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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1994
w94 1. 8. S. 15-20

An Vernünftigkeit zunehmen

„Laßt eure Vernünftigkeit allen Menschen bekanntwerden. Der Herr ist nahe“ (PHILIPPER 4:5).

1. Warum ist es in der heutigen Welt schwer, vernünftig zu sein?

„DER vernünftige Mensch“ — für den englischen Journalisten Sir Alan Patrick Herbert war dieser eine Sagengestalt. Ja, manchmal hat man den Eindruck, daß es in der durch Streitigkeiten entzweiten Welt keine vernünftigen Menschen mehr gibt. Die Bibel sagte voraus, daß in den gegenwärtigen kritischen „letzten Tagen“ die Menschen „brutal“, „unbesonnen“ und „für keine Übereinkunft zugänglich“ wären — mit anderen Worten, alles andere als vernünftig (2. Timotheus 3:1-5). Wahre Christen schätzen dagegen Vernünftigkeit sehr, da sie wissen, daß diese ein Kennzeichen der göttlichen Weisheit ist (Jakobus 3:17). Wir sind nicht der Ansicht, daß es in einer unvernünftigen Welt unmöglich ist, vernünftig zu sein. Statt dessen nehmen wir voll und ganz die Herausforderung an, die der inspirierte Rat des Apostels Paulus aus Philipper 4:5 beinhaltet: „Laßt eure Vernünftigkeit allen Menschen bekanntwerden.“

2. Wie helfen uns die Worte des Apostels Paulus aus Philipper 4:5 bei der Überprüfung, ob wir vernünftig sind?

2 Beachten wir, wie uns die Worte des Paulus helfen, uns persönlich zu überprüfen, ob wir vernünftig sind. Es geht nicht so sehr um die Frage, wie wir uns selbst sehen; es geht vielmehr darum, wie uns andere sehen, wofür wir bekannt sind. In der Übersetzung von Phillips wird dieser Vers wie folgt wiedergegeben: „Steht in dem Ruf, vernünftig zu sein.“ Jeder von uns sollte sich fragen: Wofür bin ich bekannt? Stehe ich in dem Ruf, vernünftig, flexibel und freundlich zu sein? Oder gelte ich als harter, barscher, unbesonnener Mensch?

3. (a) Was bedeutet das auch mit „Vernünftigkeit“ übersetzte griechische Wort, und warum ist diese Eigenschaft so anziehend? (b) Wie kann ein Christ lernen, an Vernünftigkeit zuzunehmen?

3 Der Ruf, den wir in dieser Hinsicht haben, ist ein einfacher Gradmesser dafür, inwieweit wir Jesus Christus nachahmen (1. Korinther 11:1). Jesus ahmte auf der Erde das alles überragende Beispiel, das sein Vater in bezug auf Vernünftigkeit gibt, vollkommen nach (Johannes 14:9). Als Paulus von der „Milde und Freundlichkeit des Christus“ sprach, gebrauchte er für Freundlichkeit ein Wort (epieikía), das auch „Vernünftigkeit“ oder wörtlich „Nachgiebigkeit“ bedeutet (2. Korinther 10:1). In einem Werk wird es als „eines der großen, den Charakter beschreibenden Wörter im N[euen] T[estament]“ bezeichnet (The Expositor’s Bible Commentary). Das Wort steht für eine so ansprechende Eigenschaft, daß es ein Gelehrter mit „wohltuende Vernünftigkeit“ wiedergegeben hat. Wir wollen daher drei Gebiete behandeln, auf denen Jesus wie sein Vater, Jehova, Vernünftigkeit bewies. Vielleicht können wir daraus lernen, wie wir selbst an Vernünftigkeit zunehmen können (1. Petrus 2:21).

