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  • Wir wollen niemals zur Vernichtung zurückweichen!
    Der Wachtturm 1999 | 15. Dezember
    • Wir wollen niemals zur Vernichtung zurückweichen!

      „Wir ... sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen“ (HEBRÄER 10:39).

      1. Welche Umstände führten dazu, daß der Apostel Petrus der Furcht erlag?

      DIE Apostel müssen fassungslos gewesen sein über die Aussage Jesu, ihres geliebten Herrn, daß sie sich alle zerstreuen und ihn verlassen würden. Wie könnte das geschehen — in dieser, ja in seiner Stunde der größten Bedrängnis? Petrus behauptete steif und fest: „Wenn auch alle anderen zum Straucheln gebracht werden, so doch ich nicht.“ Tatsächlich war Petrus ein mutiger, unerschrockener Mann. Aber als Jesus verraten und festgenommen wurde, zerstreuten sich die Apostel — Petrus eingeschlossen. Später, als Jesus im Haus des Hohenpriesters Kaiphas verhört wurde, hielt sich der besorgte Petrus im Hof auf. Während sich die kalte Nacht in die Länge zog, stieg in Petrus wahrscheinlich die Furcht auf, Jesus und alle seine Mitverbundenen könnten hingerichtet werden. Als dann einige der Umstehenden Petrus sogar als einen engen Gefährten Jesu erkannten, geriet er in Panik. Dreimal leugnete er seine Verbindung zu Jesus. Petrus stritt sogar ab, ihn überhaupt zu kennen (Markus 14:27-31, 66-72).

      2. (a) Warum gehörte Petrus trotz seines furchtsamen Verhaltens in der Nacht der Festnahme Jesu nicht zu „denen“, die „zur Vernichtung zurückweichen“? (b) Wozu sollten wir entschlossen sein?

      2 Das war ein Tiefpunkt im Leben des Petrus, eine Stunde, auf die er zweifellos den Rest seines Lebens reuevoll zurückblickte. Doch wurde Petrus durch sein Verhalten in jener Nacht zu einem Feigling? Gehörte er dadurch zu „denen“, die der Apostel Paulus später als solche bezeichnete, „die zur Vernichtung zurückweichen“? (Hebräer 10:39). Die meisten von uns werden wahrscheinlich zustimmen, daß diese Worte des Paulus auf Petrus keine Anwendung fanden. Warum nicht? Weil die Furcht des Petrus nur vorübergehend war, eine kurzzeitige Entgleisung in einem Leben, das ansonsten durch außergewöhnlichen Mut und Glauben gekennzeichnet war. In ähnlicher Weise gibt es bei manchem von uns Augenblicke in seiner Vergangenheit, an die er sich mit einer gewissen Scham zurückerinnert, Augenblicke, in denen er auf überraschende Weise von Furcht ergriffen wurde, die ihn davon abhielt, so unerschrocken für die Wahrheit einzustehen, wie er es eigentlich gern getan hätte. (Vergleiche Römer 7:21-23.) Solch eine vorübergehende Entgleisung läßt uns jedoch gewiß nicht zu denen gehören, die zur Vernichtung zurückweichen. Wir müssen allerdings entschlossen sein, niemals zu einem solchen Menschen zu werden. Warum? Und wie können wir das vermeiden?

      Was es bedeutet, zur Vernichtung zurückzuweichen

      3. Wie kam es, daß die Propheten Elia und Jona der Furcht nachgaben?

      3 Als Paulus von „denen“ schrieb, die „zurückweichen“, meinte er damit nicht Personen, die vorübergehend den Mut verlieren. Paulus waren die Erfahrung des Petrus und andere ähnliche Fälle zweifellos bekannt. Elia, ein unerschrockener und freimütiger Prophet, gab einmal der Furcht nach und floh um seines Lebens willen, weil ihm die böse Königin Isebel mit dem Tod gedroht hatte (1. Könige 19:1-4). Der Prophet Jona wurde in noch schwerwiegenderer Weise von Furcht ergriffen. Jehova trug ihm auf, in die als gewalttätig verrufene, böse Stadt Ninive zu reisen. Jona ging daraufhin schnell an Bord eines Schiffes, das Tarschisch ansteuerte — das lag jedoch 3 500 Kilometer in entgegengesetzter Richtung (Jona 1:1-3). Doch weder diese beiden treuen Propheten noch der Apostel Petrus konnten berechtigterweise zu denen gezählt werden, die zurückweichen. Warum nicht?

      4, 5. (a) Wie geht aus dem Zusammenhang hervor, was Paulus in Hebräer 10:39 mit „Vernichtung“ meinte? (b) Was meinte Paulus, als er sagte: „Wir nun sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen.“?

      4 Beachten wir die vollständige Aussage des Paulus: „Wir nun sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen.“ Was meinte er mit „Vernichtung“? Das von ihm verwendete griechische Wort bezieht sich manchmal auf die ewige Vernichtung. Diese Definition stimmt mit dem Zusammenhang überein. Paulus hatte gerade warnend gesagt: „Wenn wir willentlich Sünde treiben, nachdem wir die genaue Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, wohl aber ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und eine feurige Eifersucht, die die Gegner verzehren wird“ (Hebräer 10:26, 27).

      5 Als Paulus zu seinen Glaubensbrüdern und -schwestern sagte: „Wir nun sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen“, meinte er damit, daß er und die treuen christlichen Leser seines Briefes entschlossen waren, sich niemals von Jehova abzuwenden, das heißt, ihm nicht mehr zu dienen. Letzteres konnte nur die ewige Vernichtung nach sich ziehen. Judas Iskariot war jemand, der zu solch einer Vernichtung zurückwich, ebenso die anderen Feinde der Wahrheit, die vorsätzlich dem Geist Jehovas entgegenwirkten (Johannes 17:12; 2. Thessalonicher 2:3). Diese Personen gehören zu den ‘Feiglingen’, die die ewige Vernichtung im symbolischen Feuersee erleiden (Offenbarung 21:8). Nein, zu diesen möchten wir niemals gehören!

