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Welche Stadt ist der Mittelpunkt des Christentums?Der Wachtturm 1966 | 1. Mai
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prachtvollen Tempel aus Holz und Stein später, im Jahre 70 u. Z. Jesus verrichtete zu dieser Zeit das Werk, das er seinen Jüngern mit folgenden Worten beschrieben hatte, als er mit ihnen auf der Erde weilte: „Auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen.“ Jesus war nun im Himmel als das große Felsmassiv oder der Grundeckstein gelegt worden. An diesem Tag des Pfingstfestes, dem „Fest der Ernte, der Erstlinge deiner Arbeit, dessen, was du auf dem Felde säen wirst“, dem „Fest der Wochen“, begann Jesus, der zur Rechten Gottes im Himmel saß, den heiligen Geist auf die hundertundzwanzig treuen Jünger auszugießen. Diese warteten, versammelt in Jerusalem, nicht in einem Tempel, sondern in einem „Obersaal“. Der Geist gab ein Geräusch von sich, das sich anhörte wie eine Brise, und die Jünger sprachen in fremden Zungen, die von Menschen aus vielen Ländern, die zum Fest in Jerusalem weilten, verstanden wurden. Petrus war derjenige, den der heilige Geist anleitete aufzustehen und den Juden und Proselyten, die sich versammelt hatten, um diese bemerkenswerte Erscheinung zu beobachten, folgendes zu erklären:
„Diesen Jesus hat Gott auferstehen lassen, von welcher Tatsache wir alle Zeugen sind. Da er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und den verheißenen heiligen Geist vom Vater empfangen hat, hat er das ausgegossen, was ihr seht und hört.“ — Apg. 1:13, 14; 2:1-33.
Petrus erklärte den Juden dort, daß das Ausgießen des heiligen Geistes in jenen letzten Tagen des irdischen Jerusalem und seines Tempels eine Erfüllung der Prophezeiung aus Joel 2:28-32 sei, die er dann zitierte. Der Text lautet:
„Danach wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen. Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen. Und ich werde Wunder geben im Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen; die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln, und der Mond in Blut, ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare. — Und es wird geschehen, ein jeder, der den Namen Jehovas anrufen wird, wird errettet werden; denn auf dem Berge Zion und in Jerusalem wird Errettung sein, wie Jehova gesprochen hat, und unter den Übriggebliebenen, welche Jehova berufen wird.“ — Siehe Apostelgeschichte 2:14-21.
WO DIESE STADT IST
Jesus hatte die Jünger angewiesen, sich in Jerusalem aufzuhalten, bis der Geist auf sie ausgegossen wäre. (Apg. 1:4-8, 12-15) Statt aber jetzt einen buchstäblichen Tempel zu bauen, wie der, den König Herodes in Jerusalem errichtet hatte, fing Jesus an, die Christenversammlung, die ein „geistiges Haus“ ist, auf sich selbst aufzubauen „für den Zweck einer heiligen Priesterschaft, um geistige Schlachtopfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus annehmbar“ sind. (1. Petr. 2:5) Jetzt, da die Jünger mit heiligem Geist getauft worden waren und geistige Söhne Gottes geworden waren, hatten sie sich in Wirklichkeit einem geistigen Zion, einem himmlischen Jerusalem, genaht. Der Tempel, dem sie sich genaht hatten, auf den sie ihren Blick gerichtet hatten und auf den sie jene aufmerksam gemacht haben mußten, die eine andere Anbetungsform ausübten, war deshalb eine himmlische Stadt mit einem geistigen Tempel. Das war jetzt der von Jehova errichtete Anbetungsort, und somit würde er keine irdische Stadt anerkennen. Die Grundlage der Versammlung, die unsterbliche Geistperson Jesus Christus, ist himmlischer Art; sie hat keine irdische Grundlage, nein, sie wird nicht von irgendeinem Menschen auf der Erde gebildet. Der Tempel ist ein geistiger, ein himmlischer, nicht irgendein buchstäblicher Tempel oder eine Kathedrale auf der Erde. Deshalb ist der geistige Tempel in keiner irdischen Stadt zu finden.
Auf die Tatsache, daß sich die Versammlung einem himmlischen Zion „naht“, wird in Hebräer 12:22-24 unsere Aufmerksamkeit gelenkt. Der Apostel Paulus richtete diese Worte zuerst an die Christen, die von Geburt Hebräer waren. Er sagte: „Sondern ihr habt euch [ganz verschieden von euren irdischen Vorvätern] Zion, einem Berge, genaht und einer Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und Myriaden von Engeln, in der allgemeinen Versammlung, und der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln eingetragen worden sind, und Gott, dem Richter aller, und dem geistigen Leben von vollkommen gemachten Gerechten, und Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes, und dem Blut der Besprengung, das auf bessere Weise redet als Abels Blut.“
Paulus schenkt den Worten im nächsten Kapitel besondere Aufmerksamkeit, wenn er über den Führer der Christen sagt: „Deshalb hat auch Jesus, damit er mit seinem eigenen Blut das Volk heilige, außerhalb des Tores [des irdischen Jerusalem] gelitten. Laßt uns also zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und die Schmach, die er trug, tragen, denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen ernstlich die künftige.“ — Hebr. 13:12-14.
Während Jesus Jerusalem als die Stadt bezeichnete, die die Propheten tötete, lag doch der Ort, an dem Jesus starb, um den Loskaufspreis für seine Nachfolger darzubringen außerhalb Jerusalems; und da die Christen in den Tagen Jesu nicht nach Jerusalem mit seinem Tempel aufblickten, der einst Gottes Anwesenheit dargestellt hatte, können Christen in unseren Tagen nicht auf irgendeine Stadt der Christenheit blicken, die vorgibt, Gott zu vertreten, in Wirklichkeit aber die Prediger des Christentums als „Außenstehende“ ihrer Organisation verfolgt, als Unerwünschte oder Untaugliche, die keinen Teil dessen ausmachen, was sie als Christenheit bezeichnen.
„KINDER“ WELCHER STADT?
Paulus wies darauf hin, welcher Unterschied zwischen der irdischen und der himmlischen Stadt besteht, als er an die Galater folgendes schrieb: „Diese Hagar nun [ein Sklavenmädchen aus dem Hause des Patriarchen Abraham] bedeutet den Sinai, einen Berg in Arabien [wo die Zehn Gebote übermittelt wurden], und sie entspricht dem heutigen Jerusalem, denn dieses befindet sich mit seinen Kindern in Sklaverei. Das Jerusalem droben dagegen ist frei, und es ist unsere Mutter. Deshalb, Brüder, sind wir nicht Kinder einer Magd, sondern der Freien. Für eine solche Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Darum steht fest und laßt euch nicht wieder in ein Joch der Sklaverei spannen.“ — Gal. 4:25, 26, 31; 5:1.
Die ersten Christen würden sich dem Bau gegenüber, den Gott bis dahin gebraucht hatte, dem Tempel in der Stadt Jerusalem, in keiner Weise respektlos verhalten; es berührte diese hebräischen Christen nicht weiter, als römische Legionäre im Jahre 70 u. Z. Jerusalem zerstörten. Die ersten Christen gehorchten den Anweisungen Jesu und flohen aus der zum Untergang verurteilten Stadt, bevor sie zerstört wurde. Warum waren sie durch die Vernichtung nicht verwirrt und aus der Fassung gebracht? Weil sie Kinder ihrer himmlischen Mutter, des „Jerusalem droben“, waren, und sie hatten sich der wirklichen „Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem“, genaht. Auch wurden sie später nicht Kinder irgendeiner anderen Stadt auf Erden, sagen wir Kinder Roms, so daß sie mit Recht „römische Christen“ hätten genannt werden können. Das „Jerusalem droben“ war die „Mutter“, die sie anerkannten. (Luk. 21:20-24) Jene, die von Geburt an Juden waren, waren nicht mehr nur natürliche Israeliten; sie waren jetzt geistige Israeliten.
