Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Der Geist, der zu Gott zurückkehrt
    Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei?
    • 6. Kapitel

      Der Geist, der zu Gott zurückkehrt

      FÜR jeden aufrichtigen Erforscher der Bibel sollte es außer Frage stehen, daß das, was in der Bibel mit „Seele“ bezeichnet wird, kein unsterblicher Bestandteil des Menschen ist, der nach dem Tod des Körpers als etwas was Bewußtsein hat, weiterexistiert. Doch es gibt Personen, die, wenn man ihnen die vielen Beweise dafür unterbreitet, was die Seele wirklich ist, weitere Einwände vorbringen, um den Glauben zu stützen, daß es im Menschen etwas gibt, was nach dem Tode weiterlebt.

      Ein Bibeltext, der zu diesem Zweck oft zitiert wird, ist Prediger 12:7. Er lautet: „Dann kehrt der Staub zur Erde zurück, so, wie er gewesen ist, und der Geist selbst kehrt zu dem wahren Gott zurück, der ihn gegeben hat.“ Adam Clarke, ein wesleyanisch-methodistischer Theologe, schreibt in seinem Commentary über diesen Vers: „An dieser Stelle macht der Weise einen ganz deutlichen Unterschied zwischen Leib und Seele: Der Leib ist nicht dasselbe wie die Seele; nur der Leib ist stofflich, die Seele nicht. Der Leib der stofflich ist, kehrt zu dem zurück, was er ursprünglich war: Staub; aber der Geist, der unstofflich ist, kehrt zu Gott zurück.“ Etwas Ähnliches wird in dem Werk A Catholic Commentary on Holy Scripture gesagt: „Die Seele geht zu Gott zurück.“ In diesen beiden Kommentaren wird somit angedeutet, daß Seele und Geist ein und dasselbe sind.

      Doch ist es interessant, festzustellen, daß es auch katholische und protestantische Gelehrte gibt, die eine ganz andere Auffassung vertreten. In dem „Glossary of Biblical Theology Terms“, einem Verzeichnis von theologischen Ausdrücken in der katholischen New American Bible (herausgegeben von P. J. Kenedy & Sons, New York, 1970) lesen wir: „Wenn ,Geist‘ im Gegensatz zu ,Fleisch‘ gebraucht wird, ... so wird damit nicht bezweckt, einen stofflichen von einem unstofflichen Bestandteil des Menschen zu trennen ... ,Geist‘ bedeutet nicht Seele.“ In dieser Übersetzung wird in Prediger 12:7 nicht das Wort „Geist“ gebraucht, sondern der Ausdruck „Lebensatem“. In der protestantischen Interpreter’s Bible wird über den Verfasser des Buches „Prediger“ gesagt: „Der Koheleth meint nicht, daß die Persönlichkeit des Menschen weiterexistiere.“ Man kommt also zu ganz verschiedenen Schlüssen. Ist es dennoch möglich, mit Sicherheit zu wissen, was der Geist ist und in welchem Sinne er zu Gott zurückkehrt?

      In Prediger 12:1-7 werden in poetischer Sprache die Folgen des Alters und des Todes geschildert. Nach dem Tod geht der Körper schließlich in Verwesung über und wird wieder ein Bestandteil des Staubes der Erde. Der „Geist“ dagegen „kehrt zu dem wahren Gott zurück“. Der Tod des Menschen wird also mit der Rückkehr des Geistes zu Gott in Verbindung gebracht, was andeutet, daß das Leben des Menschen in einer gewissen Hinsicht von diesem Geist abhängt.

      Im Grundtext lautet das hebräische Wort in Prediger 12:7, das mit „Geist“ oder „Lebensatem“ wiedergegeben worden ist, ruach. Das entsprechende griechische Wort ist pneuma. Unser Leben hängt zwar von dem Atmungsvorgang ab, aber das Wort „Atem“ oder „Odem“ (wie viele Übersetzer die Wörter ruach und pneuma oft wiedergeben) eignet sich nicht immer als Synonym für das Wort „Geist“. Ferner werden auch andere hebräische und griechische Wörter, nämlich neschamáh (hebräisch) und pnoé (griechisch), mit „Atem“ oder „Odem“ übersetzt. (Siehe 1. Mose 2:7 und Apostelgeschichte 17:25.) Es ist aber trotzdem bemerkenswert, daß die Übersetzer, die manchmal statt „Geist“ die Wörter „Odem“ oder „Atem“ verwenden, dadurch zeigen, daß sich die entsprechenden Wörter im Grundtext auf etwas beziehen, das keine Persönlichkeit hat, das aber für den Fortbestand des Lebens unerläßlich ist.

      WAS DER GEIST IST

      In der Bibel wird ausdrücklich gesagt, daß das Leben des Menschen vom Geist (ruach oder pneuma) abhängt. Wir lesen: „Wenn du [Jehova] ihren Geist [ruach] wegnimmst, verscheiden sie, und zu ihrem Staub kehren sie zurück“ (Psalm 104:29). „Der Leib [ist] ohne Geist [pneuma] tot“ (Jakobus 2:26). Der Geist ist somit das, was den Körper belebt.

      Aber diese belebende Kraft ist nicht lediglich Atem. Warum nicht? Weil das Leben noch eine kurze Zeit, nachdem die Atmung aufgehört hat, in den Körperzellen bleibt. Deshalb sind Wiederbelebungsversuche manchmal erfolgreich, und deshalb können Körperorgane von einem Menschen auf den anderen verpflanzt werden. Das alles muß aber schnell geschehen. Sobald die Lebenskraft aus den Körperzellen gewichen ist, nützen Bemühungen, das Leben zu erhalten, nichts mehr. Mit dem Atem der ganzen Welt könnte keine einzige Zelle wieder belebt werden. So betrachtet, muß der „Geist“ eine unsichtbare Lebenskraft sein, die in jeder lebenden Zelle des menschlichen Körpers wirksam ist.

      Ist diese Lebenskraft nur im Menschen wirksam? Was wir in der Bibel lesen, kann uns helfen, diesbezüglich richtig zu schlußfolgern. Über die Vernichtung von Menschen und Tieren durch eine weltweite Überschwemmung wird in der Bibel berichtet: „Alles, in dessen Nase der Odem [neschamáh] der Lebenskraft [im Hebräischen steht für „Kraft“ ruach, Geist] wirksam war, starb, nämlich alles, was auf dem trockenen Boden war“ (1. Mose 7:22). In Prediger 3:19 wird in Verbindung mit dem Tod eine ähnliche Feststellung gemacht: „Es gibt eine Zufälligkeit hinsichtlich der Menschensöhne und eine Zufälligkeit hinsichtlich des Tieres, und dieselbe Zufälligkeit trifft sie. Wie der eine stirbt, so stirbt der andere; und sie alle haben nur e i n e n Geist [ruach], so daß es keine Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier gibt.“ In bezug auf den Geist, der den Körper belebt, ist der Mensch also dem Tier nicht überlegen. Mensch und Tier haben den gleichen unsichtbaren Geist oder die gleiche Lebenskraft.

      Den Geist oder die Lebenskraft, die in den Tieren und im Menschen wirksam ist, könnte man in einer Hinsicht mit fließenden Elektronen oder elektrischem Strom vergleichen, der eine Maschine oder ein Gerät speist. Der unsichtbare elektrische Strom kann, je nachdem, was für eine Maschine oder was für ein Gerät damit versorgt wird, verschieden wirken. So kann ein Ofen Wärme erzeugen, ein Ventilator einen Luftstrom, ein Computer kann mathematische Probleme lösen, und ein Fernsehgerät kann Bilder und Stimmen sowie andere Laute wiedergeben. Die gleiche unsichtbare Kraft, die bewirken kann, daß der Ton wiedergegeben wird, kann auch bewirken, daß Wärme erzeugt wird oder daß numerisch komplizierte Probleme gelöst werden. Nimmt jedoch der elektrische Strom jemals die oft komplizierten Merkmale der Maschinen oder Geräte an, die damit gespeist oder betrieben werden? Nein, er bleibt stets lediglich elektrischer Strom — eine Kraft oder Energieform.

      So haben auch Mensch und Tier „nur e i n e n Geist“ oder nur eine wirksame Kraft. Der Geist oder die Lebenskraft, die es dem Menschen ermöglicht, seine Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten, unterscheidet sich in keiner Weise von dem Geist, der es den Tieren ermöglicht, ihre Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten. Dieser Geist bewahrt keines der Merkmale der Zellen des toten Körpers. Der Geist hält zum Beispiel die in den Gehirnzellen gespeicherte Information nicht fest und setzt unabhängig von diesen Zellen den Denkvorgang nicht fort. Über den Menschen lesen wir in der Bibel: „Sein Geist [ruach] geht aus, er kehrt zurück zu seinem Erdboden; an jenem Tag vergehen seine Gedanken tatsächlich“ (Psalm 146:4).

      Da dem so ist, kann die Rückkehr der ruach oder des Geistes zu Gott einfach keine Fortsetzung der Existenz, verbunden mit Bewußtsein, bedeuten. Der Geist setzt den menschlichen Denkvorgang nicht fort. Er ist nur eine Lebenskraft, für die es unabhängig vom Leib keine Weiterexistenz, verbunden mit Bewußtsein, gibt.

      WIE DER GEIST ZU GOTT ZURÜCKKEHRT

      Wie kehrt diese Kraft oder dieser Geist, der unsichtbar und unpersönlich ist, zu Gott zurück? Gelangt er in die buchstäbliche Gegenwart Gottes im Himmel?

      Das Wort „zurückkehren“ wird in der Bibel nicht immer in der Bedeutung von einer buchstäblichen Bewegung — von einem Ort zum anderen — gebraucht. Den untreuen Israeliten zum Beispiel wurde gesagt: „Kehret zu mir zurück, und ich will zu euch zurückkehren, spricht der Ewige der Heerscharen“ (Maleachi 3:7, Zunz). Das bedeutete offensichtlich nicht, daß die Israeliten die Erde verlassen und sich in die Gegenwart Gottes begeben sollten. Auch bedeutete es nicht, daß Gott den Himmel verlassen und bei den Israeliten auf der Erde wohnen würde. Der Ausdruck die Israeliten sollten zu Jehova „zurückkehren“, bedeutete, daß sie sich von ihrem falschen Weg abwenden und wieder in Übereinstimmung mit den gerechten Wegen Gottes wandeln sollten. Und die Worte „ich will zu euch zurückkehren“ bedeuteten, daß Jehova seine Aufmerksamkeit wieder in wohlwollender Weise seinem Volk zuwenden würde. In beiden Fällen bezog sich das Zurückkehren auf eine Einstellung und nicht auf eine buchstäbliche Bewegung von einem geographischen Ort zu einem anderen.

