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  • Weshalb ein Gott der Liebe Zurechtweisung erteilt
    Der Wachtturm 1977 | 1. März
    • Weshalb ein Gott der Liebe Zurechtweisung erteilt

      „Glücklich ist der körperlich, taugliche Mann, den du zurechtweist o Jah, und den du aus deinem eigenen Gesetz belehrst. (Ps. 94:12).

      JEHOVA GOTT will, daß die Menschen leben, ja daß sie sich des Lebens erfreuen. Er hat nicht einmal am Tode des Bösen Gefallen, sondern möchte, „daß ein Böser von seinem Wege umkehrt und tatsächlich am Leben bleibt“ (Hes. 33:11).

      Weil Gott an den Menschen so sehr interessiert ist, beschaffte er durch die Opferung des vollkommenen Lebens seines geliebten Sohnes ein Lösegeld. „Denn so sehr hat Gott die Welt [die Menschen] geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe“ (Joh. 3:16).

      Sein Interesse an den Menschen veranlaßt Gott auch, für Zurechtweisung und Zucht zu sorgen. Ganz offensichtlich zeichnet sich niemand von uns durch Vollkommenheit aus. Ständig unterlaufen uns Fehler, mit anderen Worten: Wir verfehlen das Ziel unseres Bemühens, das darin besteht, genauso zu handeln, wie wir handeln sollten. Das ist auch die Bedeutung des hebräischen und des griechischen Wortes für „sündigen“, nämlich „das Ziel verfehlen“. Folglich müssen wir alle in Zucht genommen werden und müssen uns korrigieren. In dieser Zucht sollten wir einen Beweis der Liebe Gottes sehen, denn sie ist nicht lediglich als Strafe gedacht, sondern wir sollen dadurch auf eine Weise in der Gerechtigkeit erzogen werden, wie ein Vater seine Söhne erzieht (Hebr. 12:5-11).

      Nehmen wir zum Beispiel an, ein Mann befindet sich allein auf einem Schiff auf hoher See, und er hat nicht mehr genügend Nahrung und Wasser an Bord. Wenn er entweder aus Unwissenheit oder aus mangelndem Verständnis in seinem Bemühen, Land zu erreichen, einen falschen Kurs eingeschlagen hat, wird er umkommen. Wenn ihm jemand irgendwie zu verstehen geben kann, welche Kurskorrektur erforderlich ist, und ihm dadurch das Leben rettet, sollte er bestimmt dafür dankbar sein. Es wäre töricht, wenn er die Aufforderung, seinen Kurs zu korrigieren, übelnehmen oder ablehnen würde.

      Genauso müssen wir uns alle, die wir die Sündhaftigkeit ererbt haben, regelmäßig korrigieren, damit wir auf den schmalen Weg, der zum Leben führt, gelangen oder darauf bleiben. Ohne eine Korrektur weichen wir zwangsläufig davon ab und geraten auf den breiten Weg, der in die Vernichtung führt (Matth. 7:13, 14).

      Von Kindheit an lassen die Menschen erkennen, daß sie unvollkommen sind und Korrektur oder Zurechtweisung benötigen. Deshalb erfordert es, wie alle Eltern bestätigen können, viel Liebe, ein Kind richtig zu erziehen und ihm in Herz und Sinn Achtung vor biblischen Grundsätzen einzuflößen. Nicht umsonst heißt es in Sprüche 22:15, daß ‘Torheit an das Herz eines Kindes geknüpft ist’, und es erfordert Zucht, um das Kind so weit zu bringen, daß es sich von den Realitäten des Lebens und von der Wahrheit statt von törichten, kurzsichtigen, kindlichen Vorstellungen leiten läßt.

      Durch all das wird die Geduld der Eltern auf die Probe gestellt und auch ihre Bereitwilligkeit, das Kind mit Einfühlungsvermögen und Langmut zu unterweisen und zu einer Lebensweise zu erziehen, die zu seinem späteren Glück beiträgt. Wenn das Kind nur langsam etwas annimmt oder wenn es nicht hinhört oder nicht gehorcht, mag man geneigt sein, aufzugeben oder die Situation als hoffnungslos zu betrachten. Man könnte sich leicht von verletzten Gefühlen oder Zorn beherrschen lassen. Doch die Liebe läßt nicht zu, daß man wegen einer unerfreulichen Situation aufgibt. Einem Kind die nötige Erziehung, verbunden mit geduldiger, wohldurchdachter Zucht, vorzuenthalten wäre kein Zeichen von Liebe, sondern verriete einen Mangel an Liebe, denn Liebe ist darauf bedacht und arbeitet darauf hin, daß es der geliebten Person sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft gutgeht. (Siehe Sprüche 13:24.) Liebe läßt sich auch nicht „aufreizen. Sie rechnet das Böse nicht an.“ Sie „hofft alles“ (1. Kor. 13:5, 7).

      Ein liebevoller Vater und eine liebevolle Mutter geben daher bei ihrem Kind die Hoffnung nicht auf, solange überhaupt noch Grund zur Hoffnung besteht. Eltern, die sich wirklich um ihre Kinder kümmern, werfen nicht ohne weiteres die Flinte ins Korn, sie schrecken nicht davor zurück, ihren Kindern vernünftig und liebevoll die erforderliche Anleitung und Zurechtweisung zu geben. Sie sind langmütig.