JERUSALEM WIRD „NIEDERGETRETEN“
Das Babylon aus alter Zeit, das man lange als den Mittelpunkt der Weltreligion ansah, sank schließlich in unbewohnbare Trümmer, die bis auf diesen Tag geblieben sind. Bevor Babylon jedoch vollständig in Trümmer sank, erlebte Jerusalem seine zweite Zerstörung. Der „kommende Zorn“, vor dem Johannes der Täufer gewarnt hatte, wurde nun über Jerusalem ausgeschüttet, und die Feuertaufe der Vernichtung kam über diese Stadt, durch die die jüdische „Spreu“ verbrannt wurde; Christen entrannen dieser Taufe. — Matth. 3:7-12.
Es ereignete sich auf folgende Weise: Nachdem die Juden gegen die Herrschaft der Römer rebelliert und die römischen Truppen Jerusalem angegriffen und sich im Jahre 66 vorübergehend zurückgezogen hatten, flohen die Christen aus Jerusalem und begaben sich meist über den Jordan in die gebirgige Gegend Gileads. Pella war einer der bekannten Orte, wo sie sich aufhielten. Damit gehorchten sie der Prophezeiung Jesu: „Wenn ihr ferner die Stadt Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann erkennt, daß ihre Verwüstung nahe gekommen ist. Dann sollen jene, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen, und die in ihrer Mitte sind, sollen hinausgehen, und jene, die sich an Orten auf dem Lande befinden, sollen nicht in sie hineingehen ... Denn dann wird große Not im Lande sein und Zorn über diesem Volk; und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und als Gefangene zu allen Nationen geführt werden; und Jerusalem wird von den Nationen niedergetreten werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind.“ — Luk. 21:20-24.
Im Jahre 70 u. Z. erlebte Jerusalem unter General Titus und seinen römischen Legionen ein schreckliches „Niedertreten“. Aber bei einem Vergleich der Worte Jesu mit der Prophezeiung Daniels, dem 4. Kapitel, können wir erkennen, daß Jesus nicht meinte, die sieben Zeiten der Heiden oder die „bestimmten Zeiten der Nationen“ würden in jenem Jahr beginnen. Sie hatten schon im Jahre 607 v. u. Z. begonnen, als die Babylonier anfingen, Jerusalem „niederzutreten“, und es so zum ersten Mal vernichteten. Von dieser Zeit an hatte Jerusalem nie mehr einen König aus der Linie Davids, der auf dem „Thron Jehovas“ saß, und die Heidenzeiten sollten 2520 Jahre oder bis zum frühen Herbst des Jahres 1914 u. Z. dauern. Jesus meinte lediglich, daß das „Niedertreten“ bis zum Ende der bestimmten Zeiten, das heißt bis zum Jahre 1914, andauern müsse. — Hes. 21:27.
Obwohl der Sitz der leitenden Körperschaft der Christenversammlung während des früheren Teils des ersten Jahrhunderts gleichsam in Jerusalem war, weil die Apostel und die mit ihnen Verbundenen an diesem Orte wohnten, betrachteten die Christen diese Stadt nicht als den Mittelpunkt ihrer Religion. Es stimmt, Jerusalem war der Ort, zu dem Paulus und Barnabas hinzogen, um mit der beratenden Versammlung über die Frage der Beschneidung zusammenzutreffen, auch wurde ein Brief mit Anweisungen von der leitenden Körperschaft, die damals dort ihren Sitz hatte, versandt. Später jedoch reiste der Apostel Paulus umher und bezog als Ausgangspunkt für seine Reisen eine Wohnung in Antiochien in Syrien. Er schrieb Briefe von vielen verschiedenen Städten aus, und obwohl diese nicht von Jerusalem kamen, sahen die Christenversammlungen diese Briefe als von dem Kanal, der leitenden Körperschaft, kommend an, dem Kanal, den Gott geschaffen hatte, um durch ihn seine Belehrung weiterzuleiten, die für die Versammlung bindend war. Das gleiche trifft auf Petrus zu, der von Babylon aus schrieb, und auf Johannes, dem ein Engel Jesu Christi im Jahre 96 u. Z. eine Vision übermittelte, die er in dem Buch, Offenbarung oder Apokalypse genannt, aufzeichnete. Das geschah von der Insel Patmos aus. Die späteren Schriften des Johannes stammen aus der Gegend von Ephesus.
