schule übergreifen.

      Das zeigte ein Vorfall, der sich im Juli 1991 in einem kenianischen Internat für Jungen und Mädchen ereignete. Gemäß der New York Times wurden „71 Schülerinnen von Schülern vergewaltigt, und 19 weitere starben bei einer nächtlichen Gewaltorgie in den Schlafsälen, die, wie es heißt, ... ohne Eingreifen der Ortspolizei oder der Lehrer fortdauerte“. Wie ist diese Eskalation sexueller Gewalt zu erklären? „Die Tragödie hat deutlich gemacht, daß die Gesellschaft in Kenia von einem abstoßenden männlichen Chauvinismus beherrscht wird“, schreibt Hilary Ng’Weno, Chefredakteur der bekanntesten Zeitschrift in Kenia, The Weekly Review. „Das Los der Frauen und Mädchen in unserem Land ist beklagenswert. ... Wir erziehen unsere Jungen dazu, wenig oder gar keine Achtung vor Mädchen zu haben.“

      Darin liegt weltweit der Kern des Problems — Jungen werden häufig dazu erzogen, Mädchen und Frauen als minderwertige Geschöpfe zu betrachten, die man ausnutzen kann. In ihren Augen sind sie schutzlos und leicht zu beherrschen. Dann ist es nur ein kleiner Schritt zur Verachtung der Frauen und zum ausgesprochenen Chauvinismus und ein genauso kleiner Schritt zur Vergewaltigung einer Bekannten oder Freundin. Man sollte bedenken, daß eine Vergewaltigung zwar „in ein paar Augenblicken vorüber ist, aber ein Leben lang nachwirkt“ (Senatsbericht).

      Viele Männer sind unbewußt Misogynen oder Frauenhasser, auch wenn sie Frauen nicht unbedingt körperlich mißhandeln. Statt dessen bedienen sie sich der psychischen oder verbalen Mißhandlung. Dr. Susan Forward schreibt in ihrem Buch Liebe als Leid: „Nach den Beschreibungen ihrer Partnerinnen waren sie oft charmant und sogar liebevoll, aber auch fähig, sich von einem Augenblick zum anderen grausam, kritisch und beleidigend zu verhalten. Dieses Verhalten wies eine große Bandbreite auf, von offensichtlicher Einschüchterung und Drohungen zu subtileren und verdeckten Angriffen in Form von ständigen Herabsetzungen oder vernichtender Kritik. Die Ergebnisse waren jedoch immer die gleichen. Der Mann gewann Macht und Kontrolle, indem er die Frau zermürbte. Diese Männer weigerten sich zudem, Verantwortung dafür zu übernehmen, wie sich ihre Partnerinnen nach derartigen Angriffen fühlten.“

      Die zierliche Japanerin Yasukoa, die bereits 15 Jahre verheiratet ist, berichtet dem Erwachet!-Korrespondenten von ihrem Zuhause: „Regelmäßig prügelte und mißhandelte mein Vater meine Mutter. Er trat nach ihr, boxte sie, zog sie an den Haaren und warf sogar mit Steinen nach ihr. Und warum? Weil sie sich erdreistet hatte, ihn auf seine Untreue anzusprechen. In Japan ist es nämlich früher völlig normal gewesen, daß manche Männer eine Geliebte hatten. Meine Mutter war ihrer Zeit voraus und wollte das nicht einfach hinnehmen. Nach 16 Jahren Ehe, aus der vier Kinder hervorgegangen waren, ließ sie sich scheiden. Mein Vater zahlte ihr keinen Pfennig Unterstützung.“

      Selbst wenn den zuständigen Stellen bekannt ist, daß eine Frau geschlagen wird, kann oft nicht verhindert werden, daß ein rachsüchtiger Mann seine Frau umbringt. Häufig erweisen sich Gesetze als unzureichend, eine bedrohte und terrorisierte Frau zu schützen, so z. B. in den Vereinigten Staaten. „Eine Studie enthüllte, daß bei über der Hälfte der Fälle, bei denen Männer ihre Frau umgebracht hatten, die Polizei im Jahr zuvor fünfmal gerufen worden war, um einer Beschwerde wegen häuslicher Gewalt nachzugehen“ (Senatsbericht). In einigen extremen Fällen hat die Frau ihren Mann umgebracht, um weiteren Mißhandlungen zu entgehen.

      Häusliche Gewalt, deren Opfer meistens die Frau ist, nimmt viele verschiedene Formen an. In Indien ist die Zahl der bekanntgewordenen „Mitgift-Morde“ (Männer töten ihre Frau, weil sie mit der von der Familie der Frau gezahlten Aussteuer unzufrieden sind) angestiegen: von 2 209 im Jahre 1988 auf 4 835 im Jahre 1990. Diese Angaben sind jedoch nicht vollständig, da etliche Todesfälle als Unfälle im Haus ausgegeben werden — gewöhnlich werden die Frauen vorsätzlich mit Hilfe von Kerosin angezündet, das man zum Kochen verwendet. Hinzu kommen noch die Selbstmorde von Frauen, die das häusliche Elend nicht mehr aushalten.

      Söhne oder Töchter?

      Frauen werden von der Geburt an und sogar vor der Geburt diskriminiert. Inwiefern? Erwachet! interviewte die Inderin Madhu aus Bombay, die sich wie folgt äußerte: „Wird in einer indischen Familie ein Junge geboren, herrscht Freude. Die Mutter hat nun nichts mehr zu befürchten. Jetzt haben die Eltern einen Sohn, der im Alter für sie sorgen kann. Ihre ‚Sozialversicherung‘ ist garantiert. Bekommt sie aber eine Tochter, sieht man auf sie als Versagerin herab. Es ist, als hätte sie lediglich eine weitere Last zur Welt gebracht. Die Eltern werden eine hohe Mitgift aufbringen müssen, um sie zu verheiraten. Gebiert eine Mutter laufend Mädchen, ist sie ein Nichtsnutz.“b

      Die Zeitschrift Indian Express schreibt über indische Mädchen: „Ihr Überleben gilt nicht als wichtig für den Fortbestand der Familie.“ Die gleiche Quelle berichtet von einer in Bombay durchgeführten Umfrage, die ergab, daß „von 8 000 Fetussen, die nach Geschlechtsbestimmungstests abgetrieben wurden, 7 999 weiblichen Geschlechts waren“.

      Elisabeth Bumiller schreibt: „Die Lage einiger Inderinnen ist so verzweifelt, daß, wenn ihnen die gleiche Beachtung geschenkt werden würde wie ethnischen und rassischen Minderheiten in anderen Teilen der Welt, ihr Fall von Menschenrechtsgruppen aufgegriffen werden würde“ (May You Be the Mother of a Hundred Sons).

