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Das Streben nach Freiheit in SenegalDer Wachtturm 1991 | 15. August
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„In meinem Gebiet in der Stadt kannst du viele interessante Dinge sehen“, erzählte Margaret, als wir unser Ziel erreicht hatten. „Siehst du diese bunten Sandalen?“ fragte sie und deutete auf einige Stände auf dem Bürgersteig. „Sie werden aus gefärbten Häuten von Schafen und Ziegen gemacht.“ Wir gingen zu den Sandalenherstellern, und Margaret sprach sie in Wolof an. Sie hörten aufmerksam zu und waren von den Bildern von Adam und Eva in der farbigen Broschüre fasziniert.
Bald wurden wir von Straßenhändlern angesprochen, die dort als bana-bana-Männer bezeichnet werden und eine endlose Vielfalt von Waren anbieten. Einige hatten Besen, andere Kleidung, Schlösser, Medikamente, Geldbörsen, Orangen und sogar lebende Vögel. Einer von ihnen wollte mir eine kora verkaufen, ein Saiteninstrument, das aus einem halben Flaschenkürbis und einem Stock als Hals besteht; sie wird beidhändig gespielt. Ich bemerkte auf ihrer Rückseite das kleine Bild einer Maske aus Leder, Ziegenhorn und winzigen „Glücksmuscheln“. Wir erklärten ihm, daß wir nichts kaufen wollten, was mit Zeichen verziert war, die möglicherweise mit Zauberei oder unchristlichen Riten zu tun hatten. Zu unserer Überraschung stimmte uns der bana-bana-Mann zu und gab sich selbst als Muslim zu erkennen. Er verbarg die kora unter seinem langen wallenden Gewand oder boubou und hörte aufmerksam zu, als Margaret ihm eine arabische Broschüre anbot. Er war so begeistert, daß er die Broschüre nahm und sie auf der Stelle zu lesen begann. Nachdem er sich bei uns überschwenglich bedankt hatte, ging er mit der Broschüre und der unverkauften kora seines Weges. Wir waren uns sicher, daß er die Broschüre zu Hause studieren würde.
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Das Streben nach Freiheit in SenegalDer Wachtturm 1991 | 15. August
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Als Zeugen Jehovas mit Michel ein Bibelstudium begannen, besuchte er in Dakar die Universität. „Mich bedrückte der unmoralische Geist vieler Studenten, und verwirrende Fragen quälten mich“, berichtete er. „Warum war der Mensch solch schädlichen Praktiken und Zuständen versklavt? Die Bibel lieferte mir die Antwort. Ich hatte das Empfinden, mir sei eine große Last von den Schultern genommen worden. Meine Eltern bestanden zwar darauf, daß ich mein Studium fortsetzte, aber ich führte während meiner restlichen Studienzeit den Hilfspionierdienst und später den allgemeinen Pionierdienst durch. Für mich ist es die größte Freude, als Pionier anderen die gute Botschaft zu überbringen, statt in einem System, das bald enden wird, Karriere zu machen.“ Michel dient jetzt in Mbour als Sonderpionier.
Polygamie kontra christliche Monogamie
Die Landessitten sind nicht immer im Einklang mit christlichen Grundsätzen, und das kann zu speziellen Problemen führen. Alioune, der vorsitzführende Aufseher in einer der sechs Versammlungen der Zeugen Jehovas im Großraum Dakar, erzählte: „Ich hatte zwei Frauen, als ich die Wahrheit, die die Menschen frei macht, zum erstenmal vernahm. Einem strenggläubigen Muslim gestattet seine Religion sogar noch mehr Frauen. Mein Vater hatte vier Frauen, und die meisten meiner Freunde hatten ebenfalls mehrere. Das ist hier in Afrika Brauch.“ Doch wie wirkte sich diese Lebensweise aus?
„Wer mehr als eine Frau hat, muß mit vielen Problemen rechnen“, erklärte Alioune, „vor allem was die Kinder betrifft. Ich habe zehn Kinder mit meiner ersten Frau und zwei mit der zweiten. In solchen Familien ist der Vater für seine Kinder oft ein Fremder, so daß er ihnen nicht helfen und sie nicht zurechtweisen kann. Die Polygamie bewahrte mich auch nicht vor gelegentlichen Seitensprüngen. Das ist nur der Selbstbeherrschung, einer Frucht des Geistes Gottes, gelungen.“ Was tat Alioune also?
„Ich brachte meine zweite Frau zu ihren Eltern zurück“, fuhr er fort, „und erklärte taktvoll, der Grund dafür sei nicht, daß mir irgend etwas an ihr mißfallen würde, sondern daß ich Gottes Anforderungen erfüllen wollte. Ich traf besondere Vorkehrungen, um für alle meine Kinder materiell und geistig zu sorgen, und ich bin dankbar, daß auch sie heute Jehova dienen. Von den neun, die bereits Verkündiger sind, haben sich fünf taufen lassen, zwei dienen als Sonderpioniere und die anderen drei als allgemeine Pioniere oder Hilfspioniere. Die Wahrheit hat mich wirklich von vielen Problemen frei gemacht, die mit der Erziehung von Kindern verbunden sind.“
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Das Streben nach Freiheit in SenegalDer Wachtturm 1991 | 15. August
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Viele Menschen in diesem Teil Senegals praktizieren immer noch den animistischen Glauben ihrer Vorfahren und verehren Fetische, obwohl sie behaupten, Christen oder Muslime zu sein. Aufmerksam hörte ich zu, als Victor, ein Ältester in der Versammlung Ziguinchor, seine Geschichte erzählte.
„Ich wurde in Guinea in eine große Familie von Fetischanbetern hineingeboren. Mein Vater weihte mich bei der Geburt einem bestimmten Geist oder Dämon. Um dessen Gunst zu gewinnen, holte ich später regelmäßig einen schwarzen Koffer unter dem Bett hervor, errichtete einen kleinen Altar und brachte dem Horn, das meinen dämonischen Beschützer darstellte, Blutopfer dar. Selbst nachdem ich zum Katholizismus übergetreten war, fühlte ich mich den Dämonen noch versklavt. Dann zog ich nach Senegal, und bald darauf begannen Zeugen Jehovas mit mir die Bibel zu studieren. Wir, meine Frau und ich, erfuhren, daß wir nicht fortfahren durften, ‘am Tisch Jehovas und am Tisch der Dämonen teilzuhaben’ (1. Korinther 10:21). Aber sobald ich keine Opfer mehr darbrachte, wurden wir von den Dämonen angegriffen. Ich hatte Angst, den schwarzen Koffer mit all den dämonischen Objekten wegzuwerfen, da ich einen Mann kannte, der daraufhin den Verstand verloren hatte.“ In welch verzweifelten Lage sich Victor doch befand!
„Die Worte aus Römer 8:31, 38, 39 gaben uns schließlich die nötige Kraft, uns von allem zu trennen, was mit dem Fetischkult zu tun hatte. Seitdem wir unser Vertrauen auf Jehova gesetzt haben, sind wir wirklich frei gemacht worden. Meine ganze Hausgemeinschaft hat die wunderbare Hoffnung auf ewiges Leben in einem irdischen Paradies, in dem die gesamte Menschheit frei sein wird vom Einfluß böser Dämonen.“
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