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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1975
w75 15. 3. S. 167-169

Das Übersetzen der Bibel — eine gefährliche Aufgabe

SCHON im Altertum hat man die Bibel übersetzt. Im dritten Jahrhundert v. u. Z. übersetzten jüdische Gelehrte (gemäß der Überlieferung waren es zweiundsiebzig) die fünf Bücher Moses, den Pentateuch, aus dem Hebräischen ins Griechische. Von dieser Zeit an stießen Bibelübersetzer manchmal auf hartnäckige Gegnerschaft, meistens von seiten der Kirche. Sie mußten bereit sein, Leiden auf sich zu nehmen und für ihr Werk sogar zu sterben.

Allein schon wie es dazu kam, daß die Bibel ganz oder teilweise in eine der vielen Sprachen übersetzt wurde, in denen sie heute verfügbar ist, ist eine Geschichte, die viele Seiten füllen würde. Wir betrachten daher nur einen Teil dieser Geschichte, und zwar den, der davon berichtet, wie gefährlich die anfänglichen Bemühungen waren, die Bibel in zwei der bedeutendsten Sprachen — Englisch und Chinesisch — zu übersetzen.

DIE BIBEL IN ENGLISCH

Die erste Übersetzung in englischer Sprache wurde Ende des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Mit dieser Übersetzung, die sich auf die lateinische Vulgata stützt, verbindet sich der Name Wyclif. Wieviel John Wyclif tatsächlich übersetzte, ist heute nicht bekannt. Fest steht jedoch, daß er mit seiner Übersetzungsarbeit auf heftigen Widerstand stieß. Wyclif und seine Anhänger zogen sich den erbitterten Haß der Geistlichkeit zu. Aber eigenartigerweise kam Wyclif nicht auf Anstiften der Geistlichkeit ums Leben, sondern starb an einer Lähmung.

Die Kirche ließ danach in ihrem Kampf gegen die Anfertigung weiterer Exemplare der Übersetzung Wyclifs nicht nach. Eine kirchliche Synode, die im Jahre 1408 unter der Leitung des Erzbischofs Arundel in Oxford tagte, verbot schließlich den Gebrauch der Bibel in englischer Sprache. Trotz dieses Verbotes der Geistlichkeit wurde die einzige damals verfügbare englische Bibelübersetzung weiter hergestellt. Den Beweis dafür liefern die nahezu 200 Exemplare (viele davon entstanden nach dem Jahre 1420), die heute noch von dieser Übersetzung existieren. Man haßte Wyclif so sehr, daß man seine Überreste im Jahre 1428 ausgrub und verbrannte und die Asche in den Fluß Swift warf.

Mit dem Übersetzen der Bibel aus den Ursprachen (nicht aus der lateinischen Vulgata) ins Englische wurde erst Anfang des 16. Jahrhunderts begonnen. William Tyndale machte sich an diese Aufgabe. In der Hoffnung, die Unterstützung des Bischofs Cuthbert Tunstall zu gewinnen, ging Tyndale nach London. Doch er hatte keinen Erfolg.

Tyndale blieb zwar in London, erkannte aber bald, daß er zufolge der Einstellung der Geistlichkeit die Bibel nicht in England übersetzen konnte. So ging er 1524 nach Deutschland wo dann in Köln mit dem Drucken seiner Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften (dem sogenannten „Neuen Testament“) begonnen wurde. Als die Kölner Stadtväter davon erfuhren, setzten sie seiner Arbeit ein Ende. Tyndale begab sich schnell nach Worms, wo der Druck der Christlichen Griechischen Schriften erfolgreich abgeschlossen wurde. Bald darauf verkaufte man Ausgaben dieser Übersetzung in England. Tyndale gab unterdessen die Überarbeitung seines Werkes und das Übersetzen nicht auf.

In kirchlichen Kreisen Englands war man wütend. Am 4. Mai 1530 verbrannte man auf dem St. Paul’s Cross (einem Platz) in London mehrere Ausgaben der Übersetzung Tyndales. Ende Mai wurde auf Betreiben der Kirche ein königliches Dekret herausgegeben, das Tyndales Übersetzungen der Bibel aus dem Hebräischen und Griechischen als schädliche Bücher bezeichnete und in dem es unter anderem hieß: „Verwerft sie, verabscheut sie; haltet sie nicht in der Hand, übergebt sie denen, die sie einsammeln.“ Denen, die dieser Aufforderung nicht gehorchen würden, drohte das Dekret mit den Worten: „Die Prälaten der Kirche, die sich fürsorglich Eurer Seelen annehmen, sollten Euch zwingen, und Euer Fürst sollte Euch bestrafen und zurechtweisen.“ Man unternahm große Anstrengungen, die Übersetzungen in England und anderen Ländern zu vernichten.

Einer der Gründe, weshalb Tyndale auf so entschiedenen Widerstand stieß, bestand darin, daß er sich nicht an kirchliche Ausdrücke hielt, sondern Wörter gebrauchte, die die Sinnfeinheiten der Originalsprache vermittelten. Zum Beispiel benutzte er das Wort „Versammlung“ statt Kirche und „Aufseher“ statt Bischof. Daß Tyndale Wörter verwendete, die dem griechischen Urtext näherkamen, machte auf die Kirche keinen Eindruck. Tyndale hatte sich sogar bereit erklärt, alles zu ändern, was sich als falsch erweisen würde oder was deutlicher übersetzt werden könnte. Doch die kirchlichen Würdenträger wünschten einfach nicht, daß das allgemeine Volk die Bibel las, da es sonst die Auslegungen der Kirche verwerfen könnte.

Kurze Zeit danach wurde Tyndales Schaffen ein jähes Ende gesetzt. Ein gewisser Phillips, der sich als ein Freund ausgegeben hatte, verriet ihn an seine Feinde. Tyndale wurde im Gefängnis von Vilvoorde, in der Nähe von Brüssel, gefangengehalten. Im September 1536 wurde er durch Erdrosselung hingerichtet und verbrannt.

So endete das Leben eines großen Gelehrten, dessen Arbeiten während der folgenden fast 400 Jahre das Übersetzen der Bibel ins Englische entscheidend beeinflußten. Tyndale setzte durch seine Arbeit sein Leben aufs Spiel, nicht etwa, weil er nach Ruhm, persönlicher Anerkennung und Einfluß strebte, sondern um dem gewöhnlichen Menschen Gottes Wort zugänglich zu machen.

DIE BIBEL IN CHINESISCH

Im Jahre 1807, 271 Jahre nach Tyndales Hinrichtung, traf Robert Morrison, ein protestantischer Missionar, in Kanton (China) ein. Schon bald beschäftigte er sich mit dem Übersetzen der Bibel ins Chinesische. Morrison hatte sich bereits einige Kenntnisse der chinesischen Sprache erworben, doch bedurfte er darin noch der Hilfe. Diese Hilfe war nicht leicht zu finden, denn das Übersetzen der Bibel ins Chinesische war ein gefährliches Unterfangen; es stand die Todesstrafe darauf. Morrison gelang es indes, die Unterstützung zweier chinesischer Gelehrter zu erhalten. Einer von ihnen fürchtete sich so sehr, gefaßt und qualvoll zu Tode gebracht zu werden, daß er für den Fall seiner Gefangennahme Gift bei sich trug, um sich selbst das Leben nehmen zu können.

Fremde durften damals nur sechs Monate im Jahr in Kanton bleiben, weshalb Morrison die Stadt immer wieder für sechs Monate verlassen mußte. Zwischendurch hielt er sich in Macau auf. Da er bei der East India Company die Stelle eines Übersetzers angetreten hatte, konnte er wieder nach Kanton zurückkehren.

Tagsüber befaßte sich Morrison während seiner Arbeit für die East India Company mit den üblichen geschäftlichen Dingen und arbeitete an einem chinesisch-englischen Wörterbuch und einer chinesischen Grammatik. Nachts arbeiteten er und seine chinesischen Helfer an der Übersetzung der Bibel.

Im Jahre 1810 wurde die Apostelgeschichte in Chinesisch auf handgefertigten hölzernen Druckstöcken gedruckt. Da Morrison nicht wollte, daß diese Druckstöcke in falsche Hände kamen, vergrub er sie, bevor er nach Macau ging. Seine Enttäuschung war jedoch groß, als er sechs Monate später zurückkehrte und entdeckte, daß die Druckstöcke von Termiten verzehrt worden waren.

Trotz mancher Probleme und Rückschläge beendete Morrison mit Hilfe eines anderen Missionars, William Milne, im Jahre 1814 die Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften. Im Jahre 1818 war die ganze Bibel übersetzt.

Das Übersetzen der Bibel ist tatsächlich eine gefährliche Aufgabe gewesen. Übersetzer wie Tyndale und Morrison gingen in ihrer Aufgabe auf; es waren mutige Männer, die entschlossen waren, trotz gewaltiger Hindernisse nicht aufzugeben. Was sie taten, war im Einklang mit Gottes Willen, allen Menschen die Gelegenheit zu geben, ‘zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit zu kommen’ (1. Tim. 2:3, 4).

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