Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • „Mit Freude und heiligem Geist erfüllt“
    Legt gründlich Zeugnis ab für Gottes Königreich
    • KAPITEL 11

      „Mit Freude und heiligem Geist erfüllt“

      Wie Paulus mit Menschen umgeht, die die Botschaft ablehnen und ihn anfeinden

      Nach Apostel­geschichte 13:1-52

      1, 2. Was ist an der Reise, die Barnabas und Saulus nun antreten, so besonders? Und wieso passt ihr Auftrag zu Apostel­geschichte 1:8?

      IN DER Versammlung Antiochia herrscht regelrecht Aufbruchs­stimmung. Von all den Propheten und Lehrern am Ort sind Barnabasa und Saulus durch den heiligen Geist dazu ausgewählt worden, die gute Botschaft in weit entfernte Gebiete zu tragen (Apg. 13:1, 2). Natürlich sind schon vorher Missionare losgeschickt worden, allerdings nur in Gegenden, in denen das Christentum bereits Fuß gefasst hatte (Apg. 8:14; 11:22). Diesmal sollen Barnabas und Saulus mit Johannes Markus als Begleiter in Gebiete gehen, wo die gute Botschaft für die meisten noch unbekannt ist.

      2 Etwa 14 Jahre zuvor hatte Jesus seinen Nachfolgern vorausgesagt: „Ihr werdet Zeugen von mir sein – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samaria und bis zum entferntesten Teil der Erde“ (Apg. 1:8). Jetzt, wo Barnabas und Saulus zu Missionaren berufen sind, werden sich Jesu prophetische Worte in noch größerem Maß erfüllen.b

      „Für die Aufgabe“ ausgesondert (Apg. 13:1-12)

      3. Warum waren weite Reisen im 1. Jahrhundert ziemlich strapaziös?

      3 Heute, im Zeitalter von Auto und Flugzeug, ist es kein Problem, in kürzester Zeit große Strecken zurückzulegen. Im 1. Jahrhundert war das ganz anders. Damals war man hauptsächlich zu Fuß unterwegs und die Wege führten oft durch unwegsames Gelände. Eine Tagereise, auf der man vielleicht nur 30 Kilometer weit kam, war ziemlich strapaziös!c Obwohl sich Barnabas und Saulus bestimmt auf ihre neue Aufgabe gefreut haben, war ihnen daher sicher auch klar, dass das kein Spaziergang werden und ihnen Opfer abverlangen würde (Mat. 16:24).

      REISEN IN ALTER ZEIT

      Im Altertum war das Reisen über Land zeitaufwendiger, strapaziöser und wohl auch teurer als das Reisen zur See. Viele Orte erreichte man allerdings nur zu Fuß.

      Man schaffte dabei ungefähr 30 Kilometer am Tag, war Wind und Wetter ausgesetzt und musste ständig mit Überfällen rechnen. Wie der Apostel Paulus schrieb: „Ich war oft auf Reisen, mir drohte Gefahr von Flüssen, von Räubern“ (2. Kor. 11:26).

      Das Römische Reich durchzog ein gut ausgebautes Netz befestigter Straßen. An den Hauptverkehrswegen lagen jeweils im Abstand von einer Tagesetappe Herbergen. Dazwischen gab es Raststätten, wo man sich mit dem Nötigsten versorgen konnte. In zeitgenössischen Berichten wird der erbärmliche Zustand dieser Einrichtungen geschildert: Sie waren schmutzig, überfüllt, feucht und voller Flöhe. In diesen Spelunken tummelte sich der Abschaum der Gesellschaft. Oft raubten sogar die Wirte selber die Reisenden aus und boten die Dienste von Prostituierten an.

      Wenn es irgend ging, vermieden Christen solche Orte. Doch in Gegenden, wo sie nicht bei Verwandten oder Freunden übernachten konnten, hatten sie kaum eine andere Wahl.

      4. (a) Wie kam es zur Auswahl von Barnabas und Saulus? Wie reagierten die Brüder darauf? (b) Wie können wir die Männer unterstützen, die in der Organisation Aufgaben übertragen bekommen haben?

      4 Warum hat der heilige Geist aber gerade Barnabas und Saulus „für die Aufgabe“ ausgewählt? (Apg. 13:2). Die Bibel sagt darüber nichts. Fest steht nur: Er hat sie ausgewählt. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Propheten und Lehrer in Antiochia die Auswahl infrage gestellt hätten. Im Gegenteil, sie standen voll dahinter, ohne neidisch zu sein. Das muss Barnabas und Saulus richtig gutgetan haben. Die Bibel sagt über die Brüder: „Nachdem sie gefastet und gebetet hatten, legten sie ihnen die Hände auf und schickten sie weg“ (Apg. 13:3). Genauso sollten auch wir die Männer unterstützen, die Aufgaben in der Versammlung übertragen bekommen haben, wie zum Beispiel die Ältesten. Statt neidisch auf sie zu sein, sollten wir „ihnen wegen ihrer Arbeit besondere Achtung“ entgegenbringen und sie lieben (1. Thes. 5:13).

      5. Was taten Barnabas und Saulus, um auf Zypern predigen zu können?

      5 Barnabas und Saulus machten sich nun auf den Weg nach Seleukia. Das war ein Hafen unweit von Antiochia. Von dort aus fuhren sie rund 200 Kilometer mit dem Schiff nach Zypern.d Barnabas, der auf dieser Insel geboren war, brannte bestimmt schon darauf, seinen Landsleuten die gute Botschaft zu bringen. Nachdem sie in Salamis an der Ostküste an Land gegangen waren, verloren sie keine Zeit und begannen sofort, „das Wort Gottes in den Synagogen der Judene zu verkünden“ (Apg. 13:5). Auf ihrem Weg ans andere Ende der Insel predigten sie wahrscheinlich in den größeren Städten die gute Botschaft. Je nach Reiseroute legten die beiden gut und gern 160 Kilometer zu Fuß zurück!