      6. Welches Verhalten würde Satan, der Teufel, am liebsten bei uns sehen?

      6 Satan, der Teufel, will, daß wir zur Vernichtung zurückweichen. Als Meister der „Listen“ weiß er, daß sich solch ein selbstzerstörerisches Verhalten häufig aus kleinen Anfängen entwickelt (Epheser 6:11, Fußnote). Wenn er sein Ziel nicht durch direkte Verfolgung erreichen kann, versucht er, den Glauben wahrer Christen auf raffinierte Weise zu untergraben. Er möchte, daß mutige, eifrige Zeugen Jehovas zum Schweigen gebracht werden. Wir wollen sehen, welche Taktik er gegen die Hebräerchristen anwandte, an die Paulus schrieb.

      Wie Christen unter Druck gesetzt wurden zurückzuweichen

      7. (a) Was ist über die Geschichte der Versammlung in Jerusalem zu sagen? (b) Wie war es um das Glaubensleben einiger Leser des von Paulus geschriebenen Briefes bestellt?

      7 Allem Anschein nach verfaßte Paulus seinen Brief an die Hebräer um das Jahr 61 u. Z. Die Versammlung in Jerusalem hatte bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Nach Jesu Tod setzte eine Welle brutaler Verfolgung ein, durch die viele Christen aus der Stadt zwangsweise in alle Richtungen zerstreut wurden. Darauf folgte allerdings eine Zeit des Friedens, in der die Zahl der Christen wieder zunahm (Apostelgeschichte 8:4; 9:31). Im Laufe der Jahre mußten sie immer wieder Verfolgungen und Entbehrungen ertragen. Als Paulus den Brief an die Hebräer schrieb, genoß die Versammlung offenbar gerade wieder eine Zeit relativen Friedens. Trotzdem gab es Bedrängnisse. Annähernd drei Jahrzehnte waren vergangen, seit Jesus die Vernichtung Jerusalems vorausgesagt hatte. Wahrscheinlich meinten einige, das Ende würde sich übermäßig lange hinauszögern und werde wahrscheinlich nicht zu ihren Lebzeiten kommen. Andere, besonders diejenigen, die noch jünger im Glauben waren, waren noch nicht durch schwere Verfolgung geprüft worden und wußten wenig über die Notwendigkeit des Ausharrens unter Prüfungen (Hebräer 12:4). Satan versuchte sicher, diese Umstände auszunutzen. Was für „Listen“ wandte er an?

      8. Wie waren viele Juden zu der jungen Christenversammlung eingestellt?

      8 Die jüdische Gemeinde in Jerusalem und Judäa blickte mit Verachtung auf die verhältnismäßig junge Christenversammlung herab. Der Inhalt des von Paulus geschriebenen Briefes vermittelt eine gewisse Vorstellung von dem Spott, mit dem die überheblichen geistlichen Führer der Juden und ihre Anhänger die Christen überhäuften. Sie sagten womöglich: „Wir haben den großen Tempel in Jerusalem, der schon jahrhundertelang besteht! Dort amtiert ein ehrwürdiger Hoherpriester zusammen mit seinen Unterpriestern. Täglich werden Opfer dargebracht. Wir haben das Gesetz, das Moses durch Engel übermittelt und mit großen Zeichen auf dem Berg Sinai eingeführt wurde. Diese emporgekommene Sekte, diese Christen, die vom Judaismus abgefallen sind, haben nichts dergleichen vorzuweisen!“ Erreichte solcher Spott sein Ziel? Einige Hebräerchristen waren durch die Angriffe offensichtlich beunruhigt. Der Brief des Paulus war für sie Hilfe zur rechten Zeit.

      Warum sie niemals zur Vernichtung zurückweichen sollten

      9. (a) Welches Thema durchdringt den Brief an die Hebräer? (b) In welchem Sinn dienten die Christen in einem besseren Tempel als dem in Jerusalem?

      9 Wir wollen uns mit zwei Gründen beschäftigen, die Paulus seinen Brüdern und Schwestern in Judäa nannte, um ihnen zu zeigen, warum sie niemals zur Vernichtung zurückweichen sollten. Der erste — die Überlegenheit des christlichen Religionssystems — durchdringt den Brief an die Hebräer. Dieses Thema baut Paulus in seinem Brief immer weiter aus. Der Tempel in Jerusalem war lediglich das Abbild einer weit größeren Realität: des geistigen Tempels Jehovas, eines Bauwerks, das „nicht mit Händen gemacht“ ist (Hebräer 9:11). Die Christen hatten das Vorrecht, in dieser geistigen Einrichtung für die reine Anbetung zu dienen. Sie standen unter einem besseren Bund, dem seit langem verheißenen neuen Bund, dessen Mittler, Jesus Christus, größer ist als Moses (Jeremia 31:31-34).

      10, 11. (a) Warum machte Jesu Abstammung ihn nicht ungeeignet dafür, als Hoherpriester im geistigen Tempel zu dienen? (b) In welcher Hinsicht war Jesus ein besserer Hoherpriester als der, der im Tempel in Jerusalem amtierte?

