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Wissenschaftliche Datierungsmethoden für vorgeschichtliche ZeitenErwachet! 1986 | 22. September
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Die Kalium-Argon-Methode
Das allgemein am häufigsten angewandte Verfahren ist die Kalium-Argon-Methode. Kalium ist kein so seltenes Element wie Uran — Kaliumchlorid wird zum Beispiel als Ersatz für Natriumchlorid verkauft. Kalium besteht hauptsächlich aus zwei Isotopen mit der Massenzahl 39 und 41. Ein drittes Isotop mit der Massenzahl 40 ist nur schwach radioaktiv. Eines der Zerfallsprodukte des Kaliums ist Argon, ein reaktionsträges Gas, das in der Atmosphäre zu rund 1 Prozent vorkommt. Das Kaliumisotop mit der Massenzahl 40 hat eine Halbwertszeit von 1,4 Milliarden Jahren. Dadurch eignet es sich für einen Meßbereich von über 10 Millionen bis zu Milliarden Jahren.
Kalium ist — anders als Uran — in der Erdkruste reichlich zu finden. Es ist Bestandteil einer Vielzahl von Mineralien, die in den meisten Gesteinen vorkommen, sowohl in Vulkan- als auch in Sedimentgestein. Die Voraussetzungen für die Brauchbarkeit der Kalium-Argon-Methode sind mit denen für die zuvor genannte Methode vergleichbar: Das Kalium darf bei der Mineralbildung, also beim Start des Zerfalls, nicht mit Argon verunreinigt sein. Hinzu kommt, daß das System völlig geschlossen sein muß, so daß weder Argon noch Kalium entweichen oder eindringen kann.
Wie praktikabel ist die Methode? Das eine Mal ist sie sehr brauchbar, ein anderes Mal versagt sie vollkommen. Gelegentlich weicht das ermittelte Alter erheblich von den Werten ab, die mit der Uran-Blei-Methode gemessen wurden. Meist liegt das Alter niedriger, was man auf einen Verlust an Argon zurückführt. Bei anderen Gesteinsarten dagegen stimmen die Ergebnisse sehr gut überein.
Eine für die Öffentlichkeit äußerst interessante Anwendung der Kalium-Argon-Methode war die Altersbestimmung eines Gesteinsbrockens, den die Apollo-15-Astronauten vom Mond mitgebracht hatten. Ein Bröckchen dieses Gesteins wurde nach der Kalium-Argon-Methode untersucht, und man stellte ein Alter von 3,3 Milliarden Jahren fest.
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Wissenschaftliche Datierungsmethoden für vorgeschichtliche ZeitenErwachet! 1986 | 22. September
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Paläontologen versuchen Fossilien zu datieren
Die Paläontologen haben versucht, den Erfolg der Geologen, das Alter von Gestein zu bestimmen, das erst einige Millionen Jahre beträgt, nachzuahmen. Sie glauben, das Alter einiger Fossilien falle in diesen Zeitraum. Zu ihrem Leidwesen ist die Kalium-Argon-Methode für sie nicht gut geeignet, da Fossilien naturgemäß nicht in vulkanischem Gestein, sondern überwiegend in Sedimenten zu finden sind. Für diese Gesteinsart sind radiometrische Datierungsmethoden in der Regel nicht verläßlich genug.
Als Veranschaulichung mögen Fossilien dienen, die unter einem dichten Regen vulkanischer Asche begraben wurden. Die Asche verfestigte sich später zu einer Art Tuff. Dabei handelt es sich zwar um eine Sedimentformation, sie besteht aber aus vulkanischem Material, das an der Luft erstarrt ist. Wenn es gelänge, eine solche Formation zu datieren, könnte man das Alter der darin eingeschlossenen Fossilien angeben.
Um einen solchen Fall handelte es sich bei den Funden in der Olduwaischlucht in Tansania (Afrika), wo Fossilien affenähnlicher Tiere Aufsehen erregten, weil ihre Entdecker behaupteten, diese Tiere seien mit den Menschen verwandt. Erste Messungen der Argonkonzentration des vulkanischen Tuffs, in dem man die Fossilien gefunden hatte, ergaben ein Alter von 1,75 Millionen Jahren. Spätere Messungen eines anderen qualifizierten Labors lagen eine halbe Million Jahre niedriger. Äußerst enttäuschend für die Evolutionisten war, daß das Alter benachbarter Tuffschichten uneinheitliche Werte ergab. Manchmal enthielt die obere Schicht mehr Argon als die untere. Doch das ist aus geologischer Sicht grundverkehrt — die obere Schicht muß sich später als die untere abgelagert haben und folgerichtig weniger Argon enthalten.
Die Schlußfolgerung lautete: „Die Meßwerte sind durch ‚Urargon‘ verfälscht worden. Aus dem flüssigen Gestein ist nicht alles ursprüngliche Argon entwichen.“ Die Zeiger der „Zerfallsuhr“ standen anfangs also nicht auf Null. Wenn nur ein Zehntelprozent des zuvor aus Kalium entstandenen Argons im Gestein verblieb, als es im Vulkan schmolz, hätte die „Uhr“ nicht mit null Jahren, sondern mit einem Alter von fast einer Million Jahren zu laufen begonnen. Treffend sagte ein Experte: „Einige Datierungen müssen falsch sein, und wenn einige falsch sind, sind vielleicht alle falsch.“
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Wissenschaftliche Datierungsmethoden für vorgeschichtliche ZeitenErwachet! 1986 | 22. September
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[Übersicht auf Seite 19]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Die Abnahme an Uran und die Zunahme an Blei sind direkt proportional zueinander
100 %
50 %
25 %
12,5 %
Halbwertszeiten 1 2 3
Blei (Argon)
Uran (Kalium)
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