Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Dominikanische Republik
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Ganzseitiges Bild auf Seite 80

      Dominikanische Republik

      IM Jahr 1492 erreichte Kolumbus mit seinem Segelschiff die Neue Welt. Dort entdeckte er aufregende neue Länder, die Reichtum und Abenteuer versprachen. Eine der Inseln, auf denen er an Land ging, nannte er La Isla Española oder Hispaniola. Heute gehören zwei Drittel der Insel zur Dominikanischen Republik. In jüngerer Zeit haben Tausende von Inselbewohnern jedoch etwas ganz anderes entdeckt: die Verheißung auf eine kommende neue Welt unter Gottes Königreich, in der es für immer Gerechtigkeit geben wird (2. Pet. 3:13). Nun folgt die packende Geschichte aufrichtiger Menschen, die diese großartige Entdeckung machen.

  • Kurzinformation zur Dominikanischen Republik
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 82

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Kurzinformation zur Dominikanischen Republik

      Karte auf Seite 83

      Landesnatur: Die Dominikanische Republik umfasst zwei Drittel der Insel Hispaniola, das andere Drittel gehört zu Haiti. Die Landschaft ist sehr vielfältig. Es gibt tropische Regenwälder, hoch aufragende Berge, Mangrovensümpfe und Wüsten. Der höchste Berg ist der Pico Duarte — er liegt mehr als 3 000 Meter über dem Meeresspiegel. Ein großer Teil der Küste besteht aus traumhaften weißen Sandstränden und im Landesinnern findet man fruchtbare Täler wie das ertragreiche Cibao-Tal.

      Bevölkerung: Die Einwohner sind meist europäisch-afrikanischer Herkunft. Daneben gibt es verschiedene Minderheiten, die Haitianer bilden die größte.

      Landessprache: Die Amtssprache ist Spanisch.

      Bild auf Seite 84, 85

      Brüder und Schwestern zusammen in der Freizeit

      Wirtschaft: Früher gehörte der Bergbau sowie die Zucker-, Kaffee- und Tabakindustrie zu den Haupteinnahmequellen. Heute kommt das Wirtschaftswachstum vor allem durch den Tourismus und durch Gewinne aus Handelsgütern.

      Klima: Auf der Insel herrscht ein mildes, tropisches Klima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 25 Grad Celsius. Der jährliche Niederschlag beträgt in den im Nordosten liegenden Bergen in der Regel rund 2000 Liter pro Quadratmeter und in den trockeneren Regionen etwa 800 Liter pro Quadratmeter. Die Insel wird immer wieder von tropischen Stürmen und Hurrikans heimgesucht.

      Essen und Kultur: Zu den Grundnahrungsmitteln gehören Reis, Bohnen und anderes Gemüse. Dominikaner essen auch gern Meeresfrüchte, Paprika, gebackene Kochbananen und tropische Früchte. Einige dieser Nahrungsmittel werden für ein Gericht verwendet, das schon immer sehr beliebt ist: La Bandera Dominicana („die dominikanische Flagge“). Die Insulaner haben eine Vorliebe für Baseball, für Musik und auch für Tanz, besonders den Merengue. Gitarren sind genauso beliebt wie Trommeln, Flöten und Marimbas.

      FLÄCHE

      (km2) 48 671

      EINWOHNER

      10 404 000

      VERKÜNDIGER (2014)

      38 161

      VERKÜNDIGER ZU EINWOHNERN

      273

      GEDÄCHTNISMAHLANWESENDE (2014)

      132 760

  • Entdeckung
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 86

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Entdeckung

      Die Entdeckung beginnt

      Es war Sonntag, der 1. April 1945. Die Gileadabsolventen Lennart und Virginia Johnson kamen in Ciudad Trujillo (heute Santo Domingo) an, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Sie waren die ersten Zeugen Jehovas in diesem Land, das von Konflikten und Kämpfen geprägt war.a Im Jahrbuch 1946 war zu lesen: „Es ist ein echtes Pioniergebiet, und diese Gileadabsolventen mussten den Lauf von der Startlinie aus anfangen.“ Das hieß konkret: Es gab kein Zweigbüro, keine Königreichssäle und keine Versammlungen. Die Missionare kannten niemand im Land, sprachen kaum Spanisch und hatten weder ein Zuhause noch irgendwelche Möbel. Wie sollte es jetzt weitergehen?

      Übersicht auf Seite 86

      Lennart berichtet: „Wir gingen zum Victoria-Hotel und erhielten dort ein Doppelzimmer und Essen für 5 Dollar pro Tag. Noch am selben Nachmittag führten wir unser erstes Heimbibelstudium durch. Die Vorgeschichte: In Brooklyn hatten wir mit zwei dominikanischen Frauen die Bibel studiert. Sie hatten uns die Adressen von Verwandten und Bekannten gegeben. Bei einem von ihnen handelte es sich um einen gewissen Dr. Green. Als wir ihn besuchten, lernten wir auch seinen Nachbarn Moses Rollins kennen. Nachdem wir den beiden erzählt hatten, woher wir ihre Adressen hatten, hörten sie sich aufmerksam die Königreichsbotschaft an und waren mit einem Bibelstudium einverstanden. Moses wurde bald der erste einheimische Königreichsverkündiger.“

      Anfang Juni trafen vier weitere Missionare ein. Schon bald hatten sie eine beträchtliche Menge Literatur abgegeben und viele Bibelstudien begonnen. Im Oktober wurde klar, dass man einen Zusammenkunftsort brauchte. Also wandelten die Missionare kurzerhand das Wohnzimmer und das Esszimmer des Missionarheims in einen provisorischen Königreichssaal um. Bis zu 40 Personen besuchten die Zusammenkünfte.

      Bild auf Seite 90

      Einer der Ersten, die auf die biblische Wahrheit empfänglich reagierten, war Pablo Bruzaud, jedem bekannt als Palé. Er betrieb zwischen Santiago und Ciudad Trujillo eine Buslinie und fuhr deshalb häufig in die Hauptstadt. Als er wieder einmal in Ciudad Trujillo war, sprach Palé mit zwei Zeugen und nahm das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“ entgegen. Daraufhin studierten sie täglich mit ihm die Bibel. Palé predigte schon bald mit den Missionaren und bot ihnen oft eine Mitfahrgelegenheit an. Später lernte er Lennart Johnson kennen und reiste mit ihm von Ciudad Trujillo nach Santiago und über die Berge zu der Küstenstadt Puerto Plata. Dort besuchten sie eine Gruppe von Interessierten, die an die Weltzentrale in Brooklyn (New York) geschrieben und um Information gebeten hatten.

      Besuch aus der Weltzentrale

      Im März 1946 besuchten Nathan Knorr und Frederick Franz aus der Weltzentrale die Dominikanische Republik. Bruder Knorr hielt einen Vortrag, zu dem auch 75 interessierte Personen kamen, die hohe Erwartungen in den Besuch gesetzt hatten. Während des Aufenthalts traf Bruder Knorr Vorbereitungen, um im Land ein Zweigbüro einzurichten.

      Bild auf Seite 89

      N. Knorr und F. Franz in Ciudad Trujillo vor dem ersten Königreichssaal im Land

      Es trafen noch mehr Missionare ein und bis zum Ende des Dienstjahres 1946 gab es 28 Verkündiger. Da das Predigen der guten Botschaft in diesem Land noch in den Kinderschuhen steckte, verbrachten die Missionare viele Abende damit, sorgfältig Gebiete anzulegen, um einen organisierten Predigtfeldzug durchzuführen.

      Das Predigtwerk dehnt sich aus

      1947 beteiligten sich ungefähr 60 Verkündiger am Predigtdienst. Im gleichen Jahr wurden einige Missionare, die in Kuba tätig waren, in die Dominikanische Republik geschickt. Zu ihnen gehörten Roy und Juanita Brandt. Bruder Brandt wurde zum Zweigdiener ernannt und behielt diese Zuteilung die nächsten zehn Jahre.

      Zum Ende des Dienstjahres 1948 gab es etwa 110 Verkündiger, die zusammen mit den fleißigen Missionaren die gute Botschaft predigten. Es sollten jedoch sehr schwere Zeiten kommen, von denen diese eifrigen Prediger noch nichts ahnten.

      a Bereits 1932 wurden in der Dominikanischen Republik Wachtturm-Publikationen verbreitet. Doch erst 1945, mit Ankunft der Johnsons, begann man, Interessierten die Bibel persönlich zu erklären.

  • Wir werden sie finden
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Wir werden sie finden

      „Eines Tages werden wir sie finden!“

      Bild auf Seite 91

      Um das Jahr 1935 begann Pablo González, der im Cibao-Tal lebte, die Bibel zu lesen. Er schloss sich einer Gruppe von Protestanten an, verließ sie aber schon bald wieder, weil er merkte, dass ihr Verhalten nicht zu dem passte, was er in der Bibel gelesen hatte. Doch Pablo studierte Gottes Wort allein weiter und erzählte anderen, was er gelernt hatte — zuerst seiner Familie und seinen Nachbarn und dann Leuten in den Nachbargemeinden. Um diese Tätigkeit zu finanzieren, verkaufte er Farm und Rinder.

      Obwohl Pablo noch keinen Kontakt zu Jehovas Zeugen hatte, besuchte er 1942 schon mindestens 200 Familien in den umliegenden Gemeinden und hielt regelmäßig Treffen ab. Er spornte Menschen an, die Bibel zu studieren und danach zu leben. Viele, die sich das zu Herzen nahmen, stellten den Tabakkonsum ein oder gaben die Polygamie auf.

      Bild auf Seite 91

      Eine Frau, die Pablo zuhörte, war Celeste Rosario. Sie erinnert sich: „Ein Cousin meiner Mutter, Negro Jiménez, gehörte zu einer der Gruppen, die Pablo González leitete. Als ich 17 war, besuchte er unsere Familie. Die wenigen Bibeltexte, die Negro uns vorlas, reichten schon, um aus der Kirche auszutreten. In der katholischen Kirche wurde uns immer alles in Latein vorgelesen, einer Sprache, die wir nicht verstanden. Kurz darauf besuchte uns Pablo und sprach uns gut zu. Er sagte: ‚Wir gehören zwar nicht zu irgendeiner der vielen Religionen, aber wir haben auf der ganzen Welt Brüder. Wir wissen noch nicht, wer sie sind oder wie sie sich nennen, doch eines Tages werden wir sie finden!‘ “

      Pablo hatte in Los Cacaos Salcedo, Monte Adentro, Salcedo und Villa Tenares Gruppen von Erforschern der Bibel gegründet. 1948, als er gerade in Santiago in einen anderen Bus umsteigen wollte, sah er Zeugen, die auf der Straße predigten. Sie gaben ihm einen Wachtturm. Ein anderes Mal gab ihm eine Schwester zwei Bücher und lud ihn zum Abendmahl in Santiago ein. Was er dort hörte, beeindruckte ihn tief. Er kam zu dem Schluss, endlich die Wahrheit gefunden zu haben. Die Anwesenden in dieser Zusammenkunft waren diejenigen, nach denen er so lange gesucht hatte.

      Die Missionare besuchten dann alle, mit denen Pablo „studiert“ hatte. An einem von Pablos Versammlungsorten wurden sie von 27 Erwachsenen schon freudig erwartet. Einige hatten einen Fußmarsch von 25 Kilometern hinter sich; andere waren 50 Kilometer mit dem Pferd geritten. Bei der nächsten Gruppe waren 78 Personen anwesend und an einem weiteren Ort 69.

      Pablo gab den Missionaren eine Liste von etwa 150 interessierten Personen. Diese demütigen Menschen, die mehr über Gott wissen wollten, studierten schon die Bibel und ließen sich im Alltag davon leiten. Was sie jetzt benötigten, war Struktur und Anleitung. Celeste erzählt: „Die Missionare besuchten uns und führten eine Zusammenkunft durch. Es wurde alles für eine Taufe vorbereitet. Ich war die Erste aus meiner Familie, die sich taufen ließ. Bei einer anderen Gelegenheit wurden meine Mutter, Fidelia Jiménez, und meine Schwester Carmen getauft.“

      Der erste Kreiskongress in der Dominikanischen Republik, der vom 23.—25. September 1949 in Santiago abgehalten wurde, gab dem Predigtwerk weiteren Auftrieb. Es kamen viele Neugierige und beim öffentlichen Vortrag am Sonntag stieg die Anwesendenzahl auf 260 an. 28 Personen ließen sich taufen. Der 3-tägige Kongress überzeugte viele Neue davon, dass dies die Organisation war, die Gott gebrauchte, um seinen Willen auszuführen.

      Die Anfänge

      1. 1945

        Die Missionare Lennart und Virginia Johnson treffen ein

        Bild auf Seite 92
      2. 1946

        Besuch von N. Knorr und F. Franz

        Bild auf Seite 92
      3. 1949

        Erster Kreiskongress

        28 Personen werden im Río Yaque del Norte getauft

        Bild auf Seite 93
      4. 1950

        Jehovas Zeugen werden verboten

        Bild auf Seite 93
  • Eingesperrt & verboten
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Eingesperrt & verboten

      Eingesperrt wegen Neutralität

      Bilder auf Seite 95

      Enrique Glass und der Kerker, in dem er zwei Wochen eingesperrt war

      Am 19. Juni 1949 flog eine Gruppe Verbannter zurück in die Dominikanische Republik und unternahm den Versuch, den Diktator Rafael Trujillo zu stürzen. Obwohl die Invasion schnell niedergeschlagen werden konnte, ließ Trujillo alle inhaftieren, die entweder den Militärdienst verweigerten oder von der Regierung als Bedrohung angesehen wurden. Zu den ersten Zeugen, die wegen Militärdienstverweigerung ins Gefängnis kamen, gehörten León, Enrique und Rafael Glass sowie einige Arbeitskollegen von León, die auch Zeugen waren.

