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„Ich will es“Der Wachtturm 1981 | 1. Oktober
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„Ich will es“
DIE Nachricht, daß Jesus Christus Kranke geheilt und Dämonen ausgetrieben hatte, war schon bis in eine gewisse galiläische Stadt vorgedrungen. Dort kam ein Aussätziger zu ihm.
Der Aussätzige fiel auf die Knie und flehte Jesus inständig an: „Wenn du nur willst, kannst du mich rein machen.“ Der biblische Bericht fährt fort: „Darüber von Mitleid bewegt, streckte er [Jesus] dann seine Hand aus und rührte ihn an und sprach zu ihm: ,Ich will es. Werde rein!‘ Da wich der Aussatz sogleich von ihm, und er wurde rein“ (Mark. 1:40-42; Luk. 5:12, 13).
Vor Jesus kniete also ein Mann, der mit Aussatz geplagt war — in jenen Tagen eine schreckliche Krankheit. Da man große Furcht hatte, angesteckt zu werden, wurden Aussätzige gewöhnlich gemieden. Doch was tat Jesus? Er streckte seine Hand aus und berührte den Aussätzigen. Er fürchtete sich nicht, sondern war vielmehr von Mitleid bewegt.
Obwohl Jesus sehr beschäftigt war, hatte er doch immer Verständnis für die Lage anderer, für ihre Gefühle und ihre Bedürfnisse. Man könnte viele lobenswerte Beispiele anführen, die zeigen, wie Jesus an anderen persönlich interessiert war. Wegen dieser Eigenschaft ist uns Jesus lieb und teuer, ja wir werden dadurch getröstet und gestärkt. Es könnten keine besseren Worte gebraucht werden als die, die Jesus zu dem Aussätzigen sagte — „Ich will es“ —, um zu zeigen, wie Jesus auch heute noch über Personen denkt, die der Hilfe bedürfen.
In jenem Fall spiegelte Jesus auf ausgezeichnete Weise die Persönlichkeit Jehovas, seines Vaters, wider. Ihm, dem ewigen und vollkommenen Gott, fehlte es nie an etwas. Dennoch wollte er seine Liebe und seine Weisheit mit anderen teilen. Deshalb erschuf er im Himmel und auf der Erde intelligente Lebewesen, die die Fähigkeit haben zu lieben. Er versorgt seine Geschöpfe auf großzügige Weise nicht nur als Gruppe, sondern interessiert sich auch persönlich für jeden einzelnen; er erhört seine Gebete und prüft sein Herz (Röm. 8:26, 27).
Sind Jesu wahre Nachfolger auf selbstlose Weise an anderen persönlich interessiert, dann beweisen sie, daß sie Jehova Gott nachahmen und seinen Willen tun, und das manchmal, ohne daß sie es bemerken.
„ICH MÖCHTE SIE WIEDER BESUCHEN“
Jesus gebot seinen Jüngern, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen (Matth. 24:14; 28:19, 20; Apg. 1:8). Da Jehovas Zeugen diesen Auftrag sehr ernst nehmen, sprechen sie an jeder Tür vor und sind daran interessiert, mit denen, die hören wollen, über die biblische Botschaft zu sprechen.
Diejenigen, die an den Menschen in ihrem Gebiet aufrichtig interessiert sind, sind am erfolgreichsten. Verkündiger der „guten Botschaft“, die ein solches persönliches Interesse bekunden, werden unwillkürlich den Leuten zuhören, damit sie diese so gut wie möglich kennenlernen. Ein guter Arzt verschreibt einem Patienten nicht etwas, bevor er ihn nicht gründlich untersucht hat. Ist ein Christ in ähnlicher Weise von dem Wunsch beseelt, anderen behilflich zu sein, wird er auch daran interessiert sein, sie kennenzulernen. Nur dann wird es einem Zeugen Jehovas möglich sein, anderen Menschen wirkungsvoll zu helfen.
Jehovas Zeugen können sich nicht dadurch am besten auf das Predigtwerk vorbereiten, daß sie eine Predigt auswendig lernen, sondern dadurch, daß sie ihr Herz darauf vorbereiten. Wenn wir von ganzem Herzen an den Menschen interessiert sind, bei denen wir vorsprechen, wird es uns nie an passenden Worten fehlen. Wir werden das sagen und tun, was ihnen geistig hilft.
Wenn wir in unserem Dienst an anderen persönlich interessiert sind, dann denken wir nach einem Gespräch mit ihnen über sie nach. Wir werden uns bewogen fühlen, sie wieder zu besuchen.
Eine Zeugin Jehovas aus Connecticut (USA) erzählte ihrer Mutter eine Erfahrung, die sie im Predigtdienst von Haus zu Haus mit einer jungen Frau gemacht hatte: „Mit ihren großen blauen Augen sah sie mich an und sagte: ,Ich glaube nicht an Gott.‘ Aber, Mutter, ich fühle, daß da noch irgend etwas ist. Ich möchte sie wieder besuchen.“
Die Zeugin tat dies auch. Mit der jungen Frau wurde ein Bibelstudium begonnen, und sechs Monate später beteiligte sie sich selbst am Predigtdienst von Haus zu Haus. Bald darauf ließ sie sich als eine Christin taufen. Heute ist diese frühere Atheistin die Frau eines reisenden Aufsehers der Zeugen Jehovas.
Wenn wir Jehova und Jesus nachahmen und an anderen persönlich interessiert sind, fühlen sich die Leute zu uns hingezogen und auch zu der Wahrheit des Wortes Gottes, die wir lehren.
‘UM EINANDER BESORGT SEIN’
Sind die Jünger Jesu liebevoll aneinander interessiert, so wirkt sich dies einigend auf die Christenversammlung aus (Joh. 13:35; Gal. 6:10). Der Apostel Paulus verglich die Christenversammlung mit dem menschlichen Körper und beschrieb, wie die einzelnen Glieder voneinander abhängig sind und füreinander sorgen. Er sagte:
„Das Auge kann nicht zur Hand sagen: ,Ich benötige dich nicht‘ oder wiederum das Haupt nicht zu den Füßen: ,Ich benötige euch nicht.‘ ... damit keine Spaltung im Leibe sei, sondern daß dessen Glieder dieselbe Sorge füreinander tragen sollten“ (1. Kor. 12:14-25).
Der griechische Ausdruck für „dieselbe Sorge füreinander tragen“ bedeutet buchstäblich ‘ängstlich umeinander besorgt sein’ (Kingdom Interlinear Translation). Dadurch wird hervorgehoben, wie sehr die Glieder der Christenversammlung aneinander interessiert sein sollten. Paulus betonte diesen Gedanken noch, indem er sagte: „Wenn e i n Glied leidet, leiden alle anderen Glieder mit; oder wenn einem Glied Herrlichkeit zuteil wird, freuen sich alle anderen Glieder mit“ (1. Kor. 12:26).
Sind wir an anderen persönlich interessiert, dann erkennen wir das Gute in ihnen. Wir sehen die guten Anlagen, die sie haben mögen, und versuchen ihnen zu helfen, diese zu entwickeln.
Die Bibel berichtet, daß Barnabas an seinem Missionargefährten Johannes, dessen Beiname Markus war, persönlich interessiert war. Barnabas sah die guten Anlagen in Markus, obwohl dieser ihm und Paulus während ihrer ersten Missionsreise Schwierigkeiten bereitet hatte. Als Ergebnis konnte Markus geholfen werden, geistig zu wachsen und ein ausgezeichneter Diener Gottes zu werden (Apg. 13:5, 13; 15:36-39; 2. Tim. 4:9-11). Markus wurde schließlich von Gott mit dem einzigartigen Vorrecht gesegnet, unter Inspiration das Bibelbuch zu schreiben, das seinen Namen trägt.
Ein christlicher Ältester in den USA zeigte in ähnlicher Weise persönliches Interesse an einem Jugendlichen seiner Versammlung. Er lud den jungen Mann ein, beim Bau eines Königreichssaals, einer Versammlungsstätte der Versammlung, mitzuhelfen. Auf dem Weg nach Hause nahmen sie gewöhnlich eine Erfrischung zu sich und unterhielten sich. Der Jugendliche ist inzwischen erwachsen und dient als Kreisaufseher. Er erinnert sich aber immer noch daran, daß dieser Älteste an ihm persönlich interessiert war. Seiner Meinung nach hat dies sehr zu seinem geistigen Fortschritt beigetragen.
Wir können als Christen neue Freuden erleben und einen weiteren Sinn in unserem Leben sehen, wenn wir an anderen persönlich interessiert sind — an Personen, mit denen wir über die Bibel sprechen, und auch an unseren geistigen Brüdern und Schwestern in der Versammlung, einschließlich der Jüngeren, der Älteren, der Kranken, der Witwen, der Waisen sowie unserer eigenen Angehörigen. Auf diese Weise können wir zu ihrem Glück beitragen.
Wenn wir das tun, können wir überzeugt sein, daß uns Gott in vieler Hinsicht belohnen wird. Jesus gab uns die Zusicherung: „Beglückender ist Geben als Empfangen“ (Apg. 20:35). Wir alle, die wir Gott wirklich lieben, sollten unseren himmlischen Vater nachahmen und an anderen persönlich interessiert sein. Wie wir dies tun können, veranschaulichte Jesus, als er zu dem Aussätzigen sagte: „Ich will es.“
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Jehova — ein starker TurmDer Wachtturm 1981 | 1. Oktober
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Jehova — ein starker Turm
VERTRAUEN auf Jehova führt zur Rettung. Zwei leibliche Schwestern aus Südostfrankreich können dies aus eigener Erfahrung bestätigen. Eine von ihnen erzählt folgendes:
„Es war 12.30 Uhr nachts, und wir beide schliefen friedlich. Plötzlich wurden wir von einem ungewöhnlichen Geräusch geweckt, das aus der Küche kam. Dann erschien ein Mann in der Tür. Von panischem Schrecken ergriffen, schrie meine Schwester: ,Jehova, Jehova, bitte hilf uns!‘ Bei diesen Worten befahl uns der Mann, still zu sein, und bedrohte uns mit einem Messer und einer Feile. Jehova sei Dank, daß wir unsere Ruhe zurückgewannen. Wir zogen uns an.
Der Einbrecher war auf unseren Balkon im 5. Stock geklettert und hatte sich beim Einschlagen der Küchenfensterscheibe die Hand verletzt. Ich behandelte also seine Wunde, machte etwas zu essen und kochte Kaffee, um ihm über die Alkoholeinwirkung, unter der er stand, hinwegzuhelfen. Auch sprach ich mit ihm über Jehova und zeigte ihm, daß wir ihm vertrauen müssen. Er entgegnete, daß er Jehova nicht kenne, und beschimpfte ihn sogar. Während meine Schwester in der Bibel las und ich im stillen betete, schaute er uns zu. Anscheinend ärgerte ihn unsere Ruhe. Deshalb hob er ein Stück der zerbrochenen Fensterscheibe auf und drückte es meiner Schwester gegen die Kehle, während er ihr das Messer an den Nacken hielt. Dabei zischte er: ,Nur ein kleiner Druck, und dein Blut fließt!‘ Ich sprang auf und sagte mit klarer Stimme: ,Sie können uns keine Angst einjagen, denn wir haben Jehova, der uns stützen und befreien wird. Selbst wenn Sie uns töten, haben wir die Hoffnung auf eine Auferstehung.‘ Diese Worte verblüfften ihn so sehr, daß er von ihr abließ.
Ungefähr um 2.45 Uhr morgens sagte er, er werde gehen, und ich begleitete ihn zur Tür. Er ging mit den Worten hinaus: ,Gut. Ich habe es verstanden. Jehova ist stärker als ich.‘ Nachdem wir die Rolläden des Küchenfensters heruntergelassen hatten, beteten wir zu Jehova und dankten unserem Gott, der uns nicht verlassen hatte“ (Spr. 18:10).
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