      Frauen geht die Arbeit nie aus

      Oft wird gesagt, daß Frauen die Arbeit nie ausgeht. Darin liegt eine Wahrheit, die Männer häufig übersehen. Eine Frau, die Kinder hat, kann sich im Gegensatz zu Männern den Luxus einer festen Arbeitszeit von 8 bis 17 Uhr nicht leisten. Wer kümmert sich um das Baby, wenn es nachts schreit? Wer putzt, wäscht und bügelt? Wer bereitet und serviert dem Mann seine Mahlzeit, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt? Wer wäscht nach dem Essen ab und macht die Kinder fürs Bett fertig? Von wem wird außerdem in vielen Ländern erwartet, Wasser herbeizuschaffen und sogar mit dem Baby auf dem Rücken auf dem Feld zu arbeiten? Normalerweise immer von der Mutter. Sie arbeitet nicht nur 8 oder 9 Stunden am Tag, sondern meistens 12 bis 14 oder noch mehr. Die Überstunden bekommt sie allerdings nicht bezahlt — und nur allzuoft hört sie nicht einmal ein Dankeschön!

      Gemäß der Zeitschrift World Health wird in Äthiopien von vielen Frauen verlangt, „16 bis 18 Stunden täglich zu arbeiten, und sie erhalten dermaßen wenig Lohn, daß sie weder sich noch ihre Familie ernähren können. ... Der Hunger ist ihr täglicher Begleiter; in der Regel bekommen sie [Brennholzsammlerinnen und -trägerinnen] nur einmal täglich eine unzureichende Mahlzeit und verlassen ihr Zuhause, ohne gefrühstückt zu haben.“

      Siu, die aus Hongkong stammt und seit 20 Jahren verheiratet ist, meint: „Bei den Chinesen diskriminieren Männer gern Frauen, indem sie sie entweder als Haushaltshilfe und Kindergebärerin betrachten oder als Geliebte, Spielzeug oder Lustobjekt. Wir Frauen möchten aber, daß man mit uns wie mit intelligenten Geschöpfen umgeht. Wir möchten, daß Männer uns zuhören, wenn wir sprechen, und uns nicht lediglich als Dummerchen behandeln!“

      Es ist daher nicht verwunderlich, daß man in dem Buch Mann und Frau lesen kann: „Überall, selbst dort, wo Frauen gesellschaftlich sehr anerkannt sind, werden die von Männern ausgeübten Tätigkeiten höher eingeschätzt als diejenigen, die Frauen ausüben. Dabei ist es vollkommen belanglos, wie die Rollen- und Aufgabenverteilung in der jeweiligen Gesellschaft aussieht; was Männer machen, zählt in den Augen der Gemeinschaft einfach mehr.“

      Tatsache ist, daß die häusliche Rolle der Frau gewöhnlich für selbstverständlich gehalten wird. Im Vorwort des Buches The World’s Women—1970-1990 heißt es: „Im allgemeinen fällt es nicht auf, was Frauen für die Familie, die Wirtschaft und im Haushalt tun und unter welchen Bedingungen sie leben. Viele Statistiken werden erstellt, die die Lebensbedingungen und Beiträge von Männern, nicht von Frauen, wiedergeben oder die das Geschlecht einfach ignorieren. ... Ein Großteil der von Frauen verrichteten Arbeit wird noch immer als von keinem wirtschaftlichen Nutzen betrachtet — und wird gar nicht erst gewertet.“

      Der nordamerikanische Autor Gerald W. Johnson gab 1934 wieder, wie man damals über Frauen am Arbeitsplatz dachte: „Oftmals erhalten Frauen den Arbeitsplatz eines Mannes, aber nur selten auch dessen Lohn. Das liegt daran, daß ein Mann jede alltägliche Arbeit besser erledigt als eine Frau. Die bekanntesten Schneider und Hutmacher sind Männer ... Die berühmtesten Köche sind durchweg Männer. ... Gerade heutzutage ist es eine Tatsache, daß jeder Arbeitgeber einem Mann für die gleiche Arbeit bereitwillig mehr Geld zahlt als einer Frau, weil er allen Grund zu der Annahme hat, daß der Mann sie besser ausführen wird.“ Dieser wenn auch etwas hintergründige Kommentar spiegelt die damaligen Vorurteile wider, die jedoch immer noch im Kopf vieler Männer vorherrschen.

      Verachtung — ein weltweites Problem

      In jeder Kultur sind gewisse Meinungen und Vorurteile hinsichtlich der Rolle der Frau in der Gesellschaft entstanden. Doch erhebt sich die Frage: Ist in solchen Denkmustern Platz für die gebührende Achtung vor der Würde der Frau? Oder spiegeln sie die über Jahrhunderte währende männliche Vorherrschaft wider, die aufgrund der kräftemäßigen Überlegenheit des Mannes entstanden ist? Wo ist die Achtung vor der Würde der Frau, wenn sie wie eine Sklavin behandelt und ausgenutzt wird? In den meisten Kulturkreisen wird die Rolle der Frau unterminiert und ihre Selbstachtung mehr oder weniger untergraben.

      Als ein Beispiel von vielen diene folgendes aus Afrika: „Bei den Yoruba-Negern in Afrika [Nigeria] müssen die Frauen in Gegenwart ihrer Männer Dummheit und Ergebenheit an den Tag legen, und wenn sie ihnen das Essen servieren, müssen sie zu ihren Füßen knien“ (Mann und Frau). In anderen Teilen der Welt kommt diese Unterwürfigkeit auf vielerlei Weise zum Ausdruck: Eine Frau darf ihrem Mann nur in einem gewissen Abstand folgen; während ihr Mann auf einem Pferd oder Maultier reitet, muß sie zu Fuß gehen; sie muß Lasten tragen, wogegen ihr Mann nichts trägt; sie muß getrennt von ihrem Mann essen usw.

