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Erwachet! 1992
g92 22. 3. S. 16-19

Was hat es mit der Intuition auf sich?

EINES Abends im Jahr 1893 sah ein Angestellter einer Bergbaugesellschaft in Detroit (Michigan, USA) einen sonderbaren selbstgebauten Apparat mit Fahrradrädern die Straße entlangpoltern. Plötzlich hatte er eine Ahnung — eine Intuition. Irgendwie wußte er, daß er eine zukunftsträchtige Erfindung vor sich hatte. Sofort hob er seine gesamten Ersparnisse in Höhe von tausend Dollar ab und investierte in die Firma des Erfinders. Er ignorierte den Spott von Experten, die fest behaupteten, dieses komische Gerät werde sich nie richtig durchsetzen. Etwa 30 Jahre später verkaufte er seine Anteile an der Automobilgesellschaft Henry Fords für 35 Millionen Dollar. Seine Intuition zahlte sich aus.

Der weltbekannte Wissenschaftler Albert Einstein folgte ebenfalls einer Intuition. Er hatte eine Idee — später nannte er sie den besten Gedanken seines Lebens —, die seine berühmte allgemeine Relativitätstheorie gebar. Einstein kam zu dem Schluß, daß Intuition entscheidend für die Entdeckung von Naturgesetzen sei. Doch nicht alle Ideen Einsteins waren so erfolgreich. Er gab zu, daß er einmal zwei Jahre harte Arbeit an eine trügerische Intuition verlor, die sich nie bezahlt machte.

Natürlich führt Intuition nicht immer zu Ruhm und Reichtum, auch ist sie nicht allein die Domäne von Genies und Multimillionären. Für die meisten von uns gehört Intuition zum täglichen Leben. Sie mag bei vielen unserer Entscheidungen eine Rolle spielen: die Entscheidung, einem Fremden zu mißtrauen, der Entschluß, eine geschäftliche Vereinbarung zu treffen, die Vermutung, daß mit einem Freund, dessen Stimme am Telefon komisch klang, etwas nicht in Ordnung ist.

Viele verlassen sich jedoch bei weit wichtigeren Entscheidungen auf ihre Intuition: bei der Wahl ihres Berufs, ihres Wohnorts, ihres Ehepartners oder sogar ihrer Religion. Wenn sich auf diesen Gebieten eine Intuition nicht bezahlt macht, können die Kosten viel höher sein als zwei vergebliche Jahre Arbeit wie bei Einstein. Was ist überhaupt „Intuition“? Wie funktioniert sie? Wie zuverlässig ist sie?

In dem Buch Die Kraft der Intuition von Philip Goldberg heißt es: „Wir benutzen das Wort, wenn wir etwas wissen, ohne zu wissen, wie wir dazu kommen.“ Intuition wird etwas sachlicher definiert als „Erkenntnis, zu der jemand gelangt ohne bewußtes Erinnern oder logisches Schlußfolgern“. Bei der Intuition vollzieht sich anscheinend eine Art Sprung — direkt vom Erkennen eines Problems zum Erkennen der Lösung. Plötzlich weiß man einfach die Antwort oder erfaßt die Situation. Das bedeutet allerdings nicht, daß Intuition dasselbe ist wie ein Impuls oder ein Drang.

Die Aussage „Als ich es sah, wußte ich einfach, daß ich es haben mußte“ drückt nicht so sehr Intuition aus als vielmehr einen Drang. Man könnte meinen, Intuition sei etwas Ähnliches wie ein Drang, insofern ihr keine methodische Schritt-für-Schritt-Überlegung vorausgeht. Doch ist ihr Ursprung weit weniger emotionell und mysteriös als bei einem Drang, der unserem oft ‘verräterischen’ Herzen entspringt (Jeremia 17:9).