      DIE SYNAGOGEN DER JUDEN

      Das Wort „Synagoge“ bedeutet wörtlich „ein Zusammenbringen“. Es bezog sich auf eine Versammlung oder Gemeinde von Juden und stand irgendwann auch für den Ort oder das Gebäude, in dem der Gottesdienst stattfand.

      Man nimmt an, dass Synagogen während oder unmittelbar nach der 70-jährigen Gefangenschaft der Juden in Babylon aufkamen. In der Synagoge wurde gelehrt, gebetet, aus den Schriften vorgelesen und ermahnt. Im 1. Jahrhundert u. Z. hatte jede Stadt in Palästina ihre eigene Synagoge. In größeren Städten gab es mehr als eine und in Jerusalem waren sie besonders zahlreich.

      Nach der Babylonischen Gefangenschaft kehrten allerdings nicht alle Juden nach Palästina zurück. Viele gingen in andere Länder, um Handel zu treiben. So gab es bereits im 5. Jahrhundert v. u. Z. in allen 127 Gerichtsbezirken des Persischen Reiches jüdische Gemeinden (Esth. 1:1; 3:8). Nach und nach entstanden dann auch im ganzen Mittelmeerraum jüdische Viertel. Die weithin zerstreuten Juden wurden schließlich als die Diaspora („Zerstreuung“) bekannt, und sie gründeten in ihrer neuen Heimat ebenfalls überall Synagogen.

      In den Synagogen wurde an jedem Sabbat das Gesetz vorgelesen und erklärt. Die Lesung wurde von einem Podium aus gehalten, das auf drei Seiten von Sitzplätzen umgeben war. An der Lesung, Predigt und Ermahnung konnte sich jedes männliche Gemeindemitglied beteiligen.

      6, 7. (a) Wer war Sergius Paulus? Warum wollte Bar-Jesus verhindern, dass er etwas über die gute Botschaft erfuhr? (b) Wie trat Saulus Bar-Jesus entgegen?

      6 Zypern war damals durchdrungen von falscher Religion. Damit wurden Barnabas und Saulus besonders in Paphos an der Westküste der Insel konfrontiert. Beim Prokonsul Sergius Paulusf „trafen sie einen Juden namens Bar-Jesus, der ein Zauberer und ein falscher Prophet war“. Damals wandten sich viele vornehme, gebildete Römer bei wichtigen Entscheidungen an Zauberer oder Astrologen. So auch Sergius Paulus, den die Bibel im selben Vers als „intelligenten Mann“ bezeichnet. Sergius Paulus war von der Botschaft über das Königreich sehr angetan und wollte „unbedingt das Wort Gottes hören“. Einem passte das aber ganz und gar nicht: Bar-Jesus, der auch unter dem Titel Elymas bekannt war, was Zauberer bedeutet (Apg. 13:6-8).

      7 Bar-Jesus bekämpfte die Königreichs­botschaft. Die einzige Möglichkeit, seine einflussreiche Stellung als Berater von Sergius Paulus zu sichern, war, „den Prokonsul vom Glauben abzuhalten“ (Apg. 13:8). Doch Saulus würde nicht tatenlos zusehen, wie ein Hofmagier das Interesse von Sergius Paulus erstickte. Was tat er also? Die Apostel­geschichte verrät es uns: „Saulus, der auch Paulus genannt wird, wurde mit heiligem Geist erfüllt und sah ihn [Bar-Jesus] mit festem Blick an. Er sagte: ‚Du Sohn des Teufels, du Betrüger und Schurke der schlimmsten Sorte, du Feind von allem, was gerecht ist – hörst du wohl auf, die geraden Wege Jehovas zu verdrehen! Pass auf! Du wirst Jehovas Hand zu spüren bekommen. Du wirst blind sein und das Sonnenlicht eine Zeit lang nicht sehen.‘ Sofort hatte er dichten Nebel vor Augen und dann wurde alles dunkel. Er ging umher und suchte jemand, der ihn an der Hand führen würde.“g Was war das Resultat? „Als der Prokonsul sah, was geschehen war, wurde er gläubig, denn er war beeindruckt von der Lehre Jehovas“ (Apg. 13:9-12).

      Ein Bruder verteidigt mit einer offenen Bibel in der Hand vor Gericht mutig die Wahrheit.

      Wie Paulus stehen wir mutig zur Wahrheit, auch wenn wir mit Widerstand konfrontiert werden

      8. Wie können wir so mutig predigen wie Paulus?

      8 Paulus ließ sich von Bar-Jesus nicht einschüchtern, und auch wir sollten das nicht, wenn jemand einen Interessierten vom Glauben abhalten will. Natürlich sollen unsere Worte „immer freundlich sein, mit Salz gewürzt“ (Kol. 4:6). Aber wir werden den Glauben einer interessierten Person auch nicht aufs Spiel setzen, nur weil wir Konflikten ausweichen wollen. Und wir werden nicht davor zurückschrecken, deutlich aufzuzeigen, wo die falsche Religion wie damals Bar-Jesus „die geraden Wege Jehovas“ verdreht (Apg. 13:10). Genauso wie Paulus möchten wir anderen mutig die Wahrheit erklären und Menschen, die es ernst meinen, die Botschaft schmackhaft machen. Auch wenn Gottes Hilfe nicht immer so deutlich zu erkennen ist wie bei Paulus, können wir uns doch fest darauf verlassen, dass Jehova durch seinen heiligen Geist jeden, der es verdient, zur Wahrheit hinzieht (Joh. 6:44).