      Edwin Reischauer, der in Japan geboren und aufgewachsen ist, schreibt in seinem Buch The Japanese: „In Japan ist der männliche Chauvinismus offensichtlich. ... Einen doppelten Moralkodex, der dem Mann mehr Freiheiten läßt als der Frau, gibt es heute noch. ... Eine verheiratete Frau darf im Gegensatz zu ihrem Mann auf keinen Fall untreu werden.“

      Wie in vielen anderen Ländern ist auch in Japan sexuelle Belästigung ein Problem, vor allem zur Hauptverkehrszeit in der überfüllten U-Bahn. Yasuko, die aus Hino, einem Vorort von Tokio, stammt, erzählte gegenüber Erwachet!: „Als junge Frau fuhr ich immer nach Tokio hinein. Das war furchtbar unangenehm, weil manche Männer die Situation ausnutzten und einen kniffen und begrapschten, wo es nur ging. Was konnten wir Frauen schon dagegen machen! Wir mußten es ertragen. Aber es war so peinlich. Morgens in der Stoßzeit gab es einen speziellen Wagen für Frauen, so daß wenigstens einige den Demütigungen entkommen konnten.“

      Sue, die früher in Japan lebte, verhinderte solche Zudringlichkeiten auf die ihr eigene Art. Sie pflegte mit lauter Stimme zu sagen: „Fuzakenai de kudasai!“, was soviel wie „Hören Sie auf damit!“ bedeutet. Sie sagt: „Das wirkte sofort. Keiner wollte vor all den anderen sein Gesicht verlieren. Plötzlich faßte mich kein einziger mehr an!“

      Daß Frauen in der Familie respektlos behandelt werden, ist offensichtlich ein weltweites Problem. Wie werden sie jedoch am Arbeitsplatz behandelt? Wird ihnen dort mehr Respekt und Anerkennung zuteil?

      [Fußnoten]

      a Die Befragten baten darum, anonym zu bleiben. Daher sind die Namen in den Artikeln geändert.

      b Männer nehmen fast immer an, daß die Frau schuld daran ist, wenn sie Mädchen bekommt. Dabei lassen sie das Vererbungsgesetz völlig außer acht. (Siehe Kasten auf dieser Seite.)

      [Kasten auf Seite 6]

      Wodurch wird das Geschlecht eines Kindes bestimmt?

      „Das Geschlecht des ungeborenen Kindes wird im Augenblick der Befruchtung festgelegt. Dabei spielt die Samenzelle des Vaters die entscheidende Rolle. Jede von der Frau produzierte Eizelle ist weiblich in dem Sinn, daß sie ein X-Chromosom enthält; denn dies ist das weibliche Geschlechtschromosom. Von den Samenzellen des Mannes enthalten dagegen nur 50 Prozent ein X-Chromosom. Die andern enthalten ein Y-Chromosom. Dieses ist das männliche Geschlechtschromosom.“ Treffen daher zwei X-Chromosomen zusammen, entwickelt sich ein Mädchen; stößt ein männliches Y-Chromosom auf ein weibliches X-Chromosom, wird das Baby ein Junge. Ob eine Frau ein Mädchen oder einen Jungen bekommt, hängt also vom Chromosom in der männlichen Samenzelle ab (Mein Körper — mein Leben: 1000 Fragen und Antworten). Es ist somit völlig absurd, wenn ein Mann seiner Frau die Schuld dafür gibt, daß sie nur Töchter bekommt. Keinem sollte die Schuld in die Schuhe geschoben werden. Es ist einfach ein Zufallsprodukt der Fortpflanzung.

      [Kasten/Bild auf Seite 8]

      Eine Tragödie großen Ausmaßes

      Elizabeth Fox-Genovese schreibt in ihrem Buch Feminism Without Illusions: „Es gibt guten Grund zu der Annahme, daß viele Männer ... versuchen, ihre Kraft in zunehmendem Maße dort einzusetzen, wo sie ihnen offensichtliche Vorteile verschafft — in der Beziehung zu Frauen. Wenn sich mein Verdacht bestätigt, sehen wir uns einer Tragödie großen Ausmaßes gegenüber.“ In dieser Tragödie großen Ausmaßes sind die Millionen Frauen eingeschlossen, die täglich unter einem brutalen Ehemann, Vater oder einem anderen Mann zu leiden haben — einem Mann, der nicht weiß, was „Objektivität und Gerechtigkeit“ bedeuten.

      „In dreißig Staaten [der Vereinigten Staaten] ist es gesetzlich erlaubt, daß ein Mann seine Frau vergewaltigt; nur in zehn Staaten existieren Gesetze, wonach im Falle häuslicher Gewalt eine Festnahme erfolgen kann ... Frauen, denen kein anderer Ausweg bleibt, als wegzulaufen, stellen fest, daß das auch keine Alternative ist. ... Ein Drittel der 1 Million geschlagenen Frauen, die eine Zuflucht suchen, finden keine“ (Vorwort zu Backlash—The Undeclared War Against American Women von Susan Faludi).

      [Bild]

      Für Millionen ist häusliche Gewalt die Schattenseite des Familienlebens

      [Bild auf Seite 7]

      Hunderte von Millionen leben in einem Zuhause ohne fließendes Wasser, Abwasserentsorgung oder Strom — wenn sie überhaupt ein Zuhause haben

  • Frauen — Werden sie am Arbeitsplatz respektiert?
    Erwachet! 1992 | 8. Juli
    • Frauen — Werden sie am Arbeitsplatz respektiert?

      „Die Mehrheit der Männer betrachtete Frauen als Freiwild — ob diese ledig oder verheiratet waren“ (Jenny, die früher als Rechtsanwaltssekretärin gearbeitet hat).

      „Krankenhäuser sind als Ort für sexuelle Belästigungen und Mißhandlungen von Frauen bekannt“ (Sara, eine Krankenschwester).

      „Immer wieder wurden mir bei der Arbeit unsittliche Anträge gemacht“ (Jean, eine Krankenschwester).

      SIND diese Fälle Ausnahmen, oder geschieht so etwas häufiger? Ein Erwachet!-Korrespondent interviewte eine Anzahl Frauen, die schon manche Erfahrungen am Arbeitsplatz gesammelt haben. Behandelten ihre Arbeitskollegen sie respektvoll und mit Würde? Es folgen einige ihrer Kommentare:

      Sara, eine Krankenschwester aus New Jersey (USA), die neun Jahre in amerikanischen Militärkrankenhäusern gearbeitet hat, sagt: „Als ich in San Antonio (Texas) arbeitete, wurde in der Abteilung für Nierendialyse eine Stelle frei. Ich fragte eine Gruppe von Ärzten, was ich tun müßte, um die Stelle zu bekommen. Einer grinste und sagte: ‚Geh mit dem Chefarzt ins Bett.‘ Ich erwiderte: ‚Wenn das so ist, verzichte ich auf die Stelle.‘ So etwas passiert oft, wenn es um Beförderung oder Stellenvergabe geht. Die Frau muß den Wünschen des sexgierigen Mannes, der das Sagen hat, nachgeben.