„Zum Vergeben bereit“

4. Wodurch zeigte Jesus, daß er „zum Vergeben bereit“ war?

4 Jesus bewies wie sein Vater dadurch Vernünftigkeit, daß er immer wieder „zum Vergeben bereit“ war (Psalm 86:5). Denken wir an die Begebenheit, als Jesus in der Nacht seiner Festnahme und Verurteilung von Petrus, einem seiner vertrauten Gefährten, dreimal verleugnet wurde. Bei einer früheren Gelegenheit hatte Jesus gesagt: „Wer immer mich ... vor den Menschen verleugnet, den will auch ich vor meinem Vater verleugnen“ (Matthäus 10:33). Wandte Jesus diese Regel im Fall des Petrus hart und unbarmherzig an? Nein; Jesus suchte nach seiner Auferstehung Petrus persönlich auf, offensichtlich, um den reumütigen, verzweifelten Apostel zu trösten und zu beruhigen (Lukas 24:34; 1. Korinther 15:5). Jesus ließ Petrus bald darauf große Verantwortung übernehmen (Apostelgeschichte 2:1-41). Hier wurde wohltuende Vernünftigkeit in höchstem Grade bewiesen. Ist es nicht tröstlich, zu wissen, daß Jehova Jesus als Richter der ganzen Menschheit eingesetzt hat? (Jesaja 11:1-4; Johannes 5:22).

5. (a) Welchen Ruf sollten die Ältesten unter den Schafen haben? (b) Welchen Stoff könnten Älteste vor der Behandlung von Rechtsfällen betrachten, und warum?

5 Wenn Älteste in der Versammlung als Richter amten, bemühen sie sich, die vorbildliche Vernünftigkeit Jesu nachzuahmen. Sie möchten von den Schafen nicht als „Bestrafer“ gefürchtet werden. Statt dessen ahmen sie Jesus nach, damit sich die Schafe bei ihnen, den liebevollen Hirten, sicher fühlen. Vernünftigkeit und die Bereitschaft zu vergeben sind bei Rechtsfällen unerläßlich. Manche Älteste haben festgestellt, daß es eine Hilfe ist, vor der Behandlung eines solchen Falls die Artikel „Jehova, der unparteiische ‚Richter der ganzen Erde‘“ und „Ihr Ältesten, richtet mit Gerechtigkeit“ im Wachtturm vom 1. Juli 1992 noch einmal zu betrachten. Sie werden dadurch an das erinnert, was zusammenfassend über Jehovas Vorgehensweise beim Richten gesagt wurde: „Festigkeit, wo nötig; Barmherzigkeit, wo möglich.“ Es ist kein Fehler, bei einem Rechtsfall der Barmherzigkeit zuzuneigen, wenn ein vernünftiger Grund dafür vorhanden ist (Matthäus 12:7). Es ist dagegen ein schwerer Fehler, hart oder unbarmherzig zu sein (Hesekiel 34:4). Älteste hüten sich somit davor, einen Fehler zu machen, wenn sie innerhalb der Grenzen der Gerechtigkeit bewußt so liebevoll und barmherzig wie möglich verfahren. (Vergleiche Matthäus 23:23; Jakobus 2:13.)

Flexibilität bei veränderten Umständen

6. Wie bewies Jesus Vernünftigkeit in Verbindung mit der Nichtjüdin, deren Tochter dämonisiert war?

6 Jesus bewies, daß er wie Jehova sein Vorgehen schnell ändern und sich anpassen konnte, sobald neue Umstände eintraten. Bei einer Gelegenheit bat ihn eine Nichtjüdin, ihre stark dämonisierte Tochter zu heilen. Zunächst zeigte Jesus ihr auf dreifache Weise, daß er ihr nicht helfen wollte — erstens dadurch, daß er ihr nicht antwortete, zweitens durch seine Aussage, er sei nicht zu den Nationen, sondern zu den Juden gesandt worden, und drittens durch eine Veranschaulichung, in der er denselben Gedanken in freundlicher Form wiederholte. Doch die Frau ließ sich durch all das nicht entmutigen, wodurch sie einen außergewöhnlichen Glauben bewies. Angesichts der besonderen Umstände konnte Jesus sehen, daß es in diesem Fall unangebracht gewesen wäre, eine allgemeine Regel anzuwenden; hier galt es mit Rücksicht auf höhere Grundsätze, flexibel zu sein.a Deshalb tat Jesus genau das, was er dreimal abgelehnt hatte. Er heilte die Tochter der Frau (Matthäus 15:21-28).