      Man könnte das wie folgt veranschaulichen: Ein Unternehmen oder Eigentum geht aus einer bestimmten Hand in anderen Besitz über. In einem gewissen Land mag zum Beispiel die Eisenbahn aus der Hand privater Unternehmer in Staatsbesitz übergehen. Bei der Überführung in Staatsbesitz mögen alle Einrichtungen der Eisenbahn und sogar sämtliche Unterlagen bleiben, wo sie sind. Was wechselt, ist die Autorität.

      So ist es auch mit dem Geist oder der Lebenskraft. Wenn der Mensch stirbt, braucht der Geist, um zu ‘Gott zurückzukehren’, sich nicht buchstäblich von der Erde weg in den himmlischen Bereich zu bewegen. Aber die Gabe, als ein vernunftbegabtes Geschöpf zu leben, ein Geschenk, das der Verstorbene einst besaß, kehrt jetzt zu Gott zurück. Das, was erforderlich ist, um die Person zu beleben, nämlich der Geist oder die Lebenskraft, ist in Gottes Hand (Psalm 31:5; Lukas 23:46).

      Die Situation ist ähnlich wie die eines Angeklagten, der zum Richter sagt: „Mein Leben ist in Ihrer Hand.“ Er meint damit, es läge beim Richter, wie sein Leben weitergehen werde. Der Angeklagte kann nicht selbst darüber bestimmen. Es liegt nicht in seiner Hand.

      Ähnlich ist es mit einem Verstorbenen: Er hat keine Macht über seinen Geist oder seine Lebenskraft. Man kann sagen, sie sei zu Gott zurückgekehrt, weil es von Gott abhängt, ob der Betreffende später wieder leben wird. Es liegt bei Gott, zu entscheiden, ob er dem Verstorbenen den Geist oder die Lebenskraft wiedergeben will.

      Schließt das notwendigerweise jede Möglichkeit für ein Leben nach dem Tode aus? Gilt es nicht, noch etwas anderes zu erwägen?

      WIE IST ES MIT DER WIEDERGEBURT ODER DER WIEDERVERKÖRPERUNG?

      Millionen Menschen, die völlig unterschiedliche Glaubensansichten vertreten — „christliche“ und nichtchristliche —, sind überzeugt, daß die Menschen vor ihrem jetzigen Leben schon einmal gelebt hätten und daß sie nach ihrem Tod weiterleben würden. Ihre Vorstellungen weichen zwar stark voneinander ab, doch alle glauben, daß ein Bestandteil des Menschen in einem anderen Geschöpf wiedergeboren wird oder in einen neuen Leib eingeht.

      In dem Buch A Manual of Buddhism wird unter anderem zugunsten des Glaubens an eine Wiedergeburt folgendes gesagt: „Manchmal haben wir merkwürdige Erlebnisse, die nur mit der Wiedergeburt erklärt werden können. Wie oft begegnen wir Personen, die uns völlig fremd sind, und dennoch haben wir das bestimmte Gefühl, sie zu kennen! Wie oft kommen wir zum erstenmal irgendwohin, haben aber das Empfinden, wir würden diese Umgebung kennen!“

      Ist es dir auch schon so ergangen? Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, nachdem du jemand zum erstenmal gesehen hast, du würdest ihn schon lange kennen? Wie kann man eine solche Erfahrung erklären?

      Es gibt viele Ähnlichkeiten unter den Menschen. Vielleicht kam es dir zum Bewußtsein, nachdem du etwas nachgedacht hattest, daß die betreffende Person in ihrer Eigenart und ihrem Äußeren einem deiner Verwandten oder Freunde glich.

      Vielleicht hast du in einer bestimmten Stadt gewohnt oder Bilder davon gesehen. Wenn du dann eine andere Stadt besuchst, mögen dir gewisse Ähnlichkeiten auffallen, so daß du das Gefühl bekommst, die Umgebung sei dir eigentlich gar nicht fremd oder unbekannt.

      Ist die Schlußfolgerung daher nicht vernünftig, daß das Gefühl, Personen und Orte, die man zum erstenmal sieht, zu kennen, nicht daher rührt, daß man schon einmal gelebt hätte, sondern auf die Erfahrungen zurückzuführen ist, die man in seinem jetzigen Leben gemacht hat? Wenn alle Menschen schon mehrmals gelebt hätten, müßten sie sich dann nicht alle dessen bewußt sein? Warum haben Millionen Menschen nicht das geringste Gefühl, schon einmal gelebt zu haben, oder den geringsten Gedanken daran? Wie kann außerdem eine Person Fehler vermeiden, die sie in früheren Leben gemacht hat, wenn sie sich nicht einmal daran erinnern kann? Was würden solche früheren Leben nützen?

      Der eine oder andere mag das damit erklären, daß das Leben eine Last wäre, wenn sich die Menschen an die Einzelheiten früherer Leben erinnern könnten. Mohandas K. Gandhi hat diesen Gedanken wie folgt ausgedrückt: „Es ist der Gütigkeit der Natur zuzuschreiben, daß wir uns an die vergangenen Geburten nicht erinnern. Worin bestünde der Nutzen, sich an die Einzelheiten der zahllosen Geburten zu erinnern, die wir erlebt haben? Das Leben wäre eine Last, wenn wir uns an so vieles erinnerten. Ein kluger Mensch vergißt absichtlich vieles. So vergißt zum Beispiel ein Rechtsanwalt die Einzelheiten eines Falles, sobald er erledigt ist.“ Das ist eine interessante Erklärung. Aber ist sie stichhaltig?

      Wir mögen uns nicht an alles erinnern können, was wir erlebt haben, aber bestimmt haben wir auch nicht alles vergessen. Ein Anwalt mag die genauen Einzelheiten gewisser Fälle vergessen, aber die Erfahrung, die er durch die Behandlung dieser Fälle gewonnen hat, wird ein Bestandteil seines Wissens. Es wäre für ihn von großem Nachteil, wenn er alles vergessen würde. Ferner muß man sich fragen: Was verursacht größeren Kummer: ein schlechtes oder ein gutes Gedächtnis? Ist ein alter Mann, der ein gutes Gedächtnis hat und daher sein Wissen und seine Erfahrung gut nutzen kann, nicht weit besser daran als ein alter Mann, der sozusagen alles vergessen hat?

      Könnte man wirklich von „Gütigkeit“ sprechen, wenn man alles, was man in einem früheren Leben gelernt hätte, wieder lernen müßte? Würdest du es als eine „Gütigkeit der Natur“ erachten, wenn du stets nach ungefähr zehn Jahren sozusagen alles vergessen würdest, was du wüßtest, und wieder von neuem anfangen müßtest, eine Sprache zu lernen und Wissen sowie Erfahrungen zu sammeln, nur um das alles dann wieder aus dem Gedächtnis zu verlieren? Wäre das nicht enttäuschend? Wäre es nicht ein riesengroßer Verlust? Warum dann annehmen, daß das alle siebzig oder achtzig Jahre geschieht? Kannst du dir vorstellen, daß ein liebevoller Gott eine solche Wiedergeburt zu einem Bestandteil seines Vorhabens mit der Menschheit gemacht hätte?

      Viele Anhänger der Lehre von einer Wiedergeburt glauben, daß Personen, die ein schlechtes Leben geführt hätten, in einer niederen Kaste oder als Insekt, Vogel oder Säugetier wiedergeboren würden. Aber warum haben wir ausgerechnet heute, da Verbrechen und Gewalttat in beispiellosem Maße überhandnehmen, einen solchen Zuwachs an Menschen, eine solche Bevölkerungsexplosion? Ferner, warum zeigen Angehörige der untersten Kaste ausgezeichnete Leistungen, wenn man ihnen eine Bildungschance gibt? Die New York Times berichtete zum Beispiel in ihrer Ausgabe vom 26. Oktober 1973, daß ein 16jähriges Mädchen, das einer niederen Kaste angehört, die Intelligenteste in der Schule von Kallipaschim (Indien) sei. Sie ist begabter als ein Mädchen, das der höchsten Kaste angehört, der Kaste der Brahmanen. Wie kann man das erklären? Ist es nicht so, daß die Lehre von der Wiedergeburt oder der Wiederverkörperung solche Dinge nicht zufriedenstellend erklären kann?

      Ferner denke man auch darüber nach, welche Früchte diese Lehre gezeitigt hat. Sind nicht viele Menschen dadurch in ein Leben hineingezwungen worden, das ihrer unwürdig gewesen ist, indem sie niedere Arbeiten unter schlechten Verhältnissen leisten mußten und kaum eine Möglichkeit hatten, durch eine Ausbildung ihr Los zu verbessern?

      WIRD IN DER BIBEL DIE WIEDERGEBURT GELEHRT?

      Vielleicht weisen nun einige Personen darauf hin, daß logische Folgerungen die Möglichkeit einer Wiedergeburt nicht unbedingt ausschließen. Auf die erwähnten Argumente mögen sie antworten: „Sogar in der Bibel wird die Wiedergeburt gelehrt. Das ist nur eines der vielen Dinge, die die Menschen nicht ganz erklären können.“

      Da Anhänger der Lehre von einer Wiedergeburt die Bibel ins Gespräch bringen, möchten wir betrachten, was darin gesagt wird. Welche Bibeltexte werden angeführt, um die Lehre von einer Wiedergeburt zu beweisen? In dem Buch What Is Buddhism? wird folgende Antwort gegeben: „Den christlichen Leser möchten wir darauf hinweisen, daß die Lehre von der Wiedergeburt in den verstümmelten Fragmenten der Lehren Christi, die noch vorhanden sind, deutlich zu erkennen ist. Ein Beispiel sind die weitverbreiteten Gerüchte, daß Jesus der wiedergekommene Johannes der Täufer, Jeremia oder Elia sei (Matthäus xvi, 13-16). Sogar Herodes dachte offenbar, daß Jesus der ,von den Toten auferstandene Johannes der Täufer‘ sei.“

      Was ist zu diesen Argumenten zu sagen? Hat Jesus Christus selbst behauptet, Johannes der Täufer, Jeremia oder Elia zu sein? Nein, diese Behauptungen wurden von Personen aufgestellt, die nicht glaubten, daß Jesus der verheißene Messias oder Christus war. Jesus konnte nicht Johannes der Täufer gewesen sein, weil er, als er ungefähr dreißig Jahre alt war, von Johannes, der älter war als er, getauft worden war (Matthäus 3:13-17; Lukas 3:21-23). König Herodes äußerte die unvernünftige Ansicht, Jesus sei der von den Toten auferstandene Johannes, weil er Johannes hatte hinrichten lassen und deswegen von heftigen Schuldgefühlen geplagt wurde.