      Bei einer anderen Gelegenheit war ich gerade auf der Intensivstation und legte einem Patienten eine Infusion an, als der Arzt kam und mich in den Hintern kniff. Ich lief wütend in ein Nachbarzimmer, er kam aber hinterher und sagte etwas Unanständiges. Ich schlug ihn, so daß er beim Mülleimer landete! Daraufhin ging ich sofort zum Patienten zurück. Es erübrigt sich wohl zu sagen, daß der Arzt mich nie wieder belästigte.“

      Miriam, eine verheiratete Frau aus Ägypten, die früher in Kairo als Sekretärin gearbeitet hat, beschreibt die Situation der Frauen im moslemischen Ägypten: „Die Frauen kleiden sich bescheidener als in westlichen Kreisen. Mir ist nicht bekannt, daß an meinem Arbeitsplatz jemand sexuell belästigt wurde. Dafür ist es in der Kairoer U-Bahn so schlimm, daß der erste Wagen jetzt ausschließlich für Frauen reserviert ist.“

      Jean, eine ruhige, aber entschlossene Frau, die 20 Jahre Krankenschwester war, erzählt: „Ich achtete streng darauf, nie mit einem Arbeitskollegen auszugehen. Aber trotzdem, ob ich nun mit einem Arzt oder einem Krankenpfleger zu tun hatte, immer wurde ich belästigt. Sie dachten stets, sie seien psychologisch im Vorteil. Gingen wir Krankenschwestern nicht auf die sexuellen Wünsche der Krankenpfleger ein, dann waren sie plötzlich nicht aufzufinden, wenn sie uns helfen sollten, einen Patienten aufs Bett zu heben oder so.“

      Jenny arbeitete sieben Jahre als Rechtsanwaltssekretärin. Sie schildert, was sie im Umgang mit Rechtsanwälten beobachtete. „Die Mehrheit der Männer betrachtete Frauen als Freiwild — ob diese ledig oder verheiratet waren. Sie waren der Meinung: ‚Als Rechtsanwälten steht uns eine Menge zu, auch Frauen.‘“ Offensichtlich ist man in anderen Berufsständen derselben Meinung. Was kann eine Frau daher tun, um weniger belästigt zu werden?

      Darlene, eine schwarze Amerikanerin, die als Sekretärin und als Empfangsdame in einem Restaurant gearbeitet hat, meint: „Wenn man nicht genau festlegt, wie weit man gehen sollte, kann es böse enden. Fängt ein Mann plötzlich das Necken an, und man geht darauf ein, geraten die Dinge vielleicht sehr schnell außer Kontrolle. Ab und zu mußte ich deutlich meine Meinung sagen, zum Beispiel: ‚Ich würde es schätzen, wenn Sie nicht auf diese Weise mit mir sprechen würden.‘ Oder: ‚Ich finde es ungehörig, wenn Sie mit mir als verheirateter Frau so sprechen, und ich glaube nicht, daß es meinem Mann gefallen würde.‘

      Es ist wichtig, sich den Respekt zu verdienen. Meiner Meinung nach tut eine Frau das nicht dadurch, daß sie versucht mitzuhalten, wenn Männer, wie ich es nenne, Umkleideraum-Gespräche führen: sich schmutzige Witze erzählen oder zweideutige Bemerkungen loslassen. Läßt man zu, daß die Grenze zwischen ordentlichem und ungehörigem Reden und Benehmen verwischt, werden einige Männer versuchen, sich darüber hinwegzusetzen.“

      Der Tyrann

      Connie, die 14 Jahre als Krankenschwester gearbeitet hat, berichtet von einer anderen Form der Belästigung, die vielerorts plötzlich auftreten kann. „Ein Arzt machte mit mir eine ganz normale Visite, um bei den Patienten die Verbände zu wechseln. Ich befolgte alle herkömmlichen Regeln, die ich gelernt hatte. Über alles, was mit Keimfreiheit zu tun hat, weiß ich gut Bescheid. Aber diesem Arzt konnte ich nichts recht machen. Er blaffte mich an und kritisierte meine Arbeit immer mehr. Es kommt sehr oft vor, daß Frauen auf diese Art herabgesetzt werden. Gewisse Männer haben Persönlichkeitsprobleme, und anscheinend müssen sie in der Zusammenarbeit mit Frauen ihre Autorität ausnutzen.“

      Sara, die schon zuvor angeführt wurde, hat über dieses Thema auch noch etwas zu berichten. „Ich überprüfte die Lebenszeichen eines Patienten, der operiert werden sollte. Mir war klar, daß seine Verfassung das nicht erlaubte, denn die Form des EKG war absolut unregelmäßig. Ich machte den Fehler und sagte dies dem Chirurgen. Er antwortete wütend: ‚Krankenschwestern sollten sich um Bettpfannen kümmern, nicht um EKGs.‘ Also teilte ich es kurz dem Chefanästhesisten mit, und er erwiderte, daß sein Team unter diesen Umständen nicht mit dem Chirurgen zusammenarbeiten würde. Daraufhin wandte sich der Chirurg unvermittelt an die Frau des Patienten und erzählte ihr, ich sei daran schuld, daß ihr Mann noch nicht operiert worden sei. In solch einer Situation kann eine Frau nichts mehr machen, da sie unabsichtlich eine Bedrohung für das männliche Ego war.“

      Frauen sind am Arbeitsplatz eindeutig Belästigungen und demütigenden Behandlungen ausgesetzt. Welche Stellung nehmen sie jedoch vor dem Gesetz ein?

      Frauen und das Gesetz

      In etlichen Ländern hat es Jahrhunderte gedauert, bis Frauen wenigstens auf dem Papier Gleichheit vor dem Gesetz erlangten. Und dort, wo sie im Gesetz garantiert wird, besteht zwischen Theorie und Praxis oft noch eine große Kluft.

      In der Veröffentlichung der Vereinten Nationen The World’s Women—1970-1990 heißt es: „Diese Diskrepanz [in der Regierungspolitik] schlägt sich zu einem Großteil in Gesetzen nieder, die den Frauen in puncto Landbesitz, Kredite und Vertragsabschlüsse Gleichheit versagen.“ Eine Frau aus Uganda äußerte sich wie folgt: „Wir sind immer noch Bürger zweiter, nein dritter Klasse, denn unsere Söhne kommen noch vor uns. Selbst Esel und Traktoren werden manchmal besser behandelt.“

      In der Time-Life Veröffentlichung Mann und Frau heißt es: „1920 erhielten die Frauen in den Vereinigten Staaten durch den 19. Zusatz zur amerikanischen Verfassung das Wahlrecht — lange nachdem es in vielen europäischen Ländern schon eingeführt war. ... Doch in England wurde den Frauen erst 1928 das Stimmrecht gewährt, ... in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Um gegen die Benachteiligung von Frauen in der Politik zu protestieren, warf sich die englische Suffragette Emily Wilding Davison 1913 bei einem Derby vor das Pferd des Königs, und sie starb an den Verletzungen. Sie wurde für die Sache der Gleichberechtigung der Frauen zur Märtyrerin.

