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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1993
w93 15. 8. S. 17-22

Selbstbeherrschung haben und daran überströmen

„Reicht dar zu eurem Glauben ... Selbstbeherrschung“ (2. PETRUS 1:5, 6).

1. Unter welch ungewöhnlichen Umständen mag ein Christ Zeugnis geben müssen?

JESUS sagte: „Ihr werdet vor Statthalter und Könige geschleppt werden um meinetwillen, ihnen ... zu einem Zeugnis“ (Matthäus 10:18). Worüber würden wir sprechen, wenn man uns vor einen Regierungsvertreter, einen Richter oder einen Präsidenten zitierte? Zunächst wahrscheinlich darüber, warum wir dort sind, also über die Beschuldigung, die gegen uns erhoben wird. Gottes Geist würde uns dabei helfen (Lukas 12:11, 12). Könnten wir uns aber vorstellen, in dieser Situation über Selbstbeherrschung zu sprechen? Würden wir sie für einen so wichtigen Bestandteil unserer christlichen Botschaft halten?

2, 3. (a) Wie kam es dazu, daß Paulus Felix und Drusilla Zeugnis geben konnte? (b) Warum war es angebracht, daß Paulus unter diesen Umständen über Selbstbeherrschung sprach?

2 Beschäftigen wir uns einmal mit folgender Begebenheit: Ein Zeuge Jehovas wurde verhaftet und vor Gericht gestellt. Als ihm Gelegenheit gegeben wurde, sich zu äußern, wollte er als Zeugnis seine Glaubensansichten als Christ darlegen. Bei der Betrachtung dieses Berichts wird uns auffallen, daß er in seiner Aussage „über Gerechtigkeit und Selbstbeherrschung und das kommende Gericht“ sprach. Diese Erfahrung machte der Apostel Paulus in Cäsarea. Es hatte schon zuvor ein Verhör stattgefunden. „Einige Tage später erschien Felix mit seiner Frau Drusilla, die eine Jüdin war, und er ließ Paulus holen und hörte ihn über den Glauben an Christus Jesus an“ (Apostelgeschichte 24:24). Gemäß geschichtlichen Aufzeichnungen war Felix ein Mann, der „in jeglicher Form von Grausamkeit und Willkür das Recht eines Königs in dem Geiste eines Sklaven ausübte“. Er war schon zweimal verheiratet gewesen, als er Drusilla dazu brachte, sich (unter Verletzung des Gesetzes Gottes) von ihrem Mann scheiden zu lassen und seine dritte Frau zu werden. Vielleicht war sie es, die etwas über die neue Religion, das Christentum, hören wollte.

3 Daraufhin redete Paulus „über Gerechtigkeit und Selbstbeherrschung und das kommende Gericht“ (Apostelgeschichte 24:25). Der Gegensatz zwischen Gottes Maßstäben der Gerechtigkeit und der Grausamkeit und Ungerechtigkeit, die für Felix und Drusilla charakteristisch waren, dürfte dadurch deutlich hervorgetreten sein. Paulus mag gehofft haben, Felix dazu zu bringen, in seinem Fall Gerechtigkeit zu üben. Aber warum kam er dann auf „Selbstbeherrschung und das kommende Gericht“ zu sprechen? Das unmoralische Ehepaar hatte gefragt, was der ‘Glaube an Jesus Christus’ alles einschließe. Daher mußte es erfahren, daß sich ein Nachfolger Jesu — der Bedeutung von Selbstbeherrschung entsprechend — in seinen Gedanken, Äußerungen und Handlungen im Zaum halten muß. Alle Menschen sind Gott für ihre Gedanken, Worte und Taten verantwortlich. Weit wichtiger als das Urteil, das Felix im Fall des Paulus fällen mochte, war daher das Urteil, das der Statthalter und seine Frau von Gott zu erwarten hatten (Apostelgeschichte 17:30, 31; Römer 14:10-12). Verständlicherweise „geriet Felix in Furcht“, als er die Botschaft des Paulus vernahm.