      Ein „Wort der Ermutigung“ (Apg. 13:13-43)

      9. Welches Vorbild gaben Paulus und Barnabas Brüdern mit Verantwortung?

      9 Die Gruppe segelte nun von Paphos aus nach Perge an der Küste Kleinasiens, ein Seeweg von rund 250 Kilometern. Offensichtlich gab es jetzt eine Änderung, denn in Apostel­geschichte 13:13 steht, dass „Paulus und seine Begleiter“ aufbrachen. Anscheinend übernahm Paulus ab jetzt die Führung in der Gruppe. Doch nichts deutet darauf hin, dass Barnabas deswegen neidisch war. Im Gegenteil, die beiden Männer arbeiteten weiter zusammen, damit Gottes Wille getan werden konnte. Damit haben sie allen, die heute in der Versammlung Verantwortung tragen, ein gutes Vorbild gegeben. Statt miteinander zu konkurrieren, halten sich Christen an die Worte Jesu: „Ihr seid alle Brüder“, und: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht“ (Mat. 23:8, 12).

      10. Was ist über die Reise von Perge nach Antiochia in Pisidien zu berichten?

      10 Als die Männer in Perge ankamen, trennte sich Johannes Markus plötzlich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. Warum, wissen wir nicht. Paulus und Barnabas gingen dann ohne ihn von Perge nach Antiochia in Pisidien, einer Stadt in der Provinz Galatien. Der Weg dorthin war beschwerlich, denn die Stadt lag ungefähr 1100 Meter über dem Meeresspiegel. Man musste über tückische Bergpässe, die zudem wegen Räubern berüchtigt waren. Zu allem Übel war Paulus damals wahrscheinlich gesundheitlich angeschlagen.h

      11, 12. Wie versuchte Paulus seine Zuhörer in der Synagoge in Antiochia zu gewinnen?

      11 In Antiochia gingen Paulus und Barnabas am Sabbat in die Synagoge. Die Bibel berichtet: „Nach der Vorlesung aus dem Gesetz und den Propheten ließen die Vorsteher der Synagoge ihnen ausrichten: ‚Männer, Brüder, wenn ihr irgendein Wort der Ermutigung für das Volk habt, dann redet‘“ (Apg. 13:15). Das ließ sich Paulus nicht zweimal sagen.

      12 Er sprach seine Zuhörer ganz direkt an: „Männer, Israeliten und ihr anderen, die ihr Ehrfurcht vor Gott habt“ (Apg. 13:16). Paulus hatte hier Juden und Proselyten vor sich. Wie versuchte er die Anwesenden, die Jesu Rolle in Gottes Vorhaben ja gar nicht kannten, zu gewinnen? Er fing mit einem Abriss der Geschichte des jüdischen Volkes an. Wie er erklärte, machte Jehova „sie zu einem mächtigen Volk, als sie in Ägypten als Fremde lebten“. Und nach ihrer Befreiung „ertrug er sie in der Wildnis“ etwa 40 Jahre lang. Außerdem erzählte er von der Eroberung des Landes der Verheißung und dass Jehova „ihnen ihr Land als Erbe“ zuteilte (Apg. 13:17-19). Manche nehmen an, Paulus habe hier auf Passagen aus der Sabbatlesung angespielt, die sie gerade gehört hatten. Falls dem so war, wäre das erneut ein schönes Beispiel dafür, wie gut er es verstand, „für Menschen aller Arten alles“ zu werden (1. Kor. 9:22).

      13. Wie können wir Herzen für Jehova gewinnen?

      13 Auch wir sollten uns alle Mühe geben, auf eine ansprechende Weise zu predigen. Wenn wir zum Beispiel wissen, was Menschen glauben, können wir Themen anschneiden, die sie interessieren. Wir können auch Stellen aus der Bibel zitieren, die sie schon kennen. Oft ist es gut, wenn man sie die Texte in ihrer eigenen Bibel lesen lässt. Lassen wir nichts unversucht, das Herz der Menschen für Jehova zu gewinnen!

      14. (a) Wie kam Paulus auf die gute Botschaft über Jesus zu sprechen? (b) Welchen ernsten Hinweis gab er? (c) Wie war die Reaktion?

      14 Paulus beschrieb als Nächstes, wie die Linie der Könige Israels zu einem Retter, Jesus, führte, dessen Vorläufer Johannes der Täufer war. Anschließend ging er darauf ein, wie Jesus getötet und auferweckt wurde (Apg. 13:20-37). „Darum sollt ihr wissen“, sagte Paulus dann, „dass euch durch diesen Vergebung der Sünden verkündet wird und dass durch diesen jeder, der glaubt, in allem für schuldlos erklärt wird“. Zum Schluss gab er seinen Zuhörern einen ernsten Hinweis: „Passt also auf, damit auf euch nicht das zutrifft, was in den Propheten gesagt wird: ‚Seht es euch an, ihr Verächter, wundert euch und geht zugrunde, denn ich werde in euren Tagen ein Werk vollbringen, etwas, was ihr nie glauben werdet, auch wenn es euch jemand im Einzelnen erzählt.‘“ Die Reaktion war unglaublich. Wie die Bibel sagt, „baten die Leute sie eindringlich, am folgenden Sabbat weiter über das alles zu sprechen. Nachdem sich die Synagogenversammlung aufgelöst hatte, folgten viele von den Juden und den Proselyten, die Gott anbeteten, Paulus und Barnabas“ (Apg. 13:38-43).

      „Wir wenden uns den anderen Völkern zu“ (Apg. 13:44-52)

      15. Was passierte am nächsten Sabbat?

      15 Am nächsten Sabbat kam „fast die ganze Stadt“ zusammen, um Paulus zuzuhören. Einige von den Juden sahen das aber gar nicht gern. Sie „fingen an, über das, was Paulus sagte, zu lästern und ihm zu widersprechen“. Er und Barnabas sagten ihnen freiheraus: „Es war notwendig, dass zuerst euch das Wort Gottes vermittelt wird. Da ihr es aber ablehnt und euch des ewigen Lebens nicht für würdig haltet, wenden wir uns jetzt den anderen Völkern zu. Denn Jehova hat uns mit folgenden Worten einen Auftrag gegeben: ‚Ich habe dich als Licht für die Völker eingesetzt, damit du bis an die Enden der Erde Rettung bringst‘“ (Apg. 13:44-47; Jes. 49:6).

