50 SAULUS VON TARSUS
Er gestaltete sein Denken neu
SAULUSa VON TARSUS, der die Ermordung von Stephanus unterstützt hatte, empfand zunächst keinerlei Schuldgefühle. Im Gegenteil, sein religiöser Eifer brachte ihn dazu, dass er „die Jünger des Herrn“ in Jerusalem „wutschnaubend bedrohte und sie umbringen wollte“. Er ließ unschuldige Männer und Frauen fortschleppen und ins Gefängnis werfen. Wenn Christen vor Gericht gestellt wurden, stimmte Saulus für ihre Hinrichtung. So löste er in der ganzen Stadt eine heftige Verfolgung aus, die viele Christen dazu zwang, um ihr Leben zu fliehen. Aber damit gab sich Saulus nicht zufrieden. Er bat den Hohen Priester um Vollmachten, die es ihm erlaubten, die gleiche Verfolgungswelle auch in Damaskus loszutreten.
Ausgestattet mit den Briefen machten sich Saulus und einige Reisebegleiter auf den Weg Richtung Norden zu der berühmten Wüstenstadt. Saulus ahnte nicht, dass Jesus am Leben war und sich an der Seite seines Vaters im Himmel befand. Erstaunlicherweise sahen Jehova und Jesus viel Gutes in Saulus. Sie wussten alles über ihn und kannten sein Potenzial. Als sich die Reisegruppe Damaskus näherte, umblitzte sie plötzlich ein gleißendes Licht, „heller als der Glanz der Sonne“. Geblendet fiel Saulus zu Boden.
Eine Stimme rief: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ Die Stimme erklärte ihm, dass er wie ein störrischer Stier war, der gegen den Stab seines Besitzers ausschlug und sich so selbst verletzte. Saulus fragte: „Wer bist du, Herr?“ Die Antwort muss ihn bis ins Innerste getroffen haben. „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Jesus wies Saulus an aufzustehen und erklärte ihm, was er für einen Auftrag für ihn hatte. Er sollte ein Zeuge sein und für die Wahrheit eintreten, die Jesus gelehrt hatte. Er, der gerade blind geworden war, sollte anderen die Augen öffnen und sie aus der Dunkelheit ins Licht führen.
Was machte aus einem erbarmungslosen Christenverfolger einen begeisterten Prediger der guten Botschaft?
Die Vision aus dem Himmel lehrte diesen stolzen, erbarmungslosen Mann Demut. Da er ja blind war, musste Saulus nach Damaskus geführt werden, wo er dann darauf wartete, dass ein Christ mit ihm Kontakt aufnahm. Drei Tage lang fastete er – zweifellos ein Ausdruck davon, wie traurig er war und wie sehr ihm alles leidtat. Bestimmt betete er viel und intensiv zu Jehova. Jetzt war es ihm klar: Er hatte die ganze Zeit Gottes geliebten Sohn verfolgt! Jesus schickte einen Christen namens Ananias zu ihm. Obwohl es Ananias zunächst große Überwindung kostete, ging er zu Saulus und legte ihm die Hände auf. Da „fiel es ihm [Saulus] wie Schuppen von den Augen und er konnte wieder sehen“. Er war demütiger geworden und verstand vieles besser. Ohne zu zögern, „stand er auf und ließ sich taufen“.
Saulus begann sofort seinen Dienst als Christ. Statt nach Jerusalem zurückzukehren, stellte er sich direkt einer äußerst schwierigen Aufgabe. Er ging in die Synagogen von Damaskus, wo er wahrscheinlich ein bekanntes Gesicht war. Bestimmt betete er vorher um Mut. Die Juden dürften ihren Ohren kaum getraut haben, als er ihnen sagte, dass er die ganze Zeit falsch gelegen hatte und jetzt ein Christ war. Und das war erst der Anfang: „Saulus trat … immer überzeugender auf und verwirrte die Juden, die in Damaskus lebten, indem er logisch bewies, dass Jesus der Christus ist.“
Irgendwann während seiner Zeit in Damaskus reiste Saulus nach Arabien, möglicherweise in die Syrische Wüste. Die Bibel nennt den Grund dafür nicht, aber man kann sich Saulus gut allein in der Wildnis vorstellen, tief versunken in Gedanken und Gebet, in Vorbereitung auf die große Mission, die vor ihm lag. Diese Gewohnheit, die Schriften zu studieren und darüber nachzudenken, behielt Saulus sein Leben lang bei. Er gestaltete sein Denken wirklich neu. Später legte er seinen Mitchristen in Rom ans Herz, ihre Denkweise ebenfalls immer weiter zu verändern (Röm. 12:2).
Saulus vergaß nie, was er in der Vergangenheit Schreckliches getan hatte. Noch Jahre später sprach er davon, dass er „früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein unverschämter Mensch war“ (1. Tim. 1:13). Er erinnerte sich voller Reue an den Tod von Stephanus (Apg. 22:19-21). Doch eines wusste Saulus: Jesus und Jehova hatten ihm vergeben, und sie standen hinter ihm.
Nach etwa drei Jahren musste Saulus aus Damaskus fliehen, weil man ihn umbringen wollte. Er wurde in einem Korb an der Stadtmauer hinuntergelassen und machte sich auf den Weg nach Jerusalem. Aber all das war erst der Beginn seiner langen Reise als Christ.
Zum Nachlesen in der Bibel:
Für Gespräche:
Wie bewies Saulus von Tarsus in dieser Phase seines Lebens Mut?
Tauch tiefer ein
1. Warum konnte Saulus sagen, dass seine Heimat Tarsus „eine nicht unbekannte Stadt“ war? (Apg. 21:39; w99 15. 5. 30 Abs. 1) (A)
Todd Bolen/BiblePlaces.com
Bild A: Tarsus: Ruinen und eine gepflasterte Straße der antiken Stadt
2. Warum war Saulus offensichtlich in drei Kulturen zu Hause – in der jüdischen, der griechischen und der römischen? (bt 62, Kasten Abs. 1-3)
3. Warum bezeichnete sich Saulus als ein „vorzeitig Geborener“, als er über seine Bekehrung schrieb? (1. Kor. 15:8; w22.09 27)
4. Was stützt den Bericht von Lukas über die Bekehrung von Saulus in Damaskus? (Apg. 9:11, 24, 25; g03 8. 2. 24-26) (B)
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Bild B: Das „Bab Scharqi“ in Damaskus: An diesem Stadttor endet die Gerade Straße
Lerne aus dem Bericht
Saulus nahm demütig die Hilfe von Ananias und anderen Christen an (Apg. 9:17, 18; Kol. 4:10, 11). In welchen Situationen sollten wir uns von anderen helfen lassen?
Saulus ließ sich weder durch frühere Erfolge noch durch frühere Fehler von seinem Dienst für Jehova ablenken (Phil. 3:4-8; 1. Tim. 1:12-16). Wie können wir seinem Beispiel folgen? (C)
Bild C
Welche anderen Möglichkeiten haben wir, den Mut von Saulus nachzuahmen?
Denk über das große Ganze nach
Was lerne ich aus diesem Bibelbericht über Jehova?
Wie steht dieser Bericht mit Jehovas Vorhaben in Zusammenhang?
Welches Detail aus diesem Bericht macht mich dankbar, dass Saulus ausgewählt wurde, mit Christus im Himmel zu regieren?
Mehr dazu
Wie ein Verfolger wie Saulus sein Denken neu gestaltet hat.
Was können wir von Saulus über regelmäßiges Studieren, echte Nächstenliebe und eine gesunde Selbsteinschätzung lernen?
a Saulus wurde später als Paulus bekannt, doch der Einfachheit halber wird er in diesem Kapitel nur Saulus genannt.