Offenbar ist Intuition auch kein mysteriöser sechster Sinn. In der World Book Encyclopedia heißt es: „Manche bezeichnen Intuition fälschlicherweise als ‚sechsten Sinn‘. Aber Nachforschungen ergeben meistens, daß sich Intuitionen auf Erfahrungen gründen, besonders auf Erfahrungen sehr sensibler Menschen.“ Der Betreffende baut einen „Speicher aus Erinnerungen und Eindrücken“ auf, wird in dieser Enzyklopädie erklärt, aus dem der Sinn dann einen „plötzlichen Eindruck“ hervorholt, den man „Intuition“ oder „Ahnung“ nennt.

Intuition ist also keine mysteriöse oder magische Eigenschaft, sondern sie ist offensichtlich die natürliche Folge des Erwerbens von Fachkenntnissen. Die Zeitschrift Psychology Today schrieb: „Man hat festgestellt, daß intuitive Menschen ein wesentliches Merkmal gemeinsam haben: Sie sind Experten auf bestimmten ... Wissensgebieten. Und sie können ihr Wissen leicht anzapfen, um auf ihrem Spezialgebiet Probleme zu lösen. Offenbar sind Menschen gerade deshalb intuitiv, weil — und in dem Maße, wie — sie Fachkenntnisse besitzen.“ Aber warum führen Fachkenntnisse zu Intuition?

Michael Prietula, Lehrbeauftragter für Betriebsführung, hat die Theorie aufgestellt, daß mit zunehmendem Wissen auf einem Gebiet „sich eine allmähliche Änderung im Denken und Schlußfolgern vollzieht“. Das Gehirn ordnet die Informationen in Blocks. Diese groben Informationsmuster ermöglichen es dem Gehirn manchmal, die langsameren, schwerfälligeren analytischen Schritte zu umgehen und direkt zu intuitiven Schlüssen oder Ahnungen zu springen. Nach Prietula verbessern sich die Intuitionen in dem Maße, wie das Gehirn mehr dieser groben Muster miteinander verbindet.

Betrachten wir ein alltägliches Beispiel aus dem Buch Brain Function: „Wenn man einen Schlosser bei der Arbeit beobachtet und sieht, wie er sich mit einem einfachen gebogenen Draht durch ein kompliziertes Schloß tastet und es aufschnappen läßt, meint man, er werde von einer mysteriösen Intuition geleitet.“ Die Intuition eines Schlossers kann einem Beobachter durchaus mysteriös erscheinen, doch in Wirklichkeit entspringt sie jahrelanger Erfahrung. Wir alle kennen diese Art Intuition. Beim Fahrradfahren zum Beispiel sagt man sich nicht bewußt Dinge wie: „Ich denke, ich sollte das Vorderrad ein klein wenig nach rechts lenken, sonst verliere ich das Gleichgewicht.“ Nein, das Gehirn trifft solche Entscheidungen intuitiv, gestützt auf das Wissen, das man durch Erfahrung gewonnen hat.

Auch Einsteins Intuition auf dem Gebiet der Physik kam nicht von ungefähr. Er hatte ein großes Reservoir an Fachkenntnissen, aus dem er schöpfen konnte. Kenntnisse auf einem bestimmten Gebiet müssen allerdings nicht bedeuten, daß man auch auf einem anderen Gebiet Intuition besitzt. Einsteins Intuition hätte ihm nicht geholfen, einen Rohrbruch zu reparieren.

Für viele gehören die Wörter „Frauen“ und „Intuition“ zusammen. Sind Frauen wirklich intuitiver als Männer? Und wenn ja, wie könnte man dieses Phänomen dann mit dem Erwerben von Fachkenntnissen erklären?

Nehmen wir ein Beispiel aus dem täglichen Leben. Ein Baby schreit. Die erfahrene Mutter, die gerade in einem anderen Zimmer zu tun hat, greift zur Windel, statt sich auf Füttern einzustellen. Warum? Sie hat ein intuitives Gefühl für das Schreien ihres Kindes entwickelt. Sie weiß, welches Bedürfnis durch das Schreien zum Ausdruck gebracht wird und welches sich höchstwahrscheinlich zu einer bestimmten Zeit einstellt. Im Bruchteil einer Sekunde und ohne bewußtes Überlegen erfaßt sie das Bedürfnis des Kindes und handelt entsprechend. Ist da ein mysteriöser sechster Sinn am Werk? Nein, ihre Intuition gründet sich auf ihre Fachkenntnisse als Mutter, sie ist ein hart erarbeiteter Lohn ihrer Erfahrung. Eine Frau, die zum erstenmal Mutter geworden ist, oder ein Babysitter ist in derselben Situation anfangs womöglich unsicher.

Die Vorstellung von der weiblichen Intuition beschränkt sich jedoch nicht auf die Mutterschaft. Viele haben beobachtet, daß Frauen oft die Hintergründe von Situationen, bei denen es um Menschen und ihre Persönlichkeit geht, schneller und intuitiver als Männer einschätzen können. Wissenschaftler sind sich nicht sicher, warum sich die Geschlechter hierin offenbar unterscheiden.

Gestützt auf seine Studien über dieses Thema, kam der Psychologe Weston Agor von der Universität von Texas in El Paso zu dem Schluß, daß Frauen zwar im Durchschnitt intuitiver sind als Männer, daß der Unterschied aber eher kulturell als physiologisch bedingt ist. Auch andere Experten sind zu dem Schluß gelangt, daß Frauen durch ihre traditionelle Rolle ihre Menschenkenntnis schulen. Die Anthropologin Margaret Mead drückte es so aus: „Wegen ihrer Jahrtausende währenden Einübung in menschliche Beziehungen — denn das ist es, was weibliche Intuition wirklich ausmacht — haben Frauen bei jeder Gruppenunternehmung einen besonderen Beitrag zu leisten.“

Die weibliche Intuition ist zugegebenermaßen ein spekulatives Thema, doch Experten stimmen mehr und mehr darin überein, daß Intuition sowohl für Männer als auch für Frauen ein äußerst nützliches Werkzeug ist. In seinem Buch Der Prozeß der Erziehung (1980) schreibt der Psychologe Jerome Bruner: „Das Lob, mit dem Naturwissenschaftler jene ihrer Kollegen verschwenderisch bedenken, die das Etikett ‚intuitiv‘ verdienen, ist ein hervorragender Beweis dafür, daß Intuition in der Naturwissenschaft ein kostbarer Rohstoff ist, den wir bei unseren Studenten pflegen sollten.“

Doch nicht nur Wissenschaftsstudenten schätzen die Gabe der Intuition und haben den Wunsch, sie zu entwickeln. Die Frage ist: Kann man sie entwickeln? Manche sind zwar von Natur aus intuitiver als andere, aber da Intuition so eng mit dem Erwerben von Kenntnissen verknüpft ist, sind einige Experten der Meinung, daß wir unsere angeborene intuitive Fähigkeit steigern können, indem wir mehr auf die Art und Weise achten, wie wir lernen.

Zum Beispiel sollten wir beim Lesen nicht lediglich versuchen, eine Menge Fakten aufzunehmen. Wir sollten uns Fragen stellen und nachforschen, wenn wir etwas nicht verstehen. Wir können versuchen, die Hauptpunkte zusammenzufassen und Schlußfolgerungen vorauszuahnen. Statt unzählige Einzelheiten erfassen zu wollen, sollten wir auf die groben Kategorien oder Muster achten, auf die Grundprinzipien. Nach Ansicht des Psychologieprofessors Robert Glaser ist „die Fähigkeit, große bedeutungsvolle Muster zu erkennen“, die eigentliche Wurzel der Intuition.

Natürlich führt einen die Intuition nicht immer auf die richtige Fährte. Was ist beispielsweise, wenn das Wissen, auf das sich die Intuition gründet, falsch war? Dieser ernüchternde Gedanke wird uns veranlassen, die Richtigkeit dessen, was wir lernen, sorgfältig zu prüfen. Vor fast 2 000 Jahren wurde in der Bibel genau dieser weise Rat niedergeschrieben. Wir finden ihn in Philipper 1:10, wo es heißt, daß wir uns „der wichtigeren Dinge vergewissern“ sollten. (Siehe auch Apostelgeschichte 17:11.)

Ein anderer Nachteil der Intuition ist, daß sie von Gefühlen gefärbt sein kann. Deshalb ist es gefährlich, sich bei folgenschweren Entscheidungen oder bei der Beurteilung von Menschen allein auf seine Intuition zu verlassen. „Wenn man in eine Sache Gefühl investiert hat, ist die Intuition womöglich weniger zuverlässig, es sei denn, man kann seine Gefühle richtig einordnen“, gibt die Psychologin Evelyn Vaughan zu bedenken. Ärger, Angst, Neid und Haß — diese heftigen Gefühlsregungen sind zwar an sich keine Intuitionen, können unsere Intuitionen aber beeinflussen und sogar vergiften. Nehmen wir zum Beispiel zwei Menschen, die seit langem eine heftige Abneigung gegeneinander haben. Wenn ein neues Mißverständnis entsteht, weiß jeder der beiden einfach intuitiv, daß der andere schlechte Beweggründe hat. Die Bibel warnt uns jedoch vernünftigerweise vor dieser Art der Beurteilung ‘gemäß dem äußerlichen Wert’ (2. Korinther 10:7).

Eine weitere Gefühlsregung, nämlich Stolz, kann uns verleiten, unseren Intuitionen zuviel Gewicht beizumessen, als hätten sie einen besonderen Wert im Vergleich zu den Urteilen und Ansichten anderer. Wir treffen vielleicht Blitzentscheidungen, ohne die Betroffenen zu Rate zu ziehen. Stolz kann uns zudem veranlassen, eigensinnig an einer intuitiven Entscheidung festzuhalten und damit die Gefühle anderer zu verletzen oder ihren wohlüberlegten Rat in den Wind zu schlagen. Auch hier gibt die Bibel einen vernünftigen Rat: „Wenn jemand denkt, er sei etwas, wenn er nichts ist, so betrügt er seinen eigenen Sinn“ (Galater 6:3).

Ferner kann es zu Denkfaulheit führen, wenn man zu sehr auf seine Intuition baut. Es gibt keine Abkürzung zum Erwerben von Wissen, Verständnis und Weisheit; gezieltes Lernen ist der einzige Weg. Ein weiser Mensch greift also nicht jeden erstbesten intuitiven Gedanken auf, sondern legt sich einen Wissensspeicher zu, der dann zu einer Quelle von Verständnis und Einsichten wird — und oft auch von Intuition.

Intuition ist schließlich nur von echtem Wert, wenn sie mit dem übereinstimmt, was der Höchste im Universum — der Schöpfer — im Sinn hat. Er ist der Quell genauer Erkenntnis und wahrer Weisheit, und er möchte, daß wir diese lebenswichtige Erkenntnis in uns aufnehmen. Durch die Bibel gibt er uns gütigerweise Einblick in seine Gedanken, Gefühle und Taten. In dem Maße, wie wir diese Erkenntnis in unserem Leben anwenden, wird unser „Wahrnehmungsvermögen“, einschließlich unserer Intuition, „geübt“ (Hebräer 5:14).

Wir sollten daher Fachkenntnisse auf dem Wissensgebiet erwerben, das unseren Schöpfer und seinen Sohn betrifft (Johannes 17:3). Wir werden nichts finden, was unsere Mühe mehr lohnt. Es gibt keine bessere Quelle für Intuition.

[Herausgestellter Text auf Seite 16]

Einstein maß der Intuition große Wichtigkeit bei

[Herausgestellter Text auf Seite 17]

Intuition ist kein mysteriöser sechster Sinn

[Herausgestellter Text auf Seite 17]

Sind Frauen wirklich intuitiver als Männer?

[Herausgestellter Text auf Seite 19]

Intuitionen sind nicht zuverlässig, wenn sie sich auf falsches Wissen gründen

[Bild auf Seite 18]

Eine Mutter erkennt intuitiv die Bedürfnisse ihres schreienden Babys

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