      10 Die Christen hatten in Jesus Christus auch einen weit besseren Hohenpriester. Nein, er stammte nicht von Aaron ab. Statt dessen ist er ein Hoherpriester „nach der Weise Melchisedeks“ (Psalm 110:4). Melchisedek, dessen Abstammung nicht überliefert wurde, war im Altertum sowohl König als auch Hoherpriester von Salem. Er lieferte somit ein passendes prophetisches Bild für Jesus, dessen Priesteramt nicht auf einer Abstammung von unvollkommenen Menschen beruhte, sondern auf etwas weit Größerem: auf einem Eid, den Jehova Gott selbst geschworen hatte. Wie Melchisedek dient Jesus nicht nur als Hoherpriester, sondern auch als König — ein König, der niemals sterben wird (Hebräer 7:11-21).

      11 Außerdem muß Jesus — im Gegensatz zu dem Hohenpriester im Tempel in Jerusalem — nicht Jahr für Jahr Opfer darbringen. Er brachte sein eigenes vollkommenes Leben als Opfer dar, und zwar ein für allemal (Hebräer 7:27). All die Opfer, die im Tempel dargebracht wurden, waren nur ein Schattenbild, Darstellungen dessen, was Jesus opferte. Sein vollkommenes Opfer ermöglicht die wahre Vergebung der Sünden aller, die Glauben ausüben. Zu Herzen gehend sind auch die Äußerungen, die Paulus dazu machte, daß dieser Hohepriester derselbe unveränderliche Jesus ist, den die Christen in Jerusalem gekannt hatten. Er war demütig, gütig und jemand, der ‘mit unseren Schwachheiten mitfühlen kann’ (Hebräer 4:15; 13:8). Die gesalbten Christen hatten die Aussicht, als Christi Unterpriester zu dienen. Wie konnten sie auch nur daran denken, zu den „schwachen und armseligen“ Dingen des verdorbenen Judaismus zurückzukehren! (Galater 4:9).

      12, 13. (a) Welchen zweiten Grund nannte Paulus dafür, niemals zurückzuweichen? (b) Warum war das Ausharren der Hebräerchristen bis dahin eine Ermunterung für sie, niemals zur Vernichtung zurückzuweichen?

      12 Als ob das nicht schon genug war, nannte Paulus den Hebräern einen zweiten Grund, warum sie niemals zur Vernichtung zurückweichen sollten — ihr eigenes Ausharren bis dahin. Er schrieb: „Gedenkt indes weiterhin der früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden wart, einen großen Kampf unter Leiden erduldet habt.“ Paulus erinnerte sie daran, daß sie „wie in einem Schauspiel“ Schmähungen und Drangsalen ausgesetzt gewesen waren. Einige hatten Gefängnisstrafen verbüßen müssen; andere hatten ihr Mitgefühl für die Gefangenen zum Ausdruck gebracht und sie unterstützt. Ja, sie hatten einen vorbildlichen Glauben und Beharrlichkeit offenbart (Hebräer 10:32-34). Doch warum forderte Paulus sie auf, dieser schmerzlichen Erfahrungen ‘weiterhin zu gedenken’? Wäre das nicht eher entmutigend?

      13 Ganz im Gegenteil, denn ‘der früheren Tage zu gedenken’ würde den Hebräern in den Sinn rufen, wie Jehova sie unter Prüfungen gestützt hatte. Mit seiner Hilfe hatten sie schon vielen Angriffen Satans widerstanden. Paulus schrieb: „Gott ist nicht ungerecht, daß er eure Arbeit und die Liebe vergessen würde, die ihr seinem Namen gegenüber erzeigt habt“ (Hebräer 6:10). Ja, Jehova erinnerte sich all ihrer Glaubenswerke, die er in seinem unbegrenzten Gedächtnis bewahrt. Das läßt uns an Jesu Ermahnung denken, uns Schätze im Himmel aufzuhäufen. Kein Dieb kann diese Schätze stehlen; weder Motte noch Rost können sie verzehren (Matthäus 6:19-21). Tatsächlich können diese Schätze nur dann vergehen, wenn ein Christ zur Vernichtung zurückweicht. Damit würde er jegliche Schätze, die er im Himmel aufgehäuft hat, wegwerfen. Welch überzeugenden Grund Paulus doch den Hebräerchristen nannte, niemals einen solchen Weg einzuschlagen! Warum sollten all die Jahre des treuen Dienstes umsonst gewesen sein? Es wäre nur richtig und weitaus besser, weiterhin auszuharren.

      Warum wir niemals zur Vernichtung zurückweichen sollten

      14. Welchen Herausforderungen stehen wir heute gegenüber, die mit denen der Christen im ersten Jahrhundert vergleichbar sind?

      14 Wahre Christen haben heute ebenso überzeugende Gründe, nicht zurückzuweichen. Allem voran sollten wir daran denken, welch ein Segen es für uns ist, von Jehova die reine Form der Anbetung zu haben. Wie die Christen des ersten Jahrhunderts leben wir in einer Zeit, in der die Mitglieder der größeren Religionsgemeinschaften uns verhöhnen und verspotten, wobei sie stolz auf ihre eindrucksvollen Sakralbauten und das ehrwürdige Alter ihrer Überlieferungen verweisen. Jehova versichert uns jedoch, daß er unsere Form der Anbetung gutheißt. Tatsächlich genießen wir heute Segnungen, die die Christen des ersten Jahrhunderts nicht hatten. Womöglich fragen wir uns, worum es sich dabei handelt. Schließlich lebten sie doch zu der Zeit, als der geistige Tempel in Funktion trat. Christus wurde bei seiner Taufe im Jahr 29 u. Z. der Hohepriester dieses Tempels. Einige jener Christen hatten den Wunder wirkenden Sohn Gottes persönlich gesehen. Sogar nach seinem Tod geschahen weitere Wunder. Doch wie vorausgesagt, hörten diese Gaben schließlich auf (1. Korinther 13:8).