      León erzählt: „Wir [León und seine Arbeitskollegen] wurden festgenommen und von dem Militärgeheimdienst verhört. Nachdem man uns bedroht hatte, ließ man uns zwar frei, doch einige Tage später erhielten wir ohne Musterung die Einberufung zum Militärdienst. Da wir uns weigerten, sperrte man uns ein. Im Gefängnis befanden sich schon vier weitere Zeugen, unter ihnen zwei leibliche Brüder von mir. Nach unserer Freilassung wurden wir wieder verurteilt. Das passierte uns drei Mal und dazwischen lagen nur ein oder mehrere Tage. Wir saßen fast sieben Jahre im Gefängnis, das letzte Mal fünf Jahre.“

      „Selbst wenn wir mit Stöcken und Gewehren geschlagen wurden oder man uns mit der Peitsche Hiebe versetzte, konnten wir das ertragen, weil Jehova uns genügend Kraft gab“

      Das Leben im Gefängnis bedeutete für die Brüder einen ständigen Kampf. Gefangene und Wärter verspotteten sie Tag und Nacht. Der Kommandant von Fort Ozama, in dem sie anfänglich inhaftiert waren, sagte: „Ihr Zeugen Jehovas, sobald ihr Zeugen des Teufels seid, sagt mir Bescheid, damit ich euch freilassen kann.“ Die Gegner konnten die Brüder aber nicht dazu bringen, Gott die Treue zu brechen. León nennt den Grund dafür: „Wir hatten stets von Jehova die Kraft auszuharren, und wir konnten auch in kleinen Dingen sehen, dass er für uns eintrat. Selbst wenn wir mit Stöcken und Gewehren geschlagen wurden oder man uns mit der Peitsche Hiebe versetzte, konnten wir das ertragen, weil Jehova uns genügend Kraft gab.“

      Jehovas Zeugen verboten

      Überall im Land wurde die Verfolgung heftiger. Trotzdem gab es bis Mai 1950 außer den Missionaren noch 238 Verkündiger, von denen 21 Pioniere (Vollzeitprediger) waren.

      Bild auf Seite 97

      Ein Zeitungsartikel berichtet über die Gefängnisstrafen, die unsere Brüder wegen der Neutralität erhalten hatten

      Etwa zu dieser Zeit schrieb ein Geheimagent an den Präsidialsekretär Folgendes: „Die Anhänger der religiösen Sekte der Zeugen Jehovas sind nach wie vor in allen Teilen der Stadt [Ciudad Trujillo] unermüdlich tätig.“ Er führte weiter aus: „Ich betone nochmals: Jehovas Zeugen muss erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden, weil sie durch ihr Predigen und andere Aktivitäten die öffentliche Meinung auf bestimmten Gebieten negativ beeinflussen, besonders die der breiten Masse.“

      Der Minister des Innern und der Polizei, J. Antonio Hungría, forderte Bruder Brandt auf, eine schriftliche Erklärung einzureichen, wie Jehovas Zeugen zum Militärdienst, zum Fahnengruß und zum Zahlen von Steuern stehen. Bruder Brandt nahm dazu Stellung und verwendete dabei Informationen aus dem Buch „Gott bleibt wahrhaftig“. Trotzdem verfasste Hungría am 21. Juni 1950 einen Erlass, der die Tätigkeit von Jehovas Zeugen in der Dominikanischen Republik verbot. Bruder Brandt wurde in Hungrías Büro zitiert, um den Erlass persönlich zu hören, und fragte den Minister, ob das bedeute, dass die Missionare das Land verlassen müssten. Hungría versicherte ihm, sie könnten so lange bleiben, wie sie die Gesetze befolgten und nicht mit den Menschen über ihre Religion sprechen würden.a

      a In den Wochen vor dem Erlass schrieben Geistliche umfangreiche Zeitungsartikel, in denen sie Jehovas Zeugen anprangerten und fälschlicherweise mit den Kommunisten in Verbindung brachten.

  • Das Predigen geht weiter
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Das Predigen geht weiter

      Missionare im Untergrund weiter tätig

      Mit dem Verbot begann für die Brüder eine sehr schwere Zeit. Die Missionarin Alma Parson erinnert sich: „Die Königreichssäle wurden geschlossen und das Werk wurde verboten. Deswegen mussten die Brüder viele Prüfungen und Leiden durchmachen, manche verloren ihre Arbeit und kamen ins Gefängnis.“ An eines denkt sie aber gerne zurück: „Viele Male spürten wir deutlich die leitende Hand und den Schutz Jehovas!“ Dadurch, dass die Brüder der Hand Jehovas vertrauten, konnten sie im Untergrund weitermachen.

      Lennart Johnson sagt über diese Zeit rückblickend: „Wir konnten nicht mehr in Königreichssälen zusammenkommen und trafen uns daher heimlich in kleinen Gruppen in Privatwohnungen. Dort studierten wir Wachtturm-Artikel, die man auf einem Mimeografen vervielfältigt hatte. Wir waren sehr dankbar, dass uns Jehova in diesen kleinen Studiengruppen weiter geistig stärkte.“

      Bild auf Seite 98

      Roy und Juanita Brandt gehörten zu denen, die während des Verbots in ihrer Zuteilung blieben

      Mittlerweile verschärfte sich die Überwachung und Schikane seitens der Regierung. Aber die Brüder und Schwestern ließen sich nicht einschüchtern. Am 15. September 1950 schrieb Minister Hungría in einer Mitteilung an den Präsidenten der Republik: „Herr Lee Roy Brandt und andere führende Leute der Zeugen Jehovas sind wiederholt in dieses Büro gerufen und dazu angehalten worden, jegliche Propaganda einzustellen, da ihre Gemeinschaft in der Republik gesetzlich aufgelöst worden ist. Doch offensichtlich befolgen sie diesen Beschluss nicht. Jeden Tag gehen Berichte aus verschiedenen Teilen des Landes ein, dass sie ihre Propaganda heimlich weiterverbreiten und die staatliche Anordnung nicht ernst nehmen.“ Der Brief schloss mit der Empfehlung ab, die „ausländischen Rädelsführer“ von Jehovas Zeugen auszuweisen.

      „Eine Quelle der Kraft“

      Ende 1950 besuchten Bruder Knorr und Bruder Henschel das Land. Danach erhielten einige Missionare eine neue Zuteilung; sie kamen nach Puerto Rico, Guatemala und Argentinien. Andere nahmen eine weltliche Arbeit an, damit sie im Land bleiben konnten. Bruder Brandt arbeitete beispielsweise beim Elektrizitätswerk, andere gaben Englischunterricht. Über diese Missionare berichtete das Jahrbuch 1951: „Dass sie im Land blieben . . . , bedeutete für die treuen Nachfolger des Herrn, die die Wahrheit durch sie kennengelernt hatten, eine Quelle der Kraft. Alle freuten sich über den Mut der Missionare, der sich durch ihr Ausharren im Predigen zeigte.“

      Ihre Anwesenheit war für die Treuen „eine Quelle der Kraft“

      Dorothy Lawrence war eine der Missionare, die Englisch unterrichteten. Außerdem studierte sie mit interessierten Personen die Bibel. Das Ergebnis: Sie konnte vielen helfen, die biblische Wahrheit anzunehmen.

      Jehovas treue Diener ließen sich noch mehr einfallen, um trotz permanenter Überwachung weiterzupredigen. Manchmal trennten sie einzelne Seiten aus den Büchern und nahmen einige gefaltete Seiten in einer Hemdtasche oder Einkaufstasche mit. So konnten sie predigen, ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen. Die Berichtszettel sahen wie Einkaufslisten aus. Statt Büchern, Broschüren, Zeitschriften, Rückbesuchen und Stunden schrieb man Papayas, Bohnen, Eier, Kohl und Spinat auf den Zettel. Vervielfältigte Exemplare des Wachtturms nannte man Yuca — nach einer essbaren Wurzel, die Yuca, Maniok oder Kassave genannt wird und dort häufig vorkommt.

      „Einkaufsliste“

      • Bild auf Seite 100

        Lechosas (Papayas) = Bücher

      • Frijoles (Bohnen) = Broschüren

      • Huevos (Eier) = Zeitschriften

      • Repollos (Kohl) = Rückbesuche

      • Espinacas (Spinat) = Stunden

      Immer mehr Jünger

      Am 16. Juni 1954 unterzeichnete Rafael Trujillo ein Konkordat mit dem Vatikan, das katholischen Geistlichen in der Dominikanischen Republik eine Sonderbehandlung einräumte. Zu dieser Zeit waren Jehovas Zeugen bereits seit vier Jahren verboten. Dennoch gab es bis 1955 schon 478 Verkündiger. Wie war solch ein Wachstum trotz der schwierigen Umstände möglich? Im Jahrbuch 1956 konnte man lesen: „Das Geheimnis unserer inneren Stärke ist Jehovas Geist. . . . Die Brüder sind vereint und stark im Glauben und gehen mutig voran.“

      Im Juli 1955 ging ein notariell beglaubigtes Schreiben von der Weltzentrale an Trujillo. Darin wurde die neutrale Haltung von Jehovas Zeugen detailliert erklärt und Trujillo eindringlich gebeten, „das Verbot gegen Jehovas Zeugen und die Watch Tower Bible and Tract Society aufzuheben“. Was war das Ergebnis?

  • Erst frei, dann wieder verboten
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Erst frei, dann wieder verboten

      Plötzliche Freiheit

      Bild auf Seite 101

      Manuel Hierrezuelo wurde während eines Verhörs von den Beamten getötet

      Während der schwierigen Jahre des Verbots blieben Lennart und Virginia Johnson sowie Roy und Juanita Brandt in ihrer Missionarzuteilung. Lennart berichtet: „Roy und ich wurden zu einem Verhör gerufen. Einige Zeit zuvor hatten Beamte der Regierung Trujillos schon Bruder Manuel Hierrezuelo vorgeladen.“ Tragischerweise war Manuel während des Verhörs von den Beamten getötet worden; er hatte seine Treue bewahrt. Was passierte mit Lennart und Roy? Lennart weiter: „Nach unserem Eintreffen wurden wir getrennt voneinander befragt und offensichtlich nahm man unsere Äußerungen auf Tonband auf. Sonst geschah nichts weiter. Doch nach zwei Monaten berichteten die Zeitungen, dass Trujillos Regierung das Verbot von Jehovas Zeugen aufgehoben habe und wir unsere Tätigkeit wieder aufnehmen konnten.“

      Vor dem Verbot im Jahr 1950 beteiligten sich in der Dominikanischen Republik 261 Verkündiger am Predigen. Als das Verbot im August 1956 aufgehoben wurde, waren es 522. Nach sechs Jahren Inhaftierung, Einschränkung und permanenter Überwachung waren die Brüder überglücklich zu erleben, dass sie jetzt ungehindert in der Öffentlichkeit predigen konnten.

      Wie nutzten Jehovas Diener ihre neugewonnene Freiheit? Voller Tatendrang begannen sie ihre Tätigkeit neu zu organisieren. Sie suchten nach Räumlichkeiten für ihre Zusammenkünfte und legten neue Gebietskarten und Versammlungsunterlagen an. Nun war es auch möglich, Literatur zu bestellen und zu erhalten. Das begeisterte die Brüder und sie setzten sich voll fürs Predigen ein. Nur drei Monate später, im November 1956, predigten 612 Verkündiger engagiert die gute Botschaft.

      Hetzkampagne der Geistlichkeit

      Bild auf Seite 103

      Toledanos Memorandum enthielt Pläne, wie man die Einfuhr von Literatur verhindern konnte

      Die katholische Geistlichkeit fing sofort damit an, Jehovas Zeugen hinterhältig in Verruf zu bringen. Bestärkt durch das Konkordat, das Trujillo mit dem Vatikan geschlossen hatte, bedrängte sie die Regierung immer mehr, die Zeugen auszuschalten. Der katholische Priester Oscar Robles Toledano sandte ein Memorandum an Virgilio Álvarez Pina, den Staatssekretär des Innern. Darin bat er die Regierung um Unterstützung, das „Bewusstsein der Dominikaner für die Gefahren zu schärfen, die von der Sekte der ‚Zeugen Jehovas‘ ausgehen“.

      Toledano erklärte, sein Hauptziel bestehe darin, „die Proselytenmacherei von Jehovas Zeugen ins Leere laufen zu lassen“. In seinem Gesuch sprach er sich außerdem dafür aus, die Publikationen der Zeugen im Land zu verbieten, „besonders das Buch ‚Die Wahrheit wird euch frei machen‘ und die Zeitschrift Der Wachtturm“.

      Erneutes Verbot

      Die Geistlichen und ihre Helfershelfer in der Regierung Trujillos schlossen sich dem Komplott gegen die Zeugen an. Francisco Prats-Ramírez, der Präsident der Dominikanischen Partei, schrieb im Juni 1957 in einer Mitteilung an Trujillo: „Ich werde Sitzungen einberufen, um die gefährlichen, antipatriotischen Ansätze der Zeugen Jehovas im Keim zu ersticken.“

      Diese Hetzkampagne zeigte sofortige Wirkung. In einem Buch heißt es dazu: „Im Sommer 1957 wurden von der dominikanischen Presse eine Reihe von Anklagen abgedruckt, in denen Regierungsvertreter Jehovas Zeugen beschuldigten, ihre Aktivitäten seien ‚aufrührerisch und schädlich‘. Der Jesuitenpriester Mariano Vásquez Sanz denunzierte über den Radiosender von Trujillo, La Voz Dominicana (die dominikanische Stimme), die Mitglieder der Sekte als Anhänger des Kommunismus. Er bezeichnete sie als ‚verdorbenen, gerissenen, kriminellen und verräterischen Feind‘. Dadurch wurde eine Kettenreaktion ausgelöst: Die Erzbischöfe Ricardo Pittini und Octavio Antonio Beras unterzeichneten einen offenen Brief, in dem sie die Priester aufforderten, ihre Gemeindemitglieder vor dieser ‚entsetzlichen Häresie‘ zu schützen“ (Trujillo—Little Caesar of the Caribbean).

      Die gemeinsamen Anstrengungen von Kirche und Staat verfehlten nicht ihr Ziel. Im Juli verabschiedete der Kongress der Dominikanischen Republik ein Gesetz, das Jehovas Zeugen verbot. Schon bald wurden die Brüder und Schwestern Opfer von Schlägen und polizeilicher Gewalt. Etwa 150 kamen ins Gefängnis.