      ‘WIE EIN VATER SEINEN SOHN ZURECHTWEIST’

      Ist es nicht wunderbar zu sehen, wie Eltern auf diese Weise das vorzügliche Beispiel nachahmen, das Gott uns gibt? Denn er gibt seine Diener nicht ohne weiteres auf, sondern ist ihnen gegenüber erstaunlich langmütig. Als zum Beispiel Leviten zur Zeit Nehemias zu Gott beteten, erwähnten sie das, was den Israeliten in der Wildnis Sinai widerfahren war und sagten:

      „Sie selbst, nämlich unsere Vorväter, handelten vermessen und ... weigerten ... sich zu hören, und sie gedachten nicht deiner Wundertaten, die du an ihnen vollbrachtest, sondern sie verhärteten ihren Nacken und bestimmten sich ein Haupt, um zu ihrer Knechtschaft in Ägypten zurückzukehren. Du aber bist ein Gott der Vergebungen, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte, und du verließest sie nicht“ (Neh. 9:16, 17).

      Außer daß Gott geduldig ist, können wir auch beobachten, daß seine väterliche Zucht und seine Zurechtweisung — wiewohl sie für den Zurechtgewiesenen schmerzlich sein mögen — stets auch eine positive Seite haben. Er verfolgt damit einen nützlichen Zweck. Deshalb werden wir in Sprüche 3:11, 12 aufgefordert: „Die Zucht Jehovas, o mein Sohn, verwirf nicht; und seine Zurechtweisung widere dich nicht an, denn wen Jehova liebt, den weist er zurecht, ja wie ein Vater einen Sohn, an dem er Gefallen findet.“ (Vergleiche Hebräer 12:5-11.)

      Gott verhält sich also nicht wie ein rachsüchtiger Herrscher, der ungehalten und erbost darüber ist, daß jemand seine Gesetze nicht beachtet hat. Zugegeben, Gott ist über schwerwiegende Sünden erzürnt, und das zu Recht (4. Mose 25:1-3). Doch sein Zorn ist nicht auf Selbstsucht oder persönlichen Stolz zurückzuführen. Er weiß am besten, welche schrecklichen Folgen die Sünde haben kann, wie verheerend das Gift ihres Einflusses sein kann und wie zerstörend sie sich auf das Glück der Menschen auswirkt. Gottes Souveränität zu mißachten kann nie zu etwas Gutem führen und ist nur zum Schaden. Man schadet sich dadurch selbst und unausweichlich auch anderen. Ein liebevoller Gott kann die Sünde daher nur verabscheuen; er kann nicht lässigerweise darüber hinwegsehen. Gott ist zwar „langsam zum Zorn“, doch wenn er gegen die Sünde vorgeht, tut er es, um weiteren Schaden abzuwenden, der sich aus der Sünde ergeben könnte (2. Mose 34:6; vergleiche Psalm 106:36-40).

      Darüber hinaus richtet sich Jehova in der Strenge (oder Milde) der Zurechtweisung nicht nach einer starren Regel, sondern nach dem bestehenden Bedürfnis. In Jesaja 28:23-29 (Einheitsübersetzung) führt Jehova zur Veranschaulichung den Landwirt an und sagt:

      „Horcht her, hört meine Stimme, gebt acht, hört auf mein Wort! Pflügt denn der Bauer jeden Tag, um zu säen, beackert und eggt er denn immerzu seine Felder? Nein, wenn er die Acker geebnet hat, streut er Kümmel und Dill aus, sät Weizen und Gerste und an den Rändern den Dinkel. So unterweist und belehrt ihn sein Gott, damit er es recht macht. Auch fährt man nicht mit dem Dreschschlitten über den Dill, und mit den Wagenrädern über den Kümmel, sondern man klopft den Dill mit dem Stock aus und den Kümmel mit Stecken [Dreschflegel]. Zermalmt man etwa das Getreide (beim Dreschen)? Nein, man drischt es nicht endlos, man läßt die Wagenräder und die Hufe der Tiere nicht darübergehen, bis es zermalmt ist. Auch dies lehrt der Herr der Heere; sein Rat ist wunderbar, er schenkt großen Erfolg.“

      Ein Landwirt pflügt nicht ständig den Boden, sondern nur so lange, wie es erforderlich ist. Der jüdische Bauer streute kleinere Samenkörner aus, während er andere, wertvollere Körner in Reihen säte. Und beim Dreschen wurden die kleineren, zarteren Körner nicht mit einem schweren Dreschwerkzeug, durch das sie zermalmt worden wären, gedroschen, sondern mit einem Stock oder einem Dreschflegel. Selbst die größeren, härteren Körner, die mit schwereren Werkzeugen gedroschen wurden, wie einem hölzernen Dreschschlitten oder einem Wagenrad, wurden nicht so lange gedroschen, bis sie völlig zermalmt waren. Genauso mißt Jehova Zurechtweisung und Zucht in vernünftiger, gerechter und liebevoller Weise zu, wie es die jeweilige Situation erfordert — sanft, mäßig, mit Nachdruck oder sogar mit Strenge. Nur Personen, die sich seinen geduldigen Bemühungen, ihnen zu helfen, bewußt widersetzen, werden die Stärke seiner Macht zu vernichten zu verspüren bekommen.