7. Wodurch könnten Eltern Vernünftigkeit zeigen, und warum?

7 Sind auch wir für unsere Bereitschaft bekannt, flexibel zu sein, wenn es angebracht ist? Eine solche Vernünftigkeit wird von Eltern immer wieder gefordert. Da jedes Kind anders ist, mögen Methoden, die bei einem Kind wirkungsvoll sind, bei einem anderen ungeeignet sein. Wenn die Kinder heranwachsen, ändern sich auch ihre Bedürfnisse. Sollte eine andere Uhrzeit festgelegt werden, wann ein Jugendlicher spätestens zu Hause sein muß? Würde sich eine lebendigere Gestaltung des Familienstudiums positiv auswirken? Sind Vater und Mutter bereit, eine Angelegenheit demütig richtigzustellen, wenn sie wegen einer geringfügigen Verfehlung überempfindlich reagiert haben? Eltern, die in dieser Hinsicht flexibel sind, vermeiden es, ihre Kinder unnötig zu reizen und sie Jehova zu entfremden (Epheser 6:4).

8. Wie können Versammlungsälteste die Führung übernehmen, wenn es darum geht, sich den Bedürfnissen des Gebiets anzupassen?

8 Auch Älteste müssen sich anpassen, wenn sich neue Umstände ergeben, natürlich ohne eindeutige Gesetze Gottes zu verwässern. Achtet ihr bei der Beaufsichtigung des Predigtwerks auf Veränderungen im Gebiet? Wenn sich die Lebensweise der Menschen in eurer Umgebung ändert, sollten gegebenenfalls der Abenddienst, der Straßendienst oder andere Formen des Zeugnisgebens gefördert werden. Uns entsprechend anzupassen ist eine Hilfe, unseren Predigtauftrag noch wirkungsvoller auszuführen (Matthäus 28:19, 20; 1. Korinther 9:26). Paulus war ebenfalls darauf bedacht, sich im Predigtdienst allen Arten von Menschen anzupassen. Tun wir es ihm gleich, beispielsweise dadurch, daß wir uns mit der Religion und der Kultur der Menschen in unserem Gebiet so weit vertraut machen, daß wir ihnen helfen können? (1. Korinther 9:19-23).

9. Warum sollte ein Ältester nicht darauf bestehen, Probleme weiterhin so zu behandeln wie früher?

9 Da die gegenwärtigen letzten Tage immer kritischer werden, müssen sich die Hirten nötigenfalls auf einige der unglaublich tiefgreifenden und unangenehmen Probleme einstellen, mit denen die Herde heute konfrontiert wird (2. Timotheus 3:1). Ihr Ältesten, heute ist nicht die Zeit für Unnachgiebigkeit! Kein Ältester sollte darauf bestehen, Probleme weiterhin so zu behandeln wie früher, wenn seine Methoden inzwischen überholt sind oder wenn es der „treue und verständige Sklave“ für angebracht gehalten hat, zu den entsprechenden Themen aktuellen Stoff zu veröffentlichen (Matthäus 24:45; vergleiche Prediger 7:10; 1. Korinther 7:31). Ein treuer Ältester bemühte sich aufrichtig, einer depressiven Schwester zu helfen, die unbedingt einen guten Zuhörer benötigte. Er schenkte ihren Depressionen jedoch keine große Beachtung und wartete mit ziemlich vereinfachten Lösungen auf. Dann veröffentlichte die Gesellschaft biblischen Aufschluß über genau das Problem, das die Schwester hatte. Der Älteste sprach unverzüglich noch einmal mit ihr, wobei er den neuen Aufschluß berücksichtigte und Mitgefühl für sie wegen ihres Leidens zeigte. (Vergleiche 1. Thessalonicher 5:14, 15.) Welch ein vortreffliches Beispiel für Vernünftigkeit!

10. (a) Inwiefern müssen Älteste im Umgang miteinander und mit der Ältestenschaft flexibel sein? (b) Wie sollte die Ältestenschaft diejenigen betrachten, die sich unvernünftig verhalten?

