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  • g96 8. 2. S. 26-27
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  • Wie sollte man sich verhalten, wenn man jemand verletzt hat?
  • Erwachet! 1996
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Erwachet! 1996
g96 8. 2. S. 26-27

Was sagt die Bibel?

Wie sollte man sich verhalten, wenn man jemand verletzt hat?

IRGEND etwas stimmt nicht. Ich spüre es ganz deutlich. Mein Glaubensbruder zeigt mir die kalte Schulter. Er rückt zwar nicht mit der Sprache heraus, aber er sagt kaum guten Tag — und dann auch nur, wenn ich zuerst grüße. Soll ich auf ihn zugehen, um herauszufinden, was nicht in Ordnung ist?

„Das ist sein Problem“, sage ich mir. „Falls er etwas gegen mich hat, soll er selbst kommen und mit mir darüber sprechen.“ Tatsächlich ermutigt die Bibel jemand, der sich verletzt fühlt, die Initiative zu ergreifen, um mit seinem Bruder Frieden zu schließen. (Vergleiche Matthäus 18:15-17.) Wie steht es aber mit dem Verursacher des Problems? Trägt auch er eine Verantwortung? Und wenn ja, welche?

Jesus sagte in seiner Bergpredigt: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh weg; schließe zuerst mit deinem Bruder Frieden; und dann, wenn du zurückgekommen bist, bringe deine Gabe dar“ (Matthäus 5:23, 24). Beachten wir, daß Jesu Worte an den Verursacher gerichtet sind. Welche Verantwortung hat er, die Sache zu bereinigen? Um das zu klären, wollen wir einmal untersuchen, was Jesu Worte für seine jüdischen Zuhörer im ersten Jahrhundert bedeuteten.

‘Die Gabe zum Altar bringen’

Jesus vermittelte hier ein anschauliches Bild: Ein jüdischer Anbeter ist zu einem der alljährlichen Feste nach Jerusalem gekommen. Er möchte Jehova eine Gabe — höchstwahrscheinlich ein Tier — bringen.a Ein Opfer darzubringen war alles andere als ein bedeutungsloses Ritual. In dem Buch Judaism—Practice and Belief wird erklärt: „Ein wohlgenährtes, makelloses Opfertier auszusuchen, es von Fachleuten begutachten zu lassen, mit ihm bis auf ein paar Meter an den Altar heranzugehen, es zu überreichen, ihm die Hände auf den Kopf zu legen, Unreinheit oder Schuld zu bekennen oder das Tier auf andere Weise zu übergeben, ihm die Kehle aufzuschneiden oder es nur zu halten — durch all das war das Bedeutsame und Ehrfurchtgebietende dieses Augenblicks gewährleistet. ... Niemand, der glaubte, daß Gott den gesamten Ablauf geboten hatte ..., konnte daran teilnehmen, ohne ergriffen zu sein.“

Jesu Worte in Matthäus 5:23, 24 versetzten die Zuhörer also gedanklich in eine für jüdische Anbeter bedeutsame und ehrfurchtgebietende Szene. Ein Bibelgelehrter beschreibt dies wie folgt: „Der Anbeter hat den Tempelbezirk betreten; er ist durch eine Reihe von Vorhöfen gegangen — den Vorhof der Heiden, den Vorhof der Frauen, den Vorhof der Männer. Dahinter liegt der Vorhof der Priester, den Laien nicht betreten dürfen. Der Anbeter steht an der Einzäunung und wartet darauf, dem Priester das Opfertier auszuhändigen; er legt die Hände zum Bekennen auf [auf den Kopf des Tieres].“

In diesem entscheidenden Augenblick erinnert sich der Anbeter daran, daß sein Bruder etwas gegen ihn hat. Vielleicht sagt es ihm sein eigenes Gewissen, oder er spürt an der Haltung seines Bruders ihm gegenüber, daß dieser sich verletzt fühlt. Was soll er tun?

„Laß deine Gabe dort ... und geh weg“

„Laß deine Gabe dort vor dem Altar“, erklärte Jesus, „und geh weg.“ Weshalb? Was könnte in diesem Augenblick wichtiger sein, als Jehova ein Opfer darzubringen? „Schließe zuerst mit deinem Bruder Frieden“, fuhr Jesus fort, „und dann, wenn du zurückgekommen bist, bringe deine Gabe dar.“ Der Anbeter läßt sein Opfer also lebendig am Brandopferaltar zurück und macht sich auf die Suche nach seinem gekränkten Bruder.

