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  • Geduld — Warum sie so selten ist

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  • Geduld — Warum sie so selten ist
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1995
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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1995
w95 15. 6. S. 9-12

Geduld — Warum sie so selten ist

EMILIO war über sechzig Jahre alt.a Ein trauriger Anlaß führte ihn nach Oahu: Sein erwachsener Sohn wurde beerdigt. Während Emilio auf einer ruhigen, auf einer Anhöhe gelegenen Straße spazierenging und sich mit Freunden unterhielt, wurde er durch ein Auto aufgeschreckt, das rückwärts aus einer Ausfahrt schoß. Er wäre von dem Auto beinahe umgefahren worden; überaus gereizt schrie Emilio den Fahrer an und schlug mit der Hand auf den Wagen. Ein Wortwechsel folgte. Anscheinend stieß ihn der Fahrer, so daß er mit dem Kopf auf das harte Pflaster fiel. Wenige Tage später starb Emilio an seiner Kopfverletzung. Welch ein trauriger Ausgang!

Wir leben in einer Welt, in der die Geduld eine seltene Eigenschaft ist. Immer mehr Autofahrer fahren zu schnell. Andere fahren zu dicht auf, wenn sich der Vordermann an das Tempolimit hält. Wieder andere wechseln dauernd die Fahrspur, weil sie es nicht ertragen können, hinter einem anderen Fahrzeug herzufahren. In Familien kommt es vielleicht zu heftigen Zornausbrüchen und zu Gewalttätigkeiten. Sogar einige Christen mögen sich wegen der Unzulänglichkeiten und Fehler ihrer Glaubensbrüder übermäßig aufregen.

Warum hat man so wenig Geduld? War das schon immer so? Warum ist es heutzutage so schwer, geduldig zu sein?

Beispiele von Ungeduld

Die Bibel berichtet von einer Frau, die nicht wartete, um sich mit ihrem Mann zu beraten, bevor sie eine bedenkliche Entscheidung traf. Sie hieß Eva. Sie wartete nicht auf ihren Mann und aß — zum Teil aus Ungeduld — von der verbotenen Frucht (1. Mose 3:1-6). Was ist über ihren Mann zu sagen? Möglicherweise bewies auch er Ungeduld, als er sich seiner Frau in der Sünde anschloß, ohne zuerst von Jehova, seinem himmlischen Vater, Hilfe oder Anleitung zu erbitten. Die Habsucht beider, die möglicherweise zusammen mit einem Mangel an Geduld zur Sünde führte, hatte für uns alle fatale Folgen. Von diesen beiden Menschen haben wir die Neigung zur Sünde geerbt und auch die Neigung zu Arroganz und Ungeduld (Römer 5:12).

Über 2 500 Jahre nach der Sünde unserer Ureltern zeigten die Israeliten, Gottes auserwähltes Volk, daß es ihnen ständig an Glauben und Geduld mangelte. Obwohl Jehova sie gerade auf wunderbare Weise aus der Sklaverei in Ägypten befreit hatte, „vergaßen sie seine Werke“ schnell und „warteten nicht auf seinen Rat“ (Psalm 106:7-14). Immer wieder begingen sie schwere Missetaten, weil sie nicht geduldig waren. Sie machten sich ein goldenes Kalb und beteten es an; sie murrten über das Manna, mit dem Jehova sie in materieller Hinsicht versorgte; und viele von ihnen rebellierten sogar gegen Moses, den von Jehova Beauftragten. Ja, durch ihren Mangel an Geduld brachten sie Kummer und Unheil über sich.

Saul, der erste menschliche König Israels, brachte seine Söhne um die Möglichkeit, den Thronfolger zu stellen. Warum? Weil er nicht auf den Propheten Samuel wartete, der Jehova ein Opfer darbringen sollte. Menschenfurcht veranlaßte Saul, Samuel vorzugreifen und selbst ein Opfer darzubringen. Man stelle sich vor, wie Saul empfunden haben muß, als Samuel gleich nach dem Ende der Opferhandlung erschien. Wenn er doch nur etwas länger gewartet hätte! (1. Samuel 13:6-14).

Wenn Eva doch nur auf Adam gewartet hätte, statt eilig nach der Frucht zu greifen! Wenn doch die Israeliten daran gedacht hätten, auf den Rat Jehovas zu warten! Ja, durch Geduld hätte ihnen und uns viel Kummer und Schmerz erspart werden können.

Gründe für Ungeduld

Die Bibel hilft uns, einen bedeutenden Grund für die heutige Ungeduld zu verstehen. Unsere Generation lebt in ‘kritischen Zeiten, mit denen man schwer fertig wird’, wie es im dritten Kapitel des zweiten Briefes an Timotheus beschrieben wird. Weiter heißt es: „Die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, anmaßend, hochmütig, ... ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten“ (Vers 2, 3). Von einer solch habsüchtigen und egozentrischen Einstellung sind Herz und Sinn vieler Menschen infiziert, wodurch es allen, auch wahren Christen, schwerfällt, Geduld zu üben. Wenn wir erleben, daß Weltmenschen zu schnell fahren, sich vordrängeln oder uns beleidigen, kann unsere Geduld bis zum äußersten geprüft werden. Wir könnten versucht sein, sie nachzuahmen oder uns an ihnen zu rächen, wodurch wir uns, was Selbstsucht und Stolz angeht, mit ihnen auf dieselbe Stufe stellen würden.

Manchmal verlieren wir die Geduld, weil wir falsche Schlüsse ziehen. Beachten wir, welchen Zusammenhang der weise König Salomo zwischen voreiligen, falschen Überlegungen und einem ungeduldigen, wütenden Verhalten herstellt: „Besser ist einer, der geduldig ist, als einer, der hochmütigen Geistes ist. Sei nicht eilig in deinem Geist, gekränkt zu werden, denn sich gekränkt zu fühlen ruht im Busen der Unvernünftigen“ (Prediger 7:8, 9). Wenn wir uns die Zeit nehmen, uns ein vollständiges, genaues Bild von einer Situation zu machen, bevor wir reagieren, sind wir gegenüber anderen wahrscheinlich verständnisvoller, mitfühlender und geduldiger. Dagegen kann eine überhebliche, egoistische Gesinnung dazu führen, daß wir engstirnig, ungeduldig und verbittert sind so wie die murrenden, halsstarrigen Israeliten, die Moses plagten (4. Mose 20:2-5, 10).

Ein anderer Grund, warum es der Welt immer mehr an Geduld mangelt, ist ihre Hoffnungslosigkeit — eine Folge der Entfremdung von Jehova. David wies darauf hin, daß der Mensch auf Jehova hoffen sollte, als er sagte: „Ja, auf Gott warte still, o meine Seele, denn von ihm ist meine Hoffnung“ (Psalm 62:5). Viele Menschen, die Jehova nicht kennen, haben nur düstere Aussichten, und so streben sie nach jedem bißchen Vergnügen und Gewinn, das für sie erreichbar ist, bevor ihre Zeit abgelaufen ist. Wie Satan, der Teufel, ihr geistiger Vater, kümmern sie sich meist nicht darum, daß sie durch ihre Taten anderen schaden können (Johannes 8:44; 1. Johannes 5:19).

Es ist kein Wunder, daß Geduld heutzutage so selten ist. Das böse, selbstsüchtige System der Dinge und sein Gott, Satan, sowie die sündigen Neigungen unseres gefallenen Fleisches machen es jedem — auch aufrichtigen Menschen — schwer, geduldig zu sein. Doch die Bibel ermahnt uns, ‘Geduld zu üben’, besonders was die Verwirklichung des Vorsatzes Jehovas betrifft (Jakobus 5:8). Warum ist Geduld so wertvoll? Welchen Lohn trägt sie uns ein?

Warum Geduld so wertvoll ist

„Auch solche dienen, die dastehen und abwarten.“ Diese Worte äußerte der englische Dichter John Milton vor über dreihundert Jahren in seinem Sonett „On His Blindness“ (Über seine Blindheit). Zuvor in diesem Gedicht hatte er seine Enttäuschung und Besorgnis darüber ausgedrückt, daß er seiner Meinung nach Gott nicht völlig dienen konnte, da er in seinen Vierzigern erblindete. Aber wie durch die zuvor zitierte letzte Zeile des Gedichtes zum Ausdruck kommt, erkannte er, daß man Gott auch dadurch dienen kann, daß man in Drangsal geduldig ausharrt und gelassen nach sich bietenden Dienstgelegenheiten Ausschau hält. Milton erkannte, wie wertvoll es ist, sich geduldig auf Gott zu verlassen.

Die meisten von uns sehen zwar gut, doch wir alle haben unsere Grenzen, die uns veranlassen, verärgert oder ängstlich zu reagieren. Wie kann man Geduld erlernen und sie üben?

Ermutigende Beispiele

In der Bibel werden verschiedene gute Beispiele für Geduld erwähnt. Durch Jehovas Geduld wird Abermillionen Menschen ewiges Leben ermöglicht (2. Petrus 3:9, 15). In Jesu freundlicher Einladung, sein Joch auf sich zu nehmen und ‘Erquickung für seine Seele zu finden’, spiegelt sich die Geduld seines Vaters auf vollkommene Weise wider (Matthäus 11:28-30). Das Nachsinnen über das Beispiel Jehovas und das Beispiel Jesu kann uns helfen, geduldiger zu werden.

Joseph, der Sohn Jakobs, hätte offensichtlich genügend Gründe gehabt, zornig, verbittert oder nachtragend zu sein. Seine Brüder hatten ihn höchst ungerecht behandelt, sie hatten sich verschworen, ihn zu töten, und ihn schließlich in die Sklaverei verkauft. In Ägypten wurde er trotz seines gewissenhaften, loyalen Dienstes für Potiphar zu Unrecht angeklagt und ins Gefängnis geworfen. Geduldig ertrug er alle seine Drangsale, und vermutlich verstand er, daß derartige Prüfungen Jehovas Vorsätzen dienlich sein konnten (1. Mose 45:5). Joseph konnte selbst unter sehr schwierigen Bedingungen Geduld üben, weil er demütig und verständig war, an Jehova glaubte und auf ihn hoffte.

Eine andere wichtige Hilfe ist Jehovas heiliger Geist. Wer beispielsweise ein hitziges Temperament oder eine spitze Zunge hat, kann um die Hilfe des heiligen Geistes beten, um dessen Früchte hervorzubringen. Wenn man über jede dieser Früchte nachsinnt, wie zum Beispiel über Langmut und Selbstbeherrschung, versteht man, wie sehr sie mit der Geduld verbunden sind (Galater 5:22, 23).

Die Belohnung für Geduld

Geduldig zu sein kann uns in vieler Hinsicht nützen. Es stärkt unseren Charakter und bewahrt uns vor voreiligen, törichten Handlungen. Wer von uns hat noch nie schmerzliche Fehler gemacht, weil er in einer schwierigen Situation unter Druck zu schnell reagierte? Möglicherweise haben wir ein unfreundliches Wort geäußert oder uns grob verhalten. Wir könnten zugelassen haben, daß ein banales Ereignis zu einer großen Machtprobe mit einem lieben Freund eskalierte. Nach viel Ärger, Enttäuschung und Schmerz haben wir vielleicht reumütig gedacht: „Wenn ich nur etwas länger gewartet hätte.“ Geduld zu üben kann uns vor allem möglichen Kummer bewahren. Allein dadurch wird unser Leben viel friedlicher, stabiler und befriedigender (Philipper 4:5-7).

Geduldig zu sein verleiht uns innere Ruhe und Gelassenheit. Dadurch können wir uns einer besseren physischen, psychischen und geistigen Gesundheit erfreuen (Sprüche 14:30). Ungezügelter, rasender Zorn kann schwere körperliche und emotionelle Krankheiten und sogar den Tod zur Folge haben. Wenn wir dagegen geduldig sind, können wir zu anderen eine positive Einstellung entwickeln, besonders zu unseren Glaubensbrüdern und zu unseren Familienangehörigen. Wir sind dann eher bereit, rücksichtsvoll und hilfsbereit zu sein statt gereizt und kritisch. Andere wiederum finden den Umgang mit uns leichter und angenehmer.

Besonders Älteste in der Christenversammlung müssen Geduld üben. Mitunter treten Mitchristen mit ernsten Problemen an sie heran. Diese ehrlichen Brüder sind vielleicht bestürzt, verwirrt oder deprimiert, während die Ältesten selbst müde sind oder wegen persönlicher oder familiärer Probleme Sorgen haben. Doch unter solch schwierigen Umständen ist es unerläßlich, daß Älteste Geduld üben. Auf diese Weise können sie „mit Milde“ unterweisen und ‘die Herde schonen’ (2. Timotheus 2:24, 25; Apostelgeschichte 20:28, 29). Menschenleben stehen auf dem Spiel! Welch ein Segen für die Versammlung sind gütige, liebevolle und geduldige Älteste!

Familienhäupter sollten im Umgang mit ihren Angehörigen geduldig, verständnisvoll und gütig sein. Diese Eigenschaften sollten sie auch von allen ihren Familienangehörigen erwarten und sie ermuntern, diese Eigenschaften zu pflegen (Matthäus 7:12). Das wird sehr zur Liebe und zum Frieden im Haus beitragen.

Geduld im Predigtdienst zu üben hilft christlichen Dienern Gottes, noch mehr Freude am Dienst zu finden. Sie sind dann in der Lage, Gleichgültigkeit und Gegnerschaft, auf die sie stoßen, leichter zu ertragen. Statt mit erbosten Wohnungsinhabern zu diskutieren, gelingt es geduldigen Dienern Jehovas, eine milde Antwort zu geben oder sich in aller Ruhe zu verabschieden, wodurch sie den Frieden und die Freude bewahren (Matthäus 10:12, 13). Außerdem wirkt die Königreichsbotschaft auf schafähnliche Menschen anziehend, wenn Christen jeden mit Geduld und Güte behandeln. Jehova segnet die geduldigen Anstrengungen weltweit, denn jedes Jahr strömen sanftmütige Menschen, die nach der Wahrheit suchen, zu Hunderttausenden in Jehovas liebevolle Versammlung.

Ja, Geduld zu üben trägt einen großartigen Lohn ein. Wir vermeiden viele Unfälle und Probleme, die durch übereiltes Handeln oder eine zu schnelle Zunge entstehen. Wir sind glücklicher, ruhiger und wahrscheinlich auch gesünder. Wir haben im Predigtdienst, in der Versammlung und in der Familie mehr Freude und Frieden. Am wichtigsten ist, daß wir uns dadurch eines engeren Verhältnisses zu Gott erfreuen. Warte also auf Jehova. Übe Geduld!

[Fußnote]

a Der Name wurde geändert.

[Bilder auf Seite 10]

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