Da das „Niedertreten“ der buchstäblichen Stadt Jerusalem weiterging, besuchte der römische Kaiser und Pontifex maximus Hadrian im Jahre 130 u. Z. die Ruinen Jerusalems und befahl, die Stadt wieder aufzubauen. Doch die Juden rebellierten unter Bar Kochba, aus Furcht, die heidnische Anbetung könnte sich dort festsetzen. Um das Jahr 134 wurde die Revolte niedergeschlagen. Römer und Juden hatten große Verluste erlitten. Später wurden Juden massenweise hingemordet. Jerusalem gehörte zu der römischen Kolonie Aelia Capitolina. Jupiterstatuen und Standbilder des Kaisers Hadrian wurden im Tempelbezirk aufgerichtet, und dort, wo der Tempel gestanden hatte, wurde dem heidnischen Gott Jupiter ein Heiligtum gebaut. Den Juden war es bei Todesstrafe verboten, die Stadt zu betreten. Das blieb so bis zum Jahre 312 u. Z. Als Konstantin Kaiser und Pontifex maximus wurde und ein Christ zu werden bekannte, erschien die Stadt unter einem neuen Blickpunkt. Sie wurde als „heiliger“ und historischer Ort der Christenheit gepflegt, und Konstantin der Große baute in ihr die „heilige Grabeskirche“.
DAS „NIEDERTRETEN“ HÖRT AUF
Bedeuteten diese Ereignisse, daß das Jerusalem der Tage Konstantins zum Zion der treuen Nachfolger Jesu Christi geworden ist? Nein, lediglich Babylon die Große, Gottes Feindin, hatte Jerusalem als „heilige Stadt“ bezeichnet. Das irdische Zion hatte Jesus Christus bei seinem triumphalen Einzug im Jahre 33 u. Z. als König zurückgewiesen. Die Römer zerstörten Zion samt seinem Tempel im Jahre 70, aber das wahre Zion, zu dem der damals noch lebende Apostel Johannes und seine Mitapostel gehörten, war weiterhin von Bestand, denn es ist ein geistiges, himmlisches Zion mit einem himmlischen Tempel, dem Mittelpunkt der Anbetung.
Was das Königtum betrifft, war Jerusalem, bevor die Babylonier es im Jahre 607 v. u. Z. „niedertraten“, der Sitz des irdischen Vorbild-Königreiches Gottes. Könige aus dem königlichen Geschlecht Davids saßen auf dem Thron, der als der „Thron Jehovas“ bezeichnet wurde. Obwohl Jehova im Jahre 607 v. u. Z. den Königreichsbund mit David nicht brach, wurde der Thron Jehovas — Gottes Königreich — bis zu der Zeit umgestürzt, bis der kommt, welchem das Recht gehört. (Hes. 21:32) Es handelt sich hier um den Erben und Herrn König Davids, um Jesus Christus, den Hohenpriester nach der Weise Melchisedeks. Er sollte beide Ämter einnehmen, das des Hohenpriesters und das des Königs. — Ps. 110:4; Hebr. 5:10; 6:20.a
Wann würde das „Niedertreten“ Jerusalems beendet sein, und was würde das bedeuten? Es sollte die Wiederaufrichtung des Königreiches Gottes aus der Linie Davids bedeuten. Aber das sollte nicht im irdischen Zion stattfinden, weil das bedeutet hätte, den Sohn Gottes, der seit 33 u. Z. im Himmel zur Rechten Gottes sitzt, auf der Erde zu inthronisieren. Doch das sollte im Himmel geschehen, dort, wo Gottes Königreich aufgerichtet ist. Die Zeit dafür würde am Abschluß der sieben „Zeiten der Nationen“ herbeigekommen sein, im Jahre 1914 u. Z. — Hebr. 10:12, 13; Ps. 110:2.
