Anderen helfen, Gott anzubeten
„Wenn ... ein Ungläubiger oder ein gewöhnlicher Mensch ... [hereinkommt], wird ... das Verborgene seines Herzens ... offenbar, so daß er auf sein Angesicht fallen und Gott anbeten wird“ (1. KORINTHER 14:24, 25).
1—3. Wie wurde in Korinth vielen geholfen, Gottes Wohlgefallen zu erlangen?
AUF seiner zweiten Missionsreise blieb der Apostel Paulus eineinhalb Jahre in Korinth. Dort ‘beschäftigte er sich eingehend mit dem Wort, indem er Zeugnis gab’. Was war das Ergebnis? „Viele von den Korinthern, die hörten, wurden gläubig und wurden getauft“ (Apostelgeschichte 18:5-11). Sie waren nun ‘Geheiligte, zu Heiligen Berufene’ (1. Korinther 1:2).
2 Später besuchte Apollos Korinth. Zuvor hatten ihm Priscilla und Aquila geholfen, indem sie ‘ihm den Weg Gottes noch genauer erklärt hatten’ — unter anderem die Taufe. So war er ein Christ geworden, der Gottes Wohlwollen oder Anerkennung erlangt hatte (Apostelgeschichte 18:24 bis 19:7). Apollos wiederum half Korinthern, die sich einst ‘zu stummen Götzen fortführen ließen’ (1. Korinther 12:2). Diesen Menschen wurde wahrscheinlich in ihrer Wohnung biblische Unterweisung erteilt. Auch konnten sie durch den Besuch der christlichen Zusammenkünfte lernen (Apostelgeschichte 20:20; 1. Korinther 14:22-24).
3 Diese Belehrung führte dazu, daß sich viele, die früher ‘Ungläubige und gewöhnliche Menschen’ waren, zur wahren Anbetung hingezogen fühlten. Wie befriedigend muß es doch gewesen sein, Männer und Frauen zu beobachten, die so weit Fortschritte machten, daß sie sich taufen lassen konnten und Gottes Wohlgefallen oder seine Anerkennung erlangten! So etwas zu beobachten verleiht auch heute Befriedigung.
‘Ungläubigen und gewöhnlichen Menschen’ helfen
4. Auf welche Weise wird heute wie seinerzeit in Korinth vielen geholfen?
4 Jehovas Zeugen gehorchen heute ebenfalls dem Gebot Jesu, ‘Jünger aus Menschen aller Nationen zu machen und sie zu taufen’ (Matthäus 28:19, 20). Wenn sie den Samen der Wahrheit in empfängliche Herzen gesät haben, kehren sie zurück, um zu „begießen“ (1. Korinther 3:5-9; Matthäus 13:19, 23). Die Zeugen bieten kostenlose wöchentliche Bibelstudien an, so daß jemand seine Fragen beantwortet erhält und biblische Wahrheiten kennenlernen kann. Solche Personen werden auch eingeladen, die örtlichen Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas zu besuchen, genauso wie „Ungläubige“ im ersten Jahrhundert die Zusammenkünfte in Korinth besuchten. Wie sollten aber Jehovas Zeugen Personen betrachten, die die Bibel studieren und den Zusammenkünften beiwohnen?
5. Welcher schriftgemäße Grund besteht zur Vorsicht im Umgang mit bestimmten Personen?
5 Wir freuen uns, wenn wir sehen, daß sie Gott näherkommen. Allerdings vergessen wir nicht, daß sie noch keine getauften Gläubigen sind. Behalten wir auch die beiden Punkte im Sinn, die wir im vorangegangenen Artikel gelernt haben: 1. Die Israeliten ließen Vorsicht gegenüber den ausländischen Ansiedlern walten, die keine beschnittenen Proselyten waren, keine Brüder in der Anbetung, wenngleich sie unter Gottes Volk wohnten und einige Gesetze hielten. 2. Christen in Korinth, die mit ‘Ungläubigen und gewöhnlichen Menschen’ zu tun hatten, waren auf der Hut, weil ihnen Paulus geschrieben hatte: „Laßt euch nicht in ein ungleiches Joch mit Ungläubigen spannen. Denn welche Gemeinschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit?“ (2. Korinther 6:14).
6. Wie können „Ungläubige“ durch die Zusammenkünfte „überführt“ oder zurechtgewiesen werden, und um was für eine Zurechtweisung handelt es sich dabei?
6 Folglich heißen wir ‘Ungläubige und gewöhnliche Menschen’ zwar willkommen, sind uns aber dessen bewußt, daß sie noch nicht den Maßstäben Gottes entsprechen. Wie die Bibel in 1. Korinther 14:24, 25 andeutet, müssen sie vielleicht noch durch das, was sie kennenlernen, „genau beurteilt“ und sogar „überführt“ oder zurechtgewiesen werden. Eine solche Zurechtweisung hat nichts mit einer richterlichen Maßnahme zu tun. Diese Neuen werden nicht vor ein Rechtskomitee der Versammlung geladen, denn sie sind ja noch keine getauften Glieder der Versammlung. Vielmehr erlangen sie erst aufgrund dessen, was sie lernen, die Überzeugung, daß Gott jede selbstsüchtige und unmoralische Handlungsweise verurteilt.
7. Welche weiteren Fortschritte werden viele Lernende machen wollen, und warum?
7 Viele Ungetaufte haben vielleicht nach einiger Zeit den Wunsch, nicht nur als interessierte Lernende die Zusammenkünfte zu besuchen, sondern mehr zu tun. Folgende Worte Jesu lassen den Grund erkennen: „Ein Schüler steht nicht über seinem Lehrer, doch jeder, der vollkommen unterwiesen ist, wird wie sein Lehrer sein“ (Lukas 6:40). Derjenige, der die Bibel studiert, kann sehen, daß sein Lehrer den Predigtdienst für wichtig erachtet und Freude daran findet (Matthäus 24:14). Wer die biblischen Wahrheiten kennenlernt und die Zusammenkünfte besucht, mag sich, während sein Glaube wächst, die Worte zu Herzen nehmen: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der gute Botschaft bringt, der Frieden verkündigt, der gute Botschaft von etwas Besserem bringt, der Rettung verkündigt“ (Jesaja 52:7; Römer 10:13-15). Obwohl er nicht getauft ist, hat er womöglich den Wunsch, ein Königreichsverkündiger zu sein und sich mit der Versammlung der Zeugen Jehovas zu verbinden.
8, 9. (a) Was sollte man tun, wenn sich jemand, mit dem die Bibel studiert wird, am Predigtdienst in der Öffentlichkeit beteiligen möchte? (b) Was werden die beiden Ältesten tun, die mit einem voraussichtlichen Verkündiger und seinem Lehrer zusammenkommen? (c) Welche Verantwortung übernimmt ein neuer Verkündiger?
8 Wenn der Zeuge, der das Bibelstudium durchführt, feststellt, daß sich der Studierende am Predigtdienst beteiligen möchte, kann er die Sache mit dem vorsitzführenden Aufseher besprechen, der dann dafür sorgen wird, daß zwei Älteste mit dem Studierenden und seinem Lehrer zusammenkommen. Die Ältesten freuen sich, wenn ein Neuer den Wunsch hat, Gott zu dienen. Sie erwarten nicht, daß der Betreffende so viel Erkenntnis hat wie jemand, der getauft ist und in der Wahrheit weiter Fortschritte gemacht hat, also jemand, von dem auch mehr verlangt wird. Dennoch sollten die Ältesten darauf achten, daß der Neue, schon bevor er sich mit der Versammlung am Predigtdienst beteiligt, eine gewisse Erkenntnis über biblische Lehren besitzt und sein Leben mit Gottes Grundsätzen in Übereinstimmung gebracht hat. Mit gutem Grund kommen daher zwei Ältestea mit dem voraussichtlichen Verkündiger und dem Zeugen zusammen, der das Studium durchführt.
9 Die zwei Ältesten werden den Studierenden davon unterrichten, daß er, falls er die Voraussetzungen für den Predigtdienst aufweist und sich daran beteiligt, einen Predigtdienstbericht abgeben kann und daß eine Verkündigerberichtskarte der Versammlung auf seinen Namen ausgestellt wird. Dadurch kommt seine Zugehörigkeit zur theokratischen Organisation der Zeugen Jehovas zum Ausdruck und seine Bereitschaft, sich ihr unterzuordnen. (Das trifft auch auf alle anderen zu, die einen Predigtdienstbericht abgeben.) In der Besprechung sollte ebenfalls biblischer Rat behandelt werden, wie er zum Beispiel auf den Seiten 98 und 99 des Buches Organisiert, unseren Dienst durchzuführen umrissen wird.b Zu dieser Zeit wäre es daher angebracht, daß der Studierende sich ein persönliches Exemplar dieses Buches besorgt.
10. (a) Wie kann ein ungetaufter Verkündiger weiterhin Fortschritte machen, und mit welchem Ziel? (b) Warum wird die Bezeichnung „anerkannter Mitverbundener“ geändert? (Siehe Fußnote.)
10 Jemand, der die Voraussetzungen erfüllt, ein ungetaufter Verkündiger der guten Botschaft zu sein, ist dabei, ein ‘Mensch guten Willens’ zu werden (Lukas 2:14).c Obwohl er noch nicht Gott hingegeben und getauft ist, kann er jetzt zusammen mit den Millionen, die weltweit tätig sind und „das Wort Gottes ... verkündigen“, über seine Zeugnistätigkeit berichten (Apostelgeschichte 13:5; 17:3; 26:22, 23). In der Versammlung kann bekanntgegeben werden, daß er ein neuer ungetaufter Verkündiger ist. Er sollte weiterhin die Bibel studieren, sich an den Zusammenkünften beteiligen, das Gelernte anwenden und mit anderen darüber sprechen. Schon bald wird er den Wunsch haben, sich der christlichen Taufe zu unterziehen, um so Gottes Wohlgefallen oder Anerkennung zu erlangen und zur Rettung ‘gekennzeichnet’ zu werden (Hesekiel 9:4-6).
Hilfe für einen Sünder
11. Wie wird mit einem getauften Übeltäter verfahren?
11 Im vorangegangenen Artikel wurden die Vorkehrungen der Versammlung besprochen, durch die getauften Christen, die eine schwere Sünde begangen haben, geholfen werden soll (Hebräer 12:9-13). Und wir haben aus der Bibel erkannt, daß ein getaufter Übeltäter, der nicht bereut, aus der Versammlung ausgeschlossen werden muß und daß man danach jede Gemeinschaft mit ihm vermeiden sollte (1. Korinther 5:11-13; 2. Johannes 9-11; 2. Thessalonicher 2:11, 12). Was kann jedoch unternommen werden, wenn ein ungetaufter Verkündiger eine schwere Sünde begangen hat?
12. (a) Warum wird auch ungetauften Verkündigern, die sündigen, in barmherziger Weise Hilfe zuteil? (b) Inwiefern kann man den Grundsatz aus Lukas 12:48 auf die Verantwortung für Sünden beziehen?
12 Judas forderte dazu auf, gesalbten Christen — unter der Voraussetzung, daß sie bereuten — Barmherzigkeit zu erweisen, wenn ihnen Zweifel aufgestiegen waren oder wenn sie sich in eine Sünde des Fleisches verstrickt hatten (Judas 22, 23; siehe auch 2. Korinther 7:10). Wäre es dann nicht sogar noch passender, einem Ungetauften, der gesündigt hat, aber Reue zeigt, Barmherzigkeit zu erweisen? (Apostelgeschichte 3:19). Ja, denn seine Glaubensgrundlage ist noch nicht so gefestigt wie die eines Getauften und er hat weniger Erfahrung, was die christliche Lebensweise betrifft, als ein Getaufter. Vielleicht weiß er noch gar nicht, wie Gott über bestimmte Angelegenheiten denkt. Älteste haben mit ihm noch nicht die vor der Taufe üblichen biblischen Besprechungen durchgeführt, und er hat noch nicht den ernsten Schritt getan, sich der Wassertaufe zu unterziehen. Außerdem sagte Jesus: „Von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden“ (Lukas 12:48). Von Getauften wird somit viel erwartet, denn sie haben aufgrund vermehrter Erkenntnis und vermehrter Segnungen besondere Verantwortlichkeit (Jakobus 4:17; Lukas 15:1-7; 1. Korinther 13:11).
13. Was werden die Ältesten tun, um einem ungetauften Verkündiger, der gesündigt hat, zu helfen?
13 Entsprechend dem Rat des Paulus sollten geistig befähigte Brüder jedem ungetauften Verkündiger beistehen, der einen Fehltritt tut, bevor er es gewahr wird. (Vergleiche Galater 6:1.) Die Ältesten könnten zwei aus ihrer Mitte (vielleicht diejenigen, die früher mit ihm gesprochen hatten) bitten, zu versuchen, ihn zurechtzubringen, wenn er Hilfe wünscht. Es sollte nicht ihre Absicht sein, ihn mit Strenge zurechtzuweisen, sondern auf barmherzige Weise und in einem Geist der Milde (Psalm 130:3). Meist genügt eine schriftgemäße Ermahnung zusammen mit praktischen Anregungen, um den Betreffenden zur Reue zu bewegen und ihn auf den rechten Weg zu lenken.
14, 15. (a) Was kann getan werden, wenn ein Übeltäter aufrichtig bereut? (b) Welche kurze Bekanntmachung kann in einigen Fällen erfolgen?
14 Die beiden Ältesten werden entsprechend der Lage des ungetauften Übeltäters Anleitung bieten. In einigen Fällen ordnen sie vielleicht an, daß er eine Zeitlang keine Aufgaben in der Theokratischen Predigtdienstschule lösen und in den Zusammenkünften keine Kommentare geben darf. Oder sie mögen ihm sagen, er solle sich so lange nicht gemeinsam mit der Versammlung am öffentlichen Predigtdienst beteiligen, bis er größere geistige Fortschritte gemacht hat. Sobald das der Fall ist, können sie ihn davon unterrichten, daß er sich wieder am Predigtdienst beteiligen kann. Wenn sich der Übeltäter keinen schlechten Ruf erworben hat und er keine Gefahr für die Reinheit der Herde darstellt, muß die Versammlung nicht durch eine Bekanntmachung unterrichtet werden.
15 Was aber, wenn die beiden Ältesten feststellen, daß der Betreffende zwar aufrichtig bereut, die Verfehlung jedoch allgemein bekanntgeworden ist? Und wie verhält es sich, wenn sie später allgemein bekannt wird? In beiden Fällen können sie das Versammlungsdienstkomitee unterrichten, das für eine kurze Bekanntmachung mit folgendem Inhalt sorgen wird: „Eine Angelegenheit, die ... betrifft, ist behandelt worden, und er [sie] dient weiterhin in der Versammlung als ungetaufter Verkündiger.“ Wie in allen solchen Fällen kann die Ältestenschaft entscheiden, ob es ratsam ist, daß irgendwann später in einer biblischen Ansprache hinsichtlich der betreffenden Verfehlung Rat erteilt wird.
16, 17. (a) Welche zwei Situationen könnten Grund zu einer anderen Bekanntmachung sein? (b) Was besagt diese Bekanntmachung?
16 Es kann sein, daß ein ungetaufter Verkündiger, der sich einer Verfehlung schuldig gemacht hat, nicht auf liebevollen Beistand eingeht. Oder vielleicht möchte er keine weiteren Fortschritte im Hinblick auf die Taufe machen und erklärt den Ältesten, er möchte nicht mehr als Verkündiger gelten. Was ist dann zu tun? Jemandem, der in Wirklichkeit Gottes Wohlgefallen noch nicht erlangt hat, braucht nicht die Gemeinschaft entzogen zu werden. Die Forderung, reuelosen Übeltätern die Gemeinschaft zu entziehen, gilt nur im Falle von Personen, die „Bruder“ genannt werden, also bei Getauften (1. Korinther 5:11). Bedeutet das aber, die Verfehlung werde ignoriert? Nein.
17 Die Ältesten haben die Verantwortung, ‘die Herde Gottes zu hüten, die in ihrer Obhut ist’ (1. Petrus 5:2). Wenn die beiden Ältesten, die einem ungetauften Übeltäter zu helfen suchen, feststellen, daß dieser nicht bereut und nicht mehr die Voraussetzungen erfüllt, ein Verkündiger zu sein, werden sie ihm das sagen.d Oder wenn ein Ungetaufter den Ältesten erklärt, er möchte nicht mehr als Verkündiger betrachtet werden, werden sie seine Entscheidung akzeptieren. In beiden Fällen ist es angebracht, daß das Versammlungsdienstkomitee zu einer passenden Zeit eine einfache Bekanntmachung mit folgendem Wortlaut geben läßt: „... ist kein Verkündiger der guten Botschaft mehr.“
18. (a) Was werden Christen nach einer solchen Bekanntmachung bei ihrem Verhalten bedenken? (b) Muß man Ungetaufte, die sich in der Vergangenheit einer Verfehlung schuldig gemacht haben, vollständig meiden?
18 Wie wird der Betreffende danach von Jehovas Zeugen betrachtet? Nun, anfangs war er ein „Ungläubiger“, der die Zusammenkünfte besuchte. Er hatte dann den Wunsch, ein Verkündiger der guten Botschaft zu sein, und erfüllte auch die Voraussetzungen dafür. Das ist nun nicht mehr der Fall. Daher ist er wieder ein Weltmensch. Die Bibel verlangt von Zeugen nicht, daß sie es vermeiden, mit ihm zu sprechen, denn ihm ist nicht die Gemeinschaft entzogen worden.e Dennoch werden Christen — genauso wie die Israeliten hinsichtlich unbeschnittener ausländischer Ansiedler — gegenüber einem solchen Weltmenschen, der nicht Jehova anbetet, Vorsicht walten lassen. Dadurch kann die Versammlung vor verderblichen Elementen geschützt werden, auch wenn es sich nur um „ein wenig Sauerteig“ handeln würde (1. Korinther 5:6). Falls der Betreffende später den aufrichtigen Wunsch nach einem Bibelstudium zum Ausdruck bringt und die Ältesten nichts dagegen einzuwenden haben, kann ihm vielleicht geholfen werden, für das Vorrecht, Jehova in Gemeinschaft mit seinem Volk zu dienen, wieder Wertschätzung zu bekunden (Psalm 100).
19. Wie können die Ältesten in einigen Fällen privat weitere Hilfe bieten?
19 Stellen die Ältesten fest, daß eine solche Person für die Herde eine außerordentliche Gefahr ist, so können sie diejenigen, die es besonders betrifft, persönlich warnen. Bei dem früheren Verkündiger könnte es sich beispielsweise um einen Jugendlichen handeln, der der Trunkenheit oder der Unsittlichkeit verfallen ist. Womöglich versucht er trotz der Bekanntmachung, daß er kein ungetaufter Verkündiger mehr ist, mit Jugendlichen in der Versammlung gesellschaftlich zu verkehren. In einem solchen Fall würden die Ältesten mit den Eltern der Gefährdeten privat sprechen und möglicherweise auch mit den betreffenden Jugendlichen (Hebräer 12:15, 16; Apostelgeschichte 20:28-30). Nur in dem seltenen Fall, daß jemand einen zerrüttenden Einfluß ausübt oder gewalttätig wird, kann ihm erklärt werden, er sei bei den Zusammenkünften nicht willkommen und jeder Versuch, in den Königreichssaal zu kommen, werde als unbefugtes Betreten betrachtet.
Minderjährigen helfen, Gott zu dienen
20. Welche Hilfe lassen christliche Eltern ihren Kindern zuteil werden, und mit welchem Ergebnis?
20 Die Bibel erlegt Eltern die Verantwortung auf, ihre Kinder im Weg der göttlichen Wahrheit zu unterweisen (5. Mose 6:4-9; 31:12, 13). Deswegen werden christliche Familien seit langem ermuntert, ein wöchentliches Bibelstudium durchzuführen. Christliche Eltern sollten ihre Kinder dazu anregen, Fortschritte im Hinblick auf die Hingabe und die Taufe zu machen und so Gottes Wohlgefallen zu erlangen (Sprüche 4:1-7). In den Versammlungen sehen wir das erfreuliche Ergebnis: Hunderttausende vorbildliche Jugendliche, die Jehova lieben und ihm für immer dienen möchten.
21—23. (a) Was gilt es grundsätzlich zu berücksichtigen, wenn sich ein Minderjähriger einer Verfehlung schuldig gemacht hat? (b) Welche Rolle spielen in solchen Situationen die Versammlungsältesten?
21 Christliche Eltern haben auch in erster Linie die Verantwortung, ihre Kinder in Zucht zu nehmen und zurechtzuweisen, indem sie ihnen die Einschränkungen oder liebevollen Strafen auferlegen, die sie für notwendig erachten (Epheser 6:4; Hebräer 12:8, 9; Sprüche 3:11, 12; 22:15). Macht sich aber ein Minderjähriger, der als ungetaufter Verkündiger mit der Versammlung verbunden ist, einer schweren Verfehlung schuldig, so haben sich die Ältesten, die ‘über die Seelen der Herde wachen’, damit zu befassen (Hebräer 13:17).
22 In einem solchen Fall sollte im Grunde genommen genauso vorgegangen werden, wie in diesem Artikel bereits dargelegt worden ist. Zwei Älteste können beauftragt werden, die Angelegenheit zu überprüfen. Sie können sich in einer Besprechung mit den Eltern (oder einem Elternteil) zunächst darüber informieren, was geschehen ist, welche Haltung der Minderjährige einnimmt und welche korrigierenden Maßnahmen getroffen worden sind. (Vergleiche 5. Mose 21:18-21.) Wenn die christlichen Eltern die Situation im Griff haben, können sich die Ältesten darauf beschränken, von Zeit zu Zeit nachzufragen, hilfreichen Rat und Anregungen zu geben und liebevoll zu ermuntern.
23 Mitunter stellt es sich jedoch bei der Besprechung mit den Eltern heraus, daß es am besten wäre, mit dem auf Abwege geratenen Minderjährigen und seinen Eltern zusammenzukommen. Die Aufseher werden sich bemühen, den minderjährigen ungetauften Verkündiger — eingedenk der Grenzen und Neigungen Jugendlicher — mit Milde zu unterweisen (2. Timotheus 2:22-26). In einigen Fällen mag deutlich werden, daß der Betreffende nicht mehr die Voraussetzungen erfüllt, ein Verkündiger zu sein, und daß eine diesbezügliche Bekanntmachung zu erfolgen hat.
24. (a) Was sollten Eltern richtigerweise tun, selbst wenn sich ein Minderjähriger einer schweren Verfehlung schuldig gemacht hat, und wie ist ihnen das möglich? (b) Inwieweit gilt das für einen Minderjährigen, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist?
24 Was sollten Eltern dann im Interesse ihres minderjährigen Kindes, das auf Abwege geraten ist, tun? Sie sind immer noch für ihr Kind verantwortlich, wenn es auch nicht mehr die Voraussetzungen erfüllt, ein ungetaufter Verkündiger zu sein, oder ihm nach der Taufe aufgrund einer Verfehlung sogar die Gemeinschaft entzogen worden ist. Genauso, wie sie weiterhin ihr Kind in bezug auf Nahrung, Kleidung und Obdach versorgen, sollten sie es auch im Einklang mit Gottes Wort unterweisen und in Zucht nehmen (Sprüche 6:20-22; 29:17). Liebevolle Eltern können somit ein Heimbibelstudium mit ihm durchführen, selbst wenn ihm die Gemeinschaft entzogen worden ist.f Vielleicht zieht es den größten Nutzen aus dem Studium und korrigiert sich, wenn es mit ihm allein durchgeführt wird. Oder womöglich sagen sich die Eltern, das Kind könne weiterhin am Familienstudium teilnehmen. Es ist zwar auf Abwege geraten, doch ihnen liegt daran, daß es zu Jehova umkehrt, wie der verlorene Sohn in Jesu Gleichnis zurückgekehrt ist (Lukas 15:11-24).
25. Warum wird an „Ungläubigen“ heute liebevolles Interesse bekundet und ihnen Hilfe geboten?
25 Das Ziel unseres Predigens und Lehrens besteht darin, anderen zu helfen, freudige Anbeter des wahren Gottes zu werden. ‘Ungläubige und gewöhnliche Menschen’ in Korinth wurden bewogen, ‘auf ihr Angesicht zu fallen und Gott anzubeten’, indem sie erklärten: „Gott ist wirklich unter euch“ (1. Korinther 14:25). Welch eine Freude ist es heute, zu sehen, daß immer mehr Menschen kommen, um Gott anzubeten! Das ist eine glorreiche Erfüllung der Erklärung der Engel: „Herrlichkeit Gott in den Höhen droben und Frieden auf Erden unter Menschen guten Willens [oder: Menschen, die Gottes Anerkennung haben]“ (Lukas 2:14).
[Fußnoten]
a Einer der Ältesten sollte ein Glied des Versammlungsdienstkomitees sein. Bei dem anderen könnte es sich um denjenigen Ältesten handeln, der mit dem Studierenden oder mit seinem Lehrer am besten vertraut ist, wie zum Beispiel der Versammlungsbuchstudienleiter.
b Herausgegeben im Jahre 1983 von der Wachtturm-Gesellschaft.
c Bisher wurde jemand, der die Voraussetzungen erfüllte, sich am Predigtdienst zu beteiligen, als ein „anerkannter Mitverbundener“ bezeichnet. Die Bezeichnung „ungetaufter Verkündiger“ ist jedoch genauer, besonders weil sich Gottes Anerkennung oder sein Wohlgefallen, wie die Bibel erkennen läßt, aus der gültigen Hingabe an Gott und der christlichen Taufe ergibt.
d Falls der Betreffende mit der Entscheidung nicht einverstanden ist, kann er (innerhalb von sieben Tagen) um eine Überprüfung der Angelegenheit bitten.
e Früher wurden ungetaufte reuelose Sünder vollständig gemieden. Dies ist zwar gemäß der obigen Änderung nicht erforderlich, doch sollte der Rat aus 1. Korinther 15:33 beachtet werden.
f Ausgeschlossene Verwandte, die nicht in derselben Wohnung leben, sollten in Übereinstimmung mit dem schriftgemäßen Rat behandelt werden, der im Wachtturm vom 15. April 1988, Seite 26 bis 31 und 15. Dezember 1981, Seite 25 bis 31 erörtert wurde.
Kannst du dich noch erinnern?
◻ Wie betrachten Christen „Ungläubige“, die die Zusammenkünfte besuchen?
◻ Was unternehmen Älteste, wenn sich jemand, mit dem die Bibel studiert wird, am Predigtdienst beteiligen möchte, und welche Verantwortung übernimmt der Betreffende?
◻ Was wird unternommen, wenn ein ungetaufter Verkündiger eine schwere Sünde begangen hat?
◻ Wie können die Eltern und die Ältesten einem Minderjährigen, der bei seinen Eltern wohnt, helfen, selbst wenn er eine schwere Sünde begangen hat?
[Bild auf Seite 16]
Ein Verkündiger zu werden, auch wenn man noch nicht getauft ist, ist ein bedeutsamer und verantwortungsvoller Schritt im Hinblick auf das Ziel, Gottes Anerkennung zu erlangen