      Allein die Tatsache, daß der amerikanische Senat das Gesetz „Violence Against Women Act“ erst 1990 erließ, zeigt, daß gesetzgebende Körperschaften, in denen Männer dominieren, den Bedürfnissen der Frauen nur langsam nachkommen.

      Nachdem wir kurz betrachtet haben, wie Frauen auf der ganzen Erde behandelt werden, erheben sich folgende Fragen: Wird sich ihre Lage je ändern? Was ist dazu nötig? In den beiden nächsten Artikeln wird über diese Fragen gesprochen.

      [Kasten/Bild auf Seite 11]

      Wer ist in einer mißlicheren Lage?

      „Frauen verrichten zwei Drittel des weltweiten Arbeitspensums. Sie produzieren 60 bis 80 Prozent der Nahrungsmittel Afrikas und Asiens und 40 Prozent der Nahrungsmittel Lateinamerikas. Doch sie verdienen nur ein Zehntel des Welteinkommens, und weltweit gehört ihnen weniger als ein Prozent des Grundbesitzes. Sie zählen zu den Ärmsten der Armen“ (May You Be the Mother of a Hundred Sons von Elisabeth Bumiller).

      „Kleine Mädchen gehen nicht zur Schule [in einigen Teilen der Erde], weil es kein sauberes Trinkwasser gibt. ... Ich habe junge Mädchen gesehen, die aus zwanzig und manchmal sogar dreißig Kilometer Entfernung Wasser holten, was einen ganzen Tag in Anspruch nimmt. Mit vierzehn oder fünfzehn haben diese Mädchen ... noch nie eine Schule besucht und nichts gelernt“ (Jacques-Yves Cousteau, The Unesco Courier, November 1991).

      [Bild auf Seite 10]

      Sexuelle Belästigung muß man nicht über sich ergehen lassen

  • Respekt vor Frauen im täglichen Leben
    Erwachet! 1992 | 8. Juli
    • Respekt vor Frauen im täglichen Leben

      WANN und wo müssen die Veränderungen einsetzen, wenn Frauen in Zukunft mehr Respekt entgegengebracht werden soll? Nun, wann und wo entstehen gewöhnlich Voreingenommenheit und Vorurteile? Zu Hause und in der Schule, während der Entwicklungsjahre. Die Eltern üben einen großen Einfluß darauf aus, welche Ansichten sich ihre Kinder zu eigen machen. Wer kann daher sehr stark beeinflussen, wie ein junger Mann später einmal gegenüber Frauen eingestellt ist? Offensichtlich der Vater und die Mutter. Einer der Schlüssel zur Lösung besteht also darin, das Problem Familien bewußtzumachen und Eltern zum Umdenken zu bewegen.

      Wie Frauen betrachtet werden

      Jenny, eine verheiratete Sekretärin und älteste von vier Töchtern, erklärt, daß Vorurteile zu Hause entstehen: „Als junge Mädchen waren wir uns stets bewußt, daß es in den Vereinigten Staaten mehr Frauen als Männer gibt. Wenn man heiraten wollte, mußte man also etwas tun.

      Frauen wird eingeredet, daß sie wertlosere Geschöpfe sind. Manchmal sind es die eigenen Eltern, die einen dazu bringen, sich weniger wert als ein Junge zu fühlen. Wenn dann ein Mann in unser Leben tritt, zeigt er durch sein Verhalten, daß wir ihm unterlegen sind.

      Warum sollte unsere Selbstachtung nur davon abhängen, ob wir gut aussehen oder nicht? Werden Männer etwa danach beurteilt?“

      Betty, die seit 32 Jahren verheiratet ist und früher Geschäftsführerin war, macht auf etwas anderes aufmerksam: „Warum werden Frauen nach ihrem Geschlecht und nicht nach ihrer Erfahrung, ihrer Intelligenz und ihren Fähigkeiten beurteilt? Alles, was ich von einem Mann verlange, ist, daß er mich für voll nimmt. Er soll mich nicht diskriminieren, nur weil ich eine Frau bin!

      Männer halten Frauen nur allzuoft für dumm und naiv — für zu dumm, um eine richtige Entscheidung zu treffen. Was ich meine, ist, daß sie uns so behandeln sollten, wie sie gern behandelt werden möchten. Dann wird sich ihre Meinung schon bald ändern.“ Sie bittet einfach darum, daß Männer die Goldene Regel befolgen: „Alles daher, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“ (Matthäus 7:12).

      Die zitierten Frauen erwähnen einige treffende Gedanken. Eine Frau sollte nicht nach ihrem Aussehen oder ihren Reizen beurteilt werden und auch nicht aufgrund von Vorurteilen gegen bestimmte Kulturkreise. Ein spanischer Spruch drückt es auf folgende Weise aus: „Eine schöne Frau erfreut das Auge; eine gute Frau erfreut das Herz. Ist erstere ein Schmuckstück, ist letztere ein Schatz.“

      Die Bibel gibt einen ähnlichen Gedanken etwas anders wieder: „Putzt euch nicht äußerlich heraus mit aufwendigen Frisuren, kostbarem Schmuck oder prächtigen Kleidern. Eure Schönheit soll von innen kommen: Freundlichkeit und Herzensgüte sind der unvergängliche Schmuck, der in Gottes Augen Wert hat.“ So, wie wir ein Buch nicht nach seinem Einband bewerten, sollten wir Menschen nicht nach ihrem Geschlecht richten (1. Petrus 3:3, 4, Die Gute Nachricht).

      Ihnen zu Hause Respekt zollen

      Viele Frauen, vor allem berufstätige Frauen und Mütter, beklagen sich berechtigterweise darüber, daß ihr Mann in der Hausarbeit keine zusätzliche Belastung sieht und ihnen dabei gewöhnlich nicht zur Hand geht. Susan Faludi, die bereits zuvor zitiert wurde, schreibt: „Auch in ihrem eigenen Zuhause, wo sie 70 Prozent der Hausarbeiten verrichten, werden Frauen nicht als gleichwertig angesehen.“ Wie ist dieser Ungerechtigkeit abzuhelfen?

      Selbst wenn es vielen Ehemännern in manchen Kulturkreisen nicht gerade gefallen wird, sollte die Hausarbeit fair aufgeteilt werden, vor allem wenn die Frau ebenfalls arbeiten gehen muß. Das betrifft natürlich auch Arbeiten, die normalerweise der Mann erledigt: Auto- und Gartenpflege, Klempner- und Elektroarbeiten usw. Diese Arbeiten nehmen allerdings nur selten so viel Zeit in Anspruch, wie eine Frau mit der Hausarbeit zubringt. In einigen Ländern erwarten die Männer sogar von ihrer Frau, das Auto sauberzuhalten, als ob es mit zur Wohnung gehörte!