  • Die katholische Kirche und Trujillo
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 104

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Die katholische Kirche und Trujillo

      WELCHE Beziehung bestand zwischen Trujillo und der katholischen Kirche? Ein Politologe beschrieb es so: „Während der langen Trujillo-Ära (1930—1961) haben die Institutionen Kirche und Staat in der Dominikanischen Republik Hand in Hand gearbeitet; der Diktator begünstigte die Kirche und sie wiederum unterstützte sein Regime.“

      1954 reiste Trujillo nach Rom und unterzeichnete ein Konkordat mit dem Papst. Ein ehemaliger Vertrauter Trujillos, Germán Ornes, schrieb: „Da die dominikanische Kirche mehrheitlich auf der Seite von Trujillo steht, ist sie für ‚den Chef‘ [Trujillo] eine enorme Unterstützung. Die Geistlichen sind unter den führenden Propagandisten des Regimes, allen voran die Erzbischöfe Ricardo Pittini und Octavio Beras.“

      Ornes schrieb weiter: „Der Papst nutzt jede Gelegenheit, um Trujillo herzliche Grüße zu telegrafieren. . . . Im Jahr 1956 fand in Ciudad Trujillo der Kongress ‚Catholic Culture‘ statt, der von . . . [Trujillo] finanziert wurde. Als besonderer Repräsentant des Papstes überbrachte Francis Kardinal Spellman eine warmherzige Botschaft. Er war extra aus New York angereist, um vom Oberbefehlshaber [Trujillo] jubelnd empfangen zu werden. Ihre herzliche Umarmung konnte man am nächsten Tag auf allen dominikanischen Titelseiten sehen.“

      1960 war in der Zeitschrift Time zu lesen: „Bis heute sind Trujillo und die Kirche gut miteinander ausgekommen. Erzbischof Ricardo Pittini, Primas von Amerika, ist inzwischen 83 Jahre alt und blind. Doch vor vier Jahren konnte er noch einen Brief für die New York Times verfassen, in dem er Trujillo lobte und erwähnte, dass ‚dieser „Diktator“ von seinem Volk geliebt und verehrt wird‘. “

      Dann wechselte das politische Klima. Nachdem die katholische Kirche 30 Jahre lang die brutale Diktatur Trujillos loyal unterstützt hatte, begann sie ihre Haltung zu ändern. Der Politologe erklärte dazu: „Als der Widerstand gegen die Diktatur zunahm und man später versuchte, die Demokratie im Land einzuführen, sah sich die Kirche — die mit Trujillo lange in einem freundschaftlichen Verhältnis stand — gezwungen, ihre Position zu verändern.“

      2011 blieb der Kirche schließlich nichts anderes übrig, als beim Volk Abbitte zu leisten. In einem offenen Brief, der in der Zeitung Dominican Today erschien, hieß es: „Wir geben zu, Fehler begangen zu haben und nicht immer unserem Glauben, unserer Berufung und unserer Verantwortung entsprochen zu haben. Aus diesem Grund bitten wir um Vergebung und flehen alle Dominikaner um Verständnis und Nachsicht an.“

  • Brutaler Angriff
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Brutaler Angriff

      „In wenigen Tagen sind sie ausgerottet“

      Borbonio Aybar ließ sich am 19. Januar 1955 taufen. Auch zu dieser Zeit waren Jehovas Zeugen noch verboten. Nach seiner Taufe hatte er viele Bibelstudien in Monte Adentro und Santiago. Als 1956 das Werk frei wurde, ließen sich einige taufen, mit denen er die Bibel studiert hatte, auch seine Frau.

      Mitte Juli 1957 trafen sich Regierungsbeamte in Salcedo, um sich vor der Öffentlichkeit klar gegen Jehovas Zeugen auszusprechen. Bruder Aybar berichtet: „Francisco Prats-Ramírez war der Hauptredner. Er posaunte: ‚In wenigen Tagen sind sie ausgerottet.‘ “ Nur ein paar Tage später, am 19. Juli 1957, wurden alle Zeugen Jehovas in Blanco Arriba, El Jobo, Los Cacaos und Monte Adentro von der Polizei verhaftet.

      Bruder Aybar erzählt: „Ich gehörte zu denen, die verhaftet wurden. Man brachte uns zum militärischen Hauptquartier in Salcedo. Gleich nachdem wir angekommen waren, wurde ich von einem Oberst, Saladín, geschlagen. Er drohte uns mit hasserfüllten Augen. Dann stellte man uns in zwei Reihen auf — Männer in der einen, Frauen in der anderen. Die Brüder wurden von den Wachen getreten und brutal geschlagen und auf die Schwestern prügelten sie mit Knüppeln ein. Dabei sagten sie die ganze Zeit: ‚Ich bin ein Katholik und ich töte.‘ “

      „Ich habe die Bibel gelesen und weiß, dass Jehova der wahre Gott ist“

      Bruder Aybar wurde zu einer Geldstrafe und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er berichtet weiter: „Während der Haft besuchte uns der Armeegeneral Santos Mélido Marte und sagte: ‚Ich habe die Bibel gelesen und weiß, dass Jehova der wahre Gott ist. Ihr sitzt zu Unrecht im Gefängnis, aber ich kann wirklich nichts für euch tun. Dass ihr hier seid, habt ihr den katholischen Bischöfen zu verdanken. Nur sie oder der „Boss“ [Trujillo] können das Ganze abkürzen.‘ “

      „Sie sind also die Chefin?“

      Zu den Inhaftierten gehörten die Tochter und die Nichten von Fidelia Jiménez. Fidelia hatte mit ihnen die Bibel studiert. Obwohl sie anfangs nicht verhaftet worden war, ließ sie sich freiwillig von den Behörden einsperren, um allen Mut zu machen, die bereits in Haft waren. In dieser Zeit stattete der hochrangige Militärkommandeur Ludovino Fernández, der für seine Arroganz und Unmenschlichkeit bekannt war, dem Gefängnis einen offiziellen Besuch ab. Er ließ Fidelia holen und fragte sie: „Sie sind also die Chefin?“

      „Ich? Ihr seid die Chefs.“

      „Dann sind Sie die Pastorin“, konterte Fernández.

      Darauf Fidelia: „Nein, Jesus ist unser Hirte.“

      „Aber Sie haben ihnen das doch alles beigebracht. Sind diese Leute nicht alle wegen Ihnen im Gefängnis?“

      „Nein. Der Grund ist die Bibel. Sie setzen nur um, was sie gelernt haben“, erwiderte sie.

      Genau in diesem Moment gingen zwei Brüder, die auch eingesperrt waren, im Korridor an ihnen vorbei. Es handelte sich um Pedro Germán und Negro Jiménez, Fidelias Cousin. Sie wurden von einer Einzelzelle in eine normale Zelle gebracht. Negros Hemd war voll mit getrocknetem Blut und Pedros Auge war stark angeschwollen. Fidelia sah sofort, dass man die beiden übel zugerichtet hatte, und fragte den Kommandeur: „Ist das die Art, wie Sie mit anständigen, gläubigen Menschen umgehen?“ Fernández wurde klar, dass er Fidelia nicht einschüchtern konnte, und ließ sie wieder in ihre Zelle bringen.

      Angesichts dieses gewalttätigen Widerstands mussten Jehovas treue Diener mutig sein — und das waren sie wirklich! Auch den Regierungsbeamten entging das nicht. Am 31. Juli 1957 wandte sich beispielsweise der Regierungsinspektor Luis Arzeno Colón an den Staatssekretär und klagte: „Obwohl das Gesetz, das kürzlich vom Nationalen Kongress verkündet worden ist, die religiösen Aktivitäten der Sekte — bekannt als Zeugen Jehovas — für rechtswidrig erklärt hat, lässt sich die Mehrheit ihrer Mitglieder nicht erschüttern.“

  • Wer ist der Kopf der Organisation?
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Wer ist der Kopf der Organisation?

      Eine Organisation „ohne Kopf“?

      Nur zwei Wochen vorher, am 13. Juli 1957, hatte Colón Folgendes an den Staatssekretär geschrieben: „ ‚Man muss die Schlange am Kopf treffen‘, lautet eine alte Devise. Will man die Sekte der Zeugen Jehovas im Land ausmerzen, muss man zuerst einen Weg finden, ihre Missionare auszuschalten. Die Organisation wäre dann ohne Kopf, und ohne Kopf kann sie nichts mehr ausrichten.“

      Kurze Zeit später befahl der Sicherheitsminister Arturo Espaillat den zehn verbliebenen Missionaren, das Land zu verlassen. Am 21. Juli 1957 bat Roy Brandt den Präsidenten Trujillo schriftlich um ein Treffen, um ihm die Situation zu erklären. In dem Brief hieß es auszugsweise: „Die Hetzkampagne, die einige im Land gegen den Namen Gottes, Jehova, führen, lässt sich mit dem Widerstand vergleichen, den falsch informierte Personen den Aposteln Jesu entgegenbrachten.“ Bruder Brandt legte Trujillo nahe, Apostelgeschichte Kapitel 2 bis 6 zu lesen, und fügte hinzu: „Der vernünftige und unmissverständliche Rat des Richters Gamaliel trifft heute noch genauso zu wie damals.“ Anschließend nahm er auf Apostelgeschichte 5:38, 39 Bezug und schrieb in Großbuchstaben: „LASS DIESE MENSCHEN IN RUHE, DENN WENN DAS WERK, DAS SIE VERRICHTEN, VON GOTT IST, WIRST DU EINES TAGES EINSEHEN MÜSSEN, DASS DU GEGEN GOTT GEKÄMPFT HAST.“ Doch seine Worte stießen auf taube Ohren. Am 3. August 1957 wurden die Missionare zum Flughafen gebracht und ausgewiesen.

      Jesus ist „das Haupt“

      Bild auf Seite 110

      Donald Nowills kümmerte sich um die Tätigkeit im Land, obwohl er erst 20 Jahre alt war

      Was sollte aus den Brüdern und Schwestern werden, jetzt, wo die Missionare nicht mehr da waren? Sollte Inspektor Colón recht haben? Standen sie als Gruppe nun „ohne Kopf“ da? Im Gegenteil: Jesus ist „das Haupt des Leibes, der Versammlung“ (Kol. 1:18). Jehovas Diener in der Dominikanischen Republik waren also nicht ohne Führung. Vielmehr sorgten Jehova und seine Organisation weiter gut für sie.

      Nachdem die Missionare ausgewiesen worden waren, bekam Donald Nowills die Aufgabe, sich um die Tätigkeit im Land zu kümmern. Er war 20 Jahre alt und erst seit vier Jahren getauft. Obwohl er für einige Monate als Kreisaufseher gedient hatte, war diese Aufgabe neu für ihn. Bruder Nowills hatte in dem Haus, in dem er wohnte, ein kleines, bescheidenes Büro. Es war ein Holzhaus mit Lehmfußboden und einem Dach aus verzinktem Wellblech und befand sich in einer sehr gefährlichen Gegend in Ciudad Trujillo. Dort vervielfältigte er zusammen mit Félix Marte die Ausgaben des Wachtturms für das ganze Land.

      Bild auf Seite 111

      Ein vervielfältigter Wachtturm aus dem Jahr 1958

      Mary Glass, deren Mann Enrique zu dieser Zeit im Gefängnis war, unterstützte Bruder Nowills. Sie erzählt: „Ich arbeitete immer bis 17 Uhr und ging dann in das Büro von Bruder Nowills, um den Wachtturm mit der Schreibmaschine abzutippen. Er vervielfältigte den Text auf einem Mimeografen. Eine Schwester aus Santiago — mit Decknamen ‚der Engel‘ — legte die Ausgaben anschließend in einen leeren 20-Liter-Speiseölkanister. Auf die Zeitschriften kam ein Tuch und anschließend schichtete sie Maniok, Kartoffeln und Taro-Wurzeln darauf, bevor sie das Ganze mit einem Leinensack zudeckte. Dann fuhr sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln in den Norden des Landes und brachte jeder Versammlung ein Exemplar. Die Familien liehen sich nacheinander dieses Exemplar aus, um es gemeinsam zu studieren.“

      Mary fügt hinzu: „Wir mussten sehr vorsichtig sein. Die Straßen wimmelten nur so von Spitzeln, die herausfinden wollten, wo Der Wachtturm gedruckt wurde. Aber ohne Erfolg! Jehova hat uns immer beschützt.“

      Kasten auf Seite 112, 113
  • Gefängnis riskiert
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Gefängnis riskiert

      „Vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben“

      Für Jehovas treue Diener war es unter Verbot äußerst wichtig, weiter geistige Speise zu bekommen, auch wenn das für die Brüder mit vielen Gefahren verbunden war. Während dieser Jahre wurden etliche festgenommen und mehrfach zu Gefängnisstrafen verurteilt.

      Juanita Borges berichtet: „Als ich 1953 die Wahrheit kennenlernte, war mir bewusst, dass ich als Zeugin Jehovas jederzeit verhaftet werden konnte. Und genau das geschah. Im November 1958, als ich gerade bei Schwester Eneida Suárez zu Besuch war, kam die Geheimpolizei und beschuldigte uns, eine Zusammenkunft abzuhalten. Wir wurden beide zu drei Monaten Gefängnis verurteilt sowie zu einer Geldstrafe von 100 Pesos — damals 100 US-Dollar.“

      Bild auf Seite 115

      Die Geheimpolizei führte genaue Listen über unsere Brüder und Schwestern

      Die Regierung versuchte mit allen Mitteln, die Zeugen daran zu hindern, sich zu versammeln. Davon ließen sich die Brüder aber nicht einschüchtern, wenn sie auch „vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben“ sein mussten (Mat. 10:16). Andrea Almánzar erinnert sich: „Wenn wir zu den Zusammenkünften gingen, mussten wir zu unterschiedlichen Zeiten eintreffen. Abends wurde es oft sehr spät, weil wir nicht alle gleichzeitig nach Hause gehen konnten. Das hätte Verdacht erregt.“

      Jeremías Glass kam zur Welt, als sein Vater León im Gefängnis war. 1957 wurde er mit 7 Jahren ein Verkündiger. Er weiß noch gut, wie die Brüder sich bei ihnen zu Hause heimlich versammelten und welche Vorsichtsmaßnahmen sie trafen, um nicht entdeckt zu werden. Jeremías erzählt: „Alle erhielten ein kleines Stück Pappe mit einer Nummer darauf. So stand die Reihenfolge fest, in der sie nach Hause gehen sollten. Ich hatte von Vater die Aufgabe, nach der Zusammenkunft an der Tür zu stehen, die Nummern zu überprüfen und immer zwei Brüder in unterschiedliche Richtungen loszuschicken.“

      Man achtete auch darauf, sich zu Zeiten zu versammeln, in denen das Risiko geringer war, entdeckt zu werden. Da war zum Beispiel Mercedes García. Sie lernte die Wahrheit durch ihren Onkel Pablo González kennen. Ihre Mutter starb, als sie erst 7 war. Ihr Vater befand sich zu dieser Zeit im Gefängnis, und so waren sie und ihre neun Geschwister ganz auf sich allein gestellt. Mercedes ließ sich 1959 mit 9 Jahren taufen. Die Taufansprache fand schon frühmorgens um 3.30 Uhr im Haus eines Bruders statt, damit niemand Verdacht schöpfte. Getauft wurde sie im Río Ozama, der durch die Hauptstadt fließt. Mercedes sagt: „Als wir um 5.30 Uhr auf dem Heimweg waren, wachten die Leute gerade erst auf.“

      Zunahme trotz Verfolgung

      Trotz heftiger Verfolgung und übler Stimmungsmache stieg die Zahl der Verkündiger während des Verbots enorm

      • 1950 — 292

      • 1960 — 495

  • Ausharren mit Freiheit belohnt
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Ausharren mit Freiheit belohnt

      Größte Vorsicht beim Predigen

      Rafael Pared dient heute mit seiner Frau Francia im Bethel. 1957 wurde er mit 18 Jahren ein Verkündiger. Er weiß noch, wie ihm Zivilpolizisten folgten, wenn er predigen ging. Sie suchten nach einer Gelegenheit, ihn und seine Dienstpartner zu verhaften. Rafael erzählt: „Manchmal mussten wir durch die engen Hintergassen das Weite suchen und über Zäune springen, um der Polizei zu entkommen.“ Andrea Almánzar schildert, was sie sich einfallen ließen, um nicht festgenommen zu werden: „Im Dienst war größte Vorsicht geboten! Wir sprachen an einem Haus vor und ließen immer zehn Häuser aus, bevor wir weiterpredigten.“

      Endlich frei!