      Paulus und Barnabas werden von Gegnern aus Antiochia (Pisidien) hinausgetrieben.

      „Sie setzten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas in Gang. Und die Jünger wurden weiter mit Freude und heiligem Geist erfüllt“ (Apostel­geschichte 13:50-52)

      16. Wie nahmen die Juden die deutlichen Worte von Paulus und Barnabas auf? Wie verhielten sich die beiden, als man sie verjagte?

      16 Die Zuhörer, die keine Juden waren, freuten sich und „alle, die zum ewigen Leben richtig eingestellt waren, wurden gläubig“ (Apg. 13:48). Das Wort Jehovas wurde bald durchs ganze Land getragen. Die Juden dagegen reagierten überhaupt nicht positiv. Die beiden Missionare mussten ihnen sagen, dass ihnen das Wort Gottes zwar zuerst gepredigt worden war, sie den Messias aber abgelehnt hatten und sie deshalb Gottes Gerichtsurteil erwartete. Die Juden hetzten dann die prominenten Frauen und die führenden Männer der Stadt gegen die beiden auf. „Sie setzten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas in Gang und trieben sie aus ihren Grenzen hinaus.“ Wie verhielten sich die zwei? Sie „schüttelten den Staub von ihren Füßen gegen sie ab und gingen nach Ikonion“. War das nun das Aus für das Christentum in Antiochia? Ganz und gar nicht! Die Jünger, die dort blieben, „wurden weiter mit Freude und heiligem Geist erfüllt“ (Apg. 13:50-52).

      17-19. Was können wir von Paulus und Barnabas übernehmen? Wie wirkt sich das auf unsere Freude aus?

      17 Von der Art und Weise, wie diese treuen Jünger auf Druck reagierten, können wir etwas Wertvolles ableiten. Wir hören nicht auf zu predigen, auch wenn bedeutende Leute uns davon abbringen wollen. Als die Juden in Antiochia die Botschaft ablehnten, schüttelten Paulus und Barnabas „den Staub von ihren Füßen“. Das war keine Geste der Verärgerung, sondern stand dafür, dass man die Verantwortung für etwas ablehnte. Den Missionaren war klar, dass sie es nicht in der Hand hatten, wie die Leute reagierten. Aber eins hatten sie sehr wohl in der Hand, nämlich ob sie weiterpredigten. Und genau das taten sie auch, als sie nach Ikonion weiterzogen!

      18 Was wurde aus den Jüngern in Antiochia? Sie lebten zwar in einer christenfeindlichen Umgebung, aber ihre Freude war nicht von der Reaktion der Leute abhängig. Jesus sagte einmal: „Glücklich ist, wer Gottes Wort hört und danach lebt!“ (Luk. 11:28). Genau dazu waren die Jünger im pisidischen Antiochia fest entschlossen.

      19 Wie Paulus und Barnabas müssen wir immer daran denken, dass es unsere Pflicht ist, die gute Botschaft zu predigen. Ob jemand die Botschaft annimmt oder nicht, steht ganz bei ihm. Falls die erwünschte Reaktion auszubleiben scheint, machen wir es am besten wie die Urchristen. Vergessen wir nie, was wir an der Wahrheit haben, und lassen wir uns vom heiligen Geist führen. So verlieren auch wir nicht die Freude, selbst wenn wir mit Widerstand konfrontiert werden (Gal. 5:18, 22).

      BARNABAS: „SOHN DES TROSTES“

      Eine der Säulen der jungen Jerusalemer Versammlung war Joseph, ein Levit und gebürtiger Zyprer. Die Apostel gaben ihm einen Beinamen, der gut zu seinem Charakter passte: Barnabas, was „Sohn des Trostes“ bedeutet (Apg. 4:36). Wenn Barnabas sah, dass irgendwo Not am Mann war, war er sofort zur Stelle.

      Barnabas spendet zwei Beutel voller Münzen.

      Zu Pfingsten 33 wurden in Jerusalem 3000 neue Jünger getauft. Wahrscheinlich hatten viele von ihnen nicht geplant, nach dem Fest noch so lange in der Stadt zu bleiben. Die Versammlung wollte gern alle versorgen. Deshalb verkaufte Barnabas ein Stück Land und übergab den Aposteln das Geld großzügig als Spende (Apg. 4:32-37).

      Barnabas, ein erfahrener Ältester, half, wo er nur konnte. Er war es, der Saulus von Tarsus nach seiner Bekehrung zu Hilfe kam, als alle anderen Jünger vor dem berüchtigten Verfolger Angst hatten (Apg. 9:26, 27). Wie allein schon diese Beispiele zeigen, war Barnabas wirklich ein „Sohn des Trostes“. Auch reagierte er gut, als Paulus ihn und Petrus einmal zurechtweisen musste, weil sie das Verhältnis zwischen jüdischen und nicht jüdischen Christen falsch sahen (Gal. 2:9, 11-14).

      a Dazu auch „Barnabas: ‚Sohn des Trostes‘“.

      b Damals gab es schon bis etwa 550 Kilometer nördlich von Jerusalem Versammlungen, zum Beispiel im syrischen Antiochia.

      c Dazu auch „Reisen in alter Zeit“.

      d Bei günstigem Wind konnte ein Schiff damals rund 150 Kilometer pro Tag segeln. Bei ungünstigen Bedingungen brauchte es dafür wesentlich länger.

      e Dazu auch „Die Synagogen der Juden“.