      15. Welche Prophezeiung erfüllt sich heute vor den Augen wahrer Christen, und was bedeutet das für uns?

      15 Wir leben indes in der Zeit, in der sich die umfangreiche Tempelprophezeiung in Hesekiel, Kapitel 40 bis 48 auf bedeutsame Weise erfüllt.a Folglich haben wir erlebt, wie Gottes Vorkehrung für die reine Anbetung wiederhergestellt wurde. Der geistige Tempel wurde von allen Formen der religiösen Befleckung und des Götzendienstes gereinigt (Hesekiel 43:9; Maleachi 3:1-5). Machen wir uns bewußt, welche Vorteile sich durch diese Reinigung für uns ergeben.

      16. Mit welcher entmutigenden Entwicklung wurden die Christen des ersten Jahrhunderts konfrontiert?

      16 Im ersten Jahrhundert sah die Zukunft für die organisierte Christenversammlung nicht gerade rosig aus. Jesus hatte vorausgesagt, es würde so sein, als ob auf ein frisch bestelltes Weizenfeld Unkraut gesät würde, wodurch der Weizen praktisch nicht vom Unkraut zu unterscheiden wäre (Matthäus 13:24-30). Und genauso geschah es. Ende des ersten Jahrhunderts, als der betagte Apostel Johannes als letztes Hemmnis gegen die Verderbnis wirkte, gedieh bereits die Abtrünnigkeit (2. Thessalonicher 2:6; 1. Johannes 2:18). Nicht lange nach dem Tod der Apostel entstand eine gesonderte Geistlichenklasse, die die Herde unterdrückte und sich durch besondere Gewänder von ihr abhob. Die Abtrünnigkeit breitete sich aus gleich Gangrän. Wie entmutigend für treue Christen! Sie erlebten, daß die neugeschaffene Einrichtung für die reine Anbetung von einer verdorbenen Form überwuchert wurde. Diese Entwicklung erfolgte, weniger als hundert Jahre nachdem Christus die Versammlung gegründet hatte.

      17. Wieso kann gesagt werden, daß die neuzeitliche Christenversammlung schon länger besteht als ihre Entsprechung im ersten Jahrhundert?

      17 Ziehen wir nun einmal einen Vergleich. Die reine Anbetung besteht heute schon länger als seinerzeit bis zum Tod der Apostel. Seit der Veröffentlichung der ersten Ausgabe der vorliegenden Zeitschrift im Jahr 1879 hat Jehova uns mit einer Form der Anbetung gesegnet, die immer mehr geläutert wurde. Jehova und Christus Jesus betraten 1918 den geistigen Tempel, um ihn zu reinigen (Maleachi 3:1-5). Seit 1919 ist die Einrichtung zur Anbetung unseres Gottes, Jehova, beständig gereinigt worden. Unser Verständnis biblischer Prophezeiungen und Grundsätze ist immer klarer geworden (Sprüche 4:18). Wem gebührt die Ehre dafür? Nicht irgendwelchen unvollkommenen Menschen. Nur Jehova konnte — zusammen mit seinem Sohn, dem Haupt der Versammlung — sein Volk in den gegenwärtigen moralisch verkommenen Zeiten vor Verderbnis bewahren. Wir wollen daher nie versäumen, Jehova dafür zu danken, daß er uns gewährt, heute die reine Anbetung auszuüben. Und wir wollen fest entschlossen sein, niemals zur Vernichtung zurückzuweichen!

      18. Welchen Grund haben wir, niemals zur Vernichtung zurückzuweichen?

      18 Wie die Hebräerchristen haben wir einen zweiten Grund, uns nicht ängstlich oder zurückweichend zu verhalten, nämlich unser eigenes Ausharren bis auf den heutigen Tag. Ob wir erst in den letzten Jahren begonnen haben, Jehova zu dienen, oder ob wir das schon jahrzehntelang treu tun, können wir zahlreiche christliche Werke vorweisen. Viele von uns mußten Verfolgung erdulden, sei es in Form von Haft, Verbot, unmenschlicher Behandlung oder Verlust von Besitz. Viele weitere wurden mit innerfamiliärem Widerstand, Verachtung, Spott oder Gleichgültigkeit konfrontiert. Wir haben alle ausgeharrt und unseren treuen Dienst für Jehova trotz der Herausforderungen und Prüfungen in unserem Leben fortgesetzt. Dadurch haben wir ein Zeugnis der Beharrlichkeit gegeben, das Jehova nicht vergessen wird, wir haben sozusagen eine Schatzkammer im Himmel. Gewiß ist dies nicht die Zeit, in das verdorbene alte System zurückzuweichen, das wir hinter uns gelassen haben! Warum sollten wir all unsere harte Arbeit zunichte machen? Das trifft besonders heute zu, wo vor dem Ende nur noch „eine ganz kleine Weile“ verbleibt (Hebräer 10:37).

      19. Was wird im nächsten Artikel besprochen?

      19 Ja, wir wollen entschlossen sein, „nicht von denen [zu sein], die zur Vernichtung zurückweichen“. Wir wollen vielmehr „von denen [sein], die Glauben haben“ (Hebräer 10:39). Wie können wir sichergehen, daß wir dieser Beschreibung entsprechen, und wie können wir Mitchristen helfen, dasselbe zu tun? Damit wird sich der nächste Artikel befassen.

  • Wir wollen von denen sein, die Glauben haben
    Der Wachtturm 1999 | 15. Dezember
    • Wir wollen von denen sein, die Glauben haben

      „[Wir sind] von denen, die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele“ (HEBRÄER 10:39).