10 Älteste müssen auch im Umgang miteinander flexibel sein. Wie wichtig ist es doch, daß bei einer Zusammenkunft der Ältestenschaft kein Ältester das Vorgehen allein bestimmt! (Lukas 9:48). Der Bruder, der den Vorsitz hat, muß sich in dieser Hinsicht besondere Zurückhaltung auferlegen. Und wenn ein oder zwei Älteste mit einer Entscheidung der übrigen Ältesten nicht einiggehen, werden sie nicht darauf bestehen, ihren eigenen Weg zu gehen. Solange kein biblischer Grundsatz verletzt wird, werden sie statt dessen nachgeben und daran denken, daß Älteste vernünftig sein müssen (1. Timotheus 3:2, 3). Andererseits sollte die Ältestenschaft im Sinn behalten, daß Paulus die Versammlung in Korinth scharf rügte, weil sie ‘Unvernünftige ertrug’, die sich für ‘superfeine Apostel’ hielten (2. Korinther 11:5, 19, 20). Älteste sollten daher bereit sein, einem Mitältesten, der sich eigensinnig oder unvernünftig verhält, Rat zu erteilen, aber das sollte natürlich mit Milde und Freundlichkeit geschehen (Galater 6:1).

Vernünftigkeit beim Ausüben von Autorität

11. Auf welche unterschiedliche Weise übten seinerzeit die jüdischen geistlichen Führer und Jesus Autorität aus?

11 Als sich Jesus auf der Erde befand, kam seine Vernünftigkeit gewiß durch die Art und Weise zum Ausdruck, wie er die ihm von Gott übertragene Autorität ausübte. Wie sehr er sich doch von den geistlichen Führern seiner Tage unterschied! Betrachten wir ein Beispiel: Gemäß Gottes Gesetz war am Sabbat jegliche Arbeit untersagt, selbst das Holzsammeln (2. Mose 20:10; 4. Mose 15:32-36). Die geistlichen Führer wollten bestimmen, wie das Volk das Gesetz anzuwenden hatte. Deshalb legten sie sogar genau fest, was jemand am Sabbat heben durfte. Ihre Regel lautete: Man darf nichts heben, was schwerer ist als zwei getrocknete Feigen. Sie verboten sogar, mit Nägeln beschlagene Sandalen zu tragen, mit der Begründung, daß das Hochheben des zusätzlichen Gewichts der Nägel eine Arbeit darstellt! Die Rabbiner sollen dem Gesetz Gottes über den Sabbat 39 Regeln hinzugefügt und zu diesen Regeln wiederum endlose Zusätze gemacht haben. Jesus versuchte dagegen das Volk nicht dadurch zu beherrschen, daß er es beschämt beziehungsweise endlose einschränkende Regeln aufgestellt oder strenge, unerreichbare Maßstäbe festgelegt hätte (Matthäus 23:2-4; Johannes 7:47-49).

12. Warum können wir sagen, daß Jesus nicht von den gerechten Maßstäben Jehovas abrückte?

12 Sollten wir daraus schließen, daß sich Jesus nicht unbedingt an Gottes gerechte Maßstäbe hielt? Mit Sicherheit hielt er daran fest! Ihm war allerdings klar, daß Gesetze dann am wirkungsvollsten sind, wenn sich Menschen die Grundsätze zu Herzen nehmen, die hinter den Gesetzen stehen. Während die Pharisäer darauf bedacht waren, die Menschen durch unzählige Regeln zu beherrschen, bemühte sich Jesus, das Herz zu erreichen. Er war sich durchaus bewußt, daß bei göttlichen Gesetzen wie zum Beispiel „Flieht vor der Hurerei“ keine Flexibilität möglich ist (1. Korinther 6:18). Deshalb warnte er das Volk vor Gedanken, die zu Unsittlichkeit führen können (Matthäus 5:28). Für solch eine Belehrung war weit mehr Weisheit und Unterscheidungsvermögen erforderlich als für das einfache Festlegen starrer, schablonenhafter Regeln.

13. (a) Warum sollten sich Älteste davor hüten, starre Gesetze und Regeln aufzustellen? (b) Auf welchen Gebieten ist es wichtig, das Gewissen des einzelnen zu respektieren?

