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RuandaJahrbuch der Zeugen Jehovas 2012
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Ferdinand Mugarura, ein mutiger Bruder, der wegen seines Glaubens bereits zweimal im Gefängnis gewesen war, wohnte damals in Ruhengeri und erzählt von dieser Zeit: „Überall machten sich Hass und Stammesstolz breit. Doch wir als Zeugen Jehovas blieben neutral und ließen uns weder in politische Konflikte noch in ethnisches Denken hineinziehen. Da die Brüder von ihrer neutralen Haltung nicht abrückten, verloren manche ihre Arbeit oder mussten von zu Hause fliehen.“
Ein Beispiel dafür ist eine Witwe mit drei Kindern, die als Lehrerin tätig war. Sie weigerte sich, etwas für die Armee zu spenden. Die Schulleitung meldete das dem Militär und unsere Schwester musste dafür ins Gefängnis — für sie bereits das zweite Mal, man hatte sie in den 80er-Jahren schon einmal inhaftiert. Als die Invasionsarmee in den Ort einfiel, wurde das Gefängnis aufgebrochen und sämtliche Häftlinge suchten das Weite. Nur unsere Schwester nicht. Sie blieb. Beim Rückzug der Truppen kam sie erneut hinter Gitter und wurde ins Zentralgefängnis nach Kigali gebracht. Sie wusste nicht, an welchem Tag das Gedächtnismahl war, wollte es aber auf keinen Fall verpassen. Darum betete sie zu Jehova, sie das doch irgendwie wissen zu lassen. Und was geschah? Es war kaum zu fassen: Genau am Gedächtnismahltag kam sie frei! Sie hatte zwar ihr Heim und ihre Stelle als Lehrerin verloren, aber dafür engagierte sie sich von nun an voll im Pionierdienst.
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RuandaJahrbuch der Zeugen Jehovas 2012
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1991 versuchte man ein Mehrparteiensystem einzuführen. Diverse größere und kleinere Parteien wurden gegründet, was sehr zu einem tribalistischen und regionalistischen Geist beitrug. Manche Parteien waren gemäßigt, andere extremistisch und militant. Zum ersten Mal wurde die Neutralität der Zeugen Jehovas mit Wohlwollen quittiert. Da sie sich weder in politische Querelen noch in Stammesfehden verwickeln ließen, hatte die Regierung und die Bevölkerung nun kein Feindbild mehr von ihnen.
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