      1. Warum kann gesagt werden, daß der Glaube jedes einzelnen treuen Dieners Jehovas kostbar ist?

      WENN wir das nächste Mal in einem Königreichssaal voller Anbeter Jehovas sind, sollten wir uns einmal die Zeit nehmen, die dort Anwesenden eingehender zu betrachten. Machen wir uns bewußt, auf welch unterschiedliche Weise sie Glauben beweisen. Wir können Ältere sehen, die Gott schon jahrzehntelang dienen, Jugendliche, die täglich dem Gruppenzwang widerstehen, und Eltern, die sich ernsthaft bemühen, ihre Kinder zu gottesfürchtigen Erwachsenen zu erziehen. Es gibt Versammlungsälteste und Dienstamtgehilfen, die viele Verpflichtungen auf sich nehmen. Ja, wir können Glaubensbrüder und -schwestern jeden Alters sehen, die alle Arten von Hindernissen überwinden, um Jehova zu dienen. Wie kostbar doch der Glaube jedes einzelnen ist! (1. Petrus 1:7).

      2. Warum ist der Rat des Paulus gemäß Hebräer, Kapitel 10 und 11 so nützlich für uns heute?

      2 Wenige unvollkommene Menschen, wenn überhaupt jemand, haben die Bedeutung des Glaubens besser verstanden als der Apostel Paulus. Wie er feststellte, führt echter Glaube tatsächlich zum „Lebendigerhalten der Seele“ (Hebräer 10:39). Paulus wußte allerdings, daß der Glaube in der von Unglauben geprägten Welt Angriffen und zersetzenden Einflüssen ausgesetzt ist. Er war sehr besorgt um die Hebräerchristen in Jerusalem und Judäa, die darum kämpften, ihren Glauben zu bewahren. Bei der Betrachtung von Ausschnitten aus Hebräer, Kapitel 10 und 11 wollen wir darauf achten, wie Paulus vorging, um ihren Glauben zu vertiefen. Dabei werden wir erkennen, wie wir unseren eigenen Glauben und den der Menschen um uns herum stärken können.

      Zeigen, daß man einander vertraut

      3. Wie geht aus den in Hebräer 10:39 aufgezeichneten Worten des Paulus hervor, daß er Vertrauen zu seinen Glaubensbrüdern und -schwestern hatte?

      3 Als erstes wird uns wahrscheinlich die positive Einstellung auffallen, die Paulus gegenüber seinen Lesern hatte. Er schrieb: „Wir nun sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele“ (Hebräer 10:39). Paulus nahm von seinen treuen Mitchristen das Beste an, nicht das Schlimmste. Beachten wir auch, daß er von „wir“ sprach. Paulus war ein gerechter Mann. Dennoch wandte er sich nicht herablassend an seine Leser, als hätte er sich auf einer weit höheren Ebene der Gerechtigkeit befunden als sie. (Vergleiche Prediger 7:16.) Statt dessen schloß er sich selbst mit ein. Er brachte das aufrichtige Vertrauen zum Ausdruck, daß er und alle seine treuen christlichen Leser den einschüchternden Hindernissen, die sich vor ihnen auftürmten, gegenübertreten würden. Sie würden sich mutig weigern, zur Vernichtung zurückzuweichen, und sich als solche erweisen, die Glauben haben.

      4. Aus welchen Gründen hatte Paulus Vertrauen zu seinen Glaubensbrüdern und -schwestern?

      4 Wieso konnte Paulus solches Vertrauen haben? Verschloß er die Augen vor den Fehlern der Hebräerchristen? Nein, ganz im Gegenteil, schließlich versuchte er ihnen durch konkreten Rat zu helfen, ihre Glaubensdefizite auszugleichen (Hebräer 3:12; 5:12-14; 6:4-6; 10:26, 27; 12:5). Doch Paulus hatte mindestens zwei gute Gründe für sein Vertrauen in seine Brüder. 1. Als Nachahmer Jehovas bemühte sich Paulus, Gottes Diener so zu sehen, wie Jehova sie sieht. Das betraf nicht nur ihre Fehler, sondern auch ihre guten Eigenschaften sowie die Möglichkeit, daß sie sich verbesserten (Psalm 130:3; Epheser 5:1). 2. Paulus hatte einen unerschütterlichen Glauben an die Macht des heiligen Geistes. Er wußte, daß kein Hindernis und keine menschliche Schwäche Jehova davon abhalten kann, einem Christen, der sich bemüht, ihm treu zu dienen, „die Kraft, die über das Normale hinausgeht“, zu geben (2. Korinther 4:7; Philipper 4:13). Das Vertrauen, das Paulus in seine Brüder und Schwestern setzte, war somit weder unangebracht noch unrealistisch, noch unbegründeter Optimismus. Es hatte eine solide Grundlage und war biblisch begründet.

      5. Wie können wir das Vertrauen des Paulus nachahmen, und wozu wird das wahrscheinlich führen?

      5 Das von Paulus gezeigte Vertrauen war gewiß ansteckend. Es muß den Versammlungen in Jerusalem und Judäa sehr viel bedeutet haben, daß sich Paulus in so ermutigender Weise an sie wandte. Angesichts der niederschmetternden Verachtung und der arroganten Gleichgültigkeit von seiten ihrer jüdischen Gegner wurde den Hebräerchristen durch solche Äußerungen geholfen, in ihrem Herzen entschlossen zu sein, zu denen zu gehören, die Glauben haben. Können wir das heute untereinander ebenso tun? Wie leicht sieht man bei anderen nur ihre zahlreichen Fehler und ihre persönlichen Eigenarten (Matthäus 7:1-5). Doch wir können einander weit mehr helfen, wenn wir auf den Glauben achten, den jeder hat, und diesen schätzen. Dank solcher Ermunterung wird der Glaube höchstwahrscheinlich wachsen (Römer 1:11, 12).