WOHIN MAN SICH WENDEN MUSS, UM GEFÜHRT ZU WERDEN
Jesus Christus erklärte: „Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten.“ (Joh. 4:24) Christen brauchen keine irdischen Darstellungen von Gott; auch brauchen sie nicht durch etwas Derartiges an Gott oder seinen geistigen Tempel erinnert werden, damit sie Gott anbeten. Sie wissen heute, daß Jesus Christus als König eingesetzt und daß er auch in Gottes heiligem Tempel, auf dem himmlischen Berg Zion, als der große Hohepriester Melchisedeks ist. Durch Gottes Wort, das, wie Jesus sagte, Geist und Leben ist, und durch Gottes heiligen Geist als Tröster und Helfer werden sie auf theokratische Weise geleitet. Das bedeutet, daß sie von Gott aus den Himmeln durch den von ihm ernannten König, Jesus Christus, geleitet werden. Sie arbeiten mit Gottes Organisation auf der gesamten Erde zusammen und anerkennen, daß die Aufseher in der Organisation durch den Geist eingesetzt worden sind. So kann ihre Organisation nicht einfach mit irgendeinem nationalen Namen, beispielsweise als eine römische oder amerikanische Organisation, bezeichnet werden.
Gott gebietet in Jesaja 51:1, 2: „Höret auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjaget, die ihr Jehova suchet! Blicket hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf die Höhlung der Grube, aus welcher ihr gegraben seid. Blicket hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat.“ Sie wenden sich an den großen Fels, Jehova Gott, den größeren Abraham, und an die freie Frau, ihre geistige Mutter droben, die das geistige Zion ist, und an seine theokratische Organisation, um geführt zu werden. Den Beweis dafür, daß sie das tun, finden wir einwandfrei in ihrer Tätigkeit, die sie weltweit in Einheit durchführen, indem sie das gleiche Predigtwerk, das in den Tagen Jesu und seiner Apostel verrichtet wurde, weiterführen, wo immer sie sind. Ihre Kongresse sind Muster einer solchen Einheit, denn unter ihnen sind alle nationalen und sozialen Schranken aufgehoben. Es ist so, wie der Apostel Paulus schrieb: „Ihr alle seid tatsächlich Söhne Gottes durch euren Glauben an Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr in Christus getauft worden seid, habt Christus angezogen. Da gibt es weder Jude noch Grieche, da gibt es weder Sklave noch Freier, da gibt es weder Mann noch Weib; denn ihr alle seid e i n e r in Gemeinschaft mit Christus Jesus. Überdies wenn ihr Christus angehört, seid ihr wirklich Abrahams Same, Erben hinsichtlich einer Verheißung.“ (Gal. 3:26-29) Ja, sie sind zu einem geistigen, himmlischen Zion gekommen, um die Wahrheit zu finden, die die Menschen frei macht, zu einer Stadt, in der der Mittelpunkt ihrer Anbetung ist.
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Die Einheit bewahren, indem man die Wahrheit redetDer Wachtturm 1966 | 1. Mai
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Die Einheit bewahren, indem man die Wahrheit redet
BIS heute ist eine friedliche, vereinte Welt nur ein Wunschtraum gewesen. Die Menschen haben zwar schon alles mögliche versucht, aber sie sind immer noch uneins. Religiöse Unstimmigkeiten, Rassenvorurteile und politische Ideologien wirken weiterhin als trennende Faktoren. Wir brauchen uns darüber auch nicht zu wundern, denn die Herzen der „Könige“ oder Herrscher dieser Welt sind „auf Bosheit bedacht ..., und an e i n e m Tische ... [reden] sie Lügen“. — Dan. 11:27.
Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß Lügen Uneinigkeit stiften. Der „Gott dieses Systems der Dinge“, Satan, der Teufel, macht die Menschen für die Wahrheit blind, indem er bei ihnen Selbstsucht, Eifersucht, Gewalttat und Wollust fördert. Darum ist erst dann, wenn Satan und seine Dämonen nach Harmagedon im Abgrund sein werden, zu erwarten, daß unter allen Menschen Frieden und Einheit herrschen werden. — 2. Kor. 4:4; Offb. 20:1-3.