      Aber gibt es nicht direkte Äußerungen Jesu Christi, die als Stütze für den Glauben an die Wiedergeburt oder die Wiederverkörperung angesehen werden? Ja, es gibt eine solche Äußerung. Bei einer Gelegenheit brachte Jesus Christus Johannes den Täufer mit Elia, dem hebräischen Propheten, der in alter Zeit gelebt hatte, in Verbindung. Er sagte: „Elia [ist] schon gekommen ..., und sie haben ihn nicht anerkannt, sondern haben mit ihm alles getan, was sie wollten. ... Da merkten die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen redete“ (Matthäus 17:12, 13). Hat Jesus mit den Worten „Elia [ist] schon gekommen“ gemeint, Johannes der Täufer sei der wiedergeborene Elia gewesen?

      Die Antwort auf diese Frage muß aufgrund dessen gegeben werden, was die Bibel als Ganzes sagt. Zu der Zeit, da Jesus auf der Erde wirkte, dachten viele Juden, daß Elia buchstäblich zurückkommen würde. Und die Prophezeiung Maleachis wies auf die Zeit hin, da Jehova Gott den Propheten Elia senden würde (Maleachi 4:5). Johannes der Täufer betrachtete sich selbst aber nicht als Elia in Person oder als eine Wiederverkörperung dieses hebräischen Propheten. Bei einer Gelegenheit fragten ihn gewisse Juden: „Bist du Elia?“ Darauf antwortete Johannes: „Ich bin es nicht“ (Johannes 1:21). Es war jedoch vorhergesagt worden, daß Johannes „mit Elias Geist und Kraft“ den Weg vor dem Messias her bereiten würde (Lukas 1:17). Demzufolge zeigte Jesus lediglich, als er Johannes den Täufer mit Elia in Verbindung brachte, wie sich die Prophezeiung an Johannes erfüllte, der ein solches Werk tat wie Elia in alter Zeit.

      Ein anderer Bibeltext, den Personen, die an eine Wiederverkörperung glauben, anführen, ist Römer 9:11-13: „Als sie [Esau und Jakob] noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten — damit der Vorsatz Gottes bezüglich der Auserwählung nicht von Werken, sondern von dem Einen, der beruft, abhängig bleibe —, wurde ihr [Rebekka] gesagt: ,Der Ältere wird der Sklave des Jüngeren sein‘, so, wie geschrieben steht [in Maleachi 1:2, 3]: ,Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehaßt.‘ “ Zeigt diese Stelle nicht, daß Gott seine Wahl aufgrund dessen getroffen hat, was Jakob und Esau in früheren Leben getan hatten, bevor Rebekka sie gebar?

      Warum den Text nicht noch einmal lesen? Man beachte, daß darin ausdrücklich gesagt wird, Gott habe seine Wahl getroffen, bevor die beiden Gutes oder Böses taten. Gott traf seine Wahl also nicht aufgrund ihrer Werke in einem früheren Leben.

      Worauf stützte sich denn Gott bei seiner Wahl, die er traf, ehe die beiden Jungen geboren waren? Aus der Bibel geht hervor, daß Gott den Embryo sehen kann und daher schon vor der Geburt die Erbanlagen eines Kindes kennt (Psalm 139:16). Da Gott von seiner Fähigkeit, etwas vorherzuwissen, Gebrauch machte, wußte er, wie die beiden Knaben geartet sein würden, was für ein Gemüt und was für eine Persönlichkeit sie haben würden; deshalb konnte er denjenigen auswählen, der für den besonderen Segen der Geeignetere wäre. Das Leben der beiden bestätigte, wie weise Gott gewählt hatte. Jakob interessierte sich für geistige Dinge und glaubte an die Verheißungen Gottes Esau dagegen offenbarte materialistische Neigungen und bekundete keine Wertschätzung für heilige Dinge (Hebräer 11:21; 12:16, 17).

      Auch die Worte, die der Apostel Paulus aus Maleachi zitierte, nämlich Gott habe ‘Jakob geliebt’ und ‘Esau gehaßt’, beziehen sich darauf, wie Jehova die beiden, gestützt auf ihre Erbanlage, beurteilte. Maleachi schrieb diese Worte viele Jahrhunderte nach dem Tode Jakobs und Esaus nieder und sie bestätigten, was Gott über die Knaben vor ihrer Geburt angedeutet hatte.

      Um die Lehre von der Wiederverkörperung zu stützen, wird von einigen noch eine Frage, die Jesu Jünger aufwarfen, angeführt. Bezüglich eines Blindgeborenen stellten die Jünger die Frage: „Wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, so daß er blind geboren wurde?“ (Johannes 9:2). Zeigen diese Worte nicht, daß der Mann schon einmal gelebt haben mußte?

      Nein! Jesus Christus teilte die Vermutung, dieser Mann habe gesündigt, ehe er sich als Kind im Leibe seiner Mutter entwickelte und dann geboren wurde, nicht. Jesus sagte: „Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern es ist geschehen, damit die Werke Gottes in seinem Fall kundgemacht würden“ (Johannes 9:3). Das heißt, menschliche Unvollkommenheiten und Gebrechen — zum Beispiel die Blindheit dieses Mannes — gaben Gelegenheit dafür, daß die Werke Gottes in Form einer Wunderheilung kundgemacht wurden. Wäre niemand blind geboren worden, hätten die Menschen nicht erfahren, daß Gott einen Blindgeborenen sehend machen kann. Jehova Gott hat zugelassen, daß eine sündige Menschheit entstand, und die Unvollkommenheiten und die Gebrechen der Menschen gaben ihm Gelegenheit, ihnen zu zeigen, was er für sie tun kann.

      Einige Personen mögen glauben, daß gewisse Bibeltexte die Vorstellung von einer Wiedergeburt stützen würden. Prüft man sie aber näher, stellt man fest, daß sie das nicht tun. Nirgendwo in der Bibel wird etwas von einer Wiedergeburt oder einer Seelenwanderung gesagt, von einem Geist oder etwas anderem, was nach dem Tod des Leibes weiterleben soll. Es gibt Personen, die versucht haben, den Gedanken von einer Wiedergeburt oder einer Wiederverkörperung in die Heilige Schrift „hineinzulesen“. Eine biblische Lehre ist es jedoch nicht.

      Die Bibel zeigt deutlich, daß es keine Weiterexistenz, verbunden mit Bewußtsein, mittels einer Seele oder eines Geistes gibt, der beim Tod den Leib verlassen und weiterleben würde. Als Gott den ersten Menschen wegen dessen Ungehorsam zum Tode verurteilte, stellte er ihm keine Wiedergeburt oder Wiederverkörperung in Aussicht. Adam wurde gesagt: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst, denn aus ihm wurdest du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren“ (1. Mose 3:19). Der Mensch sollte also zum leblosen Staub der Erde zurückkehren.

      Bedeutet das, daß mit dem jetzigen Leben alles vorbei ist? Oder besteht eine Möglichkeit für künftiges Leben, das auf eine andere Weise zu erlangen ist? Verlangt dies, daß die Lebenden den Toten helfen, oder können die Lebenden nichts für die Toten tun?

      [Bild auf Seite 51]

      Der Geist ist mit elektrischem Strom zu vergleichen, der bei den verschiedensten Geräten bewirkt, daß sie funktionieren, aber niemals nimmt er die Merkmale dieser Geräte an.

  • Bedürfen die Verstorbenen deiner Hilfe?
    Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei?
    • 7. Kapitel

      Bedürfen die Verstorbenen deiner Hilfe?

      EIN altes chinesisches Sprichwort lautet: „Die Toten so zu ehren, als ob sie noch lebten, ist höchster Ausdruck kindlicher Ergebenheit.“ Wenn die Toten wirklich in einer anderen Welt weiterleben und wenn ihnen das, was die auf der Erde Zurückgebliebenen für sie tun, von Nutzen ist, würde die Liebe gebieten, sich um sie zu kümmern.

      Viele Personen tun allerdings nur so, als würden sie die alten Traditionen pflegen, sind aber nicht überzeugt, daß es ein Weiterleben nach dem Tode gibt. Andere dagegen glauben ganz sicher, daß die Verstorbenen ihrer Hilfe bedürfen.

      Millionen Menschen in fast allen Ländern Asiens und in gewissen Teilen Afrikas glauben, daß sie ihr ganzes Leben lang die verstorbenen Vorfahren verehren müßten. Vor der Ahnentafel ihrer abgeschiedenen Angehörigen bringen sie Weihrauch und Gebete dar, sie stellen Blumen davor und sogar Speisen als Opfer. Das geschieht in der Annahme, eine solche Verehrung würde es den Verstorbenen ermöglichen, im Jenseits glücklich zu leben, und sie daran hindern, feindselige Geister zu werden.

      Besonders in Verbindung mit den Trauerfeierlichkeiten und der Bestattung scheuen die Hinterbliebenen keine Kosten, um den Verstorbenen zu helfen. Man beachte folgende Schilderung eines traditionellen Begräbnisses in einem asiatischen Land, das ein prominenter Mann erhielt, der als Berater der Regierung gearbeitet hatte:

      Die Totenfeier wurde von buddhistischen Priestern geleitet. Feuerwerk wurde abgebrannt, um die bösen Geister zu vertreiben. Reispapier, auf dem Gebete standen, wurde verbrannt, weil man glaubte, das wäre dem Geist des verstorbenen Mannes von Nutzen. Neben die Leiche wurden Speisen, Getränke und Tabak gestellt, damit der Geist sich nach Wunsch erfrischen könnte.

      Darauf wurde die Leiche in einen Sarg gelegt und blieb dann neunundvierzig Tage in einem Raum des Bestattungsinstituts aufgebahrt. Der älteste Sohn trauerte dort sechs Tage lang. Am siebenten Tag ging er nach Hause, um zu schlafen, sich zu baden und die Kleider zu wechseln. Darauf kehrte er wieder an den Sarg zurück und trauerte sechs Tage lang, worauf ein Ruhetag folgte, und das wiederholte sich während der neunundvierzig Tage. In dieser Zeit wurde fast ununterbrochen Feuerwerk abgebrannt, und Tag und Nacht hörte man die Klänge von Flöten, Trommeln und Zimbeln.

      Am neunundvierzigsten Tag fand der eindrucksvolle Leichenzug statt. Musikkapellen spielten. Entlang der Straße wurden Feuerwerkskörper, die an Telefonstangen, Laternenpfählen und Bäumen hingen, abgebrannt. Auf die Altartische kamen Speisen, Getränke und Tabak, und in den kleinen Schreinen, die am Straßenrand aufgestellt waren, wurden Papiere, auf denen Gebete standen, und Räucherstäbe verbrannt. Hübsche Festwagen aus Papier, Flittergold und Bambus verschönerten den Trauerzug. Viele Personen, die im Zug mitgingen, trugen Laternen, mit denen sie dem Geist des Verstorbenen den Weg erleuchten wollten. Am Grab wurden die schönen Festwagen verbrannt, die Paläste, Flugzeuge, Schiffe, Armeen, Diener und anderes darstellten.