      In gewisser Hinsicht ist die Anregung, die Hausarbeit aufzuteilen, in Übereinstimmung mit dem Rat, den der Apostel Petrus Ehemännern gab, nämlich bei ihrer Frau „gemäß Erkenntnis“ zu wohnen (1. Petrus 3:7). Das bedeutet unter anderem, daß der Mann nicht einfach ein unpersönlicher, kaltherziger Mitbewohner sein sollte. Er sollte die Erfahrung und die Intelligenz seiner Frau schätzen. Und er sollte ihre Bedürfnisse als Frau, Ehefrau und Mutter erkennen. Sie benötigt nicht nur einen Ernährer, der das Geld nach Hause bringt — das tun viele berufstätige Frauen ebenfalls. Ihr Mann muß für ihre körperlichen, emotionellen, psychischen, sexuellen und vor allem für ihre geistigen Bedürfnisse Verständnis haben.

      Auf Ehemännern, die behaupten, sich nach christlichen Grundsätzen zu richten, lastet eine noch größere Verantwortung — sie müssen Christus nachahmen. Christus ließ an alle, die ‘sich abmühen und beladen sind’, eine ansprechende Einladung ergehen und sagte: „Ich will euch erquicken. ... ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele“ (Matthäus 11:28, 29). Welch eine Herausforderung für christliche Ehemänner und Väter! Jeder einzelne sollte sich fragen: „Erquicke ich meine Frau, oder unterdrücke ich sie? Bin ich freundlich und zugänglich, oder spiele ich gern den Tyrannen, Despoten oder Diktator? Zeige ich in den christlichen Zusammenkünften ‚brüderliche Zuneigung‘ und bin dann zu Hause unerträglich?“ In der Christenversammlung sollte es keine Ehemänner mit einer gespaltenen Persönlichkeit geben (1. Petrus 3:8, 9).

      Daher gibt es keine Entschuldigung für Männer, die von einer mißhandelten christlichen Frau wie folgt beschrieben werden: „das herrische Haupt einer christlichen Familie, das im Königreichssaal ausnehmend freundlich ist und anderen Geschenke kauft, die eigene Frau aber wie einen Haufen Dreck behandelt“. Angemessener Respekt vor einer Frau läßt keinen Platz für Unterdrückung und Demütigungen. Natürlich hat die Sache zwei Seiten: Eine Frau sollte ebenfalls angemessenen Respekt vor ihrem Mann haben (Epheser 5:33; 1. Petrus 3:1, 2).

      Dr. Susan Forward schreibt in Anerkennung des Obigen: „Eine gute Beziehung basiert auf gegenseitigem Respekt.“ Beide Partner müssen dazu beitragen, diese zu einem Erfolg zu machen. Sie fährt fort: „Sie beinhaltet die Wahrnehmung von und die Sensibilität gegenüber den Gefühlen und Bedürfnissen des anderen, wie auch das Erkennen der Eigenschaften, die den Partner so einzigartig für einen machen. ... Liebevolle Partner finden ... wirksame Methoden, mit ihren Unterschieden fertig zu werden. Sie betrachten nicht jede Auseinandersetzung als eine Schlacht, die gewonnen oder verloren werden kann“ (Liebe als Leid).

      Auch in der Bibel finden wir hilfreichen Rat für Ehemänner, und zwar in Epheser 5:28: „Die Männer [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.“ Inwiefern trifft diese Aussage zu? Man könnte die Ehe mit einem Konto vergleichen, auf das beide Parteien 50 Prozent eingezahlt haben. Verwendet der Mann etwas von der Summe falsch, schadet dies der finanziellen Lage beider. Schadet ein Mann daher seiner Frau auf irgendeine Weise, schadet er sich über kurz oder lang selbst. Warum? Weil die Ehe eine gemeinsame Investition ist. Wenn man dieser Investition schadet, schadet man beiden Seiten.

      Es gibt noch einen wichtigen Gedanken, den man nicht übersehen darf: Respekt sollte nicht gefordert werden. Jeder Ehepartner sollte dem anderen zwar Respekt zollen, aber dieser muß verdient werden. Christus verschaffte sich niemals Respekt, indem er versuchte, seine übernatürliche Kraft oder seine Stellung auszunutzen.a Ehepartner verdienen sich keinen Respekt, indem sie sich gegenseitig Bibeltexte an den Kopf werfen, sondern indem sie rücksichtsvoll miteinander umgehen.

      Ihnen am Arbeitsplatz Respekt zollen

      Stellen Frauen wirklich eine Bedrohung des männlichen Ego dar? Elizabeth Fox-Genovese schreibt in ihrem Buch Feminism Without Illusions: „In Wirklichkeit wünschen sich viele Frauen das gleiche wie Männer: einen angemessenen Lebensstandard, ein erfülltes Leben und ein problemloses Vorankommen.“ Sollte dieser Wunsch oder dieses Streben als eine Bedrohung für Männer aufgefaßt werden? In dem Buch heißt es weiter: „Warum erkennen wir nicht an — ungeachtet der Veränderungen, die unsere Welt erlebt hat oder noch erleben wird —, daß Unterschiede bestehen und man diesen durchaus eine positive Seite abgewinnen kann?“

      Vor allem christliche Männer, die als Vorarbeiter oder als Aufseher arbeiten, müssen die Würde ihrer Kolleginnen respektieren und daran denken, daß verheiratete Frauen im biblischen Sinne nur e i n „Haupt“ haben, und zwar ihren Ehemann. Andere führen vielleicht die Aufsicht und werden aufgrund dessen geachtet; gemäß der Bibel ist jedoch strenggenommen kein anderer als der Ehemann das „Haupt“ einer Frau (Epheser 5:22-24).

      Gespräche am Arbeitsplatz sollten stets erbaulich sein. Reden Männer gern zweideutig und machen versteckte Andeutungen, lassen sie keinen Respekt vor Frauen erkennen, und außerdem erwerben sie sich keinen guten Ruf. Paulus schrieb an Christen: „Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, so wie es sich für Heilige geziemt, auch kein schändliches Benehmen noch törichtes Reden, noch unzüchtige Späße, Dinge, die sich nicht schicken, sondern vielmehr Danksagung“ (Epheser 5:3, 4).

