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  • Druck leichter ertragen — Eine wirkungsvolle Hilfe
    Der Wachtturm 2001 | 15. Dezember
    • Druck leichter ertragen — Eine wirkungsvolle Hilfe

      „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken“ (MATTHÄUS 11:28).

      1, 2. (a) Was enthält die Bibel, das uns helfen kann, großen Druck leichter zu ertragen? (b) Wie wirkungsvoll waren Jesu Lehren?

      ZUVIEL Druck ist schädlich — er wird zu Bedrückung; dem würde wohl jeder zustimmen. Wie die Bibel zeigt, ist die gesamte menschliche Schöpfung derart niedergedrückt und beladen, daß viele sehnlichst auf die Befreiung von dem heutigen streßerfüllten Leben warten (Römer 8:20-22). Aus der Heiligen Schrift geht indes auch hervor, wie wir jetzt schon große Erleichterung von dem Druck finden können, der auf uns lastet. Das ist möglich, wenn wir den Rat eines jungen Mannes befolgen, der vor 2 000 Jahren lebte, und sein Beispiel nachahmen. Er war Zimmermann von Beruf, seine eigentliche Liebe aber galt Menschen. Er sprach ihr Herz an und ging auf ihre Bedürfnisse ein, er half den Schwachen und tröstete die Bekümmerten. Wichtiger noch, er half vielen, ihren Glauben voll zu entwickeln. So konnten sie großen Druck leichter ertragen, und das kann auch uns gelingen (Lukas 4:16-21; 19:47, 48; Johannes 7:46).

      2 Jener Mann, Jesus von Nazareth, ließ sich nicht von der weltklugen Gelehrsamkeit leiten, die so manche im alten Rom, Athen oder Alexandria suchten. Dennoch sind seine Lehren berühmt. Sie drehten sich um ein Thema: die Regierung, durch die Gott erfolgreich unsere Erde regieren wird. Jesus erläuterte auch grundlegende Richtlinien für das Leben — Grundsätze, die heute wirklich wertvoll sind. Jesu Lehren kennenzulernen und sie anzuwenden bringt unmittelbaren Nutzen. Dazu gehört auch Erleichterung von großem Druck. Würde das nicht auch dir guttun?

      3. Welche großartige Einladung sprach Jesus aus?

      3 Vielleicht fragt sich mancher skeptisch: „Kann denn jemand, der vor so langer Zeit lebte, mich heute maßgeblich beeinflussen?“ Nun, hören wir uns einfach folgende einladenden Worte Jesu an: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matthäus 11:28-30). Was wollte Jesus damit sagen? Betrachten wir diese Worte etwas eingehender, um herauszufinden, wie sie uns helfen, Bedrückung leichter zu ertragen.

      4. Wem galten Jesu Worte, und warum muß es Jesu Zuhörern schwergefallen sein, zu tun, was von ihnen verlangt wurde?

      4 Viele, zu denen Jesus sprach, bemühten sich verzweifelt, die Gesetze ihrer Religion zu halten, waren aber „beladen“, weil die jüdischen Führer die Religion zu einer schweren Last gemacht hatten (Matthäus 23:4). Sie stellten zahllose Regeln für praktisch alle Lebensbereiche auf. Würde es nicht auch dich bedrücken, wenn du bei allem möglichen immer nur zu hören bekämst: „Du darfst nicht.“? Dementgegen lud Jesus dazu ein, Wahrheit, Gerechtigkeit und ein besseres Leben zu finden, indem man auf ihn hörte. Ja, um den wahren Gott kennenzulernen, war es erforderlich, Jesus Christus Aufmerksamkeit zu schenken, denn durch ihn konnten Menschen damals — und können wir heute — erkennen, wie Jehova ist. Jesus sagte: „Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen“ (Johannes 14:9).

      Bist du durch Streß überlastet?

      5, 6. Was zeigt ein Vergleich zwischen den Tagen Jesu und unserer Zeit in bezug auf Arbeitsbedingungen und Entlohnung?

      5 Womöglich lastet großer Druck auf dir wegen deines Arbeitsplatzes, deiner familiären Situation oder anderer, schier erdrückender Verpflichtungen, so daß dieses Thema auch dich etwas angeht. Du gleichst dann den aufrichtigen Menschen, denen Jesus begegnete und half. Nehmen wir als Beispiel das Problem, den Lebensunterhalt zu verdienen. Nicht anders als zur Zeit Jesu haben auch heute viele damit zu kämpfen.

      6 Damals mußte sich ein Arbeiter sechs Tage in der Woche täglich zwölf Stunden abmühen und verdiente in der Regel nur einen Denar am Tag (Matthäus 20:2-10). Läßt sich das mit deinem Lohn oder dem deiner Freunde vergleichen? Ein Vergleich zwischen der Entlohnung in alter Zeit und heute ist nicht ganz einfach. Aber an der Kaufkraft des Geldes läßt sich doch einiges erkennen. Ein Bibelgelehrter erklärt, zur Zeit Jesu habe ein Laib Brot aus rund einem Kilo Mehl den Lohn einer Arbeitsstunde gekostet. Ein anderer Gelehrter sagt, ein viertel Liter guter Wein habe den Lohn von zwei Arbeitsstunden gekostet. An solchen Einzelheiten wird deutlich, daß die Menschen damals für ihren Lebensunterhalt lange und hart arbeiten mußten. Sie hatten dringend Erleichterung und Erquickung nötig — genau wie wir heute. Wenn du im Arbeitsleben stehst, spürst du womöglich den ständigen Druck, mehr leisten zu müssen. Häufig fehlt uns die Zeit, wohldurchdachte Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich sehnst auch du dich nach Erleichterung.

      7. Wie wurde Jesu Botschaft aufgenommen?

      7 Es liegt auf der Hand, daß Jesu Einladung an alle, die ‘sich abmühten und beladen waren’, auf viele seiner damaligen Zuhörer höchst anziehend wirken mußte (Matthäus 4:25; Markus 3:7, 8). Denken wir auch daran, daß Jesus das Versprechen hinzufügte: „Ich will euch erquicken.“ Dieses Versprechen gilt noch heute, und es kann auch für uns gelten, wenn wir ‘uns abmühen und beladen sind’. Es kann genauso für unsere geliebten Angehörigen und Freunde gelten, denen es ähnlich ergeht.