      Passender Gebrauch des Wortes Gottes

      6. Woraus zitierte Paulus in seiner Aussage, die in Hebräer 10:38 festgehalten wurde?

      6 Paulus stärkte den Glauben seiner Brüder und Schwestern auch dadurch, daß er die Bibel geschickt gebrauchte. Er schrieb zum Beispiel: „ ‚Mein Gerechter aber wird zufolge des Glaubens leben‘, und ‚wenn er zurückweicht, so hat meine Seele kein Gefallen an ihm‘ “ (Hebräer 10:38). Paulus zitierte hier den Propheten Habakuk.a Mit diesen Worten waren die Leser des Paulus, hebräische Christen, denen die prophetischen Bücher wohlbekannt waren, wahrscheinlich gut vertraut. Angesichts seines Ziels — den Glauben der Christen, die um das Jahr 61 u. Z. in Jerusalem und Umgebung lebten, zu stärken — war das Beispiel Habakuks eine gute Wahl. Wieso?

      7. Wann zeichnete Habakuk seine Prophezeiung auf, und was für Verhältnisse herrschten zu jener Zeit in Juda?

      7 Habakuk schrieb sein Buch offensichtlich nur etwa zwei Jahrzehnte vor der Zerstörung Jerusalems, die 607 v. u. Z. erfolgte. In einer Vision sah der Prophet, wie die Chaldäer (oder Babylonier), eine „erbitterte und ungestüme Nation“, über Juda herfielen und Jerusalem verwüsteten, wobei sie Völker und Nationen verschlangen (Habakuk 1:5-11). Diese Katastrophe war allerdings schon mehr als hundert Jahre früher, in den Tagen Jesajas, vorausgesagt worden. Zu Habakuks Lebzeiten war Jojakim der Nachfolger des guten Königs Josia geworden, und wieder gedieh in Juda die Bosheit. Jojakim verfolgte und ermordete sogar diejenigen, die im Namen Jehovas sprachen (2. Chronika 36:5; Jeremia 22:17; 26:20-24). Kein Wunder, daß der verzweifelte Prophet Habakuk ausrief: „Wie lange, o Jehova ...?“ (Habakuk 1:2)!

      8. Warum ist Habakuk sowohl für Christen im ersten Jahrhundert als auch in der heutigen Zeit ein gutes Beispiel gewesen?

      8 Habakuk wußte nicht, wie nahe die Zerstörung Jerusalems war. In ähnlicher Weise war den Christen des ersten Jahrhunderts nicht bekannt, wann das jüdische System der Dinge enden würde. Genausowenig kennen wir heute ‘Tag und Stunde’ für Jehovas Strafgericht am gegenwärtigen bösen System (Matthäus 24:36). Beachten wir daher Jehovas zweiteilige Antwort an Habakuk. Als erstes versicherte er dem Propheten, daß das Ende zur rechten Zeit kommen werde. Es „wird sich nicht verspäten“, sagte Gott, selbst wenn es sich, vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, scheinbar verzögerte (Habakuk 2:3). Als zweites erinnerte Jehova Habakuk an folgendes: „Was ... den Gerechten betrifft, durch seinen treuen Glauben wird er am Leben bleiben“ (Habakuk 2:4). Welch wunderbare, einfache Wahrheiten! Von größter Bedeutung ist nicht, wann das Ende kommt, sondern, ob wir weiterhin ein Leben führen, das von Glauben geprägt ist.

      9. Wieso blieben gehorsame Diener Jehovas wegen ihrer Treue (a) 607 v. u. Z. und (b) nach 66 u. Z. am Leben? (c) Warum ist es lebenswichtig, daß wir unseren Glauben stärken?

      9 Als Jerusalem 607 v. u. Z. geplündert wurde, erlebten Jeremia, sein Sekretär Baruch, Ebed-Melech und die treuen Rechabiter die Wahrhaftigkeit des Versprechens, das Jehova Habakuk gegeben hatte. Sie ‘blieben am Leben’; sie wurden in der furchtbaren Zeit der Zerstörung Jerusalems bewahrt. Aus welchem Grund? Jehova belohnte ihre Treue (Jeremia 35:1-19; 39:15-18; 43:4-7; 45:1-5). In ähnlicher Weise müssen die Hebräerchristen des ersten Jahrhunderts günstig auf den Rat des Paulus reagiert haben, denn als die römischen Heere Jerusalem 66 u. Z. angriffen und sich dann unerklärlicherweise zurückzogen, beachteten die Christen treu Jesu warnende Aufforderung zu fliehen (Lukas 21:20, 21). Sie blieben wegen ihrer Treue am Leben. Ebenso werden wir am Leben bleiben, wenn das Ende kommt, sofern wir als treu erfunden werden. Wirklich ein entscheidender Grund, unseren Glauben heute zu stärken!