      HIRTEN ZUR ERBAUUNG UND ZUM SCHUTZ DER HERDE

      Es ist auch nützlich, das Beispiel des Sohnes Gottes, des „vortrefflichen Hirten“ der Schafe Gottes, zu betrachten (Joh. 10:11). Er spiegelte auf der Erde Gottes Eigenschaften wider und war für alle, die in der Christenversammlung als Hirten dienen, das Vorbild. Wie handelte er mit seinen Jüngern in der Vergangenheit, und wie handelt er mit ihnen heute? Er selbst äußerte die herzliche Einladung:

      „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und werdet meine Jünger, denn ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Matth. 11:28-30).

      Seine ermutigende Haltung gegenüber reumütigen Sündern ist in dem Gleichnis von dem Menschen zu erkennen, der eines von hundert Schafen verliert und die neunundneunzig zurückläßt, um das verlorene zu suchen. Wenn er es gefunden hat, schreit er es nicht an und versetzt ihm keinen Fußtritt, weil es in die Irre gegangen war, sondern Jesus sagte: „Er [legt] es auf seine Schultern und freut sich. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und seine Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ,Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.‘“ Jesus fügte hinzu, „daß so im Himmel mehr Freude über einen einzigen Sünder sein wird, der bereut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Reue nicht bedürfen“ (Luk. 15:1-7).

      Wie der Apostel Paulus sagte, muß jeder christliche Älteste ‘am zuverlässigen Wort festhalten, was seine Kunst des Lehrens betrifft, damit er imstande sei, durch die gesunde Lehre sowohl zu ermahnen als auch die Widersprechenden zurechtzuweisen’ (Tit. 1:9). Ja, mitunter müssen Älteste vielleicht jemand in der Versammlung, der sie dienen, zurechtweisen. Das ist für die Ältesten nichts Erfreuliches; es fällt ihnen nicht leicht. Aber sie wissen, daß ‘Zurechtweisungen der Zucht der Weg des Lebens sind’ und daß ‘Jehova diejenigen in Zucht nimmt, die er liebt’ — auch sie selbst (Spr. 6:23; 3:11, 12; Hebr. 12:6). Sie stellen fest, daß die Worte zutreffen: „Wer einen Menschen zurechtweist, wird hinterher mehr Gunst finden, als wer mit seiner Zunge schmeichelt“ (Spr. 28:23). Wenn es somit die Umstände erfordern, halten sie sich nicht davon zurück, Irrenden unumwunden zu zeigen, inwiefern sie ihr Verhalten ändern sollten (Spr. 27:5). Wie Gott verfolgen auch sie einen positiven Zweck.

      Mit welcher Einstellung sollte sich ein Ältester an jemand wenden, der verkehrt handelt? Wenn der Älteste eine Haltung einnimmt wie ein Polizist, der mit einem Straffälligen zu tun hat, oder wie ein Staatsanwalt, der einen Verdächtigen verhört, wird der Betreffende bestimmt nicht günstig reagieren (1. Petr. 5:2, 3, 5). Wenn aber der Älteste mitfühlend ist in dem Bewußtsein, daß er selbst unvollkommen und nicht davor gefeit ist, einen Fehler zu begehen, kann er einen Geist der Brüderlichkeit zeigen (Gal. 6:1). Er ist nicht in erster Linie da, um zu verurteilen, sondern um zu helfen, und wenn der Irrende so angesprochen wird, wird er sehr wahrscheinlich günstig reagieren (1. Petr. 3:8). Jeder Fall liegt anders, und es ist daher vernünftig, zunächst die Umstände näher kennenzulernen, statt voreilige Schlüsse zu ziehen (Spr. 18:15; 21:11).

      Der Irrende mag sich zwar widerwillig oder sogar ausweichend äußern, doch Geduld und Freundlichkeit können in einem solchen Fall viel bewirken (Spr. 25:15; 2. Tim. 2:24-26). Er sollte davon überzeugt sein, daß den Ältesten wirklich sein Wohl am Herzen liegt; sie sind seine Brüder. Selbst wenn die Umstände einen nachdrücklichen Rat erfordern, vielleicht sogar eine strenge Zurechtweisung, sollte ein Ältester stets daran denken, daß nicht die Person, sondern die Sünde gehaßt und verurteilt wird (Jud. 23). Personen, die alle Versuche, ihnen zu helfen, zurückweisen, sich trotzig verhalten und eine schwerwiegende Sünde nicht bereuen, erweisen sich dadurch natürlich als eine Gefahr für die Versammlung und müßten in deren Interesse ausgeschlossen werden. Und selbst dann kann und sollte biblischer Rat erteilt werden, damit diese Personen erkennen, daß sie später wieder in die Versammlung aufgenommen werden können, wenn sie aufrichtig bereuen.

      Was bedeutet es aber, jemand „zurechtzuweisen“? Erfolgt eine Zurechtweisung in der Christenversammlung hauptsächlich zu dem Zweck, jemand zu beschämen oder zu maßregeln? Wäre es eine „Zurechtweisung“, wenn lediglich bekanntgegeben würde, daß sich eine bestimmte Person eines verkehrten Wandels schuldig gemacht hat, und wenn ein solcher verkehrter Wandel verurteilt würde? Wir werden nun sehen, was die Bibel dazu zu sagen hat.

