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Erfolg — Woran messen wir ihn?Der Wachtturm 2007 | 1. Januar
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Erfolg — Woran messen wir ihn?
MANCHE halten Jesse Livermore für einen der erfolgreichsten amerikanischen Börsenspekulanten aller Zeiten. Er war bekannt für seine klugen Geschäftsentscheidungen, denen er sein Vermögen verdankte. Er trug die edelsten Maßanzüge, lebte in einer Villa mit 29 Zimmern und ließ sich in seinem schwarzen Rolls-Royce chauffieren.
Davida wollte ebenfalls ganz nach oben. Als leitender Angestellter und Generalbevollmächtigter eines großen grafischen Unternehmens hatte er gute Aussichten, ein Regionsdirektor der Firma zu werden. Reichtum und Ansehen winkten. Doch dann traf David eine persönliche Entscheidung, die ihn veranlasste, aus der Firma auszuscheiden. „Ich weiß, dass ich keine große Karriere als Führungskraft mehr machen kann“, sagte er. Würden wir eine solche Entscheidung in jedem Fall für unklug halten?
Für viele ist Erfolg gleichbedeutend damit, zu Reichtum, Anerkennung oder Ansehen zu kommen. Doch selbst die reichsten Menschen können eine innere Leere und fehlenden Lebenssinn verspüren. In dieser Situation befand sich offensichtlich Jesse Livermore. Trotz all seines Geldes war sein Leben voller Leid, Tragödien und Kummer. Er hatte Depressionen und litt sehr darunter, dass seine Ehen scheiterten und zwischen ihm und seinen Söhnen ein distanziertes Verhältnis bestand. Nachdem Jesse Livermore auch noch einen Großteil seines Vermögens verloren hatte, saß er eines Tages in der Bar eines Luxushotels und beklagte seine Verluste. Er bestellte sich einen Drink, zog sein in Leder gebundenes Notizbuch heraus und schrieb einige Abschiedsworte an seine Frau. Dann leerte er sein Glas, ging in einen düsteren Garderobenraum und nahm sich das Leben.
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Wann sind wir erfolgreich?Der Wachtturm 2007 | 1. Januar
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Von David, der im vorhergehenden Artikel erwähnt wurde, erwartete man beispielsweise, viele Überstunden und häufig Geschäftsreisen zu machen. „Oft musste ich Montag früh los und kam Donnerstagabend zurück“, erzählte David. Aufrichtige Freunde, Familienangehörige und Arbeitskollegen drängten David aus ihrem Verständnis heraus zu solchen Opfern, damit er in der Welt Erfolg haben würde: „Tu es für deine Familie.“ Sie argumentierten, dieses Arbeitspensum würde sich auf ein paar Jahre beschränken, bis er sich etabliert habe. David berichtete: „In ihren Augen hatte es meine Familie besser, weil ich so mehr Geld nach Hause bringen konnte — ich wäre erfolgreicher. Obwohl ich nicht bei meiner Familie wäre, überzeugten mich meine Freunde, gäbe ich meiner Familie eigentlich mehr.“ Wie David arbeiten heute viele hart, um ihren Angehörigen alles zu geben, was sie ihrer Meinung nach brauchen. Aber führt es zum Erfolg, solch einen Rat zu befolgen? Was benötigt eine Familie denn wirklich?
David erfuhr es auf einer Geschäftsreise. „Ich telefonierte gerade mit meiner Tochter Angelica, als sie unvermittelt fragte: ‚Papa, warum willst du denn nicht bei uns zu Hause bleiben?‘ Es war furchtbar“, sagte David. Die Bemerkung seiner Tochter bestärkte ihn in dem Wunsch, zu kündigen. David entschied sich, seiner Familie das zu geben, was sie tatsächlich benötigte — ihn.
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