      f Zypern unterstand zu jener Zeit dem römischen Senat und wurde von einem Provinz­statthalter verwaltet, der Prokonsul war.

      g Saulus wird von nun an Paulus genannt. Manche glauben, er habe diesen römischen Namen zu Ehren von Sergius Paulus angenommen. Doch er nannte sich auch nach seiner Abreise von Zypern weiter Paulus, was dafür spricht, dass er als „Apostel für die anderen Völker“ seinen römischen Namen benutzen wollte. Ein weiterer Grund könnte gewesen sein, dass der hebräische Name Saulus auf Griechisch ganz ähnlich ausgesprochen wurde wie ein anderes griechisches Wort, das negativ behaftet war (Röm. 11:13).

      h Einige Jahre später schrieb Paulus seinen Brief an die Galater, in dem er sie daran erinnerte, dass er „das erste Mal wegen einer Krankheit die Gelegenheit hatte“, ihnen „die gute Botschaft bekannt zu machen“ (Gal. 4:13).

  • „Mit Freude und heiligem Geist erfüllt“
    Legt gründlich Zeugnis ab für Gottes Königreich
  • Sie reden mutig „aufgrund der Ermächtigung Jehovas“
    Legt gründlich Zeugnis ab für Gottes Königreich
    • KAPITEL 12

      Sie reden mutig „aufgrund der Ermächtigung Jehovas“

      Paulus und Barnabas zeichnen sich durch Demut, Ausdauer und Mut aus

      Nach Apostel­geschichte 14:1-28

      1, 2. Was erleben Paulus und Barnabas in Lystra?

      DIE Stadt Lystra ist in heller Aufregung. Ein von Geburt an gelähmter Mann ist von zwei Fremden geheilt worden. Voll Freude läuft er herum und die Leute kommen aus dem Staunen nicht heraus. Sie sind überzeugt, dass die beiden Männer Götter in Menschengestalt sind. Der Zeuspriester kommt bereits mit Kränzen auf sie zu und will ihnen auch gleich ein paar Stiere opfern, die schon schnaubend und brüllend bereitstehen. Paulus und Barnabas wehren sich mit Händen und Füßen dagegen, derart vergöttert zu werden. Sie zerreißen ihre Kleider, laufen von einem zum anderen und beschwören die Leute, damit aufzuhören. Doch sie können sie nur mit Mühe und Not davon abhalten.

      2 Auf einmal treffen Juden aus dem pisidischen Antiochia und aus Ikonion ein und vergiften das Denken aller mit bösartigen Lügen. Die Leute, die die beiden Männer eben noch als Götter verehrt haben, umringen Paulus jetzt und steinigen ihn, bis er bewusstlos ist. Sie lassen ihre ganze Wut an ihm aus und schleifen seinen geschundenen Körper dann vors Stadttor. Dort lassen sie ihn liegen, in der Meinung, er sei tot.

      3. Um welche Fragen geht es in diesem Kapitel?

      3 Wie kam es zu diesem dramatischen Vorfall? Was können wir aus der Geschichte über Paulus, Barnabas und die unberechenbaren Einwohner Lystras für unseren Predigtdienst lernen? Wie können sich Älteste an Paulus und Barnabas orientieren, die sich durch Ausdauer auszeichneten und mutig „aufgrund der Ermächtigung Jehovas“ redeten? (Apg. 14:3).

      „Eine große Menge wurde gläubig“ (Apg. 14:1-7)

      4, 5. Wieso reisten Paulus und Barnabas nach Ikonion? Wozu führte ihr Besuch?

      4 Nicht lange zuvor waren Paulus und Barnabas aus Antiochia in Pisidien vertrieben worden, weil einige Juden diese römische Stadt gegen sie aufgehetzt hatten. Die beiden Männer ließen sich davon jedoch nicht entmutigen, sondern „schüttelten den Staub von ihren Füßen“ (Apg. 13:50-52; Mat. 10:14). Sie gingen ohne Groll weg und überließen die unbelehrbaren Menschen dort dem Urteil Gottes (Apg. 18:5, 6; 20:26). Mit ungetrübter Freude setzten sie ihre Missionsreise in Richtung Südosten fort, bis sie nach circa 150 Kilometern zu einer fruchtbaren Hochebene zwischen dem Taurus- und dem Sultangebirge kamen.

      5 Als Erstes machten Paulus und Barnabas in Ikoniona Halt – einer der bedeutendsten Städte der römischen Provinz Galatien, in der sich die griechische Kultur noch erhalten hatte. Dort gab es eine einflussreiche jüdische Gemeinde und ziemlich viele Proselyten. Wie gewohnt gingen Paulus und Barnabas in die Synagoge, um zu predigen (Apg. 13:5, 14). Sie „redeten so wirkungsvoll, dass eine große Menge Juden und auch Griechen gläubig wurden“ (Apg. 14:1).

      IKONION: STADT DER PHRYGIER

      Die Stadt Ikonion lag auf einer gut bewässerten, fruchtbaren Hochebene. Sie war ein Knotenpunkt an einer wichtigen Handelsstraße, die Syrien mit Rom, Griechenland und der römischen Provinz Asien verband.

      In Ikonion wurde die phrygische Fruchtbarkeits­göttin Kybele verehrt, ein Kult mit religiösen Elementen aus hellenistischer Zeit. Die Stadt kam 65 v. u. Z. unter römische Herrschaft und entwickelte sich im 1. Jahrhundert u. Z. zu einem blühenden Agrar- und Handelszentrum. Zwar gab es dort eine einflussreiche jüdische Gemeinde, doch im Wesentlichen war die Stadt wohl hellenistisch geprägt. Deshalb heißt es in der Apostel­geschichte, dass dort „Juden und auch Griechen“ lebten (Apg. 14:1).