13 Auch heute sind Brüder, die Verantwortung tragen, daran interessiert, Herzen zu erreichen. Aus diesem Grund hüten sie sich davor, willkürliche, starre Regeln aufzustellen oder ihre persönlichen Ansichten und Meinungen zum Gesetz zu erheben. (Vergleiche Daniel 6:7-16.) Freundliche Hinweise, die beispielsweise die Kleidung und die sonstige äußere Erscheinung betreffen, mögen von Zeit zu Zeit passend und angebracht sein, doch ein Ältester könnte seinen Ruf als vernünftiger Mann riskieren, wenn er dauernd davon redet oder etwas vorschreiben möchte, was lediglich seinem persönlichen Geschmack entspricht. Ja, alle in der Versammlung sollten sich davor hüten, über andere herrschen zu wollen. (Vergleiche 2. Korinther 1:24; Philipper 2:12.)

14. Wie zeigte Jesus, daß er bei dem, was er von anderen erwartete, vernünftig war?

14 Älteste sollten sich auch in anderer Hinsicht überprüfen: „Ist das vernünftig, was ich von anderen erwarte?“ Jesus war in dieser Hinsicht gewiß vernünftig. Er zeigte seinen Nachfolgern immer wieder, daß er von ihnen nicht mehr verlangte als ihre aufrichtigen Bemühungen und daß er diese sehr schätzte. Er lobte die arme Witwe, obwohl sie nur Münzen von geringem Wert spendete (Markus 12:42, 43). Als seine Jünger die kostspielige Gabe Marias kritisierten, wies er sie zurecht und sagte: „Laßt sie. ... Sie hat getan, was sie konnte“ (Markus 14:6, 8). Er war vernünftig, selbst als seine Nachfolger ihn enttäuschten. So forderte er in der Nacht seiner Verhaftung seine drei vertrautesten Apostel auf, mit ihm zu wachen, doch sie enttäuschten ihn, weil sie wiederholt einschliefen. Trotzdem äußerte er die mitfühlenden Worte: „Der Geist ist zwar voller Eifer, aber das Fleisch ist schwach“ (Markus 14:34-38).

15, 16. (a) Warum sollten sich Älteste davor hüten, die Herde unter Druck zu setzen oder einzuschüchtern? (b) Was veranlaßte eine treue Schwester, von anderen nicht mehr soviel zu erwarten?

15 Es stimmt, Jesus ermunterte seine Nachfolger, ‘alle Kraft daranzusetzen’ (Lukas 13:24, Albrecht). Aber er zwang sie niemals, das zu tun. Statt dessen regte er sie dazu an, gab ihnen ein Beispiel, übernahm die Führung und war darauf bedacht, ihr Herz zu erreichen. Er vertraute darauf, daß die Macht des Geistes Jehovas das übrige tun würde. Ebenso sollten Älteste heute die Herde zwar ermuntern, Jehova mit ungeteiltem Herzen zu dienen, aber sie müssen sich davor hüten, Schuld- oder Schamgefühle zu wecken, um die Herde einzuschüchtern, beispielsweise indem sie andeuten, daß das, was die Brüder und Schwestern gegenwärtig im Dienst für Jehova tun, in irgendeiner Hinsicht ungenügend oder unannehmbar sei. Wer mit Strenge dazu antreibt, immer noch mehr zu tun, kann diejenigen entmutigen, die bereits alles tun, was ihnen möglich ist. Wie traurig wäre es, wenn sich ein Ältester den Ruf erwerben würde, „schwer zufriedenzustellen“ zu sein — von Vernünftigkeit könnte man dann kaum noch sprechen! (1. Petrus 2:18).

16 Wir alle sollten vernünftig sein und nicht zu hohe Erwartungen an andere stellen. Eine Schwester schrieb, nachdem sie und ihr Mann aus dem Missionardienst ausgeschieden waren, weil sie sich um ihre kranke Mutter kümmern mußten: „Die gegenwärtigen Zeiten sind für die Verkündiger hier draußen in den Versammlungen wirklich schwierig. Uns, die wir im Kreis- und Bezirksdienst vor vielen dieser Belastungen geschützt gewesen sind, wurde das unvermittelt und schmerzlich bewußt. Früher dachte ich beispielsweise oft bei mir: ‚Warum bietet die Schwester in diesem Monat nicht die richtigen Veröffentlichungen an? Liest sie denn nicht den Königreichsdienst?‘ Jetzt weiß ich, warum. Für manche ist es schon eine Leistung, überhaupt in den Dienst zu gehen.“ Wieviel besser ist es doch, unsere Brüder für das, was sie tun, zu loben, statt sie wegen etwas zu richten, was sie nicht tun!