      Auch läßt es mangelnden Respekt erkennen, wenn Arbeiten anders aufgeteilt werden, ohne die Empfindungen einer Frau zu berücksichtigen. Die Krankenschwester Jean meint: „Es wäre wirklich nett, wenn wir nach unserer Meinung gefragt würden, bevor die Arbeiten anders aufgeteilt werden. Das wäre sicherlich psychologisch klug. Frauen brauchen Mitgefühl und das Bewußtsein, geschätzt und als wertvoll betrachtet zu werden.“

      Im Zusammenhang mit Respekt am Arbeitsplatz kommt eine Schranke ins Spiel, die einige Frauen „Glasdecke“ nennen. Sie steht für „althergebrachte Vorurteile, durch die Frauen daran gehindert werden, gehobene Führungspositionen in der Privatwirtschaft zu bekleiden“ (The New York Times, 3. Januar 1992). Wie eine kürzlich durchgeführte Studie in den Vereinigten Staaten bestätigte, sind nur wenige Positionen auf der Führungsebene mit Frauen besetzt; auf Hawaii zum Beispiel 14 Prozent, in Utah 18 Prozent und in Louisiana 39 Prozent. Erweist man Frauen an ihrem weltlichen Arbeitsplatz wirklich Achtung, dann entscheidet man bei einer Beförderung nicht nach dem Geschlecht, sondern nach Fähigkeit und Erfahrung. Forschungsleiterin Sharon Harlan sagt: „Die Lage hat sich schon verbessert, aber ... es gibt immer noch unzählige strukturell bedingte Schranken für Frauen.“

      [Fußnote]

      a Siehe Wachtturm vom 15. Mai 1989, Seite 10 bis 20, „Liebe und Respekt bekunden als Ehemann“ und „... als Ehefrau“.

      [Kasten auf Seite 14]

      RESPEKT Was können Frauen tun?

      ● Habe und bewahre SELBSTACHTUNG.

      ● Mache klar, was du von anderen hinsichtlich ihres Redens und Benehmens in deiner Gegenwart erwartest.

      ● Lege vernünftige Grenzen in bezug auf eine korrekte Verhaltens- und Ausdrucksweise fest.

      ● Versuche nicht mitzuhalten, wenn Männer obszöne Dinge reden oder zweideutige Witze machen; dadurch wirst du nicht zu einer kultivierteren Frau, und sie werden keine Gentlemen.

      ● Kleide dich nicht aufreizend, ganz gleich, was gerade Mode ist; deine Kleidung sagt etwas über deine Selbstachtung aus.

      ● Verdiene dir Respekt durch dein Verhalten; behandle Männer so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest — respektvoll.

      ● Flirte nicht.

      RESPEKT Was können Männer tun?

      ● Behandle alle Frauen mit Respekt und Würde; fühle dich nicht von einer selbstbewußten Frau bedroht.

      ● Gehe außer mit deiner Frau nicht übermäßig vertraulich mit anderen um, mache keinen Gebrauch von unangebrachten Liebenswürdigkeiten.

      ● Vermeide schlüpfrige Witze und anzügliche Blicke.

      ● Mache nicht zu viele Komplimente, und vermeide unpassende Berührungen.

      ● Setze weder die Frau noch ihre Arbeit herab.

      ● Sei vorurteilslos, wenn du dich mit ihr unterhältst, berätst oder ihr zuhörst.

      ● Sage ihr, daß du ihre Arbeit schätzt.

      ● Hilf bei der Hausarbeit mit. Wenn du meinst, das sei unter deiner Würde, wie steht es dann um ihre?

      ● Solltet ihr im Haus deiner Eltern wohnen, gehe feinfühlig auf deine Frau ein, die unter einem gewissen Druck stehen mag. Du bist jetzt in erster Linie für sie verantwortlich, und sie benötigt deine Unterstützung (Matthäus 19:5).

  • Frauen in der Versammlung achten
    Erwachet! 1992 | 8. Juli
    • Frauen in der Versammlung achten

      IN DER Bibel ist für Christen eine theokratische Ordnung der Leitung durch ein Haupt aufgestellt worden: Christus ist Gott untergeordnet, der Mann Christus und die Frau wiederum dem Mann (1. Korinther 11:3). Diese Unterordnung bedeutet jedoch keine Diktatur. Die Leitung durch ein Haupt in der Familie zeichnet sich nicht durch Gewalt aus — sei es körperliche, psychische oder verbale. Außerdem ist die Stellung eines christlichen Hauptes relativ und bedeutet nicht, daß ein Mann ein Despot sein darf, der sich für unfehlbar hält.a Zu wissen, wann und wie man „Es tut mir leid, du hattest recht“ sagen muß, könnte in vielen Ehen der gegenseitigen Erbauung und der Fortdauer dienen. Doch wie leicht können solch demütige Worte im Hals steckenbleiben! (Kolosser 3:12-14, 18).

      Als die Apostel Paulus und Petrus Rat über die Ehe gaben, erinnerten sie immer wieder an das Beispiel Christi. Ein Mann verdient sich durch sein erquickendes Beispiel Respekt, indem er Christus nachahmt, denn „ein Mann ist das Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist, er, der Retter dieses Leibes“ (Epheser 5:23).

      Der Rat, den Petrus Männern gibt, ist eindeutig: „Ihr Ehemänner, wohnt gleicherweise weiterhin bei ihnen [den Frauen] gemäß Erkenntnis“ (1. Petrus 3:7). Eine moderne spanische Übersetzung gibt diesen Gedanken wie folgt wieder: „An Ehemänner: Seid in eurem gemeinsamen Leben taktvoll, nehmt Rücksicht auf die Frau.“ Das schließt eine Menge ein, unter anderem auch Feingefühl in der Ehegemeinschaft. Die Frau sollte für den Mann nicht lediglich ein Mittel zur sexuellen Befriedigung sein. Eine Frau, die als Kind mißbraucht wurde, schrieb: „Ich wünschte, Ihr würdet mehr darüber schreiben, wie ein Mann eine Frau, die das durchgemacht hat, unterstützen kann. Für uns Frauen ist es am wichtigsten, daß wir wirklich geliebt und umsorgt werden, nicht, daß wir nur da sind, um ein physisches Verlangen zu befriedigen oder um den Haushalt zu machen, und das ohne gefühlsmäßige Bindung.“b Gott setzte die Ehe ein, damit Mann und Frau Gefährten und Gehilfen seien. Hierbei geht es um Zusammenarbeit und gegenseitige Achtung (1. Mose 2:18; Sprüche 31:28, 29).

      Inwiefern ein „schwächeres Gefäß“?