      Ikonion lag an der Grenze zwischen Lykaonien und Phrygien in der Provinz Galatien. Einige Schriftsteller der Antike wie Cicero und Strabo zählten die Stadt zu Lykaonien und geografisch gesehen gehörte sie auch dazu. In der Apostel­geschichte wird Ikonion allerdings nicht zu Lykaonien gerechnet, wo ja Lykaonisch gesprochen wurde (Apg. 14:1-6, 11). Bibelkritiker warfen der Apostel­geschichte daher Ungenauigkeit vor. 1910 fand man in Ikonion jedoch Inschriften, die belegen, dass man dort noch bis zu 200 Jahre nach dem Besuch von Paulus und Barnabas nicht Lykaonisch, sondern Phrygisch sprach. Der Schreiber der Apostel­geschichte hat Ikonion also zu Recht von den Städten Lykaoniens unterschieden.

      6. (a) Was machte Paulus und Barnabas zu so guten Lehrern? (b) Wie können auch wir so gute Lehrer werden?

      6 Warum waren Paulus und Barnabas so erfolgreich? Paulus hatte einen enormen Wissensschatz an biblischen Weisheiten. Äußerst geschickt verknüpfte er Geschichte, Prophetie und das Gesetz Mose miteinander, um zu beweisen, dass Jesus der versprochene Messias ist (Apg. 13:15-31; 26:22, 23). Und Barnabas strahlte viel menschliche Wärme aus (Apg. 4:36, 37; 9:27; 11:23, 24). Beide verließen sich nicht auf ihr eigenes Wissen, sondern redeten „aufgrund der Ermächtigung Jehovas“. Wie kannst du sie im Predigtdienst nachahmen? Mach dich mit Gottes Wort gut vertraut. Such dir Bibelverse heraus, auf die die Menschen am ehesten ansprechen. Überleg dir, wie du ihnen konkret Mut zusprechen kannst. Und stütz dich bei allem auf das Wort Gottes, nicht auf deine eigene Weisheit.

      7. (a) Welche Reaktionen löst die gute Botschaft aus? (b) Woran solltest du immer denken, falls sich deine Familie wegen der Wahrheit gegen dich stellt?

      7 Allerdings freuten sich nicht alle in Ikonion über das, was die beiden erzählten. Lukas schreibt weiter: „Die Juden, die nicht glaubten, hetzten die Leute aus den anderen Völkern gegen die Brüder auf und beeinflussten sie zum Schlechten.“ Paulus und Barnabas sahen jedoch, dass sie jetzt nicht einfach weggehen konnten, sondern die gute Botschaft verteidigen mussten. Und so „verbrachten sie einige Zeit damit“, mutig zu predigen. Die Folge? „Die Menge in der Stadt war … gespalten. Einige waren für die Juden, andere für die Apostel“ (Apg. 14:2-4). Heute ist es ähnlich: Die einen bringt die gute Botschaft zusammen, die anderen auseinander (Mat. 10:34-36). Ist deine Familie gespalten, weil du nach der Bibel lebst? Schwierigkeiten entstehen ja oft, weil jemand durch haltlose Gerüchte oder glatte Lügen vergiftet worden ist. Dein vorbildliches Verhalten als Christ könnte da ein wirksames Gegenmittel sein und deine Verwandten vielleicht irgendwann besänftigen (1. Pet. 2:12; 3:1, 2).

      8. (a) Warum gingen Paulus und Barnabas aus Ikonion weg? (b) Wann hat ihre Entscheidung für uns Beispielcharakter?

      8 Nach einiger Zeit bekamen Paulus und Barnabas mit, dass man sie steinigen wollte. Da beschlossen sie, aus Ikonion wegzugehen und woanders weiterzupredigen (Apg. 14:5-7). Das ist auch heute mitunter der beste Weg. Wenn wir verbal angegriffen werden, stehen wir mutig Rede und Antwort (Phil. 1:7; 1. Pet. 3:13-15). Doch falls jemand handgreiflich werden will, bringen wir uns oder unsere Brüder nicht unnötig in Lebensgefahr (Spr. 22:3).

      Wendet euch „dem lebendigen Gott“ zu (Apg. 14:8-19)

      9, 10. Wo lag Lystra, und was wissen wir über die Menschen dort?

      9 Paulus und Barnabas machten sich nun auf den Weg nach Lystra, einer römischen Kolonie etwa 30 Kilometer südwestlich von Ikonion. Diese Stadt stand in enger Verbindung mit Antiochia in Pisidien, doch gab es hier keine nennenswerte jüdische Gemeinde. In Lystra wurde wahrscheinlich Griechisch gesprochen, die Muttersprache der Leute dort war allerdings Lykaonisch. Da es in der Stadt wohl keine Synagoge gab, predigten Paulus und Barnabas auf einem öffentlichen Platz. Als Petrus damals in Jerusalem einen gelähmten Mann heilte, wurden deswegen viele gläubig (Apg. 3:1-10). Doch als Paulus jetzt in Lystra das gleiche Wunder wirkte, hatte das genau den gegenteiligen Effekt (Apg. 14:8-10).

      10 Wie anfangs erwähnt, zogen die Menschen dort voreilig die falschen Schlüsse. Sie dachten, Barnabas sei Zeus, der höchste der Götter, und Paulus sei der Götterbote Hermes, der Sohn des Zeus. (Dazu auch „Lystra und der Zeus- und Hermeskult“.) Barnabas und Paulus wollten ihnen jedoch unbedingt klarmachen, dass hinter ihrem Reden und Wirken nicht die Kraft heidnischer Götter, sondern die Macht und Kraft Jehovas, des allein wahren Gottes, steckte (Apg. 14:11-14).

