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  • Die Glitzerwelt der Unterhaltung
    Erwachet! 1992 | 8. November
    • Die Glitzerwelt der Unterhaltung

      HOLLYWOOD! Wo immer man auch lebt, dieser Name läßt einen wahrscheinlich sofort an Kinofilme und Unterhaltung denken. Ob nun „Unterhaltungshauptstadt der Welt“ oder „Kitschkaff“ genannt — kein anderer Ort steht so synonym für die Unterhaltungsbranche wie dieser Vorort von Los Angeles (Kalifornien). Mit Sicherheit kann man es als das Weltzentrum von Glanz und Glamour bezeichnen. Ein Publizist schrieb: „Das Bild von Hollywood als Fabrik kitschiger Kinoträume hat sich in der ganzen Welt festgesetzt.“

      Unterhaltung — das große Geschäft

      Doch nicht nur das Hollywood-Image ist in der ganzen Welt verbreitet. „Hollywood“ ist ein gewaltiges, weltumspannendes Exportgeschäft. Tatsächlich ist gemäß dem Nachrichtenmagazin Time in den Vereinigten Staaten die Unterhaltung nach Luft- und Raumfahrtausrüstung der zweitgrößte Exportposten. Die Unterhaltungsindustrie bringt jedes Jahr Hunderte von Milliarden Dollar ein, und ein beträchtlicher Teil davon — etwa 20 Prozent — kommt aus anderen Ländern.

      In die Vereinigten Staaten fließen 35 Prozent der Einnahmen aus dem internationalen Buchmarkt, bei den Musikaufnahmen sind es 50 Prozent, 55 Prozent sowohl bei den Kinofilmen wie auch im Videogeschäft und zwischen 75 und 85 Prozent bei Fernsehsendungen.

      Als Gegenleistung für diese immensen Summen unterhält Hollywood die Welt. Nicht, daß die Welt darüber immer glücklich wäre; eine ganze Reihe von Ländern murrt über amerikanischen Kulturimperialismus. Sie klagen, ihre Jugendlichen würden die einheimische Kultur zugunsten des protzigen Imports aus Amerika aufgeben. Das heißt nun aber nicht, daß Unterhaltung nur aus den Vereinigten Staaten kommt. Viele Länder haben ihre eigene Unterhaltungsindustrie — Film, Fernsehen, Musikaufnahmen, Bücher, Sport und anderes.

      Unterhaltung leicht gemacht

      Abgesehen von der Frage, wer die Welt mit Unterhaltung versorgt oder versorgen sollte, so ist doch eines bemerkenswert: Unterhaltung ist so leicht zugänglich, so reichlich vorhanden heutzutage, daß man mit Recht von einer Revolution sprechen kann. Zur Veranschaulichung: Wie oft wären wir vor hundert Jahren von ausgebildeten, talentierten Künstlern unterhalten worden? Selbst wenn wir im reichsten aller Länder gelebt hätten, wären wir wohl in den Augen der heutigen Generation unterhaltungsmäßig nur Hungerleider gewesen. Man hätte sich zum Beispiel in eine Oper oder in ein Sinfoniekonzert bemühen müssen. Heute schalten wir einfach den Radiorecorder ein, der alle Arten von Musik spielt, oder wir machen es uns auf der Wohnzimmercouch bequem und lassen uns auf Knopfdruck von Darbietungen fast jeder denkbaren Art unterhalten.

      In allen Industrieländern kann man in vielen Haushalten mindestens ein Fernsehgerät, einen Videorecorder, einen CD-Spieler oder Kassettenrecorder und andere elektronische Spielereien finden. Einige Kinder wachsen in einem Zuhause auf, in dem Fernsehbildschirme fast so etwas Gewöhnliches sind wie in anderen Häusern Spiegel. In weniger entwickelten Ländern haben zahlreiche Dörfer und Stadtviertel ihr eigenes Fernsehzentrum, wohin sich die Menschen an den Abenden versammeln, um sich unterhalten zu lassen. Der Mensch ist fernsehsüchtig geworden. Seine freien Stunden sind mit immer mehr Formen der Unterhaltung ausgefüllt.