      Trujillo war schon fast 30 Jahre an der Macht, als sich 1959 plötzlich das politische Klima wandelte. Am 14. Juni 1959 fiel erneut eine Gruppe Verbannter in das Land ein, um Trujillo zu stürzen. Obwohl die Invasion zerschlagen und die Revolutionäre entweder getötet oder ins Gefängnis geworfen wurden, kamen immer mehr Gegner Trujillos zu dem Schluss, dass seine Regierung nicht unbesiegbar war. Ihr Widerstand verstärkte sich.

      Nach jahrelanger Zusammenarbeit mit der Regierung kritisierte die katholische Kirche am 25. Januar 1960 in einem offenen Brief die Missachtung der Menschenrechte. Der dominikanische Historiker Bernardo Vega führte dazu aus: „Die Invasion im Juni 1959 löste eine Unterdrückung aus, die sich sowohl gegen die daran Beteiligten als auch später gegen die innere Widerstandsbewegung richtete, die aus dem Untergrund kam. Das setzte die Kirche so unter Druck, dass sie zum ersten Mal eine feindselige Haltung gegenüber Trujillo einnahm.“

      Interessanterweise hob die Regierung im Mai 1960 das Verbot von Jehovas Zeugen auf. Nach Jahren der Verfolgung kam Freiheit von unerwarteter Seite — von Trujillo höchstpersönlich, und zwar nach seinem Zerwürfnis mit der katholischen Kirche.

  • Das Predigtwerk ist frei
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 124

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Das Predigtwerk ist frei

      Trujillo wird ermordet

      Im Jahr 1960 zog die Diktatur Trujillos zunehmend internationale Kritik und inneren Widerstand auf sich. Inmitten dieser politisch angespannten Lage besuchte Milton Henschel von der Weltzentrale die Brüder im Land. Er war auch bei einem dreitägigen Kongress im Januar 1961 anwesend. Zum öffentlichen Vortrag kamen 957 Personen und 27 ließen sich taufen. Während seines Besuchs half Bruder Henschel den Brüdern, das Werk wieder neu zu organisieren und eine Gebietsreform durchzuführen.

      Übersicht auf Seite 124

      Die Kreisaufseher Enrique Glass und Julián López wurden gebeten, die Versammlungen zu besuchen. Julián erklärt: „Mein Kreis bestand aus zwei Versammlungen im Osten und den Versammlungen im Norden. Enriques Kreis beinhaltete den Rest des Ostens und den kompletten Süden.“ Diese Besuche stellten den Kontakt zwischen den Versammlungen und der Organisation wieder her und stärkten die Brüder im Glauben.

      Bild auf Seite 127

      Salvino und Helen Ferrari auf dem Weg in die Dominikanische Republik, 1961

      Salvino und Helen Ferrari, Absolventen der 2. Gileadklasse, kamen 1961 ins Land. Sie waren erfahrene Missionare aus Kuba, deren Unterstützung sich hier als große Hilfe im Erntewerk erwies. Salvino wurde schließlich ein Mitglied des Zweigkomitees und kam dieser Aufgabe bis zu seinem Tod im Jahr 1997 nach. Helen steht schon seit 79 Jahren im Vollzeitdienst, die meiste Zeit davon im Missionardienst.

      Kurz nachdem Ferraris eingetroffen waren, wurde Trujillos Schreckensherrschaft in der Nacht vom 30. Mai 1961 gewaltsam beendet, als Attentäter sein Auto mit Kugeln durchlöcherten. Seine Ermordung brachte jedoch keine politische Stabilität. Auch in den nächsten Jahren kam es im Land weiter zu politischen Unruhen und zu Aufständen in der Zivilbevölkerung.

      Das Predigtwerk kommt voran

      Zwischenzeitlich trafen immer mehr Missionare ein. William Dingman, ein Absolvent der 1. Gileadklasse, und seine Frau Estelle sowie Thelma Critz und Flossie Coroneos, die bisher in Puerto Rico dienten, kamen nur zwei Tage nach der Ermorderung Trujillos an. William erinnert sich: „Bei unserer Ankunft herrschte im Land immer noch eine gewisse Unruhe und es war ziemlich viel Militär zu sehen. Man befürchtete eine Revolution, und die Soldaten durchsuchten alle, die auf einer Landstraße unterwegs waren. An mehreren Kontrollpunkten hielt man uns an und durchsuchte jeweils unser Gepäck. Alles in unseren Koffern, ja selbst der kleinste Gegenstand, wurde unter die Lupe genommen.“ Es war wirklich eine Herausforderung, in diesem konfliktgeladenen Klima zu predigen.

      Bild auf Seite 127

      Nach 67 Jahren Missionardienst sind Thelma Critz, Estelle und William Dingman immer noch im Land

      William erzählt weiter: „Unter der Diktatur Trujillos hatte man die Öffentlichkeit glauben gemacht, Jehovas Zeugen seien Kommunisten und Menschen der übelsten Sorte. . . . Doch nach und nach konnten wir die Voreingenommenheit brechen.“ Immer mehr aufrichtige Menschen reagierten positiv auf die Königreichsbotschaft. Ende des Dienstjahres 1961 gab es 33 Sonderpioniere im Land.

  • Jehovas Zeugen etablieren sich
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 128

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Jehovas Zeugen etablieren sich

      Die Wahrheit gefunden

      Juana Ventura fing unter Verbot an, die Bibel zu studieren, und ließ sich 1960 im Río Ozama taufen. Eines Tages sagte ein evangelikaler Pastor in Santo Domingo, es wäre ihm am liebsten, wenn man sie verhaften würde, weil sie ihm „seine Gemeindemitglieder abspenstig mache“. Um Juana schlechtzumachen und Jehovas Zeugen als Lügner hinzustellen, lud er sie ein, vor der Kirchengemeinde Fragen über ihren neuen Glauben zu beantworten.

      Juana berichtet: „Er fragte mich, warum wir nicht wählen gehen, warum wir uns nicht am Krieg beteiligen und warum wir uns Jehovas Zeugen nennen. Ich beantwortete jede Frage anhand der Bibel. Alle in der Kirche schlugen die Bibeltexte mit auf und waren überrascht, was sie dort lasen. Viele erkannten, dass sie die Wahrheit gefunden hatten, und begannen die Bibel zu studieren. Schließlich wurden 25 Zeugen Jehovas.“ Dieses einschneidende Ereignis gab dem Predigtwerk in Santo Domingo neue Impulse.

      Jehovas Zeugen etablieren sich

      Die Ermordung Trujillos hatte spürbare politische Auswirkungen. Das Jahrbuch 1963 schilderte die Situation so: „Überall waren Soldaten zu sehen und es kam zu Streiks und gewalttätigen Auseinandersetzungen.“ Obwohl es eine Zeit der politischen Umwälzung war, machte das Predigen und Jüngermachen gute Fortschritte. Bis zum Ende des Dienstjahres 1963 konnte eine Höchstzahl von 1155 Verkündigern erreicht werden.

      1962 kam Nathan Knorr von der Weltzentrale zu Besuch. Er leitete den Kauf eines Grundstücks in die Wege, damit man größere Gebäude bauen und dem schnell wachsenden Predigtwerk gerecht werden konnte. Auf dem neuen Gelände wurde ein zweigeschossiges Gebäude und ein Königreichssaal errichtet. Am 12. Oktober 1963 hielt dann Frederick Franz von der Weltzentrale die Ansprache zur Bestimmungsübergabe für die neuen Gebäude. Jetzt war allen klar: Jehovas Zeugen würden in der Dominikanischen Republik bleiben. Kurz nach der Bestimmungsübergabe trafen Harry und Paquita Duffield ein. Sie waren die letzten Missionare, die man aus Kuba ausgewiesen hatte.

      Wachstum trotz Revolution

      Am 24. April 1965 wurde das Land von einer Revolution zerrissen. In der unruhigen und chaotischen Zeit danach erlebte Jehovas Volk einen Aufschwung. 1970 gab es 3 378 Verkündiger in 63 Versammlungen. Mehr als die Hälfte der Verkündiger waren in den vergangenen fünf Jahren ein Teil der Organisation geworden. Im Jahrbuch 1972 hieß es dazu: „Sie kamen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten und Berufssparten: Autoschlosser, Bauern, Berufsfahrer, Buchhalter, Bauunternehmer, Zimmerleute, Rechtsanwälte, Zahnärzte, ja auch ehemalige Politiker — alle vereint durch die Liebe zur Wahrheit und die Liebe zu Jehova.“

  • Mehr Prediger benötigt
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 133

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Mehr Prediger benötigt

      Die gute Botschaft erreicht abgelegene Gegenden

      Mit der Zeit trafen immer mehr Missionare ein. Zu ihnen gehörten Pete Paschal sowie Amos und Barbara Parker. Aus Bolivien kamen Richard und Belva Stoddard und aus Kolumbien Jesse und Lynn Cantwell. Durch die Missionare bekam die Predigttätigkeit noch zusätzliche Dynamik. Bis 1973 hatte man schon viel getan, um der Bevölkerung in den kleineren und größeren Städten die biblische Botschaft näherzubringen. Doch in die abgelegenen Gebiete war man noch nicht vorgedrungen. Also traf man Vorbereitungen, um auch die ländliche Bevölkerung zu erreichen. Es wurden Freiwillige gesucht, die sich zwei Monate zur Verfügung stellen könnten; 19 Pioniere meldeten sich. Zwischen Dezember 1973 und Januar 1977 wurden weitere Gruppen von Pionieren dahin geschickt, wo bisher nur wenig oder gar nicht gepredigt worden war.

      Wir tauschten biblische Literatur gegen Hühner, Eier und Obst ein

      Ein Pionier, der sich an dieser besonderen Tätigkeit beteiligte, erinnert sich: „Nachdem wir einen Tag lang nur von Haus zu Haus gepredigt und bei den Menschen Literatur zurückgelassen hatten, machten wir am nächsten Tag bei denen Rückbesuche, die Interesse gezeigt hatten. Da die Leute auf dem Land nur wenig Geld hatten, tauschten wir biblische Literatur gegen Hühner, Eier und Obst ein. Jehova sei Dank, dass wir niemals hungern mussten.“ Vielen Leuten wurde zum ersten Mal in ihrem Leben etwas aus der Bibel vorgelesen. Geistliche hatten einigen von ihnen erzählt, dass Jehova der Teufel ist. Daher waren sie sehr überrascht, Bibeltexte wie Psalm 83:18 zu lesen: „Du, dessen Name Jehova ist, du allein, [bist] der Höchste . . . über die ganze Erde.“ In einigen Gegenden war das Interesse so groß, dass öffentliche Zusammenkünfte organisiert werden konnten.

      Noch mehr Missionare und ein neues Zweigbüro

      Im September 1979 reiste das Missionarehepaar Abigail und Georgina Pérez an. Sie wurden im Kreisdienst eingesetzt. Später, im Jahr 1987, kam weitere Unterstützung durch die Gileadabsolventen Tom und Shirley Dean. Was sich ebenfalls gut auf das Gebiet auswirkte, waren die vielen Sondervollzeitdiener, die aus Puerto Rico ins Land strömten. Außerdem wurden im August 1988 Reiner und Jeanne Thompson in die Dominikanische Republik geschickt, ihre fünfte Missionarzuteilung.

      1989 gab es im Durchschnitt schon 11 081 Verkündiger und die 20 494 Bibelstudien ließen auf weiteres Wachstum schließen. Das brachte natürlich Herausforderungen mit sich. Beispielsweise war das vorhandene Zweigbüro viel zu klein geworden. Reiner Thompson erzählt: „Das Bethel platzte aus allen Nähten und wir benötigten weitere Unterkünfte. Außerdem suchten wir in verschiedenen Teilen der Stadt nach zusätzlichen Lagermöglichkeiten.

      Es war schwierig, geeignetes Bauland für ein neues Zweigbüro zu finden. Als ein Geschäftsmann von unserer Grundstückssuche erfuhr, nahm er mit uns Verbindung auf. Er erklärte, er habe ein ganz besonderes Stück Land, das er verkaufen würde, aber nur an Jehovas Zeugen. Früher besaß er eine große Nähfabrik, und seine Sekretärin sowie andere Beschäftigte waren Zeugen Jehovas. Ihre außergewöhnliche Ehrlichkeit und ihr respektvolles Verhalten hatten ihn all die Jahre sehr beeindruckt. Weil er so große Achtung vor Jehovas Zeugen hatte, bot er uns das Grundstück weit unter Wert an.“ Im Dezember 1988 wurde das Stück Land gekauft und später noch drei angrenzende Grundstücke. Insgesamt umfasst das Gelände des Bethels und des nebenan liegenden Kongresssaals nahezu 9 Hektar.

      Bei dem Bau halfen Hunderte Freiwillige aus dem In- und Ausland mit. Zur Bestimmungsübergabe im November 1996 kamen Carey Barber, Theodore Jaracz und Gerrit Lösch von der leitenden Körperschaft und nahmen an den Feierlichkeiten sowie dem dazugehörenden Programm teil. Am nächsten Tag wurden in zwei der größten Stadien des Landes besondere Zusammenkünfte abgehalten. Über 10 000 Personen besichtigten die neuen Zweiggebäude.

      „Komm herüber nach Mazedonien“

      Die Geschichte von Jehovas Dienern in der Dominikanischen Republik wäre unvollständig, würde man nicht die vielen Zeugen erwähnen, die in dieses Land gezogen sind, weil sie dort dienen wollen, wo ein größerer Bedarf besteht. Angespornt durch die begeisternden Berichte über die vielen Bibelstudien in diesem Land, sind Ende der 80er-Jahre viele eingewandert und sozusagen der Einladung gefolgt: „Komm herüber nach Mazedonien“ (Apg. 16:9). Die Freude, die sie dort im Predigtdienst erlebten, sprang auf andere über, sodass das Land in den 90er-Jahren eine wahre Flut von Einwanderern erlebte.