Unter wahren Christen herrschen jedoch heute schon Frieden und Einheit, denn sie befolgen den vortrefflichen biblischen Rat: „Da ihr jetzt die Unwahrheit abgelegt habt, rede ein jeder von euch mit seinem Nächsten Wahrheit; ... die Wahrheit redend, laßt uns in allen Dingen durch Liebe in den hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus bewirkt der ganze Leib, harmonisch zusammengefügt und durch jedes Gelenk, welches gibt, was nötig ist, zur Zusammenarbeit veranlaßt, gemäß dem gebührenden Maß der Funktion jedes einzelnen Gliedes, das Wachstum des Leibes zu dessen Auferbauung in Liebe.“ — Eph. 4:25, 15, 16.a
Die Wahrheit zu reden heißt in Übereinstimmung mit Gottes Wort, der Bibel, zu reden, denn Jesus sagte von diesem Wort: „Dein Wort ist Wahrheit.“ Die Geologie und die Archäologie haben schon viele Beweise dafür geliefert, daß die biblische Geschichte wahr ist; die Erfahrungen des Menschen bestätigen täglich, daß die biblischen Grundsätze vernünftig sind; das gegenwärtige Weltgeschehen ist ein Beweis für die Genauigkeit der biblischen Prophezeiungen, und die Tatsachen zeigen, daß die Bibel auffallend mit der wahren Wissenschaft übereinstimmt. — Joh. 17:17.
Folgendes Beispiel mag dies veranschaulichen: In der alten Mythologie gab es viele Sagen, nach denen die Erde irgendwie gestützt werden soll. Nach der bekanntesten soll sie auf den Schultern des Riesen Atlas ruhen. Ein Bibelschreiber schrieb jedoch schon vor 3500 Jahren, Gott habe die Erde „über dem Nichts“ aufgehängt, und zeigte so, daß er mit den wissenschaftlichen Tatsachen übereinstimmte, also nicht glaubte, daß die Erde irgendwelche sichtbare Stützen hat. — Hiob 26:7.
Wieso wirkt das Reden der biblischen Wahrheit vereinigend? Weil man, um die Wahrheit zu reden, ein gutes Herz haben muß. Jesus sagte: „Aus der Fülle des Herzens redet sein Mund.“ Man muß zuerst die Wahrheit im Herzen haben, die einen dann, wie Jesus zeigte, frei macht. Frei wovon? Von falscher Religion, bedrückenden Traditionen, ungesunden politischen Ideen und Philosophien sowie von Haß und Furcht vor Unbekannten und vor seinen Nächsten. Die Wahrheit zu reden macht wahrheitsliebende Menschen frei von Bitterkeit, Tadelsucht und Neid. — Luk. 6:45; Joh. 8:32.
Ja, wer die Wahrheit im Herzen hat, denkt so, wie Gott denkt, er denkt auch daran, etwas zu tun, um anderen zu helfen. Gott ist Liebe, er ist die Selbstlosigkeit in Person. Seine Wahrheit im Herzen zu haben macht selbstlos, und Selbstlosigkeit vereint, denn die Selbstlosigkeit ist am Wohl anderer interessiert; sie ist nicht nur auf ihre eigenen Interessen bedacht. — 1. Kor. 13:5; 1. Joh. 4:8.
Nimmst du die Wahrheit in dein Herz auf, so wirst du auch bald die Wahrheit reden. Bist du ein Familienhaupt, dann bist du ganz besonders verpflichtet, die Wahrheit zu reden, das heißt, du mußt dafür sorgen, daß deine Familie regelmäßig gemeinsam die Bibel studiert. Durch ein Studium der biblischen Wahrheit kommen sich deine Angehörigen näher, und das vereint. Wenn dann solche vereinten Familien dem Gebot nachkommen: „Laßt uns ... unser Zusammenkommen nicht aufgeben, ... und das um so mehr, als ihr den Tag [Jehovas] herannahen seht“, entstehen
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