Unerläßlich, aber keineswegs leicht

4. Warum ist die Selbstbeherrschung ein wichtiger Bestandteil des wahren christlichen Glaubens?

4 Der Apostel Paulus betrachtete die Selbstbeherrschung als einen wichtigen Bestandteil des Christentums. Diese Auffassung wurde vom Apostel Petrus, einem engen Gefährten Jesu, bestätigt. Als er an diejenigen schrieb, die „Teilhaber an der göttlichen Natur“ werden sollten, forderte er sie auf, bestimmte notwendige Eigenschaften hervorzubringen, wie zum Beispiel Glauben, Liebe und Selbstbeherrschung. Die Selbstbeherrschung war somit in folgender Zusicherung eingeschlossen: „Wenn diese Dinge in euch vorhanden sind und überströmen, so werden sie euch daran hindern, entweder untätig oder ohne Frucht zu sein hinsichtlich der genauen Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus“ (2. Petrus 1:1, 4-8).

5. Warum sollten wir der Selbstbeherrschung große Bedeutung beimessen?

5 Doch wie jeder weiß, ist es leichter gesagt als getan, im täglichen Leben Selbstbeherrschung zu üben. Das liegt unter anderem daran, daß die Selbstbeherrschung relativ selten ist. Paulus beschrieb gemäß 2. Timotheus 3:1-5 die Einstellung, die in unserer Zeit, in den „letzten Tagen“, vorherrschen sollte. In seiner Aufzählung der für diese Zeit charakteristischen Wesenszüge führte er an, daß viele „ohne Selbstbeherrschung“ sein würden. Daß das stimmt, können wir sicher alle in der Welt um uns herum beobachten.

6. Wie offenbart sich in der heutigen Welt der Mangel an Selbstbeherrschung?

6 Viele Menschen meinen, es sei im Grunde gut für die Gesundheit, „sich gehenzulassen“ oder „Dampf abzulassen“. Ihre Ansicht wird von prominenten Vorbildern bestärkt, die offenbar in keinerlei Hinsicht Selbstbeherrschung üben, sondern einfach ihren Regungen folgen. Ein Beispiel: Viele Fans des Profisports haben sich an wilde Gefühlsausbrüche, ja sogar an gewalttätige Zornausbrüche gewöhnt. Sind nicht auch uns — zumindest aus der Presse — Fälle bekannt, bei denen es in Verbindung mit Sportereignissen zu brutalen Schlägereien oder Pöbelaktionen gekommen ist? Der Gedanke, mit dem wir uns beschäftigen möchten, erfordert allerdings nicht, daß wir uns lang und breit mit Beispielen für den Mangel an Selbstbeherrschung beschäftigen. Wir könnten viele Gebiete anführen, auf denen wir Selbstbeherrschung üben müssen — beim Essen und Trinken, in unserem Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht oder in Verbindung damit, wieviel Zeit und Geld wir für Hobbys aufwenden. Aber statt mehrere solcher Bereiche anzuschneiden, wollen wir uns einem äußerst wichtigen Gebiet zuwenden, auf dem wir Selbstbeherrschung beweisen müssen.

Selbstbeherrschung und unsere Gefühle

7. Welches Gebiet der Selbstbeherrschung verdient besondere Aufmerksamkeit?

7 Viele von uns können recht erfolgreich ihr Handeln steuern oder diesem Grenzen setzen. Wir stehlen nicht, handeln nicht unmoralisch und begehen keinen Mord; wir wissen, was Gottes Gesetz über solche Missetaten sagt. Wie erfolgreich sind wir jedoch darin, unsere Gefühle zu beherrschen? Wer es versäumt, sich in bezug auf seine Gefühle Selbstbeherrschung aufzuerlegen, verliert im Laufe der Zeit auch oft die Selbstbeherrschung in Verbindung mit seinem Handeln. Daher wollen wir uns jetzt auf unsere Gefühlsregungen konzentrieren.