      Stevan und Miriam Norager aus Dänemark dienen zum Beispiel seit 2001 in der Dominikanischen Republik. Zuvor war Miriam zusammen mit ihrer Schwester schon anderthalb Jahre dort gewesen. Was veranlasste sie, später mit ihrem Mann so weit weg in ein Land zu ziehen, das eine andere Kultur und Sprache hat? Miriam erklärt: „Wir kommen beide aus geistig starken Familien. Unsere Eltern waren früher im Sonderdienst, und nachdem sie uns großgezogen hatten, nahmen sie den allgemeinen Pionierdienst auf. Sie ermunterten uns immer, Jehova im Vollzeitdienst unser Bestes zu geben.“

      Seit 2006 sind Stevan und Miriam im Sonderdienst und konnten schon viele mit der Wahrheit in Berührung bringen. Stevan berichtet: „Wir sind sehr gesegnet worden. Zwar haben wir auch Schwierigkeiten und gesundheitliche Probleme — aber das ist nichts im Vergleich zu den großartigen Erfahrungen, die wir machen durften. Außerdem erleben wir die Freude, aufrichtigen Personen zu helfen, Jehova kennen und lieben zu lernen. Wir haben viele Freunde gefunden, die für uns wie eine Familie sind. Durch unseren Dienst sind wir demütiger und geduldiger geworden. Außerdem hat das einfache Leben unseren Glauben und unser Vertrauen in Jehova wirklich gestärkt.“

      Bild auf Seite 134

      Jennifer Joy ist schon mehr als 20 Jahre im Land und unterstützt das Gebärdensprachgebiet

      Jennifer Joy ist eine der vielen ledigen Schwestern, die zum Predigen in die Dominikanische Republik gezogen sind. Was gab den Anstoß dazu? Als sie 1992 ihre Tante Edith White besuchte, eine langjährige Missionarin, machte sie im Predigtdienst schöne Erfahrungen. Dabei lernte sie Schwestern kennen, die auch aus dem Ausland gekommen waren, um den großen Bedarf an Predigern zu decken. Jennifer sagt rückblickend: „Ich war schüchtern und nicht sehr selbstbewusst. Aber ich dachte: ‚Wenn sie das schaffen, kann ich es vielleicht auch.‘ “

      Zunächst wollte Jennifer nur ein Jahr bleiben, doch aus dem einen Jahr sind jetzt über 20 Jahre geworden. Sie konnte schon vielen ihrer Bibelschüler helfen, ein Diener Jehovas zu werden. Jennifer war begeistert dabei, die Tätigkeit im Gebärdensprachgebiet mit aufzubauen, und hat auch mitgeholfen, Sprachkurse vorzubereiten.

      Jehova hat bis jetzt für mich gesorgt. Warum sollte ich daran zweifeln, dass er nicht auch das nächste Jahr für mich sorgen wird?

      Von was lebt Jennifer? Sie erzählt: „Jedes Jahr gehe ich für einige Monate zurück nach Kanada, um Geld zu verdienen. Über die Jahre war ich in den unterschiedlichsten Bereichen tätig. Dazu gehörte die Arbeit im Fotolabor, Fotografieren, Anstricharbeiten, die Reinigung von Büros, die Mitarbeit in der Scheinwerferproduktion sowie das Herstellen von Teppichen. Ich war Fremdenführerin, Englischlehrerin, Dolmetscherin und habe auch im Reisebüro gearbeitet.“ Jennifer vergleicht ihre Situation mit der der Israeliten in der Wildnis und sagt: „Sie lebten von jeder Äußerung des Mundes Jehovas. Er versprach, für sie zu sorgen, und genau das tat er. Sie hatten jeden Tag zu essen und ihre Kleider und Sandalen nutzten sich nicht ab (5. Mo. 8:3, 4; 29:5). Jehova hat versprochen, auch für uns zu sorgen (Mat. 6:33). Er hat bis jetzt für mich gesorgt. Warum sollte ich daran zweifeln, dass er nicht auch das nächste Jahr für mich sorgen wird?“

      Fast 1 000 selbstlose Evangeliumsverkündiger sind aus den unterschiedlichsten Ländern gekommen: Japan, Österreich, Polen, Puerto Rico, Russland, Schweden, Spanien, Taiwan und den USA. Diese Verkündiger gehören mehr als 30 verschiedenen Nationen an und unterstützen jetzt Versammlungen in folgenden Sprachen: Amerikanische Gebärdensprache (ASL), Chinesisch, Englisch, Haitianisch, Italienisch, Russisch und Spanisch. Sie haben die gleiche Einstellung wie der Apostel Petrus: „Siehe! Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt“ (Mar. 10:28).

      Die Ernte ist groß (Mat. 9:37)

      ETWA 1 000 Freiwillige aus 30 Ländern sind dem Aufruf gefolgt, verschiedene Sprachgruppen in der Dominikanischen Republik zu unterstützen. Wäre das auch etwas für dich?

      Übersicht auf Seite 136
      Übersicht auf Seite 137
  • Sie lieben ihre Brüder
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 138, 139

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Sie lieben ihre Brüder

      Eine neue Schule genehmigt

      Jehova hat die harte Arbeit seiner Diener in der Dominikanischen Republik sehr gesegnet. 1994 gab es im Durchschnitt 16 354 Königreichsverkündiger in 259 Versammlungen. Dieses begeisternde Wachstum erforderte mehr befähigte Älteste und Dienstamtgehilfen. Noch im gleichen Jahr genehmigte die leitende Körperschaft, die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung abzuhalten, die inzwischen durch die Schule für Königreichsverkündiger ersetzt wurde.

      Bis Oktober 2011 fanden 25 Klassen im Land statt. Von den etwa 600 Schülern stehen zurzeit über die Hälfte in einem Zweig des Vollzeitdienstes. Zum Beispiel sind 71 im Sonderdienst und 5 im Kreisdienst. Die ersten zehn Klassen waren im Bethel untergebracht; seit der elften Klasse gibt es für die Schule ein eigenes Gebäude in Villa González.

      „Jehovas Zeugen kümmern sich um ihre Brüder“

      Am 22. September 1998 fegte der Hurrikan Georges mit 190 km/h über die Dominikanische Republik und hinterließ schlimme Verwüstungen. Tausende verloren ihr Zuhause und über 300 kamen ums Leben. In La Romana erstellte ein Katastrophenhilfskomitee zusammen mit dem regionalen Baukomitee auf dem Grundstück eines Königreichssaals ein Hilfszentrum. Ungefähr 300 Freiwillige beteiligten sich an dem Hilfseinsatz, darunter Zeugen aus 16 verschiedenen Ländern.

      Insgesamt mussten 23 Königreichssäle und über 800 Häuser unserer Brüder und Schwestern repariert oder wieder aufgebaut werden. Da ist zum Beispiel Carmen, eine ältere Pionierschwester. Durch den Hurrikan wurde das Haus zerstört, in dem sie 38 Jahre gelebt hatte. Sie war völlig am Boden. Als dann 15 Brüder kamen, um das Fundament für ihr neues Haus zu gießen, kannte ihre Freude keine Grenzen. Carmen drückt ihre Empfindungen so aus: „Jehova hat uns immer im Blick und er sorgt für uns. Seht euch dieses wunderschöne Haus an, das die Brüder für mich gebaut haben. Meine Nachbarn meinten: ‚Jehovas Zeugen kümmern sich um ihre Brüder. Sie haben wirklich Liebe untereinander.‘ “ Ähnliche Äußerungen waren von überall zu hören, nachdem Katastrophenhelfer ihren traumatisierten Glaubensbrüdern beigestanden hatten.

      Obwohl der Hurrikan Georges eine verheerende Katastrophe war, konnten Jehovas Diener den betroffenen Brüdern durch ihren liebevollen Einsatz materiell helfen und sie mit Gedanken aus der Bibel trösten. Und was noch wichtiger ist: Die Opferbereitschaft der Freiwilligen hat Jehova verherrlicht, denjenigen, von dem echter Trost ausgeht.

      Die Bautätigkeit nimmt rapide zu

      Da so viele Neue hinzukamen, wurden immer mehr Königreichssäle benötigt. Deshalb starteten die Brüder im November 2000 im Rahmen des Bauprogramms für Länder mit begrenzten Mitteln den Bau von Königreichssälen. Das Ergebnis: Versammlungen können in nur acht Wochen einen ansprechenden Königreichssaal bauen. Bis September 2011 hatten zwei Baugruppen fast 145 Säle renoviert oder gebaut.

      Durch diese Gebäude und die Bauhelfer wird ein ausgezeichnetes Zeugnis gegeben. In einer kleinen Stadt im Nordwesten des Landes passierte Folgendes: Die Brüder fanden ein passendes Grundstück für einen neuen Saal. Ein Sonderpionier fragte den Eigentümer, ob er zum Verkauf bereit wäre. Darauf der Mann: „Sie verschwenden Ihre Zeit. Ich werde Ihnen dieses Grundstück nicht verkaufen, und schon gar nicht, wenn Sie darauf eine Kirche bauen wollen.“

      Kurz nach diesem Gespräch fuhr der Grundstückseigentümer nach Puerto Plata und wollte seinen älteren Bruder besuchen, der ein Zeuge Jehovas ist. Er fand heraus, dass eine Familie von Zeugen Jehovas seinen kränklichen Bruder bei sich zu Hause aufgenommen hatte und für ihn sorgte. Sie brachten ihn zum Arzt und nahmen ihn zu den Zusammenkünften und in den Predigtdienst mit. Der Mann fragte seinen Bruder, wie viel er denn für die Rundumversorgung bezahle. Er antwortete: „Gar nichts. Das sind meine Brüder.“

      „Das ist das erste Mal, dass ich so eine vereinte und freundliche Gruppe von Menschen sehe“

      Der Eigentümer war von der außergewöhnlichen Freundlichkeit der Familie so bewegt, dass er den Sonderpionier anrief, der mit ihm wegen des Grundstücks Verbindung aufgenommen hatte. Er sagte, er habe seine Meinung geändert und sei bereit zu verkaufen. Die Brüder kauften das Grundstück und begannen mit dem Bau. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte die Frau des früheren Eigentümers sehr schlecht über Jehovas Zeugen. Als sie aber sah, wie die Brüder auf der Baustelle zusammenarbeiteten, kam sie zu dem Schluss: „Das ist das erste Mal, dass ich so eine vereinte und freundliche Gruppe von Menschen sehe.“

  • Das Wachstum und seine Herausforderungen
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 144

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Das Wachstum und seine Herausforderungen

      „Alle Arten von Menschen“ sollen gerettet werden

      Es ist Jehovas Wille, dass „alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2:4). In Übereinstimmung damit bemühen sich Jehovas Zeugen in der Dominikanischen Republik gewissenhaft, Menschen in jedem Winkel des Landes zu erreichen — auch in Gefängnissen.

      1997 machte ein Sonderpionierehepaar jede Woche einen Besuch im Gefängnis Najayo in San Cristóbal. Dabei lernten sie Gloria kennen, eine 23-jährige Kolumbianerin, die wegen Drogenhandel im Gefängnis saß. Sie hatte sich zuvor schon einige Male mit einer Schwester unterhalten, die zu Unrecht inhaftiert worden war. Um Gloria zu helfen, Antworten auf ihre Fragen zu finden, brachten ihr die Sonderpioniere das Buch Unterredungen anhand der Schriften und andere Publikationen. Sie studierte mit so viel Eifer und Begeisterung, dass andere Gefangene davon angesteckt wurden und immer mehr Häftlinge auf die wöchentlichen Besuche der Brüder warteten.

      Die Wahrheit bewirkte bei Gloria enorme Veränderungen, sodass sie 1999 eine ungetaufte Verkündigerin werden konnte. Jeden Monat predigte sie mehr als 70 Stunden in ihrem besonderen „Gebiet“ und studierte mit sechs Frauen die Bibel, die gute Fortschritte machten. Im Jahr 2000 bat sie um Begnadigung durch den Präsidenten, die man ihr wegen guter Führung gewährte. Gloria wurde freigelassen und nach Kolumbien zurückgeschickt. Kurz nach ihrer Ankunft ließ sie sich 2001 taufen, obwohl diese Entscheidung von ihrer Familie heftig bekämpft wurde.

      Bild auf Seite 142

      Gloria Cardona lernte die Wahrheit im Gefängnis kennen. Heute steht sie mit ihrem Mann im Pionierdienst

      Nach ihrer Taufe nahm sie den Pionierdienst auf. Sie heiratete einen Ältesten und dient jetzt zusammen mit ihrem Mann als Pionier. Zurzeit sind sie in einem Gebiet in Kolumbien tätig, wo mehr Bedarf besteht. Gloria konnte einigen ihrer Bibelschüler helfen, sich Jehova hinzugeben und taufen zu lassen. Warum setzt sie sich so ein? Sie sagt, dass sie Jehova viel zu verdanken hat und ihm gern etwas dafür zurückgeben möchte. Das gehe am besten, wenn sie für andere das tue, was man für sie getan hat — ihnen helfen, die Wahrheit kennenzulernen.

      Wie Glorias Erfahrung zeigt, können selbst Eisengitter Gefangene nicht davon abhalten, lebensrettende Wahrheiten kennenzulernen. Vertreter des Zweigbüros nahmen mit Beamten der Strafvollzugsbehörde Kontakt auf und beantragten den Zugang zu weiteren Gefängnissen, um dort Bibelstudien durchzuführen. Daraufhin haben 43 Brüder und 6 Schwestern die Genehmigung erhalten, in 13 Gefängnissen seelsorgerisch tätig zu werden.

      „Verlängere deine Zeltstricke“

      Ende des 20. Jahrhunderts gab es in der Dominikanischen Republik 342 Versammlungen mit 21 684 Verkündigern der guten Botschaft, die 34 380 Bibelstudien durchführten. Das Gedächtnismahl besuchten 72 679 Personen. Auf dieses Wachstum haben Jehovas Diener prompt reagiert, und zwar so, wie Jesaja es sagte: „Mache die Stätte deines Zeltes geräumiger. Und man lasse die Zelttücher deiner großartigen Wohnstätte ausspannen. Halte nicht zurück. Verlängere deine Zeltstricke“ (Jes. 54:2).

      Für die wachsende Zahl der Verkündiger musste ein passender Kongresssaal gefunden werden. Der an das Zweigbüro angrenzende Kongresssaal in Santo Domingo war 1996 fertiggestellt worden und wurde von den Brüdern in der Hauptstadt und den umliegenden Gegenden gut genutzt. Die Brüder aus dem Rest des Landes waren dem Kongresssaal in Villa González zugeteilt. Das Problem war allerdings, dass dieses Gebäude dringend saniert oder ersetzt werden musste.

