Wie wahre Christen die Politik ansehen
Christen werden angespornt, sich an der Politik zu beteiligen. Was sollte der wahre Christ tun? Sollte er die Welt zu ändern suchen? Oder sollte er sich selbst ändern, um sich dem Christentum anzupassen?
POLITIK spielt in den Weltnachrichten eine immer größere Rolle. Und immer mehr Leute wenden sich der Politik zu, sei es, daß sie Glieder politischer Parteien werden, oder sei es, daß sie für Parteikandidaten stimmen. Während immer mehr politisiert wird, wird dabei auch die Stimme der Religion vernommen, und auch sie politisiert. Aber Predigten über politische Fragen zu halten ist nicht alles; die Religion spornt die Namenchristen an, politisch aktiv zu· sein, wie z. B. Papst Pius XII., der laut der New York Times vom 23. Juli 1956 „Römisch-Katholische heute zu einer aktiven Teilnahme an der Politik anspornte“. Doch selbst ohne Ermahnung durch Geistliche sind die Massen angeblicher Christen so in die Politik verwickelt, daß viele mehr politisch als religiös tätig sind. All dies veranlaßt uns, einige Fragen zu stellen.
Leider halten die Leute selten inne, um über diese Fragen nachzudenken: Bekundet jemand dadurch, daß er sich in die Politik hineinstürzt, daß er ein Nachfolger Christi ist? Ist dieses Bestreben, die Welt durch Politik zu bessern, das von Jesus und den Urchristen gegebene Beispiel?
Wir können in Geschichtsbüchern etwas über die Stellungnahme der ersten Christen zur Politik lesen. So spricht z. B. das Buch Christianity and the Roman Government [Das Christentum und die römische Herrschaft] von E. G. Hardy über die Urchristen und „ihren Widerwillen gegenüber allen bürgerlichen Pflichten und Ämtern“. Ein anderes Buch, On the Road to Civilization, A World History [Auf dem Wege zur Zivilisation, eine Weltgeschichte], von Heckel und Sigman, berichtet uns: „Christen weigerten sich, an der Erfüllung gewisser Pflichten der römischen Bürger teilzuhaben … Sie bekleideten keine politischen Ämter.“
Handelten jene ersten Christen falsch, wenn sie nicht versuchten, die Welt durch Teilnahme an der Politik zu bessern? Wie hätten sie verkehrt handeln können? Sie hatten ja Christus Jesus, den Gründer des Christentums, und seine Apostel als ihre Führer.
Das Lehrbuch des Christentums, die Bibel, sagt uns, warum jene ersten Christen die Politik mieden. Es zeigt, daß ein Grundprinzip des Christentums die Absonderung von der Welt ist; und die ersten Christen änderten ihr Leben, um diesem Erfordernis für die rechte Anbetung nachzukommen. Der biblische Schreiber Jakobus sagt: „Die Form der Anbetung, die rein und unbefleckt ist vom Standpunkte unseres Gottes und Vaters aus, ist diese: für Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sorgen und sich von der Welt unbefleckt zu erhalten.“ „Ehebrecherinnen! wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, macht sich selbst zu einem Feinde Gottes.“ Politik zu betreiben würde bedeuten, Freundschaft mit der Welt zu bekunden. Und Freundschaft mit der Welt bedeutet, sich zu einem Feinde Gottes zu machen. Das ist der Grund, weshalb die ersten Christen Politik mieden. — Jak. 1:27; 4:4, NW.
GOTTES KÖNIGREICH KEIN TEIL DIESER WELT
Doch warum sollten wahre Christen die Politik meiden, wenn sie doch anscheinend viel tun könnten, um die Welt zu bessern? Laut der Bibel geht die Antwort dahin, daß wahre Christen weder die Demokratie, den Sozialismus, Kommunismus noch irgendeine andere menschliche Regierungsform als Heilmittel für die Weltbedrängnisse befürworten oder predigen. Was Christen predigen, ist eine himmlische Herrschaft, das Königreich Gottes, und dieses Reich ist kein Teil dieser Welt. Jesus sagte: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich nicht den Juden überliefert würde. Nun aber stammt mein Königreich nicht von daher.“ — Joh. 18:36, NW.