  • Wie ‘weise Zurechtweiser’ Irrenden helfen
    Der Wachtturm 1977 | 1. März
    • Wie ‘weise Zurechtweiser’ Irrenden helfen

      „Ein goldener Ohrring ... ist ein weiser Zurechtweiser am hörenden Ohr“ (Spr. 25:12).

      1, 2. Was ist die Folge, wenn man Gottes Zurechtweisung annimmt beziehungsweise sie nicht annimmt, und was ist die Voraussetzung, damit Älteste ‘weise Zurechtweiser’ sein können?

      VOR langer Zeit sagte der treue Elihu von Jehova Gott: „Er wird ihr Ohr zur Ermahnung entblößen, und er wird sagen, daß sie von Schädlichem umkehren sollten. Wenn sie gehorchen und dienen, werden sie ihre Tage im Guten beenden und ihre Jahre in Wonne. Wenn sie aber nicht gehorchen, werden sie dahinschwinden, ja durch ein Wurfgeschoß, und sie werden ohne Erkenntnis verscheiden. Und die im Herzen Abtrünnigen werden selbst Zorn anhäufen. Sie sollten nicht um Hilfe rufen, weil er sie gebunden hat“ (Hiob 36:10-13).

      2 Christliche Älteste sind zu Recht bestrebt, ‘weise Zurechtweiser’ zu sein, um Irrende veranlassen zu können, ‘von Schädlichem umzukehren’. Deshalb sollten sie offensichtlich verstehen, was in der Bibel mit „Zurechtweisung“ gemeint ist.

      DER UNTERSCHIED ZWISCHEN „ZURECHTWEISUNG“ UND „SCHELTE“

      3. Was ist Schelte (oder ein Verweis), und welchen Zweck verfolgt man im allgemeinen damit?

      3 In den Sprachen, in denen die Bibel ursprünglich geschrieben worden ist, werden bestimmte Wörter für „zurechtweisen“ und andere für „schelten“ oder „verweisen“ gebraucht. Worin unterscheiden sich diese Begriffe? Schelte kann lediglich der Ausdruck starker Mißbilligung sein, und sie erfolgt oft hauptsächlich deshalb, weil man jemand von anstößigem oder unerwünschtem Tun oder Reden abbringen möchte. (Vergleiche 1. Mose 37:10; Hiob 11:3.) Als zum Beispiel Jesus auf dem Wege nach Jerusalem war und seine Jünger ihm zujubelten, sagten die Pharisäer zu ihm: „Lehrer, verweise es deinen Jüngern“, was praktisch hieß: „Gebiete ihnen, damit aufzuhören.“ Jesus antwortete darauf: „Wenn diese stumm blieben, würden die Steine schreien“ (Luk. 19:39, 40).

      4. Zeigt ein Vergleich von Matthäus 18:15 und Lukas 17:3, daß die Wörter „verweisen“ und „zurechtweisen“ austauschbare Begriffe sind?

      4 Für „verweisen“ gebrauchte der inspirierte Evangelist an dieser Stelle das griechische Wort epitimáo. Das griechische Wort für „zurechtweisen“ ist eléncho. Dieses Wort erscheint in Matthäus 18:15, wo Jesus sagt: „Wenn dein Bruder eine Sünde begeht, so gehe hin, lege seinen Fehler zwischen dir und ihm allein offen dar [griechisch: eléncho; „weise zurecht“, Kingdom Interlinear Translation].“ (Vergleiche 3. Mose 19:17.) Gemäß Lukas 17:3, einer Parallelstelle, sagte Jesus: „Wenn dein Bruder eine Sünde begeht, so erteile ihm einen Verweis [griechisch: epitimáo], und wenn er bereut, so vergib ihm.“ Zeigt das, daß die biblischen Begriffe „verweisen“ (oder „schelten“) und „zurechtweisen“ austauschbar sind und im wesentlichen dieselbe Bedeutung haben? Aufgrund dieses einzigen Beispiels so zu schlußfolgern wäre nicht vernünftig. Man erkennt indes den Unterschied, wenn man beachtet, wie diese beiden Wörter in der Bibel gebraucht werden.

      5, 6. Welche Beispiele zeigen, daß diese beiden Begriffe eine unterschiedliche Bedeutung haben, und was läßt daher der Gebrauch dieser Begriffe in den beiden erwähnten Texten erkennen?

      5 In den Christlichen Griechischen Schriften lesen wir beispielsweise, daß Jesus Dämonen „schalt“ (epitimáo) und ihnen gebot, zu ‘verstummen’ und aus Personen, von denen sie Besitz ergriffen hatten, ‘auszufahren’ (Matth. 17:18; Mark. 1:25; 9:25; Luk. 4:35, 41; 9:42). An keiner Stelle sprechen Bibelschreiber davon, daß Dämonen von Jesus zurechtgewiesen (eléncho) wurden. Jesus „schalt“ auch das Fieber der Schwiegermutter des Petrus, so daß es verschwand; auf dem Galiläischen Meer „schalt“ er den Sturm und die aufgewühlte See, so daß sie das Boot, in dem er und seine Jünger sich befanden, nicht mehr zum Kentern zu bringen drohten (Luk. 4:39; Matth. 8:26; Mark. 4:39; Luk. 8:24).

      6 In den erwähnten Fällen wäre es höchst unpassend, ersatzweise das Wort „zurechtweisen“ (eléncho) einzusetzen. Man kann ein Tier schelten (Ps. 68:30). Doch wie wir sehen werden, kann man eine Zurechtweisung nur Menschen erteilen, denn nur sie haben Verstand, Herz und ein Gewissen. Der Gebrauch des Wortes „verweisen“ in Lukas 17:3, der bereits erwähnten Stelle, scheint lediglich zu zeigen, daß eine Zurechtweisung mit einem Verweis oder mit Schelten verbunden sein kann.

      7. In welcher Bedeutung wurde das griechische Wort für „zurechtweisen“ von den inspirierten Bibelschreibern und von ihren Zeitgenossen gebraucht?

      7 Was bedeutet also das griechische Wort eléncho (zurechtweisen)? Es stimmt, daß dieses Wort im klassischen Griechisch einst im Sinne von „verschmähen“ und „Schande bereiten“ gebraucht wurde. Aber griechische Lexika zeigen, daß dieses Wort allgemein nicht in diesem Sinne gebraucht wurde.a Sie zeigen auch, daß dies in den Christlichen Griechischen Schriften mit Sicherheit nicht die Hauptbedeutung des Wortes ist. Beachten wir folgende dem griechisch-englischen Lexikon von Liddell und Scott entnommenen Definitionen:

      „Ins Kreuzverhör nehmen, befragen, ... jemand einer Tat beschuldigen, ... überführt werden. ... 2. prüfen, einer Prüfung unterziehen. ... 3. beweisen ... einen überzeugenden Beweis erbringen. ... 4. widerlegen, ... b. richtigstellen, korrigieren. ... 5. die Oberhand gewinnen. ... 6. aufdecken, enthüllen.“

      8. Weshalb ist also eine Zurechtweisung hauptsächlich erforderlich?

      8 Diese Definitionen stützen sich größtenteils auf den Gebrauch des Wortes in nichtbiblischen griechischen Schriftstücken. Doch eines ist aus diesen Definitionen ganz deutlich zu erkennen: Der Zurechtgewiesene erkennt entweder die gegen ihn erhobene Beschuldigung überhaupt nicht an oder offenbart zumindest eine gewisse Unwilligkeit, den Fehler zuzugeben, oder er erkennt in gewisser Hinsicht nicht, worin die Übertretung besteht und daß er sie bereuen sollte. Dem Betreffenden muß ein „überzeugender Beweis“ erbracht werden, oder er muß des Fehlers „überführt werden“. Wir werden sehen, weshalb es wichtig ist, diesen Gedanken im Sinn zu behalten.

      9, 10. Wie zeigt auch die Bibel, daß eine Zurechtweisung deshalb erteilt werden muß, weil der Betreffende seine Sünde nicht einsieht oder nicht zugibt?

      9 Auch die Bibel gebraucht das griechische Wort in diesem Sinne. Wie bereits erwähnt, sagte Jesus gemäß Matthäus 18:15: „Wenn dein Bruder eine Sünde begeht, so gehe hin, lege seinen Fehler zwischen dir und ihm allein offen dar [eléncho; „weise zurecht“, Int].“ Der eigentliche Grund, weshalb der Übertreter zurechtgewiesen werden muß, indem sein Fehler offen dargelegt wird, besteht also darin, daß er seine Sünde nicht einsieht oder nicht zugibt und sie nicht bereut.

      10 Andere Schriftstellen, in denen dieses Wort (eléncho) gebraucht wird, sprechen auch davon, daß Personen zurechtgewiesen wurden, die bis dahin keinen Rat angenommen hatten und dies dadurch zeigten, daß sie an ihrer verkehrten Handlungsweise festhielten. (Vergleiche Lukas 3:19; Johannes 3:20; Epheser 5:6, 7, 11-14; 2. Timotheus 4:2-4; Titus 1:9-13; 2. Petrus 2:15, 16.)

      11, 12. (a) Was ist bei einer biblischen Zurechtweisung daher unerläßlich, und was soll damit bewirkt werden? (b) Wie läßt sich der Unterschied zwischen „schelten“ und „zurechtweisen“ am Beispiel der Kindererziehung veranschaulichen?

      11 Wodurch aber wird jemand zurechtgewiesen? Eine Zurechtweisung schließt mehr ein als nur eine Anklage oder eine Verurteilung dessen, was jemand getan hat (wie im Falle eines Verweises). Es ist daher nicht lediglich mit der Bekanntmachung getan, daß sich der Betreffende eines verkehrten Wandels schuldig gemacht hat. Die Bibel zeigt, daß sich eine Zurechtweisung aus dem Darlegen der Beweise oder Argumente ergibt. (Vergleiche Hebräer 11:1, wo das Hauptwort élenchos mit „der offenkundige Erweis von Wirklichkeiten“ wiedergegeben wird.) Deshalb macht der Gräzist Trench in seinem Werk Synonyms of the New Testament auf den Unterschied zwischen den biblischen Ausdrücken „verweisen“ oder „schelten“ und „zurechtweisen“ aufmerksam, indem er sagt:

      „Man mag einen anderen ,schelten‘, ohne den Gescholtenen davon zu überzeugen, daß er einen Fehler begangen hat; entweder deshalb, weil er keinen Fehler begangen hat und die Schelte daher unnötig oder ungerechtfertigt war [vergleiche Matthäus 16:22; 19:13; 20:31], oder weil der Fehler zwar begangen worden ist, die Schelte aber nicht dazu führte, daß der Übertreter es zugab; und in dieser Möglichkeit, daß jemand einer Sünde wegen ,gescholten‘ wird, ohne ,überzeugt‘ zu werden, eine Sünde begangen zu haben, liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Wörtern. ... élenchos [Zurechtweisung] beinhaltet nicht nur die Anklage, sondern die Echtheit der Anklage und den Beweis der Echtheit der Anklage; ja mehr als das: sehr oft auch das Eingeständnis der Echtheit seitens der angeklagten Partei, wenn auch nicht anderen gegenüber, so doch sich selbst. ...“

      12 Man könnte diesen Unterschied auch durch zwei Väter veranschaulichen. Der eine schilt sein Kind, damit es aufhört, etwas Bestimmtes zu tun, und läßt es dabei bewenden; der andere nimmt sich die Zeit, dem Kind zu erklären, weshalb die verkehrte Handlung eigentlich schlecht ist und weshalb das Kind den Wunsch haben sollte, es nicht zu tun. Schelte ist mitunter angebracht, doch häufiger ist Zurechtweisung erforderlich.

      13. Welchem doppelten Zweck dienen die bei einer Zurechtweisung angeführten Beweise?

      13 Die bei einer Zurechtweisung angeführten Beweise mögen somit einem doppelten Zweck dienen: Man kann beweisen, daß der Betreffende den Fehler oder die Fehler, deren er beschuldigt wird, wirklich begangen hat, und man kann ihm nötigenfalls zeigen oder vor Augen führen, wie verkehrt seine Handlungsweise war. Gemäß Johannes 16:8, 9 sagte Jesus, daß Gottes heiliger Geist „der Welt überzeugende Beweise [eléncho; „zurechtweisen“, Int] hinsichtlich Sünde ... geben [wird] ..., weil man nicht Glauben an mich ausübt“. Doch sich selbst betreffend wußte Jesus, daß seine Gegner, wiewohl sie ihn ungerechterweise schalten, keine „überzeugenden Beweise“ dafür anführen konnten, daß er gesündigt habe. Daher sagte er zu ihnen: „Wer von euch überführt [eléncho; „weist zurecht“, Int] mich einer Sünde?“ (Joh. 8:46).

      DER BEWEGGRUND HINTER EINER CHRISTLICHEN ZURECHTWEISUNG

      14, 15. Was ist jedoch der Endzweck einer christlichen Zurechtweisung und der damit verbundenen überzeugenden Beweise?

      14 Das ist aber nicht alles. Für Gottes Diener bedeutet zurechtweisen mehr, als nur zu zeigen und nachzuweisen, daß ein Fehler begangen worden ist. (Dies ist oft die Bedeutung des Ausdrucks in weltlichen griechischen Schriftstücken.) Die biblische Anwendung des Wortes unterscheidet sich von der weltlichen. Inwiefern? Insofern, als hinter einer „Zurechtweisung“ im biblischen Sinne als Motiv nicht nur die Absicht steht, Übertreter zu überzeugen oder der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Auf das Motiv wird in dem Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament (Bd. II) mit den Worten hingewiesen (Kursivschrift von uns):

      „Im Neuen Testament wird ... [eléncho] in einer bestimmten Begrenzung gebraucht. ... [es bedeutet:] jem[and] seine Sünde vorhalten und ihn zur Umkehr auffordern. Das kann privater Vorgang zwischen Zweien sein Mt 18, 15; Eph 5, 11, aber auch kirchenregimentliche Tätigkeit eines Gemeindeleiters, so oft in den Pastoralbriefen: 1 Tm 5, 20; 2 Tm 4, 2; Tt 1, 9. 13; 2, 15. ... [das Wort bedeutet nicht nur:] ,tadeln‘, ,schelten‘, auch nicht nur: ,überführen‘ im Sinne des Beweisens, auch nicht nur: ,offenkundig machen‘, ,dartun‘, sondern zurechtweisen, nämlich: von der Sünde zur Buße weisen.“

      15 Eine biblische Zurechtweisung erfolgt somit nicht lediglich, um den Betreffenden zu beschämen oder um die Mißbilligung seiner verkehrten Handlung auszudrücken, ihm sozusagen einen Verweis zu erteilen oder ihn zu schelten. Mit einer Zurechtweisung zielt man nicht nur darauf ab, die Person so weit zu bringen, daß sie von einer verkehrten Handlungsweise abläßt, sondern man verfolgt einen positiven Zweck, nämlich das Herz des Betreffenden zu erreichen und ihn zu veranlassen, diese Sünde zu hassen. Wird somit jemandes verkehrte Handlung ‘offen dargelegt’, so geschieht dies nicht lediglich, um ihn bloßzustellen, sondern um ihn als Bruder zu „gewinnen“ und ihn davor zu bewahren, daß er aus der Versammlung ausgeschlossen wird, weil er sich immer tiefer in die Sünde verstrickt (Matth. 18:15, 16).

      VON UNSEREM EIGENEN HERZEN ODER MIT HILFE ANDERER ZURECHTGEWIESEN

      16, 17. Welche Faktoren sollte man bei der Frage im Sinn behalten, ob jemand, der bereits von der Sünde abgelassen hat, zurechtgewiesen werden muß?

      16 Was aber, wenn ein Christ seine Sünde ein oder mehrmals begeht, sein Gewissen ihn veranlaßt zu bereuen und er von dieser Sünde läßt oder sie aufgibt? Muß er immer noch zurechtgewiesen werden?

      17 Hier sollten wir an die Bedeutung des Wortes „zurechtweisen“ (eléncho) denken. Wir haben gesehen, daß es zum Beispiel bedeuten kann, daß man jemand beschuldigen oder vielleicht befragen oder ins Kreuzverhör nehmen muß, um seinen Fehler nachzuweisen oder seine falsche Ansicht über eine Handlung, die er zugegeben hat, zu widerlegen und ihn dadurch in seinem Sinn und seinem Herzen zu überführen. All das geschieht in der Absicht, ihn zur Reue zu bewegen, damit er nicht nur seine verkehrte Handlungsweise aufgibt, sondern sie auch nicht wieder pflegt.

      18. Kann jemand von seinem Herzen zurechtgewiesen werden, und wenn ja, auf welche Weise?

      18 Hat jedoch ein Übeltäter, der seine Sünde bereut und sie aufgibt, sich eigentlich nicht schon selbst zurechtgewiesen? Ja, denn sein Gewissen hat ihn angeklagt, und Gottes Wort und Gottes Geist haben ihn überführt, und sein Herz hat ihn veranlaßt, zu bereuen und sich von seiner Sünde abzuwenden oder sie aufzugeben. Er hat es nicht nötig, daß jemand anders ‘seinen Fehler offen darlegt’, damit er ihn einsieht und damit er seine verkehrte Handlungsweise korrigiert. (Vergleiche Psalm 16:7; Jeremia 2:19.)

      19. Inwiefern ist das, was Petrus tat, ein Beispiel dafür?

      19 Das traf offensichtlich auf den Apostel Petrus zu. Jesus hatte Petrus warnend darauf hingewiesen, daß er seinen Herrn dreimal verleugnen werde. Als die schwierige Lage eintrat und man Jesus verhaftete und zum Verhör abführte, wurde Petrus schwach und verleugnete Jesus tatsächlich dreimal. Doch es bedurfte nur eines Blickes Jesu, und das Herz des Petrus wurde berührt. Er ging hinaus, weinte bitterlich und bereute seine Tat. Sein Herz und die Erinnerung an Jesu Worte hatten ihn zurechtgewiesen. Petrus bewies von da an durch sein Verhalten, daß er entschlossen war, nicht wieder einen ähnlichen Fehler zu begehen. Einige Wochen später hielt Jesus es für angemessen, Petrus als einen der „Grundsteine“ der Christenversammlung zu gebrauchen (Luk. 22:54-62).

      20, 21. (a) Welche Hilfe kann jemand vernünftigerweise selbst dann in Anspruch nehmen, wenn er entschlossen ist, seine Sünde nicht zu wiederholen? (b) Warum mußte David eine Zurechtweisung erteilt werden, und wie ging Nathan dabei vor?

      20 Das heißt nicht, daß eine solche Person keine Hilfe mehr nötig hätte. Sie mag zwar entschlossen sein, die Sünde nicht zu wiederholen, dennoch aber den Beistand anderer benötigen, die sie in diesem Entschluß bestärken. Jehova Gott hat für Brüder gesorgt, die uns in dieser Hinsicht helfen können (Spr. 17:17; Luk. 22:31, 32; Gal. 6:2).

      21 Bei König David verhielt es sich einmal anders als bei Petrus. Er mußte von jemandem zurechtgewiesen werden, nachdem er sich besonders schwerwiegender Vergehen schuldig gemacht und anderen damit großen Schaden zugefügt hatte. Er war sich indes der Verkehrtheit seiner Handlungsweise nicht voll bewußt und versuchte sogar, seine Sünde zu vertuschen. Gott sandte deshalb den Propheten Nathan, um David zurechtzuweisen. Nathan tat dies, indem er in einem packenden, lebendigen Gleichnis eine Situation schilderte, die derjenigen Davids glich. David war über die Selbstsucht des beschriebenen Mannes erbost und verurteilte seine grausame, unbarmherzige Haltung. Er war entsetzt, als Nathan zu ihm sagte: „Du selbst bist der Mann!“ Doch als David seine Handlungen im richtigen Lichte sah und deutlich erkannte, wie niederträchtig sie waren, bereute er. Hätte er das nicht getan, so hätte er nach seinen eigenen Worten den Tod verdient (2. Sam. 12:1-13).

      22. In welchen Worten drückte David seine gute Einstellung zu einer Zurechtweisung aus, und wie zeigte er, von welch großem Nutzen Reue ist?

      22 In einem seiner Psalmen drückte David die richtige Einstellung zu einer Zurechtweisung mit den Worten aus: „Sollte der Gerechte mich schlagen, es wäre liebende Güte, und sollte er mich zurechtweisen, es wäre Öl auf das Haupt, das mein Haupt nicht zurückweisen möchte“ (Ps. 141:5). Außerdem beschrieb David in Psalm 32:1-6 die Qualen, die er selbst litt, als er es versäumt hatte, Jehova um Vergebung seiner Sünden zu bitten, sowie die große Erleichterung, die ihm widerfuhr, nachdem er seine Sünden bereut und sie Gott bekannt hatte.

      23. Woran werden ‘weise Zurechtweiser’ denken, und inwiefern geht das aus den Schrifttexten hervor, die in diesem Absatz erwähnt werden?

      23 Um ‘weise Zurechtweiser’ zu sein, sollten Hirten der Versammlung auch daran denken, daß es bei Zurechtweisungen verschiedene Grade geben kann, wie es auch bei Vergehen verschiedene Schweregrade gibt. (Vergleiche Galater 6:1; 2. Timotheus 2:24-26 mit Titus 1:13.) Selbst Personen, die einen guten Ruf als Diener Gottes genießen, müssen vielleicht mitunter wegen einer falschen Ansicht, wegen einer verkehrten Äußerung oder Handlung zurechtgewiesen werden.

      24, 25. Kann es vorkommen, daß auch treue Diener Gottes zurechtgewiesen werden müssen, und zu welch guten Ergebnissen wird eine solche Zurechtweisung führen?

      24 Das war bei Petrus zu einer späteren Zeit der Fall. In Galater 2:11-14 wird davon berichtet, daß er nach Antiochia in Syrien ging und mit unbeschnittenen nichtjüdischen Christen Freundschaft pflegte und mit ihnen aß. Als aber gewisse Männer von der Versammlung in Jerusalem (Männer, die offensichtlich noch der Ansicht waren, die Juden sollten sich getrennt halten) nach Antiochia kamen, hörte Petrus auf, mit nichtjüdischen Christen Gemeinschaft zu pflegen. Als der Apostel Paulus diese verkehrte Handlungsweise und ihre schlechten Auswirkungen auf andere jüdische Gläubige beobachtete, fühlte er sich verpflichtet, Petrus zurechtzuweisen. Mit vernünftigen Argumenten zeigte er Petrus die Verkehrtheit seiner Handlung, und zwar öffentlich, so daß es die anderen hören konnten. Petrus nahm zweifellos diese Zurechtweisung an, und er sprach später mit herzlichen Worten von Paulus (2. Petr. 3:15, 16).

      25 Ja, es verhält sich so, wie wir in Sprüche 9:8, 9 lesen: „Erteile einem Weisen eine Zurechtweisung, und er wird dich lieben. Gib einem Weisen, und er wird noch weiser werden.“ „Man sollte den Verständigen zurechtweisen, damit er Erkenntnis verstehe“, wie das bei Petrus der Fall war. Mögen unsere Ohren daher stets für die vernünftigen „Zurechtweisungen der Zucht“ offen sein, die für alle, die Gott und seine Gerechtigkeit lieben, der „Weg des Lebens“ sind (Spr. 19:25; 6:23; 25:12).

      [Fußnote]

      a Unter dem Stichwort eléncho ist in Robinsons Lexicon of the New Testament zu lesen: „Beschämen, Schande bringen, nur bei Homer [einem griechischen Dichter der vorchristlichen Zeit]. ... Gewöhnlich und im N[euen] T[estament] überzeugen, ... widerlegen, jemandem Unrecht nachweisen.“

      In dem Werk Word Studies in the New Testament von Vincent heißt es: „Im frühen klassischen Griechisch bedeutet es Schande bereiten oder beschämen ... Dann [später]: ins Kreuzverhör nehmen oder befragen, um zu überzeugen, überführen oder widerlegen. ... Von Argumenten: den Beweis erbringen; beweisen; durch eine Kette von Schlußfolgerungen beweisen“ (Kursivschrift von uns).

  • Personen, die Sünde treiben, zurechtweisen
    Der Wachtturm 1977 | 1. März
    • Personen, die Sünde treiben, zurechtweisen

      „Weise Personen, die Sünde treiben, vor den Augen aller zurecht, damit auch die übrigen Furcht haben“ (1. Tim. 5:20).

      1, 2. Welche Anweisungen erteilte Paulus dem Timotheus, während sich dieser in Ephesus aufhielt, und welche Fragen ergeben sich daraus?

      ALS der Apostel Paulus seinem Mitarbeiter Timotheus Rat darüber erteilte, wie er Probleme in Ephesus behandeln sollte, wo einige zu sinnlosem Gerede Anlaß gaben und widersprechende Lehren vertraten, sagte er unter anderem: „Weise Personen, die Sünde treiben, vor den Augen aller zurecht, damit auch die übrigen Furcht haben (1. Tim. 5:20; 1:3-7; 6:3-5).

      2 Was verstand der Apostel Paulus unter „Sünde treiben“? Wäre jemand, der eine Sünde mehr als einmal begangen hat, automatisch eine Person, die ‘Sünde treibt’?

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