      2001 genehmigte die leitende Körperschaft dann den Bau eines Kongresssaals mit 2 500 Sitzplätzen auf dem Grundstück in Villa González. Die Brüder waren überglücklich, als sie erfuhren, dass neben dem Kongresssaal zusätzlich ein Gebäude für die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung geplant war (jetzt die Schule für Königreichsverkündiger). Dort sollten Wohnräume, ein Klassenzimmer, eine Bibliothek, eine Küche und ein Speiseraum untergebracht werden. 2004 hielt Theodore Jaracz von der leitenden Körperschaft die Ansprache zur Bestimmungsübergabe. Seitdem wurden dort schon 15 Klassen abgehalten.

  • Das haitianische Gebiet
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 148

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Das haitianische Gebiet

      Anfänge im haitianischen Gebiet

      In der Vergangenheit hatte man im spanischen Gebiet schon gute Ergebnisse erzielt. Mit der Zeit kamen jedoch anderssprachige Personen ins Land, die auch positiv auf die biblische Botschaft reagierten, zum Beispiel aus dem benachbarten Haiti, in dem überwiegend Haitianisch gesprochen wird. Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern war immer wieder angespannt. Dennoch machen Tausende von Haitianern einen Großteil der arbeitenden Bevölkerung in der Dominikanischen Republik aus, und in letzter Zeit hat die Zahl der Einwanderer stark zugenommen.

      Viele Jahre mussten Haitianer, die Interesse an der Wahrheit zeigten, eine spanische Versammlung besuchen. Wie konnte man ihnen helfen, in geistiger Hinsicht besser voranzukommen? 1993 wurde der Zweig in Guadeloupe von der leitenden Körperschaft gebeten festzustellen, ob Sonderpioniere aus ihrem Zweiggebiet das haitianische Gebiet in der Dominikanischen Republik unterstützen könnten. Barnabé und Germaine Biabiany war eines von drei Ehepaaren, die sich dazu bereit erklärten. Barnabé sagt: „Zunächst gab es nur zwei Broschüren in Haitianisch, der Rest der Literatur war in Französisch. Wir mussten also alles aus dem Französischen ins Haitianische übersetzen.“

      Im Januar 1996 waren neun Verkündiger aus Higüey und zehn Verkündiger aus Santo Domingo bereit, eine haitianische Gruppe zu unterstützen. In beiden Städten entstand eine Gruppe und später wurden aus diesen Gruppen Versammlungen. Diese mussten aber wieder aufgelöst werden, da viele Haitianer Spanisch lernen wollten und deshalb lieber eine spanische Versammlung besuchten. Barnabé erklärt: „Wir sprachen mit den Brüdern aus der Dienstabteilung und es schien ratsam, die Tätigkeit im haitianischen Gebiet vorerst einzustellen.“

      Das haitianische Gebiet lebt wieder auf

      2003 schickte die leitende Körperschaft das Missionarehepaar Dong und Gladys Bark in die Dominikanische Republik, um den Haitianern zu predigen. Sie waren zwei Jahre in Higüey tätig und sahen schon bald gute Ergebnisse. Am 1. Juni 2005 konnte eine Versammlung gegründet werden. Dong Bark, Barnabé Biabiany und Steven Rogers, ein weiterer Missionar, reisten unermüdlich durch das Land und organisierten die Tätigkeit im haitianischen Gebiet.

      Bild auf Seite 148

      Das Werk machte gute Fortschritte und es gab immer mehr Versammlungen. Am 1. September 2006 wurde der erste haitianische Kreis gebildet, der aus sieben Versammlungen und zwei Gruppen bestand. Barnabé Biabiany diente als Kreisaufseher.

      In den folgenden Jahren teilte man noch mehr Missionare dem haitianischen Gebiet zu. Es kamen auch viele andere Verkündiger aus Europa, Kanada, den USA und weiteren Ländern, um mitzuhelfen. Eine Gruppe geeigneter Brüder wurde beauftragt, für Verkündiger aus dem In- und Ausland einen Sprachkurs in Haitianisch vorzubereiten.

      Viele nehmen an, dass jeder Nichthaitianer, der Haitianisch spricht, ein Zeuge Jehovas sein muss

      Auf die haitianische Bevölkerung hat es einen günstigen Einfluss, dass sich so viele Dominikaner bemühen, ihre Sprache zu lernen. Wenn ein dominikanischer Verkündiger etwas auf Haitianisch aus der Bibel erklärt, löst sich gleich die Anspannung, es entsteht eine angenehme Atmosphäre und man kann über die Königreichsbotschaft sprechen. Da eine beträchtliche Anzahl unserer Brüder die Sprache gelernt haben, nehmen viele an, dass jeder Nichthaitianer, der Haitianisch spricht, ein Zeuge Jehovas sein muss.

      Ist man an Menschen einer anderen Kultur interessiert, hat das eine enorme Wirkung. Das verdeutlicht die Erfahrung einer dominikanischen Pionierschwester, die einen haitianischen Sprachkurs besucht hatte. Im Predigtdienst fand sie ein haitianisches Ehepaar, das Interesse zeigte. Später machte sie einen Rückbesuch, um ein Bibelstudium einzurichten. Sie erzählt: „Zur Begrüßung gab ich der Frau einen Kuss auf die Wange, wie es unter dominikanischen Frauen üblich ist. Der Frau kamen die Tränen. Darauf fragte ich sie: ‚Was ist mit Ihnen?‘ Sie sagte: ‚Ich lebe schon viele Jahre in diesem Land. Aber heute wurde ich das erste Mal mit einem Kuss begrüßt.‘ “

      Im haitianischen Gebiet ist gewaltiges Wachstum zu beobachten. Zweifellos hat Jehova die Anstrengungen der Brüder gesegnet. Am 1. September 2009 gab es schon 23 Versammlungen und 20 Gruppen — ein zweiter Kreis wurde gebildet. Die Anwesendenzahl beim Gedächtnismahl im Jahr 2011 ließ auf weiteres Wachstum schließen. Da ist zum Beispiel die kleine Stadt Río Limpio. Die 11 Verkündiger dort waren begeistert, als 594 zum Gedächtnismahl kamen. In Las Yayas de Viajama gab es zwar keine Verkündiger, aber man organisierte in der Stadt eine Gedächtnismahlfeier. Es waren 170 Personen anwesend. Bis September 2011 gab es schon 33 Versammlungen und 21 Gruppen. Daher wurde 2012 ein dritter Kreis gebildet.

      Der dominikanische und der haitianische Zweig arbeiten eng zusammen, damit Brüder aus beiden Ländern geschult werden können. So fanden in Haitianisch bereits fünf Klassen der Bibelschule für ledige Brüder statt und vier Klassen der Bibelschule für Ehepaare.

      Bilder auf Seite 148

      Jung und Alt lernen Haitianisch

      Wachstum im haitianischen Gebiet

      Von 2005 bis 2014

      • 2005

        1 Versammlung

        6 Gruppen

        Bild auf Seite 149
      • 2014

        57 Versammlungen

        29 Gruppen

        Bild auf Seite 149
  • Erdbeben in Haiti
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 151

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Erdbeben in Haiti

      Der Startschuss für das chinesische Gebiet

      Tin Wa Ng kam in der Dominikanischen Republik zur Welt und wuchs dort auf. Seine Eltern waren von China nach Santo Domingo ausgewandert. 2005 wurde Tin Wa Ng, der im Bethel diente, vom Zweigbüro zum Sonderpionier ernannt. Da er chinesisch sprach, sollte er den vielen Chinesen im Land predigen.

      Am 1. Januar 2008 konnte in Santo Domingo eine chinesische Versammlung gegründet werden und 2011 eine Gruppe in Santiago. Die 70 Verkündiger, darunter 36 Pioniere und mehrere Hilfspioniere, führen jeden Monat durchschnittlich 76 Bibelstudien durch.

      Das englischsprachige Gebiet wird erschlossen

      2007 beteiligten sich 27 466 Verkündiger in 376 Versammlungen am Predigtdienst und leiteten 49 795 Bibelstudien. Für die große englischsprachige Bevölkerungsgruppe gab es jedoch keine Versammlung. Deshalb schickte das Zweigbüro im April 2008 das Missionarehepaar Donald und Jayne Elwell nach Santo Domingo, um eine englische Gruppe aufzubauen. Einige Verkündiger zogen begeistert los, um die englischsprachigen Personen im Gebiet ausfindig zu machen und sie zu zählen. Dann teilten sie das Gebiet auf, damit sie es gründlich bearbeiten konnten.

      Haben sich die Anstrengungen gelohnt? Die englische Gruppe in Santo Domingo wurde immer größer und im Juli 2009 konnte eine Versammlung mit 39 Verkündigern gegründet werden. In anderen Teilen des Landes ging man ähnlich vor, und bis November 2011 gab es sieben englische Versammlungen und eine Gruppe.

      Eine taubblinde Frau bezieht Stellung für Jehova

      Bild auf Seite 152

      Eine Sonderpionierin unterhält sich mit Lorys, indem sie ihr in die Hände buchstabiert

      Lorys leidet an einer Hörsehbehinderung und wuchs als Waisenkind auf. Sie kam gehörlos zur Welt und mit 16 fing sie an zu erblinden. Bei Tageslicht kann sie noch etwas erkennen, aber sobald es dunkel wird, ist sie völlig blind. Kommunizieren kann sie dann nur noch durch Buchstabieren in die Hände.

      Als sie 23 war, kam sie mit einem Sonderpionierehepaar in Kontakt. Damals lebte sie mit einem gehörlosen Mann und ihrer einjährigen hörenden Tochter zusammen. Lorys nahm die Einladung zu einer Zusammenkunft an und war von dem, was sie dort lernte, sehr bewegt.

      Sie war schnell bereit, Änderungen in ihrem Leben vorzunehmen. Als sie beispielsweise erfuhr, dass es nicht richtig ist, mit ihrem Freund einfach so zusammenzuleben, sprach sie mit ihm darüber, wie wichtig es ist, sich gesetzlich trauen zu lassen. Sie erklärte ihm, sie würde sich gern an die moralischen Grundsätze der Bibel halten und wäre zu keinen Kompromissen bereit. Von dieser Offenheit überrascht, heiratete er sie.

      Nach ihrer Heirat wurde Lorys eine Verkündigerin und kurz darauf ließ sie sich taufen. Mittlerweile konnte sie die Amerikanische Gebärdensprache (ASL) — die Brüder, die mit ihr die Bibel studierten, hatten sie dazu angeregt. Jetzt kann sie auch ihrer Tochter helfen, ASL zu lernen, und versucht ihr die Wahrheit näherzubringen.

      Ein verheerendes Erdbeben trifft Haiti

      Ein Tag, der den Dominikanern und Haitianern noch lang in Erinnerung bleiben wird, ist der 12. Januar 2010. An diesem Dienstag wurde Haiti von einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht. Die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas genehmigte sofort finanzielle Mittel für Hilfsgüter, die der dominikanische Zweig an die haitianischen Brüder schicken sollte.

      Da es sich um eine hohe Geldsumme handelte, stellte sich die Frage, wer sich als Kurier eignen würde. Man entschied sich für den 1,90 Meter großen und 127 Kilo schweren Bethelarzt Evan Batista.

      Diese Entscheidung erwies sich als Geschenk des Himmels, denn an der Grenze erfuhr Bruder Batista, dass man dringend qualifizierte medizinische Hilfe benötigte. Viele schwerverletzte Erdbebenopfer wurden zur medizinischen Behandlung zum Kongresssaal gebracht, direkt neben dem haitianischen Bethel. Als die Brüder merkten, dass der Kurier der Bethelarzt war, riefen sie im dominikanischen Zweig an und fragten, ob Bruder Batista bleiben könnte. Natürlich war das möglich. Nur wenige Stunden nach dem Erdbeben kam eine große Hilfsaktion für unsere Glaubensbrüder in Haiti ins Rollen.

      Bilder auf Seite 155

      Nach dem Erdbeben in Haiti leisten die Brüder wertvolle Hilfe

      Die Abteilung Einkauf im dominikanischen Bethel nahm sofort Verbindung mit ihren Lebensmittellieferanten auf und kaufte etwa 7 Tonnen Reis, Bohnen und andere Grundnahrungsmittel. Diese wurden am Donnerstag, den 14. Januar frühmorgens um 2.30 Uhr nach Haiti geschickt — offensichtlich war das die erste Hilfslieferung, die die Grenze erreichte. Noch am gleichen Tag fuhren drei Ärzte aus der Dominikanischen Republik zum haitianischen Bethel. Die Fahrt dauerte 7 Stunden. Es war schon spät am Abend, als sie eintrafen, aber anstatt ihre Unterkünfte aufzusuchen, gingen sie direkt zu den Verletzten und arbeiteten angestrengt bis in die Nacht hinein. Am nächsten Tag kamen vier weitere Ärzte und vier Krankenschwestern aus der Dominikanischen Republik. Chirurgische Eingriffe wurden unter sehr schwierigen Bedingungen durchgeführt. Dafür nutzte man einen provisorischen OP, der im Kongresssaal eingerichtet worden war. In der folgenden Woche behandelten die 12 Helfer über 300 verletzte Personen.

      Jeden Tag brachte man die Schwerstverletzten in verschiedene Krankenhäuser der Dominikanischen Republik. Zum schnellen Transport nutzte man manchmal die Fahrzeuge, die die Hilfsgüter nach Haiti transportiert hatten. Das Zweigbüro organisierte Krankenbesuchsgruppen, die den Verletzten Mut zusprechen und sich vergewissern sollten, ob sie Medikamente und alles Lebensnotwendige hatten. Umliegende Versammlungen stellten Essen und Unterkünfte für Familienmitglieder bereit, die ihre verletzten Angehörigen begleiteten.

      Jehovas Zeugen verteilten mehr als 450 Tonnen gespendete Hilfsgüter, einschließlich 400 000 Mahlzeiten

      Der unermüdliche und selbstlose Einsatz von Jehovas Dienern nach dieser Katastrophe wird treffend in Sprüche 17:17 beschrieben: „Ein wahrer Gefährte liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Bedrängnis geboren ist.“ Jede Erfahrung für sich zeigt, wie Jehova durch seinen Geist und die Bruderschaft seinen treuen Dienern beigestanden hat, selbst angesichts des Todes. Über Monate hinweg wurden intensive Hilfsmaßnahmen geleistet. Jehovas Zeugen verteilten mehr als 450 Tonnen gespendete Hilfsgüter, einschließlich 400 000 Mahlzeiten. 78 Brüder und Schwestern mit medizinischen Fachkenntnissen kamen aus verschiedenen Teilen der Erde und setzten zusammen mit zahllosen anderen Freiwilligen großzügig ihre Zeit und Fähigkeiten ein.a

      a Ein ausführlicher Bericht ist im Erwachet! vom Dezember 2010, Seite 14 bis 19 zu finden.