      8. Wie verstärken Kindererziehung oder Alter den Druck?

      8 Viele weitere Faktoren belasten die Menschen heute. Kinder zu erziehen ist eine große Herausforderung. Sogar ein Kind zu sein ist womöglich alles andere als einfach. Immer mehr Menschen aller Altersgruppen sehen sich mit psychischen und physischen Krankheiten konfrontiert. Und obwohl die Lebenserwartung gestiegen ist, haben ältere Menschen ungeachtet des medizinischen Fortschritts mit besonderen Problemen zu kämpfen (Prediger 12:1).

      Unter dem Joch

      9, 10. Wofür stand das Joch in alter Zeit, und warum lud Jesus die Menschen ein, sein Joch auf sich zu nehmen?

      9 Ist dir aufgefallen, daß Jesu Aussage gemäß Matthäus 11:28, 29 folgende Worte enthielt: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir.“? Zur damaligen Zeit muß es einfachen Leuten so vorgekommen sein, als arbeiteten sie unter einem Joch. Seit jeher war das Joch ein Sinnbild für Sklaverei oder Knechtschaft (1. Mose 27:40; 3. Mose 26:13; 5. Mose 28:48). Viele Tagelöhner, denen Jesus begegnete, arbeiteten mit einem buchstäblichen Joch auf den Schultern, um schwere Lasten zu tragen. Je nachdem, wie das Joch beschaffen war, ließ es sich entweder bequem auf Nacken und Schultern tragen, oder es scheuerte die Haut wund. Als Zimmermann hatte Jesus womöglich selbst Joche hergestellt und wußte darum, wie man ein „sanftes“ Joch anfertigte. Vielleicht hatte er die Auflageflächen mit Leder oder Stoff gepolstert, um das Joch so bequem wie möglich zu machen.

      10 Mit den Worten „Nehmt mein Joch auf euch“ könnte sich Jesus mit jemand verglichen haben, der gut gebaute Joche anbot, „sanft“ für Nacken und Schultern des Arbeiters. Deshalb fügte Jesus hinzu: „Meine Last ist leicht.“ Demnach war weder die Jochstange unangenehm zu tragen noch die Arbeit sklavisch. Zwar versprach Jesus mit der Einladung, sein Joch auf sich zu nehmen, seinen Zuhörern keine unmittelbare Befreiung von allen damals vorherrschenden bedrückenden Zuständen. Aber schon die veränderte Sichtweise, die er aufzeigte, würde ihnen beträchtliche Erquickung verschaffen. Ihren Lebensstil und ihre Vorgehensweise zu ändern würde ihnen ebenfalls Erleichterung bringen. Wichtiger noch, eine klare und sichere Hoffnung würde ihnen helfen, das Leben als weniger bedrückend zu empfinden.

      Auch du kannst Erquickung finden

      11. Warum sprach Jesus nicht einfach davon, ein Joch gegen ein anderes einzutauschen?

      11 Beachte bitte, daß Jesus nicht sagte, die Menschen würden ein Joch gegen ein anderes eintauschen. Rom würde weiterhin das Land beherrschen, ebenso wie Christen heute unter weltlichen Regierungen leben. Jesus versprach keine Befreiung von der Steuerlast Roms im ersten Jahrhundert. Krankheiten und wirtschaftliche Schwierigkeiten würden nicht aufhören. Die Menschen wären nach wie vor durch Unvollkommenheit und Sünde belastet. Trotz alledem konnten sie Erquickung finden, indem sie Jesu Lehren annahmen. Das ist auch uns heute möglich.

      12, 13. Worauf wies Jesus als besondere Quelle der Erquickung hin, und wie reagierten einige darauf?

      12 Wie Jesu Gleichnis von dem Joch gemeint war, wurde in einem besonders wichtigen Bereich deutlich: dem Werk des Jüngermachens. Es besteht kein Zweifel daran, daß Jesus hauptsächlich damit beschäftigt war, andere zu belehren, wobei es vor allem um Gottes Königreich ging (Matthäus 4:23). Als er sagte: „Nehmt mein Joch auf euch“, bedeutete das somit offensichtlich auch, daß ihm andere in dieser Tätigkeit folgen sollten. Wie aus den Evangelienberichten hervorgeht, bewegte Jesus aufrichtige Menschen dazu, ihre Beschäftigung — im Leben vieler ein Hauptanliegen — zu wechseln. Denken wir nur an die Begebenheit, als er Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes aufforderte: „Kommt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Markus 1:16-20). Er zeigte diesen Fischern, wie befriedigend es wäre, wenn sie — unter seiner Anleitung und mit seiner Hilfe — genau die Arbeit verrichteten, der er den ersten Platz in seinem Leben einräumte.

      13 Einige der jüdischen Zuhörer Jesu verstanden, was er ihnen sagen wollte, und befolgten es. Stellen wir uns die Szene am Meeresufer vor, die uns in Lukas 5:1-11 geschildert wird. Vier Fischer hatten sich die ganze Nacht hindurch abgemüht, aber nichts gefangen. Doch jetzt waren ihre Netze randvoll! Das war kein Zufall. Jesus hatte es bewirkt. Als sie zum Ufer blickten, sahen sie eine große Menge Menschen, die unbedingt Jesu Lehren hören wollten. Das half jenen vier Männern erkennen, was Jesus ihnen mit den an Petrus gerichteten Worten sagen wollte: „Von nun an wirst du Menschen lebendig fangen.“ Wie reagierten sie darauf? „Da brachten sie die Boote ans Land zurück und verließen alles und folgten ihm.“

      14. (a) Wie können wir heute Erquickung finden? (b) Welche erquickende gute Botschaft verkündigte Jesus?