      Personen, die weniger bemittelt und nicht so angesehen sind, werden ähnlich bestattet, nur ist die Bestattungszeremonie viel bescheidener. Zum Beispiel werden nicht so viele und nicht so schöne Papiergegenstände verbrannt.

      Dem Verbrennen der aus Papier angefertigten Gegenstände liegt der Glaube an ein Fegfeuer zugrunde. Danach muß der Geist des Verstorbenen nach dem Tod zwei Jahre lang in einem Fegfeuer umherwandern und kann nur mit Hilfe der Angehörigen in den Himmel gelangen. Die Opfer in Form von Papiergegenständen sollen zeigen, daß der Verstorbene einen guten Lebenswandel geführt hat und daß ihm alles zur Verfügung steht, was er im Jenseits benötigt. Viele Chinesen glauben, daß sein Geist deshalb schneller aus dem Fegfeuer befreit werde.

      Wie reagierst du auf solch prunkvolle und kostspielige Bestattungszeremonien? Würdest du ähnliche Bräuche mitmachen? Wenn ja, warum?

      Angenommen, du glaubst, daß die Toten deiner Hilfe bedürfen. Welchen eindeutigen Beweis hast du dafür, daß etwas, was Bewußtsein hat, den Tod des Leibes überlebt? Was gibt dir die Gewähr dafür, daß das, was du tust, um den Toten zu helfen, wirksam ist? Wie könnte man zum Beispiel beweisen, daß Laternen einem Geist den Weg beleuchten oder daß durch das Abbrennen von Feuerwerk böse Geister vertrieben werden und daß verbrannte Papiergegenstände dem Geist eines Verstorbenen helfen können, in die himmlische Seligkeit einzugehen? Welchen Beweis gibt es für die Behauptung, daß mit solchen Dingen dem Geist der Verstorbenen wirklich geholfen werden kann?

      In der Gegend, in der du wohnst, mögen ganz andere religiöse Zeremonien, durch die den Toten geholfen werden soll, üblich sein. Kann indessen jemand zu deiner Zufriedenheit beweisen, daß man durch das, was in dieser Hinsicht getan wird, etwas Nützliches erreicht?

      Es lohnt sich auch zu überlegen, inwieweit Gerechtigkeit und Unparteilichkeit mit diesen Bemühungen, den Toten zu helfen, verbunden sind. Personen, die sehr reich sind, können weit mehr Feuerwerkskörper, Papiergegenstände oder andere Dinge kaufen, die dem Verstorbenen helfen sollen. Doch wie ergeht es dem Armen? Er mag einen guten Lebenswandel geführt haben, dennoch wäre er im Nachteil, wenn nach seinem Tod niemand etwas für ihn tun würde. Und der Arme, der Dinge kauft, um dem Verstorbenen zu helfen, lädt sich dadurch eine schwere finanzielle Last auf, während es dem Reichen leichtfällt, solche Dinge zu erstehen.

      Was hältst du von dieser offensichtlichen Parteilichkeit? Würdest du dich zu einem Gott hingezogen fühlen, der die Reichen den Armen vorzöge, ohne Rücksicht darauf, was für Menschen es sind? Der Gott der Bibel kennt keine solche Parteilichkeit. Über ihn lesen wir in der Schrift: „Denn bei Gott gibt es keine Parteilichkeit“ (Römer 2:11).

      Angenommen, man erkennt, daß religiöse Zeremonien für die Toten wertlos und ganz und gar im Widerspruch zu dem Willen des unparteiischen Gottes sind. Wäre es dann vernünftig, solche Bräuche um der Tradition willen zu pflegen und um zu vermeiden, daß man anders ist als die übrigen Menschen? Wäre man konsequent, wenn man an religiösen Zeremonien teilnähme, die man nicht für richtig hält? Wäre es richtig, etwas mitzumachen, was die Reichen begünstigt und für die Armen eine Last ist?

      DER GLAUBE DER CHRISTENHEIT AN EIN FEGFEUER

      Die Glaubenslehre, daß die Verstorbenen der Hilfe bedürfen, um aus dem Fegfeuer herauszukommen, gibt es nicht nur in den nichtchristlichen Religionen. Wir lesen in dem Werk New Catholic Encyclopedia:

      „Den Seelen im Fegfeuer kann durch Werke der Frömmigkeit wie durch Gebete, Ablässe, Almosen, Fasten und Meßopfer geholfen werden. ... Wir können zwar Gott nicht vorschreiben, den verdienstlichen Wert unserer Werke den armen Seelen zuzuwenden, doch dürfen wir sicherlich hoffen, daß Gott unsere Bitten erhören und den leidenden Gliedern der Kirche helfen wird.“

      Was wird über die Garantie gesagt, die dafür besteht, daß solche Bemühungen von Nutzen sein werden? In der erwähnten Enzyklopädie lesen wir weiter:

      „Weil die Zuwendung dieser guten Werke von der Erhörung unserer an Gott gerichteten Bitte abhängt, besteht keine absolute Gewähr dafür, daß unsere Gebete einer bestimmten Seele oder irgendeiner der Seelen im Fegfeuer helfen ... Aber Gottes Barmherzigkeit gegenüber den Seelen im Fegfeuer und seine Liebe zu ihnen werden ihn veranlassen, die Dauer der Läuterungszeit abzukürzen, wenn die Gläubigen auf der Erde Fürbitte für sie leisten.“

      Es wird also keine Gewähr dafür gegeben, daß durch das, was man für die Verstorbenen, die im Fegfeuer sein sollen, tut, auch tatsächlich etwas erreicht wird. Eine solche Gewähr kann auch nicht gegeben werden, da die Bibel keine gibt, ja sie enthält nicht einmal den Ausdruck „Fegfeuer“. In dem Werk New Catholic Encyclopedia wird folgendes anerkannt: „Die katholische Lehre vom Fegfeuer beruht auf Tradition und nicht auf der Heiligen Schrift“ (Bd. 11, S. 1034).

      Zugegeben, eine Tradition ist nicht unbedingt etwas Schlechtes. Aber diese besondere Tradition steht im Widerspruch zum Worte Gottes. In der Heiligen Schrift wird nicht gelehrt, daß eine „Seele“ nach dem Tode des Leibes weiterlebt. Somit kann natürlich auch keine Seele einer Läuterung im Fegfeuer unterworfen werden. Die Worte, die Jesus Christus an die geistlichen Führer der Juden richtete, könnte man mit Recht auch auf die Personen anwenden, die das Fegfeuerdogma lehren: „So habt ihr das Wort Gottes um eurer Überlieferung willen ungültig gemacht. Ihr Heuchler, treffend hat Jesaja von euch prophezeit, als er sagte: ,Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich bringen sie mir fortwährend Anbetung dar, weil sie als Lehren Menschengebote lehren‘ “ (Matthäus 15:6-9).

      Es gilt auch, die Mittel, durch die man den „Seelen“ im Fegefeuer angeblich helfen kann, im Lichte der biblischen Lehre zu betrachten. Wie wir in der New Catholic Encyclopedia gelesen haben, gehören Gebete zu den Werken der Frömmigkeit, durch die man, wie behauptet wird, den Seelen im Fegfeuer helfen kann. Über solche Gebete wird in der Broschüre Assist the Souls in Purgatory (Hilf den Seelen im Fegfeuer), herausgegeben von den Benediktinerinnen der ewigen Anbetung, gesagt:

      „Ein kurzes, doch flehentliches Gebet nützt den armen Seelen oft mehr als eine lange Andacht, bei der man sich zuwenig konzentriert. Zahllos sind die kurzen Stoßgebete, für die die Kirche Ablaß bewilligt hat; alle diese Gebete sind den armen Seelen zuwendbar. ... Wie leicht können wir viele dieser Gebetchen, die kleinen feurigen Pfeilen gleichen, im Laufe des Tages sprechen, während wir unserer Arbeit nachgehen, ja selbst während unsere Hände beschäftigt sind! ... Wie vielen Seelen im Fegfeuer könnten wir Erleichterung verschaffen oder wie viele Seelen könnten wir daraus befreien, wenn wir während des Tages häufig das folgende kurze Gebet für die Verstorbenen, wofür die Kirche Ablaß gewährt, sprechen würden: ‚O Herr, gib den Seelen der abgestorbenen Christgläubigen die ewige Ruhe! Und das ewige Licht leuchte ihnen! Laß sie ruhen im Frieden! Amen.‘ (300 Tage Ablaß, jedesmal. ,Handbuch der Ablässe‘, 582.) Wenn wir flehentlich und andächtig die heiligen Namen ,Jesus, Maria, Joseph‘ wiederholen, können wir jedesmal sieben Jahre Ablaß erhalten.“

      Erscheint es dir nicht merkwürdig, daß das Wiederholen dreier Namen achtmal wirksamer sein soll als ein Gebet, das beträchtlich länger ist, das über zwanzig Worte umfaßt? Heißt Gott es gut, wenn man ein Gebet immer und immer wiederholt? Jesus Christus sagte darüber: „Wenn ihr aber betet, sagt nicht immer und immer wieder dasselbe wie die Leute von den Nationen, denn sie meinen, daß sie erhört werden, weil sie viele Worte machen. So macht euch ihnen nicht gleich“ (Matthäus 6:7, 8).

      Die Bibel ermuntert uns, Gebete zu sprechen, die aus dem Herzen kommen, und nicht auswendig gelernte Sätze ständig zu wiederholen.

      Nicht übersehen darf man die Rolle, die das Geld in Verbindung mit der Lehre vom Fegfeuer spielt. Natürlich mag man behaupten, der Grund für diese Lehre sei nicht die Absicht der Kirche, zu Geld zu kommen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sich religiöse Organisationen, die an der Lehre vom Fegfeuer festhalten, freuen, Geldgaben zu empfangen. Die Kirche tadelt niemanden, der bemüht ist, für sich oder für jemand anders Befreiung aus dem Fegfeuer zu erkaufen. Die Kirche gibt niemandem den Rat, seine geringen Mittel lieber für den Lebensunterhalt zu verwenden. Jahrhundertelang haben arm und reich religiösen Organisationen Geld gespendet in der Hoffnung, dadurch die Zeit, die sie oder ihre Angehörigen im Fegfeuer zubringen müßten, abzukürzen. Corliss Lamont schreibt in seinem Buch The Illusion of Immortality (Die Illusion der Unsterblichkeit):

      „Die religiösen Zeremonien, die mit den Verstorbenen in Verbindung stehen, haben die Kirche reich gemacht. Das gilt besonders für den römisch-katholischen Glauben und für den orthodoxen Glauben, denn in beiden Kirchen wurde großer Nachdruck auf Messen, Gebete und andere Werke für die Toten, die Sterbenden und alle, die irgendwie an ihrem zukünftigen Leben interessiert waren, gelegt.