  • Vielversprechende Aussichten
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 158, 159

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Vielversprechende Aussichten

      Jehovas Zeugen haben einen guten Ruf

      In der Dominikanischen Republik gibt es Jehovas Zeugen jetzt schon etwa seit sieben Jahrzehnten. Während dieser Zeit haben sie sich einen guten Ruf erworben. Oft sprechen Personen Verkündiger im Predigtdienst an und fragen nach Literatur. Und es ist nicht ungewöhnlich, dass Leute im Gebiet sagen: „Ich mag Ihre Religion“, oder: „Ihr lebt wirklich nach der Bibel.“

      Interessant ist, was sich in Verbindung mit dem Bau eines Königreichssaals zutrug. Ein Bruder hatte ein Grundstück gespendet und wollte es nun überschreiben lassen. Dabei musste er feststellen, dass ein Betrüger das Grundstück bereits auf seinen Namen eingetragen hatte. Dieser beschuldigte auch noch den Bruder, ihm das Land wegzunehmen. Weil der Betrüger Dokumente besaß, die belegten, dass das Grundstück auf seinen Namen eingetragen war, kam dieser ungewöhnliche Fall vor Gericht.

      Der Richter bat den Anwalt des Bruders darzulegen, wen er vertritt. Als der Anwalt erklärte, er vertrete die Interessen von Jehovas Zeugen, erwiderte der Richter: „In diesem Fall gibt es keinen Grund, den Anspruch anzuzweifeln. Ich kenne Jehovas Zeugen und weiß ganz genau, dass sie ehrlich sind. Sie würden niemals versuchen, jemand zu betrügen oder sich etwas zu nehmen, was ihnen nicht gehört.“

      Nachdem man dem Gericht die Beweismittel vorgelegt hatte, war klar, dass der Angeklagte gefälschte Dokumente verwendet hatte, und der Richter urteilte zugunsten des Bruders. Sein Anwalt führte dazu aus: „Das ist kein Einzelfall. Wann immer Jehovas Zeugen in den Gerichtssälen dieses Landes erwähnt werden, geschieht dies mit Hochachtung.“

      Ein Blick in die Zukunft

      Die Zeit wird zeigen, wie viele aufrichtige Personen noch die biblischen Wahrheiten kennenlernen und Diener des wahren Gottes werden. Diese Menschen zu erreichen ist uns jede Anstrengung wert. 2013 wurden in der Dominikanischen Republik beispielsweise über 11 Millionen Stunden für das Predigen eingesetzt und 71 922 Bibelstudien durchgeführt. Es war auch begeisternd, dass 9 776 in einer Form des Pionierdienstes tätig waren. Außerdem versprechen die 127 716 Besucher beim Gedächtnismahl noch ein großartiges Wachstum.

      Seit dem Sonntag im April 1945, als Lennart und Virginia Johnson in der Dominikanischen Republik ankamen und begannen, die gute Botschaft vom Königreich zu verkündigen, ist im Predigtwerk schon viel erreicht worden. Jehovas Zeugen in der Dominikanischen Republik schätzen ihr großes geistiges Erbe und würdigen den Mut und die Opfer von Dienern Jehovas früherer Generationen. Doch eine noch größere Ehre ist es für sie, nun selbst „von dem Königreich Gottes gründlich Zeugnis“ abzulegen (Apg. 28:23). Sie freuen sich schon auf den Tag, an dem alle auf dieser Insel zusammen mit ihren Glaubensbrüdern auf der ganzen Welt singen werden: „Jehova selbst ist König geworden! Es frohlocke die Erde. Mögen die vielen Inseln sich freuen“ (Ps. 97:1).

      Gute Resonanz am JW.ORG-Stand

      Auf einer Buchmesse hat der Stand 4 723 Besucher in nur 12 Tagen angezogen

      • Jeden Tag besuchten circa 400 Personen den Stand

      • 265 Bibelstudien wurden angefordert

      • 1 159 Besuchern wurde gezeigt, wie man sich auf der Website jw.org zurechtfindet

  • „22 Personen verließen die Kirche“
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      22 Personen verließen die Kirche

      Bild auf Seite 162

      GERMAN GOMERA war das zweitjüngste von elf Kindern. Nachdem sein Vater und zwei seiner Schwestern gestorben waren, zog seine Mutter Luisa mit dem Rest der Familie in die Stadt. Dort traten sie der Mennonitenkirche bei, der schon Luisas Brüder mit ihren Familien angehörten.

      German berichtet: „1962 kam ein Sonderpionierehepaar in unsere Stadt. Man erzählte sich, sie würden die Leute mit ‚teuflischen Lehren‘ aufstacheln. Trotzdem wurden sie von Familie Piña hereingebeten, als sie dort vorsprachen. Die Piñas waren eine große Familie. Die freundliche Art der Pioniere beeindruckte sie und sie hörten aufmerksam zu. Dieser Besuch führte dazu, dass Familie Piña und drei meiner älteren Schwestern anfingen, die Bibel zu studieren.

      Als die Piñas wieder einmal von den Pionieren besucht wurden, hatten sie meine Mutter zu sich eingeladen. Sie lasen zusammen Bibeltexte, die von einer Hoffnung auf ewiges Leben auf der Erde sprechen. Mutti fragte: ‚Warum sagt dann meine Kirche, dass wir in den Himmel kommen?‘ Der Bruder zeigte ihr, was die Bibel über die irdische Auferstehung sagt. Mutti gefiel das sehr, und sie fing gleich an, mit anderen darüber zu reden.

      Sobald die Verantwortlichen der Mennonitenkirche herausfanden, dass ihre Mitglieder mit Jehovas Zeugen die Bibel studieren, redeten sie auf sie ein, damit aufzuhören. Dabei wurden sie aggressiv und drohten ihnen. Die Mutter der Familie, Maximina Piña, sagte daraufhin: ‚Hören Sie, ich bin erwachsen und treffe meine eigenen Entscheidungen!‘ “

      Wie ging die Geschichte aus? German erzählt: „22 Personen verließen die Mennonitenkirche und besuchten die Zusammenkünfte von Jehovas Zeugen in einer gemieteten Räumlichkeit. Mutti ließ sich 1965 taufen und ich vier Jahre später, im Jahr 1969. Damals war ich 13.“

      Bild auf Seite 163

      German mit seinen Schwestern heute — alles treue Diener Jehovas

  • „Ich kämpfte wie ein Löwe“
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      „Ich kämpfte wie ein Löwe“

      Luis Eduardo Montás

      • GEBURTSJAHR: 1906

      • TAUFE: 1947

      • KURZPORTRÄT: Ehemaliger Beamter der Partei Trujillos. Luis lernte die Wahrheit kennen und diente Jehova treu bis zu seinem Tod im Jahr 2000

      Bild auf Seite 118

      LUIS, ein Verwandter Trujillos, war der Schatzmeister in der regierenden politischen Partei Partido Dominicano. Obwohl der politische Apparat auf Luis abstoßend wirkte und er oft versuchte, sein Amt aufzugeben, verweigerte ihm der Diktator das.

      Nachdem Trujillo zwei Brüder von Luis umgebracht hatte, unternahm Luis zweimal einen Mordanschlag auf den Diktator. Er wurde jedoch nie damit in Verbindung gebracht. Luis suchte sogar Hilfe bei Spiritisten, um sich an Trujillo zu rächen. Er beschrieb ihn wie folgt: „Er benimmt sich wie eine Bestie und betrachtet sich selbst noch als der Größte.“ Bei einem der Spiritisten sah Luis das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“ und begann gleich, darin zu lesen. Weil ihn das Buch so fesselte, nahm er es mit nach Hause. Später kam er zu dem Schluss, dass das die Wahrheit war, nach der er gesucht hatte.

      Als Luis nach Ciudad Trujillo fuhr, besuchte er eine Zusammenkunft von Jehovas Zeugen und bekam dort mehrere Bücher und Zeitschriften. Er las die ganze Nacht darin und bat später um ein Bibelstudium. Nachdem er einiges gelernt hatte, beschloss er, Trujillos Regime den Rücken zu kehren. Sobald das dem Diktator zu Ohren kam, bot er Luis die angesehene Stelle als dominikanischer Konsul in Puerto Rico an. Luis lehnte dieses Angebot ab, obwohl er wusste, dass diese Entscheidung wahrscheinlich Verfolgung für ihn bedeuten würde.

      „Ich bekam jede Art von Misshandlung zu spüren“, berichtete Luis, „und die Regierung versuchte, mich mit allem zu locken, was man sich nur vorstellen kann. Aber ich war entschlossen, auf die Vorzüge dieser Welt zu verzichten.“ Luis predigte die gute Botschaft so freimütig, dass ihn die katholischen Priester „den Prediger“ nannten. Am 5. Oktober 1947, sechs Monate nach seiner ersten Zusammenkunft, ließ er sich taufen.

      Nachdem Luis ein Zeuge Jehovas geworden war, wurde er verfolgt, festgenommen und in Einzelhaft gesteckt. Mehrmals hätte es ihn fast das Leben gekostet. Doch jedes Mal, wenn er verhaftet oder vor Gericht gebracht wurde, nutzte er die Gelegenheit, Zeugnis zu geben. Luis sagte: „Ich kämpfte wie ein Löwe, um meinen Glauben zu verteidigen, und ich denke mit Freuden daran.“

      Luis war ein treuer Diener Gottes. Das blieb auch an seinem Wohnort nicht unbemerkt. 1994 konnte man in der dominikanischen Zeitung El Siglo über ihn lesen: „Luis Eduardo Montás ist in San Cristobal als ehrlicher und aufrichtiger Mann bekannt. Er ist wirklich ein Geschenk, ein ausgeglichener Mensch mit viel Mitgefühl. Alles, was die Geschichte von San Cristobal über ihn zu berichten weiß, ist mit seiner Berufung als Christ verknüpft.“

  • „Die Königreichshoffnung ist kein Traum“
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      „Die Königreichshoffnung ist kein Traum“

      Efraín De La Cruz

      • GEBURTSJAHR: 1918

      • TAUFE: 1949

      • KURZPORTRÄT: Trotz Inhaftierung und brutaler Behandlung in sieben Strafanstalten ließ er nie in seiner Entschlossenheit nach, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen

      Bild auf Seite 120

      IM Jahr 1948 begannen meine Frau Paula, meine Tochter und ich Zusammenkünfte von Jehovas Zeugen in Blanco Arriba zu besuchen. Das bedeutete jedes Mal einen Fußmarsch von insgesamt 40 Kilometern, aber wir fehlten nie. Am 3. Januar 1949 ließen meine Frau und ich uns taufen.

      Ein halbes Jahr später wurde ich zusammen mit einigen aus der Versammlung festgenommen und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Wir mussten auf dem Fußboden schlafen und bekamen nur einmal am Tag etwas vorgesetzt: Bananen und Tee. Kurz bevor wir aus dem Gefängnis entlassen wurden, schüchterten uns die Beamten massiv ein. Sie dachten, sie könnten uns so vom Predigen abhalten. Doch da täuschten sie sich. Zu Hause angekommen, versammelten wir uns heimlich und gingen wieder predigen. Da wir ständig bespitzelt wurden, trafen wir uns in Wohnungen, auf Kaffeeplantagen oder Farmen. Nach jeder Zusammenkunft wurde uns gesagt, wo die nächste stattfinden würde. Wir predigten immer nur allein, trugen dabei Arbeitskleidung und verwendeten weder Literatur noch eine Bibel. Trotz aller Umsicht kam ich in der Zeit zwischen 1949 und 1959 in sieben verschiedene Gefängnisse, jedes Mal für drei bis sechs Monate.

      Ich musste äußerst vorsichtig sein, weil mich sogar einige meiner Verwandten verfolgten. Obwohl ich in den Bergen oder auf einer Farm schlief, wurde ich mehrmals gefasst. Nach einer Festnahme kam ich in das Gefängnis La Victoria in Ciudad Trujillo, wo sich 50 bis 60 Gefangene eine Zelle teilten. Es gab zwei Mahlzeiten am Tag: morgens Maisbrei und mittags eine kleine Portion Reis mit Bohnen. Natürlich predigten wir den anderen Häftlingen und hielten auch regelmäßig Zusammenkünfte ab. Wir sagten Bibeltexte aus dem Gedächtnis auf und erzählten Erfahrungen aus dem Dienst.

      Bei meinem letzten Gefängnisaufenthalt schlug mir ein Soldat mit einem Gewehrkolben auf den Kopf und in die Rippen. Ich leide noch immer an den Folgen dieser Schläge und anderer Misshandlungen. Dennoch stärkten mich diese Prüfungen in meinem Glauben, meinem Durchhaltevermögen und meiner Entschlossenheit, Jehova zu dienen.

      Heute bin ich 96 und kann noch Dienstamtgehilfe sein. Ich bin zwar nicht mehr so gut zu Fuß, aber ich sitze vor dem Haus und predige allen, die vorbeikommen. Die Königreichshoffnung ist kein Traum für mich, sondern Realität. Seit mehr als 60 Jahren spreche ich mit anderen darüber. Die neue Welt ist für mich noch genauso real wie am ersten Tag.a

      a Efraín De La Cruz verstarb, während dieser Bericht zusammengestellt wurde.

  • Ich würde immer eine Zeugin Jehovas bleiben
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Ich würde immer eine Zeugin Jehovas bleiben

      Ana María (Mary) Glass

      • GEBURTSJAHR: 1935

      • TAUFE: 1956

      • KURZPORTRÄT: Eine junge, engagierte Katholikin lernt die biblische Wahrheit kennen und stellt sich mutig der Gegnerschaft von Familie, Kirche und Staat

      Bild auf Seite 122

      ICH war sehr gläubig und setzte mich in der katholischen Kirche ein. Ich sang im Kirchenchor und begleitete die Priester zu Exerzitien auf dem Land, wo sie die Messe abhielten. 1955 erzählte mir meine Schwester von einem Paradies in der Zukunft. Sie gab mir eine Bibel, die Broschüre „Diese gute Botschaft vom Königreich“ und das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“. Ich war fasziniert und fragte den Priester, ob ich die Bibel lesen dürfte. Er erwiderte, dass ich dann „den Verstand verlieren“ würde. Dennoch entschied ich mich, sie zu lesen.