      LYSTRA UND DER ZEUS- UND HERMESKULT

      Lystra lag in einem abgeschiedenen Tal abseits der wichtigsten Verkehrswege. Kaiser Augustus erklärte die Stadt zu einer römischen Kolonie und nannte sie Julia Felix Gemina Lustra. Die dortige Garnison sollte die Provinz Galatien vor Überfällen von Gebirgsstämmen schützen. Lystra hatte eine typisch römische Zivilverwaltung, deren Beamte lateinische Amtstitel trugen. Dennoch bewahrte es sich viel von seinem ursprünglichen Flair und war letztlich mehr lykaonisch als römisch. Daher verwundert es nicht, dass die Akteure in der Apostel­geschichte, die aus Lystra waren, Lykaonisch sprachen.

      Unter den archäologischen Fundstücken aus der Umgebung des alten Lystra waren eine Hermesstatue und Inschriften, in denen „Priester des Zeus“ erwähnt werden. Außerdem hat man einen Altar gefunden, der beiden Göttern geweiht war.

      Weitere Hintergründe zum Bericht aus der Apostel­geschichte liefert uns eine vom römischen Dichter Ovid (43 v. u. Z. bis 17 u. Z.) überlieferte Sage. Danach besuchten die römischen Götter Jupiter und Merkur, die den griechischen Göttern Zeus und Hermes entsprachen, als Normalsterbliche verkleidet das Hügelland von Phrygien. In tausend Häusern begehrten sie Einlass, doch vergeblich. Nur das alte Ehepaar Philemon und Baucis nahm sie in ihrer ärmlichen Hütte auf. Als Lohn dafür verwandelten sie die Hütte der beiden in einen Tempel aus Marmor und Gold, erhoben sie zu Priestern und zerstörten alle anderen Häuser, deren Türen verschlossen geblieben waren. „Falls sich die Menschen in Lystra bei der Heilung des Gelähmten durch Paulus und Barnabas an so eine sagenumwobene Geschichte erinnert fühlten“, liest man in einem Fachbuch, „versteht man nur zu gut, warum sie ihnen zum Empfang Opfergaben darbringen wollten“ (The Book of Acts in Its Graeco-Roman Setting).

      Paulus und Barnabas sind in Lystra und lehnen es ab, vergöttert zu werden. Die Menschen spielen Musik, bereiten Opfer vor und verbeugen sich vor den beiden.

      „Wendet euch von diesen nutzlosen Dingen ab und wendet euch dem lebendigen Gott zu, der den Himmel und die Erde gemacht hat“ (Apostel­geschichte 14:15)

      11-13. (a) Was haben Paulus und Barnabas den Menschen in Lystra erklärt? (b) Was ist der erste Lehrpunkt für uns?

      11 Trotz der dramatischen Entwicklung versuchten die beiden Männer den Menschen in Lystra so gut es ging zu Herzen zu sprechen. Lukas hat hier eine effektive Methode festgehalten, wie man jemand, der von Jehova Gott überhaupt nichts weiß, die gute Botschaft näherbringen kann. Paulus und Barnabas sagten: „Männer, warum tut ihr das? Wir sind doch auch nur Menschen und haben die gleichen Schwächen wie ihr! Und wir verkünden euch die gute Botschaft, damit ihr euch von diesen nutzlosen Dingen abwendet und euch dem lebendigen Gott zuwendet, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was dazugehört. Er hat in den vergangenen Generationen alle Völker ihre eigenen Wege gehen lassen, obwohl es zu jeder Zeit Zeugnisse von ihm gab: Er hat Gutes getan, er hat euch Regen vom Himmel und fruchtbare Zeiten gegeben, er hat euch mit genügend Nahrung versorgt und euer Herz mit Freude erfüllt“ (Apg. 14:15-17).

      12 Welche Lehrpunkte stecken in diesen gut durchdachten Worten? Erstens: Paulus und Barnabas hielten sich nicht für etwas Besseres. Sie gaben nicht vor, etwas zu sein, was sie nicht waren. Im Gegenteil: Sie gaben demütig zu, dass sie ebenso Schwächen hatten wie die Leute, die vor ihnen standen. Natürlich hatte Gott ihnen den heiligen Geist geschenkt und sie von falschen Lehren befreit. Außerdem durften sie sich darauf freuen, einmal mit Christus zu regieren. Aber ihnen war klar, dass all das auch den Menschen in Lystra offenstand, wenn sie auf Christus hören würden.

      13 Wie stehen wir zu den Menschen, mit denen wir über die Bibel reden? Begegnen wir ihnen auf Augenhöhe? Lassen wir wie Paulus und Barnabas nicht zu, dass man uns auf einen Sockel stellt, wenn wir anderen helfen die Bibel zu verstehen? Charles Taze Russell, ein herausragender Lehrer, der Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts das Predigtwerk in Gang brachte, hat da Maßstäbe gesetzt. Er schrieb: „Wir möchten nicht, dass wir oder unsere Veröffentlichungen mit Ehre und Huldigung bedacht werden; noch wünschen wir, Ehrwürden oder Rabbi genannt zu werden.“ Bruder Russell hatte ein wirklich bescheidenes Wesen, so wie Paulus und Barnabas. Unser Ziel beim Predigen heute ist genau dasselbe: Wir möchten Menschen zum „lebendigen Gott“ hinlenken, nicht uns selbst ins Rampenlicht stellen.

      14-16. Was sind die anderen beiden Lehrpunkte aus den Worten von Paulus und Barnabas?

      14 Hier ein zweiter Lehrpunkt: Paulus und Barnabas waren anpassungsfähig. Im Unterschied zu den Juden und Proselyten in Ikonion wussten die Leute in Lystra so gut wie nichts über die heiligen Schriften und Gottes Verhältnis zu Israel. Allerdings waren sie mit dem Leben auf dem Land vertraut. Dank des milden Klimas lebten sie in einem fruchtbaren Landstrich und begegneten daher – beispielsweise zur Erntezeit – überall Hinweisen auf die Eigenschaften des Schöpfers. Das nutzten Paulus und Barnabas als Grundlage, um an ihre Vernunft zu appellieren (Röm. 1:19, 20).