Wegen des Festes befindet sich der Betreffende zweifellos unter den Pilgern, die nach Jerusalem geströmt sind. Mit seinen engen Gassen und den dicht beieinanderstehenden Häusern hat Jerusalem eine beachtliche Einwohnerzahl. Doch während eines Festes ist die Stadt noch dazu wegen der vielen Besucher restlos überfüllt.b

Selbst wenn man davon ausgeht, daß Bewohner desselben Ortes zusammen reisen und lagern, kostet es einige Mühe, sich durch das Gedränge in der Stadt hindurchzuschieben, um jemand zu finden. Während des Laubhüttenfestes errichten Besucher zum Beispiel in ganz Jerusalem und in den Straßen und Gärten außerhalb der Stadt Laubhütten (3. Mose 23:34, 42, 43). Dennoch wird von dem jüdischen Anbeter erwartet, daß er seinen gekränkten Bruder so lange sucht, bis er ihn findet. Was dann?

„Schließe ... mit deinem Bruder Frieden“, sagte Jesus. Der griechische Ausdruck, der mit „Frieden schließen“ wiedergegeben wird, kommt von einem Verb (diallássō), das „‚verändern, vertauschen‘ und folglich ‚sich versöhnen‘“ bedeutet. Nachdem der jüdische Anbeter beträchtliche Mühe aufgewandt hat, um seinen gekränkten Bruder zu finden, bemüht er sich, mit ihm Frieden zu schließen. Dann, so erklärte Jesus, kann er zum Tempel zurückkehren und seine Gabe darbringen, denn nun wird Gott sie annehmen.

Jesu Worte aus Matthäus 5:23, 24 enthalten somit eine wichtige Lektion: Versöhnung oder Frieden kommt vor dem Opfern. Die Art und Weise, wie wir Mitgläubige behandeln, beeinflußt unmittelbar unser Verhältnis zu Gott (1. Johannes 4:20).

Was sollte man tun, wenn man jemand verletzt hat?

Wie sollte man sich verhalten, wenn man sich in der eingangs geschilderten Situation befindet, also spürt, daß man einen Mitgläubigen verletzt hat? Was ist zu tun?

Dem Rat Jesu folgend, sollte man die Initiative ergreifen und auf den Betreffenden zugehen. Mit welchem Ziel? Um ihn zu überzeugen, daß er keinen Grund hat, sich verletzt zu fühlen? Bestimmt nicht! Es kann sich um mehr als lediglich ein Mißverständnis handeln. „Schließe ... Frieden“, sagte Jesus. Sofern möglich, sollte man ihm helfen, den Groll aus seinem Herzen zu verbannen (Römer 14:19). Um das zu erreichen, muß man ihm wahrscheinlich zugestehen, daß seine Gefühle verletzt wurden, statt ihm dies auszureden. Vielleicht sollte man auch fragen: „Wie kann ich die Sache wiedergutmachen?“ Oft genügt schon eine aufrichtige Entschuldigung. Manchmal braucht der Betreffende allerdings etwas Zeit, bis er mit seinen Gefühlen ins reine kommt.

Was aber, wenn man sich trotz wiederholter Bemühungen nicht mit dem anderen aussöhnen kann? In Römer 12:18 heißt es: „Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden.“ Haben wir uns Mühe gegeben, Frieden zu schließen, dann können wir überzeugt sein, daß unsere Anbetung für Jehova annehmbar ist.

[Fußnoten]

a Gewöhnlich wurden Opfer bei den drei jährlichen Festen — Passah, Pfingsten und Laubhüttenfest — dargebracht (5. Mose 16:16, 17).

b Es gibt unterschiedliche Schätzungen, was die Zahl der Pilger betrifft, die zu den Festen nach Jerusalem kamen. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, der im ersten Jahrhundert lebte, schätzte, daß fast drei Millionen Juden beim Passah zugegen waren (Der Jüdische Krieg, 2. Buch, Kap. 14, Abs. 3; 6. Buch, Kap. 9, Abs. 3).

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