Gottes Königreich ist nicht nur eine soziale Reform. Es ist die Herrschaft, die das Universum regieren wird. Um der universellen Herrschaft des Reiches Gottes Raum zu schaffen, müssen die politischen Herrschaften dieser Welt vernichtet werden, wie es die Bibel zeigt. Nicht Menschen führen diese Vernichtung herbei, sondern Gott. Der Prophet Daniel erklärte: „In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen.“ — Dan. 2:44.
Die Urchristen waren sorgsam darauf bedacht, sich nicht in Politik einzumischen. Sie wußten, daß Gottes Königreich dazu bestimmt ist, alle politischen Herrschaften zu vernichten, und daß jene, die Politik treiben, Feinde Gottes sind und dadurch zur Vernichtung in Betracht kommen. Kraftvoll predigten die ersten Christen die Königreichshoffnung der Welt. Sie wiesen auf die äußerste Nutzlosigkeit hin, auf menschliche Herrscher zu vertrauen. Der Apostel Paulus schrieb: „Nun reden wir Weisheit unter den Erwachsenen, nicht aber die Weisheit dieses Systems der Dinge, noch der Herrscher dieses Systems der Dinge, die zunichte werden.“ Wir leben immer noch in dem, was die Bibel als das „gegenwärtige böse System der Dinge“ bezeichnet. Bald aber, im kommenden Krieg von Harmagedon, werden die Herrscher dieser Welt zunichte gemacht werden. Auf die Menschen, die mit der Welt Freundschaft geschlossen haben, wartet dasselbe Schicksal. — 1. Kor. 2:6; Gal. 1:4, NW.
Jesus wollte, daß seine Nachfolger leben und nicht mit dieser bösen Welt Vernichtung erleiden sollten. So spornte er sie denn an, sich nicht an der Politik zu beteiligen, sondern von der Welt abgesondert zu bleiben. Er gab selbst das richtige Beispiel dafür und lebte stets seinen Worten gemäß: „Ich bin kein Teil von der Welt.“ — Joh. 17:16, NW.
Bei einer Gelegenheit wollte die Bevölkerung von Galiläa Jesus in die Politik hineindrängen. Das Volk sah, daß Jesus ein gerechter und weiser Mann war, und erkannte, welch idealer politischer Herrscher er wäre. Es mag gedacht haben, Jesus werfe seine günstigen Gelegenheiten einfach weg, indem er von einem künftigen Königreich predigte, wo er doch schon jetzt und hier ein Königreich haben könnte. Wie reagierte Jesus auf die Wahl der Volksmenge? „Da nun Jesus erkannte, daß sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, ganz allein.“ Jesus wollte nichts mit Politik zu tun haben! — Joh. 6:15, NW.
ÄNDERE DICH, UM DICH DEM CHRISTENTUM ANZUPASSEN
Die Haltung jener Volksmenge gibt uns einen Begriff von dem, was die Massen heute mit dem Christentum zu tun versuchen. Jene Leute waren nicht wahrhaft daran interessiert, nach dem Christentum zu leben. Aber sicherlich waren sie sehr an den Nebenprodukten des Christentums interessiert, schwerlich am Christentum selbst! Sie folgerten: Wenn er uns Brot und Fische, bessere Häuser, kürzere Arbeitszeit, höhere Löhne, leichtere Arbeitsverhältnisse und etwas mehr Muße verschafft, dann wollen wir ihm folgen und ihn zu unserem Herrscher machen. Sie wollten, daß Jesus zugunsten ihrer eigenen, selbstsüchtigen Zwecke König werde. Sie wollten Jesus bewegen, das Christentum zu ändern. Jesus änderte aber das Erfordernis des Christentums — nämlich von der Welt getrennt zu sein — nicht, um den Wünschen der Menschen zu entsprechen. Wenn sie seine Nachfolger sein wollten, mußten sie sich selbst ändern, um sich dem Christentum anzupassen.
Die Haltung der Massen ist heute nicht viel anders. Als Resultat ist das Christentum für die Massen ein verwässerter Glaube, ein Glaube, der abgeändert, verfälscht und auf die Launen derer abgestimmt wurde, welche die bestehenden christlichen Anforderungen nicht liebten. Obwohl die Bibel deutlich das christliche Erfordernis, nämlich Absonderung von der Welt, zeigt, ändern doch die meisten derer, die sich als Christen ausgeben, dieses Erfordernis schnell, um sich selbst zu dienen. Aber der wahre Christ ändert dieses Erfordernis nicht ab. Er ändert sich selbst, um dem Erfordernis zu entsprechen. Das biblische Gebot lautet: „Formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet dadurch umgewandelt, daß ihr euren Sinn neugestaltet, damit ihr euch selbst von dem guten, annehmbaren und vollständigen Willen Gottes überzeugen mögt.“ — Röm. 12:2, NW.
Wenn sich ein Christ an der Politik der Welt beteiligt, so formt er sich nach diesem System der Dinge. Statt dessen aber ändert sich der Christ selbst, sofern er ein wahrer Christ sein möchte, gemäß dem „annehmbaren und vollständigen Willen Gottes“. So muß denn jemand, nachdem er Gottes Anforderungen kennengelernt hat, seine Person und nicht die christlichen Anforderungen ändern. ‚Legt die alte Persönlichkeit ab, die eurem früheren Wandel entspricht und gemäß ihren trügerischen Begierden verdorben wird.‘ Die Änderung der Persönlichkeit führt zu einer neuen Persönlichkeit, die nicht nach dieser Welt, sondern nach Gottes Willen geformt ist: ‚Zieht an die neue Persönlichkeit, die gemäß Gottes Willen in wahrhafter Gerechtigkeit und liebender Güte geschaffen wurde.‘ — Eph. 4:22-24, NW.
Wer die „neue Persönlichkeit“ anzieht, kann nicht mehr ein Teil dieser Welt sein. Er muß genau den Fußstapfen Christi Jesu nachfolgen, der von seinen Nachfolgern sagte: „Sie sind kein Teil der Welt, gleichwie ich kein Teil der Welt bin.“ „Wenn ihr ein Teil der Welt wäret, so würde die Welt das Ihrige lieben. Weil ihr aber kein Teil der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, deswegen haßt euch die Welt.“ — Joh. 17:16; 15:19, NW.
„Kein Teil der Welt“ — diesen Standpunkt nehmen wahre Christen ein. Dies bedeutet nicht, sich von der Gemeinschaft mit allen Menschen der Welt zurückzuziehen und das Leben eines Einsiedlers in der Klause eines Klosters zu führen. Nein, Jesus wurde kein Mönch, um sich von der Welt unbefleckt zu erhalten. Er führte ein Predigtwerk durch, indem er die Leute in ihren Häusern besuchte, und dennoch pflegte er keine Freundschaft mit der Welt. Jesus wollte kein Teil dieser Welt werden, weil er wußte, daß die politischen Mächte dieser Welt unter dem „Herrscher dieser Welt“, dem „Gott dieses Systems der Dinge“, unter Satan, dem Teufel, stehen. „Die ganze Welt liegt in der Gewalt des Bösen [dessen, der böse ist].“ — Joh. 12:31; 2. Kor. 4:4; 1. Joh. 5:19, NW.
Wie klar sehen wir nun, weshalb Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott bedeutet! Diese Welt wird von Gottes Erzfeind, dem Teufel, beherrscht. Freunde dieser Welt zu sein bedeutet also, Feinde Gottes zu sein. Wie können Christen sich an der Politik dieser Welt beteiligen und Gottes Anerkennung erwarten? Das ist nicht möglich! „Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ — 1. Joh. 2:15, NW.
Christus Jesus besaß in Wahrheit Liebe zu seinem Vater, Jehova. Zu allen Zeiten hielt er sich von der Welt unbefleckt. Selbst als ihm die Herrschaft über diese Welt angeboten wurde, wies Jesus sie zurück, beharrte in seiner Liebe zu seinem Vater und blieb abgesondert von der Welt, wie dies dann von Christen gefordert wurde. Die Bibel sagt uns: „Der Teufel nahm ihn mit auf einen ungewöhnlich hohen Berg und zeigte ihm alle Königreiche der Welt und ihre Herrlichkeit, und er sprach zu ihm: ‚Alle diese Dinge werde ich dir geben, wenn du niederfällst und mir einen Akt der Anbetung erweisest.‘ Da entgegnete ihm Jesus: ‚Geh hinweg, Satan! denn es steht geschrieben: Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten.‘“ — Matth. 4:8-10, NW.
DIESE WELT UND IHRE POLITIK VERURTEILT
Der Teufel beherrschte in den Tagen Jesu alle Königreiche der Welt und tut es immer noch. Bald aber wird „der Herrscher dieser Welt“ aus dem Wege geräumt werden, und das gegenwärtige böse System der Dinge wird für immer ein Ende finden. Wahre Christen zeigen also, daß sie Nachfolger Christi sind, indem sie nicht versuchen, diese Welt zusammenzuflicken oder sie durch Politik zu verbessern, sondern indem sie die gute Botschaft vom Königreich, das diese Welt vernichten wird, verkündigen. Ungeachtet wie viele Stimmen für die Herrscher dieses bösen Systems der Dinge abgegeben werden, ist es zum Untergang verurteilt. Kein noch so großer politischer Feldzug, keine Zahl der Namenchristen, die sich mit Politik befassen, und keine der vielen Gebete für diese Welt, die Geistliche oder Politiker sprechen mögen, wird sie vor der sicheren Vernichtung bewahren. „Die Welt vergeht und auch ihre Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt für immer.“ — 1. Joh. 2:17, NW.
Wenn diese Welt im Kriege von Harmagedon ihr feuriges Ende findet, werden alle Herrscher der Erde und ihre Unterstützer, ungeachtet von welcher politischen Ideologie oder welchem religiösen Glauben sie sein mögen, sich gegen Jehovas König der Könige und Herrn der Herren, Christus Jesus, stellen. Der Bericht in der Offenbarung lautet: „Ich sah das wilde Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferde saß, und mit seinem Heere.“ Die politischen Mächte werden untergehen, besiegt von Christus Jesus und seinen himmlischen Heerscharen, und werden in den „Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt“, in die Gehenna ewiger Vernichtung. — Off. 19:19-21, NW.
Nachdem dieses böse System der Dinge vernichtet und Satan, der Teufel, aus dem Wege geräumt sein wird, beginnt eine neue Welt der Gerechtigkeit, die unter dem Königreich steht. Das Königreich wird den Menschen eine vollkommene Regierung geben, und nicht nur das, sondern auch die Gelegenheit, ewiges Leben zu erlangen. Die Überlebenden des „Krieges des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, Jehovas, werden sich einer gerechten neuen Welt erfreuen, die eine „einzige Welt“ sein wird; denn es wird nur eine Regierung geben, und diese wird eine himmlische sein. Mit der Politik wird es dann vorbei sein, und zwar für immer. Die Politik, die die Menschen aller Religionen voneinander geschieden und die Menschen derselben Religion dazu veranlaßt hat, einander um politischer Systeme willen zu töten, wird für alle Zeiten verschwunden sein. — Off. 16:14, NW.
Du kannst dich der ewigen Segnungen der gerechten Regierung oder des Königreiches erfreuen, das seine Herrschaft über den ganzen Erdkreis ausüben wird. Dies bedingt aber, daß du dich selbst änderst, um den Erfordernissen des Christentums zu entsprechen, und zwar vor allem dem Gebot, kein Teil dieser Welt zu sein.
Heute halten sich die christlichen Zeugen Jehovas, so wie die Zeugen Jehovas in den frühen Tagen des Christentums, von der Welt unbefleckt. Aus Gewissensgründen stehen sie davon ab, an der Politik dieser Welt teilzunehmen, ja selbst an Wahlen. Sie wissen, daß die politische Beteiligung nicht nur zu nichts führen würde, sondern ihnen sogar Gottes Mißbilligung eintrüge. Die richtige christliche Ansicht über Politik zu bewahren wird dir eine Hilfe sein, dich von diesem bösen System der Dinge unbefleckt zu erhalten und unter der vollkommenen Herrschaft der nach Harmagedon folgenden neuen Welt ewiges Leben zu erlangen.