      Ist daran irgend etwas falsch? Sind mit der heutigen Unterhaltung irgendwelche Gefahren verbunden? Oder stellt der derzeitige Überfluß an Unterhaltung lediglich eine verwirrende Überfülle dar? Betrachten wir einmal die positiven wie auch die negativen Seiten dieser Glitzerwelt.

  • Eine ausgeglichene Ansicht über Unterhaltung
    Erwachet! 1992 | 8. November
    • Eine ausgeglichene Ansicht über Unterhaltung

      „IMMER Arbeit, nie ein Spiel, wird dem Knaben Hans zuviel.“ Dieses Sprichwort mag zwar simpel klingen, doch leicht kann man vergessen, wie wahr es ist. „Immer Arbeit, nie ein Spiel“ könnte viel Schlimmeres bewirken, als Hans einfach zuviel zu werden. Es könnte ihn zu einem Workaholic, einem Arbeitssüchtigen, werden lassen, der nichts anderes mehr im Sinn hat.

      Sehen wir uns zum Beispiel ein Problem an, das sich in Japan, einem Land, das für seine hohe Arbeitsmoral bekannt ist, eingestellt hat. Von Arbeitnehmern wird oft erwartet, jeden Abend Überstunden zu machen und auch an den Wochenenden zu arbeiten. Das kanadische Nachrichtenmagazin Maclean’s berichtete, daß der japanische Arbeiter im Durchschnitt jährlich 2 088 Stunden auf der Arbeit verbringt, verglichen mit den nur 1 654 Stunden seines kanadischen Kollegen. Doch in dem Magazin hieß es auch: „Japanische Firmen haben mit einem anderen Problem zu kämpfen: Arbeitnehmer, die ein Opfer von karoshi (Tod durch Überarbeitung) werden. In Zeitungen wird von Männern in den 40ern berichtet, die Herzanfälle oder Infarkte bekommen haben, nachdem sie 100 Tage hintereinander gearbeitet hatten, ohne einen Tag dazwischen freizuhaben.“ Das japanische Arbeitsministerium sah sich sogar zu einer Kampagne mit Werbespots veranlaßt, in denen — mit eingängigen Melodien unterlegt — die Leute aufgefordert werden, die Wochenenden frei zu nehmen und auszuspannen. Was für ein Gegensatz zu einigen Ländern der westlichen Welt, in denen die Leute überredet werden müssen, eine ganze Woche zu arbeiten!

      Der Nutzen des Spiels

      Interessanterweise betrachten Fachleute im allgemeinen die Arbeitssucht als Krankheit und nicht als Tugend. Hans muß spielen — und das nicht nur, solange er ein „Knabe“ ist; Erwachsene haben die gleichen Bedürfnisse wie Kinder. Inwiefern? Was hat der Mensch von der Freizeit oder dem Spiel? In einem Fachbuch ist folgende Auflistung zu finden: „Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, Gemeinschaft, Integration von Körper und Geist oder Ganzheit, körperliche Gesundheit, der notwendige Kontrast oder Rhythmus im arbeitsbestimmten Zeitplan, Ruhe und Entspannung, die Möglichkeit, etwas Neues zu probieren, andere Menschen kennenzulernen, Beziehungen aufzubauen, die Familienbande zu stärken, mit der Natur in Kontakt zu kommen ... und sich einfach nur gut zu fühlen, ohne wissen zu wollen, warum. All dies gehört zu dem, was die Menschen an der Freizeit schätzen.“

      Soziologen haben dem Thema Freizeit und Spiel unzählige Bücher gewidmet, und sie stimmen darin überein, daß Freizeit sowohl für den einzelnen wie auch für die Gesellschaft unentbehrlich ist. Sicherlich versteht keiner die menschliche Natur besser als der Schöpfer des Menschen. Wie denkt er über dieses Thema?

      Im Gegensatz zu der Ansicht einiger ist die Bibel nicht gegen Spaß und Erholung. Sie läßt uns wissen, daß Jehova ein glücklicher Gott ist und daß er auch seine Diener glücklich sehen möchte (Psalm 144:15b; 1. Timotheus 1:11). Wie wir aus Prediger 3:1-4 erfahren, „gibt es eine bestimmte Zeit ... zum Lachen“ und „eine Zeit zum Herumhüpfen“. Das hebräische Wort, das mit „Lachen“ wiedergegeben wird, ist mit Wörtern verwandt, die die Bedeutung von „Spielen“ haben. Das gleiche Bibelbuch sagt: „Für einen Menschen gibt es nichts Besseres, als daß er essen und trinken und seine Seele Gutes sehen lassen sollte wegen seiner harten Arbeit“ (Prediger 2:24).

      Heutzutage besteht eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen darin, sich zurückzulehnen und sich von anderen unterhalten zu lassen. Aber auch das ist nicht neu. Die Bibel zeigt, daß die Menschen schon vor Jahrtausenden Freude daran fanden, anderen beim Tanzen, Singen, Musizieren oder Sporttreiben zuzuschauen.

      Als Form der Entspannung kann die Unterhaltung Großartiges leisten. Wer hat nicht zumindest ein wenig Freude an den Leistungen eines guten Sportlers, an der schwebend leichten Grazie einer Ballerina, an der prickelnden Spannung eines guten Abenteuerfilms oder an der heiteren Melodie, die einem noch durch den Kopf geht, wenn die Musik längst verklungen ist? Zweifellos haben sich auch schon die meisten bei einem guten Buch entspannt und dabei die Seiten immer schneller umgeblättert, während die gut erzählte Geschichte sie in ihren Bann schlug.

      Bei solcher Unterhaltung können wir uns entspannen. Doch das ist nicht alles. Sie kann uns anregen, aufrichten, sie kann unser Herz berühren, uns zum Lachen bringen — und sie kann uns sogar geistig weiterbringen. Literatur beispielsweise kann uns einiges über die menschliche Natur vermitteln. Die Werke Shakespeares sind ein gutes Beispiel hierfür.

      Die Gefahren der Unterhaltung

      Um eine ausgeglichene Ansicht über die heutige Unterhaltung zu haben, muß man allerdings nicht nur ihren Nutzen kennen, sondern auch ihre Gefahren. Es ist schon viel über den verderblichen Einfluß der Unterhaltung gesagt worden, doch im großen und ganzen können die Gefahren in zwei Kategorien eingeteilt werden: Quantität und Qualität — die Menge der zur Verfügung stehenden Unterhaltung und ihren jeweiligen Inhalt. Wenden wir uns zunächst der Qualität zu.

      Wir leben heute in düsteren Zeiten, die in der Bibel „kritische Zeiten“ genannt werden, „mit denen man schwer fertig wird“ (2. Timotheus 3:1). Es überrascht daher nicht, wenn die heutige Unterhaltung unsere Zeit widerspiegelt, und zwar oft in ihren häßlichsten Aspekten. Sadistische Gewalt, offene Unmoral und die niedrigsten menschlichen Denk- und Handlungsweisen — wie etwa Rassismus — finden Eingang in die populäre Unterhaltung und verseuchen sie in unterschiedlichem Ausmaß. Am unteren Ende des Spektrums ist das, was eigentlich Unterhaltung sein sollte, kaum mehr als Pornographie und Schmutz. Betrachten wir einige Beispiele.

      Filme: Drei der Männer, die dieses Jahr für die größte Auszeichnung Hollywoods, den Oscar, in der Kategorie „bester Schauspieler“ nominiert worden waren, spielten einen psychopathischen Mörder und zeigten im Film einen Mord in allen Einzelheiten. Ein Darsteller soll dabei einer Frau ein Stück aus dem Gesicht gebissen haben, während er sie vergewaltigte. Einer der Kassenschlager dieses Jahres war Basic Instinct. Den Rezensionen nach zu urteilen, ist der Titel geradezu beschönigend. Der Film beginnt mit einer unverhüllten Sexszene, in der die Frau mit einer Eisspitze wiederholt auf ihren gefesselten Liebhaber einsticht und dabei über und über mit Blut bespritzt wird.

      Musik: Sowohl Rap wie auch Heavy metal sind in jüngster Zeit wegen ähnlicher Inhalte unter heftigen Beschuß gekommen. In beiden Musikrichtungen sind Stücke zu finden, in denen die sexuelle Erniedrigung und die Mißhandlung von Frauen, Haß und Gewalttat gegenüber Polizisten und gegenüber anderen Rassen, ja sogar der Satanismus verherrlicht werden. In einigen Gebieten müssen Tonträger mit solchen Inhalten einen Warnaufkleber tragen. Der Rap-Musiker Ice-T soll jedoch zugegeben haben, daß seine Songs absichtlich so schockierende Texte haben, damit sie diesen Aufkleber bekommen; das würde die Neugierigen garantiert anziehen. Der Rockstar Prince pries in seiner Musik den Inzest zwischen Bruder und Schwester. Oftmals verleihen Musikvideos der schreienden Unmoral einfach nur eine sichtbare Dimension. Das Video Justify My Love von dem Popstar Madonna ist dafür bekannt geworden, Sadomasochismus und homosexuelle Handlungen zu zeigen. Selbst MTV, ein amerikanischer Fernsehkanal, der sich den Ruf erworben hat, manchmal unmoralische Videos ohne große Bedenken zu senden, lehnte es ab, dieses Video auszustrahlen.

      Bücher: Betrachten wir einige aus den letzten Buchrezensionen zusammengetragene Beispiele. American Psycho beschreibt detailliert die grauenvollen Handlungen eines Serienmörders, der die Körper seiner Opfer auf unvorstellbar grausige Weise mißhandelt — Kannibalismus eingeschlossen. Vox handelt von einem langen Telefongespräch, bei dem sich ein Mann und eine Frau, die sich nie zuvor begegnet sind, gegenseitig durch erotisches Reden sexuell stimulieren. Raptor spielt im sechsten Jahrhundert und erzählt von den perversen sexuellen Abenteuern zweier Hermaphroditen (Zwitter). In Liebesromanen wird gewöhnlich Ehebruch und Hurerei beschrieben und verherrlicht. Comichefte, einst relativ harmlos und für Kinder, präsentieren heute oft in plastischer Weise Sex, Gewalt und Okkultismus.

      Sport: Die Forderungen nach einem Boxkampfverbot halten an. Doch trotz sich häufender Beweise, daß jeder K.-o.-Schlag zu irreversiblen Gehirnschädigungen führt, locken riesige Preisgelder und Millionen von Zuschauern weiterhin die Kämpfer in den Ring. So sind buchstäblich Hunderte von Boxern zu Tode geprügelt worden.

      Es gibt allerdings Sportarten mit noch höheren Todesraten. So ist es nichts Ungewöhnliches, von Gewalttaten zu lesen, die auf den Spielfeldern oder unter den Zuschauern ausbrechen. Unruhen, die durch Nationalismus oder fehlgeleiteten „Teamgeist“ entfacht wurden, haben weltweit in den Stadien Hunderten das Leben gekostet. Der Stierkampf, den die Wochenzeitung Die Zeit „die wohl bestialischste Spielveranstaltung, die sich in die Neuzeit gerettet hat“, nannte, hat in jüngster Zeit in Spanien und Südfrankreich stark an Popularität gewonnen. Nachdem ein Stier den berühmten 21 Jahre alten Matador José Cubero tödlich am Herzen verwundet hatte, wurde der gefallene Held in einem Sarg unter den Rufen von 15 000 Verehrern durch eine Stierkampfarena Madrids getragen. Sein Tod wurde vom spanischen Fernsehen immer und immer wieder gezeigt.

      Zugegeben, das sind extreme Fälle, und sie bedeuten natürlich nicht, daß alle Unterhaltung dieser verschiedenen Kategorien schlecht ist. Doch wenn man eine ausgeglichene Ansicht über Unterhaltung haben will, muß man anerkennen, daß diese Extreme existieren und populär sind. Warum? Nun, ist uns schon aufgefallen, daß das, was vor einigen Jahren als extrem galt, heute den Menschen nur noch ein gelangweiltes Gähnen entlockt? Die Allgemeinheit neigt dazu, Extreme langsam, aber sicher zu akzeptieren; die Menschen gewöhnen sich daran. Woran werden wir uns gewöhnen?

      Die Frage der Quantität

      Selbst wenn alle Unterhaltung völlig einwandfrei wäre, bliebe immer noch die Frage der Menge. Die Unterhaltungsindustrie hat einen ungeheuren Ausstoß. Zum Beispiel wurden in den Vereinigten Staaten allein 1991 über 110 000 Buchtitel veröffentlicht. Könnte man jeden Tag ein Buch von vorn bis hinten durchlesen, brauchte man über 300 Jahre, nur um die Bücher eines einzigen Jahres zu bewältigen. Die amerikanische Filmindustrie produziert jedes Jahr gut 400 Kinofilme, und viele Länder importieren diese Filme und stellen daneben auch noch selbst Filme her. Die indische Filmindustrie dreht jährlich Hunderte von Hindi-Filmen. Und wer zählt die Schallplatten, CDs und Kassetten, die jedes Jahr auf den Markt geworfen werden? Dazu kommt noch das Fernsehen.

      In einigen Industrieländern stehen jede Menge Fernsehkanäle zur Verfügung — Kabelanbieter, Satellitenkanäle und die herkömmlichen Sender. Das bedeutet, daß ein ständiger Unterhaltungsstrom 24 Stunden am Tag ins Haus gelangen kann. Sport, Musik, Dramen, Komödien, Science-fiction, Talk-Shows, Spielfilme, alles auf Knopfdruck. Mit einem Videorecorder gibt es dann noch zusätzlich unzählige Ratgeber- und Musikvideos sowie Unterrichtsvideos über Natur, Geschichte und Wissenschaft.

      Doch woher die Zeit nehmen für all diese Unterhaltung? Die Technik ist vielleicht in der Lage, uns das Wunder der Unterhaltung auf Knopfdruck zu bescheren — wie erstaunt Mozart wohl wäre, würde er eine seiner Sinfonien aus einem Radiorecorder hören! Allerdings kann die Technik nicht die Zeit beschaffen, die erforderlich wäre, um all das Gute zu genießen. In einigen Ländern mit hochentwickelter Technologie scheint sogar immer weniger statt mehr Freizeit zur Verfügung zu stehen.

      Sofern wir es zulassen, kann die Unterhaltung leicht unsere gesamte Freizeit beanspruchen. Und wir sollten daran denken, daß die Unterhaltung nur e i n e Form der Entspannung ist, und zwar für gewöhnlich die passivste. Die meisten von uns müßten auch an die frische Luft gehen und etwas Aktiveres tun, mitmachen, statt einfach nur herumzusitzen und sich unterhalten zu lassen. Man kann spazierengehen, Freundschaften pflegen und Spiele spielen.

      Wenn es schon ein Fehler ist, sich von der Unterhaltung die gesamte Freizeit besetzen zu lassen, wieviel schlimmer ist es dann wohl, ihr Zeit zu widmen, die eigentlich höheren Verpflichtungen gehört, wie denen gegenüber unserem Schöpfer, unserer Familie, unserer Arbeit oder unseren Freunden! Es ist daher absolut notwendig, eine ausgeglichene Ansicht über Unterhaltung zu haben. Wie entscheiden wir, welche Unterhaltung schlecht für uns ist und wieviel zu viel ist?

      [Bilder auf Seite 7]

      Manche Unterhaltung kann unser Herz berühren und uns geistig weiterbringen

  • Was für Unterhaltung suchen wir uns aus?
    Erwachet! 1992 | 8. November
    • Was für Unterhaltung suchen wir uns aus?

      EINE ausgeglichene Ansicht über die Unterhaltung zu haben ist e i n e Sache; Ausgeglichenheit bei der Wahl unserer Unterhaltung zu beweisen eine ganz andere. Es ist ziemlich leicht, einzusehen, daß die Unterhaltung zwar ihren Platz hat, daß aber vieles davon Schund und einfach Zeitverschwendung ist. Wir müssen jedoch täglich Entscheidungen treffen — und diese fallen uns nicht immer leicht.

      Wie wir gesehen haben, macht uns die Unterhaltungsindustrie die Entscheidung nicht leichter. Es gibt eine verwirrend große Auswahl, doch seit Tausenden von Jahren bietet die Bibel aufrichtigen Menschen die Anleitung, die sie benötigen. Die biblischen Grundsätze sind durch die moderne Technologie nicht veraltet; im Gegenteil, sie sind in unseren unruhigen Zeiten wertvoller und notwendiger als je zuvor. Wollen wir daher einmal sehen, wie wir diese Grundsätze auf die zwei Gefahrenbereiche anwenden können, die es bei der Unterhaltung gibt — den Inhalt und die Zeit, die sie beansprucht.

      Welche Richtlinien enthält die Bibel?

      Ein Jugendlicher nimmt sich das Leben, und es stellt sich heraus, daß er sich sehr viel mit Heavy-metal-Musik beschäftigt hat, in der zum Selbstmord aufgerufen wurde. Ein 14 Jahre altes Mädchen erschlägt ihre Mutter, und sie ist anscheinend ebenfalls von Heavy metal besessen. Ein 15jähriger bringt eine Frau um, und sein Rechtsanwalt erklärt, der Junge sei von blutrünstigen Horrorfilmen beeinflußt gewesen. Ein Film über gewalttätige Banden kommt in die Kinos, und die Bandenkämpfe spielen sich direkt in den Lichtspielhäusern und in den Schlangen davor ab.

      Der Inhalt der Unterhaltung, die wir uns aussuchen, übt ganz offensichtlich einen Einfluß auf uns aus. Einige Experten tun die eben genannten Fälle vielleicht als zufälliges Zusammentreffen von Ereignissen ab. Doch lassen sich hier biblische Grundsätze unmittelbar anwenden. Betrachten wir zum Beispiel die folgenden bedeutungsvollen Worte: „Wer mit Weisen wandelt, wird weise werden, wer sich aber mit den Unvernünftigen einläßt, dem wird es schlecht ergehen“ (Sprüche 13:20). Läuft nicht so manche Form der Unterhaltung genau darauf hinaus, daß man mit Personen, die unvernünftig handeln oder moralisch abgestumpft sind, wandelt oder Gemeinschaft pflegt? In 1. Korinther 15:33 finden wir eine ähnliche Aussage: „Laßt euch nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ Da gibt es keine Interpretationsmöglichkeiten, keine Fachleute, die sich mit Statistiken bekämpfen. Es ist eine einfache Gesetzmäßigkeit in der Natur des Menschen. Wenn wir regelmäßig mit moralisch verkommenen Menschen Umgang pflegen, werden unsere eigenen Gewohnheiten darunter leiden.

      Solche Grundsätze sind auch eine Hilfe, wenn es um die Vergötterung von Sport-, Film-, Fernseh- und Musikstars geht. Obwohl die Stars oftmals sowohl in ihren Darbietungen wie auch durch ihre Lebensweise Gewalt und Unmoral verherrlichen, scheinen ihre Fans — insbesondere die jüngeren — sie dennoch zu vergöttern. In der Zeitung The European war vor kurzem zu lesen: „Soziologen weisen darauf hin, daß in einer immer säkularer [weltlicher] werdenden Gesellschaft Popstars bei jungen Menschen womöglich den Platz einnehmen, den früher die Religion innehatte.“ Beachten wir jedoch, was in Psalm 146:3 gesagt wird: „Setzt euer Vertrauen nicht auf Edle noch auf den Sohn des Erdenmenschen, bei dem es keine Rettung gibt.“ Und in Sprüche 3:31 heißt es: „Werde nicht neidisch auf den Mann der Gewalttat, noch erwähle irgendeinen seiner Wege.“

      Ein anderer maßgeblicher Grundsatz ist der folgende: Christen sollten nicht nur in Betracht ziehen, wie sich ihre Entscheidungen auf sie selbst auswirken, sondern auch, wie sie andere in der Christenversammlung berühren, diejenigen eingeschlossen, die ein empfindlicheres Gewissen haben (1. Korinther 10:23-33). Die Bibel warnt uns allerdings nicht nur vor negativen Dingen; sie hilft uns auch, Maßstäbe für Unterhaltung zu setzen, die wir uns unbedenklich auswählen können. Der Apostel Paulus gibt uns den Rat: „Schließlich, Brüder, alles, was wahr, alles, was von ernsthaftem Interesse ist, alles, was gerecht, alles, was keusch, alles, was liebenswert ist, alles, worüber gut gesprochen wird, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt, diese Dinge erwägt weiterhin“ (Philipper 4:8).

      Von diesen Grundsätzen läßt sich Gottes Volk seit Jahrhunderten leiten. Christen im alten Rom benötigten kein ausdrückliches Gesetz, in dem ihnen gesagt worden wäre, daß die Gladiatorenkämpfe mit all ihrem Blutvergießen und Sadismus keine passende Unterhaltung seien. Sie wandten einfach Grundsätze wie die obigen an und schützten dadurch sich selbst, ihre Familien und ihre Versammlungen.

      Wie man eine Wahl treffen kann

      Wahre Christen tun heute das gleiche. Wenn sie sich ihre Unterhaltung auswählen, informieren sie sich zuerst darüber, ob der Inhalt moralisch einwandfrei ist. Wie? Bevor sie sich beispielsweise eine Schallplatte kaufen, sehen sie sich die Plattenhülle an. Wie wird die Musik angepriesen? Werden verdorbene Wertmaßstäbe gefördert? Haß? Rebellion? Wut? Sex und Verführung? Manchmal sind die Texte erhältlich, und man kann sie sich vorher durchlesen. Auf dem Klappentext von Büchern ist oft eine Zusammenfassung zu finden, und teilweise sind Rezensionen zu haben. Auch von Kinofilmen erscheinen oftmals Rezensionen in den Lokalzeitungen und in Zeitschriften. In einigen Ländern bieten Filmkennzeichnungen hilfreiche Anhaltspunkte. Wenn die heutige verkommene Welt bestimmte Formen der Unterhaltung als zu freizügig, zu unmoralisch oder zu gewalttätig empfindet, dann kann man sich sicherlich nur schwer vorstellen, daß ein Christ niedrigere Maßstäbe ansetzen und so etwas freiwillig in seinen Sinn und in sein Herz aufnehmen würde.

      Andererseits warnte König Salomo einst: „Werde nicht allzu gerecht, noch zeige dich übermäßig weise. Warum solltest du Verwüstung über dich bringen?“ (Prediger 7:16). Selbstgerechtigkeit ist eine Falle, in die man bei dem Thema Unterhaltung sehr leicht tappen kann. Vielleicht sind wir fest von unserer Wahl überzeugt, nachdem wir die biblischen Grundsätze sorgfältig und unter Gebet abgewogen haben. Und dennoch mögen wir feststellen, daß andere, die nach den gleichen Grundsätzen leben, etwas anders entscheiden. Dadurch sollten wir uns nicht unsere Freude rauben lassen. Jeder von uns ist für seine eigene Wahl selbst verantwortlich (Galater 6:4).

      Wieviel ist zu viel?

      Das Wertesystem der Welt ist völlig aus dem Gleichgewicht, was den Platz anbelangt, den man der Freizeit einräumt. Beispielsweise nannte kürzlich der Leitartikel der Fachzeitschrift Parks & Recreation die Erholung den „Inbegriff des Lebens“. Und in The New York Times Magazine hieß es unlängst über den Samstagabend, eine beliebte Zeit für Entspannung: „Rechnet man alles zusammen, dann gibt es viel mehr Arbeitstage als Samstagabende, aber der Samstagabend ist der Abend, für den es sich zu leben lohnt.“ Einige Soziologen behaupten sogar, daß sich in den wohlhabendsten Ländern der Welt die Gesellschaft heutzutage auf die Freizeitgestaltung gründe, wobei die Religion nur eines von vielen Freizeitangeboten sei.

      Christen sind von solchen verdrehten Prioritäten nicht überrascht. Die Bibel hat schon vor langer Zeit vorhergesagt, daß die Menschen in diesen kritischen „letzten Tagen“ „eigenliebig sein“ und „Vergnügungen mehr lieben [würden] als Gott“ (2. Timotheus 3:1-4). Doch die biblischen Grundsätze helfen uns, unsere eigenen Prioritäten richtig zu setzen. Jesus sagte: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn und mit deiner ganzen Kraft“ (Markus 12:30). Daher kommt für Diener Gottes die Liebe zu Gott an erster Stelle. Statt ihren christlichen Dienst zu einer Freizeitaktivität abzuwerten, hat er bei ihnen oberste Priorität. Selbst ihre weltliche Arbeit dient nur dazu, diesen Dienst zu unterstützen (Matthäus 6:33).

      Bei der Wahl der Unterhaltung muß ein Christ die Kosten berechnen und feststellen, wieviel Zeit etwas kosten wird im Vergleich dazu, wieviel Zeit es wert ist (Lukas 14:28). Wenn irgendeine Form der Unterhaltung dazu führt, daß man vordringliche Dinge vernachlässigt, wie das persönliche Studium, das Familienstudium, die Gemeinschaft mit Glaubensbrüdern, den christlichen Dienst oder wichtige Familienverpflichtungen, dann ist sie den Preis nicht wert.

      Was unsere Wahl über uns verrät

      Wieviel Zeit wir der Unterhaltung widmen, sagt viel darüber aus, welche Prioritäten wir uns gesetzt haben, genauso wie der Inhalt der von uns gewählten Unterhaltung viel über unsere Moral und die Ernsthaftigkeit unserer Hingabe aussagt. Unsere Wahl wird unseren Mitmenschen offenbaren, was für Menschen wir sind und für welche Werte wir eintreten. Unser Wahl wird unseren Freunden, unseren Familienangehörigen und unserer Versammlung zeigen, ob wir ausgeglichen oder engstirnig sind, konsequent oder heuchlerisch, gerecht oder selbstgerecht.

      Unsere Entscheidungen sollten unseren Standpunkt und den unserer Angehörigen widerspiegeln, denn wir stehen vor dem Schöpfer, der das Herz und die Beweggründe von uns allen erforscht. In Hebräer 4:13 lesen wir: „Es gibt keine Schöpfung, die vor seinen Augen nicht offenbar ist, sondern alle Dinge sind nackt und bloßgelegt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben.“ Nur Gott kennt die Antwort auf die Grundfrage dieses Themenbereichs: Lassen wir uns wirklich in allen Bereichen unseres Lebens von seinen Grundsätzen leiten?

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