Die Verwaltung des heiligen Wortes Gottes in unserer Zeit
Die neue Studienbibel
ZU ALLEN Zeiten haben sich Jehovas treue Diener auf die sorgfältige Niederschrift und Überlieferung des inspirierten Wortes Gottes gestützt. In den 1 500 Jahren, in denen das Volk Israel unter dem Gesetzesbund stand, gebrauchte Gott etwa 30 Israeliten für die Niederschrift seines Wortes; was sie niederschrieben, bildete später die 39 Bücher der Hebräischen Schriften. Moses, einer der Schreiber, wies darauf hin, daß diese heiligen „geoffenbarten Dinge“ den Israeliten als Bestandteil der göttlichen Unterweisung, die sie als Gottes „heilige Nation“ genossen, anvertraut wurden (5. Mose 29:29; 2. Mose 19:6). Jesus gab zu verstehen, daß die Juden die Verwalter der biblischen Erkenntnis waren, als er sagte: „Die Rettung ist aus den Juden“ (Johannes 4:22; Lukas 11:52). Der Apostel Paulus bestätigte, daß den Juden „die heiligen Aussprüche Gottes anvertraut wurden“ (Römer 3:2).
Schon in den Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung waren die Israeliten des Lesens und Schreibens kundig. Ausgebildete Abschreiber unter ihnen fertigten Buchrollen an, die sehr genaue Abschriften der damals vorhandenen heiligen Schriften enthielten. Diese Rollen wurden in Palästina weit verbreitet und fanden auch den Weg zu den Juden und den Proselyten, die unter den Nationen verstreut wohnten (1. Chronika 2:55; Apostelgeschichte 8:4, 27, 28).
Im Jahre 29 u. Z. geschah etwas so Bedeutsames, daß es in den göttlichen Bericht aufgenommen werden mußte: Jesus ließ sich taufen und wurde Jehovas Gesalbter, das heißt der Messias. Danach erwies er sich als der bedeutendste Verkündiger der heiligen Wahrheit (Matthäus 4:4, 10, 17). Jesus selbst leistete keinen Beitrag zur Niederschrift der Bibel, später schrieben jedoch seine loyalen Jünger unter der Inspiration des heiligen Geistes seine Worte auf Schriftrollen auf (Johannes 16:13). Nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt gründete Jesus aus gläubigen Juden und Proselyten eine neue Versammlung, und zwar am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. (Apostelgeschichte 2:1-11). Kurz danach wurden Samariter und Heiden eingeladen, sich ihr anzuschließen. Die Glieder der wachsenden internationalen und dennoch geeinten Versammlung erhielten den Namen „Christen“ und bildeten das neue, geistige „Israel Gottes“ (Galater 6:16; Apostelgeschichte 11:26). Diese neue Organisation wurde mit der Verbreitung der göttlichen Wahrheit betraut; Jesus sprach von ihr als dem „treuen und verständigen Sklaven“ (Matthäus 24:45-47; Lukas 12:42-44).
Acht jüdische Angehörige dieser Versammlung wurden im Laufe der Zeit inspiriert, weitere 27 Bücher zu schreiben, fast alle in der griechischen Sprache (2. Petrus 3:15, 16). So wurde der offizielle Katalog der zur „Göttlichen Bibliothek“ zählenden Bibelbücher auf 66 erweitert; sie waren von ungefähr 40 von Gott inspirierten gebürtigen Juden verfaßt worden. Die ersten Christen bekundeten großen Eifer in der Verbreitung des Wortes Gottes; Paulus berichtete, daß die gute Botschaft zu seinen Lebzeiten bereits „in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt“ wurde (Kolosser 1:23). Er legte auch dar, daß die Christen die neuen Verwalter seien, denen „die überaus mannigfaltige Weisheit Gottes“ anvertraut worden sei. Damit meinte er nicht nur die inspirierten Bücher an sich, sondern auch ihre Botschaft (Epheser 3:10).
Der Bibelübersetzer Edgar Goodspeed weist in seinem Buch Christianity Goes to Press (1940) darauf hin, daß der Verkündigungseifer bis weit in das zweite Jahrhundert unserer Zeitrechnung anhielt: „Das alles ergibt ein ganz anderes Bild von den ersten Christen, als die Geschichtsschreiber es uns gewöhnlich vermitteln. Sie waren ein Volk, das in außergewöhnlichem Ausmaß Bücher kaufte und Bücher las. Zudem waren sie ein Volk, das Übersetzungen anfertigte und veröffentlichte. ... [Im Jahre 140 u. Z.] führten die christlichen Bücherhersteller ... den Kodex ein, d. h. die aus Blättern zusammengeheftete Buchform, und sie fanden ihn so praktisch ... und bequem, daß er ihre charakteristische Buchform wurde.“
Wie steht es mit dem geistigen Israel unserer Zeit? Wie Jesus vorhergesagt hat, verrichten seine Nachfolger größere Werke als er (Johannes 14:12). Gemäß den Aufzeichnungen haben Jehovas Zeugen der Neuzeit von 1879 bis 1985 über 9 Milliarden Traktate, Broschüren, Zeitschriften, Bibeln und biblische Lehrbücher verbreitet, die alle religiöse Unterweisung für die Weltöffentlichkeit enthalten.
Inwiefern hat sich der neuzeitliche „treue und verständige Sklave“, der seit 1935 von der aus „anderen Schafen“ bestehenden „großen Volksmenge“ unterstützt wird, in unserer Zeit noch als Verwalter der heiligen Schriften erwiesen? (Offenbarung 7:9, 10; Johannes 10:16). In den vergangenen 100 Jahren sind Glieder des gesalbten Überrests, was die Entdeckung alter Bibelhandschriften betrifft, stets auf dem laufenden geblieben. Schließlich hat ein Komitee, bestehend aus gesalbten Zeugen Jehovas, das anonym bleiben möchte, von 1950 bis 1960 die New World Translation of the Holy Scriptures fertiggestellt. Das war eine völlig neue englische Übersetzung, unbeeinflußt und frei von religiösen Überlieferungen der Christenheit.
In diesem Werk wurde die großartige Urgestalt der vor Jahrtausenden in Sprachen, die den meisten Menschen heute unbekannt sind, niedergeschriebenen inspirierten Worte auf eine neue Weise jedermann zugänglich gemacht. Die ersten Ausgaben der New World Translation waren auch mit einem Anhang und mit nützlichen Fußnoten versehen, die in dem Werk New Catholic Encyclopedia (1967) als „eindrucksvoller kritischer Apparat“ bezeichnet wurden. Im Laufe der Zeit wurde die New World Translation in weitere Sprachen übersetzt, um auch in anderen Ländern ein genaues Erforschen der Bibel zu erleichtern.
Auf den im Sommer 1984 von Jehovas Zeugen durchgeführten Bezirkskongressen „Königreichsmehrung“ wurde eine neue mit Studienverweisen ausgestattete Ausgabe der New World Translation freigegeben. Die deutsche Ausgabe wurde anläßlich der diesjährigen deutschsprachigen Bezirkskongresse „Göttlicher Frieden“ freigegeben. Diese Bibelausgabe bietet nicht nur eine Revision des Textes der Neuen-Welt-Übersetzung, sondern auch über 125 000 Schriftstellenverweise (Querverweise), die das Bibelstudium erleichtern. Außerdem sind darin mehr als 11 400 das Verständnis fördernde Fußnoten mit wichtigen Aufschlüssen zum Text sowie alternative Wiedergaben und Lesarten zu finden. Dadurch wird diese Studienbibel zu einer Übersetzung mit vielen verschiedenen Wiedergaben. Sie enthält zudem ein Verzeichnis biblischer Wörter sowie ein Stichwortverzeichnis zu den Fußnoten und einen Anhang mit 43 Artikeln über Sachthemen, die wichtigen Aufschluß über die Textüberlieferung sowie über die Authentizität der Bibel vermitteln. Diese Studienbibel macht dem Erforscher der Heiligen Schrift die neuesten Ergebnisse der wissenschaftlichen Textforschung zugänglich.
In verschiedenen Ländern der Welt hat die Watch Tower Society loyale und sorgfältige Übersetzer, die damit beschäftigt sind bzw. waren, Übersetzungen der englischen Studienbibel in andere wichtige Sprachen vorzunehmen. Dem Benutzer der Verweissysteme wird es Freude bereiten, festzustellen, warum gewisse Bibeltexte um der Genauigkeit willen so und nicht anders wiedergegeben werden müssen. Es folgen einige Beispiele.
Der Name Jehova
Wie wertvoll die Fußnoten und die einzelnen Artikel im Anhang der Studienbibel sind, wird in Verbindung mit dem göttlichen Namen Jehova ersichtlich. Dieser Name kommt das erste Mal in 1. Mose 2:4 vor; und in einer Fußnote zu diesem Vers heißt es: „Die erste Belegstelle für den bezeichnenden Eigennamen Gottes, יהוה (JHWH); diese vier hebr. Buchstaben nennt man das Tetragramm[aton]. Der göttliche Name macht Jehova als den Vorsatzfassenden kenntlich. Nur der wahre Gott kann mit Fug u. Recht diesen Namen tragen. Siehe Anh. 1A.“
Wenn wir im Anhang den Artikel 1A nachschlagen, finden wir die Überschrift „Der göttliche Name in den Hebräischen Schriften“. Unter dieser Überschrift wird gezeigt, daß die Neue-Welt-Übersetzung die vier Buchstaben JHWH an allen 6 827 Stellen, an denen sie im überlieferten hebräischen Text vorkommen, mit „Jehova“ wiedergibt. Ferner wurde die ursprüngliche Lesart an 146 berechtigten Stellen wiederhergestellt; somit erscheint der Name Jehova von 1. Mose bis Maleachi insgesamt 6 973mal. Keine andere Bibelübersetzung gibt dem Namen Jehova in dieser Weise seinen rechtmäßigen Platz wieder. Schon das allein zeichnet die Neue-Welt-Übersetzung vor allen anderen Übersetzungen aus.
Die Leute von den Nationen müssen etwas tun
Bei der Neuen-Welt-Übersetzung wurde besonders sorgfältig darauf geachtet, die Verbformen zu erhalten, um die Möglichkeit zu schaffen, das genaue Verständnis zu erweitern. Zum Beispiel heißt es in 1. Mose 22:18: „Durch deinen Samen werden sich bestimmt alle Nationen der Erde ... segnen.“ Bei dem Wort „segnen“ steht ein Sternchen. Dieses verweist auf folgende Fußnote: „Das hebr. Verb ist eine Hitpael-Form, eine Reflexivform.“
Eine Anzahl Bibelübersetzungen geben diesen Text ähnlich wieder wie die Lutherbibel (1984), die sagt: „Durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ Solche Übersetzungen vermitteln den unrichtigen Gedanken, daß die Völker automatisch von Jehova gesegnet werden, während die hebräische Verbform hier andeutet, daß die Leute von den Nationen „sich ... segnen“ müssen. Sie müssen Anstrengungen unternehmen, um Jehovas Bedingungen zu erfüllen, wenn sie durch Glauben an Jesus Christus, den messianischen Samen, gesegnet werden wollen.
Das hat für uns heute große Bedeutung. Glieder der „großen Volksmenge“ müssen positive Schritte unternehmen, wenn sie Leben erlangen möchten. Dadurch, daß sie ihren Glauben an Jesus Christus aktiv ausüben, ‘waschen sie ihre Gewänder im Blut des Lammes’ (Offenbarung 7:14).
Die Zählung der Zehn Gebote
Die Fußnoten in der Neuen-Welt-Übersetzung enthalten nützlichen Aufschluß darüber, warum diese Bibel manchmal von anderen Übersetzungen abweicht und warum ihre Wiedergabe solcher Texte verläßlich ist. Ein Beispiel: Wie sollten die Zehn Gebote eingeteilt werden? Diese Gebote sind in 2. Mose 20:1-17 zu finden. In der Studienbibel beginnt jedes Gebot mit einem neuen Absatz. Das erste Gebot umfaßt die Verse 2 und 3, das zweite die Verse 4 bis 6, das dritte den Vers 7 und so weiter. Mit dieser Einteilung der Zehn Gebote sind nicht alle einverstanden. Woher wissen wir, daß sie richtig ist?
Eine Fußnote zu 2. Mose 20:17 enthält folgende Erklärung: „Diese Einteilung der Zehn Gebote (V. 2-17) ist die natürliche Einteilung. Sie wurde von dem jüdischen Historiker Josephus ... vertreten, ... [der] V. 3 als das erste Gebot, V. 4-6 als das zweite u. V. 17 als das zehnte, gegen jegliche Begierde gerichtete Gebot auffaßte ... Andere, wie Augustinus, zählen V. 3-6 als e i n Gebot, teilen dafür aber V. 17 in zwei Gebote auf: Das neunte verbietet das Begehren des Hauses eines Mitmenschen, u. das zehnte verbietet das Begehren seiner lebenden Habe. ... Die Einteilung, die Augustinus vertrat, ist von der römisch-katholischen Kirche übernommen worden.“ Die Neue-Welt-Übersetzung indessen ist der „natürlichen Einteilung“ von 2. Mose 20 (siehe oben) gefolgt. Als zweites Gebot erhält das Verbot, sich Bilder zu machen und sich vor ihnen niederzubeugen, somit den gebührenden Nachdruck.
Hinzufügungen aus der Septuaginta
Beim Erstellen der Neuen-Welt-Übersetzung wurden Ausgaben der Septuaginta (gr.), der Peschitta (syr.) und der Vulgata (lat.) sowie mehrere andere alte Handschriften zu Rate gezogen. Als Beispiel beachte man Habakuk 2:4. Der zweite Teil dieses Verses lautet im Haupttext: „Was aber den Gerechten betrifft, durch seinen treuen Glauben wird er am Leben bleiben.“ Das ist die Wiedergabe dessen, was im überlieferten hebräischen Text steht. Aus der Fußnote zu diesem Bibeltext geht jedoch hervor, daß die Septuaginta noch eine Information enthält, die im hebräischen Text nicht zu finden ist: „Wenn jemand zurückweicht, so hat meine Seele ... kein Gefallen an ihm.“ Das ist von Interesse, wenn wir beachten, daß der Apostel Paulus aus Habakuk 2:4 zitierte, als er in seinem Brief an die Hebräer schrieb: „‚Mein Gerechter aber wird zufolge des Glaubens leben‘, und ‚wenn er zurückweicht, so hat meine Seele kein Gefallen an ihm‘“ (Hebräer 10:38). Somit enthält das Zitat des Paulus noch die zusätzlichen, aus der Septuaginta stammenden Worte.
Das erinnert uns daran, daß Paulus und andere Schreiber der inspirierten Christlichen Griechischen Schriften nicht selten die Septuaginta benutzten, wenn sie aus den älteren inspirierten Schriften zitierten. Da diese Übersetzung an einigen Stellen vom überlieferten hebräischen Text abweicht, enthalten die Zitate der christlichen Bibelschreiber gelegentlich Aussagen, die im hebräischen Text (wie in dem erwähnten Beispiel) nicht vorhanden sind. Indem sie diese zusätzlichen Informationen zitierten, haben sie sie zu einem Bestandteil des inspirierten Berichts gemacht. In diesen Fällen sind die Fußnoten in der Studienbibel eine unschätzbare Hilfe, die Quelle der Zitate zu identifizieren.
Die erwähnten Beispiele sind nur einige wenige der Tausende von Fußnoten, die in der neuen Studienbibel in den Hebräischen Schriften enthalten sind. Alle diese Studienverweise tragen zur Genauigkeit und Klarheit der Neuen-Welt-Übersetzung bei und erhöhen ihren Wert als Mittel zur Förderung der biblischen Bildung. In der folgenden Wachtturm-Ausgabe werden interessante Fußnoten aus der neuen Studienbibel zu Texten der Christlichen Griechischen Schriften behandelt werden. In unserer Zeit ist wirklich eine Verwaltung des heiligen Wortes Gottes vorhanden.