      14 Im Grunde kann jeder von uns genauso reagieren. Das Werk, Menschen die biblische Wahrheit zu lehren, ist nach wie vor im Gang. Weltweit haben etwa sechs Millionen Zeugen Jehovas Jesu Einladung angenommen, ‘sein Joch auf sich zu nehmen’, und sind zu „Menschenfischern“ geworden (Matthäus 4:19). Einige haben es zu ihrer Vollzeitbeschäftigung gemacht; andere tun als Teilzeitarbeiter so viel, wie sie können. Alle finden darin Erquickung, so daß der Druck in ihrem Leben verringert wird. Sie tun schließlich das, was ihnen Freude macht: anderen von der guten Botschaft zu erzählen, der ‘guten Botschaft vom Königreich’ (Matthäus 4:23). Über gute Nachrichten zu reden macht immer Freude. Aber auf diese gute Botschaft trifft das besonders zu. Die Bibel enthält den wichtigsten Aufschluß, den wir benötigen, um viele davon zu überzeugen, daß sie ein weniger streßerfülltes Leben führen können (2. Timotheus 3:16, 17).

      15. Wie kannst du von Jesu Lehren über die richtige Lebensweise profitieren?

      15 Sogar Personen, die erst damit angefangen haben, sich über Gottes Königreich zu informieren, profitieren schon bis zu einem gewissen Grad von Jesu Lehren über die richtige Lebensweise. Viele können mit Überzeugung sagen, daß Jesu Lehren sie erquickt und ihnen geholfen haben, ihr Leben zu verändern. Du kannst das für dich selbst herausfinden, indem du einige Grundsätze für das Leben untersuchst, die in den Berichten über Jesu Leben und seinen Dienst aufgezeigt werden, besonders in den Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas.

      Ein Schlüssel zur Erquickung

      16, 17. (a) Wo sind einige Hauptlehren Jesu zu finden? (b) Was ist erforderlich, um durch Jesu Lehren Erquickung zu finden?

      16 Im Frühjahr 31 u. Z. hielt Jesus eine Ansprache, die noch heute weltberühmt ist. Sie wird gewöhnlich als die Bergpredigt bezeichnet. Wir finden sie in Matthäus, Kapitel fünf bis sieben und Lukas, Kapitel sechs aufgezeichnet, und sie enthält eine Zusammenfassung vieler Lehren Jesu. Weitere Lehren Jesu sind an anderen Stellen in den Evangelien zu finden. Vieles von dem, was er sagte, bedarf keiner zusätzlichen Erklärung; es jedoch in die Tat umzusetzen ist nicht immer einfach. Lies doch diese Kapitel einmal aufmerksam durch. Laß die Kraft der Gedanken Jesu auf deine Gedanken und deine Einstellung wirken.

      17 Jesu Lehren können offenkundig unterschiedlich gruppiert werden. Wir wollen sie einmal so einteilen, daß wir uns für jeden Tag des Monats eine Grundlehre vornehmen können mit dem Ziel, sie in unserem Leben umzusetzen. Wie geht das? Nun, wir wollen sie nicht einfach überfliegen. Denken wir an den reichen Vorsteher, der Jesus Christus fragte: „Was soll ich tun, um ewiges Leben zu erben?“ Als Jesus wichtige Erfordernisse des Gesetzes Gottes nannte, erwiderte der Mann, er halte diese bereits. Dennoch war ihm bewußt, daß er mehr tun mußte. Jesus forderte ihn auf, sich stärker zu bemühen, göttliche Grundsätze in die Praxis umzusetzen, ein aktiver Jünger zu sein. So weit zu gehen war der Mann offensichtlich nicht bereit (Lukas 18:18-23). Wer heute Jesu Lehren kennenlernen möchte, muß sich daher bewußt sein, daß es eine Sache ist, ihnen zuzustimmen, aber eine ganz andere, sie sich so weit zu eigen zu machen, daß man sie umsetzt und infolgedessen Erleichterung findet.

      18. Zeige an einem Beispiel, wie der Kasten auf Seite 12 und 13 sinnvoll genutzt werden kann.

      18 Beginnen wir, Jesu Lehren zu untersuchen und anzuwenden, indem wir einen Blick auf den ersten Punkt im Kasten auf Seite 12 und 13 werfen. Es geht um Matthäus 5:3-9. Nun könnte wohl jeder von uns viel Zeit damit verbringen, über den in diesen Versen enthaltenen wunderbaren Rat nachzusinnen. Betrachten wir die Verse jedoch zusammengenommen, und fragen wir uns: Wieviel macht die Denkweise aus? Was wird mir helfen, wenn ich wirklich die Schwierigkeiten meistern möchte, die großer Druck in meinem Leben erzeugt? Inwiefern kann es mir nutzen, wenn ich geistigen Dingen mehr Aufmerksamkeit schenke und meine Gedanken stärker darauf richte? Gibt es in meinem Leben irgendwelche Anliegen, denen ich weniger Bedeutung beimessen sollte, damit ich mich stärker geistigen Belangen widmen kann? Das zu tun wird uns unmittelbar glücklicher machen.

      19. Was kannst du tun, um deine Einsicht und dein Verständnis zu vertiefen?

      19 Geh nun einen Schritt weiter. Wie wäre es, wenn du diese Verse mit jemand besprechen würdest, der ebenfalls Gott dient — vielleicht mit deinem Ehepartner, einem engen Angehörigen oder einem Freund? (Sprüche 18:24; 20:5). Denke daran, daß auch der reiche Vorsteher jemand anders (nämlich Jesus) über eine ähnliche Angelegenheit befragte. Dessen Erwiderung hätte seine Aussicht auf ein glückliches und ewiges Leben stärken können. Natürlich wird der, mit dem du die Verse besprichst, nicht an Jesus heranreichen; dennoch wird das Gespräch über Jesu Lehren euch beiden guttun. Bemühe dich, das bald zu tun.

      20, 21. An welches Programm könntest du dich halten, um Jesu Lehren kennenzulernen, und wie kannst du deinen Fortschritt beurteilen?