17. Wodurch gibt uns Jesus ein Beispiel für Vernünftigkeit?

17 Betrachten wir ein letztes Beispiel, wie Jesus seine Autorität auf vernünftige Weise gebraucht. Wie sein Vater wacht Jesus nicht eifersüchtig über seine Autorität. Auch er zeichnet sich dadurch aus, daß er anderen Autorität überträgt, und so hat er seine treue Sklavenklasse über „seine ganze Habe“ hier auf der Erde gesetzt, damit sie sich darum kümmert (Matthäus 24:45-47). Und er hat keine Angst davor, sich die Meinung anderer anzuhören. Oft fragte er seine Zuhörer: „Was denkt ihr?“ (Matthäus 17:25; 18:12; 21:28; 22:42). So sollte es auch heute unter allen Nachfolgern Christi sein. Keine noch so große Autorität sollte sie veranlassen, das Zuhören für überflüssig zu halten. Ihr Eltern, hört zu! Ihr Ehemänner, hört zu! Ihr Ältesten, hört zu!

18. (a) Wie könnten wir feststellen, ob wir in dem Ruf stehen, vernünftig zu sein? (b) Was sollten wir uns alle vornehmen?

18 Gewiß möchte jeder von uns „in dem Ruf [stehen], vernünftig zu sein“ (Philipper 4:5, Phillips). Doch wie können wir herausfinden, ob wir in diesem Ruf stehen? Nun, als Jesus wissen wollte, was die Menschen über ihn sagten, fragte er seine vertrauten Gefährten (Matthäus 16:13). Warum nicht sein Beispiel nachahmen? Wir können jemand fragen, auf dessen Offenheit wir vertrauen, ob wir den Ruf haben, ein vernünftiger, flexibler Mensch zu sein. Sicher können wir alle viel tun, um Jesu vollkommenes Beispiel für Vernünftigkeit noch genauer nachzuahmen. Besonders wenn wir in einem gewissen Umfang Autorität über andere haben, müssen wir uns unbedingt an das Beispiel halten, das Jehova und Jesus geben, wir müssen Autorität stets auf vernünftige Weise ausüben und jederzeit bereit sein, zu vergeben, uns zu beugen oder nachzugeben, wenn es angebracht ist. Ja, jeder von uns sollte sich bemühen, vernünftig zu sein (Titus 3:2).

[Fußnote]

a In dem Buch Begriffe des Neuen Testaments heißt es: „Ein Mensch, der epieikes ist, weiß, daß manchmal etwas nach dem Gesetz durchaus gerecht und trotzdem moralisch völlig verkehrt sein kann. Ein Mensch, der epieikes ist, weiß, wann das Gesetz unter dem Zwang einer Macht gemildert werden muß, die höher und größer ist als das Gesetz.“

Wie würdest du antworten?

◻ Warum sollten Christen den Wunsch haben, vernünftig zu sein?

◻ Wie können Älteste Jesu Bereitschaft zu vergeben nachahmen?

◻ Warum sollten wir uns bemühen, so flexibel wie Jesus zu sein?

◻ Wie können wir beim Ausüben von Autorität Vernünftigkeit beweisen?

◻ Wie können wir überprüfen, ob wir wirklich vernünftig sind?

[Bild auf Seite 15]

Jesus vergab dem reumütigen Petrus bereitwillig

[Bild auf Seite 16]

Als eine Frau außergewöhnlichen Glauben bewies, sah Jesus, daß es in diesem Fall unangebracht war, eine allgemeine Regel anzuwenden

[Bild auf Seite 18]

Ihr Eltern, hört zu!

[Bild auf Seite 18]

Ihr Ehemänner, hört zu!

[Bild auf Seite 18]

Ihr Ältesten, hört zu!

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