      15 Wie steht es mit unserer Flexibilität? Dazu ein Vergleich: Selbst wenn ein Landwirt auf verschiedene Felder ein und dieselbe Saat ausbringt, muss er den Boden unterschiedlich vorbereiten. Der eine ist vielleicht schon locker und der Same kann gut aufgehen. Der andere muss dagegen intensiver bearbeitet werden. Beim Predigen ist das nicht anders. Die Saat ist immer dieselbe: die Botschaft vom Königreich. Doch wenn wir wie Paulus und Barnabas sind, versuchen wir, uns ein Bild von den Lebensumständen und der religiösen Prägung der Leute zu machen. Das berücksichtigen wir dann in unseren Gesprächen über Gottes Wort (Luk. 8:11, 15).

      16 Wir können uns noch einen dritten Lehrpunkt zu Herzen nehmen: Auch wenn wir unser Bestes geben, wird die Saat manchmal ausgerissen oder fällt auf felsigen Boden (Mat. 13:18-21). Wenn so etwas passiert, dann sei nicht enttäuscht. Paulus erinnerte die Jünger in Rom später daran: „So wird also jeder von uns [auch jeder, mit dem wir uns über Gottes Wort unterhalten] für sich selbst Gott Rechenschaft geben“ (Röm. 14:12).

      „Sie vertrauten sie Jehova an“ (Apg. 14:20-28)

      17. Wohin gingen Paulus und Barnabas von Derbe aus, und warum?

      17 Kaum hatten die Bewohner von Lystra Paulus aus der Stadt hinausgeschleift, weil sie ihn für tot hielten, schauten die Jünger nach ihm. Er kam wieder zu sich und blieb dann noch über Nacht in der Stadt. Am nächsten Tag machten sich Paulus und Barnabas auf die 100 Kilometer lange Reise nach Derbe. Wir können nur erahnen, wie beschwerlich das für Paulus gewesen sein muss, wo er doch erst wenige Stunden zuvor so übel zugerichtet worden war. Aber die beiden Männer ließen sich nicht unterkriegen und halfen in Derbe ziemlich vielen, „Jünger zu werden“. Anschließend hätten sie auf dem schnellsten Weg zu ihrem Ausgangspunkt nach Antiochia in Syrien gehen können. Doch stattdessen „kehrten sie nach Lystra, Ikonion und nach Antiochia [in Pisidien] zurück“. Warum? Sie stärkten „die Jünger und ermutigten sie, im Glauben zu bleiben“ (Apg. 14:20-22). Die beiden Männer haben wirklich ein Zeichen gesetzt! Für sie ging die Versammlung vor und sie schonten sich nicht. Kreisaufseher und Missionare heute folgen ihren Spuren.

      18. Was geht einer Ernennung zum Ältesten alles voraus?

      18 Paulus und Barnabas haben den Jüngern aber nicht nur gut zugeredet und durch ihr Beispiel Mut gemacht. Sie setzten auf ihrer Missionsreise außerdem noch „in jeder Versammlung Älteste ein“. Obwohl die beiden ja „vom heiligen Geist ausgesandt worden waren“, beteten und fasteten sie, bevor sie die Ältesten Jehova anvertrauten (Apg. 13:1-4; 14:23). Ähnlich ist es auch heute. Bevor ein Bruder für eine Ernennung empfohlen wird, gehen die Ältesten einer Versammlung nach einem Gebet die biblischen Erfordernisse durch und überlegen, ob er diesen entspricht (1. Tim. 3:1-10, 12, 13; Tit. 1:5-9; Jak. 3:17, 18; 1. Pet. 5:2, 3). Wie lange jemand getauft ist, ist dabei nicht das Hauptkriterium. Wichtiger sind seine Lebensführung, sein Ruf und auch wie und worüber er redet. Daran lässt sich nämlich ablesen, inwieweit der heilige Geist in seinem Leben wirkt. Seine Qualifikation als Hirte für die Herde hängt davon ab, ob er die biblischen Kriterien erfüllt (Gal. 5:22, 23). Seine Ernennung liegt dann im Verantwortungs­bereich des Kreisaufsehers. (Vergleiche 1. Timotheus 5:22.)

      19. Was wissen Älteste ganz genau? Wie können sie sich an Paulus und Barnabas ein Beispiel nehmen?

      19 Älteste sind sich bewusst, dass sie sich vor Gott dafür verantworten müssen, wie sie mit der Versammlung umgehen (Heb. 13:17). Sie gehen wie Paulus und Barnabas im Predigtdienst führend voran und sprechen ihren Brüdern Mut zu. Auch sind sie sich nicht selbst der Nächste, sondern für sie gehen die Bedürfnisse der Versammlung vor (Phil. 2:3, 4).

      20. Was gibt es uns, Berichte über den treuen Einsatz unserer Brüder zu lesen?

      20 Als Paulus und Barnabas wieder am Ausgangspunkt ihrer Missionsreise im syrischen Antiochia ankamen, erzählten sie, „was Gott durch sie alles getan hatte und dass er den anderen Völkern die Tür zum Glauben geöffnet hatte“ (Apg. 14:27). Jedes Mal, wenn wir etwas über die treue Arbeit unserer Glaubensbrüder lesen und sehen, wie Jehova sie gesegnet hat, motiviert uns das, weiter mutig „aufgrund der Ermächtigung Jehovas“ zu reden.

      a Dazu auch „Ikonion: Stadt der Phrygier“.

  • Sie reden mutig „aufgrund der Ermächtigung Jehovas“
    Legt gründlich Zeugnis ab für Gottes Königreich
Deutsche Publikationen (1950-2026)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen