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Fürchte Jehova, den Hörer des GebetsDer Wachtturm 1990 | 15. Mai
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Fürchte Jehova, den Hörer des Gebets
„O Hörer des Gebets, ja zu dir werden Menschen von allem Fleisch kommen“ (PSALM 65:2).
1. Warum ist zu erwarten, daß Jehova bestimmte Anforderungen an diejenigen stellt, die sich ihm im Gebet nahen möchten?
JEHOVA GOTT ist der „König der Ewigkeit“. Er ist auch der „Hörer des Gebets“, zu dem „Menschen von allem Fleisch kommen“ (Offenbarung 15:3; Psalm 65:2). Doch wie sollten sie zu ihm kommen? Irdische Könige schreiben beispielsweise die Kleidung und das Benehmen derer vor, die zu ihnen vorgelassen werden. Somit ist auch mit Sicherheit zu erwarten, daß der König der Ewigkeit bestimmte Anforderungen an diejenigen stellt, die mit Flehen und Danksagung vor ihn kommen möchten (Philipper 4:6, 7).
2. Welche Fragen steigen zu dem Thema Gebet auf?
2 Was fordert der König der Ewigkeit von Personen, die sich ihm im Gebet nahen? Wer darf beten und wird auch erhört? Und worum darf man beten?
Sich dem König der Ewigkeit nahen
3. Welche Beispiele für Gebete, die von frühen Dienern Gottes gesprochen wurden, kann man anführen, und nahten sie sich ihm durch einen Mittler?
3 Bevor Adam, ein „Sohn Gottes“, gesündigt hatte, unterhielt er sich offensichtlich mit dem König der Ewigkeit (Lukas 3:38; 1. Mose 1:26-28). Als Adams Sohn Abel „einige Erstlinge seiner Kleinviehherde“ Gott darbrachte, geschah das zweifellos unter Worten des Flehens und der Lobpreisung (1. Mose 4:2-4). Noah, Abraham, Isaak und Jakob bauten Altäre und nahten sich Jehova im Gebet, während sie opferten (1. Mose 8:18-22; 12:7, 8; 13:3, 4, 18; 22:9-14; 26:23-25; 33:18-20; 35:1, 3, 7). Und die Gebete Salomos, Esras und göttlich inspirierter Psalmisten lassen erkennen, daß sich die Israeliten ohne einen Mittler Jehova nahten (1. Könige 8:22-24; Esra 9:5, 6; Psalm 6:1, 2; 43:1; 55:1; 61:1; 72:1; 80:1; 143:1).
4. (a) Welcher neue Zugang zu Gott im Gebet wurde im ersten Jahrhundert eingeführt? (b) Warum ist es besonders passend, im Namen Jesu zu beten?
4 Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung wurde ein neuer Zugang zu Gott im Gebet eingeführt, und zwar durch seinen Sohn, Jesus Christus, der eine besondere Liebe zur Menschheit hatte. In seinem vormenschlichen Dasein diente Jesus freudig als „Werkmeister“, und die Dinge in Verbindung mit den Menschen waren ihm lieb (Sprüche 8:30, 31). Hier auf der Erde half Jesus liebevoll unvollkommenen Menschen in geistiger Hinsicht, heilte Leidende und weckte sogar Tote auf (Matthäus 9:35-38; Lukas 8:1-3, 49-56). Vor allem ‘gab Jesus seine Seele als ein Lösegeld für viele’ (Matthäus 20:28). Wie passend also, daß sich alle, die sich das Lösegeld zunutze machen möchten, durch denjenigen Gott nahen sollten, der die Menschen so sehr liebt! Das ist heute der einzige Weg, auf dem man sich dem König der Ewigkeit nahen kann, denn Jesus selbst sagte: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Und: „Wenn ihr den Vater um etwas bittet, so wird er es euch in meinem Namen geben“ (Johannes 14:6; 16:23). Im Namen Jesu um etwas zu bitten bedeutet, ihn als den Weg anzuerkennen, auf dem man sich dem Hörer des Gebets nahen sollte.
5. Wie ist Gott zur Menschenwelt eingestellt, und wie wirkt sich das auf das Gebet aus?
5 Die Liebe, die Jehova dadurch bewies, daß er für das Lösegeld sorgte, sollten wir besonders schätzen. Jesus erklärte: „So sehr hat Gott die Welt [d. h. die Menschen] geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe“ (Johannes 3:16). Die Tiefe der Liebe Gottes kommt gut durch die Worte des Psalmisten zum Ausdruck: „Wie die Himmel höher sind als die Erde, so ist seine liebende Güte übermächtig gegenüber denen, die ihn fürchten. So fern der Sonnenaufgang ist vom Sonnenuntergang, so weit hat er unsere Übertretungen von uns entfernt. Wie ein Vater seinen Söhnen Barmherzigkeit erweist, hat Jehova denen Barmherzigkeit erwiesen, die ihn fürchten. Denn er selbst kennt ja unser Gebilde, ist eingedenk dessen, daß wir Staub sind“ (Psalm 103:11-14). Wie ermutigend, zu wissen, daß die Gebete der ergebenen Zeugen Jehovas zu einem so liebevollen Vater durch seinen Sohn aufsteigen!
Kein uneingeschränktes Vorrecht
6. Mit welcher Einstellung sollte man sich Jehova im Gebet nahen?
6 Menschliche Könige gestatten nicht einfach jedem, unangemeldet den königlichen Palast zu betreten. Eine Audienz bei einem König ist kein uneingeschränktes Vorrecht. Ebenso verhält es sich mit dem an den König der Ewigkeit gerichteten Gebet. Alle, die sich Gott durch Jesus Christus mit der richtigen Wertschätzung für Gottes herrliche Majestät nahen, können natürlich erwarten, gehört zu werden. Man muß sich dem König der Ewigkeit mit einer ehrerbietigen, ehrfurchtsvollen Einstellung nahen. Und wer gehört werden möchte, muß die „Furcht Jehovas“ bekunden (Sprüche 1:7).
7. Was ist die „Furcht Jehovas“?
7 Was ist die „Furcht Jehovas“? Es ist eine tiefe Ehrfurcht vor Gott, gepaart mit einer heilsamen Scheu, ihm zu mißfallen. Diese Furcht entspringt großer Dankbarkeit für seine liebende Güte und Freundlichkeit (Psalm 106:1). Sie bedeutet, ihn als den König der Ewigkeit anzuerkennen, der das Recht und die Macht hat, jeden, der ihm nicht gehorcht, zu bestrafen — auch mit dem Tod. Wer die Furcht Jehovas bekundet, darf zu ihm beten und erwarten, gehört zu werden.
8. Warum erhört Gott die Gebete derer, die ihn fürchten?
8 Natürlich erhört Gott nicht die Gebete böser, untreuer und selbstgerechter Menschen (Sprüche 15:29; Jesaja 1:15; Lukas 18:9-14). Wer jedoch Jehova fürchtet, wird erhört, weil er sich an seine gerechten Maßstäbe hält. Doch nicht allein das. Er hat sich im Gebet ihm hingegeben und dies durch die Wassertaufe symbolisiert. Somit genießt er das uneingeschränkte Vorrecht des Gebets.
9, 10. Können Ungetaufte in der Hoffnung beten, daß sie erhört werden?
9 Wenn man von Gott erhört werden möchte, muß man ehrfurchtsvolle Worte äußern, die in Übereinstimmung mit Gottes Willen sind. Ja, man muß aufrichtig sein. Aber es ist noch mehr erforderlich. „Ohne Glauben ... ist es unmöglich, ihm [Gott] wohlzugefallen“, schrieb der Apostel Paulus, „denn wer sich Gott naht, muß glauben, daß er ist und daß er denen, die ihn ernstlich suchen, ein Belohner wird“ (Hebräer 11:6). Kann man dann ungetaufte Personen ermuntern, in der Hoffnung zu beten, daß sie erhört werden?
10 König Salomo war sich dessen bewußt, daß das Gebet kein uneingeschränktes Vorrecht ist, und bat Jehova lediglich, auf diejenigen zu hören, die gegen Gottes Tempel in Jerusalem hin beten würden (1. Könige 8:41-43). Jahrhunderte danach erwies sich der heidnische Ausländer Kornelius als ein gottergebener Mann, und er „flehte unablässig zu Gott“. Nachdem er eine genaue Erkenntnis erlangt hatte, gab er sich Gott hin, der ihm daraufhin den heiligen Geist verlieh. Anschließend wurden er und andere Nichtjuden getauft (Apostelgeschichte 10:1-44). Jeder, der heute wie Kornelius Fortschritte auf dem Weg zur Hingabe macht, kann ermuntert werden zu beten. Doch von jemandem, der die Heilige Schrift nicht aufrichtig studiert, die göttlichen Anforderungen bezüglich des Gebets nicht kennt und noch keine Gott wohlgefällige Einstellung bekundet, kann man nicht sagen, daß er Jehova fürchtet, Glauben an ihn hat oder ihn ernstlich sucht. Der Betreffende ist nicht in der Lage, Gebete zu sprechen, die für Gott annehmbar sind.
11. Wie verhalten sich einige, die auf dem Weg zur Hingabe Fortschritte gemacht haben, und was sollten sie sich fragen?
11 Einige, die bereits Fortschritte auf dem Weg zur Hingabe gemacht haben, mögen später eine zögernde Haltung einnehmen. Wenn sie nicht genug Liebe zu Gott im Herzen haben, um sich ihm bedingungslos hinzugeben, sollten sie sich fragen, ob sie immer noch das wunderbare Vorrecht des Gebets genießen. Offensichtlich nicht, denn wer sich Gott naht, muß ihn ernstlich suchen und auch Gerechtigkeit und Sanftmut (Zephanja 2:3). Jeder, der Jehova wirklich fürchtet, gibt sich ihm als ein Gläubiger hin und läßt sich zum Zeichen dafür taufen (Apostelgeschichte 8:13; 18:8). Und nur getaufte Gläubige haben das uneingeschränkte Vorrecht, sich dem König der Ewigkeit im Gebet zu nahen.
‘Mit heiligem Geist beten’
12. Wann kann gesagt werden, daß jemand „mit heiligem Geist betet“?
12 Wer sich Gott hingegeben und dies durch die Taufe symbolisiert hat, kann ‘mit heiligem Geist beten’. Diesbezüglich schrieb Judas: „Ihr aber, Geliebte, indem ihr euch selbst an eurem allerheiligsten Glauben erbaut und mit heiligem Geist betet, bewahrt euch selbst in Gottes Liebe, während ihr mit der Aussicht auf ewiges Leben auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus wartet“ (Judas 20, 21). Wir beten dann mit heiligem Geist, wenn wir unter dem Einfluß des Geistes oder der wirksamen Kraft Gottes beten sowie in Übereinstimmung mit dem, was in seinem Wort gesagt wird. Aus der Bibel, die unter der Inspiration des Geistes Jehovas geschrieben worden ist, geht hervor, wie wir beten und worum wir bitten sollten. Zum Beispiel können wir zuversichtlich darum bitten, daß Gott uns seinen heiligen Geist gibt (Lukas 11:13). Wer mit heiligem Geist betet, offenbart einen Herzenszustand, wie Gott ihn liebt.
13. Was werden wir vermeiden, wenn wir mit heiligem Geist beten, und welchen Rat Jesu werden wir befolgen?
13 Wenn wir mit heiligem Geist beten, bestehen unsere Gebete nicht aus hochtönenden Worten. Sie haben keinen festen Wortlaut, den wir auswendig gelernt haben und wiederholen. Nein, sie bestehen nicht aus praktisch sinnlosen Doxologien, unaufrichtigen Äußerungen des Lobpreises. Gebete dieser Art sind in der Christenheit und im übrigen Teil Babylons der Großen, des Weltreichs der falschen Religion, an der Tagesordnung. Wahre Christen befolgen dagegen den Rat Jesu: „Wenn ihr betet, macht’s nicht wie die Heuchler! Die lieben es, in den Versammlungshäusern und an den Straßenecken zu stehen und zu beten, um den Leuten aufzufallen. ... Beim Beten plappert nicht gedankenlos wie die Heiden! Die meinen, sie finden Erhörung, wenn sie viel Worte machen. Gleicht ihnen nicht!“ (Matthäus 6:5-8, Albrecht).
14. Welche einsichtsvollen Worte haben einige über das Gebet geäußert?
14 Außer Jesus und den Schreibern der Bibel haben auch andere einsichtsvolle Worte über das Gebet geäußert. Der englische Schriftsteller John Bunyan (1628—1688) sagte zum Beispiel: „Das Gebet ist, Gott durch Christus in der Kraft und mit der Hilfe des Geistes aufrichtig, bewußt und liebevoll das Herz auszuschütten mit der Bitte um etwas, was Gott verheißen hat.“ Der puritanische Geistliche Thomas Brooks (1608 bis 1680) bemerkte: „Gott blickt auf unsere Gebete nicht vom rhetorischen Standpunkt, das heißt, wie elegant sie sein mögen; noch vom geometrischen Standpunkt, das heißt, wie lang sie sein mögen; noch vom arithmetischen Standpunkt, das heißt, wie viele es sein mögen; noch vom Standpunkt der Logik, das heißt, wie überlegt sie sein mögen; sondern er achtet auf ihre Aufrichtigkeit.“ Diesen Worten könnte man noch Bunyans Äußerung hinzufügen: „Im Gebet ist es besser, ein Herz ohne Worte zu haben als Worte ohne Herz.“ Aber wieso können wir sicher sein, daß der König der Ewigkeit unsere Gebete hören wird, wenn wir aufrichtig sind und den göttlichen Anforderungen entsprechen?
Nie abgewiesen werden
15. Was besagen Jesu Worte aus Lukas 11:5-8 im wesentlichen?
15 Jehova Gott verschließt nie seine Ohren vor dem Gebet seiner ihm hingegebenen Diener. Das wurde durch die zu Herzen gehenden Worte Jesu deutlich, als ihn seine Jünger um Anleitung für das Gebet baten. Er sagte unter anderem: „Wer von euch wird einen Freund haben und wird um Mitternacht zu ihm gehen und zu ihm sagen: ‚Freund, leih mir drei Brote, denn ein Freund von mir ist auf einer Reise eben zu mir gekommen, und ich habe nichts, um es ihm vorzusetzen.‘? Und jener gibt von drinnen die Antwort: ‚Stör mich nicht weiter. Die Tür ist schon verschlossen, und meine kleinen Kinder sind mit mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben.‘ Ich sage euch: Wenn er auch nicht aufstehen und ihm etwas geben wird, weil er sein Freund ist, wird er bestimmt wegen seiner kühnen Beharrlichkeit aufstehen und ihm das geben, was er benötigt“ (Lukas 11:1, 5-8). Was wollte Jesus mit diesem Gleichnis zeigen?
16. Was erwartet Jesus von uns in bezug auf das Gebet?
16 Sicherlich wollte er damit nicht sagen, Jehova sei nicht willens, uns zu helfen. Christus erwartet von uns vielmehr, daß wir vorbehaltlos auf Gott vertrauen und ihn so sehr lieben, daß wir fortgesetzt beten. Deshalb fuhr er fort: „Ich [sage] euch: Bittet unablässig, und es wird euch gegeben werden; sucht fortwährend, und ihr werdet finden; klopft unaufhörlich an, und es wird euch geöffnet werden. Denn jeder, der bittet, empfängt, und jeder, der sucht, findet, und jedem, der anklopft, wird geöffnet werden“ (Lukas 11:9, 10). Bestimmt sollten wir also unablässig beten, wenn wir verfolgt werden, wenn wir wegen einer tiefwurzelnden persönlichen Schwäche niedergeschlagen sind oder in irgendeiner anderen Prüfung stehen. Jehova ist immer bereit, seinen treuen Dienern zu helfen. Nie sagt er zu uns: „Stör mich nicht weiter.“
17, 18. (a) Wie ermuntert Jesus uns, um heiligen Geist zu bitten, und wodurch erhalten seine Worte noch größeres Gewicht? (b) Wie verglich Jesus das Verhalten eines menschlichen Vaters mit demjenigen Gottes?
17 Möchten wir ein enges Verhältnis zu Gott haben, dann benötigen wir seinen heiligen Geist, seine wirksame Kraft. Deshalb sagte Jesus weiter: „In der Tat, welcher Vater unter euch wird, wenn ihn sein Sohn um einen Fisch bittet, ihm statt eines Fisches wohl eine Schlange reichen? Oder wenn er auch um ein Ei bittet, wird er ihm einen Skorpion reichen? Wenn nun ihr, obwohl ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater im Himmel denen heiligen Geist geben, die ihn bitten!“ (Lukas 11:11-13). In Matthäus 7:9-11 ist davon die Rede, daß ein Vater, der um Brot gebeten wird, keinen Stein reicht. Jesu Worte erhalten für uns noch größeres Gewicht, wenn wir bedenken, daß in alter Zeit in biblischen Ländern das Brot in Größe und Form einem flachen, runden Stein glich. Einige Schlangenarten ähneln gewissen Fischarten, und es gibt einen kleinen weißen Skorpion, der fast wie ein Ei aussieht. Aber welcher Vater würde seinem Kind, wenn es ihn um Brot, einen Fisch oder ein Ei bittet, einen Stein, eine Schlange oder einen Skorpion geben?
18 Anschließend verglich Jesus das Verhalten eines menschlichen Vaters mit Gottes Verhalten gegenüber seiner Familie von Anbetern. Wenn wir — obwohl wir aufgrund der ererbten Sündhaftigkeit mehr oder weniger böse sind — unseren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr sollten wir doch dann erwarten, daß unser himmlischer Vater seinen loyalen Dienern, die ihn demütig um heiligen Geist bitten, diese großartige Gabe gibt!
19. (a) Was lassen Jesu Worte aus Lukas 11:11-13 und Matthäus 7:9-11 erkennen? (b) Wie werden wir unsere Prüfungen betrachten, wenn wir uns von heiligem Geist leiten lassen?
19 Jesu Worte lassen erkennen, daß wir Gott um ein größeres Maß seines heiligen Geistes bitten sollten. Wenn wir uns von diesem Geist leiten lassen, werden wir nicht ‘unser Los im Leben beklagen’ und Prüfungen und Enttäuschungen nicht als etwas betrachten, was uns wirklich schadet (Judas 16). Zugegeben, „der Mensch, von einer Frau geboren, ist kurzlebig und mit Erregung gesättigt“, und viele erleben nicht das Ende ihrer Probleme oder ihres Kummers (Hiob 14:1). Betrachten wir unsere Prüfungen aber niemals so, als habe uns der Hörer des Gebets auf irgendeine Weise Steine, Schlangen oder Skorpione gegeben. Er ist der Inbegriff der Liebe und versucht niemand mit etwas Bösem, sondern gibt uns „jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk“. Letzten Endes läßt er für diejenigen, die ihn lieben und fürchten, alles gut ausgehen (Jakobus 1:12-17; 1. Johannes 4:8). Wer schon mehrere Jahre in der Wahrheit wandelt, weiß aus Erfahrung, daß einige seiner härtesten Prüfungen zufolge von Gebet und Glauben zu seinem Nutzen ausgeschlagen sind und ihm geholfen haben, in seinem Leben die Früchte des Geistes Gottes in vermehrtem Maße hervorzubringen (3. Johannes 4). Ja, könnten wir auf bessere Weise lernen, uns auf unseren himmlischen Vater zu verlassen, und könnte uns besser geholfen werden, die Früchte des Geistes hervorzubringen, nämlich Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde und Selbstbeherrschung? (Galater 5:22, 23).
20. Wie sollten sich Jesu Worte aus Lukas 11:5-13 auf uns auswirken?
20 Die in Lukas 11:5-13 aufgezeichneten Worte Jesu sind somit eine segensreiche Zusicherung der Liebe und freundlichen Fürsorge Jehovas. Unser Herz sollte aufgrund dessen von tiefer Dankbarkeit und Liebe erfüllt sein. Unser Glaube sollte dadurch gestärkt und unser Wunsch vertieft werden, häufig zum Fußschemel des Königs der Ewigkeit zu kommen und uns in seiner liebevollen Gegenwart aufzuhalten. Außerdem wird uns durch Jesu Worte versichert, daß wir weder abgewiesen werden noch mit leeren Händen wieder gehen müssen. Unser himmlischer Vater freut sich sehr, wenn wir unsere Bürde auf ihn werfen (Psalm 55:22; 121:1-3). Und wenn wir als seine treuen, ihm hingegebenen Diener um seinen heiligen Geist bitten, gibt er ihn uns in reichem Maße. Das ist unser liebevoller Gott, und wir dürfen uneingeschränkt daran glauben, daß er der Hörer unserer Gebete ist.
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„Lehre uns beten“Der Wachtturm 1990 | 15. Mai
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„Lehre uns beten“
„Einer seiner Jünger [sagte] zu ihm: ‚Herr, lehre uns beten‘“ (LUKAS 11:1).
1—3. (a) Warum baten Jesu Jünger in bezug auf das Gebet um Anleitung? (b) Welche Fragen zu dem Thema Gebet erheben sich?
EINIGE Menschen haben eine gute Gesangsstimme. Andere haben ein natürliches Talent als Musiker. Aber selbst Sänger und Instrumentalisten benötigen Anleitung, um ihre Möglichkeiten voll ausschöpfen zu können. Ähnlich verhält es sich mit dem Gebet. Die Jünger Jesu Christi erkannten, daß sie Anleitung benötigten, wenn Gott ihre Gebete hören sollte.
2 Jesus wandte sich gewöhnlich allein im Gebet an seinen Vater. Bevor er die 12 Apostel auswählte, betete er beispielsweise eine ganze Nacht lang (Lukas 6:12-16). Er forderte zwar seine Jünger auf, persönlich zu beten, doch hörten sie ihn auch öffentliche Gebete sprechen und beobachteten, daß er nicht den religiösen Heuchlern glich, die beteten, damit sie von den Menschen gesehen wurden (Matthäus 6:5, 6). Logischerweise wollten Jesu Nachfolger daher noch mehr von ihm über das Gebet lernen. So lesen wir zum Beispiel: „Als er nun einmal an einem gewissen Ort war und betete, sagte, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: ‚Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes [der Täufer] seine Jünger lehrte‘“ (Lukas 11:1).
3 Wie reagierte Jesus darauf? Was können wir aus seinem Beispiel lernen? Und wieso können wir aus seiner Anleitung in bezug auf das Gebet Nutzen ziehen?
Lehren für uns
4. Warum sollten wir ‘unablässig beten’, und was heißt das?
4 Aus den Worten und dem Beispiel Jesu, der ein Mann des Gebets war, können wir viel lernen. Eine Lehre besteht darin, daß, wenn schon Gottes vollkommener Sohn das Bedürfnis hatte, regelmäßig zu beten, wir als seine unvollkommenen Jünger es noch viel nötiger haben, ständig zu Gott aufzublicken und ihn um Anleitung, Trost und geistigen Beistand zu bitten. Deshalb sollten wir ‘unablässig beten’ (1. Thessalonicher 5:17). Das heißt natürlich nicht, daß wir immer buchstäblich auf die Knie gehen müßten, sondern wir sollten beständig eine ehrfurchtsvolle Einstellung offenbaren. Auf allen Lebensgebieten sollten wir zu Gott um Anleitung aufblicken, so daß wir mit Einsicht handeln und stets sein Wohlgefallen haben können (Sprüche 15:24).
5. Was kann uns die Zeit rauben, die wir dem Gebet widmen sollten, und was sollten wir dagegen unternehmen?
5 Gegenwärtig, in den „letzten Tagen“, kann uns vieles die Zeit rauben, die wir dem Gebet widmen sollten (2. Timotheus 3:1). Wenn uns aber häusliche Belange, geschäftliche Angelegenheiten und dergleichen daran hindern, regelmäßig zu unserem himmlischen Vater zu beten, lasten die Sorgen des Lebens zu stark auf uns. Dieser Situation sollten wir unverzüglich abhelfen, denn nicht zu beten führt zum Verlust des Glaubens. Entweder müssen wir unsere weltlichen Verpflichtungen reduzieren oder den Sorgen des Lebens dadurch entgegenwirken, daß wir unser Herz ernsthafter und wiederholt der Leitung Gottes zuwenden. Wir sollten „wachsam im Hinblick auf Gebete“ sein (1. Petrus 4:7).
6. Mit welchem Gebet werden wir uns nun befassen, und mit welchem Ziel?
6 Im sogenannten Mustergebet lehrte Jesus seine Jünger nicht, was sie genau sagen sollten, sondern wie sie beten sollten. Der Bericht des Lukas unterscheidet sich etwas von dem des Matthäus, weil es sich um verschiedene Begebenheiten handelt. Wir wollen uns mit diesem Gebet als einem Muster befassen, das uns zeigt, worum wir als Jesu Nachfolger und Zeugen Jehovas beten sollten.
Unser Vater und sein Name
7. Wer darf Jehova mit „unser Vater“ anreden?
7 „Unser Vater in den Himmeln“ (Matthäus 6:9; Lukas 11:2). Jehova ist der Schöpfer des Menschen und wohnt im himmlischen Bereich. Deshalb ist es angebracht, ihn mit „unser Vater in den Himmeln“ anzureden (1. Könige 8:49; Apostelgeschichte 17:24, 28). Durch den Gebrauch des Fürworts „unser“ erkennen wir an, daß auch andere ein enges Verhältnis zu Gott haben. Aber wer hat das uneingeschränkte Vorrecht, ihn als seinen Vater anzureden? Nur Gott hingegebene, getaufte Personen, die zur Familie seiner Anbeter gehören. Jehova „unseren Vater“ zu nennen zeigt, daß wir Glauben an ihn haben und erkennen, daß wir einzig und allein dadurch mit ihm versöhnt werden, daß wir Jesu Loskaufsopfer vorbehaltlos annehmen (Hebräer 4:14-16; 11:6).
8. Warum sollten wir ein Verlangen danach haben, Zeit im Gebet zu Jehova zu verbringen?
8 Wie eng sollten wir uns doch mit unserem himmlischen Vater verbunden fühlen! Wie Kinder, die nie müde werden, zu ihrem Vater zu gehen, sollten wir ein Verlangen danach haben, Zeit im Gebet zu Gott zu verbringen. Zufolge tiefer Dankbarkeit für seine Segnungen in geistiger und materieller Hinsicht sollten wir den Wunsch haben, ihm für seine Güte zu danken. Wir sollten uns bewogen fühlen, die Bürden, die auf uns lasten, zu ihm zu bringen, und zwar in der Zuversicht, daß er uns stützen wird (Psalm 55:22). Da er für uns sorgt, dürfen wir überzeugt sein, daß letzten Endes alles gut ausgehen wird, wenn wir treu sind (1. Petrus 5:6, 7).
9. Worum bittet man praktisch, wenn man um die Heiligung des Namens Gottes betet?
9 „Dein Name werde geheiligt“ (Matthäus 6:9; Lukas 11:2). Das Wort „Name“ zeigt mitunter die Person selbst an, und „heiligen“ bedeutet heilig machen, absondern oder für heilig halten. (Vergleiche Offenbarung 3:4.) Um die Heiligung des Namens Gottes zu beten ist also praktisch gleichbedeutend mit der Bitte, Jehova möge darangehen, sich zu heiligen. Wie? Indem er all die Schmach beseitigt, die auf seinen Namen gehäuft worden ist (Psalm 135:13). Zu diesem Zweck wird Gott die Bösen ausmerzen, sich verherrlichen und die Nationen erkennen lassen, daß er Jehova ist (Hesekiel 36:23; 38:23). Wenn wir diesen Tag herbeisehnen und Jehovas Majestät wirklich schätzen, werden wir uns ihm stets in dem ehrfürchtigen Geist nahen, der aus den Worten spricht: „Dein Name werde geheiligt.“
Gottes Königreich und sein Wille
10. Was bedeutet es, wenn wir darum beten, daß Gottes Königreich „komme“?
10 „Dein Königreich komme“ (Matthäus 6:10; Lukas 11:2). Dieses Königreich ist Gottes souveräne Herrschaft, die durch die himmlische messianische Regierung, bestehend aus Jesus Christus und den mit ihm verbundenen „Heiligen“, zum Ausdruck kommt (Daniel 7:13, 14, 18, 27; Jesaja 9:6, 7; 11:1-5). Was bedeutet es, darum zu beten, daß es „komme“? Es bedeutet, darum zu bitten, daß Gottes Königreich gegen alle auf der Erde lebenden Gegner der Herrschaft Gottes vorgehe. Sobald das Königreich ‘alle irdischen Königreiche zermalmt und ihnen ein Ende bereitet hat’, wird es die Erde in ein Paradies umwandeln (Daniel 2:44; Lukas 23:43).
11. Was werden wir tun, wenn wir uns danach sehnen, daß Jehovas Wille im ganzen Universum geschieht?
11 „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Matthäus 6:10). Mit diesen Worten beten wir darum, daß Gott seinen Vorsatz bezüglich der Erde verwirklichen möge, was die Beseitigung seiner Feinde einschließt (Psalm 83:9-18; 135:6-10). Die Bitte läßt erkennen, daß wir uns danach sehnen, daß Gottes Wille im ganzen Universum geschieht. Ist das unser Herzenswunsch, so werden wir stets nach bestem Vermögen den Willen Jehovas tun. Wir könnten eine solche Bitte nicht ehrlich äußern, solange wir uns nicht ernsthaft bemühen würden, persönlich Gottes Willen zu tun. Wenn wir so beten, sollten wir sicherstellen, daß wir nicht etwas tun, was dem Willen Gottes widerspricht, wie zum Beispiel einer ungläubigen Person den Hof machen oder eine weltliche Handlungsweise übernehmen (1. Korinther 7:39; 1. Johannes 2:15-17). Statt dessen sollten wir uns immer die Frage stellen: „Was ist Jehovas Wille in dieser Sache?“ Ja, wenn wir Gott mit unserem ganzen Herzen lieben, werden wir in allen Angelegenheiten des Lebens seine Leitung suchen (Matthäus 22:37).
Unser tägliches Brot
12. Welche guten Auswirkungen hat es auf uns, nur um das ‘tägliche Brot’ zu bitten?
12 „Gib uns heute unser Brot für diesen Tag“ (Matthäus 6:11). Im Lukasevangelium heißt es: „Gib uns unser Brot für den Tag, so wie der Tag es erfordert“ (Lukas 11:3). Gott darum zu bitten, uns die notwendige Nahrung „für diesen Tag“ zu geben, fördert den Glauben an seine Fähigkeit, sich Tag für Tag unserer Bedürfnisse anzunehmen. Die Israeliten sollten nicht für eine Woche oder für eine längere Zeit Manna sammeln, sondern „jeder seine Menge Tag für Tag“ (2. Mose 16:4). Mit diesem Gebet werden keine Delikatessen und keine überreichlichen Vorräte erbeten, sondern unser täglicher Bedarf, so wie er entsteht. Nur um das tägliche Brot zu bitten hilft uns auch, nicht habgierig zu werden (1. Korinther 6:9, 10).
13. (a) Was hat die Bitte um das tägliche Brot in erweitertem Sinn zu bedeuten? (b) Wie sollten wir eingestellt sein, selbst wenn wir trotz harter Arbeit nur das Allernötigste haben?
13 In erweitertem Sinn läßt die Bitte um das tägliche Brot erkennen, daß wir uns nicht unabhängig fühlen, sondern was Essen, Trinken, Kleidung und andere wichtige Bedürfnisse betrifft, ständig zu Gott aufblicken. Als getaufte Glieder seiner Familie von Anbetern vertrauen wir auf unseren Vater, setzen uns aber nicht faul hin und warten nicht darauf, daß er durch ein Wunder für uns sorgt. Wir arbeiten und nutzen jede Möglichkeit, Nahrung und andere lebensnotwendige Dinge zu erhalten. Zu Recht danken wir jedoch Gott im Gebet, weil wir hinter alldem die Liebe, Weisheit und Macht unseres himmlischen Vaters sehen (Apostelgeschichte 14:15-17; vergleiche Lukas 22:19). Als Folge unseres Fleißes mag sich Wohlstand einstellen. Aber selbst wenn wir trotz harter Arbeit nur das Allernötigste haben, sollten wir dankbar und zufrieden sein (Philipper 4:12; 1. Timotheus 6:6-8). Ja, ein gottesfürchtiger Mensch, dessen Kleidung und Ernährung derjenigen einfacher Leute entspricht, mag viel glücklicher sein als manch ein Wohlhabender. Auch wenn uns aufgrund von Umständen, auf die wir keinen Einfluß haben, nur wenig Mittel zur Verfügung stehen, sollten wir nicht entmutigt sein. Wir können dennoch geistig reich sein. Wir brauchen nicht arm zu sein im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe zu Jehova, zu dem unser Lobpreis und Dank durch unser von Herzen kommendes Gebet aufsteigt.
Unsere Schulden vergeben
14. Wegen welcher Schulden bitten wir um Vergebung, und was wendet Gott auf sie an?
14 „Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben“ (Matthäus 6:12). Aus dem Lukasevangelium geht hervor, daß mit den Schulden Sünden gemeint sind (Lukas 11:4). Die ererbte Sündhaftigkeit hindert uns daran, alles gemäß dem vollkommenen Willen unseres Vaters zu tun. Diese Fehler sind daher in gewissem Sinn unsere Schulden oder Verpflichtungen gegenüber Gott, seitdem wir begonnen haben, ‘durch den Geist zu leben und zu wandeln’ (Galater 5:16-25; vergleiche Römer 7:21-25). Wir haben die Schulden, weil wir unvollkommen sind und den Maßstäben Gottes heute nicht völlig entsprechen können. Um die Vergebung dieser Sünden dürfen wir beten. Glücklicherweise kann Gott den Wert des Loskaufsopfers Jesu auf diese Schulden oder Sünden anwenden (Römer 5:8; 6:23).
15. Wie sollten wir zu nötiger Zucht eingestellt sein?
15 Erwarten wir, daß uns Gott unsere Schulden oder Sünden vergibt, so müssen wir bereuen und bereitwillig Zucht annehmen (Sprüche 28:13; Apostelgeschichte 3:19). Weil Jehova uns liebt, läßt er uns die Zucht zuteil werden, die wir persönlich benötigen, damit wir unsere Schwächen korrigieren können (Sprüche 6:23; Hebräer 12:4-6). Natürlich können wir uns freuen, wenn unser Herz durch wachsenden Glauben und zunehmende Erkenntnis so vollständig im Einklang mit Gottes Gesetzen und Grundsätzen ist, daß bei keiner unserer Übertretungen auch nur die geringste Vorsätzlichkeit vorliegt. Was aber, wenn wir eine gewisse Vorsätzlichkeit feststellen? Dann sollten wir tief betrübt sein und ernsthaft um Vergebung bitten (Hebräer 10:26-31). Schnell sollten wir unsere Handlungsweise korrigieren, indem wir erhaltenen Rat befolgen.
16. Warum ist es nützlich, Gott fortgesetzt um Vergebung unserer Sünden zu bitten?
16 Es ist von Nutzen, Gott regelmäßig um Vergebung unserer Sünden zu bitten. Dadurch bleiben wir uns unserer Sündhaftigkeit bewußt, was uns demütig stimmen sollte (Psalm 51:3, 4, 7). Wir sind darauf angewiesen, daß unser himmlischer Vater ‘uns die Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt’ (1. Johannes 1:8, 9). Unsere Sünden im Gebet zu erwähnen hilft uns außerdem, einen harten Kampf gegen sie zu führen. So werden wir auch ständig daran erinnert, daß wir von dem Lösegeld und dem Wert des vergossenen Blutes Jesu abhängig sind (1. Johannes 2:1, 2; Offenbarung 7:9, 14).
17. Wieso kann die Bitte um Vergebung in bezug auf unser Verhältnis zu anderen eine Hilfe sein?
17 Um Vergebung zu beten trägt des weiteren dazu bei, daß wir barmherzig, mitfühlend und großzügig anderen gegenüber sind, die in größeren oder kleineren Angelegenheiten unsere Schuldner sein mögen. Im Lukasevangelium heißt es: „Vergib uns unsere Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns verschuldet ist“ (Lukas 11:4). Ja, wir können von Gott nur dann Vergebung erlangen, wenn wir bereits „unseren Schuldnern vergeben haben“, das heißt denen, die gegen uns gesündigt haben (Matthäus 6:12; Markus 11:25). Jesus fügte hinzu: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, wird euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben“ (Matthäus 6:14, 15). Das Gebet um Vergebung unserer Sünden sollte uns veranlassen, andere zu ertragen und ihnen zu vergeben. Der Apostel Paulus schrieb: „So, wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr“ (Kolosser 3:13; Epheser 4:32).
Die Versuchung und der Böse
18. Warum sollten wir niemals Gott die Schuld zuschreiben, wenn wir in Versuchungen oder Prüfungen geraten?
18 „Und bringe uns nicht in Versuchung“ (Matthäus 6:13; Lukas 11:4). Das bedeutet nicht, daß Jehova uns versucht, so daß wir sündigen. In der Bibel heißt es mitunter, Gott tue oder verursache etwas, was er eigentlich nur zuläßt (Ruth 1:20, 21; vergleiche Prediger 11:5). Aber „Gott kann nicht von üblen Dingen versucht werden, noch versucht er selbst irgend jemand“, sagte der Jünger Jakobus (Jakobus 1:13). Schreiben wir daher nie unserem himmlischen Vater die Schuld zu, wenn wir in Versuchungen oder Prüfungen geraten, denn Satan ist der Versucher, der uns so zu manövrieren sucht, daß wir gegen Gott sündigen (Matthäus 4:3; 1. Thessalonicher 3:5).
19. Worum können wir in bezug auf Versuchungen beten?
19 Mit den Worten „Bringe uns nicht in Versuchung“ bitten wir praktisch Jehova, nicht zuzulassen, daß wir nachgeben, wenn wir versucht oder gedrängt werden, ihm ungehorsam zu werden. Wir können unseren Vater bitten, unsere Schritte so zu lenken, daß keine Versuchung an uns herantritt, die für uns zu groß wäre. Paulus schrieb diesbezüglich: „Keine Versuchung hat euch ergriffen, ausgenommen eine allgemein menschliche. Gott aber ist treu, und er wird nicht zulassen, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung wird er auch den Ausweg schaffen, damit ihr sie ertragen könnt“ (1. Korinther 10:13). Wir können Jehova bitten, uns so zu leiten, daß wir nicht über das hinaus versucht werden, was wir ertragen können, und einen Ausweg zu schaffen, wenn wir äußerst bedrückt sind. Versuchungen entstehen durch Satan, durch unser sündiges Fleisch und durch die Schwächen anderer, doch unser liebevoller Vater kann uns so leiten, daß wir nicht überwältigt werden.
20. Warum sollten wir um Befreiung von „dem, der böse ist“, beten?
20 „Sondern befreie uns von dem, der böse ist“ (Matthäus 6:13). Gott kann bestimmt verhindern, daß Satan — der, „der böse ist“ — uns bezwingt (2. Petrus 2:9). Nie ist die Befreiung vom Teufel notwendiger gewesen als heute, weil er „große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat“ (Offenbarung 12:12). Satans Anschläge sind uns nicht unbekannt, aber genausowenig ist er in Unkenntnis über unsere Schwächen. Folglich müssen wir darum beten, daß uns Jehova vor den Klauen des mit einem Löwen vergleichbaren Widersachers bewahrt (2. Korinther 2:11; 1. Petrus 5:8, 9; vergleiche Psalm 141:8, 9). Wenn wir beispielsweise daran denken zu heiraten, mag es notwendig sein, daß wir Jehova darum bitten, uns von Satans Anschlägen und aus der Versuchung zu befreien, weltliche Bekanntschaften zu pflegen, was zu unsittlichen Handlungen führen könnte oder dazu, daß wir Gott ungehorsam sind, indem wir einen Ungläubigen heiraten (5. Mose 7:3, 4; 1. Korinther 7:39). Sehnen wir uns nach Reichtum? Dann müssen wir vielleicht beten, damit wir der Versuchung widerstehen können, zum Glücksspiel oder zum Betrug Zuflucht zu nehmen. In dem Bestreben, unser Verhältnis zu Jehova zu zerstören, wird Satan jede Waffe aus seinem Arsenal von Versuchungen einsetzen. Beten wir deshalb fortgesetzt zu unserem himmlischen Vater, der den Gerechten in einer Versuchung nie im Stich läßt und ihn von dem, der böse ist, befreit.
Das Gebet stärkt den Glauben und die Hoffnung
21. Von welchem Nutzen ist es für uns gewesen, um das Kommen des Königreiches zu beten?
21 Unserem himmlischen Vater, der uns von dem befreit, der böse ist, gefällt es, uns im Übermaß zu segnen. Warum hat er aber seine Diener so lange beten lassen: „Dein Königreich komme.“? Nun, während wir im Laufe der Jahre darum gebetet haben, ist unser Verlangen nach dem Königreich und unsere Wertschätzung dafür gestiegen. Dieses Gebet erinnert uns daran, daß die uneigennützige himmlische Regierung dringend benötigt wird. Es hält uns auch immer die Hoffnung auf das Leben unter der Herrschaft des Königreiches vor Augen (Offenbarung 21:1-5).
22. Wie sollten wir stets in bezug auf das Gebet zu unserem himmlischen Vater, Jehova, eingestellt sein?
22 Das Gebet stärkt zweifellos den Glauben an Jehova. Die Bande, die uns mit ihm verbinden, werden gefestigt, wenn er unsere Gebete erhört. Werden wir deshalb nie müde, uns täglich mit Lobpreis, Danksagung und Flehen an ihn zu wenden. Und seien wir dankbar für die hilfreiche Antwort Jesu auf die Bitte seiner Nachfolger: „Herr, lehre uns beten.“
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