      Des weiteren rät Petrus Ehemännern, ihren Frauen Ehre zu erweisen, und dies als „einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen“ (1. Petrus 3:7). Was könnte Petrus gemeint haben, als er die Frau ein „schwächeres Gefäß“ nannte? Gewiß ist eine Frau im Durchschnitt körperlich nicht so kräftig wie ein Mann. Dafür sorgen der Bau des Skeletts und die Muskelstruktur. Doch wenn es um die innere, moralische Stärke geht, ist eine Frau keineswegs schwächer als ein Mann. Frauen haben jahrelang Umstände ertragen, unter denen es die meisten Männer nicht einmal kurze Zeit ausgehalten hätten — zum Beispiel Mißhandlung durch einen gewalttätigen oder alkoholabhängigen Ehepartner. Man bedenke auch, was eine Frau erträgt, um ein Kind zu bekommen, einschließlich der Wehen während der Geburt. Jeder mitfühlende Ehemann, der das Wunder der Geburt mit eigenen Augen gesehen hat, muß einfach größere Achtung vor seiner Frau und ihrer inneren Kraft bekommen.

      Hannah Levy-Haas, eine jüdische Insassin des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Ravensbrück, schrieb 1944 zu diesem Thema folgendes in ihr Tagebuch: „Es regt mich unheimlich auf, daß die Männer hier viel schwächer sind als die Frauen und Härten nicht so gut ertragen wie sie — sowohl körperlich als häufig auch seelisch. Sie können sich nicht zusammenreißen und haben dermaßen wenig moralische Kraft, daß man sie nur bedauern kann“ (Mothers in the Fatherland von Claudia Koonz).

      Diese Erfahrung veranschaulicht, daß es keinen berechtigten Grund dafür gibt, Frauen zu diskriminieren, nur weil sie vielleicht körperlich schwächer sind. Edwin Reischauer schreibt: „In neuerer Zeit wird im allgemeinen anerkannt, daß Frauen mehr Willenskraft und größere psychologische Kraft haben als Männer“ (The Japanese). Diese Kraft kann in der Christenversammlung eingesetzt werden, indem reife Frauen anderen Frauen helfen, die enormem seelischen Streß ausgesetzt sind. Gewiß fällt es einer mißhandelten Frau manchmal leichter, sich an eine reife Frau als an einen Mann um sofortige Hilfe zu wenden. Wenn nötig, kann ein christlicher Ältester zu Rate gezogen werden, um weitere Anleitung zu geben (1. Timotheus 5:9, 10; Jakobus 5:14, 15).

      Viele Frauen ärgert es, daß ihre Reaktionen pauschal als emotionell abgetan und mit „ihren Tagen“ entschuldigt werden. Betty, eine praktizierende Christin, bemerkt: „Wir wissen, daß wir, wie der Apostel Petrus schrieb, auf einigen Gebieten ‚schwächere Gefäße‘ sind, weibliche, mit einer zerbrechlicheren biologischen Konstitution. Das heißt aber nicht, daß ein Vorarbeiter oder Aufseher herablassend sein oder einen bevormunden muß und jedes weibliche Verhalten auf den monatlichen Zyklus schieben sollte. Wir sind intelligent und möchten, daß man uns respektvoll zuhört.“

      Nicht jede Frau ist gefühlsbetont, so wie nicht jeder Mann kühl ist. Jeder Mensch sollte als Individuum betrachtet werden. Betty, die schon zuvor zitiert wurde, sagte gegenüber Erwachet!: „Ich schätze es nicht, wenn ich aufgrund meines Geschlechts in eine bestimmte Kategorie eingeordnet werde. Ich habe miterlebt, wie Männer weinen und Schwankungen unterworfen sind. Und es gibt Frauen, die unerbittlich sein können. Männer sollten uns objektiv zuhören, ohne an das Geschlecht zu denken.“

      Was ist für eine Veränderung nötig?

      Manche sagen, es reiche nicht aus, daß Frauen für ihre Rechte und für Gerechtigkeit auf die Straße gehen, um eine Änderung zum Besseren zu bewirken; noch reiche es aus, daß Männer einige symbolische Gesten als Ausdruck des Respekts vor Frauen machten. In jeder Kultur und an jedem Ort müssen Männer über ihre gegenwärtige Rolle nachdenken und sich fragen, was sie tun können, um das Leben für Frauen angenehmer und erquickender zu gestalten (Matthäus 11:28, 29).

      Die Autorin und Dichterin Katha Pollitt schreibt in der Zeitschrift Time: „Die meisten Männer vergewaltigen, schlagen oder töten natürlich nicht. Aber das heißt nicht, wie viele anscheinend denken, daß sie völlig unbeteiligt an Gewalt gegen Frauen sind. Jeder einzelne trägt im täglichen Leben dazu bei, die gesellschaftlichen Vorstellungen und Vermutungen zu formen, die die Grenzen des Erlaubten definieren. ... Ich spreche von Männern, die sich einer ernsthaften Selbstprüfung unterziehen, die ihre Vorurteile und Privilegien in Frage stellen und fairerweise ihren Teil der Verantwortung für den Schlamassel, in dem wir stecken, übernehmen.“

      Doch selbst wenn Männer in der ganzen Welt eine radikale Änderung in ihrer Meinung über Frauen vornehmen, würde das allein noch nicht alle Ungerechtigkeiten abschaffen, unter denen die Menschheit leidet. Warum nicht? Weil Männer nicht nur Frauen ungerecht und grausam behandeln, sondern auch andere Mitmenschen. Krieg, Gewalt, Mord, Todesschwadronen und Terrorismus gehören in vielen Ländern zum täglichen Leben. Benötigt wird ein völlig neues Herrschaftssystem für die ganze Erde und eine neue Unterweisung für alle Menschen. Das ist es, was Gott verheißen hat herbeizuführen, und zwar durch seine vom Himmel ausgeübte Königreichsherrschaft. Nur dann wird es wahre Gerechtigkeit und Gleichheit für alle geben — für Männer, Frauen und Kinder. Nur dann werden sich Mann und Frau gegenseitig echten Respekt zollen. In Jesaja 54:13 drückt es die Bibel wie folgt aus: „Alle deine Söhne [und Töchter] werden von Jehova Belehrte sein, und der Frieden deiner Söhne [und Töchter] wird überströmend sein“ (Jesaja 54:13). Ja, die richtige Unterweisung in den gerechten Grundsätzen Jehovas wird zu einer neuen Welt beitragen, in der man sich gegenseitig respektiert.

      [Fußnoten]

      a Siehe den Artikel „Was bedeutet die Unterwerfung in der Ehe?“ im Wachtturm vom 15. Dezember 1991, Seite 19—21.

      b Siehe Erwachet! vom 8. Oktober 1991, Seite 3—11; 8. April 1992, Seite 24—27.

      [Bild auf Seite 16]

      Häufig kann eine reife Frau hilfreichen Rat geben

      [Bild auf Seite 17]

      Hausarbeiten zu erledigen ist eine Möglichkeit, durch die ein Mann seiner Frau Respekt zollen kann

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