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Kenia und benachbarte LänderJahrbuch der Zeugen Jehovas 1992
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Gray Smith und sein älterer Bruder Frank, zwei mutige Pioniere aus Kapstadt, machten sich nach Britisch-Ostafrika auf, um auszukundschaften, was für die Verbreitung der guten Botschaft in Ostafrika getan werden könnte. Sie nahmen ein Auto, einen De Soto, und bauten es zum Wohnmobil um, luden es sowie 40 Kartons mit Büchern auf ein Schiff und fuhren nach Mombasa, dem größten Hafen Kenias. Eine kurz zuvor gebaute Eisenbahnstrecke, die Mombasa mit Uganda verband, führte über das Hochland Kenias. In Mombasa angekommen, schickten die beiden Pioniere ihre kostbaren Bücher mit dem Zug nach Nairobi, in die über 1 600 m hoch gelegene Hauptstadt, die etwa 20 Jahre zuvor aus nichts weiter bestand, als aus ein paar wackeligen Hütten, in denen man Versorgungsgüter für die Eisenbahn bekommen konnte.
Die Brüder Smith machten sich dann auf den 575 km langen Weg nach Nairobi. Heute ist das eine ungefähr siebenstündige Fahrt auf einer modernen, befestigten Straße, aber damals war eine solche Reise mit einem beladenen Wohnmobil ein reines Abenteuer. Der Bericht, der bei Joseph F. Rutherford, dem damaligen Präsidenten der Watch Tower Society, einging und der im Wachtturm vom 1. September 1931 abgedruckt wurde, gewährt einen kleinen Einblick in ihre Fahrt und in die Zeugnistätigkeit in Nairobi:
„Geliebter Bruder Rutherford!
Schon oft haben mein Bruder und ich Dir gedankt für das Vorrecht, daß wir zur Arbeit nach dem jungfräulichen Südafrika gehen durften.
Wir verluden unsren großen Transportwagen in Kapstadt auf den Dampfer ,Llamtepher‘ nach Mombasa, und nach einer angenehmen Fahrt auf dem Meer begannen wir die gespenstischste und schrecklichste Landtour per Wagen, die ich jemals gemacht habe. Vier Tage brauchten wir dazu, um die 575 Kilometer von Mombasa nach Nairobi zurückzulegen. Dabei schliefen wir im Busch, umgeben von wilden Tieren.
Kilometer für Kilometer mußte ich aussteigen, um mit einer Schaufel hier und da den Weg einzuebnen, Löcher auszufüllen, auch Gras zu schneiden oder Bäume zu fällen, um Sumpfland zu überwinden. Wir fuhren den ganzen Tag über und auch teilweise des Nachts, weil es uns trieb, mit dem Zeugnis beginnen zu können.
Letzten Endes kamen wir auch in Nairobi, der Hauptstadt von Kenia, an und waren damit also nahe dem Äquator in Zentralafrika; und der treue Herr segnete unsre Bemühungen mit Resultaten, die einen Weltrekord aufstellen. Wir arbeiteten beide 21 Tage, Sonntag und Sonnabend eingeschlossen, und verbreiteten in dieser kurzen Zeit 600 Broschüren und 120 ganze Sätze von neun Büchern. Uns wurde mit der Polizei gedroht, wir wurden Lügner genannt und beleidigt und aus Büroräumen hinausgewiesen; aber wir gingen unbeirrt weiter, und jetzt ist unser Werk nahezu beendet. Es ist eine Fackel angezündet worden, die im dunkelsten Afrika brennen wird. Nach dem zu urteilen, was uns zu Gehör kam, ist durch diese Tätigkeit das religiöse Nairobi ganz durcheinandergekommen.
Ich kehre jetzt nach Kapstadt zurück; aber mein Bruder trifft dafür Vorbereitungen, die Botschaft weiterzutragen durch den Kongo und Nordrhodesien bis hinab nach Kapstadt, wo wir uns treffen wollen, für die nächste Gelegenheit bereit.
Der Deine im Dienste unsres Meisters,
F. W. Smith, Pionier“
Unter der Kolonialherrschaft durfte man nur begrenzt Kontakt mit Afrikanern haben; deshalb ließen die beiden Brüder Smith die meiste Literatur bei Katholiken zurück, die aus Goa (an der Westküste Indiens) gekommen waren, um eine Eisenbahnstrecke zu bauen. Aber die katholischen Geistlichen — wütend über die in der biblischen Literatur dargelegten Wahrheiten — sammelten alle Bücher ein, deren sie habhaft werden konnten, und verbrannten sie.
Später erkrankten die beiden Brüder an Malaria, einer Krankheit, die schon vielen Reisenden das Leben gekostet hatte. Nach vier Monaten Krankenhausaufenthalt wurde Gray wieder gesund, doch sein Bruder Frank starb, noch ehe er wieder nach Kapstadt zurückkehren konnte.
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Kenia und benachbarte LänderJahrbuch der Zeugen Jehovas 1992
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Kurz vor Antritt der Schiffsreise nach Ostafrika verabschiedet Olga Smith mit ihren beiden Kindern ihren Mann Gray und seinen Bruder Frank
Frank Smith 1931 in der Nähe des Stadtzentrums von Nairobi
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