8. Was erwartet Jehova von uns in bezug auf unsere Gefühlsregungen?

8 Jehova Gott erwartet keineswegs von uns, daß wir Robotern gleich weder Gefühlsregungen haben noch sie zeigen. Jesus „seufzte ... im Geist und wurde beunruhigt“, als er beim Grab des Lazarus stand. Auch „brach [Jesus] in Tränen aus“ (Johannes 11:32-38). Eine ganz andere Gefühlsregung offenbarte er, als er die Geldwechsler aus dem Tempel trieb, wobei er sich bei allem, was er tat, vollkommen in der Gewalt hatte (Matthäus 21:12, 13; Johannes 2:14-17). Seine loyalen Jünger zeigten ebenfalls tiefempfundene Gefühlsregungen (Lukas 10:17; 24:41; Johannes 16:20-22; Apostelgeschichte 11:23; 12:12-14; 20:36-38; 3. Johannes 4). Sie erkannten jedoch, daß Selbstbeherrschung erforderlich war, um sich nicht durch Gefühle zum Sündigen verleiten zu lassen. Das geht recht deutlich aus Epheser 4:26 hervor: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen.“

9. Warum ist es so wichtig, daß wir unsere Gefühle beherrschen?

9 Die Gefahr besteht allerdings, daß es einem Christen, der scheinbar Selbstbeherrschung übt, in Wirklichkeit gar nicht gelingt, seine Gefühle im Zaum zu halten. Denken wir daran, welche Reaktion dadurch ausgelöst wurde, daß Gott Abels Schlachtopfer annahm: „Kain entbrannte in großem Zorn, und sein Angesicht begann sich zu senken. Hierauf sprach Jehova zu Kain: ‚Warum bist du in Zorn entbrannt, und warum hat sich dein Angesicht gesenkt? Wird es nicht Erhebung geben, wenn du darangehst, gut zu handeln? Wenn du aber nicht darangehst, gut zu handeln, so kauert die Sünde am Eingang, und nach dir steht ihr tiefes Verlangen‘“ (1. Mose 4:5-7). Kain hatte seine Gefühlsregungen nicht in der Gewalt, und die Folge war, daß er Abel ermordete. Unbeherrschte Gefühle zogen eine unbeherrschte Handlung nach sich.

10. Was lehrt uns das Beispiel Hamans?

10 Oder nehmen wir ein Beispiel aus den Tagen Mordechais und Esthers. Ein Beamter namens Haman ärgerte sich darüber, daß sich Mordechai nicht vor ihm verbeugte. Später glaubte Haman irrtümlich, ihm selbst würde eine Ehrung zuteil werden. „Demzufolge ging Haman an diesem Tag hinaus, freudig und frohen Herzens; doch sobald Haman Mordechai im Tor des Königs sah und bemerkte, daß er sich nicht erhob und seinetwegen nicht erbebte, wurde Haman sogleich von Wut gegen Mordechai erfüllt. Indes beherrschte sich Haman und kam in sein Haus“ (Esther 5:9, 10). Schnell regte sich in ihm das Gefühl der Freude. Doch genauso schnell stieg in ihm der Zorn auf, als er denjenigen nur sah, dem er grollte. Sollten wir Haman als Vorbild für Selbstbeherrschung betrachten, weil es in der Bibel heißt, daß ‘er sich beherrschte’? Wohl kaum. Haman beherrschte vorläufig sein Handeln und seine Gefühlsäußerungen, nicht jedoch seinen eifersüchtigen Zorn. Seine Gefühlsregungen veranlaßten ihn, ein Mordkomplott zu schmieden.

11. Welches Problem bestand in der Versammlung Philippi, und wie könnte es dazu gekommen sein?

11 Eine ungenügende Beherrschung der Gefühle kann auch heute bewirken, daß sich Christen sehr verletzt fühlen. „Damit wird es doch in der Versammlung keine Probleme geben“, mögen einige denken. Aber das ist durchaus schon der Fall gewesen. Zwei gesalbte Christinnen in Philippi hatten eine ernste Meinungsverschiedenheit, auf die in der Bibel nicht näher eingegangen wird. Stellen wir uns einmal vor, folgendes wäre geschehen: Euodia lud einige Brüder und Schwestern zum Essen oder zu einem gemütlichen Beisammensein ein. Syntyche war nicht eingeladen worden, und sie fühlte sich verletzt. Vielleicht lud sie als Reaktion darauf Euodia bei einer späteren Gelegenheit auch nicht ein. Dann begannen beide, bei der anderen nur noch die Fehler zu sehen; nach einiger Zeit sprachen sie kaum noch miteinander. Wäre in diesem Fall das Hauptproblem die ausgebliebene Einladung zum Essen gewesen? Nein. Es wäre lediglich ein Funke gewesen. Doch da die beiden gesalbten Schwestern ihre Gefühle nicht beherrschten, wurde aus einem Funken ein Waldbrand. Das Problem blieb bestehen und wurde so groß, daß ein Apostel eingreifen mußte (Philipper 4:2, 3).

Deine Gefühlsregungen und deine Brüder

12. Warum gibt Gott uns den Rat, der in Prediger 7:9 zu finden ist?

12 Es ist zugegebenermaßen nicht leicht, seine Gefühle zu beherrschen, wenn man sich beleidigt, verletzt oder voreingenommen behandelt fühlt. Jehova weiß das, denn er hat die menschlichen Beziehungen von Anfang an beobachtet. Gott gibt den Rat: „Sei nicht eilig in deinem Geist, gekränkt zu werden, denn sich gekränkt zu fühlen ruht im Busen der Unvernünftigen“ (Prediger 7:9). Beachte, daß Gott die Aufmerksamkeit zuerst auf die Gefühlsregungen lenkt und danach auf die Handlungen (Sprüche 14:17; 16:32; Jakobus 1:19). Frage dich: „Müßte ich der Beherrschung meiner Gefühle mehr Aufmerksamkeit schenken?“

13, 14. (a) Wozu führt es in der Welt oft, wenn Gefühle nicht beherrscht werden? (b) Was könnte einen Christen veranlassen, Groll zu hegen?

13 Viele Menschen in der Welt, die ihre Gefühle nicht beherrschen, beginnen Rachefeldzüge — erbitterte, sogar gewalttätige Fehden wegen eines tatsächlichen oder eines eingebildeten Fehlverhaltens ihnen oder einem Verwandten gegenüber. Wenn Gefühlsregungen erst einmal außer Kontrolle geraten, kann ihr schädlicher Einfluß noch lange Zeit zu spüren sein. (Vergleiche 1. Mose 34:1-7, 25-27; 49:5-7; 2. Samuel 2:17-23; 3:23-30; Sprüche 26:24-26.) Gewiß sollten Christen ungeachtet ihrer nationalen oder kulturellen Herkunft bittere Feindschaften und Groll als etwas Verkehrtes und Schlechtes betrachten, als etwas, wovor man sich hüten muß (3. Mose 19:17). Schließt für dich die Selbstbeherrschung auf dem Gebiet der Gefühlsregungen ein, keinen Groll zu hegen?

14 Wie im Fall von Euodia und Syntyche kann es auch heute zu Problemen führen, wenn man es versäumt, seine Gefühle zu beherrschen. Eine Schwester könnte sich verletzt fühlen, weil sie nicht zu einer Hochzeit eingeladen wurde. Vielleicht hatte auch nur ihr Kind oder ihr Cousin keine Einladung erhalten. Oder ein Bruder hat von einem Mitchristen einen Gebrauchtwagen gekauft, der schon nach kurzer Zeit defekt war. Ungeachtet der Ursache sind Gefühle verletzt worden, man beherrscht seine Gefühle nicht mehr, und die Betroffenen sind aufgebracht. Und dann?

15. (a) Welche traurigen Folgen kann es haben, wenn Christen einander grollen? (b) Welcher biblische Rat ist zu beherzigen, wenn die Neigung besteht, Groll zu hegen?

15 Wer aufgebracht ist, sich aber nicht bemüht, seine Gefühlsregungen wieder unter Kontrolle zu bringen und mit seinem Bruder Frieden zu schließen, könnte beginnen, Groll gegen ihn zu hegen. Es hat Fälle gegeben, in denen ein Zeuge Jehovas darum gebeten hat, einem bestimmten Versammlungsbuchstudium nicht zugeteilt zu werden, weil er einen Christen oder eine Familie, die das betreffende Studium besuchte, „nicht mochte“. Wie traurig! Gemäß der Bibel wäre es für Christen eine Niederlage, wenn sie einander vor weltliche Gerichte bringen würden; doch wäre es nicht genauso eine Niederlage, wenn wir einen Bruder meiden würden, weil er uns oder einen unserer Angehörigen irgendwann einmal verletzt hat? Offenbaren unsere Gefühlsregungen, daß wir verwandtschaftliche Bande über den Frieden mit unseren Brüdern und Schwestern stellen? Sagen wir, daß wir bereit wären, für unsere Schwester zu sterben, lassen uns heute aber durch unsere Gefühle dazu bringen, kaum ein Wort mit ihr zu sprechen? (Vergleiche Johannes 15:13.) Gottes unmißverständlicher Rat lautet: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. ... Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt dem Zorn Raum“ (Römer 12:17-19; 1. Korinther 6:7).

16. Welches gute Beispiel gab Abraham in bezug darauf, Gefühle zu beherrschen?

16 Durch das Bemühen, unsere Gefühle zu beherrschen, kann der Frieden wiederhergestellt oder die Ursache der Klage beseitigt werden, damit keine Feindschaften fortbestehen. Erinnern wir uns an jene Begebenheit, als das Land die großen Herden Abrahams und Lots nicht mehr ernähren konnte und ihre Lohnarbeiter sich deswegen zu zanken begannen. Ließ sich Abraham von seinen Gefühlen beherrschen? Oder übte er Selbstbeherrschung? Lobenswerterweise schlug er eine friedliche Lösung für diese wirtschaftliche Konfliktsituation vor; jeder sollte sein eigenes Gebiet haben. Und er ließ Lot die Wahl. Daß Abraham weder Bitterkeit noch Groll hegte, bewies er dadurch, daß er später zur Rettung Lots sogar einen Kriegszug unternahm (1. Mose 13:5-12; 14:13-16).

17. Was versäumten Paulus und Barnabas bei einer Gelegenheit, aber was war später der Fall?

17 Auch ein Vorfall, in den Paulus und Barnabas verwickelt waren, lehrt uns etwas über die Selbstbeherrschung. Die langjährigen Gefährten waren sich uneins darüber, ob sie Markus auf eine Reise mitnehmen sollten. Deshalb „gab es einen heftigen Zornausbruch, so daß sie sich voneinander trennten; und Barnabas nahm Markus mit und segelte nach Zypern weg“ (Apostelgeschichte 15:39). Daß diese reifen Männer bei jener Gelegenheit versäumten, ihre Gefühle zu beherrschen, sollte uns eine Warnung sein. Wenn so etwas ihnen passieren konnte, kann es auch uns passieren. Sie ließen jedoch nicht zu, daß es zu einem dauernden Bruch kam oder daß sich daraus eine Fehde entwickelte. Wie der Bericht zeigt, brachten die beiden ihre Gefühlsregungen wieder unter Kontrolle, und sie arbeiteten später in Frieden zusammen (Kolosser 4:10; 2. Timotheus 4:11).

18. Was kann ein reifer Christ tun, wenn Gefühle verletzt wurden?

18 Wir müssen damit rechnen, daß es unter Gottes Volk verletzte Gefühle, ja sogar Groll geben kann. Das kam in alter Zeit unter den Hebräern vor wie auch in den Tagen der Apostel. Und so etwas passiert auch unter den Dienern Jehovas der Gegenwart, weil wir alle unvollkommen sind (Jakobus 3:2). Jesus forderte seine Nachfolger auf, solche Probleme untereinander schnell zu lösen (Matthäus 5:23-25). Doch es ist weit besser, sie von vornherein zu vermeiden, indem wir uns darin verbessern, Selbstbeherrschung zu üben. Warum nicht einfach die Gefühle beherrschen und den Vorfall vergessen, wenn wir uns durch eine relativ geringfügige Sache, die unser Bruder oder unsere Schwester gesagt oder getan hat, verletzt beziehungsweise angegriffen fühlen? Ist es wirklich notwendig, den anderen zur Rede zu stellen, als wäre man erst zufrieden, wenn der Betreffende sein Unrecht eingesteht? Wie gut können wir unsere Gefühle beherrschen?

Es ist möglich!

19. Warum ist es angebracht, daß sich diese Abhandlung auf die Beherrschung unserer Gefühle konzentriert hat?

19 Wir haben uns hauptsächlich mit einem Aspekt der Selbstbeherrschung beschäftigt, nämlich mit der Beherrschung unserer Gefühle. Und das ist wirklich ein wichtiges Gebiet, denn würden wir unsere Gefühlsregungen nicht im Zaum halten, könnte das dazu führen, daß wir auch unsere Zunge, unseren Geschlechtstrieb, unsere Eßgewohnheiten und noch viele andere Dinge in unserem Leben, die Selbstbeherrschung erfordern, nicht mehr unter Kontrolle hätten (1. Korinther 7:8, 9; Jakobus 3:5-10). Fasse jedoch Mut, denn du kannst dich darin verbessern, Selbstbeherrschung zu üben.

20. Warum können wir sicher sein, daß eine Verbesserung möglich ist?

20 Jehova möchte uns helfen. Warum können wir uns dessen so gewiß sein? Nun, die Selbstbeherrschung ist eine Frucht seines Geistes (Galater 5:22, 23). Somit können wir erwarten, in gleichem Maße in unserer Selbstbeherrschung gestärkt zu werden, wie wir die Voraussetzungen dafür schaffen, daß uns Jehova heiligen Geist geben kann. Vergessen wir nie die Zusicherung Jesu: „Der Vater im Himmel [wird] denen heiligen Geist geben, die ihn bitten“ (Lukas 11:13; 1. Johannes 5:14, 15).

21. Was hast du dir in bezug auf die Selbstbeherrschung und deine Gefühlsregungen vorgenommen?

21 Wir dürfen jedoch nicht glauben, daß das leicht ist. Und es mag für manch einen, der unter Menschen aufgewachsen ist, die ihren Gefühlen freien Lauf ließen, für jemand mit einem reizbaren Temperament oder für Personen, die nie versucht haben, Selbstbeherrschung zu üben, sogar noch schwieriger sein. Für solche Christen kann es eine echte Herausforderung sein, Selbstbeherrschung zu haben und daran überzuströmen. Aber es ist möglich (1. Korinther 9:24-27). Je näher wir dem Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge kommen, desto größer werden der Druck und die Belastungen werden. Wir benötigen nicht weniger Selbstbeherrschung, sondern mehr — viel mehr. Überprüfe dich hinsichtlich deiner Selbstbeherrschung. Falls du feststellst, daß du dich auf gewissen Gebieten verbessern mußt, arbeite daran (Psalm 139:23, 24). Bitte Gott, dir mehr von seinem Geist zu geben. Er wird dich erhören und dir helfen, Selbstbeherrschung zu haben und daran überzuströmen (2. Petrus 1:5-8).

Punkte zum Nachdenken

◻ Warum ist es so wichtig, seine Gefühlsregungen zu beherrschen?

◻ Was haben uns die Beispiele gelehrt, die Haman sowie Euodia und Syntyche gaben?

◻ Was zu tun werden wir aufrichtig versuchen, wenn wir Ursache hätten, gekränkt zu sein?

◻ Wie kann uns die Selbstbeherrschung helfen, keinen Groll zu hegen?

[Bild auf Seite 18]

Als Paulus vor Felix und Drusilla stand, sprach er über Gerechtigkeit und Selbstbeherrschung

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