      Seit dem frühen Mittelalter hat die katholische Kirche durch das Austeilen von Ablässen von arm und reich riesige Summen erhalten. Diese Ablässe, die für die Bezahlung von Geld, für Almosengeben oder andere gute Werke bewilligt werden, tilgen ganz oder teilweise die Strafe im Fegfeuer, die die eigene Seele oder die Seele eines verstorbenen Angehörigen oder Freundes erleiden müßte. ... Die orthodoxe Kirche in Rußland ist durch ähnliche Fürbitten zugunsten der Toten unermeßlich reich geworden. Sie hat nicht nur von den Arbeitern und Bauern, denen daran gelegen war, die göttliche Strafe zu mildern, ständig Geld eingenommen, sondern viele Angehörige des Adels und der Oberschicht haben auch Klöster und Kirchen gestiftet mit der Bedingung, daß nach ihrem Tod täglich Gebete für ihre Seele gesprochen werden.“

      Wenn es wahr wäre, daß solche Geldgaben den Verstorbenen nützen würden, müßte Gott ja an Geld interessiert sein. Er benötigt jedoch niemandes Geld und niemandes materielle Güter. Gott inspirierte den Psalmisten, folgendes zu schreiben: „Ich will nicht aus deinem Hause einen Stier nehmen, aus deinen Hürden Ziegenböcke. Denn mir gehört alles Wild des Waldes, das Getier auf tausend Bergen. Mir ist jedes geflügelte Geschöpf der Berge wohlbekannt, und das Tiergewimmel des freien Feldes ist bei mir. Wäre ich hungrig, ich würde es dir nicht sagen; denn mir gehört das ertragfähige Land und seine Fülle“ (Psalm 50:9-12).

      Alle Reichtümer der Welt können einem Toten nicht helfen. Geld und materielle Güter können einen Menschen nicht einmal davor bewahren zu sterben. Wir lesen in der Bibel: „Die da auf ihre Mittel des Unterhalts vertrauen und die sich fortwährend der Fülle ihres Reichtums rühmen: Nicht einer von ihnen kann irgendwie selbst einen Bruder erlösen noch Gott ein Lösegeld für ihn geben (und der Erlösungspreis ihrer Seele ist so kostbar, daß er aufgehört hat auf unabsehbare Zeit), daß er immerdar fortleben und die Grube nicht sehen sollte“ (Psalm 49:6-9).

      Ganz ohne Zweifel ist es unbiblisch, sich zu bemühen, den Verstorbenen zu helfen. Die Lehre, daß die Lebenden den Verstorbenen helfen können, hat den Menschen eine schwere Bürde auferlegt. Wenn man jedoch weiß, was im Worte Gottes steht, wird man von dieser falschen Auffassung frei. Dadurch wird man angespornt, sein Bestes zu tun, solange die Angehörigen noch leben, und ihnen das Gefühl zu vermitteln, daß sie gebraucht, geliebt und geschätzt werden. Wenn sie gestorben sind, ist es zu spät, ihnen die Zuneigung und Hochachtung zu erweisen, die man ihnen zu ihren Lebzeiten hätte entgegenbringen sollen.

      [Bild auf Seite 64]

      Taoistische Zeremonie, die den Zweck hat, eine Seele aus dem Fegfeuer zu erlösen.

      [Bild auf Seite 65]

      Katholische Zeremonie, durch die Seelen im Fegfeuer geholfen werden soll.

  • Sollte man sich vor den Toten fürchten?
    Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei?
    • 8. Kapitel

      Sollte man sich vor den Toten fürchten?

      NICHT alle Menschen glauben, daß die Verstorbenen der Hilfe bedürfen. Stärker verbreitet ist die Auffassung, daß die Lebenden der Hilfe bedürfen, um sich vor den Verstorbenen zu schützen. Viele vermeiden es, nachts über einen Friedhof zu gehen. Merkwürdigerweise fürchten sich manche sogar vor ihren verstorbenen Angehörigen und Freunden, denen sie in Liebe zugetan waren, solange sie gelebt hatten.

      Die Indianer, die die Berge von Zentralchiapas (Mexiko) bewohnen, verbrennen am Tage des Begräbnisses roten Pfeffer. Das geschieht in der Hoffnung, daß der unangenehme Rauch die Seele des Verstorbenen aus dem Haus vertreibe.

      In gewissen Gegenden Europas öffnen die Leute, wenn jemand stirbt, schnell alle Türen und Fenster, um es der Seele zu ermöglichen „hinauszufliegen“. Damit auf niemand ein Zauber ausgeübt werde, legt ein Familienmitglied die Hände des Verstorbenen auf sein Herz und schließt die Augen des Verstorbenen mit Münzen.

      Wenn ein buddhistischer Mongole in einem Zelt stirbt, wird seine Leiche nicht durch den gewöhnlichen Zelteingang hinausgetragen. Entweder wird in das Zelt eine andere Öffnung gemacht, die dann, sobald man die Leiche hinausgebracht hat, wieder verschlossen wird, oder man hängt vor den Zelteingang eine Strohmatte. Nachdem die Leiche hinausgeschafft worden ist, wird diese Strohmatte verbrannt. Mit diesem Brauch will man verhindern, daß der Geist des Verstorbenen in das Zelt zurückkehrt und den Lebenden Schaden zufügt.

      In vielen Teilen Afrikas wird, wenn eine Familie von Krankheit betroffen worden ist, wenn ein Kind gestorben ist oder wenn ein Mißerfolg im Geschäft oder in anderer Hinsicht aufgetreten ist, sofort ein Fetischpriester konsultiert. Der Priester erklärt gewöhnlich, ein verstorbenes Familienmitglied sei beleidigt worden. Das Orakel wird befragt, und Opfer werden vorgeschrieben. Für diese Dienste verlangt der Priester hohe Gebühren, ferner bekommt er das Fleisch des Opfertieres.

      Sollte man die Verstorbenen in dieser Weise fürchten? Sollte man sich in solche Unkosten stürzen, um sich vor ihnen zu schützen?

      In der Bibel wird über die Toten gesagt: „Ihre Liebe und ihr Haß und ihre Eifersucht sind bereits vergangen, und sie haben auf unabsehbare Zeit keinen Anteil mehr an irgend etwas, was unter der Sonne zu tun ist“ (Prediger 9:6). Demnach können dir die Verstorbenen keinen Schaden zufügen. Und niemand kann diese Äußerung der Bibel widerlegen.

      Allerdings gibt es Personen, die gewisse Erscheinungen den Geistern der Verstorbenen zuschreiben. Sie behaupten, daß sie, nachdem die Geister der Verstorbenen beschwichtigt worden seien, von einer Krankheit genesen wären, daß es ihnen wirtschaftlich wieder bessergegangen sei usw. Könnte die Genesung von einer Krankheit oder die anscheinende Beseitigung wirtschaftlicher Probleme nicht auf eine andere Ursache zurückzuführen sein?

      Ist es nicht merkwürdig, daß die Menschen erst erfahren, daß sie einen verstorbenen Angehörigen beleidigt haben, wenn sie einen Fetischpriester oder jemand anders, der eine ähnliche Stellung innehat, befragen? Und warum sollte der „Geist“ eines verstorbenen Vaters, einer verstorbenen Mutter, eines verstorbenen Sohnes oder einer verstorbenen Tochter Glück und Wohl derer gefährden, die der Betreffende früher innig geliebt hat? Was würde den „Geist“ eines Verstorbenen veranlassen, rachsüchtig zu sein, während er das keineswegs war, als er noch lebte? Die Eigenschaften, die dem Verstorbenen zugeschrieben werden, stehen oft im Widerspruch zu seiner Persönlichkeit, die er als Lebender hatte. Könnte das nicht als ein deutlicher Beweis dafür angesehen werden, daß es sich dabei gar nicht um die „Geister“ der Verstorbenen handelt? Ganz gewiß. Die Bibel hat wirklich recht, wenn sie sagt, daß die Verstorbenen keinen ‘Anteil mehr an irgend etwas haben, was unter der Sonne zu tun ist’.

      Man beachte auch, wie schädlich sich die Furcht vor den Verstorbenen auf die Lebenden auswirkt. Viele Personen sind dadurch Sklaven der Fetischpriester oder anderer geistlicher Führer geworden, die behaupten, Glück und Unglück eines Mannes oder einer Frau wären größtenteils von den „Geistern“ der Verstorbenen abhängig. Diese Männer treten als Personen auf, die das Verhältnis zu den beleidigten Verstorbenen wieder in Ordnung bringen können. Viele Leute, die das glauben, haben viel Geld für kostspielige Zeremonien ausgegeben, Geld, das sie eigentlich für ihren Lebensunterhalt benötigt hätten. Obwohl einige steif und fest behaupten, daß ihnen durch solche Zeremonien geholfen worden sei, könnte man fragen, ob ihre Erfahrung in ihnen eine echte Freude ausgelöst habe, weil sie das Vorrecht gehabt hätten, die Kluft zwischen sich und einem ihrer verstorbenen Angehörigen zu schließen. Verhalten sie sich nicht eher wie jemand, der erpreßt worden ist?

      Dann überlege man sich auch, was für betrügerische Methoden oft angewandt werden: roten Pfeffer verbrennen oder den Verstorbenen durch eine andere Zeltöffnung hinaustragen und ähnliches, um den „Geist“ des Verstorbenen daran zu hindern, zurückzukehren und die Lebenden zu beunruhigen. Möchtest du, solange du lebst, auf diese Weise getäuscht werden? Ist es vernünftig, wenn jemand versucht, verstorbene Personen zu täuschen, die er zu ihren Lebzeiten nie hätte täuschen wollen?

      Außerdem kann sich die Sitte, zu Täuschung Zuflucht zu nehmen, auf die Menschen, die sie pflegen, nachteilig auswirken. Weitet sich nicht das Gewissen solcher Personen, die es für richtig halten, die Verstorbenen zu täuschen, die nach ihrer Auffassung weiterexistieren, immer mehr, so daß sie dann versuchen, auch die Lebenden zu täuschen, sobald es ihnen vorteilhaft erscheint?

      Der Gott, der sich in der Bibel als der wahre Gott zu erkennen gibt, könnte die Sitten, die sich aus der Furcht des Menschen vor den Toten entwickelt haben, nie gutheißen. Warum nicht? Weil diese Sitten nicht nur auf einer verkehrten Auffassung beruhen, sondern auch völlig im Widerspruch zu der Persönlichkeit Gottes, zu seinem Willen und seiner Verfahrensweise stehen. „Gott ist nicht ein Mensch, daß er lügen würde“ (4. Mose 23:19). Wer selbstsüchtig ist und aus diesem Grunde andere täuscht, ist ihm nicht wohlgefällig. Wir lesen in der Bibel: „Einen Mann ... des Truges verabscheut Jehova“ (Psalm 5:6).

