Briefe
„SIE KÖNNEN AUCH NICHT MEHR STERBEN“
Lieber Bruder!
Hier die Antwort auf Deine Frage vom 7. Februar bezüglich Lukas 20:24-36:
Wir führen aus dem Buche „Die Wahrheit wird, euch frei machen“, auf Seite 369, an: „ , . . . denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich und sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind.‘ — Das bedeutet nicht, dass sie Unsterblichkeit erlangen. Die Engel sind nicht unsterblich, sondern sind Christus Jesus untertan, der mit Unsterblichkeit belohnt worden ist. Der Mensch ist ‚ein wenig geringer gemacht als die Engel‘. ‚Engeln gleich‘ zu sein, bedeutet hier also, dass diese auferstandenen Menschen nicht heiraten. (Psalm 8:5, Fussnote) Durch Christus Jesus, den ‚Ewigvater‘, werden sie regeneriert, weil sie am Gerichtstage gehorsam und treu sind. Dann billigt und rechtfertigt sie Gott und gewährt ihnen das Recht auf ewiges Leben im Paradies auf Erden. Deshalb können sie von Rechts wegen ‚nicht mehr sterben‘, weil sie treu bleiben. Sie werden ‚jener Welt‘ teilhaftig, der neuen Welt, einer ‚Welt ohne Ende‘. Gott verbürgt ihnen endloses Leben und schützt ihr Recht darauf. Diese Rechtfertigung und dieses Lebensrecht erlangen sie nicht vor dem Ende der Tausendjahrherrschaft Christi, wie geschrieben steht: ‚Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren.‘ — Offenbarung 20:5.“
Deine Schwierigkeit hinsichtlich der Worte ‚sie können auch nicht mehr sterben‘, ist dem Umstande zuzuschreiben, dass Du sie auf die Zeit vor dem Ende der Tausendjahrherrschaft Christi anwendest, denn Du sagst: ‚Wie kann dieser Text Geltung haben, wenn alle Bewohner der Erde doch der letzten Versuchung Satans am Ende der Tausendjahrherrschaft unterworfen sein werden?‘ Einige werden auf Erden sterben, weil sie Satan nachgeben, wenn er für eine kleine Weile gelöst wird. Du wendest die Schriftstelle aber falsch an. Das obige Zitat aus dem Buche „Die Wahrheit wird euch frei machen“ zeigt, dass der Text sich auf die Zeit nach dem Ende der tausend Jahre bezieht und nachdem Satan gelöst und mit all denen, die ihm auf Erden folgen, vernichtet worden ist. Er erfüllt sich, nachdem die treuen Menschen diese Schlussprüfung bestanden haben und Jehova Gott sie daher zu ewigem Leben rechtfertigt, wodurch er in direktem Sinne ihr Vater wird und sie die „Söhne Gottes“ werden, jawohl, dann erst gilt der Schrifttext „sie können auch nicht mehr sterben“, nämlich rechtmässigerweise durch die Hand irgendeines andern Geschöpfes.
Treulich mit Dir vereint, um Gott mehr und mehr zu lobpreisen,
Watch Tower Bible & Tract Society
TOTE SEELEN?
Lieber Bruder!
Hier die Antwort auf Dein Schreiben vom 12. Februar:
Als Der Wachtturm vom 15. November 1948 (deutsch 1. April 1949) die Frage aufwarf: „Gibt es tote Seelen?“, da redete er in der Sprache des hebräischen Textes der Heiligen Schrift. Zum Beispiel zitiert The Englishman’s Hebrew and Chaldee Concordance of the Old Testament (Seite 829) 4. Mose 6:6 und sagt: „Er soll sich keinem toten Leibe [buchstäblich toter Seele, deutsch: keiner Leiche] nähern.“ Rotherhams Übersetzung der Bibel gibt 4. Mose 6:6 wie folgt wieder: „Er soll zu keiner toten Person hineingehen“; aber seine Fussnote zu dem Ausdruck „tote Person“ lautet: „Buchstäblich: ‚zu keiner Seele eines Toten‘.“
Der Wachtturm hat wiederholt darauf hingewiesen, dass in unserer gewöhnlichen Bibel das hebräische Wort nephesch meistens (im Englischen 428mal) mit „Seele“ wiedergegeben worden ist. Indes wird dasselbe Wort (im Englischen) 8 weitere Male mit „toter Leib“ wiedergegeben. Wenn eine Seele, die gelebt hat und dann gestorben ist, nicht als eine „tote Seele“ bezeichnet werden kann, wie könnte dann das Hebräische das Wort nephesch logischerweise zur Bezeichnung eines „toten Leibes“ benutzen? Stell Dir diese Frage selbst, wenn Du 4. Mose 9:6, 7, 10 und Haggai 2:13 liesest. In 4. Mose 19:11, 13 (engl. B.) lesen wir: „Wer den toten Leib eines Menschen [Randbemerkung: den toten Leib der Seele des Menschen] anrührt, wird sieben Tage unrein sein. Jeder, der den toten Leib irgendeines Menschen anrührt und sich nicht reinigt, befleckt die Wohnung Jehovas, und selbige Seele soll ausgerottet werden aus Israel.“ Hier in Vers 13 steht zweimal nephesch, einmal ist es mit „toter Leib“ und einmal mit „Seele“ übersetzt worden. Rotherham gibt Vers 13 wie folgt wieder: „Wer immer den Toten anrührt, die Person des Menschenwesens, das stirbt, und sich nicht von Sünde reinigt, der hat die Wohnung Jahwes verunreinigt; diese Person soll daher aus Israel ausgerottet werden.“ Beide Male gibt Rotherham nephesch mit „Person“ wieder, wobei er dieses Wort zuerst auf den Toten und dann auf den Lebendigen anwendet. Die Englishman’s Concordance aber lautet: „Wer immer den toten Leib von irgendeinem [buchstäblich: dem Toten, der Seele des] Menschen anrührt.“
Gewiss hört beim Tode eine lebendige Seele zu bestehen auf, doch der menschliche Leib, der einst ein Teil und Stück dieser lebendigen Seele war, kann eine Zeitlang weiterbestehen. Dieser Leib stellt somit eine Seele dar, die zu bestehen aufgehört hat, das heisst, er vertritt eine tote Seele. Wenn wir Dir schreiben, so glauben wir, dass wir einer lebenden Person schreiben; doch wenn Du stürbest, wäre es richtig, von Deinem Leichnam als von einer toten Person zu sprechen, nicht wahr? Weshalb? Weil Du einst gelebt hättest, und dieser Leib nicht mehr „Du lebendig“ sondern „Du tot“ wäre. Wenn Du als Herr Soundso niemals gelebt hättest und niemals gestorben wärest, wäre es auch nie angebracht, von diesem Herrn Soundso als von einer toten Seele oder einer toten Person zu sprechen. Wenn Du aber lebst und nach einer gewissen Zeit stirbst, dann wäre es richtig, z. B. hundert Jahre nach Deinem Tode, nachdem Dein Leib zu formlosem Staub zerfallen wäre, von Dir als von einer toten Person zu sprechen. Wenigstens würde das Hebräische auf biblische Art so von Dir reden. Doch jene, die an die menschliche Unsterblichkeit glauben und nicht zugeben wollen, dass eine Person eine Seele ist, und dass zur Zeit, da eine Person stirbt, eine Seele stirbt, würden Einwendungen dagegen erheben.
Nun zu Deiner andern Frage. Wenn die Überrestglieder des Leibes Christi nach der Schlacht von Harmagedon noch auf Erden sind, wie werden sie dann sterben? Wir überlassen es Jehova Gott und seinem König Christus Jesus, zu ihrer eigenen bestimmten Zeit nach Harmagedon darauf zu antworten.
Hinsichtlich Lukas 20:36, welche Stelle sich auf die allgemeine Auferstehung bezieht, beantworten wir Deine Frage: Können denn diejenigen von der allgemeinen Auferstehung „nicht mehr sterben“?, indem wir Dich auf das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“. Seite 369–371, hinweisen. Es zeigt, dass sie nach ihrer Schlussprüfung nicht mehr sterben können, nämlich wenn Satan gelöst ist und nachdem Gott sie auf Grund ihrer unerschütterlichen Treue unter dieser Prüfung zum ewigen Leben rechtfertigt.
Im Königreichsdienst treulich die Deinen,
Watch Tower Bible & Tract Society
„HOCHZEITEN UND BEGRÄBNISSE“
15. September 1949
Liebe Schwester!
Hier die Antwort auf Dein Schreiben vom 31. August:
Die Anwesenheit bei Hochzeitszeremonien und Begräbnissen ist eine Privatsache, worin jeder für sich zu entscheiden hat. Als Jesus mit seiner Mutter und seinen Jüngern zum Besuch des Hochzeitsfestes in Kana, Galiläa, eingeladen war, gingen sie alle hin, und Jesus trug das Seinige zum Anlass bei, indem er Wasser in Wein verwandelte. In seinen Ansprachen erwähnte er auch verschiedentlich Hochzeitsfeiern, um Königreichswahrheiten zu veranschaulichen, und bestimmt hätte er das nicht getan, wenn er Hochzeitsfeiern und die Annahme von Einladungen dazu missbilligt hätte. In Offenbarung 19:7-9 heisst es zum Beispiel: „Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahle des Lammes!“ Das Gleichnis vom Hochzeitsmahl des Königs in Matthäus 22:1-14 zeigt, dass es jedem überlassen bleibt, diesem Fest beizuwohnen oder nicht, je nachdem er andere Interessen hat, die er als wichtiger oder weniger wichtig ansieht.
Dasselbe ist zu sagen von Begräbnissen. Jesus begab sich in das Haus des Jairus, wo eine Begräbnisfeier für dessen verstorbene Tochter im Gange war. Er näherte sich auch einem Leichenzug, der dem verstorbenen Sohn der Witwe zu Nain folgte, und weckte den Jüngling aus den Toten auf. Petrus begab sich an das Begräbnis der Dorkas von Lydda, wo er sie aus den Toten auferweckte. Diese Begräbnisanlässe boten wunderbare Gelegenheiten zu einem Zeugnis vom Königreich und vom Messias. Zum gleichen Zwecke werden Begräbnisanlässe von vielen Zeugen Jehovas in unsern Tagen gebraucht, und es werden umfassende Zeugnisse gegeben, sowohl vom Begräbnisredner als auch von andern Geschwistern, die bei solchen Begräbnissen zugegen sind. Das ist der Grund, weshalb die Wachtturm-Gesellschaft der Bitte von Geschwistern und freundlichgesinnten Leuten überall im Lande nachkommt und Vertreter der Gesellschaft hinsendet, welche die Begräbnisansprache halten. Ob ein Glied einer lokalen Gruppe gerne einem Begräbnis beiwohnt und Zeit dazu hat oder nicht, ist natürlich etwas, was der Betreffende selbst entscheiden und wonach er entsprechend handeln muss. Niemand aber sollte von seinen Geschwistern kritisiert werden, wenn er es für geeignet erachtet, entweder einer Begräbnis- oder einer Hochzeitsfeier beizuwohnen, weil die Heilige Schrift selbst eine solche Person nicht tadelt.
Im Königreichsdienst treulich mit Dir,
Watch Tower Bible & Tract Society