‚Wie ein mächtiges Heer‘
JEDE Ausgabe von The Christian Century enthält einen humoristischen Brief von „Simeon Stylites“, der des öfteren einen ziemlichen Einblick gewährt. In der Ausgabe vom 6. Februar erzählte er, wie er den Pastor von „St. John’s-by-the-Gas-Station“ [St. Johns-Kirche bei der Tankstelle] traf, der über das ganze Gesicht strahlte über seinen „Gast-Künstler“ am Laien-Sonntag — einem Tag, der gewöhnlich „Freude bringt wie der Besuch beim Zahnarzt“. Aber diesmal war der Gast „Jimmy Mitchell, der gerade von zweijährigem Heeresdienst aus Korea zurückgekehrt war“. Jimmy bestand darauf, daß der Gottesdienst mit dem Lied „Vorwärts! christliche Soldaten“ beginnen sollte, und marschierte dann sogleich hinein mit „Ihr habt gesungen: ‚Wie ein mächtiges Heer funktioniert die Kirche Gottes‘. Das könnte einmal zugetroffen haben“, sagte er, „aber das Heer funktioniert nicht so, wie eine Menge Leute von euch in der St. Johns-Kirche handeln. Angenommen, das Heer würde die lahmen Entschuldigungen gelten lassen, von denen viele von euch Leuten denken, sie seien gut genug, um als Alibi zu dienen, wenn man einer Kirchenparade nicht beiwohnen will.
Stellen Sie sich einmal folgendes vor: Wecken sieben Uhr. Eine Kompanie auf dem Exerzierplatz. Der Feldwebel brüllt: ‚Abzählen zu vieren!‘ Eins! Zwei! Drei! Nummer vier fehlt. Wo ist Soldat Schmidt? ‚Oh‘, antwortet kläglich ein Bursche neben dem leeren Platz, ‚Herr Schmidt war zu müde, um heute morgen aufzustehen. Er kam gestern abend spät nach Hause und braucht noch Schlaf. Er beauftragte mich, Ihnen zu bestellen, daß er im Geiste mit uns ist.‘
‚Das ist schön‘, sagt der Feldwebel. ‚Grüßen Sie ihn von mir!‘
‚Wo ist Braun?‘ fragt der Feldwebel. ‚Oh‘, schaltet sich ein anderer Bursche ein. ‚er ist zum Golfspielen. Er hat nur einen Tag zur Erholung in der Woche, und Sie wissen, wie wichtig das ist.‘
‚Gewiß, gewiß‘, ist die freudige Antwort des Feldwebels. ‚Ich hoffe, er hat ein gutes Spiel. Wo ist Robinson?‘ ‚Robinson‘, erklärt ein Kamerad, ‚bedauert es, Sie nicht persönlich begrüßen zu können, denn er hat heute Gäste und kann da natürlich nicht kommen. Außerdem war er vergangene Woche beim Exerzieren.‘ ‚Danke‘, sagt lächelnd der Feldwebel. ‚Sagen Sie ihm, er ist jederzeit willkommen, wenn er wieder auftauchen kann.‘“
Jimmy bemerkte dazu: „Wenn jeder Landser versuchte, so zu handeln, würde er 20 Tage Arrest bekommen. Doch dies hört man jede Woche in der Kirche, und das mit einem ehrlichen Gesicht gesagt. Wie ein mächtiges Heer! Ja, wenn die St. Johns-Kirche wirklich wie ein mächtiges Heer funktionieren soll, würde eine Menge von Ihnen vors Kriegsgericht gestellt werden!“ „Wirklich schlimm“, sagte Stylites dem Pfarrer, „die dauernd Abwesenden haben es nicht gehört.“ Die Antwort: „Machen Sie sich keine Sorge. Ich habe es auf Tonband aufgenommen und werde es am nächsten Osterfeiertag an Stelle des zweiten Lehrstückes ablaufen lassen.“
Wie ein mächtiges Heer, ja — wie dasjenige, das verlor!