      Vorbilder des Glaubens lebendig werden lassen

      10. Wie beschrieb Paulus den Glauben des Moses, und wie können wir Moses in dieser Hinsicht nachahmen?

      10 Paulus stärkte den Glauben auch durch den wirkungsvollen Hinweis auf Vorbilder. Beachten wir beim Lesen von Hebräer, Kapitel 11, wie er vorbildliche biblische Gestalten lebendig werden ließ. Er sagte zum Beispiel, daß Moses „standhaft [blieb], als sähe er den Unsichtbaren“ (Hebräer 11:27). Mit anderen Worten, Jehova war für Moses so real, als hätte er den unsichtbaren Gott gesehen. Kann dasselbe von uns gesagt werden? Es ist leicht, über das Verhältnis zu Jehova zu reden, doch ein Verhältnis zu ihm aufzubauen und zu festigen erfordert angestrengtes Bemühen. Und dieses Bemühen ist unerläßlich! Ist Jehova für uns so real, daß wir ihn einbeziehen, wenn wir Entscheidungen treffen, selbst bei solchen, die scheinbar unbedeutend sind? Ein Glaube dieser Art wird uns helfen, sogar den stärksten Widerstand zu erdulden.

      11, 12. (a) Offenbar unter welchen Verhältnissen wurde Henochs Glaube geprüft? (b) Welche ermutigende Belohnung erhielt Henoch?

      11 Denken wir auch an den Glauben Henochs. Wir können uns nur schwer vorstellen, welchem Widerstand Henoch ausgesetzt war. Er mußte den bösen Menschen, die damals lebten, eine scharfe Gerichtsbotschaft verkünden (Judas 14, 15). Die Verfolgung, die diesem treuen Mann drohte, wäre offensichtlich so heftig, ja so gewalttätig gewesen, daß er von Jehova „entrückt“ wurde, das heißt vom Leben in den Todesschlaf versetzt wurde, bevor die Feinde Hand an ihn legen konnten. Henoch sah somit nicht die Verwirklichung der Prophezeiung, die er geäußert hatte. Doch er erhielt etwas, was in gewisser Hinsicht sogar noch besser war (Hebräer 11:5; 1. Mose 5:22-24).

      12 Paulus erklärte: „Vor seiner Entrückung hatte er [Henoch] das Zeugnis, daß er Gott wohlgefallen habe“ (Hebräer 11:5). Was bedeutete das? Bevor Henoch in den Todesschlaf fiel, könnte er eine Vision gehabt haben, vielleicht von dem irdischen Paradies, in dem er in naher Zukunft erwachen wird. Auf jeden Fall ließ Jehova Henoch wissen, daß sein treues Verhalten ihm wohlgefällig war. Henoch hatte Jehovas Herz erfreut. (Vergleiche Sprüche 27:11.) An Henochs Leben zu denken ist wirklich beeindruckend. Würden auch wir gern ein Leben führen, das von Glauben geprägt ist? Wenn ja, dann denken wir doch über solche Vorbilder nach; sehen wir die realen Menschen dahinter. Seien wir entschlossen, Tag für Tag gemäß dem Glauben zu leben. Denken wir auch daran, daß diejenigen, die Glauben haben, Jehova nicht auf Grund dessen dienen, daß sie eine Zeitangabe oder einen festen Termin haben, wann Gott alle seine Verheißungen erfüllen wird. Wir sind vielmehr entschlossen, Jehova für immer zu dienen! Das zu tun bedeutet, den allerbesten Lebensweg zu gehen — sowohl im gegenwärtigen System der Dinge als auch in dem kommenden.

      Wie man im Glauben wachsen kann

      13, 14. (a) Wie können uns die Worte des Paulus aus Hebräer 10:24, 25 helfen, unsere Zusammenkünfte zu freudigen Anlässen zu machen? (b) Was ist der hauptsächliche Zweck christlicher Zusammenkünfte?

      13 Paulus nannte den Hebräerchristen eine Reihe praktischer Möglichkeiten, wie sie ihren Glauben stärken konnten. Wir wollen nur zwei davon betrachten. Wir sind mit seiner Ermahnung gemäß Hebräer 10:24, 25 wahrscheinlich gut vertraut, wo er dazu auffordert, sich regelmäßig zu den christlichen Zusammenkünften zu versammeln. Dabei dürfen wir allerdings eines nicht übersehen: Die inspirierten Worte des Paulus besagen nicht, daß wir in den Zusammenkünften rein passive Beobachter sein sollten. Vielmehr beschreibt Paulus Zusammenkünfte als Gelegenheiten, einander kennenzulernen, einander dazu anzuregen, Gott in noch vollerem Maße zu dienen, und einander zu ermuntern. Wir sind nicht nur dort, um zu empfangen, sondern auch, um zu geben. Das trägt dazu bei, unsere Zusammenkünfte zu freudigen Anlässen zu machen (Apostelgeschichte 20:35).

      14 In erster Linie besuchen wir allerdings christliche Zusammenkünfte, um Jehova Gott anzubeten. Das tun wir dadurch, daß wir uns in Lied und Gebet vereinen und aufmerksam zuhören sowie durch das Darbringen der „Frucht der Lippen“ — Äußerungen des Lobpreises Jehovas in unseren Kommentaren und in den Programmpunkten, die wir in der Zusammenkunft darbieten (Hebräer 13:15). Wenn wir diese Ziele im Sinn behalten und uns in jeder Zusammenkunft danach ausrichten, wird unser Glaube jedesmal ganz bestimmt gestärkt werden.

      15. Warum forderte Paulus die Hebräerchristen auf, an ihrem Predigtdienst festzuhalten, und warum ist dieser Rat auch heute angebracht?

      15 Eine weitere Gelegenheit, den Glauben zu stärken, bietet das Predigtwerk. Paulus schrieb: „Laßt uns an der öffentlichen Erklärung unserer Hoffnung ohne Wanken festhalten, denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat“ (Hebräer 10:23). Bestimmt würden wir jemand, der in der Gefahr steht, etwas aufzugeben, dringend auffordern, daran festzuhalten. Satan setzte die Hebräerchristen gewiß unter Druck, damit sie ihren Predigtdienst aufgaben, und aus demselben Grund setzt er Gottes Volk auch heute unter Druck. Wie sollten wir darauf reagieren? Betrachten wir, was Paulus tat.

      16, 17. (a) Woher erhielt Paulus den Mut für den Predigtdienst? (b) Welche Schritte sollten wir unternehmen, falls wir feststellen, daß wir uns vor einem Zweig des christlichen Predigtdienstes fürchten?

      16 Paulus schrieb an die Christen in Thessalonich: „[Ihr wißt,] wie wir, nachdem wir zuerst gelitten hatten und in Philippi (wie ihr wohl wißt) schmählich behandelt worden waren, den Freimut aufbrachten, mit Hilfe unseres Gottes mit viel Kampf die gute Botschaft Gottes zu euch zu reden“ (1. Thessalonicher 2:2). Inwiefern waren Paulus und seine Gefährten in Philippi „schmählich behandelt“ worden? Nach Ansicht von Gelehrten wird mit dem griechischen Wort, das Paulus gebrauchte, eine beleidigende, entehrende oder empörende Behandlung beschrieben. Die Vorsteher von Philippi hatten sie mit Ruten geschlagen, sie ins Gefängnis geworfen und in den Stock gelegt (Apostelgeschichte 16:16-24). Wie berührte Paulus diese schmerzliche Erfahrung? War zu beobachten, daß er in Thessalonich, der nächsten Stadt auf seiner Missionsreise, voller Furcht zurückwich? Keineswegs, sondern er ‘brachte Freimut auf’. Er besiegte die Furcht und fuhr unerschrocken fort zu predigen.

      17 Woher hatte Paulus diesen Mut? Aus sich selbst heraus? Nein, denn wie er sagte, brachte er den Freimut „mit Hilfe unseres Gottes“ auf. In einem Nachschlagewerk für Bibelübersetzer heißt es, daß diese Aussage wie folgt wiedergegeben werden kann: „Gott nahm die Angst aus unserem Herzen.“ Was spricht also dagegen, Jehova zu bitten, für uns dasselbe zu tun, falls wir uns im Predigtdienst nicht allzu mutig fühlen oder wenn wir uns vor irgendeinem Dienstzweig besonders fürchten? Bitten wir ihn, die Angst aus unserem Herzen zu nehmen. Bitten wir ihn, uns zu helfen, Freimut für die betreffende Tätigkeit aufzubringen. Unternehmen wir außerdem selbst einige praktische Schritte. Verabreden wir uns zum Beispiel mit jemandem, der auf dem Gebiet des Zeugnisgebens, das uns Probleme bereitet, erfahren ist. Vielleicht betrifft das den Dienst in Geschäftsvierteln, den Straßendienst, das informelle oder das telefonische Zeugnisgeben. Unser Partner wird wahrscheinlich bereit sein, anfangs die Führung zu übernehmen. In diesem Fall können wir zunächst beobachten und lernen. Doch schließlich sollten wir den Freimut aufbringen, es selbst zu versuchen.

      18. Welche Segnungen können wir verspüren, wenn wir in unserem Predigtdienst Freimut aufbringen?

      18 Bedenken wir, was sich daraus ergeben kann, wenn wir Freimut aufbringen. Solange wir beharrlich unser Ziel verfolgen und uns nicht entmutigen lassen, die Wahrheit an andere weiterzugeben, werden wir dabei wahrscheinlich gute Erfahrungen machen, Erfahrungen, die uns sonst entgehen würden. (Siehe Seite 25.) Wir werden die Befriedigung verspüren, Jehova zu gefallen, weil wir etwas tun, obwohl es uns schwerfällt. Mit seinem Segen und seiner Hilfe können wir unsere Ängste überwinden. Unser Glaube wird stärker werden. Denn wenn wir den Glauben anderer stärken, wird unser eigener Glaube ebenfalls erbaut werden (Judas 20, 21).

      19. Welche kostbare Belohnung wartet auf diejenigen, „die Glauben haben“?

      19 Stärken wir weiterhin nicht nur unseren eigenen Glauben, sondern auch den Glauben anderer, mit denen wir zu tun haben. Durch geschickten Gebrauch des Wortes Gottes, durch die Beschäftigung mit biblischen Glaubensvorbildern und dadurch, daß wir sie lebendig werden lassen, durch die Vorbereitung auf christliche Zusammenkünfte und die Beteiligung daran sowie durch das Festhalten an dem kostbaren Vorrecht, öffentlich zu predigen, können wir uns selbst und andere erbauen. Wenn wir das tun, können wir überzeugt sein, tatsächlich zu denen zu gehören, „die Glauben haben“. Denken wir auch daran, daß auf die Betreffenden eine kostbare Belohnung wartet. Sie haben „Glauben ... zum Lebendigerhalten der Seele“.b Möge unser Glaube weiterhin wachsen, und möge Jehova Gott uns für immer lebendig erhalten!

      [Fußnoten]

      a Paulus zitierte Habakuk 2:4 gemäß der Wiedergabe der Septuaginta, die den Satzteil „wenn jemand zurückweicht, so hat meine Seele kein Gefallen an ihm“ enthält. Diese Aussage erscheint in keiner der noch vorhandenen hebräischen Handschriften. Es gibt Überlegungen, wonach sich die Übersetzung der Septuaginta auf ältere hebräische Handschriften gestützt haben soll, die nicht mehr existieren. Jedenfalls schloß Paulus die Aussage unter dem Einfluß des heiligen Geistes Gottes hier mit ein. Sie hat daher göttliche Autorisation.

      b Der Jahrestext der Zeugen Jehovas für das Jahr 2000 lautet: ‘Wir sind nicht von denen, die zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben’ (Hebräer 10:39).

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