      20 Schau noch einmal auf den Kasten „Lehren, die dir helfen werden“. Die Lehren sind auf eine Weise eingeteilt, daß du dir jeden Tag mindestens eine Lehre vornehmen kannst. Als erstes könntest du lesen, was Jesus in den angeführten Versen zu sagen hatte. Denke dann über diese Worte nach. Überlege, wie du sie in deinem Leben anwenden kannst. Wenn du glaubst, dies bereits zu tun, dann sinne nach, ob du noch genauer nach jener göttlichen Lehre leben kannst. Arbeite während des ganzen Tages daran. Fällt es dir schwer, die Lehre zu verstehen oder ihre Anwendung für dich zu erkennen, verbringe einen weiteren Tag damit. Denke aber nicht, du müßtest sie beherrschen, bevor du die nächste in Angriff nimmst. Am folgenden Tag kannst du eine weitere Lehre betrachten. Am Ende einer Woche kannst du zurückblicken und prüfen, inwieweit es dir gelungen ist, vier oder fünf der Lehren Jesu umzusetzen. Füge in der zweiten Woche Tag für Tag weitere Lehren hinzu. Stellst du fest, daß es dir hier und da nicht gelungen ist, eine Lehre anzuwenden, sei nicht entmutigt. Das geht schließlich jedem Christen so (2. Chronika 6:36; Psalm 130:3; Prediger 7:20; Jakobus 3:8). Geh in der dritten und vierten Woche genauso vor.

      21 Nach etwa einem Monat könntest du alle 31 Punkte betrachtet haben. Jedenfalls stellt sich die Frage: Wie wirst du dich danach fühlen? Bestimmt wirst du etwas glücklicher sein; vielleicht weniger angespannt. Selbst wenn du nur geringe Fortschritte feststellst, wirst du dich wahrscheinlich weniger unter Druck fühlen oder zumindest besser damit umgehen können, und du weißt, wie du weiter daran arbeiten kannst. Vergiß nicht, daß Jesu Lehren viele weitere hervorragende Gedanken enthalten, die nicht auf dieser Liste stehen. Könntest du vielleicht selbst nach einigen suchen und dich bemühen, sie umzusetzen? (Philipper 3:16).

      22. Wie wirkt es sich aus, wenn man Jesu Lehren befolgt, doch welcher weitere Aspekt verdient Beachtung?

      22 Es liegt auf der Hand, daß Jesu Joch wirklich sanft ist, obgleich nicht schwerelos. Die Last, seine Lehren zu befolgen und sein Jünger zu sein, ist leicht. Nach mehr als 60 Jahren persönlicher Erfahrung damit kam der Apostel Johannes, ein enger Freund Jesu, zu dem gleichen Schluß: „Darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Johannes 5:3). Du kannst diese Zuversicht teilen. Je länger du Jesu Lehren in die Tat umsetzt, desto deutlicher wirst du spüren, daß das, was im Leben vieler Menschen heute sehr großen Druck erzeugt, auf dich weniger bedrückend wirkt. Du wirst erkennen, daß du beträchtliche Erleichterung gefunden hast (Psalm 34:8). Zu Jesu sanftem Joch gehört allerdings noch ein weiterer Aspekt, den es zu betrachten gilt. Jesus erwähnte, er sei auch „mild gesinnt und von Herzen demütig“. Was bedeutet dies für uns, wenn wir von Jesus lernen und ihn nachahmen möchten? Darauf werden wir im nächsten Artikel näher eingehen (Matthäus 11:29).

  • Druck leichter ertragen — Eine wirkungsvolle Hilfe
    Der Wachtturm 2001 | 15. Dezember
    • [Herausgestellter Text auf Seite 14]

      Der Jahrestext der Zeugen Jehovas für 2002 lautet: „Kommt zu mir ..., und ich will euch erquicken“ (Matthäus 11:28)

      [Kasten/Bild auf Seite 12, 13]

      Lehren, die dir helfen werden

      Was für Schätze sind in Matthäus, Kapitel fünf bis sieben zu finden? Diese Kapitel enthalten Lehren, die der meisterhafte Lehrer Jesus an einem Berg in Galiläa darbot. Lies bitte die nachstehend genannten Verse in deiner eigenen Bibel, und denke dann über die Fragen nach.

      1. 5:3-9 Was sagt mir das über meine Grundeinstellung? Wie kann ich darauf hinarbeiten, glücklicher zu werden? Wie kann ich meinen geistigen Bedürfnissen mehr Aufmerksamkeit schenken?

      2. 5:25, 26 Was ist besser, als die streitsüchtige Einstellung vieler Menschen heute nachzuahmen? (Lukas 12:58, 59).

      3. 5:27-30 Wie sind nach Jesu Worten erotische Phantasien einzuordnen? Inwiefern kann es zu Glück und Herzensfrieden beitragen, sich vor solchen Phantasien zu hüten?

      4. 5:38-42 Warum sollte ich mich davor hüten, allzu forsch und rechthaberisch aufzutreten, wie es in der heutigen Gesellschaft betont wird?

      5. 5:43-48 Welchen Nutzen habe ich davon, Personen besser kennenzulernen, die ich bislang vielleicht als „Feinde“ betrachtet habe? Weshalb können dadurch wahrscheinlich Spannungen verringert oder ganz abgebaut werden?

      6. 6:14, 15 Könnte Neid oder Groll der eigentliche Grund dafür sein, daß es mir manchmal schwerfällt zu vergeben? Wie kann ich das ändern?

      7. 6:16-18 Neige ich dazu, mehr Wert auf Äußerlichkeiten zu legen als darauf, wer ich innerlich wirklich bin? Worauf sollte ich stärker achten?

      8. 6:19-32 Wie könnte es sich auswirken, wenn ich mir zu viele Sorgen um Geld und Besitztümer mache? Worüber nachzusinnen wird mir helfen, auf diesem Gebiet ausgeglichen zu bleiben?

      9. 7:1-5 Wie fühle ich mich in Gegenwart von Personen, die nörglerisch und kritisch sind und immer etwas auszusetzen haben? Warum ist es wichtig, daß ich mich davor hüte, so zu sein?

      10. 7:7-11 Wenn Beharrlichkeit bei Bitten an Gott ratsam ist, wie verhält es sich damit dann in anderen Lebensbereichen? (Lukas 11:5-13).

      11. 7:12 Wie oft wende ich den mir bekannten Rat aus der Goldenen Regel im Umgang mit anderen wirklich an?

      12. 7:24-27 Wie kann ich mich — in dem Bewußtsein, daß ich selbst für die Richtung verantwortlich bin, die ich im Leben einschlage — besser gegen sturmartige Schwierigkeiten und eine Flut von Problemen wappnen? Warum sollte ich jetzt darüber nachdenken? (Lukas 6:46-49).