      Warum solltest du die Toten fürchten, da doch aus der Bibel hervorgeht, daß sie ohne Bewußtsein sind? (Psalm 146:4). Sie können dir weder helfen noch dir Schaden zufügen. Du weißt nun aus der Bibel, daß die „Seele“ stirbt und daß es für den „Geist“ unabhängig vom Leib keine Weiterexistenz, verbunden mit Bewußtsein, gibt. Irgendwelche Erscheinungen, die ein Anlaß zur Furcht vor den Verstorbenen gewesen sind, müssen daher eine andere Ursache haben. Da es Personen gibt, die behaupten, ihre Lage hätte sich gebessert, nachdem sie etwas für die Besänftigung der Verstorbenen getan hätten, müßte es sich bei dieser Ursache um jemand handeln, der bereit ist, vorübergehende Erleichterung zu verschaffen, aber aus einem falschen Beweggrund heraus. Mit welcher Absicht? Um die Menschen gefangenzuhalten und sie zu verblenden, so daß sie den Weg zu einem Leben ohne Furcht nicht finden.

      Es ist wichtig, diese Ursache kennenzulernen.

      [Bild auf Seite 71]

      Die Furcht vor den Verstorbenen veranlaßt viele, Fetischpriester aufzusuchen.

  • Kann man mit den Verstorbenen reden?
    Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei?
    • 9. Kapitel

      Kann man mit den Verstorbenen reden?

      WIR Menschen haben ein starkes Bedürfnis, mit Personen zu sprechen, denen wir in Liebe zugetan sind. Wir möchten wissen, wie es unseren Angehörigen geht und ob sie glücklich sind. Wir sind froh, wenn es ihnen gutgeht. Aber wenn wir erfahren, daß sie durch eine „Natur“katastrophe oder ein anderes Unglück in Gefahr gekommen sind, beginnen wir, uns Sorgen zu machen. Mit Bangen erwarten wir Nachricht von ihnen. Und wir sind erleichtert, wenn wir erfahren, daß ihnen nichts passiert ist.

      Der Wunsch, zu wissen, wie es den Angehörigen geht, hat viele Personen veranlaßt, einen Weg zu suchen, um mit den Verstorbenen reden zu können. Sie möchten gern wissen, ob ihre verstorbenen Angehörigen im „Jenseits“ glücklich sind. Ist es indessen möglich, mit den Verstorbenen zu sprechen?

      Es gibt Personen, die behaupten, von Zeit zu Zeit die Gegenwart eines verstorbenen Angehörigen oder Freundes gefühlt und seine Stimme gehört zu haben. Andere haben ähnliche Erfahrungen mit Hilfe eines Mediums gemacht. Sie glauben, durch die Vermittlung eines Mediums Stimmen aus dem „Jenseits“ gehört zu haben. Was sagen ihnen diese Stimmen? Sie sagen ihnen im allgemeinen folgendes: „Die Verstorbenen sind sehr glücklich und zufrieden. Sie interessieren sich weiterhin für das Leben ihrer zurückgebliebenen Angehörigen und können alles sehen und hören, was diese tun.“

      Über solche Botschaften schrieb François Grégoire in seinem Buch L’au-delà (Das Jenseits): „Was haben diese Geister uns zu sagen? ,Es liegt ihnen vor allem daran, zu beweisen, wer sie sind und daß sie noch leben‘ ... über das Wesen der anderen Welt jedoch nichts Wesentliches, nicht die geringste Offenbarung.“

      Was hältst du von solchen Botschaften? Glaubst du, daß es wirklich die Verstorbenen sind, die reden? Können diese Stimmen tatsächlich die Stimmen Verstorbener sein, wenn man daran denkt, daß es gemäß der Bibel keine Weiterexistenz nach dem Tode des Leibes, verbunden mit Bewußtsein, gibt, daß weder eine Seele noch ein Geist fortlebt?

      DER FALL KÖNIG SAUL

      Personen, die glauben, daß die Toten den Lebenden Botschaften übermitteln können, führen als Bestätigung für ihre Ansicht die Heilige Schrift an. Sie zitieren zum Beispiel einen Fall, bei dem es um Saul, einen israelitischen König des Altertums, geht.

      König Saul war Jehova Gott untreu geworden; deshalb versagte Gott ihm die Führung und Leitung bei der Erfüllung seiner Aufgaben. Als die Philister gegen Saul in den Krieg zogen, suchte dieser in seiner Not bei einem Medium Hilfe. Er befahl dem Medium, ihm den verstorbenen Propheten Samuel heraufzubringen. Über das, was sich danach ereignete, lesen wir in der Bibel:

      „Als das Weib [das Medium] ,Samuel‘ sah, begann sie mit lautester Stimme zu schreien; und das Weib fuhr fort, zu Saul zu sprechen: ,Warum hast du mich hintergangen, da du selbst Saul bist?‘ Der König aber sprach zu ihr: ,Fürchte dich nicht, doch was sahst du?‘ Und das Weib sprach weiter zu Saul: ,Einen Gott sah ich aus der Erde heraufkommen.‘ Sogleich sprach er zu ihr: ,Was ist seine Gestalt?‘, worauf sie sprach: ,Es ist ein alter Mann, der heraufkommt, und er hat sich mit einem ärmellosen Obergewand bedeckt.‘ Da erkannte Saul, daß es ,Samuel‘ sei, und er ging daran, sich mit seinem Angesicht tief zur Erde zu beugen und sich niederzuwerfen. Und ,Samuel‘ begann zu Saul zu sprechen: ‚Warum hast du mich beunruhigt, indem du mich heraufbringen läßt?‘ “ (1. Samuel 28:12-15).

      Wurde in diesem Fall zwischen Saul und dem verstorbenen Propheten Samuel wirklich eine Verbindung hergestellt? Wie könnte das sein, da doch die Bibel Schweigen, nicht Sprechen mit dem Tod in Beziehung bringt? Wir lesen: „Die Toten selbst preisen Jah [Jehova] nicht noch irgendwelche, die ins Schweigen hinabfahren“ (Psalm 115:17).

      Andere Texte der Heiligen Schrift werfen Licht auf diese Frage. Erstens hat Saul dadurch, daß er ein Medium befragte, eindeutig das Gesetz Gottes verletzt. Nach diesem Gesetz machten sich Medien und Personen, die Medien befragten, eines todeswürdigen Verbrechens schuldig (3. Mose 20:6, 27). Das Gesetz, das Gott den Israeliten gegeben hatte, lautete: „Wendet euch nicht den Geistermedien zu, und zieht nicht berufsmäßige Vorhersager von Ereignissen zu Rate, so daß ihr durch sie unrein werdet“ (3. Mose 19:31). „Wenn du in das Land kommst, das Jehova, dein Gott, dir gibt, sollst du nicht lernen, gemäß den Abscheulichkeiten jener Nationen zu tun. Es sollte sich in dir nicht jemand finden, der ... ein Geistermedium befragt, oder ein berufsmäßiger Vorhersager von Ereignissen oder jemand, der die Toten befragt“ (5. Mose 18:9-11; Jesaja 8:19, 20).

      Wenn Medien wirklich die Verbindung mit den Verstorbenen herstellen könnten, warum ist dann ein solches Tun nach dem Gesetz Gottes „unrein“? Warum wird es zu den „Abscheulichkeiten“ gezählt? Warum gilt es als eine Tat, die den Tod verdient? Angenommen, es handelte sich um eine Verbindung mit den verstorbenen Angehörigen. Warum würde denn ein Gott der Liebe das als ein schweres Verbrechen bezeichnen? Warum würde er die Lebenden daran hindern wollen, von den Verstorbenen eine trostreiche Botschaft zu erhalten? Läßt Gottes Standpunkt nicht erkennen, daß solche Personen in Wirklichkeit nicht mit den Verstorbenen sprechen, sondern daß es sich um eine furchtbare Täuschung handeln muß? Biblische Beweise zeigen, daß dem so ist.

      Das wollen wir berücksichtigen, wenn wir nun den Fall Saul betrachten. Saul gab zu, daß er keine Verbindung mehr mit Gott hatte. Er sagte. „Gott selbst ist von mir gewichen und hat mir nicht mehr geantwortet, weder durch die Propheten noch durch Träume, so daß ich dich [Samuel] rufen ließ, um mich wissen zu lassen, was ich tun soll“ (1. Samuel 28:15). Selbstverständlich hätte Gott, der die Verbindung mit Saul abgebrochen hatte, nicht zugelassen, daß ein Medium die Verbindung wiederhergestellt hätte, indem es mit einem verstorbenen Propheten in Beziehung getreten wäre, damit dieser Saul eine Botschaft von Gott übermittelte. Samuel, ein treuer Prophet Gottes, hatte in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr mit Saul verkehrt. Wäre es daher nicht unvernünftig, zu schlußfolgern, Samuel sei willens gewesen, durch ein Medium mit Saul zu sprechen, durch eine Einrichtung also, die Gott verurteilt hatte?

      Ganz sicher muß eine Täuschung im Spiele gewesen sein, etwas dermaßen Unreines, daß Medien und Personen, die Medien befragten, den Tod verdienten. Auch heute muß jemand, der behauptet, mit Verstorbenen zu reden, das Opfer einer Täuschung sein.

      Das kann man aus der Tatsache erkennen, daß schon viele Personen unter dem Einfluß angeblicher „Stimmen“ aus dem Jenseits Selbstmord verübt haben. Sie haben ihr kostbarstes Gut — ihr Leben — geopfert, um mit ihren verstorbenen Angehörigen vereint zu werden. Andere haben diese Stimmen mit der Zeit gefürchtet, weil es sich bei den Botschaften stets um Unglücksbotschaften handelte; entweder sagten die Stimmen einen furchtbaren Unfall voraus oder einen Todesfall. Wie könnten solche Stimmen aus einer guten Quelle stammen? Wer oder was mag sich hinter diesen Stimmen verbergen?

      [Bild auf Seite 77]

      Wer sprach in En-Dor durch das Medium mit Saul?

  • Ist es vielleicht eine meisterhafte Täuschung?
    Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei?
    • 10. Kapitel

      Ist es vielleicht eine meisterhafte Täuschung?

      IM Laufe der Jahrhunderte sind die Menschen Zeuge merkwürdiger Vorkommnisse geworden. Steine, Wassergläser und ähnliche Gegenstände sind, wie von unsichtbarer Hand bewegt, durch die Luft geglitten. Man hat Stimmen, Klopfzeichen und andere Geräusche unbekannten Ursprungs oder ohne daß eine ersichtliche Ursache dafür dagewesen wäre, gehört. Schattenhafte Gestalten sind aufgetaucht und dann schnell wieder verschwunden. Solche Vorgänge sind zum Teil so gut verbürgt, daß sie kaum bezweifelt werden können.

      Viele Leute betrachten solche Erscheinungen als Beweis dafür, daß der Tod nicht das Ende der mit Bewußtsein verbundenen Existenz bedeutet. Einige glauben, die Totengeister würden versuchen, irgendwie die Aufmerksamkeit der Lebenden auf sich zu lenken und mit ihnen im Verbindung zu kommen.

      Aber man könnte fragen: „Wenn es wirklich verstorbene Angehörige sind, die versuchen, mit den Lebenden Kontakt aufzunehmen, warum erschrecken dann ihre Erscheinungen gewöhnlich diejenigen, die sie sehen? Was verbirgt sich hinter solchen Dingen?“

      Die Bibel zeigt deutlich, daß der Tod das Ende der mit Bewußtsein verbundenen Existenz bedeutet (Prediger 9:5). Somit müssen andere Kräfte für die Vorkommnisse, die oft Totengeistern zugeschrieben werden, verantwortlich sein. Was für Kräfte sind das? Sind es vielleicht intelligente Kräfte? Wenn ja, wäre es möglich, daß sie es meisterhaft verstehen, die Menschen zu täuschen?

      Wir möchten bestimmt nicht getäuscht werden. Getäuscht zu werden würde für uns einen Verlust bedeuten und vielleicht sogar zur Folge haben, daß wir in große Gefahr geraten. Deshalb haben wir allen Grund, die zur Verfügung stehenden Beweise zu prüfen, uns damit auseinanderzusetzen, um sicherzugehen, daß wir nicht das Opfer einer meisterhaften Täuschung geworden sind. Wir sollten die Mühe nicht scheuen, in der Menschheitsgeschichte soweit wie möglich zurückzugehen, um die Wahrheit über diese Frage zu ermitteln.

      Das ist uns mit Hilfe der Bibel möglich. Sie führt uns in die Zeit zurück, da das erste Menschenpaar ins Dasein kam. Im dritten Kapitel des ersten Buches Mose wird über ein Gespräch berichtet, das heute vielen unglaublich erscheinen mag. Doch dieses Gespräch ist nicht erdichtet. Es liefert einen Schlüssel zur Beantwortung der Frage, ob sich jemand in die Angelegenheiten der Menschen einmischt, der meisterhaft zu täuschen vermag.

      DER ANFANG DER TÄUSCHUNG

      Eines Tages, als Eva, die erste Frau, nicht in Begleitung ihres Mannes war, drang eine Stimme an ihr Ohr. Allem Anschein nach hatte eine Schlange gesprochen. Über das Gespräch wird in der Bibel folgendes berichtet:

      „Die Schlange nun erwies sich als das vorsichtigste aller wildlebenden Tiere des Feldes, die Jehova Gott gemacht hatte. So begann sie zur Frau zu sprechen: ,Sollte Gott wirklich gesagt haben: Ihr dürft nicht von jedem Baum des Gartens essen?‘ Darauf sprach die Frau zur Schlange: ,Von der Frucht der Bäume des Gartens dürfen wir essen. Aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: „Ihr sollt nicht davon essen, nein, ihr sollt sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbet.“ ‘ Darauf sprach die Schlange zur Frau: ,Ihr werdet bestimmt nicht sterben. Denn Gott weiß, daß all demselben Tage, da ihr davon eßt, euch ganz bestimmt die Augen aufgetan werden, und ihr werdet ganz bestimmt sein wie Gott, erkennend Gut und Böse.‘ Demzufolge sah die Frau, daß der Baum gut war zur Speise und daß er etwas war, wonach die Augen Verlangen hatten, ja der Baum war begehrenswert zum Anschauen“ (1. Mose 3:1-6).

      Die Botschaft, die die Schlange übermittelte, war eine Lüge. Es war die erste Lüge, die uns überliefert worden ist. Sie mußte vom Urheber oder Vater der Lügen stammen. Da diese Lüge zum Tode führte, war der Lügner auch gleichzeitig ein Mörder. Bei dem Lügner handelte es sich offensichtlich nicht um die buchstäbliche Schlange — ein Geschöpf, das von Natur aus nicht sprechen kann. Aber es muß jemand hinter der Schlange gewesen sein, der durch eine Art Bauchredekunst den Anschein erweckte, die Schlange habe gesprochen. Uns, die wir im zwanzigsten Jahrhundert leben, sollte das nicht befremden, denn heute kann eine Membrane im Lautsprecher eines Rundfunk- oder eines Fernsehgerätes so zum Schwingen gebracht werden, daß die menschliche Stimme wiedergegeben wird. Aber wer war es, der durch die Schlange sprach?

      EIN UNSICHTBARER BETRÜGER

      Jesus Christus, der vom Himmel herabgekommen war und wußte, was im unsichtbaren Bereich vor sich ging, sagte, wer es war (Johannes 3:13; 8:58). Als gewisse religiöse Führer es darauf anlegten, Jesus zu töten, erklärte er ihnen: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun. Jener war ein Totschläger, als er begann, und er stand in der Wahrheit nicht fest, weil die Wahrheit nicht in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er gemäß seiner eigenen Neigung, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Johannes 8:44).

      Da der Teufel ein Lügner und ein Totschläger ist, muß er offensichtlich jemand sein, der mit Verstand begabt ist. Nun erhebt sich die Frage: Wie ist er entstanden?

      Aus der Bibel geht hervor, daß es schon unsichtbare Geistpersonen gab, ehe die Erde geschaffen wurde. In Hiob 38:7 werden diese Geistpersonen als „Söhne Gottes“ bezeichnet, die „jauchzten“, als die Erde geschaffen wurde. Da sie „Söhne Gottes“ genannt werden, müssen sie ihr Leben von Gott empfangen haben (Psalm 90:2).

      Bei demjenigen, der Eva mit Hilfe der Schlange betrog, mußte es sich somit um einen dieser Geistsöhne gehandelt haben, um eines der intelligenten Geschöpfe Gottes. Da er der Warnung, die Gott bezüglich des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse geäußert hatte, widersprach, verleumdete er seinen Schöpfer, er stellte Gott als einen Lügner hin. Deshalb wird er mit Recht „Teufel“ genannt, da dieses Wort, das von dem griechischen Wort diábolos abgeleitet wird, „lügenhafter Ankläger, Verdreher von Tatsachen, Verleumder“ bedeutet. Durch diese Handlungsweise widerstand dieses Geschöpf Gott und machte sich dadurch selbst zum Satan (hebräisch: satán; griechisch: satanás), was „Widerstandleistender“ bedeutet.

      Man kann Jehova Gott für das, was dieses Geschöpf tat, nicht verantwortlich machen. „Vollkommen ist sein Tun“, sagt die Bibel von Gott, „denn Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es keine Ungerechtigkeit gibt, gerecht und gerade ist er“ (5. Mose 32:4). Er erschuf seine intelligenten Söhne, sowohl die Geistsöhne als auch den Menschen, mit einem freien Willen. Er zwang sie nicht, ihm zu dienen, sondern er wünschte, daß sie das bereitwillig, aus Liebe tun würden. Er befähigte sie, ihre Liebe zu ihm, ihrem Gott und Vater, immer mehr zu vertiefen.

      Das Geistgeschöpf, das sich selbst zu einem Widersacher und Verleumder Gottes machte, wollte seine Liebe zu seinem Schöpfer jedoch nicht vervollkommnen. Es ließ zu, daß selbstsüchtige Ambitionen in seinem Herzen Wurzeln schlugen. (Vergleiche 1. Timotheus 3:6.) Das wird in dem Verhalten des „Königs von Tyrus“ widergespiegelt. In der Prophezeiung Hesekiels finden wir ein Klagelied über diesen König, der an dem Königreich Israel zum Verräter wurde. In diesem Lied wird zu ihm gesagt:

      „Du besiegelst ein Muster, voll Weisheit und vollkommen an Schönheit. In Eden, dem Garten Gottes, befandest du dich. ... Du bist der gesalbte Cherub, der schirmende, und ich habe dich eingesetzt. Auf dem heiligen Berge Gottes befandest du dich. Inmitten feuriger Steine wandeltest du umher. Du warst untadelig in deinen Wegen von dem Tage deiner Erschaffung an, bis Ungerechtigkeit an dir gefunden wurde. ... Dein Herz wurde hochmütig wegen deiner Schönheit. Du verdarbst deine Weisheit ob deiner strahlenden Pracht“ (Hesekiel 28:12-17).

      Wie der „König von Tyrus“, der zum Verräter wurde, so dachte auch der rebellische Geistsohn Gottes zu hoch von sich. Stolz ließ in ihm den Wunsch aufkommen, das Menschengeschlecht zu beherrschen, und durch Täuschung suchte er sein Ziel zu erreichen. Bis auf den heutigen Tag sind die meisten Menschen ein Opfer dieser Täuschung geworden. Weil sie es ablehnen, den Willen Gottes zu tun, der in dem Worte Gottes, der Bibel, dargelegt wird, verbünden sie sich in Wirklichkeit mit Satan. Sie akzeptieren die gleiche Lüge wie Eva, nämlich daß es von großem Nutzen sein könne, dem Willen Gottes entgegenzuhandeln.

      Da das Wort Gottes es verbietet, mit den Toten Verbindung aufzunehmen, stellen sich Personen, die versuchen, mit den Verstorbenen zu sprechen, auf die Seite Satans. Sie mögen glauben, mit den Verstorbenen Verbindung zu haben, in Wirklichkeit sind sie jedoch das Opfer eines Betruges. Satan, der bei Eva den Eindruck erwecken konnte, daß eine Schlange spreche, kann ebensoleicht den Eindruck erwecken, die Verstorbenen würden durch die Medien sprechen. Bedeutet das, daß Satan persönlich für all die merkwürdigen Erscheinungen verantwortlich ist, die den Totengeistern zugeschrieben werden? Oder sind noch andere daran beteiligt?

      WEITERE UNSICHTBARE BETRÜGER

      Aus der Bibel geht hervor, daß Satan nicht das einzige rebellische Geistgeschöpf ist. Offenbarung 12:3, 4, 9 zeigt, daß es noch mehr solche Geschöpfe gibt. In diesem Bibeltext wird Satan, der Teufel, symbolisch als ein „großer, feuerfarbener Drache“ dargestellt, der einen „Schwanz“ hat, mit dem er „ein Drittel der Sterne des Himmels“ fortzieht. Ja, es gelang Satan durch seinen Einfluß, vergleichbar mit einem Schwanz, andere „Sterne“ oder Geistsöhne Gottes zu veranlassen, sich ihm anzuschließen und wie er rebellisch zu handeln. (Vergleiche Hiob 38:7, wo die Geistsöhne Gottes als „Morgensterne“ bezeichnet werden.) Das geschah vor der Sintflut. Zahlreiche Engel verließen entgegen dem Willen Gottes „ihre eigene rechte Wohnstätte“ im Himmel, nahmen Menschengestalt an, lebten mit Frauen in ehelicher Gemeinschaft zusammen und zeugten Nachkommen, Bastarde, bekannt als Nephilim. Wir lesen darüber:

      „Nun geschah es, als die Menschen auf der Oberfläche des Erdbodens zahlreich zu werden anfingen und ihnen Töchter geboren wurden, daß dann die Söhne des wahren Gottes die Töchter der Menschen zu beachten begannen und gewahrten, daß sie gut aussahen; und sie nahmen sich dann Frauen, nämlich alle, die sie erwählten. ... In jenen Tagen befanden sich die Nephilim auf der Erde, und auch danach, als die Söhne des wahren Gottes fortfuhren, mit den Töchtern der Menschen Beziehungen zu haben, und sie ihnen Söhne gebaren, waren sie die starken Männer, die vor alters waren, die Männer von Ruhm“ (1. Mose 6:1-4).

      Während der Sintflut verloren diese Söhne Gottes ihre Frauen und ihre Nachkommen, die Bastarde waren. Sie selbst mußten sich entkörpern. Die Bibel berichtet über das, was ihnen danach widerfuhr, folgendes: „Wenn Gott sich nicht davon zurückhielt, die Engel, die gesündigt hatten, zu bestrafen, sondern dadurch, daß er sie in den Tartarus warf, sie Gruben dichter Finsternis überlieferte, um sie für das Gericht aufzubehalten ...“ (2. Petrus 2:4). Und in Judas 6 wird noch gesagt: „Die Engel, die ihre ursprüngliche Stellung nicht bewahrten, sondern ihre eigene rechte Wohnstätte verließen, hat er mit ewigwährenden Fesseln unter dichter Finsternis für das Gericht des großen Tages aufbehalten.“

      Da sich diese Beschreibungen auf Geistgeschöpfe beziehen, kann es sich bei den „Gruben dichter Finsternis“ und den „ewigwährenden Fesseln“ nicht um etwas Buchstäbliches handeln. Diese Ausdrücke sind lediglich ein Bild für Freiheitsbeschränkung, für einen Zustand der Erniedrigung, fern jeglicher göttlicher Erleuchtung.

      Die Bibel berechtigt nicht zu der Schlußfolgerung, daß sich diese ungehorsamen Engel an einem Ort befinden, ähnlich dem aus der griechischen Mythologie bekannten Tartarus, den Homer in der Ilias beschreibt, das heißt im untersten Gefängnis, wo Kronos und die übrigen Titanengeister eingekerkert gewesen sein sollen. Der Apostel Petrus glaubte nicht an solche mythischen Götter. Daher besteht kein Grund, zu folgern, daß der von ihm verwendete griechische Ausdruck ‘in den Tartarus werfen’ wenigstens ein schwacher Hinweis darauf sei, daß es den von Homer neun Jahrhunderte zuvor erwähnten mythischen Ort gäbe. Im Griechischen ist der Ausdruck ‘in den Tartarus werfen’ nur e i n Wort, ein Verb, nämlich tartaróo. Dieses Wort wird auch gebraucht, um den Sinn zu vermitteln: auf die unterste Stufe erniedrigen.

      Das bedeutet aber nicht, daß jemand buchstäblich an einen niedrig gelegenen Ort gebracht wird, sondern lediglich, daß er gedemütigt wird. Deshalb sollte man auch das griechische Verb, das mit ‘in den Tartarus werfen’ wiedergegeben wird, nicht als einen Hinweis darauf betrachten, daß es tatsächlich einen solchen Ort gibt, sondern als einen Hinweis auf einen Zustand.

      In 1. Petrus 3:19, 20 werden diese erniedrigten Geistgeschöpfe als ‘Geister im Gefängnis’ bezeichnet, „die einst ungehorsam gewesen waren, als die Geduld Gottes in den Tagen Noahs wartete, während die Arche errichtet wurde“. Aus der Bibel geht somit klar hervor, daß die „Engel, die gesündigt hatten“, nach der Sintflut einer Freiheitsbeschränkung unterworfen wurden. Nirgendwo in der Bibel wird etwas davon gesagt, daß sie sich nach der Sintflut verkörpern und sich auf der Erde sichtbar betätigen konnten. Das läßt den vernünftigen Schluß zu, daß sie durch die Beschränkung, die ihnen auferlegt wurde, daran gehindert wurden, sich wieder zu verkörpern.

      HÜTE DICH VOR DEM EINFLUSS DER DÄMONEN

      Es gilt jedoch zu beachten, daß die ungehorsamen Engel, die dann als Dämonen bekannt wurden, ein starkes Verlangen hatten, mit den Menschen in enger Gemeinschaft zu leben. Sie waren um des Genusses willen, sich mit Frauen geschlechtlich zu verbinden, bereit gewesen, ihre Stellung im Himmel aufzugeben. Allerdings ist es ihnen nun nicht mehr möglich, solche körperlichen Beziehungen zu pflegen. Doch die Bibel zeigt, daß ihre Wünsche unverändert geblieben sind. Sie nützen jede Möglichkeit aus, mit Menschen Berührung zu haben oder sie gar zu beherrschen. Darauf bezog sich Jesus Christus, als er in bildhafter Weise sagte:

      „Wenn ein unreiner Geist von einem Menschen ausfährt, durchwandert er dürre Orte, um eine Ruhestätte zu suchen, und findet keine. Dann sagt er: ,Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich ausgezogen bin‘, und bei seiner Ankunft findet er es unbewohnt, doch sauber gefegt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die bösartiger sind als er selbst, und nachdem sie eingezogen sind, wohnen sie dort; und die letzten Umstände jenes Menschen werden schlimmer als die ersten“ (Matthäus 12:43-45).

      Es gilt daher unbedingt, auf der Hut zu sein, möchte man nicht dem Einfluß der Dämonen erliegen. Wir mögen über uns und unsere Zukunft im ungewissen sein. Wir haben aber vielleicht den sehnlichen Wunsch, irgendwie bestätigt zu bekommen, daß es uns gutgehen wird. Oder die unheimlichen und furchteinflößenden Erscheinungen in Verbindung mit okkulten Praktiken mögen einen gewissen Reiz auf uns ausüben. Wir mögen einen Bericht über jemand hören, der imstande sein soll, die Zukunft genau vorauszusagen. Oder wir mögen verschiedene Mittel zum Wahrsagen kennenlernen: Alphabettafeln, ASW (außersinnliche Wahrnehmung), Kaffeesatzorakel, Ölgebilde auf dem Wasser, Wünschelruten, Pendel, die Stellung und Bewegung der Sterne (Astrologie), Hundegeheul, Vogelflug, die Bewegung von Schlangen, Kristallsehen und ähnliches. Wir mögen glauben, unsere Lage sei so ernst, oder der Reiz des Okkulten mag so stark sein, daß wir uns vielleicht vornehmen, zu einem Wahrsager zu gehen oder zu einem Medium oder uns mit einer anderen Form der Wahrsagerei zu beschäftigen. Wir mögen willens sein, es wenigstens einmal zu versuchen.

      Ist das vernünftig? Ganz bestimmt nicht. Denn unsere Neugierde kann dazu führen, daß wir unter den Einfluß der Dämonen geraten. Ein solches Handeln bringt keine Erleichterung und keinen Trost, sondern unsere Lage mag dadurch noch mißlicher werden. Übersinnliche Erscheinungen mögen uns den Schlaf rauben, und am Tag mögen sie uns ängstigen. Wir mögen merkwürdige Stimmen hören, die uns einflüstern, uns oder jemand anders umzubringen.

      Ist es daher nicht vernünftig, eine solche Gefahr zu meiden und sich vor jeder Form der Wahrsagerei zu hüten? In Jehovas Augen sind diese Dinge nichts Geringfügiges. Er erklärte die Wahrsagerei für ein Verbrechen, auf dem die Todesstrafe stand, um die Israeliten davor zu bewahren, von den bösen Geistern getäuscht zu werden, und um zu verhindern, daß sie ihnen Schaden zufügten. Das Gesetz lautete: „Und was einen Mann oder eine Frau betrifft, in denen sich ein Mediumsgeist oder Geist der Vorhersage findet, sie sollten unweigerlich zu Tode gebracht werden“ (3. Mose 20:27).

      Gott betrachtet die Medien, Zauberer und Wahrsager immer noch so. Ein göttliches Urteil über alle, die Spiritismus ausüben, ist immer noch in Kraft (Offenbarung 21:8).

      Setze deshalb alles daran zu verhindern, daß du von bösen Geistgeschöpfen getäuscht wirst. Solltest du jemals eine merkwürdige Stimme hören, die dich vielleicht glauben machen möchte, ein verstorbener Freund oder Angehöriger spreche mit dir, dann ignoriere sie. Rufe den Namen des wahren Gottes, Jehova, an, und bitte Gott, dir zu helfen dem Einfluß der Dämonen zu widerstehen. Befolge den Rat des Sohnes Gottes, indem du zu Gott betest: ‘Befreie mich von dem, der böse ist’ (Matthäus 6:13). Was die Gegenstände betrifft, die mit Wahrsagerei zusammenhängen, so gilt es, diejenigen Bewohner der alten Stadt Ephesus nachzuahmen, die sich für die wahre Gottesanbetung entschieden hatten. „Eine ganze Anzahl von denen, die magische Künste getrieben hatten, trugen ihre Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen.“ Obschon es teure Bücher gewesen waren, reute es sie nicht, sie zu vernichten (Apostelgeschichte 19:19).

      Was meinst du, wäre es im Hinblick auf dieses Beispiel richtig, absichtlich mit Personen Umgang zu pflegen, die sich mit dem Okkulten beschäftigen, und Geschenke von ihnen anzunehmen? Könntest du nicht dadurch unter den Einfluß der Dämonen geraten?

      Wir haben die besten Chancen, der Gefahr, von den bösen Geistern getäuscht zu werden, zu entgehen, wenn wir anerkennen, daß sie oft die Ursache dafür sind, daß Personen unheimliche und furchteinflößende Erscheinungen sehen oder hören: Stimmen, Klopfzeichen und schattenhafte Gestalten unbekannten Ursprungs. Dieses Wissen wird uns von der Furcht vor den Verstorbenen befreien und uns veranlassen, keinen Totenkult, der ja sowieso wertlos ist, zu treiben. Es wird auch dazu beitragen, daß wir von den bösen Geistern nicht betrogen werden.

      Wir können uns aber nur vor jeder Form des Betrugs, den Satan und seine Dämonen in Verbindung mit den Verstorbenen verübt haben, schützen, wenn wir der ganzen Bibel glauben und im Einklang damit handeln. Das müssen wir tun, weil sie das inspirierte Wort Gottes ist.

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen