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Die Suche nach GlückDer Wachtturm 2004 | 1. September
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Die Suche nach Glück
VOR einigen Jahren machte man in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA eine Umfrage, um herauszufinden, wie glücklich die Menschen sind. In Deutschland sagten auf die Frage „Was macht einen Menschen glücklich?“ 89 Prozent der Interviewten, Gesundheit sei ausschlaggebend; 79 Prozent erwähnten eine glückliche Ehe beziehungsweise Partnerschaft; für 62 Prozent war der Kindersegen wichtig; und 51 Prozent meinten, man brauche Erfolg im Beruf, um glücklich zu sein. 47 Prozent der Befragten waren entgegen einer Volksweisheit davon überzeugt, dass Geld glücklich macht. Was sagen die Tatsachen?
Zuerst zu der angeblichen Verbindung zwischen Geld und Glück. Wie eine Umfrage unter den hundert reichsten Amerikanern ergab, sind sie nicht glücklicher als andere. Außerdem haben in den letzten 30 Jahren zwar viele Amerikaner ihren Besitz fast verdoppelt, sie sind aber nach Aussage von Psychotherapeuten um nichts glücklicher geworden. In einem Bericht heißt es: „Im gleichen Zeitraum ist die Zahl derer, die an Depressionen leiden, in die Höhe geschnellt. Die Selbstmordrate unter Jugendlichen hat sich verdreifacht, die Scheidungsrate verdoppelt.“ In rund 50 Ländern ergaben Forschungen zu der Frage, wie sich Geld auf das Glück auswirkt, dass man Glück nicht kaufen kann.
Wie ausschlaggebend sind nun eine gute Gesundheit, eine glückliche Ehe und Erfolg im Beruf für das Glück? Falls all das zum Glück unbedingt nötig ist, was ist dann mit den vielen, die nicht gesund sind oder die nicht glücklich verheiratet sind? Was ist mit kinderlosen Ehepaaren und all den Männern und Frauen, die im Beruf nicht vorankommen? Ist jeder Einzelne von ihnen dazu verurteilt, unglücklich zu sein? Wird das Glück, das man bei denen vermutet, die momentan gesund sind und die glücklich verheiratet sind, schwinden, wenn sich das Blatt wendet?
Suchen wir an der richtigen Stelle?
Jeder möchte glücklich sein. Das überrascht nicht, denn der Schöpfer des Menschen wird als ‘der glückliche Gott’ bezeichnet und er erschuf den Menschen in seinem Bilde (1. Timotheus 1:11; 1. Mose 1:26, 27). Daher ist die Suche nach Glück ganz normal. Viele finden jedoch, das Glück sei genauso schwer festzuhalten wie Sand — beides rinne einem durch die Finger.
Könnte es sein, dass manch einer zu verbissen nach dem Glück sucht? Dieser Meinung war der Sozialphilosoph Eric Hoffer. Er sagte: „Die Suche nach dem Glück ist eine der Hauptursachen für Unzufriedenheit.“ Das trifft sicher zu, wenn wir das Glück an der falschen Stelle suchen. Dann sind uns Enttäuschung und Frustration sicher. Weder der Versuch, reich zu werden, noch das Streben nach Ruhm und Anerkennung noch das Verfolgen politischer, sozialer oder wirtschaftlicher Ziele oder ein Leben nur für sich selbst und für den Sofortgenuss führen zu Glück. Es ist kein Wunder, dass einige die widersprüchliche Ansicht einer Autorin übernommen haben, die schrieb: „Wenn wir nicht ständig hinter dem Glück herjagen würden, hätten wir das schönste Leben.“
Bedeutsamerweise ergab die eingangs erwähnte Umfrage auch: 4 von 10 Personen finden es beglückend, Gutes zu tun und anderen zu helfen. Für jeden Vierten spielen der Glaube und die religiöse Überzeugung beim Glücklichsein eine große Rolle. Wir müssen uns offensichtlich näher damit beschäftigen, was wirklich glücklich macht. Der folgende Artikel hilft uns dabei.
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Was wirklich glücklich machtDer Wachtturm 2004 | 1. September
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Was wirklich glücklich macht
JEHOVA, ‘der glückliche Gott’, und Jesus Christus, „der glückliche und einzige Machthaber“, wissen am besten, was glücklich macht (1. Timotheus 1:11; 6:15). Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Schlüssel zum Glück in Gottes Wort, der Bibel, zu finden ist (Offenbarung 1:3; 22:7).
In der Bergpredigt beschreibt Jesus, was glücklich macht. Gemäß seinen Worten ‘sind die glücklich’, die 1. sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewusst sind, 2. trauern, 3. mild gesinnt sind, 4. nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, 5. barmherzig sind, 6. reinen Herzens sind, 7. friedsam sind, 8. um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden und 9. um seinetwillen geschmäht und verfolgt werden (Matthäus 5:3-11).a
Stimmen Jesu Aussagen?
Bei einigen Aussagen Jesu muss man wirklich nicht dazusagen, wie wahr sie sind. Wer würde bestreiten, dass eine mild gesinnte, barmherzige, friedsame Person mit reinem Herzen glücklicher ist als jemand, der zornig, streitlustig und unbarmherzig ist?
Vielleicht fragen wir uns jedoch, wieso jemand als glücklich gelten kann, der nach Gerechtigkeit hungert und dürstet oder der trauert. Das ist so, weil er die Weltverhältnisse realistisch sieht. Er ‘seufzt und stöhnt über all die Abscheulichkeiten’, die heute getan werden (Hesekiel 9:4). Das allein macht ihn nicht glücklich. Erfährt er jedoch von Gottes Vorsatz, auf der Erde für Gerechtigkeit zu sorgen und Unterdrückten Recht zu verschaffen, dann kennt seine Freude keine Grenzen (Jesaja 11:4).
Wer Gerechtigkeit liebt, bedauert auch die zahlreichen eigenen Fehler und Mängel. Er ist sich daher seiner geistigen Bedürfnisse bewusst. So jemand beachtet gern Gottes Anleitung, weil er erkennt, dass nur Gott ihm helfen kann, seine Schwächen zu überwinden (Sprüche 16:3, 9; 20:24).
Wer Bedauern empfindet, nach Gerechtigkeit hungert und dürstet und sich seiner geistigen Bedürfnisse bewusst ist, weiß, wie wichtig ein gutes Verhältnis zum Schöpfer ist. Schon gute zwischenmenschliche Beziehungen tragen zum Glück bei, wie viel mehr dann ein gutes Verhältnis zu Gott! Wer ernsthaft liebt, was recht ist, und bereitwillig die göttliche Leitung annimmt, kann also wirklich glücklich genannt werden.
Vielleicht kann man sich aber schwer vorstellen, dass jemand glücklich sein kann, der verfolgt und geschmäht wird. Doch da Jesus es sagte, muss es stimmen. Wie sind seine Worte daher zu verstehen?
Wie kann man trotz Verfolgung glücklich sein?
Man muss berücksichtigen, dass Jesus nicht sagte, Spott oder Verfolgung an sich mache glücklich. Er sagte: „Glücklich sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt worden sind . . . Glücklich seid ihr, wenn man euch schmäht und euch verfolgt . . . um meinetwillen“ (Matthäus 5:10, 11). Zu leiden macht nur dann glücklich, wenn es dazu kommt, weil man ein Nachfolger Christi ist oder sein Leben nach den von Jesus gelehrten Grundsätzen ausrichtet.
Was den ersten Christen widerfuhr, veranschaulicht diesen Punkt. Mitglieder des Sanhedrins, des Hohen Rats der Juden, „riefen die Apostel herein, peitschten sie aus und befahlen ihnen, nicht mehr aufgrund des Namens Jesu zu reden, und ließen sie gehen“. Wie reagierten die Apostel darauf? „Diese nun gingen aus dem Sanhedrin hinweg, voll Freude, weil sie für würdig erachtet worden waren, um seines Namens willen in Unehre zu kommen. Und jeden Tag fuhren sie im Tempel und von Haus zu Haus ununterbrochen fort, zu lehren und die gute Botschaft über den Christus, Jesus, zu verkündigen“ (Apostelgeschichte 5:40-42; 13:50-52).
Der Apostel Petrus erklärte den Zusammenhang zwischen Schmähung und Glück noch genauer. Er schrieb: „Wenn ihr um des Namens Christi willen geschmäht werdet, seid ihr glücklich, weil der Geist der Herrlichkeit, ja der Geist Gottes, auf euch ruht“ (1. Petrus 4:14). Es ist zwar unangenehm, für gute Werke zu leiden, aber es macht glücklich, weil man weiß, dass man Gottes Geist hat. Was hat der Geist Gottes mit Glück zu tun?
Werke des Fleisches oder Frucht des Geistes?
Der heilige Geist ruht nur auf denen, die Gott als dem Herrscher gehorchen (Apostelgeschichte 5:32). Jehova verwehrt allen seinen Geist, die wiederholt „Werke des Fleisches“ verüben. Bei diesen Werken handelt es sich um ‘Hurerei, Unreinheit, zügellosen Wandel, Götzendienst, Ausübung von Spiritismus, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Wortzänkereien, Spaltungen, Sekten, Neidereien, Trinkgelage, Schwelgereien und dergleichen Dinge’ (Galater 5:19-21). In der heutigen Welt sind „die Werke des Fleisches“ zwar allgegenwärtig, doch wer sie hervorbringt, ist weder wirklich noch dauerhaft glücklich. Solche Werke zerstören vielmehr das gute Verhältnis zu Verwandten, Freunden und Bekannten. Gottes Wort spricht außerdem davon, dass diejenigen, die solche Dinge treiben, „Gottes Königreich nicht erben werden“.
Gott gibt dagegen seinen heiligen Geist solchen, die „die Frucht des Geistes“ hervorbringen. Diese Frucht besteht aus folgenden Eigenschaften: „Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung“ (Galater 5:22, 23). Mit diesen Eigenschaften schaffen wir die Voraussetzung für ein gutes Verhältnis zu anderen und zu Gott, und das führt zu wahrem Glück. (Siehe Kasten.) Vor allem erfreuen wir durch Liebe, Freundlichkeit, Güte und weitere gute Eigenschaften Jehova und haben die beglückende Aussicht, ewig in Gottes gerechter neuer Welt zu leben.
Glück kann man wählen
Als Wolfgang und Brigitte, ein Ehepaar in Deutschland, ernsthaft die Bibel zu studieren begannen, hatten sie fast alles, was man angeblich zum Glücklichsein braucht. Sie waren jung und gesund. Sie trugen teure Kleidung, hatten ein geschmackvoll eingerichtetes Haus und waren geschäftlich erfolgreich. Auch verbrachten sie eine Menge Zeit damit, sich noch mehr anzuschaffen — aber das alles machte sie nicht wirklich glücklich. Daher nahmen sich beide nach einiger Zeit fest vor, etwas zu ändern. Sie setzten mehr Zeit und Kraft für geistige Werte ein und suchten nach Möglichkeiten, Jehova näher zu kommen. Diese Entscheidung führte dazu, dass sich ihre Einstellung änderte. Das wiederum bewog sie, ihr Leben zu vereinfachen und als Pioniere oder Vollzeitverkündiger des Königreiches zu dienen. Heute sind sie freiwillige Mitarbeiter im deutschen Zweigbüro der Zeugen Jehovas. Außerdem lernen sie eine Fremdsprache, um Asiaten die Wahrheit aus Gottes Wort, der Bibel, näher bringen zu können.
Hat dieses Ehepaar das wahre Glück gefunden? Wolfgang antwortet: „Seit sich unser Leben mehr um geistige Werte dreht, sind wir glücklicher und zufriedener. Jehova mit ganzem Herzen zu dienen hat auch unsere Ehe gefestigt. Wir waren schon vorher glücklich verheiratet, aber wir hatten unterschiedliche Verpflichtungen und Interessen, die uns in verschiedene Richtungen führten. Jetzt verfolgen wir ein gemeinsames Ziel.“
Was macht glücklich?
Kurz gesagt: Keine „Werke des Fleisches“ verüben, sondern „die Frucht des Geistes [Gottes]“ hervorbringen. Um glücklich zu sein, muss man sich nach einem engen Verhältnis zu Gott sehnen und es anstreben. Dann trifft Jesu Beschreibung von einem glücklichen Menschen auf uns zu.
Daher wäre es falsch, zu folgern, Glück sei unerreichbar. Es kann natürlich sein, dass man derzeit nicht gesund ist oder sogar Eheprobleme hat. Vielleicht hat man nie Elternfreuden erlebt oder muss sich ziemlich abmühen, um beruflich erfolgreich zu sein. Womöglich ist auch die Brieftasche nicht mehr so voll wie früher. Trotzdem gibt es keinen Grund, zu verzweifeln — nur Mut! Gottes Königreich wird all diese Probleme und viele mehr lösen. Bald wird Jehova Gott das ausführen, was er durch den Psalmisten vorhersagen ließ: „Dein Königtum ist ein Königtum für alle unabsehbaren Zeiten . . . Du öffnest deine Hand und sättigst das Begehren alles Lebenden“ (Psalm 145:13, 16). An diese beruhigende Verheißung Jehovas zu denken, macht uns schon heute glücklicher, wie Millionen von Dienern Jehovas auf der ganzen Erde bestätigen können (Offenbarung 21:3).
[Fußnote]
a Jede dieser so genannten Seligpreisungen wird durch das griechische Wort makárioi eingeleitet. Die Neue-Welt-Übersetzung und andere Übersetzungen, wie die Gute Nachricht für Sie, geben dieses Wort nicht mit „selig“ wieder, wie es einige Übersetzungen tun, sondern mit dem treffenderen Ausdruck „glücklich“.
[Kasten/Bild auf Seite 6]
Was glücklich macht
Liebe bewirkt Gegenliebe.
Freude gibt Kraft, um schwierige Situationen zu meistern.
Frieden zu halten vermindert Konflikte.
Langmut hilft einem, auch unter Belastungen glücklich zu sein.
Freundlichkeit wirkt anziehend.
Güte spornt auch die anderen zum Helfen an.
Glauben auszuüben sichert einem Gottes liebevolle Führung.
Milde beruhigt äußerlich und innerlich.
Selbstbeherrschung verhindert Fehler.
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