      Weitere Lehren, die ich analysieren könnte:

      13. 8:2, 3 Wie kann ich Mitgefühl für Benachteiligte zeigen, wie Jesus es häufig tat?

      14. 9:9-38 Welchen Platz nimmt das Erweisen von Barmherzigkeit in meinem Leben ein, und wie kann ich mich darin verbessern?

      15. 12:19 Ziehe ich eine Lehre aus der Prophezeiung über Jesus und bemühe mich, Streitgespräche zu vermeiden?

      16. 12:20, 21 Was kann ich dadurch an Gutem bewirken, daß ich andere weder durch Worte noch durch Taten „zerbreche“?

      17. 12:34-37 Worüber rede ich die meiste Zeit? Ich weiß, daß ich nichts anderes als Orangensaft erhalte, wenn ich eine Orange auspresse; warum sollte ich somit darauf achten, was in meinem Herzen ist? (Markus 7:20-23).

      18. 15:4-6 Was lerne ich aus den Worten Jesu über liebevolle Fürsorge für Ältere?

      19. 19:13-15 Wofür sollte ich mir Zeit nehmen?

      20. 20:25-28 Warum ist es unnütz, Autorität als Selbstzweck auszuüben? Wie kann ich auf diesem Gebiet Jesus nachahmen?

      Zusätzliche Gedanken, die von Markus aufgezeichnet wurden:

      21. 4:24, 25 Warum ist es von Bedeutung, wie ich andere behandle?

      22. 9:50 Welche guten Ergebnisse werde ich wohl dadurch erzielen, geschmackvoll zu reden und zu handeln?

      Schließlich einige von Lukas aufgezeichnete Lehren:

      23. 8:11, 14 Wozu kann es führen, wenn ich mein Leben von Sorgen, Reichtum und Vergnügungen beherrschen lasse?

      24. 9:1-6 Was hatte für Jesus Vorrang, obwohl er die Macht besaß, Kranke zu heilen?

      25. 9:52-56 Bin ich schnell eingeschnappt? Hüte ich mich vor Rachsucht?

      26. 9:62 Wie sollte ich meine Verantwortung betrachten, über Gottes Königreich zu sprechen?

      27. 10:29-37 Wie kann ich mich als Nächster erweisen statt als unbeteiligter Fremder?

      28. 11:33-36 Was kann ich ändern, um mein Leben einfacher zu gestalten?

      29. 12:15 Welcher Zusammenhang besteht zwischen Leben und Besitztümern?

      30. 14:28-30 Was kann ich vermeiden, wenn ich mir die Zeit nehme, Entscheidungen sorgfältig abzuwägen, und welcher Nutzen ergibt sich daraus?

      31. 16:10-12 Welchen Nutzen bringt mir ein Leben in Lauterkeit?

      [Bilder auf Seite 10]

      Das lebensrettende Werk unter dem Joch Jesu ist erquickend

  • „Lernt von mir“
    Der Wachtturm 2001 | 15. Dezember
    • „Lernt von mir“

      „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele“ (MATTHÄUS 11:29).

      1. Warum kann es angenehm und bereichernd sein, von Jesus zu lernen?

      JESUS CHRISTUS dachte, lehrte und handelte immer richtig. Er verbrachte zwar nur kurze Zeit auf der Erde, führte aber ein lohnendes, erfülltes Leben und war dauerhaft glücklich. Er scharte Jünger um sich und lehrte sie, wie sie Gott anbeten, die Menschen lieben und die Welt besiegen sollten (Johannes 16:33). Er erfüllte ihr Herz mit Hoffnung und ‘warf Licht auf Leben und Unvergänglichkeit durch die gute Botschaft’ (2. Timotheus 1:10). Wenn du dich zu seinen Jüngern zählst, dann frage dich: Was bedeutet es nach meinem Verständnis, ein Jünger zu sein? Betrachten wir, was Jesus über Jünger zu sagen hat, so erfahren wir, wie wir unser Leben bereichern können. Dazu müssen wir uns unter anderem seine Sichtweise zu eigen machen und einige grundlegende Prinzipien umsetzen (Matthäus 10:24, 25; Lukas 14:26, 27; Johannes 8:31, 32; 13:35; 15:8).

      2, 3. (a) Was heißt es, ein Jünger Jesu zu sein? (b) Warum ist es wichtig, sich zu fragen, wessen Jünger man geworden ist?

      2 In den Christlichen Griechischen Schriften bezeichnet das mit „Jünger“ wiedergegebene Wort im Grunde jemand, der seinen Sinn auf etwas richtet oder etwas lernt. Ein damit verwandtes Wort kommt in dem Text vor, der unserer Betrachtung zugrunde liegt, Matthäus 11:29: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele.“ Ein Jünger ist somit ein Lernender. In den Evangelien wird das Wort „Jünger“ gewöhnlich auf die Gruppe derjenigen Nachfolger Jesu angewandt, die mit ihm vertraut waren, ihn auf seinen Predigtreisen begleiteten und von ihm angeleitet wurden. Einige andere Personen nahmen vielleicht einfach nur Jesu Lehren an, womöglich sogar im geheimen (Lukas 6:17; Johannes 19:38). Die Evangelienschreiber erwähnen auch „die Jünger des Johannes“ sowie „die Jünger der Pharisäer“ (Markus 2:18). Da Jesus seinen Nachfolgern ans Herz legte, ‘sich vor der Lehre der Pharisäer in acht zu nehmen’, könnten wir uns fragen: „Wessen Jünger bin ich geworden?“ (Matthäus 16:12).

      3 Sind wir Jünger Jesu, haben also von ihm gelernt, sollten sich andere in unserer Gegenwart geistig erquickt fühlen. Sie sollten merken können, daß wir vermehrt mild gesinnt und von Herzen demütig geworden sind. Wenn wir an unserem Arbeitsplatz mit Führungsaufgaben betraut sind, Kinder haben oder in der Christenversammlung Verantwortung als Hirten tragen, fühlen sich dann die uns anvertrauten Menschen von uns so behandelt, wie sich die Jesus anvertrauten Menschen von ihm behandelt fühlten?

      Wie Jesus mit Menschen umging

      4, 5. (a) Warum ist es nicht schwierig, herauszufinden, wie Jesus mit problembeladenen Menschen umging? (b) Was erlebte Jesus, als er im Haus eines Pharisäers ein Mahl einnahm?

      4 Wir müssen kennenlernen, wie Jesus mit Menschen umging, besonders mit solchen, die große Probleme hatten. Das ist leicht herauszufinden; die Bibel enthält viele Berichte über Begegnungen Jesu mit Menschen, von denen so mancher niedergedrückt war. Achten wir auch darauf, wie die religiösen Führer, insbesondere die Pharisäer, mit Menschen umgingen, die ähnliche Probleme hatten. Aus dem Gegensatz können wir viel lernen.

      5 Im Jahr 31 u. Z., als sich Jesus auf einem Predigtfeldzug durch Galiläa befand, „bat ihn einer von den Pharisäern immer wieder, doch mit ihm zu speisen“. Jesus war dieser Einladung nicht abgeneigt. „Deshalb ging er in das Haus des Pharisäers und lag zu Tisch. Und siehe, eine Frau, die in der Stadt als eine Sünderin bekannt war, erfuhr, daß er im Haus des Pharisäers bei einem Mahl liege, und sie brachte ein Alabastergefäß mit wohlriechendem Öl, und sie stellte sich hinten zu seinen Füßen hin, weinte und fing an, seine Füße mit ihren Tränen zu benetzen, und sie trocknete sie mit dem Haar ihres Hauptes ab. Auch küßte sie seine Füße zärtlich und rieb sie mit dem wohlriechenden Öl ein“ (Lukas 7:36-38).

      6. Was erlaubte es möglicherweise der Frau, die „eine Sünderin“ war, sich im Haus des Pharisäers aufzuhalten?

      6 Kannst du dir das vorstellen? In einem Kommentar wird gesagt: „Die Frau (V. 37) machte sich einen sozialen Brauch zunutze, der es Bedürftigen gestattete, ein solches Festmahl aufzusuchen und sich Reste abzuholen.“ Das würde erklären, weshalb jemand ins Haus kommen konnte, ohne eingeladen zu sein. Möglicherweise waren noch einige andere in der Hoffnung gekommen, etwas einsammeln zu können. Das Verhalten der Frau indes war ungewöhnlich. Sie wartete nicht still als Zuschauer, bis irgendwann die Tafel aufgehoben würde. Ihr Ruf war zweifelhaft; sie muß als „eine Sünderin“ so bekannt gewesen sein, daß Jesus sagte, er wisse von ihren Sünden, es seien „ihrer viele“ (Lukas 7:47).

      7, 8. (a) Wie hätten wir möglicherweise in einer Situation reagiert, wie sie in Lukas 7:36-38 beschrieben wird? (b) Wie reagierte Simon?

      7 Stell dir vor, du hättest damals gelebt und wärst an Jesu Stelle gewesen. Wie hättest du reagiert? Wäre es dir peinlich gewesen, daß die Frau auf dich zukam? Wie hätte eine solche Situation dich berührt? (Lukas 7:45). Wärst du erschrocken, gar entsetzt gewesen?

      8 Angenommen, du wärst einer der anderen Gäste gewesen. Hättest du vielleicht empfunden wie Simon, der Pharisäer — zumindest ein wenig? „Als der Pharisäer, der ihn [Jesus] eingeladen hatte, es sah, sagte er bei sich: ‚Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und was für eine Frau es ist, die ihn anrührt, daß sie eine Sünderin ist‘ “ (Lukas 7:39). Jesus hingegen war ein Mann tiefen Mitgefühls. Er verstand, in welcher Not die Frau war, und spürte ihre Herzensangst. Wir erfahren nicht, weshalb sie abgeglitten war und in Sünde lebte. Handelte es sich tatsächlich um eine Prostituierte, hatten ihr jedenfalls die Männer der Stadt — fromme Juden — offensichtlich nicht geholfen.

      9. Wie reagierte Jesus, und wozu führte seine Reaktion möglicherweise?

      9 Jesus hingegen wollte der Frau helfen. Er sagte zu ihr: „Deine Sünden sind vergeben“ und fügte hinzu: „Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden“ (Lukas 7:48-50). Hiermit endet der Bericht. Jemand könnte einwenden, Jesus habe ja nicht besonders viel für sie getan. Im Grunde sandte er sie mit seinem Segen weg. Denkst du, sie sei wahrscheinlich wieder zu ihrem bedauerlichen Lebenswandel zurückgekehrt? Darüber wissen wir zwar nichts Genaues, aber achten wir darauf, was Lukas als nächstes sagt. Er berichtet, Jesus habe begonnen, „von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zu ziehen, wobei er predigte und die gute Botschaft vom Königreich Gottes verkündigte“. Auch erzählt Lukas, mit Jesus und seinen Jüngern seien „einige Frauen“ gewesen, „die ihnen mit ihrer Habe dienten“. Es ist nicht auszuschließen, daß jene reumütige und dankbare Frau nun mit einem reinen Gewissen, einem neuen Sinn im Leben und einer viel tieferen Liebe zu Gott einen gottgefälligen Lebenswandel aufgenommen und sich ihnen angeschlossen hatte (Lukas 8:1-3).

      Der Unterschied zwischen Jesus und den Pharisäern

      10. Weshalb lohnt es sich, den Bericht über Jesus und die Frau im Hause Simons zu betrachten?

      10 Was können wir aus diesem anschaulichen Bericht lernen? Wahrscheinlich geht er uns zu Herzen. Stell dir vor, du wärst in Simons Haus zugegen gewesen. Wie hättest du dich gefühlt? Hättest du wie Jesus reagiert, oder hättest du ein wenig wie sein Gastgeber, der Pharisäer, empfunden? Jesus war der Sohn Gottes, und deshalb können wir nicht genau so fühlen und handeln wie er. Andererseits würden wir uns selbst wahrscheinlich auch nicht in Simon, dem Pharisäer, wiedererkennen wollen. Wer würde sich schon dessen rühmen, sich wie ein Pharisäer zu verhalten!

      11. Warum würden wir uns nicht gern als Pharisäer einstufen lassen?

      11 Ein Studium biblischer und historischer Quellen läßt darauf schließen, daß die Pharisäer große Stücke auf sich hielten als Hüter von Gemeinwohl und nationalem Wohl. Sie gaben sich nicht damit zufrieden, daß Gottes Gesetz grundlegend klar und leicht verständlich war. Überall dort, wo das Gesetz ihnen nicht konkret genug vorkam, suchten sie die scheinbaren Lücken mit detaillierten Vorschriften zu schließen, die den Gebrauch des Gewissens völlig überflüssig machten. Jene religiösen Führer wollten ein Moralgesetz schaffen, das in sämtlichen Lebensbereichen — sogar noch in Lappalien — das Verhalten regelte.a

      12. Wie sahen sich die Pharisäer selbst?

      12 Josephus, ein im ersten Jahrhundert lebender jüdischer Geschichtsschreiber, macht deutlich, daß sich die Pharisäer für gütig, liebenswürdig und gerecht hielten und ihrer Aufgabe vollständig gewachsen zu sein glaubten. Und der eine oder andere von ihnen kam dem durchaus recht nahe. Dabei fällt einem vielleicht Nikodemus ein (Johannes 3:1, 2; 7:50, 51). Im Lauf der Zeit wurden einige von ihnen Christen (Apostelgeschichte 15:5). Der christliche Apostel Paulus schrieb über Juden, wie es die Pharisäer waren: „Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht gemäß genauer Erkenntnis“ (Römer 10:2). In den Evangelien aber werden sie so dargestellt, wie das einfache Volk sie wahrnahm: als stolze, anmaßende, selbstgerechte Menschen, die an allem und jedem etwas auszusetzen hatten und ihre Mitmenschen herabwürdigten.

      Jesu Sichtweise

      13. Was hatte Jesus über die Pharisäer zu sagen?

      13 Jesus prangerte die Schriftgelehrten und Pharisäer als Heuchler an. „Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie auf die Schultern der Menschen, sie selbst aber wollen sie nicht mit ihrem Finger bewegen.“ Ja, die Last war schwer, und das Joch, das sie den Menschen auferlegten, war hart. Als nächstes nannte Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer „Toren“. Ein Tor ist eine Bedrohung für die Allgemeinheit. Jesus nannte die Schriftgelehrten und Pharisäer auch „blinde Leiter“ und warf ihnen vor, sie hätten „die gewichtigeren Dinge des GESETZES außer acht gelassen, nämlich das Recht und die Barmherzigkeit und die Treue“. Wer würde sich wünschen, von Jesus für einen Pharisäer gehalten zu werden? (Matthäus 23:1-4, 16, 17, 23).

      14, 15. (a) Was verrät Jesu Umgang mit Matthäus Levi über die Denkweise der Pharisäer? (b) Welche wichtigen Lehren können wir aus diesem Bericht ziehen?

      14 So gut wie jeder, der die Evangelienberichte liest, kann erkennen, welche kritische Grundhaltung die meisten Pharisäer einnahmen. Nachdem Jesus den Steuereinnehmer Matthäus Levi aufgefordert hatte, sein Jünger zu werden, bereitete dieser einen großen Empfang, ein Gastmahl, für ihn. Der Bericht lautet: „Darüber begannen die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten gegen seine Jünger zu murren und zu sagen: ‚Wie kommt es, daß ihr mit Steuereinnehmern und Sündern eßt und trinkt?‘ Jesus erwiderte ihnen und sprach: ‚... Ich bin gekommen, nicht um Gerechte, sondern Sünder zur Reue zu rufen‘ “ (Lukas 5:27-32).

      15 Levi selbst schätzte eine andere Aussage, die Jesus bei dieser Gelegenheit machte: „Geht also hin und lernt, was dies bedeutet: ‚Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer‘ “ (Matthäus 9:13). Obwohl die Pharisäer an die Schriften der hebräischen Propheten zu glauben vorgaben, hatten sie sich diese Aussage aus Hosea 6:6 nicht zu eigen gemacht. Wenn sie denn etwas falsch machten, dann wollten sie sichergehen, daß es zugunsten des Gehorsams gegenüber der Tradition geschah. Jeder von uns könnte sich fragen: „Stehe ich in dem Ruf, ein Paragraphenreiter zu sein, etwa auf Regeln zu bestehen, die meiner persönlichen Meinung oder allgemein üblichen Vorgehensweisen entsprechen? Oder sehen andere in mir vor allem einen barmherzigen, gütigen Menschen?“

      16. Welche Gesinnung pflegten die Pharisäer, und wie können wir uns davor hüten, ihnen zu gleichen?

      16 Unablässig auf anderen herumhacken: das war die Gesinnung der Pharisäer. Sie fanden einfach immer einen Fehler — ob es tatsächlich einer war oder sie es sich nur einbildeten. Sie drängten die Menschen immer in die Defensive und erinnerten sie an ihre Versäumnisse. Die Pharisäer rühmten sich, noch von den winzigsten Kräutern wie Minze, Dill und Kümmel den Zehnten zu geben. Ihre Frömmigkeit stellten sie durch ihre Kleidung zur Schau, und sie versuchten, das Volk zu dirigieren. Sollen unsere Handlungen dem Beispiel Jesu entsprechen, müssen wir uns auf jeden Fall vor der Neigung hüten, ständig nach den Fehlern anderer zu suchen und diese auszuposaunen.

      Wie behandelte Jesus Probleme?

      17—19. (a) Erkläre, wie Jesus mit einer Situation umging, die sehr ernste Folgen hätte haben können. (b) Was machte die Situation angespannt und unangenehm? (c) Wie hättest du reagiert, wenn du dabeigewesen wärst, als sich die Frau Jesus näherte?

      17 Jesu Art, Probleme zu behandeln, unterschied sich völlig von der der Pharisäer. Betrachten wir, wie Jesus mit einer Situation umging, die sehr ernste Folgen hätte haben können. Es ging um eine Frau, die schon 12 Jahre lang an einem Blutfluß litt. Der Bericht steht in Lukas 8:42-48 zu lesen.

      18 Wie es im Bericht von Markus heißt, war die Frau „furchterfüllt und zitternd“ (Markus 5:33). Warum? Bestimmt, weil sie wußte, daß sie Gottes Gesetz übertreten hatte. Laut 3. Mose 15:25-28 war eine Frau mit einem unnatürlichen Blutfluß so lange unrein, wie dieser andauerte, sowie eine weitere Woche. Alles, was sie anrührte, und jeder, der mit ihr in Kontakt kam, wurde unrein. Um zu Jesus zu gelangen, mußte sich diese Frau einen Weg durch die Menge bahnen. Blicken wir heute, 2 000 Jahre später, auf den Bericht, geht uns ihre Not sehr zu Herzen.

      19 Wärst du damals an jenem Tag zugegen gewesen, wie hättest du dann die Situation gesehen? Was hättest du gesagt? Beachte, daß Jesus die Frau freundlich, liebevoll und rücksichtsvoll behandelte und mit keinem Wort auch nur andeutete, welche Schwierigkeiten sie möglicherweise verursacht hatte (Markus 5:34).

      20. Vor welcher Herausforderung könnten wir stehen, wenn das Erfordernis aus 3. Mose 15:25-28 noch heute gelten würde?

      20 Können wir etwas aus diesem Ereignis lernen? Angenommen, du bist heute ein Ältester in der Christenversammlung. Und nehmen wir weiter an, die Vorschrift aus 3. Mose 15:25-28 wäre heute ein christliches Erfordernis und eine Christin hätte aus Verzweiflung und Hilflosigkeit heraus dieses Gesetz übertreten. Wie würdest du reagieren? Würdest du sie mit einer Strafpredigt öffentlich demütigen? „So etwas würde ich natürlich niemals tun!“ sagst du. „Ich würde Jesu Beispiel nachahmen und mir alle erdenkliche Mühe geben, freundlich, liebevoll, fürsorglich und rücksichtsvoll zu sein.“ Sehr gut! Aber die Kunst liegt darin, auch wirklich so zu handeln, das Muster Jesu tatsächlich nachzuahmen.

      21. Was lehrte Jesus die Menschen über das Gesetz?

      21 Grundsätzlich fühlten sich die Menschen von Jesus erquickt, erbaut und ermuntert. Wo Gottes Gesetz konkret formuliert war, gab es nichts daran zu deuteln. War es allgemeiner formuliert, ließ es Spielraum für das Gewissen und gab dem einzelnen Gelegenheit, durch seine Entscheidungen seine Liebe zu Gott zu beweisen. Das Gesetz ließ den Menschen Raum zum Leben und Atmen (Markus 2:27, 28). Gott liebte seine Diener, wirkte ständig für ihr Wohl und war gern barmherzig, wenn sie strauchelten. Jesus war genauso (Johannes 14:9).

      Das Ergebnis der Lehren Jesu

      22. Welche Geisteshaltung nahmen Jesu Jünger dadurch an, daß sie von ihm lernten?

      22 Alle, die auf Jesus hörten und seine Jünger wurden, erlebten, wie zutreffend seine Aussage war: „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matthäus 11:30). Nie fühlten sie sich von ihm niedergedrückt, schikaniert oder durch Vorhaltungen gepeinigt. Sie waren freier, glücklicher und in ihrem Verhältnis zu Gott und zueinander sicherer (Matthäus 7:1-5; Lukas 9:49, 50). Von Jesus lernten sie, daß geistige Führerschaft erfordert, andere zu erquicken und in Sinn und Herz demütig zu sein (1. Korinther 16:17, 18; Philipper 2:3).

      23. Welche wichtige Lektion lernten Jesu Jünger dadurch, daß sie ihn begleiteten, und zu welchen Schlußfolgerungen gelangten sie auf diese Weise?

      23 Außerdem wurde vielen nachhaltig eingeprägt, wie wichtig es ist, mit Christus in Gemeinschaft zu bleiben und sich seine Gesinnung zu eigen zu machen. Er sagte seinen Jüngern: „So, wie der Vater mich geliebt hat und ich euch geliebt habe, bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote des Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe“ (Johannes 15:9, 10). Wollten sie als Diener Gottes erfolgreich sein, würden sie gewissenhaft das umsetzen müssen, was sie von Jesus gelernt hatten — sowohl, was das öffentliche Predigen und Lehren der wunderbaren guten Botschaft Gottes anging, als auch im Umgang mit Angehörigen und Freunden. Während die Bruderschaft wachsen würde und Versammlungen gegründet werden würden, müßten sie sich immer wieder daran erinnern, daß Jesu Vorgehensweise die einzig richtige war. Was er lehrte, war die Wahrheit, und das Leben, das sie in ihm verkörpert gesehen hatten, war das einzige Leben, nach dem es sich zu trachten lohnte (Johannes 14:6; Epheser 4:20, 21).

      24. Wozu sollte uns Jesu Beispiel ermutigen?

      24 Wenn du über einige Gedanken nachsinnst, die wir jetzt betrachtet haben, siehst du dann Bereiche, wo du dich verbessern kannst? Stimmst du der Aussage zu, daß Jesus ausnahmslos richtig dachte, lehrte und handelte? Dann fasse Mut! Er richtet die ermutigenden Worte an uns: „Wenn ihr diese Dinge wißt, glücklich seid ihr, wenn ihr sie tut“ (Johannes 13:17).

      [Fußnote]

      a Im Theologischen Begriffslexikon zum Neuen Testament wird über die Differenzen zwischen Jesus und den Pharisäern gesagt: „Der hier entstehende Gegensatz wird erst von dem unterschiedlichen Gottesverständnis Jesu und der Pharisäer her deutlich. Für den Pharisäer ist Gott primär der Fordernde, für Jesus der Gütige und Barmherzige. Zwar leugnet auch der Pharisäer die Güte und Liebe Gottes nicht, aber sie besteht für ihn in der Gabe der Tora und in der Möglichkeit, das dort Geforderte zu erfüllen ... Im Einhalten der mündlichen Tradition bzw. der davon abgeleiteten Regel sieht der Pharisäer den Weg zur Erfüllung der Tora ... Indem also Jesus das doppelte Liebesgebot (Mt 22,34—40) zur Auslegungsnorm erhebt und damit die Verbindlichkeit der mündlichen Tradition ablehnt ..., gerät er in Konflikte mit der pharisäischen Kasuistik“.

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