      Nachdem ich zu meinen Großeltern nach Boca Chica gezogen war, fragte mich ein Priester, warum ich nicht in die Kirche gehen würde. Ich erklärte ihm, dass ich viele Kirchenlehren nicht in der Bibel finden konnte. Der Priester geriet in Rage. Er schrie mich an: „Hören Sie gut zu, junge Frau! Sie sind ein Schaf, das von meiner Herde abgeirrt ist.“

      „Da liegen Sie verkehrt. Sie sind derjenige, der von Jehovas Herde abgeirrt ist. Die Schafe gehören Jehova und nicht irgendeinem Menschen.“

      In die Kirche ging ich nie wieder. Ich zog zu meiner Schwester und sechs Monate nachdem ich das erste Mal etwas von der Wahrheit gehört hatte, ließ ich mich taufen. Sofort nahm ich den Pionierdienst auf. Ein Jahr später heiratete ich Enrique Glass, der im Kreisdienst tätig war. Während wir einmal in einem Park in La Romana Zeugnis gaben, wurde Enrique von der Polizei festgenommen. Als sie ihn mitnahmen, lief ich hinter ihnen her und rief: „Ich bin auch eine Zeugin Jehovas und habe auch gepredigt. Warum nehmen Sie mich nicht mit?“ Aber mich wollten sie nicht verhaften.

      Enrique war schon insgesamt siebeneinhalb Jahre im Gefängnis und dieses Mal verurteilte man ihn zu 20 Monaten. Ich besuchte ihn jeden Sonntag. Während eines Besuchs fragte mich ein Gefängnisaufseher: „Warum sind Sie hier?“

      „Mein Mann wurde inhaftiert, weil er ein Zeuge Jehovas ist.“

      „Sie sind so jung und die ganze Zukunft liegt noch vor Ihnen. Warum verschwenden Sie Ihre Zeit mit Jehovas Zeugen?“

      „Ich bin auch eine Zeugin Jehovas“, erwiderte ich. „Selbst wenn Sie mich sieben Mal töten und wieder auferwecken würden — ich würde immer eine Zeugin Jehovas bleiben.“ Er hatte genug gehört und forderte mich auf zu gehen.

      Nachdem das Verbot aufgehoben wurde, reisten Enrique und ich einige Jahre im Kreis- und Bezirksdienst. Enrique verstarb am 8. März 2008. Ich stehe weiterhin im allgemeinen Pionierdienst.

  • Jehova hat so viele Herzen geöffnet
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Jehova hat so viele Herzen geöffnet

      Leonardo Amor

      • GEBURTSJAHR: 1943

      • TAUFE: 1961

      • KURZPORTRÄT: Er lernte als Jugendlicher die Wahrheit kennen und ist schon über 50 Jahre ein Vollzeitdiener

      Bild auf Seite 160

      ICH ließ mich 1961 taufen, etwa einen Monat nachdem man Trujillo ermordet hatte. Ich studierte gerade Jura. Mein Vater wollte, dass ich eine Laufbahn als Jurist einschlage, aber ich erkannte den echten Vorteil des Bildungsprogramms Gottes. Obwohl mich mein Vater unter Druck setzte, verließ ich die Universität. Kurze Zeit später wurde ich zum Sonderpionier ernannt.

      Eine meiner Zuteilungen war La Vega, eine altbekannte katholische Hochburg. Solange ich dort tätig war, wurde niemand ein Zeuge Jehovas. Wenn ich einen öffentlichen Vortrag hielt, war mein Pionierpartner der einzige Zuhörer. Doch Jehova stärkte mich durch das persönliche Bibelstudium, den Besuch von Kongressen und innige Gebete. Ich fragte Jehova im Gebet, ob in La Vega jemals eine Versammlung gegründet würde. Heute gibt es dort 6 Königreichssäle, 14 Versammlungen und über 800 Verkündiger. Das macht mich sehr glücklich!

      1965 heiratete ich Ángela und 1981 wurden wir ins Bethel eingeladen. Als ich mich taufen ließ, gab es im Land nur 681 Verkündiger. Heute sind es mehr als 36 000 Verkündiger und Tausende von Interessierten besuchen unsere Zusammenkünfte. Im Rückblick kann ich nur staunen, wie Jehova so viele Herzen für die biblischen Wahrheiten geöffnet hat.

      Bild auf Seite 161

      Zweigkomitee (von links nach rechts): Reiner Thompson, Juan Crispín, Thomas Dean, Leonel Peguero, Leonardo Amor und Richard Stoddard

  • Ein Rebell und Atheist wird ein Diener Gottes
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Ein Rebell und Atheist wird ein Diener Gottes

      Juan Crispín

      • GEBURTSJAHR: 1944

      • TAUFE: 1964

      • KURZPORTRÄT: Ein ehemaliger Atheist, der bereits seit 50 Jahren Jehova treu dient

      Bild auf Seite 164

      ALS junger Mann war ich von der Religion enttäuscht, da ihre gesamte Geschichte von Hass geprägt ist. Ich verstand nicht, warum Gott Armut und Ungerechtigkeit noch nicht beseitigt hatte und warum so viele religiöse Menschen nicht nach dem leben, was die Bibel sagt. Deshalb wurde ich Atheist. Meiner Meinung nach war die Welt nur durch politische Revolution zu retten.

      Im Jahr 1962 las ich zum ersten Mal die Zeitschrift Erwachet!. 1963 stimmte ich einem Bibelstudium mit Jehovas Zeugen zu. Was ich dabei erfuhr, berührte mich tief. Mir wurde allmählich klar, dass nicht Gott für die Gräueltaten verantwortlich war, die im Namen der Religion verübt worden sind. Er ist vielmehr liebevoll und hat etwas Wunderbares mit der Menschheit vor. Bereits zwei Monate später sprach ich mit anderen darüber, dass Gottes Königreich das heutige korrupte System ersetzen wird. 1964 ließ ich mich taufen und 1966 wurde ich zum Sonderpionier ernannt. Ich bin davon überzeugt: Die Wahrheit hat mein Leben gerettet! Warum? Viele junge Militanten, mit denen ich zusammen war, sind entweder gewaltsam gestorben, wurden eingesperrt oder mussten das Land verlassen. Ich danke Jehova, dass aus mir, einem Atheisten ohne Hoffnung, ein Diener Gottes geworden ist — mit der Hoffnung auf eine gerechte neue Welt.

      Bild auf Seite 165

      Bruder Crispín leitet das biblische Morgenprogramm im Bethel

  • Der erste Gehörlose nimmt die Wahrheit an
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Der erste Gehörlose nimmt die Wahrheit an

      José Pérez

      • GEBURTSJAHR: 1960

      • TAUFE: 1982

      • KURZPORTRÄT: Als kleiner Junge fühlte sich José durch die Liebe der Brüder zur Wahrheit hingezogen, obwohl niemand in der Versammlung die Gebärdensprache konnte

      Bild auf Seite 166

      ICH verlor als Kind mein Gehör und lernte die Gebärdensprache in einer Schule für Gehörlose. Mit 11 kam ich das erste Mal mit der Wahrheit in Berührung, als Zeugen Jehovas aus der Nachbarschaft mich zu einer ihrer Zusammenkünfte einluden. Ich hörte zwar nichts, fühlte mich aber herzlich willkommen und beschloss, weiter hinzugehen. Viele aus der Versammlung luden mich zum Essen ein und unternahmen auch anderes mit mir.

      1982 wurde ich ein Verkündiger und ließ mich noch im selben Jahr taufen. Zwei Jahre später heiratete ich Eva, die ebenfalls gehörlos ist. Auch wenn wir manche biblische Wahrheiten nicht genau verstanden, war uns klar: Das ist die Organisation Jehovas! Ihr Erkennungszeichen ist wirklich Liebe, und wir fühlen uns in der Versammlung wohl (Joh. 13:35).

      1992 wurden Anstrengungen unternommen, Brüdern und Schwestern die Amerikanische Gebärdensprache (ASL) beizubringen. Diese Verkündiger suchten schon bald nach Gehörlosen und predigten ihnen die gute Botschaft. 1994 wurde ein Ehepaar aus Puerto Rico vom Zweigbüro eingeladen, 25 weiteren Brüdern und Schwestern Unterricht zu geben. Dadurch erlebte die Tätigkeit im Gebärdensprachgebiet einen Aufschwung.

      Im gleichen Jahr schlossen wir uns beide der neu gegründeten Gebärdensprachgruppe an. Erst durch den Besuch der Zusammenkünfte in unserer Muttersprache konnten wir biblische Wahrheiten besser verstehen. Dazu gehörte die von Satan aufgeworfene Streitfrage der universellen Souveränität Jehovas und die Rolle des messianischen Königreichs in Gottes Vorsatz.

      Am 1. Dezember 1995 wurden in Santo Domingo und Santiago die ersten Versammlungen in Amerikanischer Gebärdensprache gegründet. Im August 2014 gab es 26 Gebärdensprachversammlungen und 18 Gruppen.

      Meine Frau und ich brachten unseren drei Kindern die Gebärdensprache als Muttersprache bei. Éber, unser ältester Sohn, unterstützt im Zweigbüro der Vereinigten Staaten die Gebärdensprachübersetzung. Ich diene in der Versammlung als Dienstamtgehilfe und Eva ist allgemeiner Pionier.

      Wachstum im amerikanischen Gebärdensprachgebiet von 1995 bis 2014

      • 1995

        2 Versammlungen

        Bild auf Seite 167
      • 2014

        26 Versammlungen, 18 Gruppen

        Bild auf Seite 167
  • Ich habe den Sinn des Lebens gefunden
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Ich habe den Sinn des Lebens gefunden

      José Estévez

      • GEBURTSJAHR: 1968

      • TAUFE: 1989

      • KURZPORTRÄT: José suchte als kleiner Junge nach einem besseren Leben und zog vom Land in die Stadt, wo er die Wahrheit kennenlernte. Er war sehr eifrig und setzte Gottes Königreich an die erste Stelle

      Bild auf Seite 168

      MIT 11 Jahren zog José nach Santo Domingo. Um sich finanziell über Wasser zu halten, putzte er Schuhe, verkaufte zerstoßenes Eis und Orangen. Als junger Mann hatte er dann den Ruf, ein zuverlässiger und fleißiger Arbeiter zu sein. Einige Jahre später fragte ihn sein leiblicher Bruder, der ein Zeuge Jehovas war, ob er eine Zeit lang auf sein Haus aufpassen könnte. José fand dort auf dem Tisch im Esszimmer das Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben und las die ganze Nacht darin. Ihm wurde klar: Jetzt hatte er etwas gefunden, was seinem Leben Sinn gab.

      Am folgenden Wochenende ging José zum nächstgelegenen Königreichssaal und stellte sich als ein Zeuge Jehovas vor. Er sagte den Brüdern, er habe das Paradies-Buch gelesen und verstanden, dass er die Versammlung besuchen und predigen gehen sollte. Er versicherte ihnen auch, er wüsste, was von einem Christen erwartet wird, und lebe entsprechend. 15 Tage später durfte José ein Verkündiger werden und nach 6 Monaten ließ er sich taufen. Damals war er 21.

      Da sich seine Arbeitszeiten mit den Zusammenkünften überschnitten, kündigte er und nahm eine neue Stelle an, wo er nur ein Viertel seines früheren Gehalts verdiente. Jetzt war es ihm möglich, alle Zusammenkünfte zu besuchen und allgemeiner Pionier zu sein. Später heiratete er Josefina. Sie bekamen zwei Söhne und er musste mit dem Pionierdienst aufhören.

      José war entschlossen, seinen Söhnen von klein auf die Wahrheit zu vermitteln. Als Josefina mit Noé, ihrem ersten Kind, im dritten Monat schwanger war, las José immer laut aus dem Buch Mein Buch mit biblischen Geschichten vor und hoffte, dass das Kleine im Mutterleib ihn hört. Als Noé geboren wurde, hatte er ihm schon das ganze Buch vorgelesen. Bei seinem zweiten Sohn, Neftalí, machte er es ganz genauso.

      Im Lauf der Zeit wurde José Geschäftsführer. Er verdiente jetzt das Zehnfache. 2008, seine Söhne waren inzwischen 10 und 13, kündigte er seine leitende Position und begann wieder mit dem Pionierdienst, diesmal zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern. Da er jetzt erheblich weniger verdiente, mussten alle in der Familie mithelfen, die Ausgaben einzuschränken. Zusammen führen die vier jeden Monat etwa 30 Bibelstudien durch. Setzen wir das Königreich an die erste Stelle, wird Jehova uns dafür segnen — das hat uns Jesus zugesichert (Mat. 6:33). José und seine Familie vertrauen darauf und verspüren am eigenen Leib: Jehova steht zu seinem Wort.

  • Ich wollte Gott nicht mehr dienen
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2015
    • Bild auf Seite 171

      DOMINIKANISCHE REPUBLIK

      Ich wollte Gott nicht mehr dienen

      Martín Paredes

      • GEBURTSJAHR: 1976

      • TAUFE: 1991

      • KURZPORTRÄT: Martín steckte mitten in der Priesterausbildung, als er die Wahrheit kennenlernte. Er hat vielen geholfen, Anbeter Jehovas zu werden

      Bild auf Seite 170

      ICH bin streng katholisch erzogen worden. Meine Familie wollte, dass ich Priester werde. Mit 12 nahm ich daher an drei Seminaren teil und wurde von verschiedenen Priestern unterrichtet. Zwei Jahre später, 1990, bekam ich eine Einladung von einer der besten Ausbildungsstätten des Landes.

      Ich brachte gute Leistungen und man sagte mir, wenn ich so weitermachte, könnte ich sogar Bischof werden. Doch ich wurde sehr enttäuscht. Anstatt die Bibel zu studieren, befassten wir uns mit menschlichen Philosophien. Außerdem waren die Priester sehr unmoralisch. Als ich dann noch von ihnen sexuell belästigt wurde, stand für mich fest: Ich wollte Gott nicht mehr dienen.

      Zu diesem Zeitpunkt sprach ein Missionarehepaar bei dem Buchhalter der Ausbildungsstätte vor und gab ihm das Buch Fragen junger Leute — praktische Antworten. Ich lieh es mir aus und las es komplett durch. Genau danach hatte ich gesucht. Ich brach meine Ausbildung ab, begann mit Zeugen Jehovas die Bibel zu studieren und besuchte ihre Zusammenkünfte. Acht Monate später, im Juli 1991, ließ ich mich taufen. Ich wurde allgemeiner Pionier und heiratete später María, die auch im Pionierdienst stand. Seit 2006 dienen wir gemeinsam als Sonderpioniere. Ich freue mich, wahrheitshungrigen Menschen zu helfen, Anbeter Jehovas zu werden. Wie gut, dass ich nicht aufgehört habe, Gott zu dienen!

Deutsche Publikationen (1950-2026)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen