Wir beobachten die Welt
Ehen „erschüttert“
Viele Frauen in Kobe (Japan) sind verstimmt darüber, wie sich ihr Mann während des Erdbebens, das die Gegend Anfang 1995 erschütterte, und danach verhalten hat. „Nicht nur unser Haus bekam Risse, sondern auch unser Verhältnis zueinander, denn jetzt ist mir klar, daß ich meinem Mann nicht vertrauen kann“, sagte eine Ehefrau, die in der Zeitung Asahi Evening News zitiert wurde. Den Männern wird angekreidet, nicht mitfühlend gewesen zu sein, keinen Trost gespendet zu haben, als er gebraucht wurde, und vor allem, nur darauf bedacht gewesen zu sein, die eigene Haut zu retten. Eine Frau war „schockiert, als ihr Mann alle Reisbällchen, die an sie verteilt worden waren, selbst aß, ohne ihr etwas übrigzulassen“, meldete das Frauenzentrum der Präfektur Hyogo. Eine andere Frau erklärte gegenüber dem Zentrum: „Als mein Mann nach unseren Kindern rief, aber nicht nach mir, habe ich den letzten Rest Vertrauen zu ihm verloren.“ Das Zentrum gab allerdings auch an, ungefähr die gleiche Anzahl Frauen habe erklärt, ihre Ehe sei durch das Beben besser geworden.
Rückkehr nahezu ausgerotteter Arten
Ein „italienisches Wunder“ — so bezeichnen gemäß der Mailänder Zeitung Corriere della Sera einige die Rückkehr mehrerer Tierarten, die kurz vor dem Aussterben standen. Hauptsächlich bedingt durch die Naturschutzgebiete in den Alpen und den Apenninen, sind Tiere wie Hirsche, Gemsen, Damhirsche und Rehe in Italien wieder häufiger zu sehen. Der Wolf, der in den Apenninen zahlenmäßig gewaltig zunimmt, breitet sich jetzt, von Italien kommend, auch in den französischen Seealpen aus. Andere Tierarten wie Otter oder Mönchsrobben sind allerdings nach wie vor gefährdet; Experten sind jedoch der Überzeugung, daß ernsthaft betriebene Artenschutzprogramme „in jedem Fall langfristig echte und positive Ergebnisse bringen“, hieß es im Corriere della Sera.
Idealer „Wintermantel“
Wissenschaftler haben es bei dem Versuch, Eisbären vom Flugzeug aus zu sehen, sehr schwer — und zwar nicht nur, weil die Bären weiß sind und in einer Schneelandschaft leben. Gemäß der Zeitschrift Popular Science meinten Wissenschaftler, die perfekte Lösung für das Problem gefunden zu haben: Sie verwendeten einen empfindlichen Infrarotfilm in der Annahme, sie könnten diese kräftigen Geschöpfe mühelos auf Grund der Körperwärme aufspüren. Aber auf dem Film war nichts zu sehen. Der Pelz des Eisbären ist anscheinend solch ein guter Isolator, daß das Tier nur ganz wenig Wärme abgibt. Wie die Zeitschrift außerdem schrieb, scheinen die Fellhaare die ultravioletten Strahlen der Sonne gut zu leiten und sie einer Art „Solarzellen“ zuzuführen, die dieses Licht irgendwie in Wärme umwandeln können.
In Ohnmacht fallende Fans
Warum werden bei Rockkonzerten so viele Fans ohnmächtig? Ein Neurologe an der Universitätsklinik in Berlin untersuchte das Phänomen vor kurzem. Während eines Rockkonzerts in Berlin, das hauptsächlich von jungen Mädchen besucht worden war, fielen ungefähr 400 Personen in Ohnmacht. Gemäß der Zeitschrift Discover fand der Neurologe heraus, daß 90 Prozent derer, die in Ohnmacht gefallen waren, in den vorderen Reihen gestanden hatten. Um diese begehrten Plätze zu bekommen, hatten die Mädchen stundenlang angestanden; viele von ihnen hatten längere Zeit nichts mehr gegessen oder in der Nacht davor nicht geschlafen. Durch weitere Faktoren — wie Schreien und Druck von der drängelnden Menschenmenge — wurde auf den Brustkorb ein Druck ausgeübt, der den Blutdruck sinken ließ. Dadurch wiederum wurde dem Gehirn weniger Blut zugeführt. Die Folge war eine Ohnmacht. Der Neurologe empfahl den Rockfans zwar, vor dem Konzert zu essen und zu schlafen und während des Konzerts sitzen zu bleiben, die Ruhe zu bewahren und sich von den Menschenmassen fernzuhalten, aber er sagte auch, daß sich wahrscheinlich nur wenige jugendliche Fans danach ausrichten werden.
Kostenloses Babysitting?
Geplagte Vorstadteltern haben einen neuen Weg gefunden, wie sie andere dazu bringen können, auf ihre Kinder aufzupassen, damit sie in Ruhe einkaufen gehen können. Sie lassen ihre Kinder in einem Spielwarengeschäft oder in einem Multimedia-Computerladen zurück. Kinder, die sich für High-Tech-Geräte interessieren, spielen bis zur Rückkehr der Eltern mit den Vorführgeräten. Verständlicherweise sei das Verkaufspersonal von dem Trend alles andere als begeistert, meldete die Zeitschrift Newsweek. Die Verkäufer beklagen sich darüber, daß die Kinder die Vorführgeräte für potentielle Kunden blockieren oder, noch schlimmer, kaputtmachen. Sie haben auch schon erlebt, daß sich manche Eltern bei ihrer Rückkehr beschwert haben, keiner habe auf ihre Kinder aufgepaßt oder sei mit ihnen zur Toilette gegangen. Einige Läden versuchen deshalb, dem Trend entgegenzuwirken, indem sie Vorführcomputer schwerer zugänglich machen oder Sicherheitsbeamte rufen, sobald sie unbeaufsichtigte Kinder sehen.
Gefährdete Dünen
„In Israel wird der Sand knapp.“ Das meldete vor kurzem die Zeitschrift New Scientist. Warum diese Knappheit, die einem sehr unwahrscheinlich vorkommt? Nun, Sand ist ein Hauptbestandteil von Beton, und die blühende Bauindustrie des Landes hat einen schier unendlichen Bedarf an Beton. So haben Bauunternehmer in den vergangenen 30 Jahren ohne große staatliche Einschränkungen von Israels großer Sandbank, die sich einst von Jaffa bis nach Gasa erstreckte, lastwagenweise Sand abtransportiert. Außerdem wird jedes Jahr eine Million Tonnen Sand gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Ökologen haben Angst, daß durch den Abbau der Dünen das empfindliche Ökosystem, das einige Tier- und Pflanzenarten zum Überleben benötigen, zerstört wird. Und die Bauunternehmer fragen sich langsam, woher sie ihren Sand bekommen, wenn die Vorräte in Israel erschöpft sind.
Westlicher Einfluß schwächt Gesundheit der Japaner
Die Japaner haben von allen Nationen die längste Lebenserwartung, aber der Einfluß westlicher Lebensweisen könnte dies ändern. Im New Scientist wurde unlängst berichtet, daß von den 2,1 Millionen Menschen, die 1994 ärztlich untersucht wurden, nur 18 Prozent eine gute Gesundheit hatten. Zehn Jahre zuvor lag diese Zahl bei 30 Prozent. Wie einer der Autoren eines Berichts der japanischen Krankenhausvereinigung schrieb, ist daran der hohe Fett- und Cholesteringehalt westlicher Speisen schuld sowie der zunehmende Konsum an Zigaretten und Alkohol. Am meisten verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Menschen in den hochindustrialisierten Gegenden, wie zum Beispiel in der Gegend von Osaka und Kobe. Am gesündesten waren die Menschen hingegen im Norden des Landes, in den ländlichen Gebieten der Insel Hokkaido.
Wo die Zeit bleibt
Wo ist die Zeit geblieben? Diese Frage stellen sich viele Menschen, ohne eine Antwort zu erwarten, doch in einer Studie hat man kürzlich versucht, darauf eine wissenschaftliche Antwort zu bekommen. Ein Forschungsunternehmen in Illinois (USA) leitete eine dreijährige Studie über die täglichen Aktivitäten von ungefähr 3 000 Menschen, die gebeten worden waren, darüber Buch zu führen, wie sie ihre Zeit verbrachten. Die Gruppe bestand aus Personen im Alter zwischen 18 und 90 Jahren, die unterschiedlichster Herkunft waren. Am meisten Zeit wurde auf das Schlafen verwandt. Darauf folgte die Arbeit, für die 184 Minuten am Tag eingesetzt wurden. Fernsehen und Videos nahmen 154 Minuten in Anspruch. Für Hausarbeiten wurden 66 Minuten benötigt, Fahr- und Pendelzeiten betrugen 51 Minuten, Anziehen und Zurechtmachen dauerte 49 Minuten, und die Versorgung der Kinder und der Haustiere kostete 25 Minuten. Ganz unten auf der Liste standen religiöse Aktivitäten, für die täglich durchschnittlich 15 Minuten eingesetzt wurden.
Mehr Kirchen zu verkaufen
Nach Aussage von Immobilienhändlern stürzen sich in Brisbane, der Hauptstadt von dem im Norden Australiens gelegenen Staat Queensland, Investoren auf selten benutzte Kirchengebäude. Dafür macht man zwei Faktoren verantwortlich: zum einen den Rückgang der Zahl der Kirchgänger, zum anderen die Suche der Investoren nach „etwas Einzigartigem“. Wie die Zeitung The Courier-Mail berichtete, stehen gegenwärtig über ein Dutzend Kirchen zum Verkauf, und in Brisbane sind einige bereits zu Wohnungen und Büros umfunktioniert worden. Die Zeitung zitierte einen Verkaufsdirektor, der sagte, daß ziemlich viele Kirchen als Restaurants, Antiquitätenläden, Galerien, Büros oder Wohnungen genutzt werden. Ein Immobilienmakler sagte: „Ich wünschte, ich könnte mehr solcher Gebäude zum Verkauf anbieten.“
Bis auf die Knochen säkularisierte Gesellschaft
Der Freistaat Bayern ist stark katholisch geprägt. In Bayern besteht sogar eine Vorschrift, wonach in sämtlichen staatlichen Schulen in jedem Klassenzimmer ein Kruzifix hängen muß. Das Bundesverfassungsgericht hat diese Vorschrift jetzt allerdings für nichtig erklärt, weil sie mit dem Grundgesetz, das Religionsfreiheit garantiert, unvereinbar ist. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung. Gemäß der Westfälischen Allgemeinen Zeitung sprach der Kölner Erzbischof Meisner von einem „schwarzen Tag in der Geschichte unseres Volkes“. Manche waren weniger überrascht über die Entscheidung als vielmehr über die Kontroverse selbst. Schließlich lebe man in Deutschland in einer „bis auf die Knochen säkularisierten ... Gesellschaft, die dem Materialismus, Konsumismus und der reinen Selbstverwirklichung huldigt“, schrieb die Hamburger Zeitung Die Zeit.